FS25


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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau Université
Crée / Actualisé 16.06.2025 / 16.06.2025
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Perspektiven und Themen der Sozialpsychologie

Anwendungsgebiete der Sozialpsychologie (Auswahl)

1) Gesundheit

2) Politik

3) Personal und Führung

4) Nachhaltigkeit und Umweltschutz

5) Organisationen

6) Mobilität und Verkehrspsychologie

7) Marketing

8) Digitalisierung

9) Rechtsprechung

Soziale Kognition – Kognitive Perspektive: Urteilsheuristiken und Achtsamkeit

Einführung Informationsverarbeitung

(eine Vereinfachung, die meiste Zeit sind wir irgendwo dazwischen)

Zwei Wege der Informationsverarbeitung
Schnelles Denken und langsames Denken

–> YouTube-Video von Kahneman

Definition Urteilsheuristiken

Urteilsheuristiken sind einfache „Faustregeln“, die auf leicht zu erhaltende Informationen angewendet werden und unter geringem Verarbeitungsaufwand ein hinreichend genaues Urteil erlauben.

  • Leicht zu verarbeitende Informationen = heuristische Hinweisreize
  • Kein perfekter Zusammenhang zwischen Hinweisreizen und Realität und tatsächlicher Ausprägung = Systematische Urteilsverzerrungen (Biases)

Verhaltensökonomie

Unterschiedliche Darstellung gleicher Sachverhalte (Framing) führt zu unterschiedlichen Urteilen.

= Systematische Verletzung von normativen Prinzipien

Rationale versus beobachtete Entscheidungsfindung

Verhaltensökonomie: Wertfunktion als Grundlage

Prospect-Theorie als Grundlage

  • Auf Basis der Prospekt-Theorie von Kahneman & Tversky (1979) werden einige Besonderheiten der menschlichen Wahrnehmung und Entscheidung beschrieben und erläutert. Die Theorieentwicklung basiert auf der Beobachtung, dass das tatsächliche menschliche Verhalten von dem Verhalten, welches auf Basis eines rationalen Verhaltens erwartet würde, abweicht. Die Prospekt-Theorie ist in diesem Sinne das Gegenstück zur rationalen ökonomischen Entscheidungstheorie.
  • Im Zentrum der Prospekt-Theorie steht die Wertfunktion. Die Wertfunktion stellt anhand der Gegenüberstellung von subjektivem Wert und objektivem Gewinn oder Verlust dar, wie Werte von Menschen wahrgenommen werden.

Framing: Wertfunktion

Beispiel Geld (Abnehmende Grenznutzen): Wenn man bereits 2 Millionen hat, sind 10 Tausend nicht so wichtig, aber wenn man 0 Franken hat, sind 10 Tausend sehr viel.

–> Wir beurteilen alles auf Basis eines Referenzpunktes (Framing)

–> Zudem wirken Verluste stärker als Gewinne = wenn man 10.– verliert, tut es sehr weh, aber wenn man 10.– wieder finden würde, würde es den Verlust nicht wegmachen (das negative Gefühl kann nicht aufgehoben werden) –> evolutionsbiologisch bedingt –> wir wollen Ding behalten, die wir haben

Framing: Prospect-Theorie und Wertfunktion

Eigenschaften der Wertfunktion:

  1. Funktion ist definiert auf der Basis von Abweichungen vom Referenzpunkt.
  2. Funktion ist konkav im Bereich von Gewinnen und konvex im Bereich von Verlusten.
  3. Funktion ist steiler für Verluste als für Gewinne.

Verhaltensökonomie: Verlustaversion

Default als Referenzpunkt: Bespiel Handyabos bei Swisscom

«Defaults» oder Vorauswahl (z.B. BESTSELLER) dient als Referenzpunkt.
–> Abwählen der Vorauswahl mühsam

Beispiel: Besitztumseffekt

«Defaults» oder Vorauswahl durch den Einkaufsprozess. Besitz suggerieren im Warenkorb.

Erklärung Verlustaversion und Besitztumseffekt

  • Menschen ist es unangenehmer etwas zu verlieren, als dass es angenehm ist, etwas zu gewinnen.
  • Dieses Phänomen nennt sich Verlustaversion und lässt sich ebenfalls auf die Erkenntnisse der Prospekt-Theorie zurückführen.
  • Verlustaversion führt zu Trägheit und dazu, dass Menschen Dinge behalten, die sie bereits besitzen. So zeigt sich die Verlustaversion u.a. im Besitztumseffekt. Menschen neigen dazu, Dinge, die sie bereits besitzen nur ungern wegzugeben.

Ein quasi-Besitz wird beispielsweise durch Default-Optionen in Bestellformularen erzeugt.

Verhaltensökonomie: Mental accounting

Erklärung

Mit mentaler Buchführung oder "mental Accounting" wird eine Gruppe von kognitiven Regeln bezeichnet, die Menschen anwenden, wenn sie ihre finanziellen Aktivitäten organisieren, bewerten und kontrollieren (R. H. Thaler, 1985).

Menschen benutzen mentale Buchführungssysteme um Übersicht über ihre finanziellen Aktivitäten zu erhalten und ihre Ausgaben unter Kontrolle zu behalten. Für die verschiedenen

Konten stehen unterschiedliche Budgets zur Verfügung. Aus Sicht des Marketings kann es beispielsweise sinnvoll sein, ein Produkt so zu positionieren, dass der Kauf des Produkts eher einem Konto zugeordnet wird, dem mehr Budget zugeordnet wird (z.B. Luxusgut versus Gewohnheitsgut).

Beispiel

  1. Sie wollen heute Abend ins Kino. Sie haben aber heute morgen die Eintrittskarte im Wert von 20 CHF verloren. Kaufen Sie sich nochmals ein Ticket? (Gruppe vorne)
  2. Sie wollen heute Abend ins Kino. Sie haben aber heute morgen 20 CHF verloren. Kaufen Sie sich ein Ticket? (Gruppe hinten)

–> Bei der 1. Gruppe ist es sehr viel unwahrscheinlicher, dass sie nochmals ein Ticket kaufen
–> wie Kategorisieren, so auch Einnahmen und Ausgaben = mentales Konto

Gestaltung des Strassenraums als Nudging - Reduktion der gefahrenen Geschwindigkeit

Die Gestaltung des Strassenraums beeinfluss das Verhalten der Autofahrenden.

Beispiel: Nudging für Nachhaltigkeit im e-Commerce

Verhaltensökonomie: Präferenzumkehr

Erklärungen der Nutzung von Heuristiken

Bedingungen der Anwendung von Urteilsheuristiken

Urteilsheuristiken werden in Abhängigkeit von bestimmten Bedingungen flexibel angewendet:

  1. Wichtigkeit der Urteilsaufgabe /Persönliche Relevanz der Urteilsaufgabe
  2. Zur Verfügung stehende zeitliche oder kognitive Ressourcen
  3. Angemessenheit der Aufgabe (Fähigkeit)

Kritik an der Verhaltensökonomie

Achtsamkeit und Gedankenlosigkeit

Nutzung von Technologie und Achtsamkeit

–> Video

Definition Achtsamkeit

Achtsamkeit ist eine bestimmte Form der Aufmerksamkeitslenkung, bei der die Aufmerksamkeit in absichtsvoller und nicht wertender Weise auf den gegenwärtigen Moment gerichtet wird.

Zwei zentrale Komponenten der Achtsamkeit aus psychologischer Perspektive:

  1. Selbstregulation der Aufmerksamkeit auf die Erfahrung im Hier und Jetzt
  2. Einnahme einer offenen und akzeptierenden Haltung

Definition Achtsamkeit - Jon Kabat-Zinn –> Video

Grundlagen der Achtsamkeit

Arten der Achtsamkeit:

  1. Achtsamkeit als Persönlichkeitseigenschaft (Trait)
  2. Achtsamkeit als Zustand (variierend zwischen Situationen) (State)
  3. Achtsamkeit als Fähigkeit (Skill)

Verwandte Konzepte:

  • Objektive Selbstaufmerksamkeit
  • Need for Cognition

Definition Gedankenlosigkeit und Achtsamkeit nach Langer

Gedankenlosigkeit ist die rigide Nutzung von Informationen ohne Beachtung möglicher neuer Aspekte, Details oder alternativer Betrachtungsweisen.

Achtsamkeit ist ein flexibler geistiger Zustand, in welchem Personen sich aktiv mit der Gegenwart beschäftigen, neue Dinge bemerken und kontextsensitiv sind.

Definition Mindlessness - Ellen Langer –> Video

Zentrale Forschungserkenntnisse aus der sozialpsychologischen Achtsamkeitsforschung

Auswirkungen von Achtsamkeit:

  1. Grössere Kontrolle automatischer und unbewusster Impulse.
  2. Generell höhere Lebenszufriedenheit und Optimismus (Fragebogenstudien)
  3. Positiver Einfluss auf den Selbstwert (experimentelle Studien)
  4. Negative Auswirkung auf «Mitleiden», positiver Einfluss auf die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme und den generellen Empathielevel (nach acht Wochen Achtsamkeitstraining)
  5. Erhöhte Fähigkeit zur Emotionsregulation
  6. Toleranz in sozialen Beziehungen.

Negative Auswirkungen der Achtsamkeitsmeditation

  1. Unerwünschte Nebenwirkungen von Achtsamkeitsübungen: Angstzustände, verändertes Selbsterleben
  2. Selbsterhöhung durch Meditation

Interpersonale Perspektive

Gerechtigkeitstheorien – Gerechtigkeit Definition

In der Moderne akzeptieren alle Konzeptionen der Gerechtigkeit als gemeinsame Grundnorm die prinzipiell gleiche Würde aller Menschen. Damit tritt die Gerechtigkeit in eine enge und spannungsvolle Beziehung zur Gleichheit. Die neueren Auseinandersetzungen drehen sich hauptsächlich um die distributive Gerechtigkeit, also die Regel der gerechten Verteilung von Gütern und Lasten des sozialen Zusammenlebens.

Funktionen: 

  • Instrumentell (dass man überhaupt miteinander arbeiten kann, z.B. Lohn) 
  • Relational (bestimmt unsere relationalen Beziehungen)
  • Moralisch
  • Ungerechtigkeitssensibilität
  • Gerechtigkeitsheuristik
  • Integrativ

Anwendungskontexte: Arbeitsplatz, Familie, Politik, Gesellschaft, … 

Entwicklung von Gerechtigkeitsvorstellungen – Perspektive der Entwicklungspsychologie

(Selbstbegünstigung ist eigentlich keine Gerechtigkeit = keine Gerechtigkeisvorstellung)

Dimensionen der Gerechtigkeit

  • Distributive Gerechtigkeit
  • Prozedurale Gerechtigkeit
  • Informationale Gerechtigkeit (wird nicht behandelt)
  • Interpersonale Gerechtigkeit (wird nicht behandelt)

Vier Prinzipien distributiver Gerechtigkeit

1. Beitragsprinzip oder Leistungsprinzip = Aufteilung gebunden an Voraussetzungen (Leistungen, Aufwendungen, Investitionen für gemeinsame Leistung).

2. Gleichheitsprinzip = Aufteilung ohne Abklärung personenspezifischer Beiträge.

3. Bedürfnisprinzip = Aufteilung gebunden Bedürftigkeit oder situative Umstände (unverschuldete Not-, Zwangs- oder Krisenlage)

4. Anrechtsprinzip = Die Aufteilung richtet sich nach dem sozialen Status

Probleme der Festlegung bei der distributiven Gerechtigkeit

  1. Leistungsmessung
  2. Kontextabhängigkeit
  3. Soziale Vergleichsprozesse
  4. Selbstwertdienliche Attribution
  5. Persönlicher Vorteil
  6. Persönliche Motive

Austauschbeziehungen

Perspektive der Sozialpsychologie Austauschbeziehungen / Balancetheoretischer Ansatz

Grundprinzip: Gerechtigkeit wird als Regel sozialen Austauschs verstanden = Gerechtigkeit als Verhältnis von Beiträgen und Erträgen
Weiterentwicklung: Austauschkonzept wird mit der Dissonanztheorie verbunden

Anwendungsbereiche: Überblick

  1. Ökonomischer Austausch
  2. Enge Sozialbeziehungen
  3. Hilfeverhalten
  • In der Praxis kombinieren Menschen Verteilprinzipien.

Ökonomischer Austausch

Austauschrelevante Ergebnisse:

  •  Lohn, Beförderung, Statusinsignien, etc.

Kompensationstheorie:

  • Unterbezahlung = Reduktion der Leistung
  • Überbezahlung = Beitragserhöhung

–> Beispiel: Lohngerechtigkeit

Enge Sozialbeziehungen

Austauschrelevante Ergebnisse:

  • Verständnis, emotionale Unterstützung, Sexualität, materielle Sicherheit, etc.

Probleme bei der Anwendung der Austauschtheorie auf enge Sozialbeziehungen:

  • Unterschiedliche Zeitperspektive
  • Schwierigkeit der Messung der Beiträge und Erträge

Hilfeverhalten

Kompensatorisches Helfen:

  • Die helfende Person will eine Unausgewogenheit ausgleichen.

Auslöser: Beobachtete Hilfsbedürftigkeit

Reaktion der Hilfeempfänger:

  • Wiedergutmachung
  • Abwertung der Wohltäter

Verfahrensgerechtigkeit: Prozedurale Gerechtigkeit

Distributive versus prozedurale Gerechtigkeit: Fairness, Angemessenheit oder soziale Akzeptanz von Verfahren der Ergebnisfindung

Grundlagen:

  • Menschen sind nicht nur am Ergebnis einer Entscheidung interessiert, sondern auch daran, wie sie zu Stande gekommen ist
  • Akzeptanz ist höher, wenn Menschen Einfluss auf den Prozess nehmen können.

Anwendungsbeispiele

  • Entwicklung in Gemeinden und Quartieren
  • Change Management in Organisationen
  • Schlichtungsverfahren

Bedingungen prozeduraler Gerechtigkeit

Interpersonale Attraktion

Arten von Beziehungen

  • Eltern-Kind-Beziehung
  • Paarbeziehung und Ehe
  • Geschwisterbeziehungen
  • Verwandtschaftsbeziehungen
  • Freundschaft
  • Bekannte

Gründe für das schliessen von Freundschaften / Partnerschaften

  • Unterstützung (emotional, finanziell, materiell, sexuell)
  • Ähnlichkeiten (Bestätigung der eigenen Identität)

Paarbeziehungen

Im sozialpsychologischen Sinne sind Partnerschaften und Ehe sexuelle und und soziale Gemeinschaften. Normalerweise ist die Bindungsbeziehung zwischen Lebenspartnern symmetrisch: Die Partner geben und erhalten gegenseitig Trost und Unterstützung. 
Die Bindungsstile, die Menschen in Paarbeziehungen zeigen, können in drei Kategorien eingeteilt werden (z.B. Hazan und Shaver 1987).
(1) sicher, (2) ängstlich/ambivalent und (3) vermeidend
Dabei sind etwa 60 % der Erwachsenen in Paarbeziehungen sicher gebunden und je 20 % ängstlich/ambivalent und vermeidend.

Die sozialpsychologische Forschung zu Paarbeziehungen weist für homo- und heterosexuelle Paare vergleichbare Befunde auf.

Überblick Theorien der interpersonalen Attraktion: Lerntheoretischer Ansatz

Reinforcement-Affect-Modell: Kopplung einer Person an einen positiv bewerteten Reiz lösen vergleichbare positive Reaktionen aus. = Klassische Konditionierung