BA 104 Grundbegriffe von Wissenschaft und Forschung
FHNW Olten, BA 104 Grundbegriffe von Wissenschaft und Forschung
FHNW Olten, BA 104 Grundbegriffe von Wissenschaft und Forschung
Set of flashcards Details
Flashcards | 53 |
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Students | 111 |
Language | Deutsch |
Category | General Education |
Level | Other |
Created / Updated | 21.10.2016 / 24.11.2019 |
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Soziale Arbeit
Ein Prozess in dem in einer Abfolge von Schritten in einer Kooperation der Professionellen mit der Klientin/dem Klienten das Problem, das gemeinsam definiert wurde, auf ein gemeinsam vereinbartes Ziel hin bearbeitet wird (Schnurr 2005)
Prozessmodel Kooperative Prozessgestaltung
- Situationserfassung
- Analyse
- Diagnose
- Zielsetzung
- Interventionsplanung
- Interventionsführung
- Evaluation
Professionswissen
Professionswissen bezeichnet die Wissensbasis, auf die Professionelle der Sozialen Arbeit in ihren beruflichen Handlungsvollzügen zurückgreifen. Es umfasst:
Theoriewissen und Ergebnisse empirischer Forschung
Reflexionen über Ziele und ethische Reflexionen
Methodenwissen, Handlungswissen
Evaluationswissen, Wissen über Auswirkungen von Interventionen
Organisationswissen und lokales Wissen
Erfahrungswissen, berufliche Routine
Biografische Vorerfahrungen
...
Soziale Arbeit und Wissenschaft
Die Wissenschaft Sozialer Arbeit stellt Wissen zur Verfügung, um Praxis Sozialer Arbeit zu
• analysieren
• reflektieren
• mit Wissen zu fundiere
• weiterzuentwickeln
Funktionen des Alltagswissen
- Orientierung
- Planung
- Handlung
- Kommunikation Interaktion
Alltägliche Beschreibung
ist subjektiv, spiegelt die Sicht der Erzählenden wieder
ist persönlich, an individuellen Bedürfnissen orientiert
ist wertend
ist spekulativ
ist unsystematisch
ist naiv, Vorurteile werden nicht reflektiert
ist einseitig, nur ein Aspekt des Erlebens wird beschrieben
Wissenschaftliche Beschreibung
- weniger subjektiv
- weniger individuell
- weniger wertend
- nicht spekulativ
- systematisch
- nicht naiv, sondern die Methode reflektierend
- weniger einseitig
Wissenschaftliche Erkenntnisse
- sind vorläufig
- sind kritisierbar
- sind diskursiv, d. h. auf Kommunikation angelegt sind historisch mitbedingt
- sind gesellschaftlich und kulturell mitbedingt
Scientific Community
besteht aus den Angehörigen der Gemeinschaft der Wissenschaftler/- innen eines Fachs / einer Disziplin
ist der Ort der Diskussion und Fortentwicklung von Methoden, Forschungs- ergebnissen und Gültigkeitsfragen
Kennzeichen wissenschaftlicher Kommunikation
Zwangloser Zwang des besseren Arguments (Rationalität, Begründungsverpflichtung, Logik der Argumentation, Kritik)
Nicht abschliessbare Dynamik des Erkenntnis- prozesses
Regulatives Prinzip der Wahrheit (bzw. Gültigkeit)
Unterschieden zwischen Alltagswissen und wissenschaftlichem Wissen
Die Unterschiede in den alltagspraktischen und wissenschaftlichen Wissensformen sind nicht im
Sinne eines Werturteils zu verstehen, d. h. wissenschaftliches Wissen ist nicht als moralisch besser, wertvoller oder hierarchisch höher einzustufen.
Die drei Bereiche von „Sozialer Arbeit“
- Soziale Arbeit als Wissenschaft (=Disziplin)
- Soziale Arbeit als Praxis (= Profession)
- Soziale Arbeit als Ausbildung (= Lehre)
Wissenschaft
Wissenschaft ist das System des durch Forschung und theoretische Diskussion gebildeten, begründeten, geordneten und (vorläufig) gesichert gehaltenen Wissens.
Diskussionen um Soziale Arbeit als Wissenschaft und Forschung
Ausgangslage: Zuwachs an Forschung in der Sozialen Arbeit „Take-off-Phase empirischer Forschung in dem
kombinierten Bereich der Sozialarbeit/Sozialpädagogik“ (Otto/Oelerich/Micheel 2003, S. 3)
Konsens
Für die Verwirklichung einer guten oder gar besten Praxis (best practice) ist die angemessene Berücksichtigung von Wissenschaft und Forschung eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung
Forschung
Prozess der Erzeugung von Wissen, das einen Anspruch auf Gültigkeit geltend machen kann
Kriterien gültiger Forschung
theoriegeleitet
methodisch kontrolliert
nachvollziehbar und überprüfbar (d. h. im Idealfall
in allen ergebnisrelevanten Schritten begründet und nachvollziehbar: bei Schlussfolgerungen werden Daten, Folgerungen und die Regeln des Schliessens offen gelegt)logisch und widerspruchsfrei
- valide (d. h. Übereinstimmung der Aussagen mit den tatsächlich beobachteten Tatsachen, Ereig- nissen oder Zusammenhängen)
Leistungen von Forschung
- Beschreibung
- Erklärung/Rekonstruktion
- Prognose
Empirische Forschung
In der empirischen Forschung steht die „Erfahrung“ (gr. „Empeiria)“ im Zentrum.
Das entscheidende Element der Wissenserzeugung stellt die Erfassung des Gegenstands durch Beobachtung, Befragung oder Messung dar
Theorie
Eine Theorie ist ein System wissenschaftlich begründeter Aussagen, das Aussagen über Sachverhalte, Zusammenhänge, Kausalitäten formuliert und der Erschliessung von Phänomenen eines Gegenstandsbereichs und/oder der Erklärung von Sachverhalten und Zusammenhängen dient.
Verhältnis Theorie/Empirie
- Theorie als Basis von empirischer Forschung
- Theorie als Ergebnis von empirischer Forschung
- Theorie als Bestandteil von empirischer Forschung
Forschungsmethoden
Kontrollierte Verfahren der Erkenntnisgewinnung einer wissenschaftlichen Disziplin, die zu einem bestimmten Zeitpunkt als zustimmungsfähig und zuverlässig gelten
Unterschiedliche methodologische Zugänge in der sozialwissenschaftlichen Forschung führen zu unterschiedlichen Forschungsmethoden
- Qualitative Forschungsmethoden
- Quantitative Forschungsmethoden
- Methodenkombinationen („mixed methods“)
quantitative Beschreibung
Menge betreffend
qualitative Beschreibung
Qualität betreffend
Wie finden Fachkräfte SA heraus, "was der Fall ist?"
- Diagnostik
- Fallverstehen
- Fallanalyse
- Falleinschätzung Assessment
Problematik von Fallverstehen/Diagnostik
- Zuschreibung („Labeling“)
- Festschreibung („Stigmatisierung“)
- Individualisierung („Blaming the Victim“)
Forschungsdesign
- Forschungsinteresse: Deutungsmuster von Fachkräften SA
- Untersuchungsbereich: Betreutes wohnen für p. mit psychischen Beeinträchtigungen
- Forschungsfrage: Welche Deutungsmuster operieren in der fallbezogenen SA
- Datenmaterial: Dokumente und Gruppendiskusionen
- Methode: Objektive Hermeneutik
Hermeneutik
Die Kunst der Deutung und Auslegung von Texten
Prinzipien der Sequenzanalyse
Totalität: Alle Zeichenpartikel des ausgewählten Datenmaterials werden ausgewertet
Wörtlichkeit: Gültige Lesarten müssen eindeutig im Text markiert sein
Sparsamkeit: Bei den Sprechern und Akteuren wird bis zum Erweis des Gegenteils unterstellt, dass ihre Sprechakte und Handlungen vernünftig sind
Gegenstandsbereiche organisationsbezogener Forschung
- Organisationen/Institutionen
- Verbände
- Träger
- Einrichtungen
Gegenstandsbereiche professionsbezogener Forschung
- Professionalisierung
- Kompetenz, Wissen und Können
- Ausbildung, Fort- und Weiterbildung
- Ehrenamtlich Tätige, Laien
Gegenstandsbereiche adressatenbezogener Forschung
- Lebens- und Problemlagen
- Bedarf und Nachfrage
- Angebotsstrukturen
- Unterstützungssysteme
Gegenstandsbereiche gesellschaftsbezogener Forschung
- Soziale Probleme
- (Sozial-)Politik
- Öffentlichkeit
- Wohlfahrtsstaatliche Kontexte
Beispiele für Probleme der Abgrenzung der Gegenstandsbereiche
Professionsbezogene Forschung ist in der Sozialen Arbeit zugleich immer auch organisationsbezogene Forschung
Soziale Problemlagen können adressatenbezogen oder stärker gesellschaftsbezogen untersucht werden
Zwei Ansichten ...
... zwei Realitäten
... und beide sind gültig!
Jede der zwei Perspektiven zeigt einen anderen Ausschnitt der Welt.
Jede Perspektive eröffnet damit andere An- und Einsichten zum Gegenstand.
Je nach Blickrichtung stellt sich uns Realität unterschiedlich dar, sehen wir eine andere Realität, präsentiert sich die Welt als eine andere.
Je nach Blickrichtung bleiben unterschiedliche Ausschnitte von Realität verborgen.
Perspektiven/Ansichten in der Wissenschaft
Die wissenschaftliche Beschreibung und Erklärung von bestimmten Gegenständen erfolgt jeweils in einer bestimmten Perspektive.
Es können unterschiedliche Perspektiven eingenommen, bestimme Ausschnitte von Realität können aus verschiedenen Blickrichtungen untersucht werden
Je nach Perspektive stellt sich ein bestimmter Gegenstand unterschiedlich dar. Entsprechend werden unterschiedliche, sich zum Teil widersprechende und nicht immer miteinander zu versöhnende Behauptungen über Wesen und Entstehung von bestimmten Phänomenen gemacht.
„Disziplin“ als Perspektive
„Disziplinen“ bezeichnen eine ganz bestimmte wissenschaftliche Sicht auf bestimmte Gegenstände/Ausschnitte von Realität
Die unterschiedlichen Wissenschaften machen sich je einen bestimmten Ausschnitt von Realität zum Gegenstand:
• Materialobjekt
• Formalobjekt
Definition von Disziplin
- Eine Disziplin richtet eine bestimmte Fragestellung an ein (für sie spezifisches) Formalobjekt
- Eine Disziplin verfügt über einen gewissen Bestand von Wissen, der als gesichert gilt und auch gelehrt und gelernt werden kann.
- Eine Disziplin verfügt über eine Ausbildungsstruktur, die neue Forschende in die wissenschaftliche Arbeit einführt und damit das Weiterbestehen der disziplinären Wissenserzeugung sichert.
- Eine Disziplin verfügt über ein bestimmtes Set von Forschungs-methoden, mit denen das Formalobjekt erforscht wird und eine Reihe von typischen Denkmustern, denen die Angehörigen der Disziplin dabei folgen.
- Disziplinen bilden eine scientific community
Verortung von Disziplinen
Eine Disziplin markiert einen bestimmten Arbeitszusammenhang in der Wissenschaft und der wissenschaftlichen Wissensproduktion
Diese Arbeitszusammenhänge sind Teilsysteme des Systems Wissenschaft (≠ Praxis)
Mehrere Disziplinen können zu Gruppen zusammengefasst werden: Naturwissenschaften; Sozialwissenschaften; Geisteswissenschaften