Block 6 W22
Vorlesungen W22
Vorlesungen W22
Kartei Details
Karten | 82 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 14.06.2012 / 24.03.2014 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/block_6_w22
|
Einbinden |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/block_6_w22/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Motorik generell in willkürliches (früher pyramidales) und unwillkürliches (früher extrapyramidales) System gegliedert, wobei die beiden Systeme auch Überlappungen zeigen
Willkürliche Motorik = Zielmotorik (Ausführung)
- Motorische Cortexareale = 1. Motoneuron (Zellkörper)
- Pyramidenbahn (sog. Tractus corticospinalis) = 1. Motoneuron (Fortsatz)
- Vorderhornneuronen = 2. Motoneuron (Kern im RM, Fortsatz bis in Peripherie)
Unwillkürliche Motorik = Begleit- und Stützmotorik (Vorbereitung)
- Prä- und Supplementär-motorische Areale
- Basalganglien
- Kleinhirn
- Extrapyramidale Bahnen (Cortiko-retikulär, retikulo-spinal etc.)
Wichtig im Bezug auf Organisation und Regulation der Motorik:
- Es existieren parallel zueinander verschiedene unterschiedliche Systeme, welche unterschiedliche Hauptfunktionen ausüben, insgesamt aber alle an Koordination der Motorik beteiligt sind
- Das Motorische und Sensorische System bilden in sich einen geschlossenen Regelkreis
Extrapyramidale Motorik und non-verbale Kommunikation
Extrapyramidale Motorik sehr wichtig für Koordination und Regulation der non-verbalen Kommunikation, d.h. Schädigung der extrapyramidalen Bahnen bewirkt auch Störung der Kommunikation:
- Körperhaltung und Körperlage
- Gestik
- Mimik
- Kopfbewegungen
- Blickverhalten
Organisation der Sensibilität
Grundsätzlich wird Sensibilität in 3 verschiedene Ebenen mit unterschiedlichen Eigenschaften aufgegliedert:
Spinothalamische Ebene
- Schmerz
- Temperatur
Lemniskale Ebene
- Tiefensensibilität
- Berührung
Diskriminative Ebene (im Cortex)
- Stereognosie
- Graphästhesie
- Barästhesie
Wichtig ist Prinzip der Parallelverarbeitung, d.h. verschiedene sensorische Modalitäten werden getrennt voneinander (= sowohl funktionelle, als auch anatomische Trennung) aufgenommen, weitergeleitet und erst im Verlauf der cortikalen Verarbeitung wieder zusammengefügt! Für diskriminative Ebene im Cortex sind funktioneierende Afferenzen notwendig!
Das Gehirn zeigt einerseits eine parallele Verarbeitung, indem komplexe Informationen in verschiedene Modalitäten aufgespaltet werden und separat voneinander verarbeitet werden.
Die neurophysiologische Grundlage für das Erkennen von sensorischen Informationen beruht auf dem Bottom up und Top down Prinzip.
- Sensorische Informationen werden über Bahnen aufgenommen und via. primäre und assoziierte Cortices parallel verarbeitet (sog. Bottom up)
- Gleichzeitig findet Priming (sog. Bahnung) statt, bei dem den sensorischen Informationsfragementen Erwartungen gegenübergestellt werden (sog. Top down)
Wichtig: Die effektive Erkenntnis / Wahrnehmung ergibt sich aus dem Vergleich von Erwartung und Wahrnehmung! Eine Dysbalance dieser Komponenten (Gleichgewicht gestört) kann zu einer Verkennung bzw. zu einer fehlgeleiteten Wahrnehmung führen (Gehirn kann Lücken der sensiblen Wahrnehmung schliessen)!
Bsp.
- Blinder Fleck (Lücke in Wahrnehmung)
- Halluzinationen (Störung Wahrnehmung)
Charles Bonnet Syndrom
Neurologisches und psychiatrisches Syndrom
Bei Syndrom handelt es sich um ein Enthemmungsphänomen, welches durch visuelle Trugwahrnehmung (Illusion oder Pseudohalluzination) charakterisiert ist, ohne dass eine eigentliche akute psychiatrische Störung/Erkrankung vorliegt
Ätiopathogenese:
(1) Grundlage scheint chronische Schädigung der Sehrinde, Sehbahn oder des Auges
- Auge: Makuladegeneration, Retinopathie, grauer Star
- Sehbahn und Sehrinde: Hirninfarkt, Blutung, Hirntumor
(2) Durch Kombination von primärer Sehrinde, Sehbahn oder Auge bei gleichzeitig intakten Assoziationskortices kommt es zur Entstehung von produktiven visuellen Phänomenen (Pseudohalluzintionen und Illusionen)
- Phosphene (Lichterscheinungen)
- Photopsien (Figuren)
- Palinopsien (wiederkehrende Erscheinungen von Objekten)
- Metamorphopsien (Verändeurngen von Gesehenem)
- Halluzinationen
- Hautoskopien (spiegelbildliche Doppelgängerhalluzinationen)
Wichtig: Patienten sind mental gesund!
Störungen der Motorik (1)
- 1. Motoneuron
- Spezialfälle
(1) Läsion des 1. motorischen Neurons
Schädigung
- Kortikale Läsionen
- Isolierte Läsionen primär motorischer Cortex M1 (Gyrus präcentralis)
- Capsula interna Läsionen
Symptomatik:
- Spastische Lähmung (Tonussteigerung, Kraftverminderung, Störung Feinmotorik)
- Hyperreflexie
- Verbreiterte Reflexzonen
- Pathologische Reflexe
Einseitige Läsion Pedunculus, Capsula interna und Cortex = Kontral. Hemiparese mit Gesicht (sog. proportionales Hemisyndrom, teils senso-motorisches Hemisyndrom)
Einseitige Läsion kontral. Medulla oder Ipsil. Zervikalmark = Hemiparese ohne Gesicht
Einseitige Hirnstammläsion = kontrl. Halbseitensymptomatik (gekreuzte Ausfälle)
Störungen der Motorik (3)
- Motorische Endplatte und Muskulatur
(3) Motorische Endplatte und Muskulatur
Symptomatik:
- Schlaffe Parese
- Reduzierte Muskeleigenreflexe
- Muskelatrophie
Fokale, isolierte, meist asymmetrische schlaffe Parese einzelner Muskeln = Muskelischämie
Symmetrische, proximal oder distal betonte schlaffe Parese = Myopathie
Zentrale Parese
Bei zentraler Parese ist Tonus meist gesteigert (Spastik). Trotz Parese können im Rahmen von komplexen Bewegungen oder Reflexbewegungen gelähmte Muskeln innerviert werden (Bewegungen teilweise ausführbar)
Störungen der Sensibilität (1)
- periphere Anteile
(1) Läsion der peripheren Anteile
Läsion des Rezeptors
- Exzerozeptive Rezeptoren (Mechano- und Thermozeption)
- Nozizeptive Rezeptoren (Schmerzreize unterschiedlicher Art)
- Propriozeptive Rezeptoren (Gelenk- und Muskelstellung, Muskel- und Sehnenspannung)
Läsion der Nervenfaser
- Peripherer Nerv
- Plexus
- Hinterwurzel
Läsion periphere Nerven = Scharf begrenzter, einseitiger, fokaler Ausfall aller Qualitäten
Läsion Spinalnervenwurzel = Unscharf begrenzter, einseitiger, segmentaler, assymetrischer Ausfall aller Qualitäten
Polyneuropathie = Von distal nach proximal zunehmende, beiseitige, symmetrische Verminderung von Vibration und Lageempfindung (später alle Sensibilitäten)
Störungen der Sensibilität (2.1)
- zentrale Anteile (Bahnen)
(2) Läsion der zentralen Anteile (RM, Hirnstamm, Grosshirn)
Epikritische Sensibilität (Lage, Vibration, Tastsinn) --> Funiculus posterior (ipsilateral) --> Ncl. gracilis und Ncl. cuneatus --> Lemniscus medialis (kontralateral) --> Thalamus --> Capsula interna
Protopathische Sensibilität (Druck, Beruhrung anterior und Schmerz, Temperatur lateral) --> Funiculus anterior (kontralateral über Comissura anterior) --> Thalamus --> Capsula interna
Propriozeptive Sensibilität (Tiefensensibilität) --> Tractus spinocerebellaris anterior und posterior (ipsilateral und kontralateral) --> Paläocerebellum
Läsionen somatosensorischer Kortex = Störung distaler Lagesinn, 2 Punkte Diskrimination, Astereognosie, taktile Hypästhesie
Störungen der Sensibilität (2.2)
- zentrale Anteile
Läsion Comissura anterior (Tractus spinothalamicus lateralis) = Segmentaler, beidseitiger, symmetrischer Ausfall der Temperatur- und Schmerzempfindung
Halbseitige Rückenmarksläsion = Unterhalb Rückenmarksniveau ipsilateraler Ausfall der propriozeptiven und epikritischen Sensibilität, kontralateraler Ausfall der Scherz- und Temperaturempfindung (zusätzlich kontralaterale spastische Parese unterhalb Niveau + segmentale schlaffe Parese auf Höhe Läsion)
Komplette Rückenmarksläsion= Beidseitiger Ausfall aller Qualitäten ab bestimmten RM-Niveau (zusätzlich beidseitige spastische Parese unterhalb Niveau + beidseitig segmentale schlaffe Parese auf Höhe Läsion)
Einseitige Läsion Thalamus und/oder thalamokortikale Projektion = Halbseitiger Ausfall aller Qualitäten (inklusive Sensibilität Gesicht) der kontralateralen Seite
Läsion dorsale Capsula interna = Halbseitige Ausfall aller Qualitäten (ohne Gesicht) der kontralteralen Seite (selten)
Pupillenreflex
- Störung bei prächiasmaler Läsion
- Keine Störung bei retrochiasmaler Läsion
Gesichtsfeld
- Läsion vor Chiasma = Ausfall gesamtes Gesichtsfeld eines Auges
- Läsion im Chiasma = Ausfall temporale Hälfte beider Augen
- Läsion vor Cp. geniculatum lat. = Ausfall einer Hälfte beider Augen
- Läsion nach Cp. geniculatum lat. = Ausfall eines Quadranten beider Augen
Komplett einseitig > halb, beidseitig, bitemporal > Halb, beidseitig, homonym > Quadrant, beidseitig, homonym
Störung der Motorik (2)
- 2. Motoneuron
(2) Läsion des 2. motorischen Neurons
Schädigung:
- Ganglienzellen Hirnstamm
- Ganglienzellen Rückenmark
Symptomatik:
- Schlaffe Lähmung (Tonusverminderung, Kraftverminderung, Störung Feinmotorik)
- Hyporeflexie
- Muskelatrophie (ab 3. Woche)
Fokale, isolierte, asymmetrische schlaffe Parese:
- Peripherer Nerv
- Wurzelläsion auf bestimmtem Segment
- Vorderhornzellen auf bestimmtem Segment
Symmetrische schlaffe Parese:
- Proximal betont = Läsion Vorderhornganglienzellen
- Distal betont = Läsion distale Abschnitte peripherer Nerven
Störung der Motorik (4.1)
- Regulationssysteme
(4) Regulationssysteme der Motorik
Regulationssysteme:
- Integrieren propriozeptive und sensorische Afferenzen aus Peripherie, Informationen aus Thalamus, Vestibularapparat und optischem System (Optimierung Bewegungsablauf)
- Planung von Kraft und Ausmass bei Bewegungen (extrapyramidales System + Kleinhirn)
- Abstimmung verschiedner Muskelgruppen (extrapyramidales System + Kleinhirn + Rückenmark)
Ataxie (keine harmonische, zielgerichtete Willkürbewegung)
- Kleinhirnataxie (Hemisphäre = Extremität, Wurm = Rumpf, Ncl. Dentatus = Intentionstremor)
- Zentrale sensorische Ataxie (Sensorischer Kortex, Thalamus, Tr. thalamocorticalis = Störung Lagesinn)
- Hinterstrangataxie (Störung Tiefensensibilität und Lagesinn = Gangataxie mit optische Kompensation)
- Periphere sensorische Ataxie (Periphere Afferenzen = Reflexverlust)
- Weiter Ataxieformen
Hyperkinesie (Parkinson und Depression)
Störung der Motorik (4.2)
- Regulationssysteme
Unwillkürliche Bewegungen
(1) Muskuläre Spontanaktivität ohne Bewegungseffekt
- Fibrillationen (phasisch)
- Faszikulationen (unregelmässig)
- Myokymien (Kontraktionswellen)
(2) Hyperkinesie
- Myorrhythmien (rhythmische Zuckungen)
- Myoklonien (nicht rhythmsiche Zuckungen)
- Tremor (rhythmisch, konstante Frequenz, in Ruhe oder in Aktion)
- Chorea (kurze, einschiessende, distal betonte Kontraktionen, extreme Gelenkstellung)
- Athetose (wie Chorea aber schraubende Bewegungen, Hyperextension und Hyperflexion)
- Ballismus (kurze, einschiessende, proximal betonte Kontraktionen, schleudernd)
- Dystonie (lange dauernde Kontraktion mit bizarren Stellungen)
- Tic-artige Bewegungen (unregelmässig, schnelle, auf Körperteile beschränkte Kontraktion)
(3) Sonstige
- Spasmen (unterschiedlich und variable Lokalisation und Auftreten)
- Krampi / Krampf (lange tonische Kontraktion meist Schmerzhaft)
Anfallsartige Störungen
- Symptomatik
- Pathophysiologie (Formen)
Grundsätzlich Gliederung der anfallsartigen Störungen in 2 Gruppen:
(1) Plus-Symptome
- Spastische Tonuserhöhung
- Hyperreflexie
- Pathologische Reflexe
- Bewegungen
(1.1) Überfunktion von Neuronen
- Epilepsie
(1.2) Unterfunktion von hemmenden Neuronen (Funktionsausfall)
- Einschlafmyoklonien
- Konvulsive Synkope
(2) Minus-Symptome
- Parese
- Verlust/Beeinträchtigung Präzisionsbewegung
- Dysdiadochokinese
- Motor impersistance
(2.1) Unterfunktion von Neuronen (Funktionsausfall)
- Hirnischämie
(2.2) Überfunktion von hemmenden Neuronen
- REM-Atonie
- Kataplexie
Wichtig zu Symptomatik: Es gibt verschiedene Arten von anfallsartigen Störungen, welche über unterschiedliche Mechanismen zur gleichen Symptomatik führen können. Bei einer Plus-Symptomatik liegt sehr häufig eine Epilepsie vor, allerdings nicht immer!
Anfallsartige Störungen
- Symptomatik
Symptome können verschiedenste Bereiche betreffen:
- Bewusstsein
- Kognition und Verhalten
- Motorik
- Sensibilität
- Sehen
- Hören und Gleichgewicht
- Schmerzen
Die Grundlage für einen epileptischen Anfall ist die anfallsartige Steigerung und Synchronisierung der Entladungen von kortikalen Neuronenverbänden. Die Ursachen und Komponenten, welche zu dieser Steigerung und Synchronisierung führen sind vielfältig und in ihrer Dynamik noch nicht vollständig erfasst:
(1) Instabilität der erregbaren Membranen durch abnorme Funktion von Ionenkanälen
- Genetische Mutationen/Polymorphismen etc. von Ionenkanälen und Rezeptoren
(2) Schädigung bzw. Beeinträchtigung der GABA-ergen Hemmsysteme führt zu Übererregbarkeit bestimmter Membranen
- Alkohol
- Benzodiazepine
- Schlafentzung
(3) Toxisch-metabolische Destabilisierung der Membranen
- Medikamente
- Fieber
- Milieusänderung (K hoch, Mg tief)
(4) Abnorme Reparaturvorgänge im Rahmen einer Läsion (Latenz), welche zur Entstehung von übereregbaren (proepileptogener) Netzwerken führt (insbesondere Schädigung Temporallappen)
- Entzündung (Encephalitis, Cerebritis)
- Ischämie
- Trauma
Trigger von epileptischen Anfällen:
- Fieber (Milieuveränderung)
- Alkohol (Hemmung GABA-ergen Systeme)
- Schlafmanko
- Medikamente (toxisch-metabolische Veränderung der Membranerregbarkeit)
- Licht (Stroboskop)
Die Fasersysteme innerhalb des Gehirns bilden die Grundlage für eine Ausdehnung von Epilepsien. Wichtig ist, dass die Ausbreitung einer Epilepsie über viele Sekunden dauert! Da die Ausdehnung über eine gewisse Zeit erfolgt, kann (je nach betroffenem Gebiet) die Ausbreitung auch symptomatisch betrachtet werden (bsp. Jackson-Anfall)
Die Ausdehung bildet Grundlage für die Klassifizierung von epileptischen Anfällen:
(1) Fokale/partielle Anfälle
- Einfache fokale Epilepsie
- Komplexe fokale Epilepsie (psychomotorisch)
-Sekundär generalisierte tonisch-klonische Anfälle (sekundär Grand Mal)
(2) Generalisierte Anfälle
- Absence (Petit mal)
- Primär generalisierte tonisch-klonische Anfälle (primär Grand Mal)
Wichtig: Abwesenheitsepisode ist der Überbegriff für eine kurze Abwesenheit unterschiedlicher Ätiologie (Absence, TIA, Schlafattacke etc.)
Epileptischer Anfall
Epileptischer Anfall ist lediglich ein Symptom und kann ggf. ein einmaliges Ereignis sein. Erst bei wiederkehrendem Auftreten von epileptischen Anfällen kann man u.U. von einer Epilepsie sprechen (sog. Sekundäre Epilepsie)!
Ätiologie:
- Metabolische Encephalopathie
- Toxische Encephalopathie
- Schlaganfall
- Encephalitis oder Hirnabszess
- SHT
Epilepsie
- Charakteristische klinische Zeichen einer Epilepsie
- Differentialdiagnose
- Ursachen von Allfallsartigen Störungen
Wichtig: Nicht alles was Anfälle bewirkt ist eine Epilepsie! Wichtige Zeichen einer Epilepsie
- Zungenbiss
- Urinabgang
- Rhythmische Krämpfe
- Verletzungen
- Langsame Erholung
Nicht-Epileptische, anfallsartige Störungen können u.U. ähnliche Phänomenologie annehmen wie epileptischen Anfälle, jedoch eine ganz andere Ätiologie haben:
- Vaskuläre Ereignisse (hauptsächlich Minus-Symptome)
-- Synkope
-- TIA
- Migräne (Plus-Symptome: Halluzinationen, Aura)
- Metabolische Störungen
- Bewegungsstörungen
-- Dyskinesie
- Parasomnie
- Somatoforme/ psychogene Störungen
-- Panikattacken
(1) Veränderungen der Kognition und Verhalten (frontaler Cortex)
1.1 Störungen der exekutiven Funktion
- Antrieb
- Aufmerksamkeit
- Arbeitstempo
- Perseverationen (Applaus-Zeichen)
- Ablenkbarkeit
- Imitationsverhalten (Nachmachen von Bewegungen)
1.2 Veränderungen der Persönlichkeit und des Verhaltens
- Unkritisches, asoziales und amorales Verhalten
- Gewalttaten
- Apathie, Depression
- Manie
- Enthemmtheit
(2) Somatische Veränderungen (prämotorischer und motorischer Cortex)
- Primitivreflexe (Greifreflex)
- Motorische Aphasie (bei Läsion sprachdominante Seite)
- Kontralaterale Apraxie (bei Läsion nicht sprachdominatne Hemisphäre)
- Aktinetischer Mutismus (ausgedehnte Läsion)
- Blickdeviation (zur Seite der Läsion)
- Adversivanfälle
- Fokale motorische Ausfälle
- Miktionsstörung
Frontallappensyndrom (2)
- Ätiologie
Schlaganfall
Morbus Parkinson
SHT
Hydrocephalus
Vaskuläre Encephalopathie
Weitere:
- Neurodegenerative Erkrankungen
- Tumor
Syndrome einzelner Hirnregionen
In der Regel sind bei NS-Läsion mehrere (eng benachbarte) Hirnregionen betroffen, wobei die klinische Manifestation aus der gesamten Läsion entsteht.
Grundsätzlich können die Veränderungen bei solchen Syndromen von einzelnen Grosshirnlappen in 2 Kategorien unterteilt werden:
- Veränderungen der Kognition des Verhaltens
- Somatische Veränderungen (Motorik, Sensibilität, Propriozeption etc.)
Die klinische Symptomatik/Manifestation ist je nach Lokalisation der Schädigung in unterschiedlichen Hirnarealen unterschiedlich!
Temporallappensyndrom (1)
- Komponente
(1) Veränderungen Kognition und Verhalten
Gedächtnisstörungen / Mnestische Störungen (sog. Amnesie)
- Läsion Hippocampus
Sensorisch-aphasische Störungen (sog. Wernicke-Aphasie)
- Läsion sprachdominante Hemisphäre
- Meist linke Hemisphäre
Störung räumliche Orientierung
- Läsion nicht sprachdominante Hemisphäre
- Meist rechte Hemisphäre
Neuropsychiatrische Störungen
- Reizbarkeit
- Mürrisch-depressive Verstimmung
- Enthemmung Sexualtrieb, fehlende Emotionale Empathie, fehlender emotionaler Ausdruck, Verlust Angstempfindung (sog. Klüver-Bucy-Syndrom, bei bilateraler Temporallappenläsion)
(2) Somatische Veränderungen
Komplex-Partielle epileptische epileptische Anfälle
Geruchs- und/oder Geschmacksstörungen
- Halluzinationen
- Meist unangenehmer Art
- Bei Läsion Proc. Uncinatus (sog. Uncinatus _Kriese
Homonyme obere Quadrantenanopsie
- Tiefe Läsionen
- Kontralaterale zur Läsion
Temporallappensyndrom (2)
- Ätiologie
Hippokampussklerose
Encephalitis (HSV)
M. Alzheimer (beginnt im Temporallappen)
Weitere:
- Schlaganfall
- SHT
- Tumor
Parietallappensyndrom (1)
- Komponenten
(1) Veränderungen von Kognition und Verhalten
Hemineglect (nach links)
- Intakte Sensibilität
- Gleichzeitiger Stimulus einseitig nicht wahrgenommen
- Nicht-sprachdominante (meist rechte) Hemisphäre bewirkt Aufmerksamkeit (sowohl nach kontralateral, wie auch nach ipsilateral (Ausfall sprachdominante Hemisphäre kann also teilweise kompensiert werden)
Raumverarbeitungsstörung (rechts)
- Umgebung (Uhrtest, Topographagnosie)
- Am Körper (Körperschema, Fingeragnosie)
- Störung Links- Rechts Unterscheidung
Anosognosie
- Läsion der nicht-sprachdominanten Hemisphäre (meist rechts)
Sprachstörungen (links)
- Aphasie
- Alexie
- Agraphie
- Akalkulie
Apraxie
- Gestörte Fussbewegungen
- Gestörte Handbewegungen
- Ankleideapraxie
(2) Somatische Veränderungen
Fokale epileptische Anfälle
- sensibel
Sehstörungen
- Homonyme untere Quadrantenanopsie
- Kontralaterale Hemianopsie
Diskriminative Sensibilitätsstörungen
Parietallappensyndrom (2)
- Ätiologie
Schlaganfall
Morbus Alzheimer
Weitere
- SHT
- Tumor
Occipitallappensyndrom (1)
- Komponenten
(1) Veränderungen Kognition und Verhalten
Komplexe Sehstörungen (Leitsymptom)
- Alexie
- Visuelle Halluzinationen (irritative Phänomene)
- Visuelle Agnosie (Farben und Formen trotz intaktem Sehen nicht erkennbar)
- Prosopagnosie (keine Gesichter erkannt)
- Keine Erkennung von Bewegungen
(2) Somatische Veränderungen
Fokale epileptische Anfälle (visuell)
Gesichtsausfälle
- Homonyme, hemianoptische Gesichtsfelddefekte (einseitige Läsion)
- Kortikale Blindheit (beidseitige Läsion)
Occipitallappensyndrom (2)
- Ätiologie
Schlaganfall
Weitere Ursachen:
- SHT
- Tumor
Wichtig: sprachdominante Hemisphäre meist links!
Lokalisation und Klassifizierung:
- Wernicke Aphasie = FLÜSSIG (sensorische) Aphasie
- Broca Aphasie = NICHT-FLÜSSIG (motorische) Aphasie
Typ Wernicke:
- Paraphrasien (wenn sehr häufig auch Jargon) (!!)
- Wortsalat
- Logorrhoe (flüssige Sprache)
- Paragrammatismus
- Meist schwer beeinträchtigtes Sprachverständnis
Typ Broca:
- Agrammatismus (!!)
- Telegrammstil (nicht-flüssig, Dysarthrie)
- Phonematische Paraphasien (ähnlicher Klang)
- Sprachverständnis nur leicht beeinträchtigt
Prinzipien:
- Zwischengeschaltete Strukturen (unterschiedliche Störungen)
- Mehrere verschiedene Strukturen (unterschiedliche Störungen)
- Hemmung und Aktivierung nacheinander geschaltet
- 2 unterschiedliche Haupt-Pathways über verschiedene Strukturen
-- Direkter Pathway = Motorische Aktivierung
-- Indirekter Pathway = Motorische Inhibition
- Rückprojektion zum motorischen Kortex (Aktivierung der Bewegung)
Die Basalganglien sind für 3 motorische Effekte von Bedeutung:
- Aktivierung der beabsichtigten Zielmotorik
- Aktivierung der benötigten Stützmotorik
- Deaktivierung der nicht notwendigen Bewegungen
Wichtig ist: Die Basalganglien sind in verschiedenen Systemen/Kreisläufen eine zwischengeschaltete Struktur:
- BG haben vielseitige und weitreichende Funktionen, insbesondere im Bereich Motorik, Kognition und Emotion, wobei jeweils andere Bereiche der BG beteiligt sind
- Bei Läsion der BG muss also nicht eine motorische Störung im Vordergrund stehen!
(1) Motorische Funktionen:
- Planung, Koordination, Initiierung von Willkürbewegungen (komplexe Bewegungen + Bewegungssequenzen)
- Motorische Fähigkeiten (Prozedurales Gedächtnis)
- Koordination/Anpassung Begleit und Stützmotorik (posturale Motorik)
(2) Assoziative (kognitive) Funktionen
- Motorische Fähigkeiten (Prozedurales Gedächtnis)
- Working Memory (Merkspanne)
- Planung, Koordinierung der Ziel- und Stützmotorik
(3) Limbische (emotionelle) Funktionen
- Emotionelle Verarbeitung
- Emotionelles Ausdruckverhalten (Mimik, Gestik)
Funktionen können nicht ganz klar voneinander abgegrenzt werden!
Bewegungsstörungen
- Gliederung Bewegungsstörungen
- Ätiologie Hyper- und Hypokinetischer Bewegungsstörungen
Gliederung Bewegungsstörungen
(1) Hyperkinesien
- Myorrhythmien (rhythmisch, klar lokalisiert, Bewegungseffekt)
- Myoklonien (nicht rhythmisch, Bewegungseffekt)
- Tremor-Syndrome (rhythmisch, gleiche Frequenz, unterschiedliche Situationen)
- Chorea (distal)
- Athetose (wie Chorea, schraubende Bewegungen)
- Ballismus (proximal)
- Dystonie (langandauernde Kontraktion)
- Tic-Störungen
(2) Hypokinesien / Parkinson-Syndrom
- Morbus Parkinson
- Parkinson-Plus
(3) Ataxie
(4) Spastische Bewegungsstörungen
Ätiologie von Bewegungsstörungen:
(1)Läsionen der BG
- Neurodegenerative Erkrankungen
- Schlaganfall
- Tumor
- Encephalitis
- (...)
(2) Medikamentöse Störungen
- Neuroleptika
- L-DOPA
(3) Metabolische Störungen
- M. Wilson
Morbus Parkinson (idiopathisches Parkinson-Syndrom)
- Gliederung der Symptome
(1) Motorische Störungen
Rigor
- Beugehaltung
- Krämpfe
- Schmerzen
Tremor --> Ruhetremor
- Frequenz 4 - 6/ Sek
- Zunahme bei mentaler Belastung
Brady- und Hypokinesie
- Verlangsamung
- Kleine Schritte
- Verminderte Mitbewegung obere Extremität (beim Gang, Gestik)
- Freezing
- Feinmotorische Störungen
- Schluckstörungen
- Sprechstörungen
- Mikrographie
- Hypomimie
(3) Nicht-motorische Störungen
- Geruchsstörungen
- Schmerzen
- Depression (unklar ob reaktiv oder endogen)
- REM-Verhaltensstörung (!!)
- Tagesschläfrigkeit
- Demenz und Halluzination (spät)
(4) Vegetative Störungen
- Obstipationen (!!)
- Blasenstörungen
- Sexuelle Störungen
- Orthostatische Dysregulation (meist spät)
- Seborrhö
- Hyperhidrosis
- Thermostatische Dysregulation
Klassifizierung:
- Idiopathisch (ca. 85 - 95%) = Beginn ab 50 Jahren (meist über 60)
- Hereditär (ca. 5 - 15%) = Beginn vor 40 Jahren
(1) Hereditärer M. Parkinson
- 13 Genloci (PARK1 - 13) und 10 Gene bekannt
- Autosomal-dominante oder rezessive Vererbung
- Familiäre Häufung
(2) Idiopathischer M. Parkinson
- Durch genetische Prädisposition und exogene Faktoren
- Ätiologie weitgehend unbekannt
Pathogenese:
- Degeneration dopaminerge Neuronen Substantia nigra und Locus coeruleus (auch im Cortex, Hirstamm, Amygdala) bewirkt Dopaminmangel im Corpus striatum und verstärkte Aktivierung glutamaterger striataler Neurone (Symptomatik lange kompensiert)
- Defekte Protein-Faltung und -Degradation führt zur Aggregation bzw. Akkumulation von intraneuronalen Aggregaten (Lewy Körperchen)
- Intraneuronale Körperchen bestehen aus bestimmten Proteinen (Alpha-Synuklein, Ubiquitin, Neurofilament) und bewirken eine Toxizität (Mitochondriale Dysfunktion, ROS etc.)
Es handelt sich um eine neurodegenerative Erkrankung, welche nicht nur Basalganglien betrifft und nicht nur dopaminerge Neuronen betrifft!
(1) Beginn ist in Medulla oblongata und im Riechhirn (Frühsymptome)
(2) Hirnstamm, BG und Thalamus stark betroffen
(3) Cortex betroffen
Parkinsonismus (sekundäre Parkinson-Syndrome)
Ätiologie (Klassifizierung nach MRI-Erkennbarkeit)
(1) MRI +
Vaskuläre Encephalopathie
- Arteriosklerose
Traumatische Hirnschädigung
- Punch Druck State der Boxer
- Mittelhirntrauma
- Chronisches Subarachnoidalhämatom
Neoplasien (Raumforderung)
Hydrocephalus (Druckschädigung)
(2) MRI -
Medikamentös-toxische Effekte
- Neuroleptika, Antiemetika, Ca-Antagonisten
- Reserpin, Valproinsäure, Lithium
- Mangan, CO, Cyanid, MPTP
Metabolische Erkrankungen
- Hypoparathyreoidismus
- BG-Verkalkung
Autoimmunerkrankungen
Infektionen
- Encephalitis lethargica
- Neurosyphilis
- AIDS-Encephalopathie
Wichtige Unterschiede zum idiopathischen Parkinson:
- Auslösendes Ereignis erfassbar
- Geringe Beeinflussbarkeit durch L-DOPA
- Keine halbseitige Betonung (häufig bei idiopathischem M. Parkinson)
Parkinson Plus (atypische Parkinson Syndrome)
- Ätiologie
Atypische PS sind verschiedene Erkrankungen, welche ebenfalls einen Zerfall von Nervenzellen in BG und im restlichen Gehirn bewirken und die typische Parkinson-Symptomatik zeigen (Parkinson-Syndrome im Rahmen von Neurodegenerativen Erkrankungen)
Häufigkeit:
- Im Vergleich zu idiopathischen Parkinson Syndromen sehr selten
- Hohe Dunkelziffer
Sporadische Erkrankungen
- MSA (Multisystematrophie)
-- Striatonigrale Degeneration SND (MSA-P)
-- Olivopontocerebelläre Atrophie OPCA (MSA-C)
-- Shy-Drager-Syndrom (Primäre orthostatische Hypotension)
- M. Steel-Richards (progressive supranukleäre Blickparese PSP)
- Kortikobasale Degeneration CBD
- Lewy Körper Demenz
Hereditäre Erkrankungen
- M. Wilson
- Frontotemporale Demenz
- Spinozerebelläre Erkrankungen
- Mitochondriopathie