Recht

Verträge auf Arbeitsleistung (4)

Verträge auf Arbeitsleistung (4)


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Flashcards 153
Language Deutsch
Category Law
Level Primary School
Created / Updated 26.03.2015 / 05.01.2021
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Die Verträge auf Arbeitsleistung können in folgende Gruppen gegliedert werden:

  • Arbeitsvertrag - OR Art. 319 - 362
  • Werkvertrag - OR Art. 363 - 379 ( ein bestimmtes Arbeitsresultat ist geschuldet - Erfolgshaftung)
  • Auftrag - OR Art. 394 - 418v (ein Erfolg schuldet der Beauftragte nicht, nur sorgfältige Ausführung)

Hat der Arbeitgeber einen Informationsanspruch über Sachverhalte aus der Privatsphäre des Bewerbers, die keinen Bezug zum vorgesehenen Arbeitsverhältnis aufweisen.

Nein. Das gilt auch für die Einholung von Auskünften bei Dritten (Referenzen), die nur mit Zustimmung des Bewerbers eingeholt werden dürfen. Wird eine Referenzperson in den Bewerbungsunterlagen genannt, ist das allerdings als Zustimmung zu werten. (Bearbeitung Personaldaten - OR Art. 328b)

Welche Fragen müssen im Vorstellungsgespräch wahrheitsgetreu beantwortet werden?

Zulässige Fragen müssen wahrheitsgetreu, unzulässige Fragen dürfen wahrheitswidrig beantwortet werden.

Was sind zulässige Fragen bei einem Vorstellungsgespräch?

Zulässig sind allgemein Fragen nach der Ausbildung und dem beruflichen Werdegang.

Was sind unzulässige Fragen bei einem Vorstellungsgespräch?

Unzulässig sind Fragen zur Sexualität, zu Heiratsabsichten, zum Vermögen oder zur Gesundheit und nach der Zugehörigkeit zu Gewerkschaften und anderen Vereinen. Fragen nach der weltanschaulichen oder politischen Einstellung des Bewerbers dürfen nur von Unternehmen gestellt werden, deren Zielsetzung entsprechend ausgerichtet ist.

Ist die Frage nach einer Schwangerschaft zulässig in einem Vorstellungsgespräch?

Die Frage ist zulässig, wenn die Arbeit von Schwangeren nicht oder nicht ordnungsgemäss ausgeführt werden kann (Schwerarbeit, Model, Ballett-Tänzerin), oder wenn durch die Arbeit die Gesundheit des Kindes oder der werdenden Mutter gefährdet würde (Röntgenassistentin). Für die Schwangeren besteht in diesen Fällen eine Offenbarungspflicht.

Wann sind in einem Vorstellungsgespräch Fragen nach akuten Krankheiten und Gebrechen zulässig?

Wenn diese die Arbeitstauglichkeit des Arbeitnehmers beeinträchtigen können. Über frühere Krankheiten und Gebrechen muss der Arbeitnehmer von sich aus nichts erzählen. Es sei denn, er sei aus gesundheitlichen Gründen für die betreffende Arbeitsstelle ungeeignet (Zügelmann - Rückenschäden / Bergführer - Höhenangst / Bäcker - Mehlstauballergie)

Wann müssen Vorstrafen angegeben werden?

Vorstrafen gehen den Arbeitgeber nur etwas an, wenn sie mit der offenen Stelle in Verbindung stehen (Buchhalter hat Geld veruntreut). Bei der Besetzung einer Vertrauensstellung darf der Arbeitgeber einen Auszug aus dem Zentralstrafregister verlangen.

Darf ein Arbeitgeber die fachliche und persönliche Eignung mit Hilfe psychologischer Persönlichkeitstests und graphologischer Gutachten abklären?

Er braucht dazu die Einwilligung des Stellenbewerbers. Solche Tests stellen einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte gemäss ZGB Art. 28 dar.

Muss ein Einzelarbeitsvertrag schriftlich sein?

Für den Einzelarbeitsvertrag gilt grundsätzlich die Formfreiheit. Diese Freiheit ist aber durch OR Art. 330b eingeschränkt worden und bedeutet praktisch ein weitgehendes Obligatorium für schriftliche Einzelarbeitsverträge, wobei diese Formvorschrift aber kein Gültigkeitserfordernis darstellt.

Eine Reihe von Verabredungen müssen von Gesetzes wegen schriftlich vereinbart werden, damit sie gültig sind. Das gilt z.B. für:

  • die Probezeit, die für länger als einen Monat vereinbart wird - OR Art. 335b Abs. 2
  • die Kündigungsfristen, die von der gesetzlichen Regelung abweichen - OR Art. 335c Abs. 2
  • das Konkurrenzverbot - OR Art. 340 Abs. 1

Was ist zum Schutz des Arbeitnehmers stark eingeschränkt?

Die Vertragsfreiheit

Was sind die absolut zwingenden Vorschriften?

OR Art. 361 enthält eine Liste derjenigen Gesetzesvorschriften, die durch Vereinbarung oder Gesamtarbeitsvertrag weder zuungunsten des Arbeitgebers noch des Arbeitnehmers abgeändert werden dürfen.

Was sind relativ zwingende Vorschriften?

OR Art. 362 enthält die Liste derjenigen Gesetzesvorschriften, die wohl zuungunsten des Arbeitgebers, nicht aber zuungunsten des Arbeitnehmers abgeändert werden dürfen.

Was schreibt OR Art. 341 Abs. 1 zum Schutz des Arbeitnehmers zwingen vor?

Dass während der Dauer des Arbeitsverhältnisses und eines Monats nach dessen Beendigung der Arbeitnehmer auf Forderungen nicht verzichten kann, die sich aus unabdingbaren Vorschriften des Gesetzes oder eines Gesamtarbeitsvertrages ergeben.

OR Art. 341 Abs. 1 schliesst nur einen einseitigen Verzicht des Arbeitnehmers auf ihm gemäss zwingenden Vorschriften zustehenden Ansprüchen aus und verhindert nicht, ...

...dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Rahmen eines Vergleichs über bestrittene Sachverhalte gegenseitig Verzicht erklären oder dass der Verzicht des Arbeitnehmers durch zusätzliche Leistungen des Arbeitgebers angemessen kompensiert wird.

Was ist die Hauptpflicht des Arbeitnehmers?

Die Pflicht zur persönlichen Arbeitsleistung - OR Art. 321

Der Arbeitgeber kann auch verlangen, dass Nebenarbeiten erledigt werden, die mit der Haupttätigkeit zusammenhängen und mit der Stellung des Arbeitnehmers vereinbar sind.

Welche Nebenpflichten hat ein Arbeitnehmer?

  • Sorgfaltspflicht
  • Treuepflicht
  • Verbot von Schwarzarbeit
  • Rechenschafts- und Herausgabepflicht
  • Übernahem von Überstunden
  • Pflicht zur Befolgung von Anordnungen und Weisungen (Befolgungspflicht)

Sorgfaltspflicht des Arbeitnehmers

OR Art. 321a und Art. 321e

Je nach schwere des Verschuldens kann der Richter die Schadenersatzpflicht reduzieren. Bei leichter Fahrlässigkeit wird die Schadenersatzpflicht sehr deutlich reduziert. Bei grober Fahrlässigkeit erfolgt eine geringe, bei absichtlicher Schädigung übehaupt keine Reduktion.

Treuepflicht des Arbeitnehmers

OR Art. 321a Abs. 4

Die Geheimhaltungspflicht gilt während der Dauer des Arbeitsverhältnisses absolut. Nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses nur noch insoweit, als es zur Wahrung berechtigter Interessen des Arbeitgebers erforderlich ist.

Verbot von Schwarzarbeit

OR Art. 321a Abs. 3

Konkurrenzierende Tätigkeit setzt ein Wettbewerbsverhältnis zwischen dem Arbeitgeber und dem Dritten voraus, für den der Arbeitnehmer tätig ist.

Rechenschafts- und Herausgabepflicht

OR Art. 321b

Was der Arbeitnehmer in Ausübung seiner vertraglichen Tätigkeit von Dritten für den Arbeitgeber entgegengenommen hat, muss er herausgeben. Unter die Herausgabungspflicht fallen auch Schmiergelder. Trinkgelder darf der Arbeitnehmer behalten.

Auf was erstreckt sich die Herausgabepflicht noch?

Auf das, was der Arbeitnehmer in Ausübung seiner vertraglichen Tätigkeit geschaffen oder erfunden hat, denn der Arbeitgeber hat Anspruch auf das Arbeitsergebnis - OR Art. 321b Abs. 2 und Art. 332

Übernahme von Überstunden

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, Überstunden zu leisten, sofern sie notwendig sind. Als Überstundenarbeit gilt jede Arbeit, welche die vertraglich festgelegte Arbeitszeit überschreitet.

Ist die Verpflichtung zur Überstundenarbeit begrenzt?

Ja, durch die öffentlich-rechtlichen Arbeitszeitvorschriften sowie durch die Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers.

Kann der Arbeitnehmer Überstunden ablehnen?

Ja, die er nicht zu leisten vermag (z.B. aus gesundheitlichen Gründen) oder die ihm nach Treu und Glauben nicht zugemutet werden können - OR Art. 321c Abs. 1

Was ist der Unterschied zwischen Überstunden und Überzeit?

Muss ein Arbeitnehmer mit einem Wochenpensum von 42 Stunden in einer Woche 46 Stunden arbeiten, leistet er vier überstunden, wobei eine dieser Überstunden gleichzeitig eine Überzeitstunde darstellt. Leistet ein Arbeitnehmer mehr als 45 bzw. 50 Stunden Arbeit in der Woche, leistet er Überzeitarbeit.

Wie werden Überstunden und Überzeit ausgeglichen?

Überstunden durch Freizeit von mindestens gleicher Dauer oder Überstundenvergütung, welche aus dem normalen Lohn und einem Zuschlag von 25% besteht. Im EAV kann schriftlich vereinbart werden, dass Überstunden grundsätzlich nicht entschädigt werden.

Die Überzeit ist mit einem Lohnzuschlag von wenigsten 25% zu entschädigen (kann nicht verzichtet werden). Kann aber auch durch Freizeit ausgeglichen werden.

Muss der Arbeitnehmer die Überstunden nachweisen?

Ja, und dass diese angeordnet oder betrieblich notwendig waren. Überstunden gelten auch dann als angeordnet, wenn der Arbeitgeber von deren Leistung Kenntnis hat oder haben müsste, aber nicht dagegen einschreitet und damit genehmigt. Das gilt selbst dann, wenn im Arbeitsvertrag steht, dass nur angeordnete Überstunden entschädigt werden.

Befolgungspflicht

OR Art. 321d

Das Weisungsrecht des Arbeitgebers ist jedoch nicht schrankenlos. Er hat die Persönlichkeitsrechte der Arbeitnehmer zu respektieren.

Kann ein vertraglich festgelegter Arbeitsort durch eine Weisung des Arbeitgebers verlegt werden?

Nein. Bei dringenden betrieblichen Bedürfnissen muss der Arbeitnehmer eine Versetzung akzeptieren. Die Versetzung muss allerdings zumutbar sein, d.h. sie darf nicht zu lange dauern, das Privatleben nicht stark beeinträchtigen und die Mehrkosten müssen ersetzt werden.

Was sind die Pflichten des Arbeitgebers?

  • Lohnzahlungspflicht
  • Zahlung einer Gratifikation, eines 13. Monatsgehalts oder eines Bonus
  • Lohnfortzahlung bei unverschuldeter Verhinderung des Arbeitnehmers an der Arbeitsleistung
  • Annahme der korrekten Arbeitsleistung
  • Lohnfortzahlung beim Tod des Arbeitnehmers
  • Bereitstellung der Arbeitsgeräte
  • Ersatz der Auslagen
  • Massnahmen zum Schutze der Persönlichkeit des Arbeitnehmers
  • Gewährung von Freizeit und Ferien
  • Ferienkürzung bei Verhinderung des Arbeitnehmers an der Arbeitsleistung
  • Ausstellen eines Zeugnisses

Welches ist die Hauptpflicht des Arbeitgebers?

Dem Arbeitnehmer den vertraglich vereinbarten Lohn zu zahlen - OR Art. 322

Wurde ausnahmsweise kein Lohn vereinbart, so ist der übliche Lohn geschuldet - OR Art. 322 Abs. 1

Was schreibt das Gesetz vor, wenn der Arbeitgeber gegenüber dem Arbeitnehmer eine Gegenforderung geltend macht (z.B. Schadenersatzforderung)?

OR Art. 323b Abs. 2 - Zur Sicherung des Existensminimums des Arbeitnehmers schreibt das Gesetz vor, dass der Arbeitgeber die Gegenforderung nur in der Höhe mit der Lohnforderung verrechnen kann, als diese pfändbar ist. Dieses Verrechnungsverbot gilt nicht für absichtlich zugefügten Schaden.

Wie kann der Lohn geleistet werden?

Geldlohn oder Naturallohn (Verpflegung und Unterkunft). Dem Arbeitnehmer ist eine schrifliche Abrechnung auszuhändigen - OR Art. 323b Abs. 1

Was versteht man unter dem Truckverbot (engl. truck = Tausch)?

Wenn Geldlohn vereinbart worden ist, muss der Arbeitnehmer frei über seinen Lohn verfügen können. Deshalb sind Abreden über die Verwendung des Lohnes im Interesse des Arbeitgebers nichtig - OR Art. 323b Abs. 3 Damit soll verhindert werden, dass die Arbeitnehmer Ware statt Geld erhalten.

Wie kann der vereinbarte Lohn ausbezahlt werden?

Als Zeitlohn (z.B. Monatslohn, Stundenlohn) oder als Stücklohn (Akkordlohn), d.h. Entlöhnung nach der geleisteten Arbeit ohne Berücksichtigung der benötigten Arbeitszeit.

Noch nicht fällige Lohnforderungen...

...können nur noch zur Sicherung familienrechtlicher Unterhalts- und Unterstützungspflichten abgetreten werden OR Art. 325

Was ist eine Gratifikation?

Eine Sondervergütung, die zu besonderen Anlässen ausgerichtet wird. Sie dienst als Anerkennung für bereits geleistete Dienste oder als Ansporn für künftige Tätigkeiten - OR Art. 322d. Sie ist grundsätzlich freiwillig.

Wann ist eine Gratifikation nicht mehr eine freiwillige Zahlung, sondern zwingend geschuldet?

Wenn sie zugesichert wurde. Dies kann ausdrücklich im Arbeitsvertrag erfolgen (z.B. 13 Monatslohn) oder durch stillschweigende Zusicherung. Diese ist dann anzunehmen, wenn in drei aufeinander folgenden Jahren vorbehaltlos eine Zahlung erfolgt ist (auch wenn die Höhe der Zahlung jeweils variierte).