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Flashcards 61
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 06.05.2014 / 31.01.2024
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Forschungsmethoden der Psychologiegeschichte:
 

- Quellenstudium

- Nutzung von Archiven

- Spurensuche und nichtreaktive Messverfahren

- Oral history - erlebte Geschichte

 

Zeitreihenanalyse:

- chronologische Daten können in eine Zeitreihe gebracht und graphisch dargestellt werden

- Verläufe (Trends) werden sichtbar, es lassen sich Maxima, Minima und Wendepunkte besitmmen

- Durch die Analyse von Trends werden Prognosen möglich

In seinem Aufsatz "kritischer Rationalismus als blinder Kritizismus" (1971) hat Holzkamp der "bürgerlichen" Psychologie vorgeworfen...

...sie betrachte Geschichte lediglich als naturhaften Prozess, ohne die notwendige Unterscheidung zwischen Geschichte als Naturprozess und menschlicher Geschichte zu treffen. Menschliche Geschichte sei gegenständliche, gesellschaftliche Praxis des Menschen, wobei der Mensch sowohl Subjekt, als auch Resultat geschichtlicher Entwicklung sei.

Mensch stehe nicht ausserhalb der Geschichte, sondern in ihr. Auch in der Forschung. In dem Maße, wie Forschung emanzipatorisch sei, habe sie Erkenntniswert.

Warum Geschichte der Psychologie?

  • Rolle des schlechten Gewissens: Versäumnisse, Fehler, vergessene Ideen
  • Tieferes Verständnis für Gegenwart und berufliche Praxis
  • Impulse auf das Fach selbst
  • Experimentelle P. vernachlässigt historische Bedingtheit des Handelns (Holzkamp)
  • Aufzeigen von Gesetzmäßigkeiten in Wissenschaftsentwicklung (Th. Kuhn 1962)
  • Tendenz „Geschichte der Großen“ vs. „Geschichte von unten“
  • Betonung der gesellschaftlichen Bedingungen psychologischen Handelns in Forschung, Lehre und Anwendung

1.1Drei Beispiele für verbreitete Fehleinschätzungen

  • Psychologie zur NS‐Zeit (Qualität und Anschluss an internationales Niveau zwar eingebüßt, aber (auch materieller) Ausbau als Beruf, z.B. Diagnostik beim Militär
  • Wiederbelebung der P. als experimentelle Wissenschaft in BRD erst Ende 50er, Anfang 60er Jahre, vorher große geisteswissenschaftliche und spekulative Anteile
  • In der UdSSR Psychoanalyse Blütezeit nach Oktoberrevolution (Lenin, Trotzkij), Ende erst im Stalinismus

1.1Geschichtswissenschaftliche Aspekte

  • nicht „die Vergangenheit“ oder „die historische Wahrheit“
  • Geschichtswissenschaftliche Arbeit erst durch begründete Fragestellung in theoretischem Kontext möglich
  • Geschichte immer (Re)Konstruktion des Vergangenen, da von Perspektive oder Fragestellung bestimmt, jede Zeit muss ihre Geschichte neu schreiben
  • aktuell: stärkerer Bezug zu Theorien und Methoden der Sozialwissenschaften

1.1Modelle der Psychologiegeschichtsschreibung

  • Geschichte „großer Männer“, sog. „great men“-Ansatz, personalistisch geprägt
  • Ideengeschichte: Bezug auf kulturgeschichtliche Strömungen, Zeitgeist, chronologisch
  • Problemgeschichte, nicht chronologisch, sondern Bezug auf Einzelfragen/Probleme
  • Neuere Sozialgeschichte der P. Þ Gesellschaftsgeschichte einer Wissenschafts-disziplin, insbes. soziale: gesellschaftliche, politische, institutionelle Bezüge
  • „aktive“ Geschichte (Traxel 1985), stellt infrage, macht aufmerksam, regt an

Funktionen der Psychologiegeschichtsschreibung:

  • Traditionsstiftung: Werke und Bedeutung „großer Männer“ / „großer Frauen“; erbauliche, „dekorative“ Funktion
  • Selbstvergewisserung: Fortschritte und Erfolge bei bestimmten Fragestellungen und Problemen seit den Anfängen der Psychologie/ Wo ist weitere Forschung notwendig?
  • Legitimation: Erkenntnisfortschritte legitimieren psychologische Forschung; Erkenntnisprozess folgt dem Muster „von weniger zu mehr Erkenntnis“.
  • Kritik: 1. Reflexion der oft verborgenen (historischen) Voraussetzungen psychologischer Theorien und Methoden. 2.Einfluss von Traditionen bzw. Konventionen, die festlegen, wie Psychologie zu betreiben ist und welche Gegenstände wichtig sind

Ideengeschichte:

(Selbstvergewisserung): wissenschaftliche Grundüberzeugungen sind eher an ein Denkkollektiv gebunden

Idee des Bewusstseins, der Informationsverarbeitung und damit zusammenhängender Forschungspraktiken

chronologische Perspektive

Problemgeschichte:

(Selbstvergewisserung): systematische Betrachtung dessen, worum es in einer Wissenschaft geht (Probleme des Gegenstands, der Theorie und Methode), z.B. Leib-Seele-Problem

Sozialgeschichte:

(kritische Funktion): soziale, politische, intitutionelle Bedingungen psychologischer Forschung

kritische Sozial- und Kulturgeschichte der Psychologie

1.1Psychologiegeschichtliche Forschungsmethoden.

  • Quellenstudium
  • Die Nutzung von Archiven
  • Spurensuche und nichtreaktive Messverfahren
  • Oral history - erlebte Geschichte

Quellenstudium

  • i.e.S. literarische Quellen, also mündliche oder schriftliche Überlieferungen
  • historischer Erkenntniswert nicht unbedingt in Zusammenhang mit der Absicht, die zur Entstehung des Dokumentes führte (z.B. Geburtsregister)
  • Erkenntniswert umso größer, je näher Quelle am Ereignis, Primär-/Sekundärqu.
  • Material überlebt selektiv, bes. nicht erhaltenes Material muss bedacht werden
  • Hermeneutik = Lehre/Methode zur Interpretation von Reden oder Schriften im historischen Kontext, historische Zeugnisse erhellen sich gegenseitig
  • Methoden der empirischen Sozialforschung mit geschichtswissenschaftlicher Fragestellung (bibliometrische Analyse, Zeitreihen-, Inhaltsanalyse)

Spurensuche und nichtreaktive Messverfahren

  • Historiker entwickelt Hypothesen und bringt sie mit Spuren in Verbindung
  • Spuren können bewusst gelegt oder verwischt werden
  • Spurenanalyse = nichtreaktive Messverfahren, da Vpn und Messung den zu messenden Sachverhalt nicht oder nur wenig beeinflussen können
  • Zeitreihenanalyse: mathematisch-statistische Methode, graphische Darstellung - Verläufe - Trends - Maxima/Minima/Wendepunkt Þ Prognosen

Oral history - erlebte Geschichte

  • Datenquelle selbst „schaffen“, gezielte Befragung nach erlebter Geschichte
  • Aufwändige, aber lebendige, anschauliche und zielgerichtete Methode
  • Vermittelt wie Ereignisse erlebt wurden (Fakten und Stimmung)

1.1Psychologische Theorien im Dienste der Psychologiegeschichte

  • Entwicklungs- und Persönlichkeitstheorien im Dienste biographischer Forschung, Interpretation von biographischen Daten und Texten (Charlotte Bühler)
  • Sozialpsychologie im Dienste der Schulen-/Institutionsgeschichte, Analyse von Forschergruppen (Thomas Kuhn), z.B. Protokolle,  Berichte
  • Psychoanalyse /Psychohistorie, Interpretation von Texten (Literaturpsychologie)
  • Marxistische Gesellschaftstheorie und Kritische Psychologie, Klaus Holtkamp, Naturprozess vs. menschliche Geschichte = Mensch Subjekt und Resultat

  1. Positivismus und naiver Empirismus

  • Positivismus: David Hume (1711-1776)
  • Vertreter: Auguste Comte (F), John Stuart Mill (GB), Ludwig Feuerbach (D) etc.
  • Philosophische Richtung nach 1850 durch Comte (1798-1857)
  • Vom Tatsächlichen / Gegebenen ausgehen (vom „Positiven“)
  • Entwicklung der Menschheit in drei Stadien: theologisches, metaphysisches / abstraktes, wissenschaftliches/positivistisches als Überwindung der ersten beiden, sog. Dreistadiengesetz (für Wissenschaften und Individuum)
  • Naiver Empirismus als Ausbau und englische Form des Positivismus durch Mill (1806-1873) und Herbert Spencer (1820-1903)
  • „wahre“ Erkenntnisse von Gesetzmäßigkeiten über Natur durch Beobachtung und Experiment, im Idealfall Naturgesetze

  1. Evolutionstheorie

  • Von Charles Darwin (1809-1882)
  • Vertreter: Sir Edward Burnett Taylor (1832-1917), James G. Frazer (1854-1941), Sir Francis Galton (1822-1911)  etc.
  • Natürliche Auslese (Selektion) der Arten durch Fortpflanzung der Lebewesen, die überlegen sind beim Kampf ums Dasein (struggle for life)

  1. Völkerkunde und Völkerpsychologie

  • Begründer: Moritz Lazarus (1824-1903) und Hajim Steinthal 1823-1899)
  • Vertreter: Theodor Waitz (1821-1864), Adolph Bastian (1826-1905), Wilhelm von Humboldt (1767-1835), Benjamin Lee Whorf (1897-1941), Johann Friedrich Herbart (1776-1841), Wilhelm Wundt (1832-1920)
  • Bedeutung der sozialen Umwelt für Prozess der Menschwerdung, Analogie von Mensch und Staat (Herbart)
  • Vergleichendes Studium (Unterschiede) der Völker soll Entwicklung des Menschen, der Sprache und des sozialen Verhaltens erklären
  • Denken (Weltansicht) wird wesentlich durch Sprache bestimmt (Humboldt, Whorf)
  • „kulturelle Selbstverständlichkeiten“ = Vorurteile, da enorme Variabilität von Normen und Verhaltensweisen

Massenpsychologie:

  • Begründer: Scipio Sighele (1868-1913) und Cesare Lombroso (1836-1909)
  • Vertreter: Gustave LeBon (1841-1931)
  • Industrialisierung führte zu „Massen“ und z.B. Gewerkschaftsbildung
  • Macht der Menschenmassen in Gesellschaft und Wirkung der Massen auf Einzelne
  • Kriminologisches Interesse: in Masse verminderte Zurechnungsfähigkeit Einzelner
  • These: höhere psychische Funktionen werden in der Masse ausgeschaltet, niedrige Funktionen verstärkt, also ist die Masse „dümmer“ als die Individuen
  • Spätere Richtungen: Massenkommunikationsforschung, Gruppendynamik

Psychologie zwischen Philosophie und Physiologie

  • Begründer: Hermann von Helmholtz, Emil Du Bois‐Reymond, Ernst Brücke, Carl Ludwig, Klub, Eid: Annahme nur physikalisch-chemischer Kräfte in Organismen
  • Unter diesem Credo ausgebildet: Wundt, Pawlow, Freud
  • Materialismus: Für Wissenschaft von Phänomenen des Lebens, inkl. Biologie und Psychologie, werden gleiche Grundlagen angenommen wie für Physik und Chemie.

Sinnesphysiologische Forschung und Psychophysik

  • Begründer: Ernst Heinrich Weber (1795-1878)
  • Vertreter: Gustav Theodor Fechner (1801-1887)
  • Studieren psychologischer Vorgänge nach Vorbild der Physik (Naturwissenschaft)
  • Fechner: Universum als beseeltes Wesen, höhere Ordnung, alle Dinge lebendige Glieder des kosmischen Organismus
  • Psychophysik: zwingend logische Verbindung zwischen Materiellem und Geistigem, Physischem und Psychischem
  • Weber erforschte die Funktionen der Sinnesorgane und deren Leistungsfähigkeit mit Fokus auf Reizschwellen und Empfindlichkeit verschiedener Körperregionen
  • Fechner ermittelt Quotienten für Sinnesreize (Weber‐Fechnersche Konstante)
  • Fechner will Naturgesetz für menschliche Wahrnehmungsleistung finden,  „Weber‐Fechnersches Gesetz“ (Maßformel, inkl. Logarithmus des Reizes)

Experimentelle Psychologie der Lernens

  • Begründer: Hermann Ebbinghaus (1850-1909)
  • Vertreter: Georg Elias Müller (1850-1934)
  • Experimentelle Untersuchung des Gedächtnis, Anwendung Fechners Psychophysik
  • Zusammenstellung sinnloser Silbenreihen (noch bis heute wird so verfahren)
  • Anzahl der Wiederholungen bis zur fehlerfreien Reproduktion (Ersparnismethode)
  • Ermittelt nichtlineare Form der Vergessenskurve, Vl, Vpn, Protokollant in einem
  • Später größere experimentelle Strenge unter Müller

Psychologische Schulen im 19. und 20. Jahrhundert

  • Schule = psychologische Richtung, bestanden in der Regel zur gleichen Zeit
  • Zentrale „Figur“, Erfolge werden gern Begründern zugeschrieben
  • Wissenschaftlergemeinschaften, im Geiste der Schulen sozialisiert
  • Nonkonformes Verhalten konnte zum Ausschluss führen (z.B. Adler und Jung)
  • Vorteil der Schulen: gemeinsame Idee (Paradigma) wird kräftig vorangetrieben

Leipziger Schule

 

  • Begründer: Wilhelm Maximilian Wundt (1832-1920) (1. Hälfte seines Schaffens)
  • Physiologische experimentelle Psychologie (als empirische Wissenschaftsdisziplin)
  • Erklärung seelischer Vorgänge auf Grundlage physiologischer Veränderungen
  • Psychologie soll Bewusstsein untersuchen, um Gesetzmäßigkeiten zu ermitteln
  • Erfahrung von Sinneseindrücken als Zugang zum Psychischen mit exakten Raum- und Zeitmessungen (experimentelle und statistische Methoden)
  • Ablehnung der Introspektion als wissenschaftliche Methode
  • Zugang zu Erinnerungen, Gefühle und Stimmungen durch gezielte, instruierte und kontrollierte Selbstbeobachtung (als Teil der experimentellen Psychologie)
  • Zerlegung des Bewusstseins in kleinstmögliche Elemente (Elementenpsychologie)
  • Apperzeption (lt. Wundt) = das Eintreten eines Bewusstseinsinhaltes in das Aufmerksamkeitsfeld (vom Blickfeld zum Blickpunkt)
  • Voluntarismus = psych. Erlebnisse Ergebnisse von Willenshandlungen ≠ Ereignisse
  • Ignorierte Bereiche: höhere psychische Prozesse, interindiviuelle Unterschiede

Erreicht: Methodenlehre, Experiment, Statistik, Geschichte (empirische Forschung) in P.

Würzburger Schule

  • Denkpsychologie (beschreibende P., experimentelle Erforschung des Denkens)
  • Begründer: Oswald Külpe (1862-1915)
  • Schüler: Narziss Ach (1871-1946); Karl Bühler (1879-1963), Karl Marbe (1869-1953) u.a.
  • Külpe Anhänger Franz Bretanos (1838-1917) „Aktpsychologie“: Wesentliches der seelischen Erscheinungen in ihrer Intentionalität
  • Psychologische Grundbegriffe: Seele, Ich, Subjekt, Bewusstsein, Seelenvermögen
  • Akzeptiert Unbewusstes, betont Einheit des Seelenlebens
  • Zentrale Methode: systematische, experimentelle Selbstbeobachtung bei Denkprozessen, d.h. „experimentelle Herbeiführung bestimmter psychischer Vorgänge und genaue Schilderung der dabei hervortretenden Erlebnisse“
  • Denken ist bei vorgegebenen Problemen zielgerichtet, unbewusste Prozesse/Kräfte  steuern Gedankenverlauf in eine Richtung (determinierende Tendenzen, lt. Ach)
  • Aha-Erlebnis (lt. Bühler) = Erlebnis unmittelbaren Verstehens
  • Bühler-Wundt-Kontroverse: Wundt kritisiert denkpsychologische Experimente als „Ausfragemethode“ und „Scheinexperimente“

Gestalt‐ und Ganzheitspsychologie

  • Ganzheitliche Betrachtung als Gegenbewegung zum elementarischen Denken
  • Ganzes mehr (etwas anderes) als Summe seiner Teile (Übersummativität)
  • Wahrnehmung und Erleben des Individuums ganzheitlich, Verhalten dynamisch
  • Forschungsmethode: phänomenologisches Vorgehen
  • Grazer Schule, Produktionstheorie (Produktion = Aktivitäten des Betrachters) Alexius Meinong, Christian Maria von Ehrenfels, Vittorio Benussi, Fritz Heider
    • Komplexionen = Betrachter gibt Einzelelementen ganzheitlichen Eindruck
    • Gestaltkriterium Übersummenhaftigkeit: Melodie neu gegenüber Einzeltönen
    • Gestaltkriterium Transponierbarkeit: Melodie Ton höher, trotzdem erkennbar
    • Wahrnehmung von Gestalten abhängig von Erfahrungen, Training, Persönlichkeit und innerer Haltung (Einstellungen)
    • Attributionsforschung: Erklärungen und unterstellte Handlungsabsichten von Ereignissen sind handlungsrelevant für Beobachter (Fremd-/Selbstattribution)
  • Frankfurter / Berliner Schule, Max Wertheimer (1880-1943),
    Wolfgang Köhler (1887-1967), Kurt Koffka (1886-1941)
    • Gestalten selbst als Grundeinheiten des Seelenlebens
    • Phi‐Phänomen: Scheinbewegung zweier Linien wie „Scheibenwischer“, nach Erklärung noch deutlicher im Gegensatz zu optischen Täuschungen
    • Schimpansen: Erkenntnis plötzlich (Köhler: Einsicht); Ziel+Hilfsmittel=Gestalt
    • Köhler: neben Wahrnehmung nach Gestaltprinzipien, auch Hirntätigkeit nach funktional äquivalenten Gestaltprinzipien geordnet (sog. Isomorphiepostulat)

Zweite Leipziger Schule der (Genetischen) Ganzheitspsychologie
 

  • Narziss Ach, Erich R. Jaensch, Felix Krueger u.a.
    • Komplexqualitäten: Qualitäten seelischer Ganzheitsgebilde (mehr als Teile)
    • Verlauf psychischen Geschehens nicht stückweise, sondern als Erlebnisstrom
    • Aktualgenese = Gestalterlebnisse aus diffusen Vorgestalten („Gestaltkeimen“)

Übertragung gestaltpsychologischer Überlegungen auch auf soziale Gebilde

Feldtheorie

  • Kurt Lewin (1890-1947)
  • Holistischer, ganzheitlichen Charakter, Interdependenz von Wahrnehmung, Erleben, Verhalten
  • Erlebnismäßig strukturierter Raum (Lebensraum) rückt in den Fokus, phänomenologische Betrachtung, zentrale Begriffe: Grenze, Zone, Gerichtetheit
  • grundsätzliche Charakteristika der Feldtheorie
    • konstruktive Methode (statt Klassifizierung)
    • dynamischer Ansatz (der dem Verhalten zugrunde liegende Kräfte)
    • psychologischer Ansatz (Feld beschreiben, wie es für Individuum existiert)
    • Ausgang von der Analyse der Gesamtsituation
    • Verhalten als Funktion des gegenwärtigen Feldes (Vergangenheit nur indirekt)
    • mathematische Darstellungen psychologischer Situationen
  • Konflikt = entgegengesetzte, etwa gleich starke Kräfte, die gleichzeitig wirken
    • Appetenz‐Appetenz‐/Aversions‐Aversions‐/Appetenz‐Aversions‐Konflikt
    • Konfliktsituation durch vom Individuum wahrgenommene „Umwelt“ bestimmt
  • Umwelt (Möglichkeiten) übt Aufforderungscharakter (Valenz) (indiv. Bedürfnisse)
  • Lebensraum des Individuums daher in stetiger Veränderung
  • Lokomotion = „Durchschreiten“ des Lebensraums (nicht immer phys. Bewegung)
  • Psychische Ereignisse in Bezug auf soziales System zur Zeit deren Eintretens erklären
  • Umstrukturierung der Valenzen im Lebensraum führt zu Unsicherheiten (z.B. Pubertät)
  • Regression: unter Belastung regrediert Person auf „primitiveres“ Niveau
  • Forschung, Intervention, Training als drei Säulen der Aktions-/Handlungsforschung

Lokomotion:

= „Durchschreiten“ des Lebensraums (nicht immer phys. Bewegung)

Drei Säulen der Aktions-/Handlungsforschung:

Forschung, Intervention, Training

Psychoanalyse

  • Begründer: Sigmund Freud (1856-1939)
  • Heute als Spekulation verstanden, aber bis heute Bedeutung
  • Verschiedene Bedeutungen des Begriffs Psychoanalyse
    • Theorie vom menschlichen Erleben und Verhalten
    • Methode zur Erforschung psychischer Prozesse
    • Methode zur Behandlung psychischer Störungen
    • Historisch‐gesellschaftliche Bewegung

Phasen der psychoanalytischen Theorie:

  • Voranalytische Zeit bis 1894, bis zum Beginn der Selbstanalyse Freuds
  • Traumatheorien 1895-1899: neurotische Störungen durch Kindheitstraumata (erst Vergewaltigung; später Kastrationskomplex, Penisneid, Ödipuskomplex)
  • Topographische Theorien 1900-1922 Traumdeutung, Unterscheidung bewusst-vorbewusst‐unbewusst, Theorie frühkindlicher Entwicklung (Phasenlehre)
  • Strukturelle Theorie ab 1923: Persönlichkeitstheorie (Es, Ich, Über‐Ich)

Individualpsychologie:

  • Begründer: Alfred Adler (1870-1937)
  • Betont Unteilbarkeit des einzelnen Individuums, ganzheitlicher Ansatz
  • Gegensatz zur Sozialpsychologie
  • Öffentliche Beratungsgespräche vor Lehrern, Erziehern, Psychologiestudenten
  • Betonung des menschlichen Strebens nach Glück, Gemeinschaft, Vollkommenheit
  • Schlagworte (Adler): Minderwertigkeitskomplex, Machtstreben, männlicher Protest
  • Menschenbild ist ganzheitlich (holistisch) und dynamisch‐zielorientiert (final), Fokus auf menschlicher Entwicklung (statt Eigenschaften und Merkmalen)
  • Überkompensation: von Defiziten Þ überdurchschnittliche Leistungen führen
  • Fehlkompensationen bei Überkompensation möglich (z.B. Flucht in Phantasiewelt)
  • Minderwertigkeitsgefühl als zentrale Quelle menschlichen Strebens

Analytische Psychologie:

  • Begründer: Carl Gustav Jung (1875-1961)
  • Libido (≠ Freud) nicht nur sexuelle Triebenergie, sondern allgemeine Lebensenergie
  • Individuelles Unbewusste ist in „kollektives Unbewusstes“ eingebettet (Traumsymbole)
  • Beobachtung der sog. Übertragung im therapeutischen Prozess von Archetypen
  • Archetypus = vererbte Möglichkeiten/Instinkte von Vorstellungen, Urbildern o.ä., die in Träumen und in Kunst ihren Ausdruck finden, im Unbewussten eingeformt
  • Archetypen als Kernstücke menschlicher Lebensbewältigung

Bsp. Archetyp „Schatten“: abgespaltener, aber untrennbar verbundener Teil des Menschen, der seine dunklen Züge offenbart (z.B. Wutausbrüche, Kleinlichkeit)

Behaviorismus

  • John B. Watson (1878-1958), James R. Angell Begriff “Behaviorist”
  • Heute (fast) keine Anhänger/Vertreter mehr, war aber sehr bedeutend (v.a. in USA)
  • Einfluss heute vor allem in Methodologie der Lerntheorien und Verhaltenstherapie

Experimentelle Tiefenpsychologie und Reflexologie

  • Pawlows (1849-1936) Reflexversuche (bedingter vs. unbedingter Reflex)
  • bedingter Reflex = nicht angeboren / unbedingter Reflex = angeboren
  • Konditionierung (Glocke‐Futter‐Speichel) (klassische Konditionierung)
  • Löschung (Glocke und Speichel ohne Futter zu oft wiederholt) ≠ Vergessen
  • Thorndikes (1874-1949) Theorie vom Lernen durch Versuch und Irrtum
  • Thorndike nimmt Luststreben als Triebkraft an, nicht Physiologie der Reflexe

Spontane Erholung:

Konditionierung ist später nach Löschung wieder abrufbar.

Reizgeneralisierung:

Konditionierung funktioniert auch mit ähnlichen Reizen

Diskriminationsleistung

Unterscheidung zwischen verschiedenen Reizen