Hemmstoffe der ribosomalen Proteinbiosynthese
Tetracycline, Makrolide und Ketolide, Lincosamide, Aminoglykosid-Antibiotika, Chloramphenicol und Derivate
Tetracycline, Makrolide und Ketolide, Lincosamide, Aminoglykosid-Antibiotika, Chloramphenicol und Derivate
Kartei Details
Karten | 52 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 14.07.2016 / 18.09.2016 |
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Welche Antibiotika wirken über die Hemmung der bakteriellen Proteinbiosynthese und warum wird dadurch die menschliche Proteinbiosynthese nicht gestört? Wirken sie bakterizid oder bakteriostatisch?
Tetracycline, Makrolide und Ketolide, Lincosamide, Aminoglykosid-Antibiotika, Chloramphenicol und Derivate
weil Bakterien 70S-Ribosomen haben
bakteriostatisch
Reihenfolge der Vorgänge bei der ribosomalen Translation
• Aminoacyl-tRNAs (beladen mit Aminosäure) binden via Anticodon an
entsprechendes Codon der mRNA am Ribosom.
• Aminosäure wird mittels Peptidyltransferase mit Peptidkette verbunden
Aus welchen UE bestehen 70S Ribosomen?
30 S und 50S UE
Tetracyclin Grundstruktur + sterische Grundstruktur
• aus Streptomyces-Arten
• breites Wirkspektrum
• blockieren die Anlagerung der Aminoacyl-tRNA an 16S-rRNA der 30S-UE
• Struktur: partiell hydriertes und oxidiertes Naphthacen-Grundgerüst
• Strukturelle Unterschiede und Variationen an C5, C6 und C7 (für Target-Interaktion unwichtig)
Resistenzen: durch Punktmutationen der 16S-rRNA, Effluxpumpen, ribosomale
Schutzproteine, enzymatische Modifizierung der Tetracycline.
Wann ist eine Therapie mit Tetracyclinen kontraindiziert? Warum? Was ist bei der Einnahme zu beachten?
• Ausbildung schwerlöslicher und schwer resorbierbarer Komplexe mit mehrwertigen Kationen:
CAVE:
- nicht mit Nahrungsmitteln, die viel Ca2+ enthalten (Milch, Joghurt etc.)
- nicht mit Antazida (Mg2+, Al3+),
- nicht bei Kindern und Schwangeren (Einlagerung in Knochen und Zähne)
Tetracycline: besondere pharmakokinetische Eigenschaften
• Gute Penetration in Gewebe, hohe Konz. im Urin und in Galle
• Hohe Affinität in Geweben mit hoher Stoffwechselaktivität
Welche Tetracycline werden therapeutisch genutzt?
Tetracyclin, Doxycyclin, Minocyclin, Chlortetracyclin
Makrolid und Ketolid-Grundstruktur
bakteriostatische Antibiotika, die die Proteinbiosynthese hemmen, vorwiegend bei grampositiven Erregern
Struktur der Makrolide:
• 14-15-gliedriger Lactonring mit einer Ketofunktion oder bioisoteren Gruppe
• an C4 und C6: zwei glykosidisch verknüpfte Hexosen: Cladinose (C4) und Desosamin (C6), Cladinose trägt kaum zur Wirkung bei, aber Desosamin ist essentiell wichtig, Substitution an 2' auch sehr wichtig
• weitere funktionelle Gruppen an C7, C12 und C13.
• Methylgruppen
Struktur der Ketolide:
• Cladinose an C4 ersetzt durch Ketogruppe
Wirkmechanismus Makrolide und Ketolide
binden an 23S-rRNA der 50S-UE (nicht mit ribosomalen Proteinen) an einer engen Stelle des
Peptidkanals und dadurch Blockade des Tunnels => Hemmung der Peptidkettenverlängerung
und der Translokation des Ribosoms. KEINE Bindung an ribosomale Proteine im ggs. zu Lincosamiden und Chloramphenicol
→ Extreme Anreicherung in Lysosomen von Neutrophilen: bei Einwanderung in entzündetes/
infiziertes Gewebe werden die Makrolide freigesetzt und erreichen lokal hohe Konzentrationen, was den entscheidenden Vorteil darstellt!
Erythromycin
Makrolid-Antibiotikum
• vorwiegend gegen grampositive Keime
• schlecht wasserlöslich, kurze HWZ (1,5–2 h, N-Demethylierung am Desosamin), CYP-Inhibitor
• im wässrig sauren instabil im Magen instabil): Ketal- und Spiroketalbildung (verursacht durch nukleophilen Angriff von OH an C7 auf die Ketogruppe an C10)
• peroral, parenteral, topisch
• entzündungshemmend
• häufig zur Therapie der Akne
• Prodrugs (u.a. wegen des schlechten Geschmacks): Veresterung der 2´-OH-Gruppe des Desosamins:
a) Peroral: Stearat, Ethylsuccinat, Propionat, „Estolat“ = E.-propionat als Salz mit Laurylsulfonsäure
b) Parenteral: Glucoheptonat, Lactobionat
Was versteht man unter einer MLS bzw. MLSB Resistenz?
Resistenz von Bakterien gegenüber Makroliden, Lincosamiden und Streptogramin B
Wieviele Vertreter hat die Gruppe der Lincosamide? Und welche sind das?
2, Lincomycin und Clindamycin
Lincosamid Wirkmechanismus
binden wie Makrolide an die 23S-UE der gleiche Bindungsstelle (A2058, A2059) und Teil der
Bindungsstelle von Chloramphenicol, hierbei jedoch auch Interaktion mit ribosomalen Proteinen und Hemmung der Peptidyltransferase
Lincosamid HWZ
2,5-4,5 h
Lincosamide: besonderes chemisches Merkmal
Thioacetalstruktur
Lincosamid Wirkspektrum
meist gram +, besonders gegen Staphylokokken und Anaerobier
Welches der beiden Lincosamide ist 5x aktiver
Clindamycin
Eigenschaften Clindamycin-2-dihydrogenphosphat
Clindamycin-2-dihydrogenphosphat: Prodrug! parenteral oder topisch, Hydrolyse 3-6 min.
Chloramphenicol
- schwerwiegende Blutbildveränderungen (Anämien, Erythropoesehemmung)
- Bindet an 23S-rRNA der 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und hemmt die Peptidyltransferaseaktivität. Teilweise auch die der Säuger, weil nicht allzu spezifisch: TOXIZITÄT
- Naturstoff: Abgeleitet von Phenylalanin, zwei benachbarte Chiralistätszentren: nur D-threo-Form ist wirksam!
- Resistenz: Chloramphenicol-Acetyltransferase verestert die Hydroxylgruppen
Oxazolidinon-Derivate: Einsatz und Wirkmechanismus
• bei multiresistenten, gram-positiven Problemkeimen
• binden wie Chloramphenicol an 23S-rRNA der 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen
und verhindern die Anlagerung der 30S-rRNA und der Methionyl-tRNA:
=> kein 70S-Initiationskomplex
Einteilung der Aminoglykosid-Antibiotika
Streptomycin (Zuckerreste an C4), Neomycin (Zuckerreste an C4 und C5), Kanamycin-Gentamycin (Zuckerreste an C4 und C6) und Streptinomycin (Zuckerreste an C4 und C5)
Aminoglykosid-Antibiotika Eigenschaften
• breites Wirkspektrum: grampositiv und gramnegativ; hptsl: gram-negative Problemkeime
• Ototoxizität! (Anreicherung durch pH-Gradient) und nephrotoxisch
• rasche Resistenzentwicklung
• Binden an 16S-rRNA der 30S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und induzieren
die Anlagerung falscher Aminoacyl-tRNAs => Produktion von Nonsense-Proteinen
• bakterizid!
(aus Streptomyces oder halbsynthetisch)