Kapitel 10

Marco Stemer

Marco Stemer

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Flashcards 42
Students 10
Language Deutsch
Category Technology
Level University
Created / Updated 20.06.2014 / 14.02.2021
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Welche Vorteile haben Keramiken gegenüber den meisten Metallen?

-Deutlich härter
-Geringe Dichte
-Hohe Verschleißfestigkeit
-Gute Korrosionsbeständigkeit
-Hitzebeständig

Welches Bruchverhalten weisen Keramiken auf?

-brechen aufgrund der hohen Sprödigkeit ohne plastische Verformung
-sehr große Streuung der Festigkeitswerte, gehorchen nicht einer Gaussschen sondern einer Weibullschen Verteilung
-für gewöhnlich Spaltbrüche

Wie berechnet sich die Weibull-Verteilung?

F = Ausfallwahrscheinlichkeit
σ = Spannung
σu = minimale Festigkeit
σ0 = Lageparameter
m = Weibull-Modul

Was ist der Weibull-Modul?

Ein Maß für die Streuung um den Mittelwert der Festigkeit: Je höher der Modul m, desto homogener ist der Werkstoff ► umso kleiner ist die Streuung

Wie kann die Bruchzähigkeit von Keramiken erhöht werden?

-Verlängerung des Risspfades
-Rissbrückeneffekte
-Mikrorissbildung und Rissverzweigung
-Spannungsinduzierte Phasentransformation

Was sind Rissbrückeneffekte?

Interkristallin wachsende Risse in grobkörnigen Gefügen reiben an ihren Flanken aneinander oder verklemmen sich, so dass eine Brücke entsteht. Durch eingebrachte Partikel oder Fasern kann der Effekt verstärkt werden.

Wie erhöhen Mikrorisse den Risswiderstand?

Mikrorisse entstehen aufgrund von Spannungskonzentrationen an der Rissspitze und setzen dort den E-Modul herab, was die Spannung und somit die treibende Kraft für den Rissfortschritt verringert. Zudem führt die Mikrorissbildung zu Energiedissipation.

Wie erhöht die Spannungsinduzierte Phasentransformation den Risswiderstand?

Der Vorgang geht oft mit Volumenzunahme einher, was einerseits zu Druckeigenspannung führt, welche dem RIss entgegenwirkt und ihn sogar schließen kann, andererseits zur Bildung von Mikrorissen.

Welcher Effekt wird von der Temperaturwechsel-Beständigkeit erfasst? Wie wird sie berechnet?

Bei Temperaturänderungen treten thermische Spannungen durch Behinderung der thermischen Ausdehnung auf, was zu Bauteilversagen führen kann. Der Kennwert berechnet sich mit:

R1 = σb / Eα

σb = Biegefestigkeit
E = E-Modul

α = thermischer Ausdehnungskoeffizient
 

Welcher Effekt wird von der Temperaturgradienten-Beständigkeit erfasst? Wie wird sie berechnet?

Durch die geringe Wärmeleitfähigkeit von Keramiken kann bei rascher Temperaturänderung eine Temperaturdifferenz von Oberfläche zu Kern entstehen. Die so entstehenden thermischen Spannungen führen zum Bruch, auch Thermoschock genannt. Der Kennwert berechnet sich mit:

R2 = λR1 = λσb / Eα

λ = Wärmeleitfähigkeit
σb = Biegefestigkeit
E = E-Modul
α = thermischer Ausdehnungskoeffizient

Wie läuft die Herstellung von Keramikteilen ab?

- Keramikpulver wird mit Wasser und Bindemitteln verdichtet um einen Werkstoff mit ausreichender Festigkeit zur Bearbeitung zu erzeugen
-Formung eines Grünkörpers/Grünlings durch keramische Formgebungsverfahren
-Trocknen
-Brennen (Sintern)

In welche Grundtypen lassen sich die keramischen Formgebungsverfahren einteilen?

-Pressen (0-15% Feuchte): uniaxiales oder kalt-isostatisches Pressen, Feuchtpressen
- Plastische Formgebung (15-25% Feuchte): Spritzgießen, Extrudieren
-Gießen (>25% Feuchte): Schlickergießen, Foliengießen, Druckgießen

Was ist bei der Gestaltung von Keramikteilen bezüglich des Sinterns besonders zu beachten?

Zum Ausgleich von Trocknungs- und Sinterschwindung muss bis zu 30% Aufmaß zugegeben werden.

Was geschieht beim Sintern?

Das Sintern (Brennen) findet unter hoher Temperatur und Druck statt. Bei ausreichend hohen Temperaturen findet an den Grenzflächen der Pulverteilchen Diffusion statt. Die Zahl der hochenergetischen Grenzflächen zwischen Festkörper und Gas wird verringert, die der niedrigenergetischen zwischen zwei Festkörpern erhöht. Durch den hohen Druck werden zwischen den Pulverteilchen eingeschlossene Poren verschlossen.

Wie unterscheiden sich Glas und Keramik in ihrer atomaren Anordnung?

Glas ist amorph, Keramik besitzt hingegen eine Kristallstruktur mit Fernordnung.

Aus welchen Bausteinen wird Glas hergestellt?

-Netzwerkbildner/Glasbildner: Vernatwortlich für Struktur, z.B. SiO44- Tetraeder
-Netzwerkwandler: Verhindern Kristallisation um amorphe Struktur zu erhalten, z.B. Na2O
-Stabilisatoren: Können beide Aufgaben übernehmen, können alleine allerdings kein Glas bilden, z.B. Al2O3

Welche Verfahren eignen sich zum Glasgießen?

Glas lässt sich nicht gießen du Spast. Glas hat keinen eindeutigen Schmelzpunkt. Der feste Zustand wird bei Temperaturerhöhung zunehmend zähflüssig, während die atomare Ordnung nahezu unverändert bleibt.

Was sind Glaskeramiken und was ist ihre Besonderheit?

Glaskeramiken sind teilkristalline Verbundwerkstoffe der durch unvollständige Kristallisation von Gläsern entsteht. Zur Steuerung der Kristallgröße wird TiOzugesetzt, das sich nicht vollständig in der Glasschmelze auflöst. Die Besonderheit ist die geringe thermische Ausdehnung, die über einen großen Temperaturbereich (20°C - 750°C) fast Null ist.

Welche Möglichkeiten gibt es zur Einteilung der verschiedenen Keramiken?

-nach Zusammensetzung: Silikatkeramik, Oxidkeramik, Nichtoxidkeramik
-nach charakteristischer Korngröße: Grobkeramik, Feinkeramik
-nach Anwendungsbereich: Baukeramik, Funktionskeramik, Ingenieurkeramik

Was ist Silikatkeramik?

Silikatkeramiken sind mehrphasige Werkstoffe mit hohem Glasphaseanteil (>20%). Wesentliche Rohstoffe sind Ton und Kaolinit, Feldspat und Speckstein, die Silikate sind/endhalten. Wegen niedriger Sintertemperaturen, guter Prozessbeherrschung und hoher Verfügbarkeit der natürlichen Rohstoffe ist Silikatkeramik sehr kostengünstig.

Was ist Oxidkeramik?

Oxidkeramiken bestehen hauptsächlich (>90%) aus einphasigen, einkomponentigen Metalloxiden und sind glasphasearm/frei.
Die Rohstoffe werden synthetisch hergestellt und besitzen hohen Reinheitsgrad. Bei sehr hohen Sintertemperaturen entstehen gleichmäßige Mikrogefüge.

Welche Eigenschaften besitzen Aluminiumoxidkeramiken?

Aluminiumoxidkeramiken bestehen zu 80% bis über 99% aus α-Al2O3 (Korund), sind einphasig und hexagonal ohne jeglichen Mechanismus zur Verformung und haben somit hohe Festigkeit, Temperaturbeständigleit, Verschleißbeständigkeit und Korrosionsbeständigkeit, jedoch niedrige Bruchzähigkeit.

Welche Eigenschaften besitzen Zirkonoxidkeramiken?

Zirkonoxidkeramiken haben eine besonders niedrige Wärmeleitfähigkeit, hohe Bruchzähigkeit, höchste Biegebruch- und Zugfestigkeit, Korrosionsbeständigkeit, sehr gute tribologische Eigenschaften, eine Wärmeausdehnung ähnlich dem Gusseisen, dafür eine etwas geringere Verschleißbeständigkeit. Zirkonoxid kommt temperaturabhängig in drei Kristallstrukturen vor: monoklon, tetragonal, kubisch.

Welches Problem ergibt sich durch die drei temperaturabhängigen Phasen des Zirkonoxids?

Die monokline Phase ist weniger dicht gepackt als die tetragonale. Beim Abkühlen findet eine Phasenumwandlung und somit eine Volumensteigerung von 3% statt, was den Werkstoff von innen "sprengen" kann.

Was ist FSZ/CSZ?

fully stabilized zirconia / cubic stabilized zirconia
Bei vollstabilisiertem Zirkonoxid bleibt durch den Einbau von Fremdoxiden die kubische Hochtemperaturstruktur erhalten.

Was ist PSZ?

partly stabilized zirconia
Im teilstabilisierten Zirkonoxid liegt eine metastabile kubische Phase mit tetragonalen Bereichen vor, welche zur Umwandlungsverstärkung fähig ist. Somit weist es eine deutlich höhere Biegefestigkeit und Bruchzähigkeit hals andere Keramiken auf.

Was ist Umwandlungsverstärkung?

Durch die metastabile kubische Phase mit tetragonalen Bereichen des PSZ wird eine Umwandlung in die monokline Phase verhindert und das Gefüge vorgespannt. Bei hohen mechanischen Spannungen z.B. bei einer Rissspitze wandeln diese tetragonalen Bereiche allerdings doch und absorbieren Energie durch die Erzeugung neuer Grenzflächen und schließen, verlangsamen oder verzweigen Risse durch die Volumenänderung

Was ist TZP?

tetragonal zirconia polycrystals
Polykristallines tetragonales Zirkonoxid besitzt durch die metastabile tetragonale Phase eine sehr hohe Festigkeit. Durch die Verwendung von extrem feinkörnigen Ausgangspulvern und niedrigen Sintertemperaturen entsteht ein sehr feinkörniges Gefüge.

Weshalb eignet sich PSZ als Festkörperelektrolyt?

Zirkonoxid hat einen hohen Diffusionskoeffizient für Sauerstoff. Da O2- Ionen eine elektrische Ladung tragen, fließt ein signifikanter elektrischer Strom, während Sauerstoff durch das Gitter diffundiert. Durch die hohe Ionenleitfähigkeit und seine Temperaturbeständigkeit wird PSZ in Brennstoffzellen und Suaerstoffsensoren in Lambda-Sonden eingesetzt.

Was ist Nichtoxidkeramik?

Nichtoxidkeramiken beinhalten Karbide und Nitride, die sämtlich synthetisch sind und weisen viele kovalente Bindungen auf, was zu hohem E-Modul und somit hoher Festigkeit, Härte und Verschleißbeständigkeit führt. Niedriger thermischer Ausdehnungskoeffizient und hohe Wärmeleitfähigkeit sorgen für hohe R1-und R2-Werte.

Welches Problem tritt bei der Herstellung von Nichtoxidkeramiken auf?

Das Sintern wird durch die kovalenten Bindungen erschwert. Entweder müssen die Pulverpartikel sehr klein, besondere Prozesse, vor allem hohe Drücke, angewendet ,oder aber Sinteradditive zur Erzeugunng der flüssigen Phase beigemischt werden.

Welche Herstellungsmethoden für Nichtoxidkeramiken gibt es?

-Druckloses Sintern (S) und Flüssigphasensintern (LP)
-Gasdrucksintern (GP)
-Heißpressen (HP) und Heißisostatisches Pressen (HIP)
-Rekristallisieren (R)
-Reaktionsgebundene Keramiken (RB)

Wie läuft das Drucklose Sintern / Flüssigphasensintern?

Dieses Vorgehen verlangt Sinteradditive wie Bor oder Kohlenstoff und findet bei 1600°C - 2200°C unter Schutzgas statt. Die Schwindung beträgt 15-23%, das Bauteil ist zu 95% dicht.

Wie läuft das Gasdrucksintern?

Der Vorgang wird bei N2-Drücken bis 10MPa durchgeführt und liefert dichte Keramiken hoher Festigkeit.

Wie läuft das Heißpressen / Heißisostatische Pressen

Dieser Vorgang läuft bei sehr hohen Temperaturen und Drücken (<100MPa, 1700-2200°C), die Schwindung liegt bei 40%. Dieser Prozess bietet die besten Werkstoffeigenschaften, allerdings sind die Geometrien beim HP sehr eingeschränkt, bzw. die Kosten beim HIP sehr hoch.

Wie läuft das Rekristallisieren?

Bei sehr hohen Temperaturen von 2300-2500°C entstehen großkörnige Gefüge mit einer offenen Porosität von bis zu 15%, dafür aber ohne Schwindung.

Was sind Reaktionsgebundene Keramiken?

Reaktionsgebundene Keramiken werden teilweise oder komplett während des Sintervorgangs synthetisiert (z.B. Siliziumpulver in N2- oder Ammoniakatmosphäre zu Siliziumnitrid).

Welches sind die typischen Eigenschaften des Siliziumkarbids?

hohe Härte, Festigkeit, Korrosions-, Oxidations- und Verschleißbeständigkeit, auch bei hohen Temperaturen, gute Temperaturwechselbeständigkeit, geringe Wärmedehnung, sehr hohe Wärmeleitfähigkeit, gute tribologische- und Halbleitereigenschaften.

Welche Eigenschaften weisen Borkarbidkeramiken auf?

Ähnlich wie Siliziumkarbid, allerdings höhere Verschleißbeständigkeit und überragende Härte bei sehr geringer Dichte.

Welche besondere Eigenschaft zeichnet Bornitrid aus?

Bornitrid ist nach Diamant das härteste bekannte Material.