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Kartei Details
Karten | 270 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Chemie |
Stufe | Berufslehre |
Erstellt / Aktualisiert | 05.06.2025 / 09.06.2025 |
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kognitive bewertung nach lazarus; stress emotions theorie
Die kognitive Bewertung nach Lazarus ist ein zentraler Teil seiner Stress- und Emotions-Theorie. Sie erklärt, wie Menschen Situationen einschätzen und dadurch emotionale Reaktionen und Stress erleben. Lazarus unterscheidet drei Bewertungsphasen:
1. Primäre Bewertung (primary appraisal)
Hier wird entschieden, ob ein Ereignis relevant ist und welche Bedeutung es hat.
Fragen:
Ist das Ereignis wichtig für mich?
Betrifft es mein Wohlbefinden?
Mögliche Einschätzungen:
Herausforderung (Chance, z. B. Prüfung)
Bedrohung (möglicher Schaden, z. B. Kündigungsangst)
Schaden/Verlust (Schaden ist bereits eingetreten)
Irrelevant (keine Bedeutung)
2. Sekundäre Bewertung (secondary appraisal)
In dieser Phase schätzt man ein, ob man mit der Situation umgehen kann – also ob ausreichend Ressourcen vorhanden sind.
Fragen:
Was kann ich tun?
Habe ich Fähigkeiten, Unterstützung, Strategien?
Wie kontrollierbar ist die Situation?
Wichtige Aspekte:
Selbstwirksamkeit
Problemlösefähigkeiten
Soziale Unterstützung
Zeit, Energie, Wissen
3. Tertiäre Bewertung (reappraisal)
Nach einiger Zeit oder neuen Erfahrungen erfolgt eine Neubewertung. Die Einschätzung wird angepasst.
Funktionen:
Stress kann gemindert oder verstärkt werden
Neue Sichtweise (z. B. positive Umdeutung)
Beispiel:
Eine Studentin sieht eine Prüfung zunächst als Bedrohung (primär), glaubt aber an ihre gute Vorbereitung (sekundär). Nach der ersten Teilprüfung läuft es gut – sie bewertet die Situation neu (tertiär) und ist weniger gestresst.
2 faktoren theorie schachter singer
--> replikation wurde wiederlegt
Die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotion von Schachter & Singer (1962) besagt, dass Emotionen durch zwei Faktoren entstehen:
1. Physiologische Erregung
Der Körper reagiert auf einen Reiz mit einer allgemeinen Erregung, z. B.:
schneller Herzschlag
Schwitzen
Zittern
Diese Erregung ist unspezifisch, d. h. sie signalisiert nur, dass etwas passiert, sagt aber nicht, was genau man fühlt.
2. Kognitive Bewertung (Interpretation)
Damit die Erregung zu einer bestimmten Emotion wird, muss sie kognitiv interpretiert werden – also:
„Warum fühle ich mich so?“
Die Person schaut auf die Umgebung und kontextuellen Hinweise, um die Erregung zu deuten – und daraus entsteht die erlebte Emotion.
Formelhaft:
Emotion = körperliche Erregung + kognitive Interpretation
Beispiel (aus dem Originalexperiment):
Probanden bekamen Adrenalin gespritzt (körperliche Erregung), wurden aber unterschiedlich über die Wirkung informiert. Danach wurden sie mit einem Schauspieler konfrontiert, der sich entweder freudig oder wütend verhielt.
Ergebnis:
Diejenigen, die nicht wussten, dass ihre Erregung vom Adrenalin kommt, passten ihre Emotion dem Verhalten des Schauspielers an (freudig oder wütend).
Diejenigen, die die Ursache ihrer Erregung kannten, erlebten keine starke Emotion.
Zentrale Aussage:
Emotionen entstehen nicht allein durch körperliche Reaktionen, sondern durch deren kognitive Deutung im Kontext.
was ist zajoncz kritik an lazarus und schachter/singer?
„Emotionen können ohne vorherige kognitive Bewertung entstehen.“
→ „Preferences need no inferences“
❗ Was meinte Zajonc genau?
1. Emotionen sind primär und automatisch
Zajonc argumentierte, dass Emotionen vor oder unabhängig von kognitiven Prozessen auftreten können.
Beispiel:
Wir empfinden Sympathie oder Angst oft spontan, bevor wir bewusst nachdenken.
2. Schnelligkeit und Unbewusstheit
Emotionale Reaktionen sind häufig schneller als bewusste Bewertungen – z. B. ein Schreck vor einer Bewegung im Augenwinkel, bevor wir erkennen, ob es gefährlich ist.
3. Konditionierung und einfache Reize
In Experimenten konnte gezeigt werden, dass Menschen z. B. auf Reize reagieren, die sie nicht bewusst wahrgenommen hatten (subliminale Reize), und dennoch emotionale Präferenzen zeigten.
Zajonc vs. Lazarus: Die Debatte
Lazarus: Kognitive Bewertung ist notwendig, um Emotionen zu erleben.
Zajonc: Nicht alle Emotionen brauchen Kognition – manche laufen automatisch, unbewusst, vorbewusst ab.
Diese Debatte ist bekannt als:
„Primacy of Affect vs. Cognition“
Fazit:
Zajonc kritisierte, dass die kognitive Theorie der Emotion zu stark auf bewusste Bewertung setzt. Er plädierte dafür, dass Gefühle auch ohne Denken entstehen können, etwa als evolutionär bedingte, schnelle Schutzmechanismen
Wie beschreibt LeDoux die Rolle der Amygdala bei Emotionen?
1. Früherkennung von Gefahr
Die Amygdala kann schnell und unbewusst auf bedrohliche Reize reagieren – bevor der bewusste Verstand sie vollständig verarbeitet hat.
Beispiel:
Du zuckst vor einem Schatten zurück, bevor du erkennst, dass es nur ein Ast war.
2. Zwei Wege der Emotionsverarbeitung (Dual Pathway)
LeDoux unterscheidet zwischen zwei Pfaden, über die emotionale Reize verarbeitet werden:
„Low Road“ (schneller, unbewusst):
Reiz → Thalamus → Amygdala
Schnell, aber ungenau
Dient der schnellen Alarmreaktion
„High Road“ (langsamer, bewusst):
Reiz → Thalamus → Kortex → Amygdala
Langsamer, aber genauer
Führt zu einer differenzierten emotionalen Bewertung
Zentrale Funktionen der Amygdala laut LeDoux:
Erkennen und Bewerten von Bedrohungen
Auslösen von Angstreaktionen (z. B. Herzklopfen, Fluchtimpuls)
Konditionierung von Furcht (Lernen aus gefährlichen Erfahrungen)
Beeinflussung von Gedächtnisbildung – emotionale Ereignisse werden stärker erinnert
Fazit:
LeDoux zeigt, dass die Amygdala eine entscheidende Rolle im emotionalen Überleben spielt – sie kann uns blitzschnell vor Gefahren warnen, noch bevor der Verstand eingreift. Emotionen, insbesondere Furcht, entstehen somit nicht nur durch kognitive Bewertung, sondern auch durch automatische, neurale Prozesse.
Was ist das zentrale Konzept der Netzwerktheorie von Bower?
Zentrales Konzept: Emotionale Knoten im semantischen Netzwerk
Jede Emotion (z. B. Freude, Traurigkeit) ist ein Netzknoten, der mit einer Vielzahl von emotional gefärbten Informationen verbunden ist:
→ Gedanken, Erlebnisse, Wörter, Bilder, Körperreaktionen.Wird ein emotionaler Zustand aktiviert (z. B. Traurigkeit), dann werden alle damit verknüpften Inhalte im Netzwerk mitaktiviert.
Zwei wichtige Effekte:
1. Stimmungskongruente Informationsverarbeitung
Menschen nehmen Informationen passend zur aktuellen Stimmung stärker wahr.
Beispiel:
Wenn du traurig bist, erinnerst du dich eher an traurige Ereignisse oder interpretierst neutrale Situationen negativer.
2. Stimmungskongruentes Erinnern (Mood-Congruent Memory)
Die aktuelle Stimmung beeinflusst, welche Erinnerungen abgerufen werden.
Beispiel:
In fröhlicher Stimmung erinnerst du dich leichter an positive Erfahrungen.
Fazit:
Bowers Netzwerktheorie beschreibt Emotionen als kognitive Aktivierungsmuster, die mit vielen Gedächtnisinhalten verknüpft sind. Sie erklärt, wie Stimmung Wahrnehmung, Denken und Gedächtnis beeinflusst – durch die Aktivierung zusammenhängender Inhalte im semantischen Netzwerk.
empirie?
Die Netzwerktheorie hat starke Anhaltspunkte in Bezug auf stimmungskongruente Verarbeitung und Erinnerung, aber sie ist kein umfassendes Erklärungsmodell für Emotionen. Heute wird sie als Teil eines größeren Verständnisses von Emotion und Kognition betrachtet, oft ergänzt durch neuere Modelle (z. B. konstruktivistische oder neurokognitive Ansätze).
ie unterscheiden sich Angststörungen und Depression in der Informationsverarbeitung laut Williams et al.?
Die Forschergruppe um Williams et al. (1997) untersuchte, wie sich Angststörungen und Depressionen hinsichtlich der Informationsverarbeitung unterscheiden – insbesondere in Bezug auf Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Interpretation emotionaler Reize.
Zentrale Unterscheidung (Williams et al., 1997):
Angststörungen → Aufmerksamkeits-Bias
Menschen mit Angststörungen zeigen eine verstärkte Aufmerksamkeit auf bedrohliche Reize.
Fokus liegt auf Gefahr, Unsicherheit oder potenziellen Bedrohungen.
Bereits sehr frühe Verarbeitungsstadien (z. B. automatische Blickbewegungen) sind davon betroffen.
Beispiel: In einem Worterkennungstest werden bedrohliche Wörter schneller erkannt oder länger beachtet.
Vorrangig: Frühzeitige automatische Verarbeitung
Depression → Gedächtnis-Bias
Menschen mit Depression erinnern sich verstärkt an negative Erfahrungen oder Inhalte – auch bei neutralen Reizen.
Fokus liegt auf Verlust, Misserfolg, Schuld.
Verzerrte Interpretation: Neutrale Informationen werden oft negativ gedeutet.
Langsamere, tiefere Verarbeitung von negativen Inhalten.
Vorrangig: Spätere, elaborierte Verarbeitung (Gedächtnis/Interpretation)
Vergleich auf einen Blick:
VerarbeitungsstufeAngst Depression
Aufmerksamkeit Frühzeitiger Fokus auf Bedrohung Kein starker Aufmerksamkeitsbias
Gedächtnis Keine systematische Verzerrung Überwiegend negative Erinnerungen
Interpretation Bedrohung wird eher überschätzt Negative Selbstbewertung, Pessimismus
Zeitliche Dynamik Früh, automatisch Spät, reflektierend
Fazit:
Nach Williams et al. liegt der Unterschied nicht im „ob“, sondern im „wie und wann“ der verzerrten Informationsverarbeitung:
Was zeigt der emotionale Stroop-Test?
Der emotionale Stroop-Test ist eine Variante des klassischen Stroop-Tests und wird in der Emotionspsychologie verwendet, um Aufmerksamkeitsverzerrungen bei emotional bedeutsamen Reizen zu untersuchen – insbesondere bei Angststörungen, Depressionen oder PTBS.
Ziel:
Der Test zeigt, wie stark emotionale Reize die kognitive Verarbeitung beeinflussen, insbesondere die Aufmerksamkeitslenkung.
Aufbau:
Probanden sehen Wörter in verschiedenen Farben (z. B. „Tod“, „Freude“, „Katastrophe“).
Sie sollen nicht das Wort lesen, sondern die Farbe benennen.
Wörter sind entweder emotional neutral oder emotional bedeutsam/negativ (z. B. angstbezogen, depressiv, traumabezogen).
Typischer Befund:
Personen mit bestimmten psychischen Störungen (z. B. Angststörung) benötigen mehr Zeit, um die Farbe emotional bedeutsamer Wörter zu benennen.
Das deutet darauf hin, dass diese Wörter ihre Aufmerksamkeit stärker binden – sie lenken ab.
Interpretation:
Die verzögerte Reaktionszeit auf emotionale Wörter zeigt, dass diese Reize unwillkürlich Aufmerksamkeit beanspruchen.
Der emotionale Stroop-Effekt gilt daher als Hinweis auf eine emotionale Aufmerksamkeitsverzerrung.
Beispiel:
Eine Person mit sozialer Angst braucht länger, um die Farbe von Worten wie „Versagen“ oder „Ablehnung“ zu benennen als bei neutralen Worten wie „Tisch“ oder „Lampe“.
Bedeutung:
Der emotionale Stroop-Test wird in der klinischen Forschung und Diagnostik genutzt, um implizite emotionale Prozesse zu messen, die sich der bewussten Kontrolle entziehen.
Wenn du möchtest, kann ich dir auch ein konkretes Versuchsbeispiel oder typische Anwendungskontexte erläutern.
Was misst der Attentional-probe-Test?
Der Attentional-Probe-Test (auch: Dot-Probe-Paradigma) misst, ob und wie stark emotionale Reize die Aufmerksamkeit beeinflussen. Er wird häufig in der Forschung zu Angststörungen, Depression und PTBS eingesetzt, um Aufmerksamkeitsverzerrungen zu erfassen.
Ablauf:
Zwei Reize erscheinen kurz nebeneinander auf dem Bildschirm (z. B. ein bedrohliches und ein neutrales Wort oder Bild).
Nach kurzer Zeit (z. B. 500 ms) verschwindet das Stimuluspaar, und ein Punkt (Probe) erscheint an der Position eines der Reize.
Die Aufgabe der Versuchsperson ist es, schnell zu reagieren, z. B. durch Tastendruck, je nachdem, wo der Punkt erscheint.
Interpretation:
Wenn Reaktionen schneller sind, wenn der Punkt an der Position des emotionalen Reizes erscheint, spricht das für eine Aufmerksamkeitszuwendung (attentional bias) zu diesem Reiz.
Wenn Reaktionen langsamer sind, wenn der Punkt beim neutralen Reiz erscheint, deutet das darauf hin, dass die Aufmerksamkeit vorher nicht auf diesem Reiz lag.
Typische Befunde:
Personen mit Angststörungen zeigen häufig eine verstärkte Aufmerksamkeitszuwendung zu bedrohlichen Reizen.
Bei Depression ist das Muster uneinheitlicher; teils wird eher eine verzögerte Verarbeitung neutraler oder positiver Reize beobachtet.
Bedeutung:
Der Test liefert indirekte Hinweise auf automatische Aufmerksamkeitsprozesse, die sich der bewussten Kontrolle entziehen. Er wird nicht nur in der Forschung, sondern auch zur Entwicklung von Interventionen (z. B. Attention Bias Modification) genutzt.
Welche Gedächtnisverzerrungen zeigen depressive Patienten?
1. Stimmungskongruentes Erinnern
Depressive Personen erinnern sich bevorzugt an negative Inhalte, die ihrer aktuellen Stimmung entsprechen.
Beispiel: Aus einer Liste emotional gemischter Wörter bleiben besonders die traurigen oder selbstabwertenden Begriffe besser im Gedächtnis.
2. Negativer Selbstbezug
Erinnerungen mit Bezug zur eigenen Person sind oft negativ gefärbt.
Beispiel: Vergangene Erfolge werden heruntergespielt, Misserfolge werden besonders stark und häufig erinnert.
3. Reduzierter Zugang zu positiven Erinnerungen
Im Gegensatz zu Gesunden fällt es depressiven Patienten oft schwer, sich an positive Erlebnisse zu erinnern oder sie emotional nachzuempfinden.
Beispiel: Erinnerungen an schöne Ereignisse erscheinen "leer" oder bedeutungslos.
4. Übergeneralisierte autobiografische Erinnerung
Depressive Menschen neigen dazu, weniger konkrete autobiografische Erinnerungen abzurufen, sondern eher allgemeine, schematische Aussagen.
Beispiel: Statt „Ich habe letztes Jahr mit Freunden einen Ausflug gemacht“ eher: „Ich war nie gut im Kontaktehalten“.
5. Gedächtnishemmung bei positivem Material
Positive Informationen werden schlechter enkodiert oder abgerufen. Studien zeigen, dass depressive Personen oft langsamer oder ungenauer auf positive Reize reagieren.
Was ist der Unterschied zwischen explizitem und implizitem Gedächtnis?
Explizites Gedächtnis (deklaratives Gedächtnis):
Bewusst zugänglich: Informationen können gezielt erinnert und beschrieben werden.
Zwei Unterformen:
Episodisches Gedächtnis: persönliche Erlebnisse (z. B. „Mein letzter Geburtstag“)
Semantisches Gedächtnis: Faktenwissen (z. B. „Paris ist die Hauptstadt von Frankreich“)
Typische Aufgaben: freier Abruf, Wiedererkennen, Fragen beantworten
Neuroanatomisch: stark mit dem Hippocampus und medialem Temporallappen verbunden
Implizites Gedächtnis (nicht-deklaratives Gedächtnis):
Unbewusste Gedächtnisinhalte: Erinnerungen wirken, ohne dass man sie bewusst abrufen kann
Formen:
Prozedurales Gedächtnis: motorische Abläufe (z. B. Radfahren, Schreiben)
Priming: frühere Reize beeinflussen spätere Wahrnehmung (z. B. schnelleres Erkennen von Wörtern)
Konditionierung: gelernte Reiz-Reaktions-Muster
Typische Tests: Reaktionszeitmessungen, Wortvervollständigungen
Neuroanatomisch: u. a. Basalganglien, Kleinhirn, sensorische Areale
Wie ist das Arbeitsgedächtnis bei Angstpatienten verändert?
Bei Angstpatienten ist das Arbeitsgedächtnis häufig in seiner Leistung und Effizienz eingeschränkt, vor allem durch die dauerhafte kognitive Belastung durch Sorgen und Bedrohungsgedanken. Diese Veränderungen betreffen vor allem die Kapazität, Aufmerksamkeitssteuerung und Informationsverarbeitung.
1. Reduzierte Arbeitsgedächtniskapazität
Angstzustände binden mentale Ressourcen, z. B. durch Sorgen, innere Unruhe oder Hypervigilanz. Dadurch steht weniger Kapazität für andere Aufgaben zur Verfügung.
Beispiel: Eine Person mit sozialer Angst kann sich beim Sprechen schlecht auf Inhalte konzentrieren, weil sie ständig an mögliche negative Bewertungen denkt.
2. Ablenkung durch bedrohungsbezogene Reize
Angstpatienten neigen dazu, ihre Aufmerksamkeit auf bedrohliche Informationen zu richten. Diese Reize dringen leicht ins Arbeitsgedächtnis ein und stören die Verarbeitung neutraler oder aufgabenrelevanter Informationen.
3. Beeinträchtigte Aufmerksamkeitskontrolle
Studien zeigen, dass Menschen mit erhöhter Angst Schwierigkeiten haben, irrelevante Reize zu unterdrücken oder den Fokus auf die Aufgabe zu richten. Das betrifft besonders die sogenannte exekutive Kontrolle – also die Fähigkeit, Gedanken zu steuern und flexibel zwischen Aufgaben zu wechseln.
4. Sorgen als „mentaler Lärm“
Nach Modellen wie dem von Eysenck et al. (2007) („Attentional Control Theory“) beeinträchtigt ständiges Grübeln oder Sorgen die Leistung im Arbeitsgedächtnis, da sie wie ein Störsignal wirken und das System überlasten.
Fazit:
Bei Angstpatienten ist das Arbeitsgedächtnis weniger effizient, da bedrohungsbezogene Gedanken und Reize kognitive Ressourcen binden. Besonders betroffen sind Aufmerksamkeitskontrolle, Reizfilterung und gleichzeitige Informationsverarbeitung. Das hat praktische Bedeutung für Therapie und Alltag, da angstfreie Konzentration und Problemlösen erschwert sein können.
Was misst der Implicit Association Test (IAT)?
Der Implicit Association Test (IAT) misst die Stärke automatischer Assoziationen zwischen mentalen Konzepten – z. B. zwischen bestimmten Gruppen (z. B. "alt" vs. "jung") und Bewertungen (z. B. "gut" vs. "schlecht"). Dabei geht es um implizite Einstellungen, also unbewusste oder schwer kontrollierbare Bewertungen, die das Verhalten beeinflussen können, ohne dass sich die Person ihrer bewusst ist.
Ziel:
Der IAT erfasst, wie stark zwei Konzepte im Gedächtnis miteinander verknüpft sind, basierend auf Reaktionszeiten.
Ablauf:
Testpersonen sehen Begriffe oder Bilder auf dem Bildschirm (z. B. Wörter wie „Freude“ oder „Leiden“, Bilder von Männern oder Frauen).
Sie müssen diese schnell einer von zwei Tasten zuordnen (z. B. links = „positiv oder Frau“, rechts = „negativ oder Mann“).
In späteren Durchgängen wird die Kombination vertauscht (z. B. links = „positiv oder Mann“).
Reaktionszeiten und Fehlerraten werden gemessen.
Interpretation:
Schnellere Reaktionen bei bestimmten Kombinationen deuten auf stärkere Assoziationen hin.
Beispiel: Wer bei „positiv + jung“ schneller reagiert als bei „positiv + alt“, zeigt eine implizite Präferenz für junge Menschen.
Typische Anwendungsfelder:
Vorurteile und Stereotype (z. B. Rassismus, Geschlechterrollen)
Selbstwert (Selbst vs. Andere mit positiv/negativ)
Gesundheitspsychologie (z. B. Alkohol = positiv/negativ)
Klinische Psychologie (z. B. Depression = Selbst = negativ)
Vorteile:
Erkennt Einstellungen, die nicht offen geäußert werden
Kaum durch bewusste Kontrolle zu verfälschen
Einschränkungen:
Reaktionszeiten können durch viele Faktoren beeinflusst werden
Misst relative Assoziationen, keine absoluten Einstellungen
Die Stabilität und Vorhersagekraft ist begrenzt und abhängig vom Kontext
Was zeigt der Approach-Avoidance Task (AAT)
Der Approach-Avoidance Task (AAT) ist ein psychologisches Testverfahren, das misst, ob Personen auf bestimmte Reize eher mit Annäherung (approach) oder Vermeidung (avoidance) reagieren – automatisch und unbewusst.
Ziel:
Der AAT untersucht motivationale Tendenzen, also ob jemand auf einen Reiz zugeht oder sich distanziert, ohne dies bewusst zu steuern. Dabei geht es vor allem um implizite Einstellungen zu bestimmten Reizen (z. B. Alkohol, Angstbilder, Essensreize).
Ablauf (typisch):
Probanden sehen Bilder (z. B. emotionale Gesichter, Substanzen, Körperbilder).
Sie bedienen einen Joystick oder ein Tastenfeld:
Ziehen = Annäherung (Bild wird größer eingeblendet)
Schieben = Vermeidung (Bild wird kleiner)
Die Bewegungsrichtung ist nicht inhaltlich, sondern formal vorgegeben (z. B. Reaktion nach Bildausrichtung – Hochformat = ziehen, Querformat = schieben).
Reaktionszeiten werden gemessen: Wie schnell bewegt man sich auf bestimmte Reize zu oder von ihnen weg?
Interpretation:
Schnelleres Ziehen bei positiven/erwünschten Reizen → Hinweis auf Annäherungstendenz
Schnelleres Schieben bei negativen/unangenehmen Reizen → Hinweis auf Vermeidungstendenz
Umgekehrt: Wenn jemand z. B. bei Alkoholbildern schnell zieht → implizite Annäherung an Alkohol
Anwendung:
Abhängigkeitsstörungen (z. B. Alkohol, Nikotin): Messung automatischer Annäherungstendenzen
Phobien/PTBS: Vermeidungstendenz gegenüber angstauslösenden Reizen
Essstörungen: Annäherung oder Vermeidung gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln oder Körperbildern
Soziale Angst: Vermeidung sozialer Reize
Bedeutung:
Der AAT zeigt, wie unbewusste Annäherungs- oder Vermeidungstendenzen das Verhalten beeinflussen können. Er wird nicht nur diagnostisch genutzt, sondern auch in Interventionen eingesetzt (z. B. durch Training zur Umkehr von Verzerrungen).
Wie funktioniert das psychophysiologische Modell der Panikstörung?
Das psychophysiologische Modell der Panikstörung (z. B. nach Margraf & Schneider) beschreibt, wie Panikattacken durch das Zusammenspiel von körperlicher Erregung, kognitiver Fehlinterpretation und emotionaler Reaktion entstehen.
Ablauf des Modells:
Körperliche Veränderungen (Auslöser)
Harmlos beginnende Symptome wie Herzklopfen, Schwindel oder Atemnot (z. B. durch Stress, Koffein oder Bewegung).Fehlinterpretation als Gefahr
Die körperlichen Empfindungen werden katastrophisierend bewertet, etwa als Anzeichen für einen Herzinfarkt oder Kontrollverlust.Angstreaktion
Die bedrohliche Interpretation führt zu Angst, was zu einer weiteren Aktivierung des autonomen Nervensystems führt (z. B. Adrenalinausschüttung, schnellere Atmung).Symptomverstärkung
Die körperlichen Symptome nehmen zu, was die Wahrnehmung der Bedrohung verstärkt. Es entsteht ein Teufelskreis aus Erregung und Angst.Panikattacke
Die sich selbst verstärkende Spirale mündet in einer akuten Panikreaktion, oft ohne objektive äußere Gefahr.
Zentrale Annahme:
Die Angst vor der Angst ist entscheidend: Nicht der ursprüngliche Reiz ist das Problem, sondern dessen Interpretation. Körperliche Symptome werden als gefährlich fehlgedeutet und dadurch verstärkt.
Langfristige Folge:
Vermeidungsverhalten: Betroffene meiden Situationen, in denen sie eine Panikattacke erwarten (z. B. Sport, Menschenmengen).
Aufrechterhaltung: Vermeidung verhindert die Korrektur der Fehlannahmen – die Störung stabilisiert sich.
Therapeutische Implikationen:
Kognitive Verhaltenstherapie: Erkennen und Umstrukturieren der katastrophisierenden Gedanken.
Expositionsübungen: Gezielte Konfrontation mit körperlichen Symptomen (z. B. durch schnelles Atmen), um deren Ungefährlichkeit zu erfahren.
welche kvt interventionen haben die höchste effektstärke bei depressionen?
1. Kognitive Umstrukturierung
Ziel: Identifikation und Veränderung negativer automatischer Gedanken und dysfunktionaler Grundannahmen.
Wirkung: Besonders wirksam bei Selbstabwertung, Pessimismus und Hilflosigkeitsgefühlen.
Effektstärke: hoch (Cohen's d ≈ 0.6–1.0)
2. Verhaltensaktivierung
Ziel: Gezielter Aufbau positiver, belohnender Aktivitäten zur Unterbrechung von Rückzug und Passivität.
Wirkung: Besonders effektiv bei Antriebslosigkeit und sozialem Rückzug.
Effektstärke: hoch, teils vergleichbar mit Antidepressiva (d ≈ 0.7–1.0)
3. Problemlösetraining
Ziel: Entwicklung strukturierter Strategien zur Bewältigung konkreter Lebensprobleme.
Wirkung: Hilfreich bei Alltagsbelastung, Entscheidungsunfähigkeit, Grübeln.
Effektstärke: moderat bis hoch, besonders in Kombination mit anderen KVT-Elementen
4. Achtsamkeitsbasierte KVT (MBCT)
Ziel: Förderung von Akzeptanz und bewusster Aufmerksamkeit, v. a. zur Rückfallprophylaxe.
Wirkung: Besonders geeignet bei rezidivierenden Depressionen.
Effektstärke: moderat bis hoch für Rückfallprävention (d ≈ 0.5–0.6)
5. Selbstmanagement-Ansätze (z. B. Online-KVT)
Wirkung: Besonders nützlich bei leichten Depressionen oder als ergänzendes Angebot.
Effektstärke: moderat (d ≈ 0.4–0.6), v. a. bei hoher Eigenmotivation
Fazit:
Die wirksamsten KVT-Interventionen bei Depression sind:
Verhaltensaktivierung
Kognitive Umstrukturierung
MBCT (bei Rückfallgefahr
Was ist Cognitive Bias Modification
Cognitive Bias Modification (CBM) ist ein Sammelbegriff für computergestützte Verfahren, die darauf abzielen, automatische, verzerrte Denk- und Aufmerksamkeitsmuster bei psychischen Störungen zu verändern. Solche Verzerrungen gelten als aufrechterhaltende Faktoren z. B. bei Angststörungen, Depression oder Sucht.
Ziel:
CBM soll implizite kognitive Verzerrungen (z. B. Bedrohungsfokus, negative Interpretation) automatisch korrigieren – ohne bewusste kognitive Umstrukturierung wie in der klassischen Verhaltenstherapie.
Hauptformen:
Attention Bias Modification (ABM)
Trainiert die Aufmerksamkeit weg von bedrohlichen Reizen.
Methode: z. B. modifizierter Dot-Probe-Test – die Aufmerksamkeit wird gezielt auf neutrale Reize gelenkt.
Interpretation Bias Modification (CBM-I)
Ziel: Reduktion negativer Interpretationen ambiger Situationen.
Methode: Wiederholtes Üben, mehrdeutige Informationen positiv oder neutral zu deuten.
Approach-Avoidance Training (CBM-A)
Ziel: Veränderung unbewusster Annäherungs- oder Vermeidungstendenzen.
Methode: z. B. Joystick-Aufgaben, bei denen problematische Reize weggeschoben werden (z. B. Alkoholbilder).
Vorteile:
Automatisierbar, zeitlich flexibel, auch als App oder Online-Training einsetzbar
Spricht frühe, automatische Verarbeitungsprozesse an
Besonders geeignet als Ergänzung zur Psychotherapie
Einschränkungen:
Uneinheitliche Studienlage: Effekte nicht in allen Störungen und Settings nachgewiesen
Kurzzeiteffekte oft stärker als langfristige
Begrenzter Alltagstransfer ohne begleitende Therapie
Was ist das Hauptmerkmal einer Panikstörung laut DSM-5?
Wiederkehrende unerwartete Panikanfälle ohne klaren äußeren Auslöser.
Welche körperlichen Symptome treten typischerweise bei Panikanfällen auf?
Herz-Kreislauf-System:
Herzklopfen oder starkes Herzrasen (Palpitationen)
Brustschmerzen oder Druckgefühl
Zittern oder Beben
Atmung:
Kurzatmigkeit oder Atemnot
Engegefühl in der Brust
Hyperventilation (führt oft zu Schwindel, Kribbeln, Benommenheit)
Magen-Darm-Bereich:
Übelkeit oder Magenbeschwerden
Völlegefühl oder Durchfall
Neurologisch/vegetativ:
Schwindel, Benommenheit, Gefühl von Ohnmacht
Hitzewallungen oder Kälteschauer
Schwitzen (auch kalter Schweiß)
Kribbeln oder Taubheitsgefühle (v. a. in Händen, Füßen oder Gesicht)
Psychische Begleitsymptome (körperlich erlebt):
Derealisation (Gefühl, dass die Umgebung unwirklich ist)
Depersonalisation (Gefühl, nicht im eigenen Körper zu sein)
Angst zu sterben, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren
Besonderheiten:
Die Symptome treten meist sehr plötzlich auf und erreichen ihren Höhepunkt innerhalb von 10 Minuten.
Betroffene verwechseln sie oft mit einem Herzinfarkt oder anderen schweren Erkrankungen, was die Panik zusätzlich verstärkt.
Welche kognitiven Symptome begleiten Panikanfälle häufig?
Angst zu sterben, verrückt zu werden oder die Kontrolle zu verlieren.
Wie unterscheidet sich die Panikstörung mit von der ohne Agoraphobie?
Mit Agoraphobie besteht zusätzlich ein Vermeidungsverhalten bestimmter Situationen.
Unterschied auf einen Blick:
MerkmalOhne AgoraphobieMit Agoraphobie
PanikattackenJaJa
Vermeidung bestimmter OrteNein / geringDeutlich ausgeprägt
AlltagseinschränkungMäßigStark (z. B. kaum noch alleine unterwegs)
HauptsorgeAngst vor AttackenAngst vor Attacke in bestimmten Situationen
Fazit:
Die Panikstörung mit Agoraphobie ist meist schwerwiegender, da zusätzlich zur Angst auch systematische Vermeidung und starke Einschränkungen im Alltag hinzukommen. Beide Formen erfordern psychotherapeutische Behandlung, insbesondere kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition.
Was versteht man unter dem psychophysiologischen Teufelskreis der Panik?
Körperliche Veränderung
Ein zunächst harmloses körperliches Symptom tritt auf – z. B. Herzklopfen, Schwindel, Kurzatmigkeit (häufig durch Stress, Hitze, Koffein oder Erschöpfung ausgelöst).Katastrophisierende Fehlbewertung
Die Empfindung wird als bedrohlich fehlinterpretiert:„Ich habe einen Herzinfarkt“, „Ich werde ohnmächtig“, „Ich verliere die Kontrolle“
Angstreaktion
Die Bewertung löst intensive Angst aus. Das vegetative Nervensystem (v. a. Sympathikus) wird aktiviert → verstärkte körperliche Symptome (z. B. schneller Puls, Atemnot).Symptomverstärkung
Die neuen Körperreaktionen werden ebenfalls als gefährlich interpretiert → Angst nimmt weiter zu.Panikattacke
Der Kreislauf kulminiert in einer akuten Panikattacke, obwohl keine reale Gefahr besteht.
Zentraler Mechanismus:
Die Angst vor den Symptomen verstärkt die Symptome selbst.
Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der sich ohne äußeren Auslöser aufschaukeln kann.
Folge:
Betroffene entwickeln Angst vor der Angst
Häufig entsteht Vermeidungsverhalten, um Symptome oder bestimmte Situationen zu umgehen
Dies verhindert eine korrigierende Erfahrung, wodurch der Teufelskreis aufrechterhalten wird
Beispiel:
Eine Person spürt plötzlich Herzklopfen → denkt: „Ich bekomme einen Herzinfarkt“ → wird ängstlich → Herzklopfen verstärkt sich → Angst steigt weiter → Panikattacke
Fazit:
Der psychophysiologische Teufelskreis erklärt, wie harmloses körperliches Empfinden durch Fehlinterpretation und Angstreaktion zu einer Panikattacke führen kann – ganz ohne äußere Bedrohung. Dieses Modell ist zentral für das Verständnis und die Therapie von Panikstörungen.
Welche Rolle spielt Hyperventilation bei Panikstörungen?
Hyperventilation spielt bei Panikstörungen eine zentrale Rolle – sowohl als Symptom während einer Panikattacke als auch als auslösender und aufrechterhaltender Faktor im sogenannten Teufelskreis der Panik.
1. Was ist Hyperventilation?
Hyperventilation bezeichnet eine übermäßige und meist unbewusste Steigerung der Atmung, bei der mehr CO₂ abgeatmet wird, als im Körper produziert wird.
→ Folge: Abfall des CO₂-Gehalts im Blut (Hypokapnie)
2. Körperliche Folgen der Hyperventilation
Der CO₂-Abfall führt zu:
Schwindel, Benommenheit
Kribbeln in Händen, Füßen oder Gesicht
Engegefühl in der Brust
Muskelverspannungen
Gefühl der Luftnot (trotz übermäßiger Atmung)
Sehstörungen, Zittern
Diese Symptome ähneln denen einer Panikattacke und werden häufig fehlinterpretiert – z. B. als Zeichen für Herzinfarkt, Ohnmacht oder Kontrollverlust.
3. Rolle bei Panikstörungen
a) Auslöser und Verstärker
Leichte Hyperventilation kann eine Panikattacke auslösen oder verstärken, da die Symptome als bedrohlich erlebt werden. Das führt zu:
Angst vor körperlichem Zusammenbruch
Verstärkter Atmung → weitere CO₂-Absenkung → mehr Symptome
→ Teufelskreis
b) Fehlinterpretation körperlicher Signale
Betroffene deuten die Folgen der Hyperventilation katastrophisierend, was die Angst weiter steigert (z. B. „Ich ersticke“, „Ich verliere die Kontrolle“).
4. Diagnostik und Therapie
In der Diagnostik kann ein Hyperventilationsprovokationstest eingesetzt werden (kontrolliertes schnelles Atmen zur Symptomauslösung).
In der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Aufklärung über Hyperventilation wichtig:
Psychoedukation über die körperlichen Vorgänge
Atemtraining (langsames, kontrolliertes Atmen)
Exposition mit interozeptiven Reizen: gezielte Provokation von Symptomen, um ihre Ungefährlichkeit zu erleben
Welche Differenzialdiagnose ist bei Panikanfällen besonders wichtig?
stimmritzkrampf
Bei Panikanfällen ist eine genaue Differenzialdiagnostik wichtig, da die Symptome körperlichen oder anderen psychischen Erkrankungen ähneln können. Ziel ist es, organische Ursachen auszuschließen und andere psychische Störungen korrekt abzugrenzen.
1. Körperliche Differenzialdiagnosen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern)
Koronare Herzkrankheit, Angina pectoris
Blutdruckabfall (orthostatische Hypotonie)
Atemwegserkrankungen
Asthma bronchiale
Hyperventilationssyndrom
COPD
Hormonelle Erkrankungen
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Hypoglykämie (niedriger Blutzucker)
Phäochromozytom (selten)
Neurologische Erkrankungen
Temporallappenepilepsie
Migräne mit Aura
Transitorische ischämische Attacke (TIA)
Substanzbedingte Ursachen
Koffein, Drogen (z. B. Amphetamine, Kokain)
Alkohol- oder Medikamentenentzug
Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Schilddrüsenhormone)
2. Psychische Differenzialdiagnosen
Generalisierte Angststörung (GAD)
Dauerhafte Sorgen ohne plötzliche Panikattacken
Soziale Angststörung
Angst in sozialen Situationen, Panik nur dort
Spezifische Phobie
Panik nur bei bestimmten Reizen (z. B. Spinnen, Fliegen)
PTBS
Panik im Rahmen von Flashbacks nach Trauma
Depression
Innere Unruhe, vegetative Symptome, aber keine typischen Panikattacken
Dissoziative Störungen
Depersonalisation/Derealisation ohne typische Paniksymptomatik
Somatoforme Störungen
Körperliche Beschwerden ohne organischen Befund, oft mit Angst verbunden
Was sind typische Sicherheitsverhaltensweisen bei Agoraphobie?
Tragen von Medikamenten, Begleitpersonen, Telefon, Fluchtplänen.
Welche komorbiden Störungen treten häufig mit Panikstörung auf?
Depressionen, Substanzmissbrauch (Alkohol, Medikamente), andere Angststörungen.
Was ist das Ziel eines Hyperventilationstests in der Diagnostik?
Auslösung panikähnlicher Symptome zur Überprüfung der Reaktion und zur Desensibilisierung.
Welche Bedeutung hat die »Angst vor der Angst« bei Agoraphobie
Bedeutung der »Angst vor der Angst«:
1. Auslöser für Vermeidungsverhalten
Betroffene meiden bestimmte Orte oder Situationen (z. B. Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel, Supermärkte), nicht weil sie real gefährlich sind, sondern weil sie Angst haben, dort eine Panikattacke zu bekommen und keine Hilfe zu finden oder nicht entkommen zu können.
2. Aufrechterhaltung der Agoraphobie
Durch Vermeidung entsteht keine korrigierende Erfahrung (z. B. „Ich hätte die Situation auch ohne Angst bewältigt“).
Die Situation bleibt mit Angst verknüpft, und die Angst verstärkt sich langfristig.
3. Erhöhte Körpersensibilität
Betroffene achten verstärkt auf körperliche Signale (Herzklopfen, Atemveränderung) und interpretieren sie katastrophisierend („Es geht wieder los“), was die Angst weiter steigert.
4. Teufelskreis der Erwartungsangst
Schon die Vorstellung einer angstauslösenden Situation kann körperliche Symptome hervorrufen.
Diese Symptome werden als Bedrohung empfunden → Angstspirale beginnt, oft ohne tatsächlichen Auslöser vor Ort.
Klinische Relevanz:
Die „Angst vor der Angst“ ist häufig belastender als die eigentlichen Paniksymptome.
Sie ist ein zentrales Ziel in der kognitiven Verhaltenstherapie, insbesondere in der Expositionstherapie, bei der Betroffene lernen, Situationen auszuhalten und zu erleben, dass die Angst nicht zwangsläufig eskaliert.
Welche Therapieformen sind bei Panikstörung und Agoraphobie besonders wirksam?
Kognitive Verhaltenstherapie und Konfrontationstherapie.
wie kann man panikstörung und agoraphobie voneinander differenzieren?
1. Panikstörung (ohne Agoraphobie)
Zentrale Merkmale:
Wiederkehrende, unerwartete Panikattacken
Plötzlicher Beginn mit intensiver körperlicher und psychischer Angstreaktion (z. B. Herzrasen, Atemnot, Angst zu sterben)
Angst vor weiteren Attacken (Erwartungsangst)
Keine systematische Vermeidung bestimmter Orte oder Situationen
Diagnosekriterium (nach ICD-10 / DSM-5):
Mind. eine Panikattacke wurde mit anhaltender Sorge vor weiteren Attacken oder deren Konsequenzen begleitet
Die Attacken sind nicht auf spezifische Situationen beschränkt
2. Agoraphobie (ohne Panikstörung)
Zentrale Merkmale:
Furcht oder Vermeidung bestimmter Orte oder Situationen, z. B.:
Menschenmengen, öffentliche Verkehrsmittel, weite Plätze, allein unterwegs sein
Angst, dort im Falle einer Krise nicht fliehen oder keine Hilfe bekommen zu können
Die Angst ist nicht zwingend durch Panikattacken verursacht
Vermeidungsverhalten steht im Vordergrund
Diagnosekriterium:
Deutliche und anhaltende Angst in mind. zwei typischen Situationen
Panikattacken müssen nicht auftreten, können aber begleitend sein
3. Panikstörung mit Agoraphobie
Hier liegt eine Kombination beider Störungsbilder vor:
Wiederkehrende Panikattacken plus Vermeidung von Orten aus Angst, dort eine Attacke zu erleiden
Die Agoraphobie entwickelt sich meist als Folge der Panikstörung (Angst vor Kontrollverlust in der Öffentlichkeit)
Wie wird das Auftreten von Panikattacken retrospektiv oft verzerrt?
Patienten berichten meist schwerere Anfälle als tatsächlich gemessen (z. B. bzgl. Herzfrequenz).
ätiologie: psychophysiologisches Erklärungsmodell für Panikstörungen
.
1. Interne oder externe Stressoren
Auslöser wie körperliche Empfindungen (z. B. Herzklopfen) oder belastende Situationen (z. B. Menschenmengen).
2. Körperliche oder kognitive Veränderungen
Reaktionen wie Schwitzen, Zittern, Herzrasen oder beunruhigende Gedanken, ausgelöst durch Stressoren.
3. Wahrnehmung
Diese Veränderungen werden bewusst wahrgenommen. Betroffene achten stark auf ihren Körper und interpretieren Symptome oft als Warnsignale.
4. Assoziation mit Gefahr
Die wahrgenommenen Symptome werden als bedrohlich interpretiert („Ich bekomme einen Herzinfarkt“, „Ich verliere die Kontrolle“), obwohl keine reale Gefahr besteht.
5. Angst / Panik
Die Fehlbewertung löst intensive Angst oder eine Panikattacke aus – mit starken körperlichen und psychischen Symptomen.
6. Positive Rückkopplung (schnell)
Die Angst führt zu noch stärkeren Symptomen, die wiederum die Angst steigern – ein Teufelskreis entsteht.
7. Negative Rückkopplung / erfolgreiche Bewältigung (langsam)
Wird die Situation richtig eingeordnet oder bewältigt (z. B. durch Beruhigung), wird der Teufelskreis unterbrochen.
8. Individuelle Prädispositionen
Persönliche Merkmale wie hohe Körperaufmerksamkeit, negative Lernerfahrungen oder geringe Stressresistenz erhöhen das Risiko.
9. Situative Faktoren
Bestimmte Umstände wie Menschenmengen, Hitze oder soziale Bewertung können die Angstreaktion zusätzlich begünstigen.
welche ätiologiemodelle werden bzgl. der agoraphobie beschrieben?
1. Zwei-Faktoren-Theorie (Mowrer, 1960)
Klassische Konditionierung: Ein ursprünglich neutraler Reiz (z. B. Ort) wird durch ein angstauslösendes Ereignis mit Angst verknüpft.
Operante Konditionierung: Vermeidung der angstauslösenden Situation wird negativ verstärkt, da kurzfristig Erleichterung eintritt.
Kritik: Viele Betroffene erinnern sich nicht an ein Trauma; Konditionierungsergebnisse aus Tiermodellen lassen sich nur eingeschränkt übertragen.
2. Preparedness (Seligman, 1971)
Bestimmte Reize (z. B. Menschenmengen, enge Räume) werden leichter mit Angst assoziiert, da sie biologisch vorbereitet sind.
Erklärung für die kulturell stabilen und typischen Angstauslöser bei Agoraphobie.
3. Einfache vs. komplexe Agoraphobie (Goldstein & Chambless, 1978)
Einfache Form: Angst vor der Situation selbst, häufig nach einem traumatischen Erlebnis.
Komplexe Form (häufiger): Angst vor der Angst – also vor den körperlichen Symptomen und deren Konsequenzen (z. B. Kontrollverlust, Ohnmacht).
4. Angstsensitivität (Reiss & McNally, 1985)
Tendenz, körperliche Empfindungen als gefährlich oder krankheitsanzeigend zu interpretieren.
Zentrales Merkmal bei Agoraphobie und Panikstörung.
5. Interozeptive Konditionierung
Körperliche Empfindungen (z. B. Herzrasen) werden selbst zu Auslösern von Angst (klassisch konditioniert).
Diese wiederum können mit bestimmten Orten oder Situationen verbunden werden (Konditionierung höherer Ordnung).
6. Rolle von Extinktionslernen
Agoraphobiker zeigen oft verzögertes oder beeinträchtigtes Extinktionslernen.
Das behindert den Abbau der Angstreaktion trotz wiederholter, ungefährlicher Konfrontation.
7. Prädisponierende Faktoren (nur begrenzt belegt)
z. B. hohe Ängstlichkeit, Unsicherheit, emotionale Abhängigkeit, Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen.
prävalenz panikstörung
Panikstörung: zwischen 0,5 % und 4,7 % (Median 2,1 %)
prävalenz agoraphobie
Agoraphobie: 0,9 % und 7,8 % (Median 2,3 %; )
warum werden die die exakt gleichen s3 leitlinien für agoraphibie und panikstörung vergeben?
Agoraphobie tritt häufig zusammen mit Panikstörung auf („Panikstörung mit Agoraphobie“).
Beide Störungsbilder beinhalten Vermeidungsverhalten, das durch die Angst vor Panikattacken verstärkt wird.
Die therapeutischen Strategien – insbesondere in der kognitiven Verhaltenstherapie – sind sehr ähnlich und oft kombiniert wirksam (z. B. Expositionstraining).
Gemeinsame Empfehlungen in der S3-Leitlinie
Diagnostik: Beide Störungsbilder sollten sorgfältig voneinander abgegrenzt, aber auch im Zusammenhang betrachtet werden.
Therapieempfehlung:
Kognitive Verhaltenstherapie mit Expositionsübungen ist für beide Störungen Mittel der ersten Wahl.
Auch die Pharmakotherapie (v. a. SSRI/SNRI) ist für beide empfohlen, wenn psychotherapeutische Optionen nicht ausreichen oder nicht verfügbar sind.
Verlauf und Prognose: Beide Störungen können chronisch verlaufen, sind aber gut behandelbar – insbesondere wenn die Agoraphobie frühzeitig erkannt und mitbehandelt wird
s3 mittel der wahl bei panikstörung/agoraphobie? was ist zusätzlich noch ein first line treatmen?
kvt insebsondere exposition in sensu und in vivo --> mittel der wahl
Auch die medikamentöse Behandlung (v. a. mit SSRI oder SNRI) --> SSRI (z. B. Paroxetin, Sertralin), SNRI (z. B. Venlafaxin). ist als wirksam belegt. Sie wird ebenfalls als First-Line-Therapie anerkannt – aber nur dann, wenn:
KVT nicht verfügbar ist,
nicht wirksam war, oder
vom Patienten abgelehnt wird.
Ist psychodynamische Therapie empfohlen nach s3 zur behandlung der Panikstörung/Agoraphobie?
Kann als Alternative angeboten werden, wenn KVT nicht verfügbar oder abgelehnt wird. --> nur second line treatment
pharmakotherapie s3 leitlinien panikstörung/agoraphobie was ist first line, was secon line treatment?
first line: SSRI (z. B. Paroxetin, Sertralin), SNRI (z. B. Venlafaxin). --> mittel der wahl trotzdem kvt, medis nur wenn kvt ned zur verfügung
second line: benzos, Kurzfristig bei starker Symptomatik oder Krisenintervention, nicht zur Langzeitbehandlung.
s3 leitlinien panikstörung/agoraphobie; wann ist ne kombitherapie aus medis und psychotherapie angebracht?
Bei schwerer Symptomatik oder unzureichendem Ansprechen auf eine Monotherapie.
s3 leitlinien panikstörung/agoraphobie; was ist bezüglich kindern/jugendlichen und schwangeren zu beachten?
Was ist bei Kindern und Jugendlichen zu beachten?
Diagnose zurückhaltend stellen, KVT bevorzugt; Pharmakotherapie nur in spezialisierten Zentren.
Was ist bei Schwangeren/stillende Frauen zu beachten?
Möglichst Psychotherapie bevorzugen; Medikamente nur nach strenger Risiko-Nutzen-Abwägung.