Soziale Theorien
Universität Innsbruck, Prof. Staubmann
Universität Innsbruck, Prof. Staubmann
Kartei Details
Karten | 89 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Soziales |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 25.09.2014 / 16.12.2014 |
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Fromale Soziologie nach Georg Simmel -> allgemein
- formale Soziologie geht von der Analyse der sozialen Beziehungen - den Wechselwirkungen der Individuen unteraindner aus -> die Beziehungsformen der Individuen konstituieren erst "Gesellschaft" durch den Prozess der Vergesellschaftung
- Untersuchungsgegenstand: die abstrakt-generellen Beziehungsformen der Individuen untereinander -> das Verhalten der Individuen wird durch konkret-individuelle Bedürfnisse geprägt, welche unabhängig von historischen oder sonstigen Spezifitäten (z.B. Klasse, Schicht usw.) gedacht werden
- Beziehungsformen sind: Über- und Unterordnung, Konkurrenz, Arbeitsteilung, Streit, Freundschaft
- im Streit/Konflikt sieht Simmel eine Form der Vergesellschaftung, in der sich die Individuen ihrer Gemeinsamkeiten klar werden
- nach Auseinandersetzung mit Immanuel Kant beschrieb Simmel soziologische "Formen" als "rein" (=ohne empirische Beimischung) und a priori gegeben -> sie werden nicht durch Abstraktion oder Verallgemeinerung konstituiert
- erst in der Spezifierung der Begriffe gewinnen diese reinen Formen empirische Relevanz -> am Bsp. der Vergesellschaft wird dies verdeutlicht: "Inhalt" bekommt der Begriff erst durch das, was in den Individuen als Trieb, Interesse, Neigung konkret-historisch vorhanden ist und Wirkung auf andere Individuen entfaltet
- Simmel stellt nicht das Individuum in den Mittelpunkt, sondern die Beziehungen oder Wechselwirkungen der Individuen und gewinnt so das "Soziale" und als Ergebnis die Gesellscahft
- er sieht die formale Beziehung "Streit/Kampf" durchaus positiv im Rahmen der Vergesellschaftung -> in der Darstellung und Gewichtung des Streits sieht er die Dynamik gesellschaftlicher Strukturen
formale Soziologie nach Simmel -> Begriff des Formalen
- Form als Gegenbegriff zu Substanz
- für Weber/Durkheim heißt "sozial" Sinn bzw. "Norm", was beides der Substanz entspricht
- Substanz in der Wissenschaftstheorie: Wissenschaften beziehen sich auf einen bestimmten Gegenstand -> gibt es neue Substanzen, gibt es neue Wissenschaften
- Problem des Substanzbegriffs: es entstehen im Alltag Widersprüche, weil eine Substanz von verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann
- Bsp.: ein Betrieb: ein ökonomisches Phänomen, aber auch ein soziales, politisches)
- Wissenschaften werden also eigentlich nicht vom Gegenstand (von der Substanz), sondern von der Perspektive (von der Form) definiert
- Problem des Substanzbegriffs: es entstehen im Alltag Widersprüche, weil eine Substanz von verschiedenen Perspektiven betrachtet werden kann
formale Soziologie nach Simmel -> der Formbegriff
Basis des Formbegriffs ist stets die Leitdifferenz "Form-Inhalt" -> Ausgangspunkt war die Kant'sche Epistemologie (Erkenntnislehre) - eine Philosophie, die den Funktionsbegriff überwindet
diese Theorie überträgt Simmel auf
- Kulturtheorie/Geschichtstheorie
- will man sich mit der Geschichte als Gesamtheit befassen, stößt man gleich auf ein Problem -> die Geschichte an sich ist unendlich
- Geschichtswissenschaft muss apriorische Kategorien haben, um erlebtes Geschehen einzuteilen
- Psychologie
- die Psyche wird oft und gern als Substanz gesehen -> Freudsches Persönlichkeitsmodell - Widersprüche zwischen ES-Ich-Über-Ich
- Über-Ich: Evaluativ (wertend): Moral
- Ich: kognitiv (erkenntnismäßig): Realitätsprinzip
- Es: Trieb, sinnliche Impulse
- die einen sehen die Sinnlichkeit als das EGO (das eigentliche Ich) -> die anderen sehen die Rationalität und die Normen als EGO (= homo oeconomicus)
- Simmel sieht die Identität / das "Ich" als formale, funktionelle Einheit -> "Ich" als Ganzes -> alles, was man tut, gehört zum "Ich"
- die Psyche wird oft und gern als Substanz gesehen -> Freudsches Persönlichkeitsmodell - Widersprüche zwischen ES-Ich-Über-Ich
- Soziologie
- sozial = die Wechselwirkung, das interaktive Moment zwischen Menschen
- die Inhalte (Arbeit, Religion, Kunst usw.) sind nicht an sich sozial, so wie auch die Ästhetik nich ein rein psychologisches Phänomen ist
- Ästhetik ist auch eine ethische Frage -> ästhetische Inhalte können auch zur Wechselwirkung motivieren
formale Soziologie nach Simmel -> Sinnlichkeit
- es bedarf sinnlicher Daten (Sinnkontakt mit der Welt: sehen, riechen, schmecken,...)
- Sinndaten sind amorph (= formlos, gestaltlos)
- um ihnen Gestalt zu geben braucht es eine Formung
- es braucht Verstandeskategorien zur Formung der Sinndaten: Kategorisierung -> in Begriffe fassen
- die Erkenntnis ist ein Produkt der Formung von rohen Sinnesdaten in Begriffe
- Erkenntnistheoretisch: sinnliches Material - Verstandeskategorien
- Geschichte: erlebtes Geschehen - apriorische Kategorie
- Kant: Natur = geformtes Sinnematerial
- Simmel wendet diesen Ansatz auf die Geschichte an
- Geschichte besteht aus Sozial-, Natur-, Kulturgeschichte, usw.
- Analyse der menschlchen Existenz
- Sinnlichkeit
- die Sinnlichkeit als Reiz des Äußeren -> Sinnlichkeit als Zentrum des Ich
- die Sinnlichkeit als EGO -> Rationalität und Normen -> Sinnlichkeit als Peripherie des Ich
- "Als ob je ein Gegenstand uns verführte und nicht ausschließlich der aus unserm Innern hervorbrechende, in diesem Augenblick das Ich darstellende eigener Trieb
formale Soziologie nach Simmel -> sozial
sozial = Wechselwirkung
- Inhalte der Wechselwirkung: Arbeit, Erotik, Religiosität, Kunst etc. -> als solche nicht sozial
- Formen der Wechselwirkung: Über-/Unterordnung, Streit, Kooperation, Konkurrenz, Geselligkeit
- "die soziale Frage ist nicht nur eine ethische, sondern auch eine Nasenfrage - eine ästhetische"
Mode = sozial
- Soziologie der Mode: alle wollen besonders erscheinen
- Problem: Bedürfnis nach Imitation/Anlehnung
- ist jemand modisch: Verhalten der Lemminge
- Mode ist etwas für besonders schwache Menschen -> Hervortun durch Imitation und "pseudoindividualistisches" Verhalten
- Distinktion: man möchte sich abgrenzen
- Anpassung: man möchte dazugehören
- sobald jemand modisch ist, ist der Inhalt völlig egal
- Mode = "für andere" -> man kleidet sich ausschließlich für andere modisch
- Mode wird immitiert: z.B. die Delle im Hut von Jackie Kennedy wird immitiert und zur Mode
- Soziologie des Schmuckes
- egoistischer Impuls: man möchte Überlegenheit ausdrücken
- altruistischer Impuls: man möchte jemandem gefallen und sich unterordnen
- Macht/Überlegenheit durch Gefallen und nicht durch äußerlichen Zwang
formale Soziologie nach Simmel -> Kultur !!!
was bedeutet "Kultur"
- Kulturbegriffe gehen zurück auf 2 Stränge
- Weber: Kultur = Sinnstruktur
- Durkheim: Kulturelles = Normen und Werte der Gesellschaft
- Kultur = Form und Gebilde, in dem der Mensch sein leben lebt
- Kultur stellt Handlungsformen dar / Form der Handlung
- Kultur ist ein Gebilde (Form), die der Mensch entwickelt, um das Leben zu gestalten
- z.B. Essen: es braucht eine Form des Essens (Hände, Stäbchen, Besteck) -> regionale Esskulturen
- in diesen Formen verwirklicht sich der Mensch - befriedigt Triebe
- z.B. die Unternehmenskultur ist ein System von Verhaltensnormen, Werten und Grundannahmen, das als solches die Grundlagen für eine individuelle Orientierung und Bewertung von Handlungen in einem Unternehmen liefert
- z.B. Kultur des Ötzi: seine Normen und Werte? Waffen-, Ess-, Kleidungskultur...
- Kultur ist etwas, das der Mensch aus dem Inneren herausbildet
- Metapher der Kulturpflanze: Entfaltung von Keimkräften
- natürliche Urform der Pflanze: Pflanze hat natürliche Entfaltungspotentiale
- durch Kultuivierung: drängt bestimmte Anlagen zurück
- in Kulturpflanze ist Anlage der Naturpflanze
formale Soziologie nach Simmel -> Entfaltung
Werde der Du bist! -> Potentialität der Entfaltung
- Kultur = wenn Anlagen zur Entfaltung gebracht werden
- z.B. Babys sind nicht beliebig austauschbar
- jeder Mensch hat bestimmte Potentiale
- Mensch ist nicht reines Produkt seiner Umwelt
- in jedem steckt ein "individuelles" Gesetz", nach dem sich das Leben entfaltet
- z.B. religiöse Gefühle bedarfen äußerer Kultur
- Individuum
- von der "Kreuzung sozialer Kreise" zum "indviduellen Gesetz" -> je mehr sich soziale Kreise kreuzen, desto vielschichtiger wird die Individualität
- jeder Mensch lebt im Schnittpunkt sozialer Kreise -> viele Möglichkeiten von Kreuzungen -> viele Individuen
formale Soziologie nach Simmel -> rationale Wahrnehmung
rationale Wahrnehmung / Verstehen von Menschen nach rationalen Kategorien
- Einteilung nach psycholgischen und sozialen Typen
- psychologische Kategorien / psychologische Typen -> z.B. Charaktereigenschaften
- soziologische Variablen -> soziale Typen
- direkte, unmittelbare Wahrnehmung -> Verstehen von anderen Menschen (Empathie)
- Handlung als Entfaltung eines "Keimes"
- Handlung ist nicht "Realisierung eines Plans" (wie bei Weber etwas Sinnhaftes
- Handlung entsteht aus Person heraus -> aus Entfaltung eines Handlungskeimes
- Kultur: Form der Handlung -> die Formen bekommen eine Eigenlogik -> Tragädie der Kultur
formale Soziologie nach Simmel -> Kultur - Eigenbedeutung !
Eigenbedeutung und Eigengesetzlichkeit der Kultur -> Unabhängigkeit von Schaffenden und Aufnehmenden)
- Tragödie der Kultur -> Simmel
- Unbehagen in der Kultur -> Freud
- Stahlhartes Gehäuse -> Weber
formale Soziologie nach Simmel -> Kultur - Eigenlogik !
Eigenlogik der Kultur
- Widerspruch zwischen objektiver und subjektiver Kultur
- Kultur besitzt Eigenlogik, die dem Bedürfnis entgegengesetzt ist -> dadurch ist sie gleich einer Einschränkung, einem Korsett
- Bsp. ehemals ästhetisches Ideal "barocke Schönheit"
- Konflikte in der Kultur: z.B. unterschiedliche Rolle der Frau in Europa und Maghreb-Ländern -> Einfluss der "westlichen" Tourist_innen auf die traditionelle Kultur Nordafrikas
- nicht intendierte (= beabsichtigt) Inhalte / Folgen
- Entwickler der Atomkraft dachten nicht an eine Atombombenabwurf über Hiroshima
- z.B. Pythagoras: zunächst nur bauliches Interesse -> mathematische Weiterverwendung nicht intendiert
formale Soziologie nach Simmel -> Kultur - moderne Kultur !
moderne Kultur: Leben gegen Form / Kampf gegen die Form
- z.B. formlose Beziehungen
- Patchwork-Familien, Singletrend,...
- z.B. zeitgenössische Kunst
- altes Formideal löst sich auf -> neues entsteht
- Formlosigkeit, Expressionismus -> Form an sich wird als Problem angesehen
- z.B. Religiosität
- individuelle Religionsformen
Kritik an der Kulturindustrie nach Adorno !!!
Kritik an der Kulturindustrie nach Adorno
- USA / Hollywood
- Adorno kam in die USA, wo er auch in Kontakt mit Hollywood kam
- hier wurde Kultur nur produziert, um sie zu verkaufen
- Kultur wurde produziert, weil sie verwertbar ist -> sie wurde mit einer Zahl bemessen (Verkaufszahl, Quoten, usw.)
- Kultur wurede Ware
- "Lernte" jemand Kultur, dann auch nur als verdinglichte Bildung -> für Prestige, Geld usw.
- v.a. Jazz war im Zentrum seiner Kritik
- Kulturindustrie
- Aufklärung als Massenbetrug ist ein Kapitel aus der Dialektik der Aufklärung von Max Horkheimer und Theodor w. Adorno
- Alle Kultur wird zur Ware
- Kunst definiert sich über ihren ökonomischen Wert, nicht nach ästhetischen Gesichtspunkten
Deutung sozialer / gesellschaftlicher Befunde anhand von Beispiel !!!
Deutung sozialer / gesellschaftlicher Befunde anhand von Beispiel
Georg Simmel - Rembrandt (Maler)
- bei seiner Malerei kommt die Individualität der Menschen zum Ausdruck
- bildet sich in gesamt-gesellschaftlicher Vorstellung ab
- das Leben als Beseeltheit fließt aus dem Verhältnis der Farbflecken des Bildes zueinander
- eine Anzahl nebeneinander gesetzter Farbflecken bekommen ein zentral zusammengehaltenes Leben
- wenn es so etwas wie Leben in einem Kunstwerk gibt, dann ist es primär über die Form zu gewinnen -> und das Leben der künstlerischen Form ist ein vom Leben der Wirklichkeit grundsätzliches Verschiedenes
soziales aus Sozialem erklären -> Durkheim !!!
- laut Durkheim ist ein sozialer Tatbestand jede festgelegtes Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben
- oder auch die festgelegte Art des Handeln, die im Bereich einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Äußerungen unabhängiges Eigenleben besitzt
- dies bedeutet, dass jegliche Handlung, die sich innerhalb der Gesellschaft vollzieht und vollzogen wird, einen "sozialen Tatbestand" darstellt
- die Handlung muss jedoch von "sozialem Interesse" sein
Definition der Situation !!!
- Definition = sinnhafte Festlegung von etwas
- Phänomenologische Soziologie sagt, dass der Mensch nicht von der Situation festgehalten wird, sondern eher umgekehrt.
- Der Mensch definiert seine Welt über Sinnkonstruktionen und auf deren Grundlage wirkt eine Situation auf ihn.
- Es gibt eine sogenannte Logik der Situation: Erwartungen und Bewertungen des Akteurs werden mit den Alternativen und den Bedingungen in der Situation verknüpft.
apriori der Begriffe für Empirie !
- vor einer Wahrnehmung benötigt man Begriffe -> es muss Klarheit auf Basis der Empirie herrschen
- a priori et experienca = bevor man Erfahrung macht -> man braucht Begriffe bevor man empirisch untersucht
Konstruktion der Begriffe der angewandten Forschung !
- Definition von den "Problemen"
- Bsp. Selbstmord-Studie von Durkheim
- ohne Klarheit über die Begriffe können keine gültigen Aussagen getroffen werden -> entweder gibt es zu wenige oder zu viele Phänomene, die darunter fallen
- eigentlich typisch psychologische Definition -> für Durkheim aber typisch soziologische
- Bsp. "Nachhilfe"
- selbst scheinbar "Banales" muss man genau definieren -> jeder wertet Begriffe unterschiedlich
- erstmalige Difinition = alles, was außerhalb der Schule an Hilfestellung passiert -> z.B. Großeltern helfen dem Kind -> Reduktion auf bezahlte Hilfe
Konstruktion grundlegender Begriffe der Sozialwissenschaften !
- Bsp. "Verhalten" und "Handeln"
- im Alltag ähnlich -> in Soziologie signifikant verschieden
- Verhalten = was jemand unmittelbar macht -> äußerlich beschreibbar
- Handeln = was jemand mit Absicht macht -> Sinn dahinter
- diese Begriffe sind vor allem Theoriearbeit
- Verhaltenstheorie = Behaviorismus -> Gegenspieler = Theorie des Handelns
- im Alltag ähnlich -> in Soziologie signifikant verschieden
- Begriff "sozial"
- zentraler Begriff der Sozialwissenschaften mit zahlreichen Ansätzen -> es bleibt den theoretischen Überlegungen überlassen, wie definiert wird -> je nach Ansatz haben sich verschiedene Schulen entwickelt
- viele verschiedene Bedeutungen -> je nachdem wie man Begriffe auffasst, bilden sich Paradigmen
- zentraler Begriff der Sozialwissenschaften mit zahlreichen Ansätzen -> es bleibt den theoretischen Überlegungen überlassen, wie definiert wird -> je nach Ansatz haben sich verschiedene Schulen entwickelt
Paradigma
- Thomas Kuhn prägt Begriff: The Strucutre of Scientific Revolutions
- sind Paradigmen konstruiert/willkürlich? -> es gibt keinen empirischen Beweis für die Deutung von Begriffen
- Erkenntnisse sind nach gewissen Grundannahmen strukturiert -> Wissenschaft läuft immer in Revolutionen ab - sie ist das Auflösen von Strukturen
- Bsp. Ablöse geozentrisches Weltbild durch heliozentrisches
Deutung sozialer / gesellschaftlicher Befunde !!!
- ...führt in die soziale Wirklichkeit hinein
- z.B. Sozialphilosophie, Kritische Theorie
- Bsp. Georg Simmel
- in der Malerei Rembrandts kommt das Individuum zur Geltung -> nicht wie in der Renaissance üblich, die gesellschaftliche Funktion
- gesamtgesellschaftlicher Trend, dass das Individuum wichtiger wird -> dies kommt in seinen Werken zum Ausdruck
spezielle und angewandte Soziologien
- Lazarsfeld -> two-step flow of communication
- z.B. keine direkte Wirkung der Medien auf Rezipient -> Wirkung wird gedämpft durch zwischengeschaltete Stufe der Meinungsführer (opinion leader) und durch selektive Zuwendung zu Medieninhalten
- Werbung wirkt über eine Zweistufigkeit auf Mensch -> geht über mehrere Träger, ehe es zum Empfänger kommt
- 1. Schritt: Info von Massenmedien an Meinungsführer
- 2. Schritt: direkte Kommunikation von Meinungsführer an Rezipient
- Axelrod -> Entstehung von Kommunikation
- warum / wann koopierieren Menschen -> 2 Schulen
- bei Hintergrund mit Gewalt (Staat)
- funktioniert nur mit Normen
- "tit for tat" = wie du mir, so ich dir -> sichert langfristigen Erfolg
- in globalen arbeitsteiligen Wirtschaftsweisen besteht innerer Zwang zur Kooperation -> ist nützlicher als blinder Wettbewerb
- warum / wann koopierieren Menschen -> 2 Schulen
praktische Ziele soziologischer Theoriearbeit !!!
- Erarbeitung der theoretisch-konzeptuellen Voraussetzunge des angewandt-empirischen Forschens als einer Säule der Soziologie -> neben Methodik und Material- bzw. Sachkenntnis
- 3 Säulen der Soziologie
- Empirische Methoden
- Theoriearbeit -> Begriffe werden benötigt
- Materialkenntnis -> Themengebiet wählen, in dem man sich auskennt
- Theorie- in Analogie zur Methodenberatung
allgemeine Ziele soziologischer Theoriearbeit !!!
Erweiterung der Fähigkeit zur Beobachtung der sozialen Welt
Namensgebung
- Auguste Comte
- gr. logo = Lehre -> lat. sozios = (Weg-) Gefährte (ist mit etwas Sozialem verbunden)
- Comte war bemüht, wissenschaftliches Verständnis der Naturwissenschaften (waren erfolgreich -> Dampfmaschinen, Technik, Medizin) auf die Sozialwissenschaft zu übertragen -> Wissenschaftsverständnis auf Frage der Gesellschaft und Kultur übertragen
- "soziale Physik": Ideale aus der Physik auf das Soziale übertragen -> nicht verwendbar, weil Methoden etc. anders waren als in Physik -> der Gegenstandsbereich hat nichts mit Physik zu tun
- Überwindung individualistischer Erklärungen -> Soziales wird Individuen angerechnet
- soziale Wechselwirkung: Dinge werden aus Wechselwirkung heraus erklärt
- "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile": Aristoteles
- aus Wechselwirkungen zwischen Individuen wird eine neue Qualität hergestellt = Emergenz
Was ist sozial !!!
- Homo Oeconomicus: Aufsummierung psychischer individueller Verhaltensweisen
- Weber: sinnhaft konstruierte Welt
- Durkheim: das Soziale ist identisch mit dem Normativem
- Simmel: sozial ist Wechselwirkung zwischen Menschen
was ist sozial -> homo oeconomicus = Aufsummierung psychischer individueller Verhaltensweisen !!!
- = Modell des ökonomisch handelnden Menschen (auf Nutzenmaximierung abzielend) -> Behaviorismus
- Rational Choice Theory
- zentrale Annahme: rationale Verfolgung des Eigentineresses als Grundmotiv des Handelns
- Rationalitätshypothese der rational choice theory
- bei verschiedenen Handlungsalternativen wählt Mensch jene mit dem größten Nutzen
- daraus resultiert das, was wir als "Soziales" bezeichnen
- Bsp. Ökonomie: je höher der Preis, desto niedriger die Nachfrage
- methodologischer Individualismus/Reduktionismus vs. Holismus
- soziale Gesetze werden auf psychologische reduziert -> Beschreibung und Erklärung sozialer Vorgänge vom Händeln der einzelnen daran beteiligten Personen
- Individuum ist hoch komplexes Gebilde: lat. das Unteilbare -> Unteilbarkeit gilt nur für Lebenswelt des Menschen -> er selbst (die Materie) ist teilbar/auflösbar
was ist soziale -> Weber / sinnhaft konstruiert Welt !!!
- Handlungen werden von Individuen gesetzt und sind an den Sinn gekoppelt -> Soziologie ist eine Wissenschaft des Handelns, die das menschliche Handeln aus einem Sinn heraus erklärt -> nicht eine Wissenschaft des Verhaltens
- protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
- war entwickelte sich in manchen Ländern der Kapitalismus und in anderen (China) nicht -> Entwicklung in Ländern, in denen religiöse Rationalität Fuß gefasst hat
- empirische Ausgangslage: Kapitalismus entwickelte sich eher in protestantischen Ländern
- Calvins "Prädestinationslehre" und die Wirtschaftsehtik des Kapitalismus
- Gott hat für alle vorherbestimmt, ob der einzelne Mensch auf dem Weg zur ewigen Seligkeit oder Verdammnist ist
- Beruf vs. Berufung
- "Beruf" kommt ursprünglich aus dem religiösen "Berufung" und wurde säkularisiert
was ist sozial -> Weber / sinnhaft konstruierte Welt 2 !!!
- moderne Gesellschaft ist bestimmt durch die Semantik der Rationalität
- Entzauberung der Welt: früher Glaube an Welt, die über das natürliche hinausgeht
- durch Aufklärung / Säkularisierung der Gesellschaft kommt es zu einer Entzauberung der Welt
- Stahlhartes Gehäuse
- mit Hilfe der Rationalität viele Probleme gelöst, aber viele neue Probleme geschaffen -> wir sind in dieser Rationalität verfangen
- modern times / Charlie Chaplin: Mensch ist Anhängsel der Maschinerie
- transzendente Obdachlosigkeit
- nach dem Einsturz des ungeheuren Sinngebäudes bleibt das Subjekt verlassen in dem Trümmerfeld der wesenlos gewordenen Realität zurück
- Ritzer: The McDonaldization of Society
- globale Durchsetzung der Weberschen Moderne spiegle sich in diesem Unternehmen wider
- Neuentwicklung des Rationalisierungsbegriffs -> Veränderung von traditionellen hin zu rationalen Gedankenmodellen in Richtung eines zunehmend wissenschaftlich strukturierten und fundierten Managements
- vorhersehbar, effizient, berechenbar, kontrollierbar
was ist sozial -> Durkheim / identisch mit dem Normativen !!!
- methodologische Grundlage: soziale Fakten sind "sui generis" (=eigener Art) -> gibt es nur im Sozialen
- Tendenz zum Positivismus -> man kann soziale Tatsachen wahrnehmen
- soziale Tatsachen
- Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben
- homo sociologicus: Mensch in seinem Dasein als gesellschaftliches Wesen analysieren
- soziale Tatsachen seien Normen -> sozial entspreche daher normativ
- die soziale Realität steht dem Individuum gegenüber
- Beziehung zu Freud: Triebe/Instinkte werden geordnet durch Kultur -> Über-Ich - Kultur wird verinnerlicht
- Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den Einzelnen einen äußeren Zwang auszuüben
- 3 Kriterien für soziale Strukturen
- Allgemeinheit: die Regeln der geltenden Struktur gelten für alle, die in ihr interagieren
- Äußerlichkeit: Struktur kann nicht als Summe der individuellen Vorstellungen der in ihr handelnden Akteure begriffen werden
- Zwang: der Einzelne ist der sozialen Struktur unterworfen und kann nicht entgegen wirken
- Institutionen
- Gegenbegriff zur klassisch-ökonomischen Theorie -> rationale Handlung
- homo sociologicus: Modell, dass das Soziale in Normen zu sehen ist
- (normative) Muster: nicht Zweckmäßigkeit, sondern moralische Pflicht/Verantwortung
- es gibt soziale Muster
- z.B. im Erwerbsbetrieb
- rationale Verfolgung von Eigeninteressen ist selbst ein Teil der institutionellen Struktur der modernen Gesellschaft
- pädagogische Konsequenz: Disziplinierung
Selbstmord von Durkheim !
jeder Todesfall, ob direkt oder indirekt, ist auf Handlung oder Unterlassung zurückzuführen, die vom Opfer selbst begangen wurde
- außergesellschaftliche Faktoren sind keine Kausalfaktoren
- Selbstmord ist reine soziale/gesellschaftliche Erscheinung
- Psychopathologie: psychische Probleme sind keine Faktoren für Selbstmord
- kosmische Fakten auch nicht (Klima, Jahreszeit)
- Typen (aus der moralischen Dichte/Integration der Gesellschaft ergibt sich das Ausmaß)
- egoistischer Selbstmord
- durch Schwächung der Integrationskraft von Religion, Familie, Staat
- Einzelpersönlichkeit steht über Kollektiv wegen fehlernder Verbundenheit
- Sinnlosigkeit
- altruistischer Selbstmord
- zu starke soziale Dichte in der Gesellschaft
- auch religiöser Selbstmord
- anomischer Selbstmord
- Störung der kollektiven Ordnung
- Verwirrung über soziale und/oder moralische Normen
- egoistischer Selbstmord
- praktische Konsequenzen
- soziale Einbindung und moralische Ordnung stärken -> ansonsten geht Individuum unter
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