M5 Wikis Liebe Bindung Partnerschaft
Themenliste
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Set of flashcards Details
Flashcards | 38 |
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Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 08.07.2014 / 05.11.2021 |
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3404
John Bowlby: beruflicher Hintergrund, Forschungsinteressen
John Bowlby wuchs in einem Internat auf und studierte Kinderpsychologie. Er unterrichtete Kinder in einem Internat und arbeitete später als Psychologe in einer Erwachsenenklinik und als Arme- Psychater. Nach dem zweiten Weltkrieg hat er eine Abteilung für Kinderpsychologie aufgebaut, in der er als Direktor für Kinder und Eltern blieb.
Er erforschte den Zusammenhang zwischen elterlicher Fürsorge und Bindungsverhalten und veröffentlichte 1951 im Auftrag der WHO eine Studie darüber.
John Bolby (1907-90) war Arzt mit dem Schwerpunkt KInderpsychatrie. Sein Interesse galt den aktuellen und realen Entwicklungsbedingungen von Kindern, dem Zusammenhang zwischen mütterlicher Pflege und psychischer Gesundheit des Kindes und den Konsequenzen mütterlicher Deprivation auf die kindliche Entwicklung.
3404
Bindungstheorie:
a. Theoretische Einbettung b. Zentraler Aspekt c. Definition „Bindung“ d. Begriffsverständnis bzw. -unterscheidung: Bindungssystem, Bindungsverhalten, Explorationsverhalten, e. Funktion des Bindungssystems
a. Theoretische Einbettung Durch ethologische Forschungsbefunde von u.a. Konrad Lorenz beeinflusst und aufgrund eigener Studien (u.a. Untersuchung des Zusammenhangs mütterlicher Pflege und psychischer Gesundheit des Kindes) postulierte Bowlby ein biologisch angelegtes System der Bindung.
b. Zentraler Aspekt: Beziehungen spielen für die lebenslange Entwicklung eine zentrale Rolle. Psychische Funktionen sind sozialen Ursprungs (soziogenetische Theorie)
c. Definition „Bindung“: Emotionales Band zwischen Kind und Bezugsperson, das sich früh in der kindlichen Entwicklung bildet.
d. Begriffsverständnis bzw. -unterscheidung: das Bindungssystem auf Seiten des Kindes reguliert die physische und psychische Nähe zur Bezugsperson, indem entsprechendes Bindungsverhalten aktiviert wird; korrespondierendes System auf Seiten der Eltern: Fürsorgesystem. Bindungsverhalten: Verhaltensweisen des Kindes, um die Nähe der Bezugsperson zu sichern; wird bei wahrgenommener Bedrohung aktiviert. Explorationsverhalten: Verhalten, welches der Erkundung der Umwelt dient; komplementär zum Bindungsverhalten
e. Funktion des Bindungssystems: siehe oben
3404
Beschreibung des Regelkreisprinzips von Explorations- und Bindungssystem
Je nach Umweltbedingungen ist eines der beiden Systeme aktiv, d.h. sie stehen in einem antagonistischenVerhältnis zueinander: Fühlt sich das Kind sicher, dann erkundet es seine Umgebung (Explorationsverhalten). Die Bezugsperson stellt die sichere Basis dar, die aufgesucht werden kann, wenn es zu Stressbelastungen kommt. Das Explorationsverhalten wird dann unterbrochen und das Bindungsverhalten aktiviert, welches wiederum das Fürsorgesystem der Bezugsperson auslöst. Wenn das Bedürfnis der Kindes nach Sicherheit befriedigt ist, kann es erneut seine Umgebung erkunden usw.
3404
Beziehung zwischen Fürsorgesystem und Bindungssystem
In der Bindungstheorie Bowlbys steht dem Bindungssystem auf Seiten des Kindes das Fürsorgesystem auf Seiten der Bezugsperson gegenüber. Beide dienen dazu, die Bedürfnisse des Kindes nach Nähe und Sicherheit zu befriedigen: Das Bindungssystem wird bei Bedrohung/Stress des Kindes aktiviert und führt über Bindungsverhalten zur Aktivierung des Fürsorgesystem der Bezugsperson.
3404
Was ist mit der Aussage gemeint: „Das Bindungssystem ist umweltstabil“?
Das Bindungssystem ist genetisch angelegt. Es wird von jedem Kind im ersten Lebensjahr entwickelt. Selbst bei einem Minimum von Interaktionskontakten entwickelt jedes Kind eine personenspezifische Bindung. Die Ausformung einer spezifischen Bindungsqualität ist jedoch umweltlabil.
3404
Phasen der Bindungsentwicklung
0-3 Monate: einfache, sofort aktivierbare Verhaltenssysteme sind wirksam.
3-6 Monate: einfache, sofort aktivierbare Verhaltenssysteme sind wirksam und richten sich etwa ab dem 4. Monat langsam auf spezifische Personen.
6 Monate – 3 Jahre: spezifische Bindung des Kindes an einige wenige Bezugspersonen tritt deutlich in Erscheinung; Bindungsverhaltenssystem wird zielorientiert auf die Nähe zur Bindungsperson hin orientiert.
Ab 3. Jahr: Ziel-„korrigierte“ Partnerschaft zwischen den Bindungspartnern. Mit wachsenden kognitiven Fähigkeiten gewinnt das Kind durch Beobachtung und Erfahrung Einblick in die Motive, Gefühle und Interessen der Bindungsperson und berücksichtigt diese zunehmend bei der Verwirklichung der eigenen Pläne? und Absichten.
3404
Fremde-Situation-Test (Strange Situation Test, SST) von Mary Ainsworth
a. Beschreibung der einzelnen Schritte b. Klassifizierung der Bindungsmuster (Interaktionsstil der Mütter) c. Prozentuale Verteilung der Bindungsmuster d. Relevante Beobachtungssequenzen für die Klassifizierung des Bindungsstils
1. Mutter und Kind werden vom Beobachter in einen Raum geführt (spartanische Einrichtung, fremd u bedrohlich). Mutter setzt Kind auf den Boden.
2. Mutter und Kind sind allein. die Mutter liest eine Zeitschrift. Das Kind kann die Umgebung und das Spielzeug erkunden (Aktivierung von Explorationsverhalten).
3. Eine „freundliche“ Fremde (mäßig freundlich) tritt ein, setzt sich, unterhält sich mit der Mutter eine Minute lang und beschäftigt sich dann auch mit dem Kind.
4. Die Mutter verlässt den Raum. Die Fremde bleicht mit dem Kind allein. Sie beschäftigt sich mit ihm und tröstet e, wenn dies notwendig ist.
Die Mutter kommt zurück, während die Fremde geht. Mutter und Kind snd allein. Die Mutter beschäftigt sich mit dem Kind und versucht es wieder für das Spielzeug zu interessieren.
6. Die Mutter verlässt mit deutlichem Abschiedsgruß den Raum und lässt das Kind allein.
7. Die Fremde tritt ein. Sie tröstet (wenn notwendig) das Kind.
8. Die Mutter kommt wieder, die Fremde verlässt gleichzeitig den Raum.
3404
Stabilität der Bindungsklassifikation im Kleinkindalter im weiteren Entwicklungsverlauf
Es gibt viele Studien und widersprüchliche Befunde: harmonische Beziehung mit den Eltern auch noch nach zwei Jahren, aber inkonsistente Ergebnisse von 2.5 bis 10 Jahren.
Regensburger Längsschnittstudie: Stabilität von 12-18 Monate bis 6 Jahre.
Berkeley Studie mit den gleichen Ergebnissen.
3404
Was sind „Internale Arbeitsmodelle“ (Internal Working Models of „Self“ and „Other”)?
Warum hält die Stabilität so lange an?
Internal Working Models: Kind konstruiert Modelle von sich und der Umwelt (sobald die kognitiven Voraussetzungen da sind).
„Dynamische“ Repräsentationen des eigenen Selbst und der Bindungsperson(en) steuern, regulieren, sagen vorher…
Working Models sind „aktiv“ also keine Schemata.
Bei einer sicheren Bindung wird das Kind von der Bezugsperson wertgeschätzt, es erhält ein positives Bild von sich selbst und lernt damit, sich auch so zu erleben (Soziogenese des Selbstkonzeptes).
Die Arbeitsmodelle der eigenen Person und der Bindungsperson sind nach Bowlby komplementär.
Das Arbeitsmodel vom „Anderen“ ist emotional verfügbar, und unterstützt die Exploration <=> Arbeitsmodell vom „Selbst“: Person fühlt sich wertgeschätzt und kompetent.
Beide Seiten einer Beziehung werden also durch die komplementären Arbeitsmodelle repräsentiert.
Überlegungen zum Internal Working Model von Inge Bretherton:
- · entwicklungspsychologische Voraussetzungen (Objektpermanenz, theory of mind etc.). Es ist erforderlich, dass ein kognitives Modell von anderen gemacht werden kann, der andere hat Pläne und Intentionen.
- Veränderung und Resistenz des Working Models gegenüber Veränderungen (Assimilation, Akkommodation), aber auch:
- "Abwehrmechanismen" bzw. unbewusste Prozesse: defensive inclusion, exclusion, manipulation, misattribution Beispiel: my mother loves me; my mother hits me => My mother hits me because she loves me
3404
Möglichkeiten zur Erfassung von Bindungsqualitäten bei älteren Kindern und Erwachsenen
a. Methode b. Auswertung
Methoden:
Geschichtenergänzungsaufgaben (Puppenspiel) (Bretherton et al. , 1990) zu Bindungsrelevanten Themen:
Bsp: Monster“ (Angst), „verletztes Knie“ (Schmerz) um Aufschluss über die Bindungsqualität bei älteren Kindern zu erhalten.
Adult Attachment Interview (George Kaplan und Mary Main (1985):
Instument für Jugentliche und Erwachsene zur Diagnose des Bildungsziels
Halbstrukturiertes Interview zur Rekonstruktion der Beziehung zur Mutter und zum Vater
3404
Rahmenmodell der Gestaltung sozialer Beziehungen (Neyer & Lang, 2007): Zusammenhänge zwischen evolutionären und psychologischen Mechanismen und der Taxonomie der Beziehungen (Begriffe und Relationen in Abb. 1 erklären können)
Neyer & Lang (2007, S. 51) haben ein Rahmenmodell der Gestaltung sozialer Beziehungen vorgeschlagen, das ultimate und proximale Mechanismen mit drei zentralen Beziehungtypen verbindet:
"Ausgehend von evolutionspsychologischen Überlegungen untersuchen wir, inwieweit die Regulation von Nähe und die Aushandlung von Reziprozität zur Differenzierung von verwandtschaftlichen, freundschaftlichen und kooperativen Beziehungen dienen."
Ultimate (im Zitat evolutionspsychologische genannte) Mechanismen sind solche, die aus dem phylogenetischen Nutzen eines bestimmten Verhaltens hervorgegangen sind. Neyer & Lang halten hier vor allem drei Mechanismen für zentral:
a) Verwandtenselektion (kin selection, Hamilton, 1964)
b) Sexuelle Verpaarung (mating, Darwin, 1871)
c) Kooperation (cooperation, Alexander, 1979, Trivers, 1971).
Aus diesen ultimaten lassen sich nicht zwangsläufig die proximaten (Näheregulation und Reziproxitätsaushandlung) Erklärungen ableiten, allerdings sollten die proximaten Erklärungen den ultimaten auch nicht widersprechen.
Proximate Erklärungen wurzeln dagegen aus der Ontogenese einer Person, also aus allem, was diese Person gelernt, erworben oder wie sie sich entwickelt hat. Man kann proximate Ursachen auch unmittelbare oder aktuelle Ursachen nennen.
Verwandtschaftsbeziehungen sind nun vor allem durch Näheregulation, Freundschaft durch Aushandlung von Reziprozität und Partnerschaft durch eine Mischung (Schnittmenge) von beidem gekennzeichnet.
S. 9-11, 3404
3404
Begriffsbestimmungen / Freundschaftsdefinitionen
Def. nach Auhagen (1991, S. 17):
Freundschaft ist eine dyadische, persönliche, informelle Sozialbeziehung. Die beiden daran beteiligten Menschen werden als Freundinnen/Freunde bezeichnet. Die Existenz der Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit; sie besitzt für jede/jeden der Freundinnen/Freunde einen Wert, welcher unterschiedlich starkes Gewicht haben und aus verschiedenen inhaltlichen Elementen zusammengesetzt sein kann. Freundschaft wird zudem durch vier weitere Kriterien charakterisiert: 1. Freiwilligkeit, 2. Zeitliche Ausdehnung, 3. Positiver Charakter, 4. keine offene Sexualität.
Def. nach Kolip (1993):
Freundschaften sind freiwillige Zusammenschlüsse zwischen Menschen beiderlei Geschlechts, die auf wechselseitiger Intimität und emotionaler Verbundenheit begründet sind.
Def. nach Argyle & Henderson (1986):
Freunde sind Menschen, die man mag, deren Gesellschaft man genießt, mit denen man Interessen und Aktivitäten teilt, die hilfreich und verständnisvoll sind, denen man vertrauen kann, mit denen man sich wohl fühlt und die emotionale Unterstützung gewähren.
=> S. 13 - 15, 3404
3404
Beste und enge Freunde: Anzahl, Probleme bei der Erhebung
- Probleme bei der Erhebung ergeben sich aus der Art der Fragestellung, der vorgegebenen Definition für "beste/enge" Freunde und kulturellen in Verbindung mit sprachlichen Unterschieden - um nur die wichtigsten Probleme zu nennen.
- Dennoch konnten die von Argyle & Henderson im englischen Sprachraum erhobenen Zahlen von Eberhard & Krosta für den deutschen Sprachraum zumindest nicht widerlegt werden. Demnach haben Menschen durchschnittlich 1-2 beste Freunde, ca. 5 enge Freunde und ca. 15 Freunde.
=> S. 15
3404
Alterskorrelation zwischen Freunden; wichtige Prädiktoren für „Freundschaft“
- Freundschaft dann wahrscheinlicher, wenn beide Freizeitpartner, gleichaltrig, vom gleichen Geschlecht sind und als Gesprächspartner dienen.
- Nach Eberhard & Krosta (2004) ist dagegen der Bildungsgrad nicht mehr so wichtig. Sie vermuten, dass der Rückgang der Bedeutung von Verwandtschaftsbeziehungen die Bedeutung von Freundschaften steigen lässt.
- Für diesen Befund spricht auch, dass die Anzahl der Freunde in der Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter deutlich höher ist als im mittleren Erwachsenenalter, wenn bei den meisten Menschen die Familiengründung und die Erziehung der Kinder im Vordergrund steht. Die höchste Anzahl enger Freunde findet sich nach Argyle & Henderson (1986) bei verheirateten Paaren mit erwachsenen Kindern. Für ältere Menschen stehen Freunde in engem Zusammenhang mit psychischer Gesundheit
3404
Selmans fünf Stufen der Entwicklung des Freundschaftskonzepts
0. Freundschaft als momentane physische Interaktion - bereits mit 6-8 Monaten richten Kinder ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf die Aktivitäten anwesender. Jedoch sind die Kontakte dann nur von sehr kurzer Dauer, weil sie nicht von Regeln bestimmt sind, die einen sozialen Austausch charakterisieren.
1. Freundschaft als einseitige Hilfestellung - mit 3-4 Jahren kann man in den Interaktionen von Gleichaltrigen ein soziales oder kooperatives Spiel erkennen, welches typischerweise durch 6 Anforderungen (Einigung über den Gegenstand oder das Thema des Spiels, Einigung über den Umgang und die Rollen im Spiel, Bewältigung der zeitlichen Struktur, Bewältigung von Spielunterbrechungen, Kommunikation über die gemeinsamen Bemühungen, Beziehungsaufrechterhaltung beim Thema- oder Gegenstandswechsel) gekennzeichnet ist. Freundschaft kann für Kinder im Vorschulalter als "Spielpartnerschaft" bezeichnet werden und wird auf der Basis räumlicher Nähe, den tatsächlichen Aktivitäten und dem eigenen Nutzen beurteilt.
2. Freundschaft als Schönwetter-Kooperation - in den ersten Schuljahren erkennen Kinder dann, dass ihre Freunde andere Interessen als die eigenen haben können. Dennoch führt diese Errungenschaft nicht dazu, dass eine Freundschaft weniger leicht zerbrechen kann, weswegen Selman von einer "Schönwetterpartnerschaft" spricht.
3. Freundschaft als intimer gegenseitiger Austausch - ab der späten Kindheit werden für eine Freundschaft zunehmend psychologische Merkmale, wie eine wechselseitige Vertrautheit, gegenseitige emotionale Unterstützung und die Integration des Freundes in das Selbstkonzept, wichtig. Positive, enge Freundschaften, sind lt. Seiffge-Krenke (2009) als "Entwicklungshelfer" für spätere psychische Gesundheit und Lebenskompetenz anzusehen. Jedoch können Freundschaften auch negative Effekte auf die Entwicklung haben. Es gibt dabei die Annahme, dass Kinder und Jugendliche auf der Basis ihres eigenen Verhaltens ihre soziale Beziehungen auswählen (Selektion) oder dass Gleichaltrige das Verhalten eines Kindes bzw. eines Jugendlichen in ihrem Sinne beeinflussen (Kausalzusammenhang).
4. Freundschaft als Autonomie und Interdependenz - diese Stufe wird lt. einer Untersuchung von Fatke & Valtin (1988) erst von einigen Erwachsenen erreicht.
3404
Selbstenthüllung im Verlauf der Adoleszenz: Wer wird wichtiger, wer weniger wichtig als Ansprechpartner?
Seiffge-Krenke (2009) stellten fest, dass Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr zwischen öffentlichen und Privaten Informationen unterscheiden und zunehmend weniger bereit sind, sich den Eltern zu enthüllen - an die Stelle der Eltern treten Freunde und auch romantische Partner.
=> S. 19
3404
Gründe für das Zerbrechen von Freundschaften (Argyle & Henderson)
Die wichtigsten Ursachen liegen in den Beziehungen zu Dritten:
- Eifersucht auf andere,
- Kritik an diesen
- sowie die Preisgabe von vertraulichen Mitteilungen.
- Bei Frauen zusätzlich fehlende positive Wertschätzung und mangelnde emotionale Unterstützung.
=> S. 22
3404
Stimmungsverläufe in Freundschaften
Untersuchungen zur direkten Erfassung von Stimmungsverläufen in Freundschaften sind selten, da hierfür aufwendige Untersuchungen notwendig sind. Statistisch können Zeitreihenanalysen verwendet werden, die Datensammlung kann z. B. mit einem standardisierten Doppeltagebuch erfolgen. Im Studienbrief genannte Beispiele:
Auhagen (1991) - Freundschaft im Alltag - Eine Untersuchung mit dem Doppeltagebuch
Duck & Miell (1986) - Charting the development of personal relationships
Hays (1985 bzw. 1989) - A longitudinal study of friendship development bzw. The day-to-day functioning of close versus casual friendships
Heidbrink (1993) - "Der Krach scheint sich wieder zu legen" - Freundschaft als Prozeß
Lambertz (1999) - Stimmungsverläufe in Freundschaften unter Erwachsenen
=> S. 22/23
3404
Hauptergebnisse der Untersuchung von Lambertz
- Männer sind weniger bereit an Untersuchungen ihrer Freundschaftsbeziehungen teilzunehmen.
- Bei Frauen stehen gemeinsame Gespräche?, Anteilnahme und emotionale Unterstützung im Vordergrund.
- Eine Freundin scheint die dominantere, die andere eher die emotionalere zu sein, wobei beiden dies nicht bewusst sein muss und nicht mit den Selbstauskünften übereinstimmen muss.
- Missempfindungen und Ärger (seltener) wurden eher wahrgenommen als positive Stimmungen. Kritik an der Freundin wurde selten geübt, Konflikte wurden selten benannt.
- Von eigenen Empfindungen wird auf die Freundin geschlossen => falscher Konsensuseffekt, ohne dass dieser der Beziehung jedoch schadet.
- Es bestätigt sich die Bedeutsamkeit der wahrgenommenen Ähnlichkeit, die für eine positive Beziehung wichtiger ist, als die tatsächliche Ähnlichkeit.
=> S. 25-27
3404
Unterschiede zwischen Frauen-und Männerfreundschaften (Untersuchungen von Maurer und Pfisterer)
Lt. Maurer haben Frauen differenziertere Freundschaftskonzepte, Freundschaften sind ihnen wichtiger und sie sind mit diesen zufriedener. (S. 27)
- Lt. Wright lassen sich Frauenfreundschaften als face-to-face-Beziehungen (miteinander reden), Männerfreundschaften dagegen als side-by-side-Beziehungen (gemeinsame Unternehmungen) charakterisieren. (S. 20)
- Im Gegensatz zu Wright geht Pfisterer nicht davon aus, dass diese Geschlechtsunterschiede bei sehr engen Freundschaften nicht gelten, da in ihrer Untersuchung sich der "enge Freund" und die "lockere Freundin" in Bezug auf Selbstbestätigung und Wertschätzung gleichen und in Bezug auf 4 weitere Subskalen die "enge Freundin" signifikant über dem "engen Freund" liegt. Lediglich für die Subskala "Freund/Freundin als interessant und anregend empfinden" wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen bzw. zwischen lockeren und engen Freunden gefunden. (S. 28/29)
- Seiffge-Krenke macht auf mögliche Nachteile enger Freundschaften, besonders bei weiblichen Jugendlichen, aufmerksam: self-handicapping => negative Alltagserlebnisse werden durch intensive Diskussionen mit Freunden intensiviert und verlängert/verstärkt. (S. 29)
3404
Freundschaft und soziale Milieus
Die Befunde Eberhard & Krostas (2004), die Freundschaften in Bezug zu sozialen Milieus "qualitativ-psychoanalytisch" untersuchten, unterscheiden sich deutlich von den Ergebnissen der quantitativen Untersuchung Pfisterers: sie fanden kaum geschlechtsspezifische Unterschiede innerhalb desselben Milieus => Beispiel für fruchtbare, aber zum Teil auch schwierige Interpretation von Untersuchungen mit unterschiedlichen Methoden.
=> S. 30-32
3404
Scheidungen und Eheschließungen: Veränderungen seit 1950
Ehescheidungen:
1950 - 18%
1956 bis 1962 - 11%
2003 - 56%
2012 - 46%
Eheschließungen:
Gleichzeitig ist auch die Anzahl der Eheschließungen seit 1950 zurückgegangen.
3404
Dreiecks-Theorie der Liebe von Sternberg
Übersetzung der Begriffe:
Commitment - Entscheidung/Verpflichtung/Bindung - kognitive/"kalte" Komponente - kurzfristig gesehen die Entscheidung für den Partner, längerfristig gesehen die Verpflichtung die Liebesbeziehung zu erhalten
Passion - Leidenschaft - Handlungskomponente/"heiße" Komponente - romantische Beziehung, physische Anziehung, sexuelle Befriedigung
Intimacy - Intimität - emotionale/"warme" Komponente - Gefühle der Nähe, der Vertrautheit und der Zusammengehörigkeit
8 Kombinationsmöglichkeiten:
- nur Intimität: Mögen
I- ntimität + Verbindlichkeit: kameradschaftliche Liebe
- nur Verbindlichkeit: leere Liebe
- Leidenschaft + Verbindlichkeit: einfältige Liebe (Hollywood-Liebe)
- nur Leidenschaft: Vernarrtheit
- Intimität + Leidenschaft: romantische Liebe
- Intimität + Leidenschaft + Verbindlichkeit: Vollzogene/Vollständige? Liebe
- keine der Komponenten: Bekanntschaft, keine Liebe
3404
Liebestile nach Lee
Lee unterscheidet drei primäre Liebesstile:
- Romantische Liebe (Eros),
- Spielerische Liebe (Ludus),
- Freundschaftliche Liebe (Storge).
Aus diesen ergeben sich sekundäre Liebesstile als Mischformen:
- Besitzergreifende Liebe (Mania),
- Pragmatische Liebe (Pragma),
- Altruistische Liebe (Agape).
3404
Entwicklungsphasen romantischer Liebe nach Seiffge-Krenke
Brown (1999) unterscheidet vier Phasen der Entwicklung romantischer Liebe. Das Modell von Brown wurde von Seiffge-Krenke in einer Längsschnittstudie mit Jugendlichen empirisch bestätigt (2003):
1. Initiations-Phase (ca. 11-13 Jahre) => erste Begegnungen zwischen Jungen und Mädchen, Zusammenführung zweier Welten, Phantasien spielen eine große Rolle
2. Status-Phase (ca. 14-16 Jahre) => Sicht der Bezugsgruppe und der besten Freunde auf den romantischen Partner spielt eine große Rolle
3. Affection-Phase (ca. 17-20 Jahre) => romantischer Partner ist jetzt die wichtigste Bezugsperson, starke Gefühle sind kennzeichnend für diese Phase
4. Bonding-Phase (ca. ab 21 Jahre) => Tiefe der Beziehung bleibt erhalten, allerdings finden nun auch pragmatische Erwägungen Berücksichtigung, das Paar muss eine Balance zwischen Intimität/Nähe auf der einen Seite und Unabhängigkeit auf der anderen Seite finden
=> S. 42/43
3404
Geschlechtsspezifische Unterschiede in Partnerwahlstrategien
- Männer bevorzugen jüngere, Frauen ältere Partner
- Männer + geburtsblinde Frauen legen mehr Wert auf das Aussehen der Partnerin/des Partners
- Wohlstand wurde von Frauen höher bewertet
- Männer haben mehr Interesse an unverbindlichen sexuellen Kontakten als Frauen
3404
Attraktivität von Gesichtern: hormonelle Hintergründe
- Die Form von Gesichtern wird von den Geschlechtshormonen Östrogen und Testosteron beeinflusst.
- Östrogen ist an den typischen weiblichen Gesichtsmerkmalen (schmales Kinn, schmaler Kiefer, kleiner Augenbrauenwulst, vollere Lippen und glatte Haut) beteiligt, während Testosteron zu typisch männlichen Aussehen führt (kräftiges Kinn, kantiger Kiefer, schmale Lippen, buschigere Augenbrauen).
- Weibliche bzw. männliche Gesichtszüge stehen somit für einen hohen Spiegel an Östrogen bzw. Testosteron, welche für die Fruchtbarkeit sehr wichtig sind. Männer bevorzugen typisch weiblich aussehende Frauen, während die Präferenz der Frauen vom Zyklus abhängig ist: Zur Zeit der (höchsten) Fruchtbarkeit werden männliche, ansonsten weniger maskuline Gesichter bevorzugt.
3404
Hormone (Oxytozin, Vasopressin) und Monogamie bei Präriewühlmäusen
- Bei der Paarung von Präriewühlmäusen werden beim Weibchen Oxytozin und beim Männchen Vasopressin ausgeschüttet und es kommt zu einer dauerhaften Bindung der Partner.
- Wird die Ausschüttung dieser Hormone künstlich gehemmt, kommt es trotz Paarung nicht zu einer dauerhaften Bindung.
- Werden die beiden Hormone künstlich verabreicht, kommt es auch ohne Paarung zu einer dauerhaften Bindung.
3404
Ist Liebe eine „süchtig-machende Störung“?
- Nein, der Zusammenhang ist genau entgegengesetzt: evolutionär hat sich das Belohnungssystem als eine effiziente Regelungsmöglichkeit sozialen Bindungsverhaltens erwiesen (Insel, 2003).
- Unser Gehirn belohnt uns für Nähe zum Partner, stabilisiert hiermit die Partnerschaft und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Aufzucht der gemeinsamen Nachkommen gelingt.
3404
Macht Liebe Blind
Das kann man so deuten.
- Sowohl bei romantischer Liebe als auch bei Mutterliebe werden Aktivierungen in den Belohnungssystemen festgestellt. - Gleichzeitig werden reduzierte Aktivierungen in Bereichen festgestellt, die mit negativen Emotionen und Bewertungsprozessen in Verbindung stehen
3404
Zweidimensionales Partnerschaftsmodell von Spanier und Lewis
- Das Austauschtheoretisches Modell der ehelichen Qualität und Stabilität enthält 2 Dimensionen, die sichauf innere und äußere Aspekte der Partnerschaft beziehen.
- Innerer Aspekt: Kosten-NutzenBilanz bez. pers. Investition und pers. Nutzen
- Äußerer Aspekt: Barrieren(finanzielle Aspekte) und attraktive Alternativen, die stabilitätsgefährdendsind?.
- Das 2-Dim-Modell ermöglicht 4 Partnerschaftskonstellationen.
3404
Dyadisches Coping
Dyadisches Coping ist eine bestimmte Art der gemeinsamen Stressbewältigung in Partnerschaften, bei der die Partner besondere Belastungen gegenseitig erkennen, sich gegenseitig unterstützen und diese Belastungen zusammen meistern; wichtigster Prädiktor für einen günstigen Partnerschaftsverlauf;
3404
Zusammenhang zwischen Geburtsjahr und Partnerwahlpräferenzen
- Schubert (2005, Schubert & Heidbrink 2006) zeigte, dass jüngere Befragte bei der Partnerwahl mehr auf postmaterialistische Werte achten, ältere mehr auf materialistische.
- Ab dem Geburtsjahr 1970 nimmt die Bedeutung von beiden zu: Ansprüche an den Partner werden insgesamt höher, dies ist mit ein Grund für hohe Scheidungsraten.
3404
Apokalyptische Reiter nach Gottman
Die fünf apokalyptischen Reiter nach John M. Gottmann (1994, 1995, 1999) sind:
1. verallgemeinernde und verletzende Kritik
2. Rechtfertigung und kontern mit eigenen Vorwürfen
3. Verachtung, z. B. Zynismus
4. Rückzug bzw. "Mauern" und damit gezeigte Gleichgültigkeit
5. Machtdemonstration
3404
Was ist wichtig für gelingende Paarbeziehungen?
Nach Kast (2006) sind
1. Zuwendung
2. Wir-Gefühl
3. Akzeptanz
4. Positive Illusionen
5. Aufregung/anregende Erlebnisse im Alltag
wichtig.
=> S. 68/69