Hemmstoffe der ribosomalen Proteinbiosynthese

Tetracycline, Makrolide und Ketolide, Lincosamide, Aminoglykosid-Antibiotika, Chloramphenicol und Derivate

Tetracycline, Makrolide und Ketolide, Lincosamide, Aminoglykosid-Antibiotika, Chloramphenicol und Derivate


Set of flashcards Details

Flashcards 52
Language Deutsch
Category Medical
Level University
Created / Updated 14.07.2016 / 18.09.2016
Weblink
https://card2brain.ch/box/hemmstoffe_der_ribosomalen_proteinbiosynthese1
Embed
<iframe src="https://card2brain.ch/box/hemmstoffe_der_ribosomalen_proteinbiosynthese1/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Welche Antibiotika wirken über die Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese und warum wird dadurch die menschliche Proteinbiosynthese nicht gestört? Wirken sie bakterizid oder bakteriostatisch?

Tetracycline, Makrolide und Ketolide, Lincosamide, Aminoglykosid-Antibiotika, Chloramphenicol und Derivate

weil Bakterien 70S-Ribosomen haben

bakteriostatisch

Reihenfolge der Vorgänge bei der ribosomalen Translation

• Aminoacyl-tRNAs (beladen mit Aminosäure) binden via Anticodon an
entsprechendes Codon der mRNA am Ribosom.
• Aminosäure wird mittels Peptidyltransferase mit Peptidkette verbunden

Aus welchen UE bestehen 70S Ribosomen?

30 S und 50S UE

Tetracyclin Grundstruktur + sterische Grundstruktur

• aus Streptomyces-Arten
• breites Wirkspektrum
• blockieren die Anlagerung der Aminoacyl-tRNA an 16S-rRNA der 30S-UE
• Struktur: partiell hydriertes und oxidiertes Naphthacen-Grundgerüst
• Strukturelle Unterschiede und Variationen an C5, C6 und C7 (für Target-Interaktion unwichtig)
Resistenzen: durch Punktmutationen der 16S-rRNA, Effluxpumpen, ribosomale
Schutzproteine, enzymatische Modifizierung der Tetracycline.

Tetracyclin Bindung an 30S UE Bindungstasche

Tetracyclin SAR

Tetracycline Säure Base Eigenschaften, bei welchem pH erfolgt die beste Resorption?

Wann ist eine Therapie mit Tetracyclinen kontraindiziert? Warum? Was ist bei der Einnahme zu beachten?

• Ausbildung schwerlöslicher und schwer resorbierbarer Komplexe mit mehrwertigen Kationen:
CAVE:

- nicht mit Nahrungsmitteln, die viel Ca2+ enthalten (Milch, Joghurt etc.)
- nicht mit Antazida (Mg2+, Al3+), 
- nicht bei Kindern und Schwangeren (Einlagerung in Knochen und Zähne)

Tetracycline: besondere pharmakokinetische Eigenschaften

• Gute Penetration in Gewebe, hohe Konz. im Urin und in Galle
• Hohe Affinität in Geweben mit hoher Stoffwechselaktivität

Welche Tetracycline werden therapeutisch genutzt?

Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin, Chlortetracyclin

Tetracyclin Struktur

Tetracyclin-Antibiotikum

KI: Kinder, Schwangere

nicht mit Milch o. Antazida einnehmen!

Minocyclin Struktur

Tetracyclin-Antibiotikum

KI: Kinder, Schwangere

nicht mit Milch o. Antazida einnehmen!

Doxycyclin

Tetracyclin-Antibiotikum

KI: Kinder, Schwangere

nicht mit Milch o. Antazida einnehmen!

Tigecyclin

• an Pos. 9: t-Butyl-glycylamid-Rest
• höhere Affinität zur 16S-rRNA als andere Tetracycline
sehr breites Wirkspektrum (grampositiv und gramnegativ)
• weniger Resistenzen (Effluxpumpen, ribosomale Schutzproteine)
• Applikation: nur parenteral!

Makrolid und Ketolid-Grundstruktur

bakteriostatische Antibiotika, die die Proteinbiosynthese hemmen, vorwiegend bei grampositiven Erregern

Struktur der Makrolide:
• 14-15-gliedriger Lactonring mit einer Ketofunktion oder bioisoteren Gruppe
• an C4 und C6: zwei glykosidisch verknüpfte Hexosen: Cladinose (C4) und Desosamin (C6), Cladinose trägt kaum zur Wirkung bei, aber Desosamin ist essentiell wichtig, Substitution an 2' auch sehr wichtig
• weitere funktionelle Gruppen an C7, C12 und C13.
• Methylgruppen


Struktur der Ketolide:
• Cladinose an C4 ersetzt durch Ketogruppe

Wirkmechanismus Makrolide und Ketolide

binden an 23S-rRNA der 50S-UE (nicht mit ribosomalen Proteinen) an einer engen Stelle des
Peptidkanals und dadurch Blockade des Tunnels => Hemmung der Peptidkettenverlängerung
und der Translokation des Ribosoms. KEINE Bindung an ribosomale Proteine im ggs. zu Lincosamiden und Chloramphenicol
→ Extreme Anreicherung in Lysosomen von Neutrophilen: bei Einwanderung in entzündetes/
infiziertes Gewebe werden die Makrolide freigesetzt und erreichen lokal hohe Konzentrationen, was den entscheidenden Vorteil darstellt!

Erythromycin

Makrolid-Antibiotikum

• vorwiegend gegen grampositive Keime
schlecht wasserlöslich, kurze HWZ (1,5–2 h, N-Demethylierung am Desosamin), CYP-Inhibitor
• im wässrig sauren instabil im Magen instabil): Ketal- und Spiroketalbildung (verursacht durch nukleophilen Angriff von OH an C7 auf die Ketogruppe an C10)
• peroral, parenteral, topisch
• entzündungshemmend
• häufig zur Therapie der Akne
• Prodrugs (u.a. wegen des schlechten Geschmacks): Veresterung der 2´-OH-Gruppe des Desosamins:
a) Peroral: Stearat, Ethylsuccinat, Propionat, „Estolat“ = E.-propionat als Salz mit Laurylsulfonsäure
b) Parenteral: Glucoheptonat, Lactobionat

Spiroketalbildung Erythromycin

Was versteht man unter einer MLS bzw. MLSB Resistenz?

Resistenz von Bakterien gegenüber Makroliden, Lincosamiden und Streptogramin B

Erythromycin Bindungen in AS-Tasche

Clarithromycin

Makrolid-Antibiotikum, bakteriostatisch

• Pharmakokinetik ähnlich dem Erythromycin, jedoch
höhere Säurestabilität und bessere Gewebegängigkeit,
HWZ (3-6 h).
• Aktive Metabolite, die je nach Keim potenter oder
schwächer wirksam sind.

CYP INHIBITOR!

Roxithromycin

• Änderung geg. Erythromycin: Oximether an C10
• höhere Säurestabilität und deutlich verlängerte HWZ
(8-10 h) als E.

Azithromycin

• Lactonring um 1 N erweitert, Ketogruppe zu CH2 reduziert
• säurestabil
sehr lange HWZ (68 h!) Dosierungsintervall 24 h,
Gabe 3-5 Tage.

Telithromycin

• Ketofunktion an C4: Reduktion der MLS-Resistenz => Einsatz bei Sepsis
• Methoxy an C7: Säurestabilität
• Carbamat-Substitution an C12/C13: Höhere Affinität
aufgrund gesteigerter Interaktion mit A752 (Adenin)
• HWZ: 10 h

CYP Inhibitor!!!

Wieviele Vertreter hat die Gruppe der Lincosamide? Und welche sind das?

2, Lincomycin und Clindamycin

Lincosamid Wirkmechanismus

binden wie Makrolide an die 23S-UE der gleiche Bindungsstelle (A2058, A2059) und Teil der
Bindungsstelle von Chloramphenicol, hierbei jedoch auch Interaktion mit ribosomalen Proteinen und Hemmung der Peptidyltransferase

Lincosamid HWZ

2,5-4,5 h

Lincosamide: besonderes chemisches Merkmal

 

Thioacetalstruktur

Lincosamid Wirkspektrum

meist gram +, besonders gegen Staphylokokken und Anaerobier

Welches der beiden Lincosamide ist 5x aktiver

Clindamycin

Eigenschaften Clindamycin-2-dihydrogenphosphat

Clindamycin-2-dihydrogenphosphat: Prodrug! parenteral oder topisch, Hydrolyse 3-6 min.

Clindamycin Struktur und Eselsbrücke des Namens

Lincosamid-Antibiotikum, Thioacetalstruktur, Hemmung der Peptidyltransferase durch Bindung an 23S rRNA an 50S UE von bakteriellen Ribosomen

Clindamycin, weil die einzige Änderung zu Lindamycin eine Chlorsubstitution an C7 ist

Lindamycin Struktur

Lincosamid-Antibiotikum

Clindamycin Bindungstasche an 23S rRNA

Chloramphenicol

- schwerwiegende Blutbildveränderungen (Anämien, Erythropoesehemmung)
- Bindet an 23S-rRNA der 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und hemmt die Peptidyltransferaseaktivität. Teilweise auch die der Säuger, weil nicht allzu spezifisch: TOXIZITÄT
- Naturstoff: Abgeleitet von Phenylalanin, zwei benachbarte Chiralistätszentren: nur D-threo-Form ist wirksam!
- Resistenz: Chloramphenicol-Acetyltransferase verestert die Hydroxylgruppen

Azidamfenicol

in Augentropfen, im Dunkeln zu lagern um Zersetzung der Azid-Gruppe zu verhindern

Oxazolidinon-Derivate: Einsatz und Wirkmechanismus

• bei multiresistenten, gram-positiven Problemkeimen
• binden wie Chloramphenicol an 23S-rRNA der 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen
und verhindern die Anlagerung der 30S-rRNA und der Methionyl-tRNA:
=> kein 70S-Initiationskomplex

Linezolid und damit auch SARs Oxazolidinon-Derivate

Einteilung der Aminoglykosid-Antibiotika

Streptomycin (Zuckerreste an C4), Neomycin (Zuckerreste an C4 und C5), Kanamycin-Gentamycin (Zuckerreste an C4 und C6) und Streptinomycin (Zuckerreste an C4 und C5)

Aminoglykosid-Antibiotika Eigenschaften

• breites Wirkspektrum: grampositiv und gramnegativ; hptsl: gram-negative Problemkeime
Ototoxizität! (Anreicherung durch pH-Gradient) und nephrotoxisch
• rasche Resistenzentwicklung
• Binden an 16S-rRNA der 30S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und induzieren
die Anlagerung falscher Aminoacyl-tRNAs => Produktion von Nonsense-Proteinen
• bakterizid!
(aus Streptomyces oder halbsynthetisch)