JO12 Deutsch 2 Stilistik
aölksdjf
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Kartei Details
Karten | 61 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Deutsch |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 04.06.2013 / 15.08.2014 |
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Zwei theoretische Ansätze der Stilistik
- normative Stilistik
Lehre eines (wie auch immer umrissenen) „richti- gen“ oder „guten“ Stils, als Anweisung, wie ein Text in einem konkreten Kontext auszugestal- ten sei. - deskriptive Stilistik
versucht, den Stil von Texten (wertneutral) zu beschreiben, die unterschiedlichen Ausprägungen sprachlichen Stils zu systematisieren und Elemente des Stils allenfalls zu text-externen Faktoren (z. B. zur Kommunikationssituation) in Beziehung zu set- zen.
Betrachtungsfokus
- Die Mikrostilistik geht von der Wort- und Satzebene aus und leitet daraus Aussagen zum Stil von Texten ab.
- Die Makrostilistik betrachtet zusätzlich das Textganze und die situative Einbettung eines T extes.
Stilelemente sind…
… sprachliche Elemente, die zur Charakteristik eines Textes beitragen. Grundsätzlich kann jede sprachliche Ausprägung eines Textes die Funktion eines Stilelements übernehmen. Es gibt z. B. lautliche Stilelemente, syntaktische Stilelemente, lexikalische Stilelemente etc. Stilelemente werden in der Regel mit Hilfe grammatikalischer oder rhetorischer Termini bezeichnet.
Stilmerkmale (Stilzüge)
Stilmerkmale sind charakteristische Eigenschaften der sprachlichen Ausgestaltung eines Textes. Sie beruhen auf der Wiederholung oder Kombination einzelner Stilelemente und bündeln deren stilistische Wirkung zu abstrakten Beschreibungsgrössen.
So kann ein Text, der die Stilelemente „zahlreiche Fachwörter“, „komplexe Satzgefüge“, „zahlreiche Passivkonstruktionen“ und ähnliche Stilelemente aufweist, z. B. durch das Stilmerkmal „wissenschaftlich“ charakterisiert werden.
Satzlänge
- kurze Sätze (3-5 Satzglieder; <10 Wörter)
- mittlere Sätze (4-7 Satzglieder; 10-20 Wörter)
- lange Sätze (>7 Satzglieder; >20 Wörter)
Satzbau
- Hypotaxe
unterordnender Satzbau, geprägt durch Nebensätze unter- schiedlichen Grades -
Parataxe
nebenordnender Satzbau, geprägt durch die Aneinanderreihung von gleichwertigen Gliedsätzen, meist von Hauptsätzen
Satzreduktionen
- Satzabbruch (Aposiopese)
situativ bedingt, andeutend - Ellipsen
aufgrund sprachlicher Ökonomie oder in spontaner Rede Auslassung von Satzgliedern, die inhaltlich redundant sind oder aus dem Kontext erschlossen werden können
Unterbrechungen der Satzkonstruktion
- Prolepse (konstruktionskonformer Neuansatz)
- Anakoluth (konstruktionsfremder Neuansatz)
- Apposition (ergänzender Einschub)
- Parenthese (ergänzender Einschub)
- Nachtrag (Ausgliederung)
Prolepse (konstruktionskonformer Neuansatz)
Satzglied wird durch ein Pronomen oder ein Pronominaladverb wieder aufgegriffen (Bsp. „In einem kühlen Grunde, da geht ein Mühlenrad“, „Und der Haifisch, der hat Zähne“)
Anakoluth (konstruktionsfremder Neuansatz)
Wiederholung stimmt in Kasus, Numerus oder in anderen grammatischen Bezügen nicht mehr mit den Vorgaben überein (Bsp.: „Dieser Kerl, dem werde ich es schon zeigen.“)
Apposition (ergänzender Einschub)
nachgestellte Ergänzungen im selben Kasus und Numerus (Bsp.: „Er, diese Seele von einem Mensch, gab dem Einbrecher das Geld zurück.“)
Parenthese (ergänzender Einschub)
semantisch-begrifflich abweichender Einschub, der oft nur assoziativ zum Bezugssatz gehört, oft in Gedankenstrichen (Bsp.: „Ottilie ward einen Augenblick – wie soll man’s nennen – verdriesslich, ungehalten, betroffen.“)
Nachtrag (Ausgliederung)
Satzglieder werden ausserhalb des Satzrahmens (nach Punkt oder Komma) angehängt (Bsp.: „In Burma darf jeder seine Meinung sagen. Einmal.“)
Wortstellung (Besonderheiten der Wortstellung)
z. B. vorangestellte Genitivattribute bei Nomen (Bsp.: „des Kaisers neue Kleider“, „des Pudels Kern“), Nachstellung unflektierter Adjektive (Bsp.: „ein armes Mädel jung“) etc.
Satzklammer
- Hilfsverb + Partizip:
Bsp.: „Er hat ... geschlafen“, - Hilfs- verb + Infinitiv:
Bsp.: „Er wird ... kommen“, - Hilfsverb + Prädikativ:
Bsp.: „Die Burg war ... sichtbar“, - trennbarest Verb + Verbzusatz, Verb + Adjektiv:
Bsp.: „Das Licht leuchtete ... hell“, - finites Funktionsverb + Funktionszusatz:
z. B.: „Der Zug setzte sich ... in Bewegung“)
Ausklammerung (Inversion)
der eingeklammerte Satzteil wird nach- oder vorgestellt: Bsp.: „Er wird kommen zu allen Treffen.“
Satzarten
- Aussagesatz (Deklarativsatz)
- Aufforderungssatz (Imperativsatz)
- Wunschsatz (Desiderativsatz)
- Fragesatz (Interrogativsatz)
- Ausrufesatz (Exklamativsatz)
Aussagesatz (Deklarativsatz)
Breite Verwendung, von der nüchternen Feststellung bis zum Ausdruck von Empfindungen
Aufforderungssatz (Imperativsatz)
Aufforderung, mit Verb im Impera- tiv (meist in Erststellung)
Wunschsatz (Desiderativsatz)
Wünsche, Begehren mit Verb im Konjunktiv
Fragesatz (Interrogativsatz)
Frage, mit Personalform an erster oder (falls an erster Stelle ein Fragewort steht) zweiter Stelle und dem Subjekt an der folgenden Stelle
Ausrufesatz (Exklamativsatz)
Mit Nachdruck geäussert, entspricht der Form nach dem Fragesatz, wobei das finite Verb teils an zweiter, teils an letzter Stelle steht.
Grammatikalische Kategorien
- Tempus: z. B. episches Präteritum, Dominanz des Perfekts in Mundarten
- Modus: z. B. Umschreibung mit „würde“ im Konjunktiv
- Kasus: z. B. häufiger Einsatz des Genitivs
- Numerus: z. B. Pluralis Majestatis4
- Genus verbi (Handlungsrichtung): z. B. Häufung von Passivkonstruktionen
- Genus: z. B. bewusste Abweichung vom grammatikalisch korrekten Geschlecht
Wortbildung (5)
- Neologismen
- Okkasionalismen
- Archaismen
- Kontamination
- Katachrese
Neologismen
Neu eingeführte Wörter, die regelmässig verwendet, aber noch als neu wahrgenommen werden (Bsp.: „Ramsch- Hypotheken“)
Okkasionalismen
Gelegenheitsbildungen: Spontane, meist stark kon- textgebundene Wortneubildungen zur Bezeichnung von neuen oder bisher nicht benannten Sachverhalten
Bsp.: „Maus-Arm“ als Bezeich- nung für einen Arm, der nach der Arbeit mit einer Computer-Maus schmerzt
Archaismen
Stilistisch bewusste Verwendung altertümlichen Sprachgutes (Wortschatz oder syntaktische Mittel).
Bsp.: „Minne“, „Wonne“, „wie weiland [früher] üblich“
Kontamination
Bewusste oder unabsichtliche Verschmelzung von zwei Wörtern oder Fügungen
Bsp.: „tragikomisch“ aus „tragisch“ und „komisch“, „Gebäulichkeiten“ aus „Gebäude“ und „Baulichkeiten“
Katachrese
Verknüpfung logisch oder kontextuell unpassender Sprachbilder in Abweichung von der eigentlichen Redeweise. Nur stilis- tisch markiert auch als Kuriosum
„Nun gut, wenn alle Stricke reissen, hänge ich mich auf!“
Wortarten
- Substantiv: Wechsel des Kasus, Numerus und Genus
- Adjektiv: attributiv vs. prädikativ („der gute Mann“ vs. „der Mann ist gut“), Komparativ („kleiner als ein Sandkorn“), Komparativ ohne Ver- gleichsform („O hellerer Stern!“), Elativ (absoluter Superlativ ohne Vergleich, z. B. „teuerster Vater“), Wortbildung mit Vergleichswort („steinreich“, „bitterkalt“)
- Verben: semantischer Gehalt, Valenz5, Morphologie
- Partikel: Modalpartikel (Modifikation von Aussagen; Bsp.; „wohl“ als Ausdruck einer Vermutung)
- Artikel: bestimmt, unbestimmt, fehlend
- Personal- und Possessivpronomen: Du vs. Sie vs. Ihr, pluralis majestatis vs. pluralis modestiae6
Lexikalische Stilmittel:
Synonyme:
Bedeutungsähnlichkeit, denotative und konnotative Synonymie
Lexikalische Stilmittel
Homonymie und Polysemie:
- Homonyme
Wörter mit gleicher Lautung, aber unterschiedlicher Bedeutung; z.B. „Ton“, „Bank“ - Polyseme
Wörter mit unterschiedlichen Bedeutungen, die auf eine gemeinsame Grundbedeutung zurückgeführt werden können;
z.B. „Brücke“ (Brücke über einen Fluss / Zahnbrücke / Turnübung; gemeinsame Grundbedeu- tung: Überbrückung eines Zwischenraumes)
Lexikalische Stilmittel
Antonyme:
Gegenwörter zu vorhandenen Wörtern, oft in Zwillingsformeln
Lexikalische Stilmittel
Wortfamilien:
Zugehörigkeit zu einem Basislexem7 bei Um- und Ablautung (spiel-: Spielfeld, abspielen, Spieler)
Lexikalische Stilmittel
Wortfeld:
Wörter der gleichen Wortart, die sich semantisch nahestehen (trippeln, trappeln, tänzeln)
Lexikalische Stilmittel
Konkreta und Abstrakta:
Wörter mit gegenständlicher Bedeutung (Eigennamen, Gattungsnamen, Stoffnamen)
vs.
Wörter mit ungegenständlicher Bedeutung (Empfindungen, Konzepte, Vorstellungen)
Lexikalische Stilmittel
Geläufigkeit und Seltenheit
im Text (und in der Sprache) häufig bzw. selten vorkommende Wörter
Lexikalische Stilmittel
Wortschatz der Alltagssprache oder Fachwortschatz
Anteil von alltagssprachlichen Wörtern vs. Begriffe der Fachsprache
Lexikalische Stilmittel
Neutraler oder ideologisch gefärbter Wortschatz
neutraler, wer- tungsfreier Wortschatz oder politisch-gesellschaftlich gebundener Wortschatz („Finanzier“ vs. „Finanzhai“; „Abzocker“)
Lexikalische Stilmittel
Spracheigene Wörter oder Fremdwörter
soziale, kontextuelle und intentionale Funktion der Fremdwortverwendung