Krisenkommunikation JO12

Krisenkommunikation JO12

Krisenkommunikation JO12

Mélina Zaugg

Mélina Zaugg

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Langue Deutsch
Catégorie Affaires sociales
Niveau Université
Crée / Actualisé 15.12.2014 / 14.10.2020
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Typische Fragen der Krisenkommunikation

  • Was ist überhaupt eine Krise?
  • Welche Funktion und welchen Stellenwert hat die Kommunikation in der Krise?
  • Wer kommuniziert mit wem in einer Krise? Welches sind die Strukturen, welches die Abläufe in der Krisenkommunikation?
  • Welches sind die Instrumente der Krisenkommunikation?
  • Was unterscheidet Krisenkommunikation von „normaler“ Kommunikation?
  • Was kann „gute Krisenkommunikation“ bewirken? Was schlechte?

Die drei Kernfragen nach Krisenausbruch

  • Was tut ihr?
  • Was habt ihr getan?
  • Was werdet ihr tun?

Die 4 Rs

  • regret
    Bedauern über den Vorfall äussern
  • resolution
    Massnahmen zur Lösung des Problems ergreifen
  • reform
    Vorkehrungen treffen, um Wiederholungen zu vermeiden
  • restitution
    Wiedergutmachung; Wiederherstellung guter Ruf
     

Krise als Karriere - Momentum: Positiv wie Negativ

Die Krise ist ein produktiver Zustand,
wenn es gelingt, ihr den Beigeschmack der Katastrophe zu nehmen.

Max Frisch (1911 – 1991)

Was ist Überhaupt eine Krise?

  • Herkunft: griech., krisis: „Entscheidung, entscheidende Wendung“

  • Entscheidungssituation; Wende-, Höhepunkt einer gefährlichen Entwicklung (Duden)

  • Eine Krise ist eine gefährliche und existenzbedrohende Situation

  • „... ungeplante und ungewollte Prozesse von begrenzter Dauer und Beeinflussbarkeit sowie mit ambivalentem Ausgang. Sie sind in der Lage, den Fortbestand der gesamten Unternehmung substantiell und nachhaltig zu gefährden oder sogar unmöglich zu machen.“ (Krystek 1987)

  • „Eine Krise ist ein Ereignis, welches unsere Fähigkeit Geschäftsrisiken zu bewirtschaften und zu kontrollieren beeinträchtigt.“ (Def. UBS / M. Willi, Krisengipfel 2006)

Eigenschaften von Krisen (9)

  • ungeplant
  • ungewollt
  • bedroht Unternehmensziele
  • einzigartig
  • dynamischer Verlauf

  • zeitlich befristet (hat Anfang und Ende)

  • schwer kontrollierbar

  • offener Ausgang

  • meist sehr komplex

(weitere Attribute:
- emotional, rationale Elemente nützen nichts mehr
- Zeitdruck gigantisch (operatives Geschäft nicht vergessen, ist Basisaufgabe))

Dimensionen von Krisen (4) <-->

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zwei Arten von Krisen

  • "schleichend"
  • "plötzlich auftrettend"

 

  • statisch
  • dynamisch

Krisen können ihren Status wechseln. "Plötzliche Krisen" haben vielfach eine unbemerkte "schleichende" Vorgeschichte. "Schleichende" Krisen brechen meist  sehr "plötzlich" auf. Krisen können auch statisch und dynamisch sein, je nach dem ob sich der "krisenhafte Sachverhalt" weiterentwickelt. Ein "Flugzeugabsturz" ist in den meisten Fällen eine statische Krise, eine Flugzeugentführung meist eine dynamische.

Was ist Krisenkommunikation?

Krisenkommunikation ist...

  • ... = Krisen-PR

  • ... Kommunikation in einer Krise

  • ... die Gesamtheit aller kommunikativen Massnahmen im Krisenfall

  • ... das Management von Kommunikation einer Organisation oder einer Person mit deren Bezugsgruppen in einer Krisensituation

  • ... Teil des Krisenmanagements

Ziel Krisenmanagement

Bewältigen der Krise durch Beseitigen der Krisenursachen

Ziel Krisenkommunikation

Schaffen von Vertrauen zur Unterstützung bei der Krisenbewältigung

Krisenbewältigungstrategien des Managements

  • Managemententscheidungen sind Grundlage für die Krisenkommunikation.

  • Management muss Krisenursachen beseitigen.

  • Rücktritte von Führungskräften (freiwillig oder erzwungen) werden zunehmend Teil der Krisenbewältigungsstrategie (z.B.: Schweizer Armee, BP, UBS, Sonova, etc.).

  • Krisenkommunikationsberatung muss oft Grenzen überschreiten und Managemententscheidungen anregen.

Ziele der Krisenkommunikation (4)

-> Je nach Krisensituation sind auch die Kommunikationsziele unterschiedlich

 

  • Imageschaden begrenzen (Markenwert erhalten)

  • Vertrauen ins Management erhalten

  • Verunsicherung der Stakeholder entgegenwirken (durch Information)

  • Gerüchten vorbeugen

Krisensituation = Stresssituation (4)

  • starker Zeitdruck
  • weitreichende Entscheidungen
  • Informationsmangel/-overkill
  • Ressourcenengpässe

Typischer Verlauf der Krise in den Medien/Öffentlichkeit

3 Modelle

  • Modell1: Der Skandal / die Katastrophe (9/11, Tsunami, Katrina)
  • Modell 2: Die Welle (Swiss seit Gründung 2006) (am unangenehmsten, weil sie immer wieder kommt)
  • Modell 3: die "schleichende Krise (Schweizer Banken/Holocaust) (am "besten", weil man am meisten Zeit hat)

Krisenverlauf und einzelne Akteure

(Idealtypischer Issues-Lebenszyklus)

  • Einzelereignisse
  • Trends
  • Anliegen
  • öffentliche Anliegen
  • Potentieller Anspruch
  • konkreter Anspruch
  • Anspruchsbefriedigung
  • Latenter Anspruch

Handlungsspielraum sinkt im Krisenverlauf

siehe Grafik

Typisches Verhaltensmuster in einer Krise (5)

  • Schock
  • Abwehr
  • Rückzug (-> Untergang)
  • Eingeständnis
  • Anpassung und Wandel

Die Krisenkatalysatoren (4)

  • Ereignisarme Zeit (Sommerloch)
  • aktive Interessengruppen
  • "Falsches" Verhalten vor/in der Krise
  • Kohärenz mit Nachrichtenfaktoren

Nachrichtenfaktoren (6)

  • Status
    • Elite-Nation, -Institution, -Person
  • Valenz
    • Aggression, Kontroverste, Werte, Erfolg
  • Relevanz
    • Tragweite, Betroffenheit
  • Identifikation
    • Nähe, Ethnozentrismus, Emotionalisierung
  • Konsonanz
    • Thematisierung, Stereotypie, Vorhersehbarkeit
  • Dynamik
    • Frequenz, Ungewissheit, Überraschung

 

Bausteine der Krisenkommunikation (Werkzeugkise)

davor:

  • Vorbeugung
  • Vorbereitung

(Vorbeugung:Wird in der Praxis oft ignoriert. Weil man denkt „passiert eh nicht“, kostet Geld, Geld lieber für Massnahmen.)

während:

  • Bewältigung

(Agentur verdient hier am meisten.  Reaktiv, lässt man auch Geld sprechen)

danach:

  • Nachbearbeitung

Vorbeugung

  • Issues Management

  • Risikoanalyse

  • Risikokomm.

  • Management of Expectation

  • Sensibilisiertes Management

  • Etablierte Kom- munikation mit Bezugsgruppen

Vorbereitung

• Krisenorganisation

• Krisenhandbuch

• PR-Konzeptionen für Krisenszenarien

• Krisentraining

• Funktionierende Infrastruktur

Bewältigung

  • Krisenorganisation

  • Komm.konzepte

  • Response-Strategien

  • Komm.grundsätze

  • Integrierter Einsatz der Komm.tools

  • Komm.plattformen:

- Kernbotschaften

- Sprachregelungen

- Nasty QuestionsList

Nachbereitung

• Vertrauen wiederherstellen

• Dokumentation
• „Lessons learned“

Vorbeugung: Issues Managemen

„An issue ignored is a crisis invited“ (Henry Kissinger)

Issues Management ist „ein systemisches Verfahren, das durch koordiniertes Zusammenwirken von strategischen Planungs- und Kommunikationsfunktionen interne und externe Sachverhalte, die eine Begrenzung strategischer Handlungsspielräume erwarten lassen oder ein Reputationsrisiko darstellen, frühzeitig lokalisiert, analysiert, priorisiert und aktiv durch Massnahmen zu beeinflussen versucht sowie diese hinsichtlich ihrer Wirksamkeit evaluiert.“ (Ingenhoff/Röttger 2006)

Phasen des Issues Management (6)

  1. Identifikation

  2. Analyse und Interpretation

  3. Priorisierung

  4. Entwicklung von Handlungs- und Kommunikationsstrategie

  5. Umsetzung der Handlungs- und Kommunikationsstrategie

  6. Evaluation

Vorbeugung: Die Risikoanalyse

Grafik

Globale Risiken
 

z.B:

  • Börsencrash
  • Pandemien
  • Rezession in China (gehört zu Risiken mit höchster Wahrscheinlichkeit)
  • Internarionaler Terrorismus
  • usw.

Gefahren und Risiken Stadt Zürich

siehe Grafik

beliebte Prüfungsfrage: Unterschied Risikokummunikation und Krisenkommunikation?

 

  • Risikokommunikation? Ist präventiv, also noch nicht eingetreten.
  • Krisenkomm: ist wenns schon passiert ist: Schadenbegrenzung

Vorbeugung: Risikokommunikation

  • Risikokommunikation umfasst alle Kommunikation, die die Identifikation, die Abschätzung, die Bewertung und das Management von Risiken betrifft. Sie zielt darauf ab, Information über Risikopotenziale zu vermitteln, Bewertungs- differenzen zu minimieren und Konflikteskalation bei Auseinandersetzungen über Risiken zu vermeiden. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Kom- munikation mit der Öffentlichkeit, d. h. mit Betroffenen sowie interessierten Bürgern und Bürgerinnen. (Wiedemann 2005)

  • Aus Organisationssicht ist Risikokommunikation das Management von Kommunikation einer Organisation mit ihren Bezugsgruppen im Hinblick auf die möglichen Auswirkungen organisationseigenen Handelns. (Eigendefinition)

Vorbeugung: Management of Expectations

Wenn ich sehe dass gewisse Themen in den Medien aktiv gemanaged werde, muss ich mich  nicht verschliessen sondern meine Kommunikation darauf vorbereiten.

Was kann man vorbereiten?

Was kann man vorbereiten?
-Netzwerk aufbauen, z.B. mit Key Journalisten, die unser Dossier behandeln, Schulungen für Journis über komplexe Themen -> Hintergrundinformationen geben. Hat Grenzen, weil man Journis nicht kaufen kann.
andere Bezugsgruppen, mit denen man in Friedenszeiten Kontakt aufnehem kann: NGO, Opinion leader,
nicht mit Bestechung oder Bevorzugung.

"by failing to prepare, you are preparing to fail"

Vorbereitung: Das Krisenkomm.handbuch

Mögliche Inhalte eines Krisenkommunikations-Manuals:

 

  • Krisenorganisation

  • (Alarm-)Organisation, inkl. Koordinaten

  • Medienarbeit:
    - Erreichbarkeit Journalisten
    - Standorte und Checkliste Medienkonferenzen
    - Templates Medienmitteilung, Einladungsschreiben, etc.

  • Interne Kommunikation

  • Internet/Intranet: Verzeichnis Dark Sites

  • Etc.

Bewältigung: Krisen-PR-Konzept

Business as usual

Response Strategien (5)

  • K1: Konzession
  • K2: Kooperation
  • K3: Kompromiss
  • K4: Konfliktvermeidung
  • K5 Konfrontation

Die Strategie K1: Konzession

  • Schrittweise oder gänzliche Anpassung an Forderungen der Anspruchsgruppe

  • Typisch für schwache, in früheren Konflikten bereits unterlegene Spieler (Schwäche

    wird gegen aussen sichtbar)

  • Konfrontationsscheu; man glaubt nicht, stark genug zu sein

  • Schnelle, unbürokratische Regelung, ohne dass das Problem wirklich gelöst wurde

  • Unternehmung ist frustriert, ASG wiegt sich in Scheinsicherheit

  • Konzession birgt Gefahr für weitere Krisen

  • Teilkonzession besser als Vollkonzession

Die Strategie K2: Kooperation

  • Setzt Bereitschaft zur Transparenz voraus

  • Meinungsaustausch mit den wichtigsten Vertretern der ASG

  • Dient der Entscheidungsvorbereitung

  • Offene und konstruktive Haltung gegenüber den ASG im Sinne eines kommunikativen Tauschprozesses

  • Vermeintliche Feinde zu Verhandlungspartnern machen

  • Es muss ein beidseitiger Nutzenausgleich stattfinden

  • Bewirkt Akzeptanzsicherung in der Öffentlichkeit und bei den ASG

  • Problem: Zeitintensität und nicht garantierter Erfolg

  • Ziel ist die echte Problemlösung

Die Strategie K3: Kompromiss

  • Typische Schweizer Lösung
  • Beide gewinnen und beide verlieren
  • Alle Parteien können ihr Gesicht wahren
  • Meist suboptimale Lösung, da keine Partei vollauf befriedigt ist
  • Konflikt wird nicht ausgetragen, sondern unterdrückt
  • Wird häufig mit Hilfe einer dritten Partei ausgehandelt
  • Basiert sehr oft auf internen und externen Expertengutachten