Psychologie Prüfung

Mündliche Prüfungsfragen

Mündliche Prüfungsfragen


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Flashcards 153
Language Deutsch
Category Psychology
Level Other
Created / Updated 04.10.2025 / 05.10.2025
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Was wird in der VT unter "Verhalten" verstanden?

Unter Verhalten wird in der VT nicht nur sichtbares Verhalten verstanden, sondern ebenso das Denken, das Fühlen und die körperlichen Wahrnehmungen

Erklären Sie anhand von Beispielen, was man in der VT unter positiver und unter negativer Verstärkung und unter Bestrafung versteht. Wie können positive und negative Verstärkung zur Aufrechterhaltung von psychischen Störungen beitragen?


 

Positive Verstärkung: Ein angenehmes Ereignis folgt einem Verhalten und verstärkt es.
Beispiel: Ein Kind bekommt Schokolade, weil es sein Zimmer aufgeräumt hat.
Beitrag zu psychischen Störungen: Kann Suchtverhalten verstärken, z.B. durch Glücksspiel oder Drogen, um kurzfristige Belohnung zu erhalten.

Negative Verstärkung: Ein unangenehmes Ereignis wird entfernt, wenn ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird.
Beispiel: Ein Schüler macht Hausaufgaben, um Ärger zu vermeiden.
Beitrag zu psychischen Störungen: Kann Vermeidungsverhalten verstärken, z.B. bei Angststörungen, was die Angst langfristig aufrechterhält.

Positive Bestrafung: Ein unangenehmes Ereignis folgt einem Verhalten, um es zu verringern.
Beispiel: Ein Kind muss Strafarbeit leisten, weil es geschlagen hat.

Negative Bestrafung: Ein angenehmes Ereignis wird entfernt, um ein Verhalten zu verringern.
Beispiel: Ein Jugendlicher darf nicht mehr ins Kino, weil er sich schlecht benommen hat.

 

 

Erklären Sie anhand eines Beispiels, was man unter "intermittierender Verstärkung" versteht und welche Rolle sie für die Aufrechterhaltung psychischer Störungen spielen kann

 

Intermittierende Verstärkung bedeutet, dass ein Verhalten nur manchmal verstärkt wird, was es besonders widerstandsfähig gegen Auslöschung macht.

Beispiel: Ein Glücksspieler gewinnt nicht immer, aber ab und zu. Diese gelegentlichen Gewinne halten ihn beim Spielen, obwohl er oft verliert.

Rolle bei psychischen Störungen: Kann Suchtverhalten und Angststörungen aufrechterhalten. Bei Sucht wird das unregelmäßige Gewinnen (z.B. beim Glücksspiel) immer wieder erwartet. Bei Angststörungen kann das Vermeidungsverhalten durch sporadische Erleichterung verstärkt werden.

Erklären Sie anhand eines Beispiels, was man in der VT unter "differentieller Verstärkung" versteht

 

Verstärkung, die je nach Verteilungsmuster der Reaktionen erfolgt. Wichtiges lernpsychologisches Prinzip im pädagogischen Umgang mit Kindern, insbesondere bei aggressivem Verhalten (Aggression). Dabei wird erwünschtes Verhalten bekräftigt, unerwünschtes dagegen bleibt, soweit möglich, unbeachtet bzw. wird nicht durch besondere Beachtung verstärkt (Lernen).

Beispiel: Ein Lehrer verstärkt das ruhige Handheben eines Schülers, um sich zu melden, während er das laute Rufen ignoriert. So lernt der Schüler, dass ruhiges Handheben mehr Aufmerksamkeit bringt als Rufen.

 

Erklären Sie, was man unter Generalisierung versteht. Nennen Sie Beispiele.

 

Generalisierung bezeichnet in der Lernpsychologie die Tatsache, dass gelernte Verhaltensweisen nicht nur durch die im Lernprozess gekoppelten Reize ausgelöst werden können, sondern auch durch ähnliche Reizsituationen. Die Generalisierung spielt in der Psychotherapie eine große Rolle bei der Entstehung von Angststörungen, denn wurde z.B. ein Mensch etwa einmal von einem Hund angegriffen, so generalisiert er diese Erfahrung auf sämtliche Hunde und meidet in Zukunft Hunde generell. (Stangl, 2025).

Erklären Sie anhand eines Beispiels, wie Vermeidungsverhalten gelernt wird

 

Vermeidungsverhalten wird durch klassische und operante Konditionierung erlernt, insbesondere wenn ein Individuum negative oder unangenehme Erfahrungen mit bestimmten Reizen oder Situationen gemacht hat.

Beispiel: Angst vor Hunden

  1. Klassische Konditionierung: Ein Kind wird von einem Hund gebissen (unangenehme Erfahrung, unangenehmer Reiz), wodurch das Kind Angst vor diesem Hund entwickelt. In der Folge hat das Kind auch Angst vor allen anderen Hunden, selbst wenn diese nicht bedrohlich sind.

  2. Operante Konditionierung (Vermeidung): Um der unangenehmen Erfahrung zu entkommen, beginnt das Kind, Hunde zu meiden. Diese Vermeidung wird positiv verstärkt, weil das Kind der Angst und dem Schmerz entgeht, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das Vermeidungsverhalten in Zukunft wiederholt wird.

Das Vermeidungsverhalten wird also durch die Erfahrung, dass es unangenehme Reize (Angst, Schmerz) entfernt, erlernt und verstärkt

 


 

Erklären Sie anhand eines Beispiels das Konzept der Klassischen Konditionierung


 

 

Klassische Konditionierung ist ein Lernprozess, bei dem ein neutraler Reiz (z. B. ein Klingelton) mit einem unbedingten Reiz (z. B. Futter) gekoppelt wird, sodass der neutrale Reiz später alleine eine Reaktion hervorruft.

Beispiel: Pawlows Hund

  • Unbedingter Reiz (US): Futter → Speichelfluss

  • Neutraler Reiz (NS): Klingelton → keine Reaktion

  • Konditionierung: Klingelton + Futter → Speichelfluss

  • Ergebnis: Nach mehrfacher Paarung löst der Klingelton alleine den Speichelfluss aus.

Der Klingelton wird so zu einem konditionierten Reiz (CS), der eine konditionierte Reaktion (CR) hervorruft.

Erklären Sie anhand von Beispielen das Konzept der Operanten Konditionierung

 

Operante Konditionierung ist ein Lernprozess, bei dem Verhalten durch Belohnungen oder Bestrafungen beeinflusst wird.

Beispiele:

  1. Positive Verstärkung: Ein Kind räumt sein Zimmer auf und bekommt Lob → es wird häufiger aufräumen.

  2. Negative Verstärkung: Ein Schüler macht Hausaufgaben, um eine Strafe zu vermeiden → er wird öfter Hausaufgaben machen.

  3. Bestrafung: Ein Hund wird für Bellen bestraft → er bellt weniger.

Das Verhalten wird durch die Konsequenzen (Belohnung oder Bestrafung) verstärkt oder abgeschwächt.

Was versteht man in der VT unter "Löschung"?

 

In der Verhaltenstherapie (VT) bezeichnet Löschung den Prozess, bei dem ein erlerntes Verhalten abnimmt oder verschwindet, weil es nicht mehr verstärkt wird.

Beispiel: Ein Kind, das regelmäßig schreit, um Aufmerksamkeit zu bekommen, hört auf zu schreien, wenn es keine Reaktion mehr darauf gibt (keine Belohnung). Das Verhalten wird gelöscht, weil die Verstärkung (Aufmerksamkeit) wegfällt.

Erklären Sie was man in der VT unter einem "diskriminativen Stimulus" versteht

 

Ein diskriminativer Stimulus (SD) in der Verhaltenstherapie bezeichnet einen Reiz, der anzeigt, dass eine bestimmte Verhaltensweise verstärkt wird. Das bedeutet, das Verhalten wird nur in Gegenwart dieses spezifischen Reizes belohnt.

Beispiel: Ein Hund lernt, auf Kommando „Sitz“ nur dann einen Leckerbissen zu bekommen, wenn der Besitzer „Sitz“ sagt. Das Wort „Sitz“ ist der diskriminative Stimulus, weil es anzeigt, dass das Verhalten (Sitzen) jetzt verstärkt wird (durch den Leckerbissen).

Der diskriminative Stimulus signalisiert also, dass eine Verstärkung auf das Verhalten folgt.

Erklären Sie "Modellernen" anhand von Beispielen. Wie kann Modellernen zur Ätiologie psychischer Störungen beitragen?

Modellernen ist der Prozess, bei dem Menschen Verhaltensweisen durch Beobachtung anderer lernen und nachahmen.

Beispiel:

  • Aggression: Ein Kind sieht, wie ein Erwachsener in Stresssituationen aggressiv wird und ahmt dieses Verhalten nach.

  • Prosoziales Verhalten: Ein Kind beobachtet, wie ein Elternteil einem anderen hilft, und beginnt ebenfalls hilfsbereit zu handeln.

Beitrag zur Ätiologie psychischer Störungen:

Modellernen kann psychische Störungen fördern, wenn das beobachtete Verhalten schädlich ist:

  • Aggression: Kinder, die aggressives Verhalten beobachten, entwickeln möglicherweise selbst Aggressionen.

  • Ängste: Kinder übernehmen Ängste von ängstlichen Eltern und entwickeln eigene Angststörungen

 

Erklären Sie anhand eines Beispiels, was man unter "Symptomverschiebung" versteht.

 

Behauptung, dass die Linderung alter Beschwerden ohne Lösung des zugrundeliegenden Konfliktes zu neuen Problemen führt (v.a. der Psychoanalyse). - Empirische Ergebnisse widerlegen die These der Symptomverschiebung - nach erfolgreicher verhaltenstherapeutischer Angstbehandlung z.B. keine erhöhte Neuauftretensrate psychischer Störungen - kein Anstieg bei kontinuierlichen Maßen der Psychopathologie (aus Margraf, S. 730)

Nennen Sie Kanfers "11 Gesetze der Therapie"

 

 

Kanfer gibt elf Anweisungen für den Therapeuten/die Therapeutin, welche aus seiner Sicht den Therapieerfolg fördern:

  1. Verlange niemals von Klienten, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln.

  2. Arbeite zukunftsorientiert, suche nach konkreten Lösungen und richte die Aufmerksamkeit auf die Stärken von Klienten.

  3. Spiele nicht den „lieben Gott“, indem du Verantwortung für das Leben von Klienten übernimmst.

  4. Säge nicht den Ast ab, auf dem die Klienten sitzen, bevor du ihnen geholfen hast, eine Leiter zu bauen, auf der sie herabsteigen können.

  5. Klienten haben immer recht.

  6. Bevor du ein problematisches Verhalten nicht konkret vor Augen hast, weißt du nicht, worum es eigentlich geht.

  7. Du kannst nur mit Klienten arbeiten, die anwesend sind.

  8. Peile kleine, machbare Fortschritte von Woche zu Woche an und hüte dich vor utopischen Fernzielen.

  9. Bedenke, dass die Informationsverarbeitungskapazität von Menschen begrenzt ist.

  10. Wenn du in der Beratungs-/Therapiestunde härter arbeitest als Deine Klienten, machst du etwas falsch.

  11. Spare nicht mit Anerkennung für die Fortschritte von Klienten

Beschreiben Sie das 7-Phasenmodell des therapeutischen Prozesses nach Kanfer

 

Für den Ablauf einer Therapie schlägt Kanfer ein Vorgehen in sieben Phasen vor:

  1. Eingangsphase – Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen

  2. Aufbau von Änderungsmotivation und (vorläufige) Auswahl von Änderungsbereichen

  3. Verhaltensanalyse: Problembeschreibung und Suche nach aufrechterhaltenden Bedingungen

  4. Klären und Vereinbaren therapeutischer Ziele

  5. Planung, Auswahl und Durchführung spezieller Methoden (als Mittel zum Ziel)

  6. Evaluation der Fortschritte

  7. Endphase – Erfolgsoptimierung und Abschluss der Beratung/Therapie

Nennen Sie die vier Wirkfaktoren nach Grawe und erläutern Sie sie anhand von Beispielen

 

  • Problemaktualisierung: die therapeutisch zu bearbeitenden Probleme müssen im Hier und Jetzt erlebt werden (z.B. Situation, in der Problem auftritt durch intensives erzählen & imaginieren erlebnismäßig aktualisieren)

  •  Ressourcenaktivierung

  • Problembewältigung (z.B. Begleitung in Exposition / korrigierende emotionale Erfahrung)

  • Motivationale Klärung (Klärung von Erleben & Verhalten in Hinblick auf bewusste und unbewusste Ziele, Bedürfnisse und Ängste)

 

Was versteht man unter Emotionsregulation und welche Methoden kennen Sie, um Patienten in ihrer Emotionsregulation zu unterstützen?

 

Emotionsregulation ist die Fähigkeit, eigene Emotionen zu erkennen und angemessen zu steuern.

Methoden zur Unterstützung:

  1. Achtsamkeit: Bewusstes Wahrnehmen von Emotionen ohne sofortige Reaktion.

  2. Kognitive Umstrukturierung: Negative Gedanken durch realistischere ersetzen.

  3. Atemübungen/Entspannung: Beruhigung durch tiefes Atmen oder Muskelentspannung.

  4. Perspektivwechsel: Distanzierung von belastenden Situationen.

  5. Verhaltensexperimente: Neue Verhaltensweisen ausprobieren und deren emotionale Auswirkungen beobachten.

 

Wie kann man Ätiologie und Aufrechterhaltung einer Phobie erklären?

Ätiologie: genetische Vorbelastungen, Persönlichkeitsfaktoren (z.B. hohe generelle Ängstlichkeit), Lernerfahrungen, überbehütend-beschützender Erziehungsstil (Modelllernen)

Aufrechterhaltung durch den Teufelskreis der Angst: Bei Angst kommt der Gedanke "Bloß keine Fehler machen.", was zu erhöhter ängstlicher Selbstbeobachtung führt -> verstärkte Wahrnehmung körperlicher Signale -> Verstärkung der Angst

Der Teufelskreis der Agoraphobie besteht darin, dass Betroffene die Angst und die entsprechenden Körpersymptome in bestimmten Situationen als gefährlich bewerten und als Folge die Situationen meiden. Die Vermeidung hält langfristig die Ängste aufrecht oder verstärkt sie sogar. 

Wie kann man Ätiologie und Aufrechterhaltung einer Depression erklären? Auf welche Weise kann das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung dabei eine Rolle spielen?

Ätiologie: Vulnerabilität-Stress-Modell; Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung, Persönlichkeit, sozialem Umfeld, Lernerfahrungen, körperlichen Erkrankungen und chronischem Stress (z.B. Verlusterfahrungen)

AufrechterhaltungVerstärker-Verlust-Modell nach Lewinsohn, Modell der erlernten Hilflosigkeit nach Seligman, Kognitive Triade nach Beck

Rigide Persönlichkeitsstruktur kann Vulnerabilität sein (wenig anpassungsfähig / flexibel), Risikofaktor für Suizidalität (v.a. Narzissmus), Persönlichkeitsstörungen zeigen sich meist stark auf interaktioneller Ebene und führen hier für viele Patienten zu Leidensdruck

Wie kann man Ätiologie und Aufrechterhaltung einer Zwangsstörung erklären? 

 

Ätiologie: Genetik, Hirnorganische Veränderungen, Erziehung, verunsichernde und traumatisierende Erfahrungen in der Kindheit, negative Erfahrungen und Persönlichkeit, Erziehung v.a. durch hohen Stellenwert von Reinlichkeit oder übergriffiger Erziehungsstil (wenig Freiräume / Autonomie)

Aufrechterhaltung: 2-Phasen-Theorie (Mowrer), Erklärungsmodell nach Salkovski, Metakognitives Modell nach Wells & Matthews

Wie kann man Ätiologie und Aufrechterhaltung einer Anorexie erklären?

 

 

Ätiologie: Multifaktoriell: Geringes Selbstwertgefühl, Orientierung am Außen statt an emotionalen Ressourcen, vernunftbetonte Erziehung/Denkweise, rigide Familienstrukturen, hohe Leistungserwartung, genetische Disposition, soziokulturelle Einflüsse

Aufrechterhaltung: Maturation-Mismatch-Hypothesis: Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der körperlichen Reife und den sozialen Fertigkeiten. Patton und Viner gehen davon aus, dass die Kluft zwischen psychosozialer Reife und körperlicher Reife über die letzten Jahre immer größer wurde. Aufrechterhaltend sind also die Sorge vor dem Erwachsenwerden, unweiblich sein, der Autonomie-Abhängigkeitskonflikt, Angst vor Bindungsverlust an die Eltern/Angst vor Selbständigkeit, fehlende soziale Fertigkeiten.

Wie kann man Ätiologie und Aufrechterhaltung einer Bulimie erklären? 

Ätiologie: Risikofaktoren: Beginn der Störung in der späten Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter; strenge Diäten als Trigger für bulimische Phasen; Anorexia Nervosa in der Vorgeschichte (Fichter 1997); Übergewicht der Eltern, eigenes Übergewicht in der Kindheit und negative bzw. kritische Bemerkungen der Familie über Figur, Gewicht und Aussehen; früher Beginn der Pubertät; weibliches Geschlecht; Gewichtssorgen, Diätverhalten und ein negatives Körperbild; frühere psychische Komorbidität (hier v.a. Depression und Angststörungen) (Fairburn et al. 1997)

Aufrechterhaltung: Gezügeltes Essverhalten, Stress und dysfunktionales Stressbewältigungsverhalten, dysfunktionale Denkmuster

 

Wie kann man Ätiologie und Aufrechterhaltung einer Panikstörung erklären? 

Ätiologie: Es wird angenommen, dass eine genetische oder erworbene Vulnerabilität für körperliche Angstsymptome besteht, die bei erhöhter psychischer Belastung zur ersten Panikattacke führtWeitere Panikattacken sind das Ergebnis assoziativen Lernens. Wegen der stark furchterregenden Wirkung der Attacke kommt es zu einer Sensibilisierung gegenüber den dabei erlebten körperlichen Reaktionen, wie z.B. der Hyperventilation, sodass diese in der Folge weitere Panikattacken auszulösen vermag (Craske & Barlow, 2008). Die dabei auftretenden katastrophisierenden Fehlinterpretationen der körperlichen Merkmale spielen ebenfalls eine wesentliche Rolle und führen über die Symptome zu Gefühlen der Gefährdung und damit zu weiteren Symptomen in einem Teufelskreis der Angst (Clark, 1986).

 

Aufrechterhaltung: Das psychophysiologische Modell der Angstanfälle, 2-Faktoren-Theorie (Mowrer)

 

Welchen Einfluss haben frühe Bindungserfahrungen auf die Fähigkeit, Emotionen zu regulieren? 

Bindungsverhaltensweisen von Säuglingen/Kleinkindern (z.B. weinen, rufen, zur Mutter krabbeln oder laufen) -> ≫mütterliche Feinfühligkeit≪ = prompte, angemessene Reaktion der Mutter = Schutzfaktor, da signalisiert wird, dass wir nicht alleine den Gefahren/Risiken der Umwelt ausgesetzt sind.

Die Art und Weise wie potenziell kritische Situationen entschärft werden legt den Grundstein zur Fähigkeit, sich selbst zu stabilisieren und Vertrauen in andere zu gewinnen.
Unangemessene Reaktionen (z.B. Erfahrung des Verlassenwerdens, fehlende emotionalen Anteilnahme, mangelnde Responsivität) oder eine mangelnde Unterstützung führen zu einer Entwicklung von negativen Annahmen (hier z.B. sich als völlig inkompetent und extrem verletzlich einschätzen), einer mangelnden Fähigkeit ein ausgewogenes Verhältnis zwischen eigenen Ansprüchen und nötiger Selbstdisziplin zu finden, zur Neigung sich für andere aufzuopfern, um persönliche Anerkennung zu bekommen.

Kompensation durch Ausbildung von Schemata, die jedes Risiko von vornherein gering halten sollen (z.B. übermäßige Kontrolle und Hemmung eigener Emotionen, hohe Standards und eine selbstbestrafende Haltung gerade angesichts tatsächlicher eigener Fehler, Überkompensation der individuellen negativen Beziehungserwartungen (Nähe-Distanz-Problematik).

Welchen Einfluss haben frühe ungünstige Bindungserfahrungen auf das spätere Bindungsverhalten?


 

Sicherer Bindungsstil = Hohe Übereinstimmung zwischen eigenen Bedürfnissen und den Interaktionsweisen der Bezugspersonen. Negative Grundannahmen & Schemata werden weniger wahrscheinlich ausgebaut.

Unsicher-vermeidender Bindungsstil = Physische Bedürfnisse als Kind oft unbefriedigt, emotionale Befindlichkeit unbeachtet (z.B. da mangelnde Sensibilität oder Kapazität bei Bezugsperson). 

Rückzug in sich selbst, statt Kontakt mit anderen zu suchen; zunehmende Unsicherheiten, Hemmungen gegenüber Gleichaltrigen & wegen eigener Zurückhaltung nicht beachtet zu werden. Können Rückzugtendenzen massiv verstärken und unglücklichen Teufelskreis in Gang setzen (Mangel an Freundschaften = frühe Einsamkeit = depressive Tendenz).

Unsicher-ambivalenter Bindungsstil = Bezugspersonen verursachten ein Wechselbad an Gefühlen, indem sie Interaktionen radikal nach eigenen Bedürfnissen gestalteten und so ein Klima großer Unvorhersehbarkeit schufen, wo intensive Nähe/Übergriffigkeit von Ignoranz und Vernachlässigung abgelöst wurden.

Verzweifelte Suche nach Stabilität in Beziehungen, ohne Vertrauen in tatsächlichen Bemühungen anderer.

Desorganisierter Bindungsstil = Widersprüchliche Erfahrungen mit Bezugspersonen, die Sicherheit geben, aber auch Quelle der Angst für die Kinder, z.. Missbrauchserfahrungen durch Bezugspersonen. 

Schwierigkeiten in Verhaltenskontrolle und Emotionsregulation. Insbesondere Pat. mit selbstunsicher-vermeidender, dissozialer und Borderline-PS berichten häufiger als Kontrollprobanden über eher ablehnend-feindselig getönte Bindungsstile der Eltern (vgl. Paris, 1993).


 

Weshalb ist es sinnvoll, gemeinsam mit einem Patienten ein individuelles Störungsmodell zu entwickeln?

Um das Verständnis des Patienten für das eigene Verhalten zu fördern (z.B. erlebter Verstärker-Verlust im Rahmen einer Depression), somit Akzeptanz der Situation („Ich habe eine Depression.") und Therapiemotivation („Ich will die Depression bewältigen.") aufzubauen und aufrechterhaltende und auslösende Faktoren identifizieren zu können. Daraus können klare Therapieziele und Möglichkeiten der Veränderung aufgezeigt werden. Es hilft dem Patienten zu verstehen, warum das Verhalten auftritt und dem Therapeuten sich klarer vor Augen zu führen, was die Funktion des Verhaltens ist und wie es „gelöscht" werden kann. Erst wenn der Patient verstanden hat, warum er zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Störung entwickelt hat, wird es ihm möglich sein, sich auf die Therapie einzulassen („Es hilft die Leiter zu bauen, bevor der Ast abgesägt wird, auf dem der Patient sitzt").


 

Mikroanalyse: Erläutern Sie die Elemente des SORKC-Modell

S = Situation (innere oder äußere Reize)

O = Organismus; alle in die Situation mitgebrachten körperlichen Zustände und Eigenschaften, z.B. Müdigkeit, Diabetes, Grundannahmen, Schemata

R = Reaktion (emotional, physiologisch, kognitiv, behavioral)

K = Stärke der Assoziation zwischen Verhalten und Konsequenz. Eine hohe Kontingenz liegt vor, wenn eine Konsequenz immer auf ein bestimmtes Verhalten erfolgt.

C = Konsequenzen können Zeitpunkt, Intensität, Dauer & Stabilität eines Verhaltens beeinflussen (pos./neg. Verstärkung, direkte Bestrafung, Entzug von Belohnung)

Mikroanalyse: Welche Bedeutung haben die kurzfristigen und langfristigen Konsequenzen für das Problemverhalten?

Die nach dem Verhalten auftretenden Konsequenzen entscheiden über die Veränderung der zukünftigen Auftrittshäufigkeit. Nur die kurzfristigen Konsequenzen im Sekundenbereich („Verstärker") sind verhaltenssteuernd (z.B. negative Verstärkung C-/: Angstreduktion, positive Verstärkung C+: sofortige Zuwendung der Begleitperson). 

 

Langfristige Folgen wirken nicht als Verstärker im lerntheoretischen Sinn, sondern sie verursachen Leidensdruck und begründen die Krankheitswertigkeit (z.B. Generalisierung der Angstreaktion, Verlust von Selbstwertgefühl durch erlebte Unfähigkeit).

Makroanalyse: Was versteht man unter einem Bedingungsmodell? Welche Komponenten werden dabei der Organismusvariablen (der O-Variable im SORK-Modell) zugeordnet? Exemplifizieren Sie das Modell für ein Beispiel (z.B. Agoraphobie mit Panikstörung, Depression, u.a.)

Die Störung im größeren Kontext der Lebensgeschichte, der Persönlichkeitsentwicklung und des sozialen Umfelds des Pat.; Kontextualisierung der Störungsproblematik (Analyse der Entstehungs-, Erstauftritts- und aufrechterhaltenden Bedingungen).

Zentrale Frage: Warum kam es genau bei der Person zu genau diesem Zeitpunkt und aus diesem Anlass heraus zu genau dieser Symptomatik und wie wird diese Symptomatik aufrechterhalten?

O = Person

  • angeborene Disposition

  • Lerngeschichte

  • Kindliches Welt- und Selbstbild 

  • Kindliche Grundannahmen

  • Überlebensregel

  • Dysfunktionale Verhaltensstereotypien

  • Dauerdilemma 


 

Makroanalyse: Was versteht man unter einer Funktionsanalyse? 

Diagnostik der Zweckgerichtetheit; Intentionalisierung der Störungsproblematik (oft dem Patienten nicht bewusst), z.B. Angstsyndrom verhindert den gefürchteten Weg in die Eigenständigkeit; Was wird durch die Symptomatik erreicht oder vermieden?


 

Was versteht man unter interner und externer Funktionalität einer Störung? Nennen Sie Beispiele.

Interne FunktionalitätStabilisierung des SelbstwertsVermeidung von Gefühlen (z.B. Anorexie-Pat. geht ihrem Bewegungszwang nach und handelt somit aus der Angst heraus, anstatt sich ihrer primären Emotion zu stellen und fühlt sich dadurch besser), Selbststimulation (z.B. Pat. mit Cannabisabhängigkeit raucht Joint, um sich nach anstrengendem Arbeitstag zu belohnen = negative Verstärkung). Aufrechterhaltung des Selbstbildes (z.B. Narzisst bei Kündigung -> Abwertung d. Chefs).

 

Externe Funktionalität: Alles, was von außen kommt: Zuwendung, Unterstützung, Erhalt von Bindungen, Kontrolle über Partner (z.B. Co-Abhängigkeit bei Sucht), Bedürfnisbefriedigung (z.B. Störung, oder auch Klinikaufenthalt, gibt etwas, das im wahren Leben nicht gegeben wird, oft: Zuwendung/Liebe/Anerkennung), Aufgabenentlastung, Anerkennung (z.B. Anorexie-Pat. erhält pos. Feedback auf Abnehmen).


 

Was ist negative Verstärkung? Beispiel? Bedeutung in der VT?

Negative Verstärkung ist durch angenehme Konsequenzen durch Wegnahme negativer Reize (z. B. Bewegungseinschränkung, Verboten) gekennzeichnet.

Beispiele: 

  • Phobisches Vermeidungsverhalten = Negative Verstärkung, Reduktion von Angst. 

  • Bei Suchtpatienten: Trinken, um Entzugssymptome zu reduzieren. 

Für die Aufrechterhaltung der Störung in der VT relevant. Bedeutung sollte identifiziert werden.


 

Welche besonderen Charakteristika hat die intermittierende Verstärkung? Bedeutung für die Therapie?

Hier folgt nicht auf jedes Verhalten eine Verstärkung. Dies führt zu einem langsameren Lernprozess, gleichzeitig aber zu einer größeren Resistenz gegenüber Löschung. 

Intermittierende Verstärkung wird meist am Ende einer operanten Intervention eingesetzt, wenn der Patient langsam das neuerworbene Verhalten aus eigener Motivation oder Gewohnheit heraus produzieren und festigen soll.

(Vorsicht bei Gabe von Anxiolytika z.B. bei Panikattacken, dies kann intermittierend verstärkend wirken.)

Bedeutung für die Therapie am Bsp. Verstärkung pos. Aktivitäten: Verstärken wir diese zu oft, kann es passieren, dass Pat. diese nur ausführt, wenn er danach dafür gelobt wird. Durch intermittierende Verstärkung kann hier eine Selbstverständlichkeit der Aktivität eher beigeführt werden. Wichtig ist auch das Impfen gegen Frustration (nicht alles kann immer klappen).

Inwiefern wird das Konditionierungsparadigma der klassischen Konditionierung bei der Symptombildung wirksam?

1. Assoziation von Reizen: Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz (z. B. ein bestimmter Ort oder eine Situation) mit einem unbedingten Reiz (z. B. einer traumatischen Erfahrung oder einem Angstszenario) assoziiert. Diese Assoziation führt dazu, dass der neutrale Reiz selbst eine konditionierte Reaktion (z. B. Angst oder Stress) auslöst, auch wenn der unbedingte Reiz nicht mehr präsent ist. Dies kann zur Entwicklung von Phobien oder Angststörungen führen.

2. Generalisation: Die generalisierte Reaktion auf ähnliche Reize kann ebenfalls zur Symptombildung beitragen. Wenn eine Person beispielsweise in einem bestimmten Kontext (z. B. in einem Aufzug) eine Panikattacke erlebt, kann sie beginnen, auch in anderen ähnlichen Kontexten (z. B. in engen Räumen) Angst zu empfinden, selbst wenn diese nicht bedrohlich sind.

3. Emotionale Konditionierung: Emotionale Reaktionen können durch klassische Konditionierung erlernt werden. Wenn eine Person wiederholt negative Erfahrungen in bestimmten Situationen macht, kann sie eine konditionierte emotionale Reaktion entwickeln, die zu Vermeidungsverhalten oder anderen Symptomen führt.

4. Erlernte Hilflosigkeit: In einigen Fällen kann die klassische Konditionierung zur Entwicklung von erlernter Hilflosigkeit führen, bei der Individuen das Gefühl haben, dass ihre Handlungen keinen Einfluss auf die Ergebnisse haben. Dies kann zu Depressionen und anderen psychischen Störungen führen.

Inwiefern wird das Konditionierungsparadigma der operanten Konditionierung bei der Symptomaufrechterhaltung wirksam? 

Operante Konditionierung erhöht die Auftrittswahrscheinlichkeit von Verhalten (neg. Verstärkung). Konsequenzen, die dem Symptom folgen erhalten dies aufrecht (siehe K im SORK) durch positive oder negative Verstärkung.

Beispiel Angststörung: Für die Aufrechterhaltung der Angst kommen nun operante Prinzipien ins Spiel: Der CS wird zu einem diskriminativen Hinweisreiz und Auslöser für eine Flucht- und Vermeidungsreaktion. Diese Reaktion wird unmittelbar negativ verstärkt, d.h. die erwartete aversive Konsequenz bleibt weg. Der Organismus kann durch die Vermeidungsreaktion nicht mehr die Erfahrung machen, dass die traumatische Situation (UCS) nicht mehr eintreten würde, auch wenn auf das Vermeidungsverhalten verzichtet wird.

Warum können negative Verhaltenskonsequenzen die Aufrechterhaltung nicht erklären? 

Negative Verhaltenskonsequenzen = Bestrafung (direkt und indirekt)

Bestrafung stellt das Gegenteil von Verstärkung dar: Während Verstärkung eine Zunahme des Verhaltens bewirkt, bewirkt Bestrafung eine Abnahme. Wenn ein bestimmtes Verhalten bestraft wird, geht die Häufigkeit dieses Verhaltens zurück, während andere nichtbestrafte Verhaltensweisen im Wesentlichen unverändert bleiben.

Bestrafung verringert zwar die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten wiederholt wird, aber sie stärkt nicht das Gegenteil, also das Verhalten, das man fördern möchte. Um ein Verhalten langfristig aufrechtzuerhalten, muss es durch positive Verstärkung (Belohnung) gestärkt werden, nicht durch Bestrafung.

Warum wirken sich langfristige Konsequenzen so wenig auf ein Verhalten aus? 

Kurzfristige Konsequenzen sind verhaltenswirksamer als langfristige, da diese unmittelbar wirken.

Langfristige Konsequenzen sind weniger effektiv, weil sie in der Regel weniger unmittelbar wahrgenommen werden, eine hohe Selbstkontrolle und kognitive Fähigkeiten erfordern und oft durch Gewohnheiten, verzerrte Wahrnehmungen und eine schwache Verbindung zwischen Verhalten und Konsequenz gehemmt werden. Um Verhaltensänderungen zu erzielen, sind daher oft unmittelbare, konkrete und regelmäßig verstärkte Konsequenzen erforderlich. Positive Verstärkung und Feedback, das regelmäßig gegeben wird, wirken langfristig oft stärker als die bloße Androhung zukünftiger Konsequenzen.

Was muss getan werden, dass langfristige Konsequenzen verhaltenssteuernd werden? 

Insgesamt geht es in der Therapie erwachsener Patienten vor allem darum, ihnen die Prinzipien des operanten Konditionierens zu erläutern und sie zur systematischen Anwendung dieser Prinzipien im Sinne von Selbstbeobachtung, Selbstbewertung und Selbstverstärkung anzuleiten.

Schaffen positiver unmittelbarer Anreize, für die sich Anstrengung lohnt, dysfunktionales Verhalten abzubauen (positive Verstärkung), Verhaltensalternativen schaffen.


 

Was bedeutet beim SORKC-Schema das K und was das C?

K = Kontingenz: Auf das Problemverhalten folgen manchmal, immer, regelmäßig, intermittierend etc. bestimmte Konsequenzen (Verstärkerplan)

C = Konsequenz: Negative Verstärkung (z. B. die Angst lässt nach), positive Verstärkung (C+; z. B. Zuwendung bekommen); Wegnahme eines positiven Verstärkers (z. B. Computerverbot); Hinzufügen eines aversiven Reizes (C-; z. B. »Strafarbeit« in der Schule)


 

Was ist die vertikale Verhaltensanalyse? Beispiel? 

Makroanalyse / Plananalyse: Ordnet auf der Makroebene das Verhalten des Pat. in seine übergeordneten Ziele und Pläne ein. Sie ist, ähnlich einer Pyramide, hierarchisch aufgebaut, von konkreten Verhaltenserwartungen an der Basis bis zu allgemeinen Regeln und Plänen an der Spitze.

Im Gegensatz zur horizontalen VA steht bei der vertikalen VA nicht eine konkrete Situation im Vordergrund, sondern ähnliches Verhalten in vergleichbaren Situationen. Hier rücken vor allem Kognitionen, die in mehreren Begebenheiten auftreten und kognitive Schemata in den Vordergrund (Werte, Normen, Ziele).


 

Weshalb ist die Mikroebene bei der Verhaltens- und Zielanalyse so wichtig? 

Die situative Verhaltensanalyse gibt detaillierte Auskunft über das derzeitig problematische Verhalten in konkreten Situationen, untersucht minutiös ausgewählte Verhaltensepisoden auf mehreren Verhaltensebenen und forscht nach funktionalen Abhängigkeiten von vorherigen, parallelen oder nachfolgenden Bedingungen. Sie ist notwendigerweise selektiv, fokussierend, analytisch-zergliedernd, detailreich und verhaltensnah (d. h. wenig interpretativ).

Aufgabe in der Verhaltensanalyse ist es, den Zusammenhang zwischen Verhalten, Stimuli und Konsequenzen herauszuarbeiten und die Regelmäßigkeit der Konsequenz (K = Kontingenz) und die moderierenden Aspekte der Person (O = Organismus; z. B. Kognitionen, biologische Dispositionen) zu bestimmen.

 

Étudier