HS 2014

Jennifer Reinhard

Jennifer Reinhard

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Cartes-fiches 121
Langue Deutsch
Catégorie Littérature
Niveau Université
Crée / Actualisé 29.12.2014 / 06.01.2015
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Säkularisierung

• Fortschritt in Technik und Wissenschaft
• Industrialisierung, Soziale Frage
• Kapitalismus (Liberalismus)
• Zergliederung der Welt
• Verweltlichung
• Weltlichkeit 

Rationalisierung (Nach Max Weber)


„Entzauberung der Welt“, denn die Welt wird erklärbar
• Individuum wird abhängig von anonymen, fremden
Strukturen
• Modernisierungsprozess führt zu
Zweckrationalität, zu Sachzwängen
• Entfremdung (im Sinne von Karl Marx)

Emanzipation

• Prozess vom „Objekt“ zum „Subjekt“
• Kritik
• Positiver Entwurf, Perspektive, Ziel
• Verschiedene Bevölkerungsgruppen: Bürger und Bauern,
Juden, Arbeiterschaft und Frauen 

Partizipation

• Verfassungsbewegungen in enger Verbindung mit
Emanzipation
• Repräsentation und Volkssouveränität
• Liberalismus
• Teilhabe an politischer Macht 

Agrargesellschaft: Familie

• Familie als Arbeits- und Produktionsgemeinschaft
• „das ganze Haus“, d.h. Eltern, Kinder, Verwandte, Knechte,
Mägde, Gesellen, Lehrlinge usw.
• Klare Aufgabenverteilung, gegenseitige Hilfeleistung 

Agrargesellschaft: Arbeit

 Arbeitszeit nach Arbeit und Tageslänge
• Hausgarten, Gespinstpflanzenkultur Sache der Bäuerin
• Feld, Reben, Obst Sache des Bauern
• Saat- und Erntezeit mit gegenseitiger Hilfe 

Agrarges: Alltag

Sommer: Acker mit Früchten, Reben, Wiesen, Obstbäume,
Flachs-und Hanfpünten, Fleischräuchern, Ernte, Lagerung oder
Verwertung der Früchte
• Winter: Textilien herstellen, z. T. Heimarbeit, spinnen, weben,
nähen, stricken, sticken, dörren, pressen von Samen zu Oel,
ausschoten von Hülsenfrüchten, Leder gerben, bearbeiten,
leichtere Holz- und Metallarbeiten 

Agrarges: Bauernhaus

Architektur bestimmt durch
• Art der Landwirtschaft
• Klima
• Baumaterialien am Ort
• Stellung
Hof als integrierter Arbeitsplatz 

Agrarges: Veränderungen

• Einsatz von technischen Hilfsmitteln als Folge der
Industrialisierung
– z. B. ab 1850 Sensenschnitt und Göppeldreschmaschine
• Veränderungen in Vieh- und Ackerbau
• Futterbau ab 1880 erste Mähmaschinen
 (alle Angaben auf die Schweiz bezogen) 

grargesellschaft: Veränderung
• Politische Veränderungen
– langsamer Loskauf der Zehntenverpflichtungen
Ablösungsgesetze
• Strukturelle Veränderungen
– Marktorientierung führt zu einer Wertverschiebung von
Arbeiten 

Agrarges: Veränderungen - Folgen

• Zukauf ersetzt oder ergänzt Eigenproduktion
• Spezialisierungen
• Diversifizierungen
• Veränderte Rollen und Berufe
• Entstehung von landwirtschaftlichen Genossenschaften
• industrialisierte Landwirtschaft entsteht 

Idylle

Idyl|le, die; -, -n: (Literaturw.) Schilderung eines Idylls, bes.
von Hirten- u. Schäferszenen, in lyrischer u. epischer Dichtung
u. in der Malerei
• Beschauliche Welt, ideale Bedingungen, positiv besetzter
Begriff, quasi „konfliktfreie“ Verhältnisse 

Brigitta - Landschaft

 Landwirtschaft in ungarischer Steppe
• Pusta, unendliche Weite
• Kastanienwälder, trockene Moorlandschaft, Steinfelder,
Kieselgeröll, glühender Himmel
• Landschaftsbeschreibung als Annäherung an das Gut Uwar
und den Major (Freund und Schlossbesitzer)
• Auf dem letzten Wegstück bereits Begegnung mit einer Frau
(die später als Brigitta bekannt wird) 

Brigitta - Erzählet, Moral

 Ich-Erzähler = erweckt Autentizität
• Bericht über einen Major, der in der Heimat „ein Ziel gefunden
hat, das er sonst vergeblich auf der ganzen Welt gesucht
hatte.“
• Sittliche Gründe
• „Reize des Geheimnisvollen auf unsere Seele“
• Hinweise auf Zivilisation
– Galgen
– Todeseiche
– Kultivierte Landschaft beim Schloss 

Brigitta - Natur

 Wildnis: Steppe, Heide, Wald
• Besitz des Major: Park, Obst-, Acker-, Weinbau, Viehzucht
(Gestüt, Schäfereien) Treibhäuser, Melioration
• Bettler, Herumstreicher, Gesindel „durch pünktliche Bezahlung
gewonnen

• Hirten in Hütten, „braune Gestalten“, „schmutzig“, Fell als
Bekleidung 

Brigitta

Adalbert Stifter 1844/47

Brigitta -  Weltbild

 Major als idealer Gutsherr, seine Untertanen sind ihm ergeben
• Pater Familias
• „Lebt wohl, Kinder“ - das Volk als Kinder, der Adel als
Herrscher, Beschützer
• Einheit von Geschichte und Gegenwart im Zyklus der
Jahreszeiten 

Rom Julia - Realität

Zwei Bauern, Manz und Marti, „gutbesorgt“, ca. 40 Jahre alt,
kurze Kniehosen aus starkem Zwillich
• Drei Äcker
• Harmonie, Mittagpause, Jause
• Kinderspiele: Sali und Vrenchen

Romeo und Julia auf dem Dorfe

Gottfired Kellei, in: Leute von Seldwyla 1855/56, 1875 endgültige Textgestalt

Rom Jul - Konflikt: Ausgangslange 

• Mittlerer Acker liegt brach
• Besitzer unbekannt
• Nachforschungen
• Schwarzer Geiger ohne Papiere (Urkunden), daher nicht
erbberechtigt
• Manz kauft den Acker, Marti hat „ein Stück abgeschnitten“

Rom Jul: Konflikt: sozialer Abstieg

 Streiterei (Nachbarschaftskonflikt) dauert an, beschäftigt die
Gerichte
• Verschuldung und als Folge Armut
• Frau Marti stirbt
• Frau Manz wird ordinär
• Tiefe Feindschaft zwischen Manz und Marti
• Manz übernimmt billigen, üblen Gasthof in der Stadt 

Rom Jul - Konflikt: Untergang

• Sali und Vrenchen verlieben sich
• Marti übt körperliche Gewalt aus
• Sali wehrt sich, Manz wird ein Krüppel
• das Liebespaar erlebt ein Idyll - gemeinsam mit allen
Aussenseitern der Landschaft - und geht dann in den Tod -
reale Gesellschaft ohne Alternative 

Stifter vs Keller

Stifter:

• Idyll
• Sittliches Modell
• Natur als Einheit
• Zivilisation als Krönung der
Natur
• Liebe als höchstes Gut

Adel, Bürger, Grossbauer
• Schloss
• Naturbeschreibung überhöht
• Probleme liegen im Inneren
der Charaktere
• Nur „glückliche“ Charaktere
• Happy End 

Keller:
• Realität
• Untugenden als Thema
• Natur und Zivilisation als
Kulisse für menschliche
Fehler, Missgunst und
Egoismus
• Chancenlose Liebe 

Bauer, Kleinbauer
• Kleiner Hof, Gasthaus
• Beinahe sachliche
Beschreibung
• Probleme liegen in den
äusseren Lebensumständen
• Gesellschaft produziert
Aussenseiter
• Doppelselbstmord 

Handwerk

Seit dem Mittelalter:
• Lehrzeit - Wanderschaft - Gesellenzeit- Wanderschaft - erneut
Geselle
• Oder Geschäftsübernahme durch Heirat, Kauf oder Erbe
• (selten Neugründung)
• Zünfte (Gilden) kontrollieren und regulieren den Markt
• Gewerbeordnung fixiert die Anzahl der Betriebe gleicher Zunft
(= Art, Gewerbe)
• Markt ist kontrolliert (kartellartig) und damit fixiert 

Krise - Ende des 18. Jh

Knappheits- und Umverteilungskrise
Folgen
• Zahlreiche Eigentumslose in Stadt und Land, die nur ihre
Arbeitskraft zu verkaufen haben
• Gleichgewicht von Löhnen und Preisen ging verloren
• Sinkender Reallohn
• Aufstieg der Manufaktur
• Überbesetzung der Handwerke
• Fehlende Massenkaufkraft
• Traditioneller Verzicht der Landbevölkerung auf städtische
Güter 

Entwicklungen aus der Krise

• Produkte anpreisen
• Arbeiten anpassen - Erfindungen
– Erfahrungen aus der Wanderschaft nutzbringend umsetzen
• Umgang mit der Dynamik des Marktes
• Familienbetrieb (= Vermögen beisammen halten
– Sparsamkeit für Investitionen im richtigen Moment
– 1. Generation Fabrikbesitzer
• Aufhebung des Zunftzwanges ab 1815
• Einführung der Gewerbefreiheit
• Handwerksgesellen konnten sich selbstständig machen 

Handwerk - allgemeine moderne Entwicklung

 

• vom Zunftzwang zu freien Handwerkern
• von kontrollierten Märkte zu freiem Handel/Angebot und
Nachfrage bestimmt die Produktion (Grundlage:
Liberalismus)
• Innovation
• Beharrung (Werkstatt)
• Verlorener Posten (Abgleiten ins Proletariat) 

Liberalismus - politische Aspekte

 Weltanschauliche Richtung
• Persönliche Freiheit jedes Menschen
(Gedankengut der Aufklärung, Franz. Revolution, engl.
Verfassungsentwicklung, amerk. Unabhängigkeitserklärung)
• Höchstmass an individueller Entfaltung
• Glaubens-, Versammlungs- u. Pressfreiheit
• Gewaltenteilung
• Teilnahme an Gesetzgebung und Staatsveraltung
• Abbau wirtschaftlicher Hemmnisse 

Liberalismus - wirtschaftliche Aspekte

 

Wirtschaftliche Entfaltung nicht durch staatliche Ge- und
Verbote, sondern
• freier Wettbewerb durch Individuen
• eigner Vorteil als Triebfeder des Marktes
• neue Stände/Klassen nach ökonomischen Interessen und
durch den Markt geformt bzw. bestimmt
Wirtschaftsliberalismus 

Bürgertum als Vorbild für das Handwerk

• Attribute wie „bürgerlicher Lebensstil“
– In Kleidung, Wohnung, sozialem Verhalten
• Familienbetriebe
– ... & Sohn, „Hoflieferant“ (vgl. Industrie)
• finanzielle Stärke aufbauen, um ins Besitzbürgertum
aufzusteigen 

Kleinbürgertum - sekundäre tugenden

• Bürgerliche Werte, Weltanschauungen,
Überzeugungskraft, Standfestigkeit, Pioniergeist
verkehren sich in
• Enge marktorientierte Anpassung
• Weltanschauliche Verkrampfung
• Provinzialismus
• Engstirnigkeit
• Spiessertum 

die 3 gerechten kammmacher

gottfried keller, seldwyla, 1856

die 3 gerechten kammmacher

 

• Anpassung bis zur Selbstaufgabe
• Beruf ist Besitz
• Kapitalisierung der Arbeit
• Geselle muss sparen, um (vielleicht) einen
Handwerksbetrieb kaufen/übernehmen zu können 

3 kammmacher - beim meister

 

• Leben in einer ungeheizten Kammer
• Meisterin als Hausvorsteherin
• Meister quasi als „absoluter“ Chef
• Ausbeutung
• Schlechte Ernährung 

3 kammmacher - im kammgeschäft

• Produktion am Markt vorbei
• Meister nutzt die Arbeitskraft
• Überproduktion führt zuerst zu Gewinn des Meisters, dann
aber müssen Waren billiger produziert werden, um mehr
absetzen zu können
• Verfall von Preis und Qualität 

3 kammmacher - stil

• Stilmittel: Ironie
• Züs Bünzli, die Wäscherin, als Karikatur
– Sekundär Tugenden, Kleinbürgerlichkeit, Halbwissen,
Besitzstreben, Frömmlei
• Traum und nächtlicher Ringkampf
• Wanze als Sinnbild für Aufbruch ohne Chance
• Wettlauf zur Lösung ökonomischer Probleme
– Strafen:
• Dietrich mit Züs
• Jobst und Fridolin - Opfer der Verhältnisse:
Wahnsinn, Verwahrlosung, Selbstmord 

3 kammmacher - ende

 Scheitern
– Individuelles Scheitern in der Ständegesellschaft
– Wirtschaftliches Scheitern in vorindustrieller Zeit
• Ausgestossene, Aussenseiter
• Soziale Verhältnisse 

3 kammmacher - genre

• Novelle
• Groteske
– Darstellung einer verzerrten Wirklichkeit, die auf
paradox erscheinende Weise Grauenvolles,
Missgestaltetes mit komischen Zügen verbindet
– verzerrt gesteigert, übertrieben, karrikiert

Kleider machen Leute

gottfried keller, seldwyla, 2. band, 1874

kleider machen leute - hintergrund

• Wirklicher Vorfall 1830 in Winterthur
• Keller war Sekretär des schweiz. Komitees für Polen nach
dem Polenaufstand 1863
• Verwechslungsgeschichte, Rollengeschichte
• Verkleidung und Entlarvung
• Erwartungen als Thema
• Schein und Sein 

Keller zeigt neben anderem ...
... auch verzerrte gesellschaftliche Normen
(selektive Lesart der Novellen)

 

• Verbrechen, Übertretung der Gesetze, menschliche
Niedrigkeit, Lüge, Heuchelei, Selbstbetrug ......
• echter menschlicher Kern kann abgleiten ...., es gibt auch
Auswege ... für Wenzel und Dietrich, nicht aber für Jobst
und Fridolin (vgl. Romeo u. Julia auf dem Dorfe)