Interkulturelle Bildung
Modul 1B
Modul 1B
Set of flashcards Details
Flashcards | 58 |
---|---|
Language | Deutsch |
Category | Social |
Level | Primary School |
Created / Updated | 27.08.2013 / 03.10.2019 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/interkulturelle_bildung
|
Embed |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/interkulturelle_bildung/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Create or copy sets of flashcards
With an upgrade you can create or copy an unlimited number of sets and use many more additional features.
Log in to see all the cards.
Zur Wirksamkeit der Differenzlinien
Schule als Institution sieht sprachlich – kulturelle Heterogenität weiterhin als Störfaktor
--> besonders „fremde Sprache“:
- zwar sehen Fachleute Zweisprachigkeit nicht mehr als Gefahr für Leib, Geist & Seele, sondern als Kompetenz und Ressource, jedoch keineswegs Teil der Normalität
- oft Doppelrolle der Sprachen: einerseits sozial anerkannte, bildungsrelevante „Fremdsprache“, andererseits wenn Familiensprache von zugewanderten Kindern als Lern- und Integrationshindernis gewertet
Vergleichende Erziehungswissenschaften
- Herausbildung der Vergleichenden Erziehungswissenschaft im 20.Jhd. als eigene Teildiszplin
- Pädagogik konzentrierte sich auf das „Innen“ und „Eigen“
und die Vergleichende ErWi auf das „Außen“ und „Fremde“
--> damit einhergehendes Verständnis von Nation & Nationalkultur als etwas „in-sich-homogenes“: Nation als geschlossene Einheit, mit Nationalkultur und daraus resultierendem Nationalcharakter
- nicht thematisiert wurde, dass die Normierung des „Eigenen“ empirisch – historisch nicht mit nationalstaatlichen Grenzen identisch war und das Homogenisierung stets neue Heterogenität schafft
--> schließlich wird erst durch Bestimmung des „Eigenen“ anderes „fremd“ gemacht - Herausbildung verschiedener neuer Beobachtungsrichtung in Reaktion auf Veränderung der internationalen Politik
- aber immer war & ist der Blick nach außen gerichtet:
„International“ setze das Überschreiten von nationalen bzw. Systemgrenzen voraus
--> verstellt Blick auf Folgen des Inter-Nationalisierungsprozesses im Inneren - neben der Vergleichenden Erziehungswissenschaften haben sich zeitversetzt 2 Spezialisierungen herausgebildet:
1) Kolonialpädagogik und
2) Spezialisierung zu Forschung und Lehre hinsichtlich des Auslands – und Grenzdeutschtums
Was ist die "Pädagogik des Grenz- und Auslandsdeutschtums"?
- neue Spezialisierung als Reaktion auf veränderte minderheitenpolitische Bedingungen:
- Neuziehung der Grenzen nach 1. WK
- verstärkter „Nationalitätenkampf“
- Schutz und Pflege von Sprache und Kultur - Aufgabe der Schule= „verlorene Gebiete“ und die in ihnen lebenden deutschen Minderheiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen
- weltweit gab es „Inseln des Eigenen“ zu pflegen und nutzen
- unterstützt v.a. vom „Verein für das Deutschtum im Ausland“
Was ist die "Kolonialpädagogik"?
- Kolonialpädagogik als „Vorläufer“ der „Dritte-Welt-Pädagogik“
- Handlungsfeld für den Export „des Eigenen“ in Form von Erziehungslehren, Institutionen & pädagogischem Personal zum Zwe >Legitimationsbasis für kolonialpädagogisches Handeln:
- Vorstellung einer „höheren“ oder „besseren“ Kultur
- Bildung könne evolutionären Rückstand abmildern
- religiöse Motivation
- Kolonialisierte befänden sich noch im Stadium unreifer Kindheit
- Sühne – Gedanken: durch Bildungs- und Kulturtransfer Sklavenhandel wieder gut machen
- ohne europäische Zivilisierungsarbeit käme keine „Kultur“entwicklung zustande
- minderwertig eingestufte Andersartigkeit
- Hierarchie der Rassen
Versuch der synchronischen Beschreibung & Systematisierung
Programme und Konzepte
- Programme : lediglich Zielvorstellungen für Bildung & Erziehung in Migrationssituation
- Konzepte : Zusammenführung von Überlegungen zu Voraussetzungen & Zielen, Wegen & Methoden, Konsequenzen der Umsetzung & notwendige Begründungen
Ausländerpädagogische Ansätze
- Ziel: Beseitigung der durch Zuwanderung erzeugten Störung (hinsichtlich historisch tradierter Konzepte sprachlich – kultureller Homogenität) und Anpassung der Zugewanderten
- alleinige Ausrichtung auf Gruppe der Zugewanderten
- explizite oder implizite Beschreibung der Zielgruppe als Mängelwesen
- Heranziehung der eigenen, deutsche Kultur als Maßstab
- mangelhafte empirische Basis, die den jeweiligen Einschätzungen zugrunde liegt
- Sprach- und Sozialisationsdifferenzen als Defizite übersetzt
Interkulturelle Ansätze
Begegnungspädagogik
Hohmann unterscheidet zwischen begegnungspädagogischen und konfliktpädagogischen Ansätzen
a) Begegnungspädagogik:
- nehmen/ betonen Differenzen als gegeben
- Respekt vor Kultur der anderen fördern
- Vorstellung von Bereicherung der Aufnahmegesellschaft durch „zugewanderte Kulturen“
- differenzbetonend, jedoch auch Variante ausländerpädagogischer defizitorientierter Ansätze
Interkulturelle Ansätze
Konfliktorientiert
b) Konfliktorientiert:
- Kritikansätze/ Konzepte, die sich auf gesellschaftliche Ungleichheit und Strukturen/ Mechanismen konzentrieren, die Integration verhindern
--> allerdings dann nicht von Unterscheidung „Begegnung vs. Konflikt“ ausgehend, sondern wo Ansatz für Veränderung gesucht wird:
in Personen oder gesellschaftlichen/institutionellen Strukturen
Gemeinsamkeiten der Interkulturellen Ansätze
- nicht an Migranten als spezifische Zielgruppe gerichtet, sondern an alle
à jedoch nur teilweise wirklich der Fall:
manche zielen auf Veränderung der Mehrheitsangehörigen, welche Toleranz und Kenntnisse über andere Kulturen lernen müssen, Ethnozentrismus überwinden und/oder ihren Rassismus erkennen/bekämpfen sollen (z.B. bei bestimmten Konzepten antirassistischer Erziehung)
Diskurs als Begriff
- Diskurs als Begriff:
- eine institutionalisierte „Redeweise“ , in der soziale Wirklichkeit in je bestimmter Weise in Sprache und Bildern (re-)konstruiert wird
- wenn auf Handeln und Entscheidungen einwirkend, besitzt diese „Redeweise“ Machtwirkung - Teil der fachlichen Diskussion
- bestehen aus verschiedenen Diskurssträngen und –elementen
- IKB ist ein in sich vielschichtiger Diskursraum
--> Ausschnitt aus einem Diskursraum über gesellschaftliche Ungleichheit und Bildung
Der Diskursraum "IKB"
Welche 4 Diskurse gibt es?
in Bezug auf die Differenzlinien Sprache, Staatsangehörigkeit, Ethnizität und Kultur:
a) Gleichheitsdiskurs
b) Essentialisierungsdiskurs
c) Universalitätsdiskurs
d) Pluralitätsdiskurs
Der Gleichheitsdiskurs
- thematisiert die kollektive Benachteiligung der Zugewanderten und treten ein für deren Gleichberechtigung und politische/ rechtliche Gleichstellung
- Normalitätsverständnisse werden nicht hinterfragt
--> also wird Differenz mit Defizit und die Forderung nach Chancengleichheit pädagogisch in assimilatorische und kompensatorische Maßnahmen und Konzepte übersetzt
- Chancengleichheitsdiskussion ohne hinreichende Beachtung der politisch-institutionellen Voraussetzungen
Der Essentialisierungsdiskurs
- hat sich aus Kritik an Defizithypothese herausgebildet
- kulturelle Differenz positiv und als Bereicherung definiert
- Forderung nach Erhalt der kulturellen Identität
--> „der Andere“ wird in seiner Kultur „eingesperrt“ („kulturalisiert“)
--> bzw. auf das ihm angeblich „wesentliche-eigentliche“ zurückverwiesen (essentialisiert)
- Grundargument: was eine Person denkt und tut, sei in ihrer „Kultur“ begründet und diese sei zu respektieren
- argumentierende Kulturtheorien sehen zwar Kultur als Prozess und nicht statisch, bezieht sich aber v.a. auf innerhalb der Kulturen abspielende Dynamik
--> Denkfigur ethnisch-sprachlich-kultureller Homogenität bleibt bestehen
Der Universalitätsdiskurs
- statt inter-kulturell, also zwischen den Kulturen, vermitteln zu wollen, Herausstellung des Gemeinsamen bzw. über Einzelkulturen Hinausweisende
- kulturelle Unterschiede werden dethematisiert
- Unterstellung von Universalien auf die eine allgemeine Menschenbildung auszurichten sei --> ohne dass geprüft wird, wer mit welchem Recht (aufgrund welcher Machtkompetenzen), „was allgemein setzt“
- vorausgesetzt wird eine allgemeingültige Moral
Der Pluralitätsdiskurs
- Differenz als Recht auf Differenz
- Differenz wird hier als Konstrukt verstanden, das es zu analysieren und zu reinterpretieren gilt
- Infragestellung von Normalitätsverständnissen auf verschiedenen Ebenen
- IKB und Erziehung nicht länger nur als Spezialisierung innerhalb der ErWi verstanden, sondern als Querschnittsaufgabe/ Aufforderung, Erziehung und Bildung im Ausgang von Heterogenität zu konzeptualisieren
Einführung
Seit wann gibt es sprachliche und kulturelle Heterogenität?
- zu jeder Zeit
- ein Normalfall der Geschichte
Einführung
Seit wann wird sprachliche und kulturelle Heterogenität als Problem definiert?
- gegen Ende des 18.Jhd.
- mit Aufkommen des "Zusammenunterrichts" statt Einzelunterweisung
Einführung
Was gab es für tiefgreifende politische und gesellschaftliche Veränderungen nach 1945?
- politisch/ ökonomische Entwicklung der BRD
- Verpflichtung zur Beachtung der Menschenrechte ---> Unterzeichnung internationaler Vereinbarungen
- Grundlegung europäischer Einigung
- Auflösung des Kolonialsystems --> Auslösung umfangreicher Migrationsbedingungen
- gezielte Anwerbung von Arbeitskräften in ökonomisch schwächeren Ländern
- Zerfall des Ostblocks
--> ... erfordern: qualitativ anderen Umgang mit sprachlich - kultureller Vielfalt
- erste Reaktionen auf diese Veränderungen in BRD ab 1960er Jahren
Zum Verlauf der Diskussion über IKB & E
1960er/70er Jahre
- in „westlicher Diskussion“ IKB&E Zielgruppe ausschließlich „ausländische“ Kinder, Jugendliche & ihre Familien, sowie deren Eingliederung in dt. Schule/ Gesellschaft
Zum Verlauf der Diskssion über IKB & E
ab 1980er Jahren
- interkulturelle Problematik nicht nur an spezifische Zielgruppe/ Migration gebunden
--> sondern: Notwendigkeit der Gewinnung einer neuen supranationalen resp. transnationalen Perspektive im Bereich IKB & E
- lange Vergangenheit im Blick: richtiger Umgang mit Heterogenität im nationalen Bildungswesen seit dessen Anfängen
--> doch kein spezielles Arbeits- und Forschungsgebiet
Zum Verlauf der Diskussion über IKB & E
1990er Jahre
- intensive Diskussion über Pluralität, Differenz und Gleichheit
- Thematisierung der Verschränkung verschiedener Differenz-Diskurse, wie Geschlechterforschung, IKB, Integrationspädagogik, Ungleichheitsforschung (i.B. auf Sozialstatus)
- IKB & E erscheint als Erziehung und Bildung in einer und für eine sprachlich, ethnisch, national, sozial & kulturell pluralisierte(n) demokratische(n) Gesellschaft
--> als Schlüsselqualifikation und Querschnittsaufgabe
- inflationäre Verwendung des Begriffs „interkulturell“ als Zeichen für Perspektivwechsel
Notwendigkeit von IKB & E
Welche 3 Entwicklungen/Momente der Internationaliserung gibt es, die IKB & E notwendig machen?
1) internationale Migration
2) europäische Einigung
3) Prozess der Globalisierung
--> alle Momente haben historische Vorläufer
Notwendigkeit von IKB & E
Wie ist die nationalstaatlich homogenisierende Sichtweise?
- Nationalstaaten definierten sich als sprachlich, ethnisch und kulturell homogen
--> zum Zweck der Einigung nach innen & der Abgrenzung nach außen
- staatliches Territorium zum „Eigenen“ erklärt, auf dem man schon immer siedelte, sowie (Re-)Konstruktionen „eigener“ Geschichte/ „eigenem“ kulturellen Erbes
- sprachlich – kulturelle Heterogenität im Staatsinneren gilt als (zu überwindender) Einzelfall
- „Fast alle Nationen rechtfertigen ihre Existenz durch eine wohlzementierte Selbstzuschreibung. Die Unterscheidung zwischen „eigenen“ und „fremden“ Leuten kommt ihnen ganz natürlich vor, auch wenn sie historisch äußert fragwürdig ist. Wer an ihr festhalten will, müsste eigentlich, seiner eigenen Logik folgend , behaupten, er sei schon immer dagewesen – eine These, die nur allzu leicht zu widerlegen ist“ (ENZENSBERGER 1992)
Notwendigkeit von IKB & E
Welche Gründe gibt es für eine neue Migrationspolitik in Deutschland?
- D. beginnt sich zunehmend als Ein-/ Zuwanderungsland zu verstehen
- zunehmende „Vergreisung“ der bundesrepublikanischen Bevölkerung
- Fehlen qualifizierter Arbeitskräfte
- ungesicherte Rentenfrage
Notwendigkeit von IKB & E
Was bedeutet Globalisierung infolge der abnehmenden Bedeutung der Nationalstaaten?
a) Verlust der „Mechanismen sozialer Integration auf innerstaatlicher Ebene“
und b) „Systemintegration auf globaler Ebene“
--> also (historisch gebildete) „integrative Leistung der Nationalstaaten eine kohärente nationale & ethnische Identität zu schaffen und zu wahren“ durch Globalisierung in Frage gestellt
Notwendigkeit von IKB & E
Was stellt die KMK in diesem Zusammenhang fest?
tiefreichende Widersprüche, die den Alltag prägen
z.B. Globalisierung von Erlebnis- und Erfahrungshorizont Jugendlicher & internationaler Jugendkultur, aber gleichzeitig Unterschiede in Alltagserfahrungen Jugendlicher
IKB als Querschnittsaufgabe
- alle Bereiche der Erziehungswissenschaft & pädagogische Praxis
--> eine Dimension der ErWi, die Perspektivwechsel/ Neudenken fordert (in Teildisziplinen & Fachrichtungen) unter Perspektive sprachlich – kultureller Heterogenität
IKB als Schlüsselqualifikation
- subjektive Seite
- zu erwerbende Kompetenzen jedes/r Schüler/in
IKB als Fachrichtung
- innerhalb der ErWi
- Auseinandersetzung mit Folgen der Migration und Globalisierung für Bildung & Erziehung
und Umgang mit sprachlich/ kultureller Heterogenität
Wie stellt die Fachrichtung IKB den ALlgemeingültigkeitsanspruch der allgemeinen Pädagogik infrage?
- gegen Verallgemeinerung einer ethnozentrischen, national - & kulturspezifischen Weltsicht
- und sich daraus ergebender Legitimationen politischer & sozialer Machtverhältnisse
- IKB „erziehungswissenschaftlich nur dann legitimiert, wenn sie selbst um ihre Abhängigkeit von allgemeinen Fragestellungen, Theorie & Methoden [wisse] und dieses entsprechend bei ihren Arbeiten berücksichtig[e]“
(HOHMANN 1989)
- fehlende Reflektion der Allgemeinen Pädagogikihres historischen Standortes
-
- 1 / 58
-