SEPSIS
Sepsis und septische Schock
Sepsis und septische Schock
Kartei Details
| Karten | 53 |
|---|---|
| Sprache | Deutsch |
| Kategorie | Medizin |
| Stufe | Andere |
| Erstellt / Aktualisiert | 10.12.2025 / 10.12.2025 |
| Weblink |
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MODS: Niere
Tritt sehr häufig im Rahmen der Sepsis auf und erhöht das Mortailitätsrisiko
beträchtlich.
Akute Niereninsuffizienz:
- Verminderte Nierenperfusion
- Akute Tubulusnekrose
-> Sind in der Regel jedoch nicht schwer genug, um alleine den Schweregrad
der renalen Beeinträchtigung zu erklären.
- Komplexe, zytokin- und immunvermittelte mikrovaskuläre und tubuläre
Dysfunktion.
MODS: Gastrointestinal
Leber:
- Beeinträchtigung Hepathozytenfunktion
-> ua Reduktion Bilirubin-Clearance, Cholestase ↑
Magen-Darm-Trakt:
Intestinaler Epithelschaden
- Permeabilitätsstörung
- Bakterielle Translokation
Bakterielle Überwucherung
Aspiration, Ileus
MODS: Nervensystem
Septische Encephalopathie:
Encephalopathie ist ein früher und häufiger klinischer Befund im Rahmen
einer schweren Sepsis, und kann in seinem Ausprägungsgrad stark varieren.
- Direkt via ZNS-Infektion (selten)
- Beeinträchtigung Blut-Hirnschranke durch systemische Infektion
-> Inflammatorische Zytokine gelangen ins Hirn
-> Perivaskuläres Ödem
-> Oxydativen Stress
-> Beeinflussung Neurotransmitter
Critical illness Polyneuropathie
Sepsis: Diagnostik
Zur Diagnosestellung einer Sepsis oder eines Septischen Schocks bedarf in Allgemeinen verschiedene klinische, laborchemische, radiologische, physiologische und mikrobiologische Daten.
Laborwerte sind oft unspezifisch und können mit der Infektion, der Gewebehypoperfusion oder Organdysfunktion im Rahmen der Sepsis assoziiert sein.
Leukozyten
Glucose
CRP
Procalcitonin
Creatinin
Gerinnung
Thrombozyten
Leberwerte
Lactat
Endokrinologie
Biomarker: C-reaktive Protein
Akutphase-Protein
-> hepatische synthetisiert
Response-HWZ 6-10h
Spezifität für die Diagnose einer
Infektion gering
Anstieg im Rahmen Inflammation
oder Infektion
Erhöht auch im Rahmen:
- Operation, Trauma, Verbrennung,
aseptische Pankreatitis, Tumor…
Biomarker: Procalcitonin
Pro-Hormon von Calcitonin
Response-HWZ 2-4h
Erhöhte Werte u.a. auch bei
- Schwerem SIRS
- Chirurgischen Eingriffen / Polytrauma
- Kardiogenem Schock
- Akuter Pankreatitis
- Verbrennungen
- Pneumonitis
- MOF
Fehlender Anstieg:
- Lokalisierten Infektionen
Sepsis: Bildgebung
Es gibt keine radiologischen Befunde, welche typisch für eine Sepsis sind!
Aber durch entsprechende Bildgebung kann allenfalls der Infektionsfokus
oder Komplikationen im Rahmen der Sepsis identifiziert werden.
Sepsis: Mikrobiologie
Zur Diagnosestellung einer Sepsis sind mikrobiologische Kulturen - wenn de
Patient die Sepsis-Kriterien bereits erfüllt - nicht notwendig…
…ABER: zur Steuerung und Anpassung der antiinfektiösen Therapie!
In Abhängigkeit des vermuteten / bewiesenen Infektfokus:
- Blutkulturen
- Urinkultur
- Sputum / Trachealsekret /BAL
- Punktate (Aszites, Pleura…)
- Liquor
- Intraoperative Abstriche
Mikrobiologie: Blutkulturen
Die BK wird zum Nachweis von Bakterien und Pilzen im Blut durchgeführt.
Sie erlaubt bei Wachstum von Bakterien und Pilzen, diese auf das
Ansprechen verschiedener Antibiotika zu prüfen.
Eine Blutkultur besteht immer aus 2 Flaschen,
-> 1 aerobe und 1 anaerobe
Jede BK wird von einer anderen Punktionsstelle entnommen, muss also
frisch gestochen werden. Für BK immer separat stechen
In der Regel immer 2 BK abnehmen, d.h. 2 x 2 Flaschen!
Wenn ein ZVK liegt, darf eine BK aus ZVK entnommen werden, die andere
BK muss aber IMMER peripher abgenommen werden
Auf der Blutkulturflasche vermerken, welche BK peripher und welche aus
ZVK stammt
Mikrobiologie: Blutkulturen 2
Die Ausbeute ist am grössten während eines Fieberanstieges oder
Schüttelfrostes. Daher müssen die BK so rasch als möglich nach einem
Schüttelfrost oder nach dem Temperaturanstieg abgenommen werden.
Ohne spezielle Verordnung werden immer 2 BK (2 x 2 Flaschen) unmittelbar
hintereinander, an verschiedenen Punktionsstellen abgenommen.
Bei Endokarditis Verdacht erfolgen die BK gemäss spezieller Verordnung
(falls nicht anders verordnet: 3 BK im Abstand von 30 Minuten)
Wichtig:
Nach korrekter Abnahme der Blutkulturen und Beginn der antibiotischen
Therapie, braucht es Zeit, bis es zu einem Ansprechen kommt, und deshalb
sollten für die nächsten 48-72h keine weiteren BK abgenommen werden
Mikrobiologie: Blutkulturen 3
Desinfektion der Punktionsstelle (grossflächig) und der Gummistopfen der
Blutkulturflaschen
Wichtig: Einwirkungszeit abwarten, Punktion erst ausführen, wenn Kodan
trocken ist.
Zuerst aerobe Flasche abnehmen
Pro Flasche 10 ml Blut einfliessen lassen.
Können die BK nicht sofort ins Labor transportiert werden, müssen die
Blutkulturen bei Zimmertemperatur (circa 20-23 Grad) aufbewahrt werden.
Sepsis: Therapie
Sanierung des Infektfokus
Antibiotische Therapie der mikrobiologischen Ursache
Supportive Massnahmen
Sepsis-spezifische Massnahmen
Sanierung des Infektfokus
Operatives Vorgehen
- Bsp Appendektomie, Cholezystektomie, Wundrevision, Pleuraempyem…
Drainage
- Bsp Pleuraempyem, Abszessdrainage…
Entfernung von infiziertem Fremdmaterial
- Bsp ZVK, Port a cath…
Antibiotische Therapie
Vasoaktiva
- Wirksamste und sicherste Dosis?
- Risiko von Nebenwirkungen höher bei Patienten mit intravaskulärem
Volumenmangel.
- Rechtfertigt die Verbesserung hämodynamischer Parameter ohne
Verbesserung der Mortalität den Einsatz gewisser Vasopressoren?
- Unterschiedliche Auswirkungen auf die regionale Durchblutung und
mikrovaskulären Perfusion verschiednene Organen trotz akzeptabler
systemischer hämodynamischer Werte.
- Unklar ob multimodaler Ansatz mit verschiedenen Vasoaktiva eine Rolle spielt.
Toxizität durch hohe Dosen könnte verhindert werden.
- Optimale Weaningstrategie?
Sepsis Definition
Sepsis ist ein klinisches Syndrom, das physiologische, biologische und
biochemische Abnormitäten hat, welche durch eine dysregulierte
inflammatorische Antwort auf eine Infektion entstehen.
Sepsis und die inflammatorische Antwort, die entsteht kann zu einer
Multiorgandysfunktion und zum Tod führen.
Sepsis Definition für Laien
Sepsis ist eine lebensbedrohlich Erkrankung bei der die Reaktion des Körpers
auf eine Infektion zu einer Schädigung der eigenen Gewebe und Organe
führt.
Sepsis: Epidemiologie
Gründe für die Zunahme der Sepsis-Inzidenz über die Jahre:
- Alterszunahme
- Immunsuppression
- Multiresistente Infektionen
Sepsis-Inzidenz ist am höchsten im Winter .
(Wahrscheinlich aufgrund des erhöhten Auftretens respiratorischer Infekte)
Ältere Patienten (>65Jahre) verursachen 60-85% der Sepsis-Episoden.
Erreger im Sepsis
Erreger:
- Gram-positive Bakterien am häufigsten
- Gram-negative Bakterien
- Pilzinfektionen (zunehmend)
- In ca 50% der Sepsisfälle kann der Erreger nicht identifiziert werden
-> sogenannte Kultur-negative Sepsis
Sepsis: Definitionen 1991
Sepsis: Definitionen 2016
Sepsis wird definiert als eine lebensbedrohliche Organdysfunktion , die
durch eine fehlregulierte Wirtsantwort auf eine Infektion hervorgerufen
wird.
Organdysfunktion ist definiert als eine akute Veränderung des SOFA Score
>2 Punkte als Folge der Infektion.
Sepsis: Definitionen
Der Ausgangs-SOFA-Score kann bei Patienten ohne vorbekannte
Organdysfunktion als Null angenommen werden.
Auch Patienten, die sich mit einer nur leichten Organdysfunktion vorstellen
können sich im Weiteren verschlechtern
Ein SOFA Score > 2 reflektiert eine Sterblichkeit > 10% in einer allgemeinen
Krankenhauspopulation mit Verdacht auf eine Infektion
Das verdeutlicht die Gefahr einer Sepsis und die Notwendigkeit einer
prompten und adäquaten Intervention, wenn diese nicht bereits eingeleitet
wurde.
Quick - SOFA - Score
Atemfrequenz > 22/min
Verändertes Bewusstsein ( GCS < 15)
Systolischer Blutdruck < 100mmHg
Septischer Schock Definition
Untergruppe der Sepsis, bei der die vorliegenden zirkulatorischen und
zellulären / metabolischen Störungen so ausgeprägt sind, dass die
Sterblichkeit substantiell zunimmt.
Definition: Sepsis + 1. + 2.
1. Eine Vasopressorengabe ist erforderlich um bei, trotz adäquater
Volumensubstitution, persistierender Hypotonie einen MAP > 65mmHg
aufrecht zu erhalten
2. Serum-Lactat > 2mmol/l
-> Krankenhaussterblichkeit übersteigt 40%
Sepsis: Pathophysiologie
Die Inflammation, die septische Koagulopathie und die endotheliale
Dysfunktion sind die drei Hauptsäulen der Pathophysiologie der Sepsis.
Durch sie kommt es zu Störungen der Mikro- und Makrozirkulation und
schliesslich zur Beeinträchtigung der einzelnen Organfunktionen.
Diese Organdysfunktionen sind meistens jedoch nur funktionell und somit
potenziell reversibel.
Entwickelt sich jedoch ein Multiorganversagen, so steigt die Letalität auf bis zu 70%.
Erregerdetektion und Immunreaktion
Die klinischen Symptome der Sepsis werden in der Regel nicht direkt durch die
jeweiligen Erreger verursacht, sondern vor allem durch die Aktivierung der
körpereigenen Immunabwehrmechanismen.
Pathogen associated moelcular patterns (PAMPs) sind Strukturen der bakteriellen
Zellwand, aber auch Sequenzen der bakteriellen oder viralen RNA. PAMPs werden
durch «pattern recognition receptors» (PRR) auf immunkompetenten Zellen erkannt
und induzieren eine Immunantwort.
Zusätzlich erkennen PRR auch endogene Moleküle, die von untergegangenen Zellen
freigesetzt wurden, die sogenannten «damage associated molecular patterns»
(DAMPs) oder «Alarmine».
Immunreaktionen
PAMPs und DAMPS induzieren über PRR eine Aktivierung der angeborenen,
unspezifischen Immunantwort, die ua zur Aktivierung von Phagozyten und
Komplementkaskaden sowie zur Ausschüttung von Entzündungsmediatoren,
Zytokinen und Akut-Phase-Proteinen führt.
Im Gegensatz zu PAMPs werden DAMPs jedoch auch durch nicht-infektiöse Prozesse
wie Traumata freigesetzt.
Hierdurch erklärt sich die vergleichbare Pathophysiologie der Sepsis und des
Systemic inflammatory response syndrome (SIRS).
Prinzipiell sind nach der Bindung von PAMPs an PRR drei verschiedene
Reaktionsmechanismen möglich:
- Umgehende Apoptose
- Bekämpfung der Infektion durch pro-inflammatorische Mechanismen
- Beendigung der Entzündungsreaktion wenn durch das Molekül keine
Gefahr zu drohen scheint (Toleranz)
Die Art und das Ausmass der Inflammationsreaktion auf einen bestimmten
Stimulus hängen vom Zelltyp, dem jeweiligen Gewebe sowie dem
Vorhandensein oder Fehlen einer Toleranz ab.
Immunreaktionen 2
Gewebe, die physiologischerweise mit der Umgebung in Kontakt kommen,
exprimieren zwar die meisten PRR, jedoch induziert nicht jede Bindung eines PAMP
eine generalisierte Immunantwort. Durch anti-inflammatorische Moleküle entsteht
eine Toleranzsteigerung.
Dagegen kommen Leukozyten, myokardiale Zellen oder das Gefässendothel
physiologischerweise nicht in Kontakt mit PAMPs und induzieren in solchen Fällen
einen geradezu explosiven Anstieg an inflammatorischen Mediatoren.
Exogene und endogene Virulenzfaktoren (PAMPs und DAMPs) aktivieren über
spezifische Rezeptoren auf immunkompetenten Zellen die unspezifische, schnelle
Immunantwort.
Entzündungsreaktionen
Das Eindringen eines virulenten Organismus führt unter optimalen
Bedingungen zu einer streng lokalisierten Entzündungsreaktion mit
Einwanderung initial unspezifischer Entzündungszellen.
Im Falle einer Sepsis breitet sich die Entzündungsreaktion auf den
Gesamtorganismus aus.
Dekompensiert das Gleichgewicht zwischen lokaler und systemischer
Entzündungsreaktion, resultiert eine ubiquitäre schwere Inflammation, die
zur Dysfunktion primär gesunder Gewebe führt.
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