Wie lernt der Hund

Andreas Bär

Andreas Bär

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Flashcards 22
Students 20
Language Deutsch
Category Biology
Level University
Created / Updated 22.06.2014 / 20.08.2024
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Lernen

Verhaltensanpassung an eine sich ändernde Umwelt als Folge gemachter Erfahrungen

Dient der optimierung des eigenen Zustandes und der Steigerung der biologischen Fitness

! Lernen findet immer statt (Habituation Sensibilisierung Stimmungsübertragung Nachahmung Erkenntnis = Nicht assoziatives Lernen)

Formen des Lernens

Nicht assozitives Lernen:
- Habituation (Gewöhnung): Wiederholt auftretende Reize werden als unwichtig eingestuft, wenn sie nicht unmittelbar schädlich sind (schützt vor Reizüberflutung und sichert Reaktionsbereitschaft bei neuen Stimuli)(Bsp. Verkehrslärm)

- Sensibilisierung: Bei Reizen, die für den Organismus wichtig sind, da sie eine Gefahr signalisieren (können) findet bei wiederholter Konfrontation keine Gewöhnung an Reiz sondern eine Verstärkung der Reaktion statt.
! Wesentlich schlechter reversibel als Habituation (Bsp. Geräuschphobien)

- Stimmungsübertragung: meist vom Älteren (Erfahreneren) auf den Jüngeren (Jagen in der Meute / Hüteverhalten in der Meute (Sonderform des Jagdverhaltens) / Spiel / Unsicherheit vom Halter)

- Nachahmúng: des Verhaltens der Mutter oder anderer Rudelmitglieder (Junge Hütehunde werden mit älteren eingesetzt um ihren Job zu lernen) Wissenschaftliche Beweise stehen aus! P.: Anekdotische Erforschung

- Lernen durch Erkenntnis: Lernen durch Ausprobieren und Überlegen (der Mensch - kognitiv) Ist fraglich da schwer nachweisbar (als Bsp. gerne genommen: Umgehen eines Hindernisses durch Wahl eines nie zuvor benutzen Weges)
 

Assoziatives Lernen = Lernen durch Verknüpfung
2 voneinander unabhängige Ereignisse/Reize die in engen zeitlichen Zusammenhang treten werden miteinander verknüpft

 

Assoziatives Lernen

Klassische Konditionierung

Instrumentelle Konditionierung

Sekundäre Verstärker (positiv und negativ)

Strafe (positiv und negativ)

Klassische Konditionierung

Die beiden unabhängigen Reize sind sensorisch (Sinneswahrnehmungen)

Pawlow: "nur" die Verknüpfung eines neutralen Reizes mit einem angeborenen Auslöserreiz (Glocke Futter) Exp. Speichelflußgewinnung Fütterer betrat Raum Fluß begann - These über unbedingte (angeborene) und bedingte (gelernte) Reflexe -  daher BelohnungsReflexe (Aversionskonditionierungen)

Moderne Definition ist weiter und bezieht sich auf jede Signalverknüpfung

Die reine Pawlowsche Reflexkonditionierung ist bei der Hundeerziehung relativ bedeutungslos z.B. für Lösesignal (Harn- Kot- Absatz)

Bei der klassischen Konditionierung bedingter Reflexe wird aber gleichzeitig ein Gefühl verknüft.
Dies ist bei der Erziehung von Hunden von entscheidender Bedeutung

neutraler Reiz CS   +   auslösender Reiz US   =   Reflex(-antwort)

Glocke Clicker         +          Futter                    =        Speichel
"Lösen"                    +         volle Blase             =      Absatz Erleichterung

Daraus wird nach mehreren Wiederholungen

kond. Reiz CS        =        Reflex(-antwort)

! Bei der klassischen Konditionierung ist kein Verstärker notwendig

Die Koppelung an das nachfolgende Verhalten muß erhalten bleiben
Damit folgt automatisch die Verstärkung
Wird lange Zeit kein US (Futter) mehr gegeben kann die Konditionierung abklingen
! Angstkonditionen sind nicht löschbar

Tauschgeschät = klassische Konditionierung

Pawlow

Unbedingter Reflex = angeboren (z.B. Speichelfluß bei Futter = US) = UR

Bedingter Reflex = gelernt (z.B. Speichelfluß bei Signal daß gleich Futter kommt =CS) = CR

US unkonditioniertes Signal           UR unkonditionierter Reflex

           Futter                                            Speichel

Lernprozess:

CS konditioniertes Signal     +   US        -        CR konitionierter Reflex

           Glocke                           Futter                       Speichel

Gelernter Reflex

CS                          -            UR

Glocke                              Speichel

 

Spurkonditionierung

deklaratives Gedächnissystem ("erklärend" "beschreibend")

Der Lernende muß seine Aufmerksamkeit auf die Lernsituation richten (bewußte Wahrnehmung)

CS 0,5-1 s später US

Verzöerungskonditionierung

implizites Gedächnissystem (nicht-deklarativ "imperativ" "befehlend")

Der Lernende muß seine Aufmerksamkeit nicht bewußt auf das Geschehen richten

CS beginnt kurz (o,25 s) und endet gleichzeitig mit US

Instrumentelle Konditionierung

Der Hund lernt aus den Folgen seines Handelns - Lernen am Erfolg

Das Verhalten wird als Instrument (Mittel/Werkzeug) eingesetzt um etwas zu erreichen

Ein Verhalten das positive Folgen hat wird künftig häufiger gezeigt

Verhalten               + (max 1 s)      Verstärkung
Hund setzt sich      +                      Futter
 

Operante Konditionierung

Bei der operanten Konditionierung betrachtet man beliebiges spontanes Verhalten, das vom Lebewesen auch unbeabsichtigt oder rein zufällig gezeigt werden kann und ohne weitere Bedingungen (wie z. B. das Vorhandensein eines Problems) wiederholt werden kann

und benutzt dieses

Neurophysiologisches Modell

Verstärker: Reiz der die Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens ändert

Positiv: Lösen angenehme Emotionen aus - Verhalten wird mehr
Negativ: vv

Primäre (angeborene) Verstärker: Futter Wasser Sozialkontakt selbstbelohnende Verhaltensmuster (bei best. Hunden versch. Sequenzen des Jagdverhaltens - Ball Dummi ...) Schmerz Bedrohung

Sekundäre (konditionierte) Verstärker: "Fein" Clicker Fisher Disks verärgerte Worte Ignoranz

Lerntheoretisches Modell

Positive Belohnung                       Negative Belohnung
etwas Angenehmes geben            Etwas Unangenehmes entfernen
(Freude)                                        (Erleichterung)

Positive Strafe                               Negative Strafe
etwas Unangenehmes geben        etwas Angenehmes wird entzogen
(Angst Schmerz)                            (Frust)

Positives Strafen - Sinn & Tierschutz

um Wirkung zu erzielen muß eingehalten werden:

Timing: max 0,5-1 s
Intensität: das unerwünschte Verhalten muß sofort unterbrochen werden (Sehr schwer für Halter)
Konsequenz: immer

werden diese Vorraussetzungen nicht eingehalten ist mit keinem Lernen zu rechnen - eher tierschutzrelevanz

Negative Effekte gg Traainer/Halter

Technisch inkorrekt - Potenzierung

Verstärkungsschemata

Regelmäßig:            jedesmal verstärkt                                      neues Verhalten

Fester Zeitraum:      das Verhalen wird z.B. 10s gezeigt            Beschleunigung der Reaktion

Variabler Zeitraum:  Verstärkung erfolgt mal nach 3 mal 14s     Sitz... verlängern

Feste Anzahl:          jedes zehnte mal                                         Agility

Variable Anzahl:      Verstärkung erfolgt mal nach 1, 5, 16 mal   Festigung von Übungen (hier sehr hoher Widerstand
                                                                                                                                             gg Löschung)

Mix Kl. Kond und instr. Kond. im Trainingsalltag

klassische Kond. zur Verknüfung Signal Verhalten

instrumentelle Kond. daß das Verhalten oft genug gezeigt wird
(kann ja später wegfallen)

CS       + 0,5s      Verhalten
"Sitz"                    Hund setzt sich       + 1s     Verstärkung (Futter)

(kl.Kond.)                               (instrumentelle Kond.)

Hat der Hund die Verknüpfung Signal Verhalten gelernt wird er für sich setzen ohne Signal nicht mehr belohnt                                

Sekundäre Verstärker (Bedeutung beim Training)

Man erhält einen sekundären Versärker indem man einen primären (angeborenen) Verstärker auf Signal setzt

In der Regel Lobwort oder Clicker für gleich gibts Futter

Ist der Verstäker gelernt muß er aber immer wieder mal gelehrt werden - sonst evtl Löschung

Nach erfolgter Konditionierung muß die Zeitspanne nicht mehr eingehalten werden

Signalauswahl

Lobwort

Clicker

Pfeife

 

Überschattung

! Grundsätzlich achtet der Hund auf alle Umwelteinflüsse und Gestiken (auch kleinste)

Diskriminierung = Unterscheidbarkeit

! Sitz Platz Kitz Witz

Generalisierung

überall

mit jedem

...

Bsp Hinsetzen Signal

Welche Signale (akustisch optisch) will & kann ich nutzen "Sitz" "Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger"

Welche Signale dienen (später abbaubar) als Hilfe "mit Leckerli vor der Nase Richtung Boden gehen" "später leere Hand" "noch später Reduktion HAndbewegung" Handbewegung weglassen"

!! Welche Signale nutze ich unwissentlich (Körperhaltung Positionierung zum Hund  ...

Lernumgebung

Schaffen einer neutralen ablenkungsfreien Lernumgebung

Später immer weiter generalisieren

Eustress Distress

guter (angenehm empfundener) Stress negativer Stress

der Erregungslevel darf nicht überschritten sein (bei jedem Hund anders)