PS2 Seminar VA 9

Fremdenfeindlichkeit und Rassismus

Fremdenfeindlichkeit und Rassismus


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Flashcards 18
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 19.07.2016 / 26.07.2016
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Rückblick: normative Regeln

Normative Konformität
Neigung, sich der Gruppe anzupassen, um deren
Erwartungen zu erfüllen und akzeptiert zu werden.


Institutionalisierter Rassismus
Rassistische Einstellungen, die von der großen Mehrheit
der Mitglieder einer Gesellschaft geteilt werden, in der
Stereotype und Diskriminierung die Norm sind.


Institutionalisierter Sexismus
Sexistische Einstellungen, die von der großen Mehrheit
der Mitglieder einer Gesellschaft geteilt werden, in der
Stereotype und Diskriminierung die Norm sind.

Moderner Rassismus


sich nach außen hin so verhalten, als habe man keine
Vorurteile, obwohl man innerlich weiterhin an den
vorurteilsbehafteten negativen Einstellungen festhält
heutige Norm: Fremdgruppen mit Toleranz und Akzeptanz
begegnen

Def. Rechtsextremismus


Rechtsextreme Orientierungen sind eine
„[…] Kombination einer Ideologie der Ungleichheit und
Gewaltakzeptanz. Die Ungleichheit zeigt sich in der Abwertung
anderer Personen, nationalsozialistischer Selbstübersteigerung,
der Verwendung rassistischer Kategorien, einem
Sozialdarwinismus, einem totalitären Normverständnis und
der Betonung der Homogenität der Nation. Die Gewaltakzeptanz
basiert auf der Über-zeugung, dass Gewalt der
Konfliktregulation dienen kann und sollte.“

Strategien


rechtsextreme Vereine, Gruppen und Parteien haben Kontrolle
über viele öffentliche Orte
 


Strategien, um die Kontrolle zu erlangen:


– Bedrohung der Bevölkerung
– variabler Personeneinsatz bei Gewalttaten
– Veränderung der öffentlichen Erscheinung
– neue, bürgernahe Aktionsformen
– Übernahme von Einrichtungen
– Nutzung neuer Medien zur Propaganda
– politisches Agieren im Zentrum der Gesellschaft

Ursachen rechtsextremer Einstellungen


„[…] Ein umfassendes Entstehungs- und Erklärungsmodell
des Rechtsextremismus steht indes noch aus. Bislang
werden oft nur singuläre Faktoren oder Faktorengruppen
beachtet.“ (Zick & Küpper, 2009, S. 299)
a) Makro-sozialer Kontext
b) Meso-sozialer Kontext
c) Mikro-sozialer Kontext

Mikrosystem:

 Bereich der unmittelbaren Erfahrung in
konkreten Interaktionssituationen (Familie, Arbeitsplatz)

Mesosystem:

Summe der Mikrosysteme; Wechselwirkungen
zwischen den Mikrosystemen (z.B. Schule
und Nachbarschaft)

Makrosystem:

 ökologische, kulturelle, und politische
Gegebenheiten, die sich auf alle anderen Lebensbereiche
auswirken (z.B. Gesetze, Gebräuche, Wertvorstellungen)

Makro-sozialer Kontext


gesellschaftliche und kulturelle Bedingungen
a) gesellschaftlicher Status
b) Kultur
c) gesellschaftliche Krisenlagen und -prozesse

Gesellschaftlicher Status und Kultur


bei Betrachtung der Täterprofile wurde deutlich, dass bestimmte
Statusgruppen anfälliger für rechtsradikale Orientierungen sind:
– geringes Bildungsniveau
– männliches Geschlecht
– direkte Kontaktmöglichkeiten zu rechtsextremen Gruppen
Kultur:
– fehlende Ablehnung traditioneller Maskulinitätsideale,
extremistischer Orientierungen
auch kulturelle Normierungsprozesse

Gesellschaftliche Krisenlagen und
Prozesse
Theorie der Sozialen Desintegration (Sitzer & Heitmeyer, 2007 in: Zick &
Küpper, 2009)


– Individuen, die an bedeutsamen gesellschaftlichen Systemen nicht
teilhaben, politisch nicht partizipieren und deren soziale Identität
nicht anerkannt ist, sind desintegriert und fühlen sich
ausgeschlossen => Desintegrationserfahrung
– Desintegrationsängste werden kompensiert durch Teilhabe an
extremistischen Gruppen; dies sind tendenziell eher sozial
Schwächere.

Meso-sozialer Kontext


umfasst Ursachen, die sich auf Beziehungen zu Gruppen
und Inter-Gruppen Beziehungen begründen
zentral, da Rechtsradikalismus ein Gruppenphänomen ist
Theorie der Sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979; in:
Bierhoff, 2006)
bedrohte Sicherheit und soziale Emotionen

Mikro-sozialer Kontext


bezieht sich auf die individuell persönlichen Ursachen von
Rechtsextremismus
a) Sozialisation und Lerngeschichte
b) Autoritarismus (Theorie der autoritären Persönlichkeit)

Sozialisation und Lerngeschichte


Zusammenhang zwischen Aggression und Vorurteilen wahrscheinlich:
„So scheint eine extreme negative Haltung gegenüber Fremdgruppen
ebenso wie aggressives Verhalten ganz wesentlich durch
verzerrte Prozesse der sozialen Informationsverarbeitung oder
aversive familiäre Bedingungen beeinflusst zu sein.“ (Raabe &
Beelmann, 2009, S. 127)
– autoritäres, kühles Erziehungsklima
– schlechte familiäre Kommunikationsstrukturen
– schlechter familiärer Zusammenhalt
– wahrgenommene Vorurteile der Eltern

Autoritarismus:
Theorie der autoritären Persönlichkeit


autoritäre Persönlichkeit zeichnet sich nach Adorno (1950) v.a.
durch vier Merkmale aus:
(1) Antisemitismus
(2) Ethnozentrismus
(3) konservative Einstellungen
(4) Autoritarismus als Persönlichkeitseigenschaft (Gehorsam,
Betonen von Stärke, Dominanz, Aggressionsbereitschaft
etc.)
Erfassung durch F-Skala

Beispielitems einer F-Skala

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Department I • Dipl.-Päd. Robert Lachner • Einstellung und Einstellungsänderung • SoSe 16
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„Wenn die Menschen weniger reden und mehr arbeiten würden,
könnte es uns allen besser gehen.“
„Gehorsam und Respekt gegenüber der Autorität sind die wichtigsten
Tugenden, die Kinder lernen sollten.“
„Jeder Mensch sollte einen festen Glauben an eine übernatürliche
Macht haben, deren Entscheidungen er nicht in Frage stellt.“
„Was dieses Land vor allem braucht, mehr als Gesetze und politische
Programme, sind ein paar mutige, unermüdliche, selbstlose Führer,
denen das Volk vertrauen kann.“
„Vergewaltigung und Kindesmissbrauch, verdienen mehr als bloße
Gefängnisstrafen; solche Verbrecher sollten öffentlich
ausgepeitscht oder noch härter bestraft werden.“
„Die meisten unserer gesellschaftlichen Probleme wären gelöst, wenn
man die Asozialen loswerden könnte.“

Interventionen


zahlreiche Initiativen:
− Programm Exit für Aussteiger: www.exit-deutschland.de
− „Vielfalt tut gut: Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“
(Bundesregierung)
− www.mut-gegenrechte-gewalt.de
− www.netz-gegen-nazis.de
Aber: „[…] viele Maßnahmen [sind] jedoch offenbar noch nicht gezielt und
umfassend genug, um die Entwicklung und Verbreitung rechtsextremen
Gedankenguts wirksam vorbeugen zu können. Viele Maßnahmen sind zum
Beispiel zeitlich sehr begrenzt angesetzt und können gar nicht auf die vielfältigen
Ursachen und die komplexen Handlungsstrategien der rechtsextremen
Szene eingehen.“