Grundzüge der Politikwissenschaft
Universität Innsbruck, Pallaver
Universität Innsbruck, Pallaver
Kartei Details
Karten | 85 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Politik |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 08.09.2014 / 26.07.2022 |
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Einparteien- vs. Mehrparteiensysteme
- Mehrparteiensysteme
- sind einem Pluralismus verpflichtet
- Ernst Fraenkel: Gemeinwohl a posteriori -> erst im nachhinein festzustellendem Gemeinwohl
- Einparteiensysteme
- Gemeinwohl a propri -> Gemeinwohl steht von vornherein fest
- das was dem Volk nützt, ist grundsätzlich allgemein einsichtig
Merkmale der Einparteiensysteme
- keine legale Ablösung der Einheitspartei
- keine oder wenig Kontrolle der Regierenden, da kein Wettbewerb
- Neigung zum politischen Terror
Einparteiensysteme allgemein
- Unfähigkeit die Weitergabe von Macht immanent zu regeln
- durch Tod eines Diktators entweder Nachfolgefrage in Form eines gewaltsamen Machtkampfes oder Ende des Systems
- da Nachfolgefrsge nicht befriedigend lösbar -> extreme überalterung der herrschenden politischen Klasse
- Haupttypen -> kommunistische und faschistische Einparteiensysteme
Faschismustheorie
- Reinhard Kühnl
- betont Unterschiede zwischen kommunistischen und faschistischen Einparteiensystemen
- entscheidend ist, ob Wirtschaftsordnung kapitalistisch oder sozialistisch ist -> kapitalistisch - es hängt von sekundären Faktoren ab, ob faschistisch oder liberal
- faschistische Einparteiensysteme sind nur Folge von Krisenerscheinungen des Kapitalismus
Totalitarismuszheorie
- Hannah Arendt
- Gemeinsamkeit zwischen faschistischen und kommunistischen Einparteiensystemen
- Einparteiensysteme tendieren zur Unterdrückung Andersdenkender
autoritäre vs. totalitäre Systeme
- autoritär
- im engsten politischen Bereich wird keine Opposition, kein Freiraum geduldet
- außerhalb dieses engsten politischen Raumes herrschen weitgehende Freiheiten
- totalitär
- in allen gesellschaftlichen Bereichen wird jede Abweichung, jedes Anderssein untersrückt
- nicht nur Einheitspartei, sondern Einheitskultur, Einheitsreligion
- stützen sich auf bestimmte Lehren, die einen absoluten Wahrheitsanspruch vertreten
- abweichende Meinungen sind Verrat an der Wahrheit
- in historischer Entwickllung verlieren totalitäre Systeme an Totalität und nehmen Züge autoritärer Systeme an -> Sowjetunion im Zuge der Entstalinisierung
kommunistische Einparteiensysteme -> Demokratie anspruch
sie haben FÜR SICH Demokratie beansprucht
Merkmale
- egalitärer Grundsatz
- radikale Gleichheitsvorstellung des Marxismus ließ unterschiedliche Behandlung (Rasse, Nation) nicht zu
- demokratischer Grundsatz
- oligarchische Erscheinungen und Führerkult konnten bekämpft werden
kommunistische Einparteiensysteme -> offene vs. versteckte Einparteiensysteme
- offen
- UdSSR, Jugoslawien
- offiziel vertraten sie das Parteienmonopol der kommunistischen Partei
- versteckte
- DDR, Polen
- neben kommunistischer Partei existierten legal andere Parteien -> aber kein Wettkampf um Wählerstimmen war zugelassen
Charakteristikum bis 1988
kommunistische Parteien waren durch ein Nebeneinander von Staats- und Parteiorganisation gekennzeichnet
bis 1988 in UdSSR die wichtigsten Stufen dieser beiden Organisationen erkennbar
bis dahin war das politische System wie folgt charakterisiert
- Staat und Partei waren parallel aufgebaut
- in der sojetischen Verfassung stehenden Grundrechte wurden aufgehoben
Übergang kommunistischer zu liberalen Systemen
der Übergang wied durch das Aufleben nationaler Konflikte begleitet
beispiel UdSSR
- offene Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken
- bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen
- der (gescheiterte) Putsch 1991 bedeutete das Ende der Umgestaltungspläne -> kommunistische Partei verlor ihre Führungsrolle
- unabhängig gewordene Staaten schlossen sich zusammen zu Staatenbund = Gemeinschaft unabhängiger Staaten GUS
- Teilweise verbunden durch gemeinsame Militär- und Wirtschaftsaufgaben und dominiert von Russland
- 3 Nachfolgerepubliken (Est, Let, Lit), die der GUS nie angehörten haben durch Beitritt zu NATO und EU dem Einflussbereich der russischen Föderation entzogen
fschistische Einparteiensysteme
von starkem antiegalitären Affekt getragen
- von Abstiegsängsten eines Kleinbürgertums
- von Modernisierungsängsten eines Bauerntums
- von ärmeren Schichten "weißer" US-Amerikaner
- von Mehrheit weißer Südafrikaner, die wesentliche Privilegien eingebüßt haben
Ideologie faschistischer Einparteiensysteme
- Gemeinschaft
- Konflikt der Rassen und Nationen
- "Volksgemeinschaft" -> jede Opposition gegen Führer und Einheitspartei ist Opposition gegen Nation
- Führerprinzip
- Struktur von oben nach unten
- Ambivalenz zwischen antikapitalistischer Ideologie und Aufrechterhaltung kapitalistischer Strukturen
- Nationalismus - Imperialismus
- neigen zu außenpolitischen Aggressionen
- Sündenbock
- um von tatsächlichen Konflikten abzulenken
Rahmenbedingungen für Einparteiensysteme in Entwicklungs- und Schwellenländern
- durchschnittliche Lebenserwartung ist geringer
- durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen ist geringer
- Analphabetismus ist höher
- Arbeitsproduktivität ist geringer
- Agrarquote ist höher
- Bevölkerungswachstum ist höher
Entwicklungs- und Schwellenländer allgemein
- politische Systeme der Dritten Welt sind auch von neuzeitlichem Kolonialismus geprägt
- indischer Parlamentarismus: von autochtoner indischer Tradition geprägt, aber Verfassungsstrukturen folgen dem Muster des britischen parlamentarischen Systems
- Nullparteiensysteme: traditionelle Formen politischer Organisationen herrschen vor
Typen politischer Systeme in Entwicklungs- und Schwellenländer
- feudale Systeme
- alte aristokratische Strukturen dominieren
- pseudorepublikNische Systeme
- Mehrparteiensysteme mit demokratischem Anspruch
- konservative Militärdiktaturen
- Militär dominiert -> Ziel ist Aufrechterhaltung bestehender wirtschaftlicher Machtverhältnisse
- radikale Militärdiktaturen
- die dominierenden Militärs zielen suf Veränderung ökonomischer Machtverhältnisse ab im Sinne einer sozialistischen Gesellschaftsordnung
- Mehrparteiensysteme analog dem liberalen System
- kommunistische Einparteiensysteme vgl. Industriegesellschaft
- eigenständige Einparteiensysteme
- spezifische Bedürfnisse/Traditionen werden mit Demokratie- und Modernisierungsansprüchen versehen
- fundamentalistische Systeme
- Berufung auf religiöse Traditionen
Definition Sozialwissenschaft
- empirische Wissenschaften im weitesten Sinn
- Erkenntnisse über gesellschaftliche Zusammenhänge
- Es geht um gesellschaftliche Wirklichkeit -> Aussagen sind an Wirklichkeit messbar
- Keine strenge Abgrenzung der Teildisziplinen, sondern unterschiedliche Schwerpunktsetzung bei gleichzeitiger Überlappung der Forschungsgebiete
Definition Politikwissenschaft
- Lehre vom tatsächlichen Zustand gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse
- (Wie andere Sozialwissenschaften) wertfrei und nicht wertfrei zugleich -> Forschung soll um Wertfreiheit bemüht sein -> jedoch ist diese in Wissenschaftsbetrieb hineingestellt, der für sich nicht wertfrei ist
- Verwertung politikwissenschaftlichen Erkenntnisse hängt auch von Interessen und Werten ab
- Unterscheidung zu anderen Sozialwissenschaften durch ihr Forschungsobjekt -> Grenzziehung aber fließend
Hauptrichtungen der Politikwissenschaft
nicht voneinander streng abgegrenzt -> Unterscheidung durch unterschiedliche Prioritäten
- Empirisch-analytische Richtung
- Normativ-praktische Richtung
- Kritisch-dialektische Richtung
Keine Abgrenzung, sondern Nutzung durch Vermischung verschiedener Ansätze
PoWi kann ohne internen Pluralismus nicht auskommen
Bsp. Klaus von Beyme
Empirisch-analytische Richtung
- Möglichst Wirklichkeitsnahe und wertfreie Wiedergabe der politischen Wirklichkeit
- Kritik an andere -> Vermengung von Politik und Politikwissenschaft
- Politikwissenschaftlichen Behaviorismus / Verhaltenslehre -> menschliches Verhalten in politischen Zusammenhängen möglichst exakt beschreiben
- Heinz Eulau
Normativ-praktische Richtung
- Sinnvolle Verwertung politikwissenschaftlicher Erkenntnisse in politischer Praxis
- Kritik an anderen -> akademischer Elfenbeinturm
- Maurice Duverger -> Fragen des Parteien- und Wahlsystems
Kritisch-dialektische Richtung
- Analyse politischer Vorgänge im Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen
- Deutung im Sinne eines weiten Politikbegriffs
- Kritik an andere -> Diener der jeweilig herrschenden Verhältnisse
- Marxistisch beeinflussten Strömungen
- Ralph Miliband
- Genderforschung
Politikbegriffe 1
- Gouvernemental
- Auf Staat bezogen
- Wissenschaft vom Staat
- Partizipatorisch
- auf Individuum bezogen
- PoWi ohne Staat
Politikbereiche 2
- Normativ
- Wertbezogen
- An Sollzustand orientiert
- Deskriptiv
- Beschreibend
- An Seinzustand orientiert
Politikbereiche 3
- konfliktorientiert
- Verknüpfung von Poltik und Konflikt
- Konsensbezogen
- Ausgleichs- und Friedensfunktion der Politik
Politikbereiche 4
- historisierende
- Im Mittelpunkt steht gesellschaftliche Abhängigkeit und Veränderbarkeit
- Ahistorische
- Zeitlosigkeit und Unveränderbarkeit der Politik
Einzeldefiniton des Politikbegriffs -> Politik ist ...
- Sicherung und Ordnung des Zusammenlebens
- Bemühen um die gute Ordnung
- Verwirklichung der Staatszwecke
- Kampf um und Benutzung von Macht
- Streben nach Herrschaft im Staat
- Unterscheidung von Freund und Feind
- Kunst der Führung von Menschen
- Entscheidungsfindung auf öffentlichem Weg
- Kampf der Klassen und ihrer Parteien
- Kampf um Veränderung / Bewährung bestehender Verhältnisse
Enger Vs. Weiter Politikbegriff
- Enger Politikbegriff
- Tradition des gouvernementalen Politikverständnisses
- Klammert breite Bereiche der Gesellschaft aus
- Devensiv -> bestehende Zusatände verteidigen
- Weiter Politikbegriff
- Kein gesellschaftlicher Bereich ist von vornherein unpolitisch -> alle Sektoren sind potentiell politisch
- Offensiv -> Veränderbarkeit bestehender Zustände hervorheben
Englischer Politikgebrauch
- Polity
- Formale Organisation -> Verfassung, Normen, Institutionen
- Mittelpunkt des Politischen ist Ordnung
- Policy (Policies)
- Betrifft Inhalte politischer Entscheidungen
- Richtet sich auf Ziele und programmatischer Orientierung der Politik
- Gestaltung als Aufgabe von Politik
- Politics
- Beschreibt politischen Prozess und seinen Rahmen
- Ist auf Interessen orientiert und hebt die Durchsetzung dieser hervor
Politikwissenschaftlichen Systemtheorie
- input
- Politische Eingaben
- Impulse aus Gesellschaft veranlassen politisches System zu Entscheidungen
- Output
- Politische Ausgaben
- Diese Entscheidungen wirken auf Gesellschaft
- Feed-back
- in Rückkoppelungsschlaufe auf Gesellschaft zurückwirken
Merkmale des Politischen
politik wird zwar immer historisch verstanden, aber bestimmte Merkmale bleiben unverändert
- Knappheit
- Konflikt
- Macht
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