1. Die Geschichte des Lesens
Spätantike, Mittelalter, frühe Neuzeit
- Spätantike:
Stilles Lesen ungewöhnlich, Lautes lesen üblich
- Mittelalter:
Lautes Lesen für sich selbst und andere „stilles Lesen“ im Kloster
- frühe Neuzeit:
Entscheidende Veränderung in der Lesepraxis
„Schreib- und Leseexpansion“ um 1400
o Handliche Buchformate, Erfindung Lesebrille, …
o Wechsel von Latein zur Volkssprache (in Büchern)
o Ablösung mündliche durch schriftliche Mitteilungen
o Wachsendes Bedürfnis nach schriftl. dokumentierter Rechtssicherheit und Tradition
o Verändertes Verhältnis Vers und Prosa
o Übergang von öffentlichen Lesen zu privater Lektüre
1. Die Geschichte des Lesens
15. Jahrhundert, 17./18. Jahrhundert:
- 15. Jahrhundert:
Erfindung des Buchdrucks
Enormer Anstieg von gedruckter Literatur
5% der Bevölkerung können lesen
- 17./18. Jahrhundert:
Zeitungslesen verstärkt
Buchproduktion von Gelehrten für Gelehrte
Lektüre = Kultur der kleinen Oberschicht
Stoff ist von Interesse
o Handlung gilt als übertragbar
o Texte = Regeln & Kenntnisse für das Leben
o Erhalten von praktischer Lebensklugheut & nützlichen Kenntnissen
1. Die Geschichte des Lesens
18. Jahrhundert:
Neuer Literaturbegriff
Texte, aus denen nicht mehr nur nützliche Kenntnisse gezogen werden
Literatur funktioniert nach eigenen Gesetzen
Lesepublikum entscheidend
Stufe 1
o Lesen soll Ausbildung von Verstand und Moral unterstützen
o Lesen zum Wissenserwerb
o Sach- und Fachtexte, argumentative Texte, fiktionale Texte
o Rationale Selbstbestimmung
Stufe 2
o Lesen von schöner Literatur
o Kunst = Zweckfreiheit & Autonomie
o Lektüre von ästhetisch anspruchsvoller Dichtung
o Lesen für existentielle Persönlichkeitsentwicklung
Stufe 3
o Veränderung durch informations- und Mediengesellschaft
o Prinzip „Lesefreude“ legitimiert
o Veränderte Sicht beim Einsatz von KJL
o „Leseförderung“
o Erfüllung von motivational-emotionalen Erlebnisbedürfnissen
o Persönliches Glückserleben bzw. Lebensfreude gewinnen
2. Einsicht in die Funktion und Struktur der Schrift als Voraussetzung für das Lesenlernen
2.1. Metalinguistische Bewusstheit
Entwicklung einer Vorstellung, das Wörter/Texte zu Dingen und Personen gehören und diese benennen
- ab 5./6. Lebensjahr
- erfasse, dass Schrift in gesprochene Sprache umgesetzt werden kann
- enger Zusammenhang zu allg. Entwicklung kognitiver Fähigkeiten
- umfasst die Folgenden 4 Bewusstheiten
2. Einsicht in die Funktion und Struktur der Schrift als Voraussetzung für das Lesenlernen
2.1.1. Syntaktische Bewusstheit
- Syntax: Satzstruktur, Satzaufbau
- Fähigkeit, Sätze in Phrasen und Wörter zu gliedern
- Fähigkeit, grammatisch richtige von grammatisch falschen Sätzen zu unterscheiden
- Fähigkeit, falsche Sätze zu korrigieren
- bin in 1. Klasse: schwer Funktions- und Inhaltswörter abzutrennen
- Lesefähigkeit & syntaktische Bewusstheit korrelieren
je besser Lesefähigkeit, desto höher syntakt. Bewusstheit
je höher syntakt. Bewusstheit, desto höher die Lesefähigkeit
2. Einsicht in die Funktion und Struktur der Schrift als Voraussetzung für das Lesenlernen
2.1.2. Wortbewusstheit
- auch lexikalische Bewusstheit
- Einheit Wort wird bei Sprachgebrauch verwendet
- Gleichsetzung von Wörtern und Referenten („Hund“ länger als Regenwurm)
- erst durch Schriftnutzung Herausbildung Einheit „Wort“
-Handlung im Mittelpunkt
Handlungsbezogenes Antworten
2. Einsicht in die Funktion und Struktur der Schrift als Voraussetzung für das Lesenlernen
2.1.3. Pragmatische Bewusstheit
- Pragmatik = Kontext verstehen
- Fähigkeit, auf Verständlichkeit einer Mitteilung zu achten
- Fähigkeit, Zusammenhänge zw. Mehreren Sätzen und gesamte Struktur eines Textes zu erkennen
Logik zwischen zwei Sätzen erkennen
- kognitiv höhere Lese- & Schreibstrategien
zu Beginn des Schriftspracherwerbs nicht relevant
2. Einsicht in die Funktion und Struktur der Schrift als Voraussetzung für das Lesenlernen
2.1.4. Phonologische Bewusstheit
- Wissen um Lautstruktur der Sprache
- heranziehen von Wissen über die Lautstruktur d. Sprache bei Aufnahme, Verarbeitung, Abruf und Speicherung sprachlicher Information
- Fähigkeit, Wörter, Silben, Phoneme als sprachliche Einheiten zu identifizieren
- im engeren Sinn: Phonembewusstheit (segmentale Einheiten Laute)
- im weiten Sinn: Merkmale, die über einzelne Laute hinaus gehen (Reime, Silben,…)
- Fähigkeit, Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu erfassen
Sätze zu Wörtern; Wörter zu Silben, Silben zu Lauten