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Langue Deutsch
Catégorie Psychologie
Niveau École primaire
Crée / Actualisé 28.01.2015 / 22.08.2018
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Bestimmungsstücke psychologische Diagnostik

eine Methodenlehre im Dienste der angewandten Psychologie.

Soweit Menschen die Merkmalsträger sind,

besteht ihre Aufgaben darin, interindividuelle Unterschiede im Verhalten und Erleben

sowie intraindividuelle Merkmale und Veränderungen einschließlich ihrer jeweils relevanten Bedingungen so zu erfassen, dass präzise Vorhersagen künftigen Verhaltens und Erlebens sowie deren evtl. Veränderungen in definierten Situationen möglich werden.

pädagogisch-psychologische Daignostik

 

Der Einsatz von pädagogisch-psychologischer Diagnostik soll bei der Lösung praktischer Probleme und Frage-stellungen helfen

Pädagogisch-psychologische Diagnostik bezieht sich auf einzelne Merkmalsträger (i.d.R. Personen; weniger Personengruppen, Institutionen, Situationen, Gegenstände). Von den Merkmalsträgern werden Ausprägun-gen interessierender Merkmale und Konstrukte gemessen.

Hierzu werden unterschiedliche Verfahrensklassen (Tests, Fragebögen, Inter-views, demografische Angaben etc.) einge-setzt. Die gewonnene Information wird mit möglichst transparenten, nachvoll-ziehbaren und problemadäquaten Me-thoden zu einem Urteil verdichtet

 

Besonderheiten pädagogischer Diagnostik

1. pädagogischer, schulischer, bildungspolitischer Charakter

2. starke Orientierung an Fragen bezüglich Veränderbarkeit der interessierenden Eigenschaft

Strategiender Diagnostik

Status vs. Prozessdiagnostik

Selektions vs. Modikfikationsdiagostik

Kriteriums vs. Normorientiert

Statusdiagnostik

Ausprägung der interessierenden Eigenschaftsausprägung zum gegebenen Zeitpunkt relevant

Kennzeichen: Dispositionscharakter der untersuchten Größe, wenigstens mittelfristige Stabilität der untersuchten Merkmale

Prozessdiagnostik

Spontane oder gezielt herbeigeführte Veränderungen über einen Zeitraum

Einzelfallanalyse

Veränderungsmessung

Selektionsdiagnostik

Personenselektion: Auswahl geeigneter Kandidaten

Bedingungsselektion: Auswahl passender Bedingungen durch Ermittlung von Intensität u. Profil fachlicher Interessen u. Kenntnisse, die am besten auf jeweilige Person zugeschnitten sind

(Vordergrund: Nutzenmaximierung für den Klienten durch dessen optimale Platzierung)

Modifikationsdiagnostik

Verhaltensmodifikation: Modifikation des Verhaltens im Vordergrund

Bedingungsmodifikation: Herbeiführen einer optimalen Situationsveränderung bzw. Platzierung; auch Selektionsaspekt spielt wichtige Rolle

Kriteriumsorientiert

Vergleich der erbrachten Leistung der jeweiligen Person mit einem wohl definierten Kriterium

Vordergrund: erreicht oder überschreitet die jeweilige Person das festgelegte Kriterium?

Normorientierung

Vergleich der Ausprägungen auf interessierende Merkmale mit einer relevanten Bezugsgruppe

(z.B. IQ-Test)

Vergleich innerhalb von Personen: intraindividuelle Vergleiche

Vordergrund: relative Stärke verschiedener Merkmalsausprägungen (Profil) zu einem Zeitpunkt oder Vergleich der Stärke einer Merkmalsausprägung zu verschiedenen Messzeitpunkten

Was liegt vielen pädagogisch Diagnostischen Problemen zugrunde?

eine Mischung aus norm- und kriterienorientierter Diagnostik

Anwendungsbereiche pädagogisch- psychologische Diagnostik

Einschulung

Lernbehinderung

Teilleistungsstörung

Verhaltensauffäligkeiten

Schulformzuordnung ab Sekundarstufe

Hochbegabung

Hochschulzulassung

Berufsberatung

Berufliche Weiterbildung

Einschulung (Kapitel 1 Anwendungsbereiche pädagogisch-psychologische Diagnostik)

Beurteilung sozialer, emotionaler, motorischer und kognitiver Kompetenzen einzuschulender Kinder

 

Traditionelle Einschulungsdiagnostik: zwei Kernprobleme

o Verzögerte Einschulung verhindert schulische Förderung

o Statistische Voraussetzungen für günstige Kosten-Nutzen-Relationen bei sehr niedriger Zurückweisungsrate denkbar schlecht

- Summe der Fehlklassifikationen (Zurückweisung bei Eignung; Einschulung bei Nicht-eignung) schwer unter überzufällige Schwelle zu drücken, die erzielt wird, wenn kein Kind zurückgestellt wird

Lernbehinderung (Kapitel 1 pädagogisch-psychologische Diagnostik)

 2,5 % aller Kinder eines Geburtsjahrgangs können dem Regelschulunter-richt nicht hinreichend folgen

- Diagnose einer Lernbehinderung operational an eine normorientierte Klassifikation von Intelligenzmessungen geknüpft (Operationalisierung zumeist über IQ-Test)

- Probleme

o Erschwerte Diagnose durch regionale Variationen eingesetzter Verfahren und verwendeter Normen und Kriterien

o Äußerst starke Überlappung der Sonderschulzugehörigkeit mit sozioökonomischem Status und der unzureichenden Trennung der Intelligenzverteilung von Haupt- und Sonderschülern

Teilleistungsstörung (Kapitel 1 pädagogisch-psychologische Diagnostik)

Beeinträchtigung in spezifischen Bereichen

- TL-Störungen nur bei ansonsten unbeeinträchtigter Intelligenz (DSM-IV)

- Schlussfolgerungen:

o unintelligente Kinder können per Definition keine kognitive TL-Störung aufweisen

o In Abhängigkeit vom Zusammenhang zwischen spezifischer und all-gemeiner Leistung muss ein bestimmter Prozentsatz der Kinder die wesentliche Voraussetzung einer TL-Störung aufweisen

- Schwerwiegendsten TL-Störungen: Lese-Rechtschreib-Schwäche, Dyskalkulie

- Schnittpunkte mit klinischer Psychologie: Verhaltensauffälligkeiten wie hyper-aktives Verhalten (ADHS), Störungen im Sozialverhalten

Verhaltensauffäligkeiten (Kapitel1 pädagogisch-psychologische Diagnostik)

Zuordnung der häufigsten Verhaltensauffälligkeiten in Zuordnung zu 3 Störungsgruppen

1. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung

2. Störungen des Sozialverhaltens

3. Emotionale Störung des Kindesalters

Was ist ein Konstrukt in der Diagnostik

 

nicht direkt beobachtbare Eigenschaften/Sachverhalte innerhalb wissenschaftlicher Theorie

gedanköicher /theoretischer Natur

müssen durch Forscher präzisiert/definiert werden

werden in statistischen Modellen häufig als latente Variablen konzeptualisiert

latente Variable (Begriffe Diagnostik)

nicht direkt beobachtbares Merkmal

repräsentiert das psychologische Konstrukt

wird anhand empirischer Daten statistisch geschätzt

Operationalisierung (Diagnostik)

 

beruht auf einer möglichst präzisen Definition des psychologischen Konstrukts sowie einer inhalt-lich motivierten Ableitung der manifesten Variablen (bzw. Indikatoren)

Manifeste Variable

 

sind die beobachtete Variablen

ermöglichen Rückschluss auf das zugrunde liegende psychologische Konstrukt

= Operationalisierung der interessierenden latenten Variablen

Diagnose und Prognose

Begriffe der Medizin

o Diagnose: Erkennen einer Störung o. Krankheit anhand spezifischer Zeichen o. Symptome

o Prognose: … erwarteter oder vorhergesagter Verlauf einer Störung o. Krankheit

- Pädagogisch-psychologische Diagnostik: … beruhen i.d.R. auf Beurteilungen von Beobachtungseinhei-ten mit Blick auf vorgegebene Fragestellungen

Diagnostische Prozess und Phasen

 begründete Zuschreibung eines Attributs/Eigenschaft zu einer bestimmten Beobachtungseinheit

- muss wissenschaftlichen Ansprüchen genügen – Kosten-Nutzen-Aspekt

- Phasen

o Problemanalyse

o Hypothesengetriebene Informationsgewinnung

o Diagnostisches Urteilen

o Evaluation

Objektivität

Unabhängigkeit der Testergebnisse vom Untersucher

Drei Aspekte:

Durchführungs-, Auswertungs-, Interpretationsobjektivität

in Praxis oft nur Interraterübereinstimmung

Realiabilität

Grad der Zuverlässigkeit eines Tests

Koeffizienten zur Charakterisierung von Korrelationen zwischen Messreihen:

Stabilität :Wirkung von Effekten in der Zeit zwischen zwei Testungen (z.B. Interventionen)

Äquivalenz :Mindernde Effekte der Zuverlässigkeit bei der Zuweisung von Items zu Paralleltests Höhe der Spezifität der Itemstichproben

Inter-Item-Konsistenz :Untersuchung einzelner Itemstichproben, Besonderheiten einer Stichprobe

Stabilität -> Messfehlerwiederholungen: Auswirkung von Unterschieden in der individuellen Leistung

Korrelationskoeffizient: Korrelation von erst und zweit Studie

denn Leistungen variieren je nach Tagesform etc und es schleichen sich unsystematische Messfehler mit ein (auch systematisch)

Validität

Gültigkeit

Ausmaß, zu dem ein Test das misst, was er zu messer vorgibt

ist eine Eigenschaft eines Tests

Testinhaltsanalysen - Inhaltsvalidität : Passung zw. zugrunde liegendem Konstrukt u. konstruierten Testaufgaben

Verfahren: streng theoriegeleitete Aufgabenkonstruktion, Expertenbefragung

Analysen individueller Strategien : Detaillierter Aufschluss üer beteiligte Prozesse

 Verfahren: Vpn kommentierte/verbalisiert ihre Vorgehensweise bei der Lösung der Aufgabe; Erfassung der Verwendung best. Lösungsstrategien per Fragebogen

Analyse der internen Teststruktur - Kriteriumsvalidität: Untersuchung d. Zusammenhäge zwischen einzelnen Items/einzelner Itemskalen 

Eindimensionalitä oder mehrere Dimensionen? 

Verfahren: konfirmatorische Faktorenanalyse, probabilistische Messmodelle

Zusammenhänge mit anderen Variablen - Konstruktvalidität: Schlüsse üer konvergente und diskriminante Validitä in nomologischen Netzwerk

Konvergente Validität: Leistungstests, die auf das gleiche psychologische Konstrukt abzielen, sollten hohe Korrelationen untereinander aufweisen

Diskriminante/divergente Validität: Zusammenhänge zu anderen Konstrukten aus nomologischen Netzwerk zur Sicherstellung, dass Messinstrument ein spezifisches Konstrukt erfasst

Verfahren: Multi-Trait-Multi-Method-Ansatz (MAMM): simultane Prüfung konvergen-ter und diskriminanter Validitätsaspekte

Annahmen KTT

Summenwert eines Tests ist ein erschöpfender Parameter für die mit den Indikatoren erhobenen Merkmale (ungeprüft!)

Berrechnungs Summenwert der Items einer Skala und anschließend Korrelation mit Außenkriterium

Axiome der KTT : beobachteter Wert ist Summe aus wahren Wert und Fehlertherm

 der erwartete Fehler ist gleich Null  -> Fehlertherme sind komplett zufällig

Vorgehen KTT

(1) Berechnung des Summenwerts über die einer Skala zu-geordneten Items

(2) Berechnung der internen Konsistenz für die derart zu-sammengehörigen Items -> Test ist reliabel, wenn Wert > 0,8 (akzeptabel)

(3) Korrelieren des Summenwerts mit einem zusätzlich er-fassten Außenkriterium

Test ist valide, wenn Korrelation signifikant und ausreichend hoch ist

Nachteile KTT

KTT liefert stichprobenabhängige Ergebnisse (z.B. wer-den 100 vermeintlich hochbegabte Kinder bei einem neu ent-wickelten Mathematiktest besser abschneiden, als eine Gruppe dyskalkulischer, versetzungsgefährdeter Problemschüler Gruppenunterschiede würden sich in Itemstatistiken ebenso niederschlagen wie in Personenwerten)

die o.g. Annahme kann in der KTT nicht adäquat über-prüft werden

PTT Annahmen und Vorgehen

Beobachteter Wert ist Funktion der nicht direkt beobachtbaren Merkmalsausprägung

(1) Abstrahieren mehrerer, aber fehlerbehaftete Einzelindikatoren einer Messung

(2) Schätzung der latenten Merkmalsausprä-gungen auf Grundla-ge der beobachteten Werte

 

Vorteile PTT und konfirmatorischer Messmodelle

Schätzung probabilistischer u. konfirmatorischer Messmodel-le erlaubt eine stringente Überprüfung dieser Annahme

Konfirmatorische Strukturgleichungsmodelle

ermöglichen explizite Überprüfung der individuellen Unterschiede des in Frage stehenden Merkmals

So lassen sich zwischen Modellen, die durch Einschränkungen von Parametern auseinander hervorgehen, deskriptive und inferenzstatistische Vergleiche ziehen

Einfaches, übliches Modell Gemeinsamkeiten, die bei Beantwortung aller Items i.d.R. zu beobachten sind, sind auf eine einzelne latente Größe zurückzuführen

Konkurrierende Modelle :ermöglichen Testen weitergehender, weniger sparsamer Modelle -> Korrelation der latenten Variablen

Korrelation = Null: sparsameres Modell mit weniger Parametern, dass diese Korrelation auf Null fixiert, passt ebenso gut

Korrelation = 1: sparsames Modell mit einem Faktor passt ebenso gut

 

Modellieren von Testdaten

o Aussagen über Passung dieser Modelle können anhand zahlreicher Gütekriterien zu Daten gemacht werden

o anhand dieser Vergleiche theoretisch abgeleiteter Modelle können dann stringente Entschei-dungen für und gegen Modelle getroffen werden

 

Vorteile der konfirmatorischen Strukturgleichungsmodelle

o Ansatz ist äußerst vielseitig, flexibel und analytisch weit entwickelt

o Erlaubt Modellierung intraindividueller Veränderungen und Schätzung der Gruppenvergleiche auf latenter Ebene unter Berücksichtigung spezifischer korrelierter Fehler zwischen den Indi-katoren (Schätzung v. Personenparametern über Faktorscore-Koeffizienten)

Probalistische Modelle (items response models)

 

Beobachtetes Antwortverhalten eine Funktion der Ausprägung auf dem nicht beobachtbaren latenten Merkmal (θ - Theta) und der Itemschwierigkeit

Beobachtetes Verhalten einer Person = Wettkampf zwischen Ausprägung von Theta und Höhe der Itemschwierigkeit

- Rasch-Modell

o Einfaches und streng probabilistisches Messmodell

o Annahme: Anzahl der gelösten Items für Schätzung der Merkmalsausprägung ausreichend

o Besonderheit: Schätzungen der Merkmalsausprägungen für Person kann unabhängig von den ausgewählten Items erfolgen, für die das Rasch-Modell gilt

- Darstellung des Zusammenhangs zwischen Personenfähigkeiten und Lösungswahrscheinlich-keit häufig in sog. Itemcharakteristikkurven

o Im Rasch-Modell: Kurven verschiedener Items haben gleiche Gestalt

o In Terminologie konfirmatorischer Strukturgleichungsmodelle: alle Indikatoren müssen die gleiche Ladung aufweisen

o In Terminologie der KTT: Forderung gleicher Trennschärfen

o verhaltenswiss. Konstrukte: diese Restriktion nur unter sehr speziellen Umständen gegeben

Klassifikatorische Diagnostik

 

= Entscheidung am Ende eines diagnostischen Prozesses (A ist angenommen, B leidet an Dyskalkulie, C wird abgelehnt…) = Zuordnung/Einteilung in mehrere – meist nur zwei – Kategorien

- Für legitimen Test muss eine von Null verschiedene Korrelation zwischen Entscheidung und tatsächlichem Zustand vorliegen

- Zwei Arten von Fehlern können auftreten

o Falsch-negativ

o Falsch-positiv

- Zur Beurteilung der Klassifikation bei Entscheidungen werden herangezogen…

Basisrate

Anteil gestörter Kinder Stichprobe

Selektionsrate

Anteil der Kinder, für die der Test eine positive Diagnose ergibt

Sensivität

Anteil der korrekterweise eine positive Diagnose bekommen

Spezifität

Anteil der korrekterweise als ungestört diagnostizierten Kindern

Effizienz

Anteil der korrekt klassifizierter Kinder

relatives Risiko

Verhältnis der Wahrscheinlichkeit eines positiven Ergebnisses bei positiver Ausprägung im Vergleich zu einem positiven Ergebnis bei negativer Ausprägung

Lebensdaten

wichtige biografische Information wie Alter, Geschlecht etc.

manifeste Spuren bestimmter Merkmale und Dispositionen im Lebenslauf eines Individuums (Schulnoten zählen nur mittelbar zu Lebensdaten)

Ergebnis lange währender Vorgänge (z.B. Berufsausbildung), deren Ergebnisse durch zahlreiche, häufig unbekannte Determinanten bestimmt sind

Größte Schwierigkeit: verlässliche Bestimmung, welche konkreten Aussagen über die Ausprägungen der in Frage stehenden Merkmale und Dispositionen sich aus Lebensdaten ableiten lassen