ABI - PP - Lerntheorien

Lernstoff für PP

Lernstoff für PP

Valentin Los

Valentin Los

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Flashcards 37
Students 11
Language Deutsch
Category Educational Science
Level Other
Created / Updated 30.04.2014 / 16.02.2024
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Definition "Lernen"

Lernen ist ein nicht beobachtbarer Prozess, der durch Erfahrung und Übung zustande kommt und durch den Verhalten und Erleben relativ dauerhaft erworben oder verändert und gespeichert wird.

Merkmale des Begriffs "Lernen"

-Lernen liegt vor, wenn es sich um eine Änderung des Verhaltens und Erlebens handelt.

-Die Verhaltens-  und Erlebensänderung führt zur Entstehung neuer oder zur Änderung bereits bestehender Erlebens- und Verhaltensweisen.

-Dieses veränderte Verhalten und Erleben muss relativ dauerhaft sein.

-Die Verhaltens- und Erlebensänderung kommt durch eine Erfahrung zustande, sie ist also nicht organisch bedingt.

-Lernen umfasst den Prozess der „Aneignung“ und der Speicherung.

-Lernen ist ein Prozess, der nicht beobachtbar ist.

Definition UCS, UCR, NS, CS, CR

Unbedingter Reiz (unconditioned stimulus -  UCS) ist ein Reiz, der ohne vorgegangenes Lernen eine angeborene Reaktion auslöst.

Unbedingte Reaktion (unconditioned response – UCR) ist eine angeborene Reaktion, die durch einen UCS ausgelöst wird.

Neutraler Reiz (neutral stimulus – NS) ist ein Reiz, der zu keiner spezifischen Reaktion führt.

Bedingter Reiz (conditioned stimulus – CS) ist ein ursprünglich neutraler Reiz, der aufgrund einer mehrmaligen Koppelung mit einem UCS eine gelernte oder bedingte Reaktion bewirkt.

Bedingte Reaktion (conditioned response – CR) ist eine erlernte Reaktion, die durch den CS ausgelöst wird.

Definition klassisches Konditoinieren

Als klassisches Konditionieren bezeichnet man den Prozess der wiederholten Koppelung eines neutralen Reizes mit einem unbedingten Reiz. Dabei wird der ursprünglich neutrale Reiz zu einem bedingten Reiz, der eine bedingte Reaktion auslöst.

Gesetz der Kontiguität

Das Gesetz der Kontiguität besagt, dass eine Konditionierung erst erfolgt, wenn der neutrale Reiz und der bedingte Reiz und der unbedingte Reiz mehrmals miteinander bzw. zeitlich kurz nacheinander auftreten und räumlich beieinander liegen.

Def. Reizgeneralisierung

Von einer Reizgeneralisierung spricht man, wenn ein Reiz, der mit dem bedingten Reiz Ähnlichkeit hat, ebenfalls die bedingte Reaktion auslöst.

Def. Extinktion

Von einer Extinktion aus der Sicht des Signallernens spricht man, wenn nach einer Konditionierung der bedingte Reiz längere Zeit nicht mehr mit dem unbedingten Reiz gekoppelt wird und daraufhin schließlich die bedingte Reaktion nicht mehr erfolgt.

Konditionierung 1. Ordnung

Der NS löst keine spezifische Reaktion aus. Der UCS löst eine UCR aus. Bei einer Verknüpfung von NS und UCS wird eine UCR ausgelöst. Nach mehreren Wiederholungen entsteht ein NS der eine CR auslöst.

Konditionierung 2. Ordnung

Ein NS löst keine spezifische Reaktion aus. Das Ergebnis aus der ersten Ordnung ist, dass CS1 eine CR1 auslöst. Der NS wird mit dem CS1 gekoppelt wodurch der CR1 ausgelöst wird. Nach mehreren Wiederholungen wird aus dem NS der CS2  welcher die CR2 auslöst.

Def. Lerne am Erfolg

Mit Lernen am Erfolg werden alle Lernprozesse bezeichnet, in dessen Verlauf ein zufällig erfolgreiches Verhalten beibehalten wird, während erfolglose Verhaltensweisen allmählich abnehmen und schließlich gar nicht mehr gezeigt werden.

Gesetz der Bereitschaft

Gelernt wird nur, wenn im Organismus eine Bereitschaft zum Lernen vorhanden ist. Dies ist dann der Fall, wenn ein Bedürfnis vorliegt: wenn das Individuum einen angenehmen Zustand herstellen bzw. aufrechterhalten oder einen unangenehmen Zustand beseitigen, vermeiden bzw. beenden will.

Effektgesetz

Aus einer Fülle von praktizierten Verhaltensweisen werden auf Dauer nur solche wieder gezeigt, die für den Organismus befriedigende Konsequenzen nach sich ziehen; diejenigen Verhaltensweisen, die keine befriedigende Konsequenzen nach sich ziehen werden nicht wieder gezeigt.

Frequenzgesetz

Das zum Erfolg führende Verhalten wird erst durch eine gewisse Häufigkeit an Übung bzw. Wiederholung erlernt, durch mangelnde Übung und Wiederholung wird es abgebaut und verlernt.

Def. Lernen durch Verstärkung

Lernen durch Verstärkung ist der Prozess, in dessen Verlauf Verhaltensweisen aufgrund ihrer Konsequenzen vermehrt gezeigt werden. Man unterscheidet in positive und negative Verstärkung.

Def. positive Verstärkung

Die positive Verstärkung ist der Prozess, der dazu führt, dass ein Verhalten häufiger gezeigt wird, weil durch dieses angenehme Konsequenzen herbeigeführt oder aufrechterhalten werden können.

Def. negative Verstärkung

Die negative Verstärkung ist der Prozess, der dazu führt, dass ein Verhalten häufiger gezeigt wird, weil durch dieses unangenehme Konsequenzen verringert, vermieden oder beendet werden können.

Def. Verstärker

Als Verstärker bezeichnet man jede Verhaltenskonsequenz, welche die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöht.

Def. positiver Verstärker

Unter einem positiven Verstärker versteht man all jene Verhaltenskonsequenzen, welche die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöhen, weil durch sie ein angenehmer Zustand herbeigeführt oder aufrechterhalten werden kann.

Def. negativer Verstärker

Negative Verstärker sind alle Verhaltenskonsequenzen, welche die Auftretenswahrscheinlichkeit eines Verhaltens erhöhen, weil durch sie ein unangenehmer Zustand beseitigt, vermieden oder vermindert werden kann.

Def. Kontingenz

Kontingenz bedeutet die Beziehung zwischen Verhalten und der nachfolgenden Konsequenz.

Def. differentielle Verstärkung

Unter differentielle Verstärkung versteht man das Ignorieren unerwünschten Verhalten bei gleichzeitigem positiven Verstärken von erwünschtem Verhaltensweisen.

Def. kontinuierliche und intermittierende Verstärkung

Von kontinuierlicher Verstärkung spricht man, wenn ein Verhalten jedes Mal, wenn es auftritt, verstärkt wird.

Intermittierende Verstärkung bedeutet eine gelegentliche Verstärkung von Verhalten, bei der ein Verhalten nur ab und zu verstärkt wird.

Kritische Würdigung der Konditionierungstheorien

Grenzen und Kritikpunkte behavioristischer Theorien

 

  • Menschenbild: Mensch als Wesen, das von Umwelteinflüssen beherrscht wird (keine Selbststeuerung)

  • Übertragung von Tierexperimenten auf Menschen

  • Vernachlässigung von kognitiven Vorgängen wie Erkennen, Begreifen, Urteilen, Denken

     

    -> Der Behaviorismus erforscht ausschließlich das Verhalten und geht von der Grundannahme aus, dass alles menschliche Verhalten erlernt ist und auch wieder verlernt werden kann. Innere Vorgänge wie Gefühle, Motive und Gedanken werden vom Forschungsinteresse ausgeschlossen.

Aufmerksamkeitsprozesse (Aneignungsphase, SKT)

Aufmerksamkeitsprozesse

Aus einer Vielzahl von Informationen, die das Verhalten eines Vorbildes enthält, wählt der Lernende die für ihn wichtigen Bestandteile aus und beobachtet diese exakt. Wie stark der Beobachter das Modell beachtet, hängt von folgenden Bedingungen ab:

 

 

 

Persönlichkeitsmerkmale des Beobachters

-emotionale Erregung (Triebe, Gefühle, Stimmung)

-geringe Selbstachtung erhöht Aufmerksamkeit

-Erfahrungen, Bedürfnisse, Wertvorstellungen etc. beeinflussen Aufmerksamkeit

-selektive Wahrnehmung, Aufmerksamkeit

 

Persönlichkeitsmerkmale des Modells

-Glaubwürdigkeit -> authentische Modelle

-hoher sozialer Status, soziale Macht

-Attraktivität, Prestige, Kompetenz

 

Beziehung zwischen Modell und Beobachter

-Vertrauensvolle Beziehung förderlich

-Abhängigkeit des Beobachters vom Modell (Machtgefälle)

-Häufigkeit der Beobachtung

 

bestimmte Situationsbedingungen

-mittleres Erregungsniveau förderlich (z.B. Wachheit)

-Emotionale Befindlichkeit in der Situation

-bedrohliche Situationen verringern Aufmerksamkeit

 

Modell lenkt Aufmerksamkeit am ehesten auf sich, wenn...

...es besonders auffällt und vorteilhaft gesehen wird (effektive Valenz)

...das Verhalten des Modells sich als erfolgreich erweist (funktionaler Wert)

...das Verhalten nicht zu komplex ist.

...es viele Gelegenheiten gibt, das Verhalten zu beobachten.

Gedächtnisprozesse (Aneignungsphase, SKT)

Gedächtnisprozesse

Ein Beobachter speichert das Gesehene mit Hilfe seines Gedächtnisses so lange ab, bis er sich einen Nutzen von Zeigen der erlernten Verhaltensweise verspricht.

 

Symbolische Repräsentation

-visuelles kodieren (bildlich)

-verbales kodieren (sprachlich)

 

Gedankliche Wiederholung

-zur längerfristigen Speicherung

-kognitives Üben des beobachtbaren Verhaltens

-Antizipieren -> sich vor dem geistigen Auge ansehen

 

Gedankliche Organisation

-Verknüpfung mit bereits gelerntem Wissen

-Strukturierungen

-Verknüpfungen mit Werten, Einstellungen, Normen

Motorische Reproduktionsprozesse (Ausführungsphase, SKT)

Motorische Reproduktionsprozesse

à Voraussetzung: motorische Fähigkeiten (Abgleich mit gespeicherten Informationen)

à Übung und Wiederholung des Verhaltens

à schnelleres Lernen bei Verfügbarkeit von Teilreaktionen

à Feedback/Korrektur des Verhaltens (Selbstbeobachtung)

Motivations- und Verstärkungsprozesse (Ausführungsphase, SKT)

Motivations- & Verstärkungsprozesse

Nur wenn ein Individuum motiviert ist, wird es ein bestimmtes Verhalten nachahmen.

Motivation kann durch Verstärkung und antizipierte Erwartungshaltungen erreicht werden (bzw.  resultiert aus diesen).

Stellvertretende Bekräftigung (Motvation durch Verstärkung, Verstärkung des Modells)

Von stellvertretender Bekräftigung spricht man, wenn der Beobachter sieht, wie das Modell für ein Verhalten angenehme Folgen erfährt, negative vermeidet oder verringert.

Stellvertretende Selbstbekräftigung (Motivation durch Verstärkung, Verstärkung des Modells)

Eine selbstvertretende Selbstbekräftigung liegt vor, wenn der Betrachter sieht, wie das Modell sich selbst für eine Handlung belohnt.

Externe Bekräftigung (Motivation durch Verstärkung, Verstärkung des Beobachters)

Externe Bekräftigung liegt vor, wenn ein Lernender für eine Ausführung des zu lernenden Verhaltens angenehme Folgen erfährt oder negative vermeidet.

Direkte Selbstbekräftigung (Motvivation durch Verstärkung, Verstärkung des Beobachters)

Direkte Selbstbekräftigung ist, wenn sich Menschen nach erfolgreichen Handeln selbst belohnt.

Ergebniserwartung (Motivation durch antizipierte Erwartungshaltung, SKT)

Werden jene Konsequenzen genannt, die sich einer Person vom Nachahmen einer Verhaltensweise verspricht.

Kompetenzerwartung (Motivation durch antizipierte Erwartungshaltung, SKT)

Darunter versteht man vom Beobachter vorgenommene subjektive Einschätzung eigener Fähigkeiten, die er zum Nachahmen einer Verhaltensweise benötigt.

Aussicht auf Bekräftigung (Motivation durch antizipierte Erwartungshaltung SKT)

meint in der SKT die Erwartung einer günstigen Selbstbewertung bei Zeigen eines nach zu ahmenden Verhaltens, die zu Zufriedenheit Wohlbefinden und Selbstbelohnung führt.

Effekt des Modelllernens (SKT)

Modellierender Effekt

  • man lernt von Vorbildern neue Verhaltensweisen, die man vorher nicht gezeigt und nicht gekannt hat

  • man lernt Verhaltensweisen, Einstellungen, Vorurteile, Verhaltensvorschriften, Bedürfnisse

  • Gesehene wird nicht einfach kopiert, Lernender kodiert im Gedächtnis und organisiert es für sich neu → kann völlig neues Verhalten enstehen

     

    Enthemmender Effekt

  • Lernender sieht wie Modell für ein Verhalten positive Konsequenzen erfährt

  • kann es früher schon gelernt bzw. kodiert haben

  • Jetzt höhere Wahrscheinlichkeit es zu zeigen → erhofft sich positive Konsequenzen

     

    Hemmende Effekt

  • Lernender sieht negative Konsequenzen auf ein Verhalten

  • Hemmschwelle steigt ein Verhalten auszuführen

  • Bereitschaft dem Vorbild nachzueifern sinkt

     

    Auslösender Effekt

  • bereits vorhandenes Verhalten wird unmittelbar ausgelöst

  • Mensch wird von Modell geleitet welches bestimmtes Verhalten zeigt → spontanes unmittelbares Nacheifern

    z.B. einer fängt an zu klatschen alle klatschen mit

Kritische Würdigung der sozial-kognitiven Lerntheorie

Menschenbild

  • Mensch = aktives, problemlösendes, leistungsorientiertes Wesen

  • Kognitionen spielen entscheidende Rolle für Lernprozesse

  • Wechselwirkung: Person-Umwelt-Verhalten

     

    Stärken

  • Wissenschaftlichkeit

  • Große Bedeutung für Therapie & Erziehung

  • Rolle der Selbststeuerung und Kognition beim Lernen

  • Mensch lernt, auch wenn er Verhalten nicht zeigt

     

    Grenzen

  • Theorie erklärt nur einen Teil des Lernens

  • Mensch lernt auch auf andere Art und Weise, nicht nur durch Beobachtung

Bedeutung für die Erziehung (SKT)

Bekräftigung von Modellen & Lernenden:

-vorteilhaft zum Lernen

-vor allem über einen längeren Zeitraum ist die direkte Bekräftigung besser, als die stellvertretende Bekräftigung

-Bekräftigung verbal in Aussicht stellen

-Bekräftigung durch Sehen, wie ein anderer gelobt/belohnt wird für eine Handlung

 

Erzieher als Modell:

-Schaffung von positiven Situationen steigert die Aufmerksamkeit

-Um das eigene Modellverhalten zu steigern, muss der Erzieher auf die Persönlichkeitsmerkmale des zu Erziehenden eingehen

-viele Gelegenheiten zum Beobachten von Modellen

-Das Modellverhalten sollte ständig kritisch reflektiert werden

-Die positive Beziehung zwischen Erzieher & Kind steigert die Modellwirkung (Wertschätzung, Grenzen, Freiheit …)

-Starkes Bewusstsein der ständigen Wirkung als Modell ist notwendig