Quantitative Forschungsmethoden Auswahlverfahren

Welche Grundprobleme können bei dem Auswahlverfahren auftreten? Welche Vor- bzw Nachteile habe die einzelnen Verfahren? Diese Fragen werden in dieser Lerneinheit grundlegend beantwortet. Mit denen einen erste Grundlage geschaffen wird.

Welche Grundprobleme können bei dem Auswahlverfahren auftreten? Welche Vor- bzw Nachteile habe die einzelnen Verfahren? Diese Fragen werden in dieser Lerneinheit grundlegend beantwortet. Mit denen einen erste Grundlage geschaffen wird.


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Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 11.12.2013 / 13.06.2019
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Der Ausgangspunkt jeder quantitativen Erhebung sollte im Vorfeld folgendes geklärt haben:

Welche ersten Probleme können bei dem Auswahlverfahren auftauchen?

(angestrebte) Grundgesamtheit (Zielpopulation, target population):

Wer oder was wird genau untersucht?

Auswahl-Grundgesamtheit (frame population):

Diejenige Menge von Individuen, „die eine Chance von größer als Null
aufweisen, um in die Stichprobe aufgenommen zu werden“ (Diekmann
2012: 377)

Stichprobe

Overcoverage

Undercoverage

Welche Auswahlverfahren gibt es ?

Definiere die Willkürliche Auswahl

Willkürliche Auswahl von Untersuchungseinheiten – keine Kontrolle durch vorgegebenen Auswahlplan (z.B. Straßeninterview, freiwillige Meldung)

Welche Probleme können bei der Willkürlichen Auswahl auftreten?

Für welche Zwecke wird die willkürliche Auswahl eingesetzt?

Zu illustrativen Zwecken Test-Erhebungen einsetzbar, für wissenschaftliche Zwecke nicht sinnvoll

Bewusste Auswahl

Auswahl spezifischer Zielgruppen nach vom Forscher
festgelegten Kriterien

Bewusste Auswahl

Quotenauswahl

Vorteile der Bewussten Auswahl

  • Klare Vorgabe der Auswahlkriterien, können zudem durch externe
    statistische Quellen fundiert werden
  • Meist hohe Kosteneffizienz
  • zeitlich schnell durchführbar, insbesondere bei gut kontrollierbaren
    Quotierungsvorgaben

Nachteile der Bewussten Auswahl

Bewusste Auswahl spezifischer Zielgruppen setzt umfassende Kenntnis
hinsichtlich der Zielpopulation (Verteilung in der Grundgesamtheit) voraus


>> Einsetzbar in vergleichsweise bekannten Forschungsfeldern, nicht
sinnvoll z.B. bei explorativen Studien

Fortsetzung

2. Nachteile der Bewussten Auswahl und Pragmatische Probleme der Durchführung:

Repräsentativität nur im Hinblick auf Quotenkriterien gewährleistet –
unklar ob repräsentativ für Grundgesamtheit (ggf. nicht repräsentative Verteilung im Hinblick auf weitere Merkmale)


Willkür auf Ebene der Personenauswahl (z.B. durch Interviewer)


Pragmatische Probleme der Durchführung:

• Quotierungsmerkmale müssen vergleichsweise leicht erkennbar/
erhebbar sein
• Verfügbarkeit statistischer Basisdaten zur Quotengestaltung
• Probleme der Quotierung bei Mehrthemenbefragungen

Zufalls-/Wahrscheinlichkeitsauswahl

Einstufige Verfahren

Listenauswahl/Karteiauswahl

Voraussetzung: Liste aller Elemente der
Grundgesamtheit liegt vor
(Seminarlisten, Daten der deutschen
Rentenversicherung, öffentliche Registerdaten, bedingt
auch bei öff. Telefonbüchern)
Zufallsauswahl z.B. durch Auslosen, systematische
Zufallsauswahlen

Gebietsauswahl /Flächenstichprobe

Probleme?

Problem: vollständige Listen für
Befragungseinheiten meist nicht vorhanden
Alternative: Bezug auf räumlich-geographische
Daten (Gebiete) als Auswahleinheiten
Zufallsauswahl der Gebiete
Vollerhebung oder systematische Zufallsauswahl
innerhalb der Gebiete

Vorteile der einstufigen Verfahren

Kontrollierte Zufallsauswahl gemäß angebbarer Kriterien

Nachteile der einstufigen Verfahren

Hohe Anforderungen an Datenbasis
In der Praxis mitunter sehr zeit- und
kostenintensiv
Insbesondere bei Fokus auf spezifische
Zielgruppen: Probleme bei der Repräsentation
von Gruppen mit geringer Häufigkeit in der
Grundgesamtheit (hohe Gesamtfallzahl
notwendig)

Geschichtete Zufallsauswahl Grundgedanke

Die Grundgesamtheit lässt sich in angebbare Teil-Grundgesamtheiten
unterteilen, zu denen Untersuchungseinheiten eindeutig zugeordnet
werden können.
(Beachte: Kenntnis über Verteilung der Schichten in der Grundgesamtheit
notwendig!)
Vorgabe der Schichtungsfaktoren, Zufallsauswahl innerhalb der Schichten

Proportionale Schichtung:

Anteile in der Stichprobe entsprechen Anteilen in der Grundgesamtheit

Disproportionale Schichtung:

Anteile in der Stichprobe entsprechen
nicht den Anteilen in der Grundgesamtheit (sinnvoll z.B. bei
Zielgruppen mit geringer Häufigkeit: gezielte Überrepräsentation zur
Durchführung sinnvoller statistischer Analysen)

Klumpenstichprobe Grundgedanke

Bezug des Auswahlverfahrens auf kontextuelle ‚Cluster‘ (dt.: Klumpen)
statt auf Untersuchungseinheiten selbst (z.B. Schulklassen, Nachbarschaften, Netzwerke etc.)


Zufallsauswahl der Klumpen; Vollerhebungen von Untersuchungseinheiten
innerhalb der Klumpen

Nachteile der Klumpenstichprobe

„Klumpen-Effekte“: Ähnlichkeiten der Personen in den einzelnen
Klumpen, deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Clustern
>>  Homogenität (Stichprobe) > Homogenität (Grundgesamtheit)
(v.a. bei geringer Klumpen-Anzahl bzw. hoher Klumpen-Größe)
Ideal: hohe Anzahl von Klumpen mit geringer Zahl von
Untersuchungseinheiten

Mehrstufige Zufallsauswahl:

Mehrstufige Stichproben

Beispiel ADM-Design

ADM =

ADM = Arbeitsgemeinschaft deutscher Marktforschungsinstitute

Flächenstichprobe mit dreistufigem Auswahlverfahren

Grundgesamtheit: Personen in Privathaushalten in Deutschland

Mehrstufigee Stichprobe

Beispiel ADM-Design

1. Stufe: Identifikation von Stimmbezirken / ‚sampling points‘

Zufallsauswahl von Flächen/Stimmbezirken mit mindestens 350 / durchschnittlich 750 Einwohnern


Auswahlwahrscheinlichkeit proportional zur Größe (repräsentative Abbildung der Verteilung in der Grundgesamtheit)


= ‚ADM-Mastersample‘ (25.2000 Primäreinheiten)


Für Studien oft nochmals Auswahl einzelner Unterstichproben (‚Netze‘)

Mehrstufigee Stichprobe

Beispiel ADM-Design

2. Stufe: Generierung einer Zufallsstichprobe von Adressen innerhalb der
‚sampling points‘

Random-Route-/Random-Walk-Verfahren (Zufallsweg)
• Ermittlung eine ‚Ausgangspunktes‘ innerhalb eines vorgegebenen
Sampling points (idealerweise Zufallsauswahl der Start-Adresse)
• Formulierung von Begehungsanweisungen zum Auffinden des
Zielhaushalts (siehe Kromrey 2009: 291)


2a. Vorgabe von Laufrouten (erste Straße rechts abbiegen) Bestimmung der Straßenseite und/oder Auswahl
gerader/ungerader Hausnummern


2b. Auswahl des Haushaltes (z.B. durch Zählen der Haushalte
und Auswahl des n-ten Haushalts)

Mehrstufigee Stichprobe

Beispiel ADM-Design

3. Stufe: Zufallsauswahl der Befragungsperson im Zielhaushalt

Siehe Bild

Mehrstufige Stichprobe

Beispiel Telefonische Erhebung

Idealerweise Listenauswahl (Telefonbuch)

Erste Auswahlstufe durch Regionen/Ortsnetze:
PPS-Auswahl auf Basis der Anzahl der Privatanschlüsse


Zweite Auswahlstufe: Zufallsauswahl der eingetragenen Nummern

Problematik: nicht eingetragene Anschlüsse
Addition einer Zufallszahl bzw. Zufallsgenerierung der letzten beiden Ziffern eines Anschlusses


Dritte Auswahlstufe: Auswahl der Befragungsperson durch
Schwedenschlüssel oder ‚last birthday method‘

Seltene Populationen

Problem des Zugangs zu seltenen Populationen, speziellen Zielgruppen
der Befragung
Idealerweise Listenauswahl, wenn Daten vorhanden
(z.B. skandinavische Registerdaten)
Falls Daten nicht vorhanden: ‚Screening‘ der entsprechenden Zielgruppe
in bevölkerungsrepräsentativen Erhebungen & Nachbefragung
Multiplicity sampling: Verknüpfung des Screenings mit Informationen über
dritte Personen (z.B. Familienmitglieder, Kinder)
Beachte! Notwendigkeit der Berücksichtigung von
Auswahlwahrscheinlichkeiten
(z.B. Einzelkinder vs. Kinder aus kinderreichen Familien)