Alkoholismus

Block 06 Careum

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Langue Deutsch
Catégorie Médecine
Niveau Autres
Crée / Actualisé 26.11.2021 / 29.06.2025
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Definition Alkoholismus

Nachweisliche Folgeschäden der psychischen oder phsysischen Gesunheit des Konsumenten durch Alkoholgebrauch

Was sind Ursachen von Alkoholismus?

Genetisch
- Erbliche Veranlagung
- Lernen am Modell (Nachahmen von Verhalten der Eltern)

Psychsich
- Traumatisierung
- Krisen
- Verlust nahestehender Personen
- Psychische Erkrankungen

Sozial
- Kulturell bedingt: Verfügbarkeit, Toleranz
- Werbung
- Soziales Umfeld
- Gruppendynamische Prozesse (Gruppenzwang, "Komasauffen"

Lernpsychologisch
- Kurzzeitige Beseitigung eigener Schwächen
- Nicht mehr wahrnehmen wollen von Angst, Verletzlichkeit, Depression oder Unsicherheit
- Positive Erfahrungen stärken den Alkoholkonsum

Wie entsteht eine Alkoholabhängigkkeit physiologisch?

  • Vermehrte Ausschüttung von GABA, Dopamin und Serotonin
    - GABA verlangsamt die Aktivität von Nervenzellen → verlangsamte Weiterleitung von Informationen
    - Dopamin und Serotonin lösen Glücksgefühle aus
  • Reduktion von Freisetzung von Glutamat
    - Glutamat wirkt stimulieren auf die Nervellenzellen → verlangsamt zusätzlich die Weiterleitung von Informationen
  • Durch regelmässigen Alkoholkonsum passen sich die Rezeptoren an
  • Alkohol wirkt weniger dämpfend
  • Trinkmenge wird erhöht
  • Wird plötzlich kein Alkohol mehr zugeführt, kommt es zur einer Übererregung des nüchternen Gehirns

Was sind Symptome eine Alkoholanhängigkeit?

  • Starkes Verlangen
  • Kontrollverlust
  • Toleranzentwicklung
  • Entzugssymptome
  • Vernachlässigen anderer Interessen
  • Anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen
  • Alkoholkonsum wird oft auch verheimlicht, heruntergespielt oder verleugnet

Wie wird eine Alkoholabhängigkeit diagnostiziert?

Anamnesegespräch
- Abklärung von Trinkgewohnheiten (nach ICD 10)
- Screenig (CAGE, Audit)

Körperliche Symptome
- Reduzierete AZ
- Zittern
- Magen-Darm-Beschwerden
- Vergesslichkeit
- Schlafstörungen
- Wadenkrämpfe
- Muskelzuckungen

Labor
- Transaminasen (erhöhtes Gamma-GT)
- Blutbild (erhöhtes MCV → Folsäuren- und Vitamin B12-Mangel)
- CDT (Hinweis auf vermehrten Alkoholkonsum)
- Blutalkohol: Hohe Konzentration ohne Rausch-Symptome → Erhöhte Toleranz

Auf welche 3 Punkte stützt sich die Diagnosestellung der Alkoholabhängigkeit?

  • Des Abnormen Trinkverhaltens (Trinkmenge, Trinkfrequenz)
  • Der alkoholbezogenen Schäden (somatisch, psychisch, sozial)
  • Der Alkoholabhängigkeit

Wie wird das Abhängigkeitssyndrom nach ICD 10 definiert?

3 und mehr der Kriterien während der letzten 12 Monaten vorhanden

  • Starker Wunsch oder innerer Zwang die psychotrope Substanz zu konsumieren
  • Verminderte Kontrollfähigkeit über Konsum (Menge, Beendigung des Konsums)
  • Körperliche Entzugssymptome, wenn Konsum gestoppt oder reduziert wird
  • Toleranzbildung: Dosis muss erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen
  • Andere Interessen werden vernachlässigt, erhöhter Zeitaufwand für Beschaffung, für den Konsum oder für die Erholung vom Konsum
  • Anhaltender Konsum trotz Nachweis eindeutig schädlicher Folgen

Was ist der AUDIT?

  • Screening Assessment zur Feststellung einer Alkoholabhängigkeit
  • Eignet sich insbesondere für die Erkennung des problematischen Konsums
  • Der AUDIT wurde sehr gut untersucht und findet häufig Anwendung
  • Minimale Punktzahl 0, maximale 40
  • AUDIT-C für kurze Übersicht, bei gefährlichem Konsum AUDIT machen (nicht für die Pflege gedacht)

Was ist der CAGE-Test?

  • Screening-Assessment für den Patienten → kann seine Beziehung zum Alkohol selbst beurteilen
  • Beantwortung 4 einfacher, kurzer Fragen
  • Cut down: Haben Sie versucht den Alkoholkonsum zu reduzieren
  • Annoyed: Haben sie sich geärgert, weil ihr Trinkverhalten kritisiert wird?
  • Guilty: Empfinden sie Schuldgefühle wegen Ihres Trinkverhaltens?
  • Eye Opener: Benutzen Sie Alkohol, um morgens in Gang zu kommen?

Wie entwickelt sich eine Alkoholabhängigkeit?

Präalkoholische Phase
- Erleichterungstrinken
- Nachlassen der Tragfähigkiet für seeleische Belastungen
- Die Verträglichkeit für Alkohol wird grösser

Prodormalphase
- Gedächntislücken stellen sich ein
- Trinkart änder sich (allein, heimlich)
- Vermehrtes Denken an Alkohol
- Das erste Glas wird häufig schnell getrunken

Kritische Phase
- Nach Trinkbeginn Verlust der Kontrolle über Trinkmenge
- Trinkpausen nach Kontrollverlust
- Erklärungen und Ausreden
- Verhalten verändert sich
- Fortschreitende Isolierung
- Körperliche Abhängigkeit vom Alkohol wird deutlich
- Körperliche Folgeschäden treten auf

Chronische Phase
- Regelmässiges morgendliches Trinken
- Tagelange Räusche
- Köperliches, seelischer und sozialer Abbau
- Merkfähigkeit und Konzentrationsstörungen treten auf
- Bedrohliche Entzugserscheinungen
- Verträglichkeit von Alkohol nimmt ab
- Körperliche und seelische Zusammenbrüche
- Orgenschäden, Demenz, Tod

Was sind körperliche Folgen von Alkoholabhängigkeit?

Nervensystem
- Hirnatrophien
- Demenz
- Werencke-Korsakow-Syndrom
- Hepatische Enzephalopathie (durch Leberzirrhose)
- Polyneuropathie
- Zentrale potine Myelinolyse (Schädigung der Myelinscheide)

Augen
- Teleangiektasien (Erweiterung oberflächlicher Blutgefässe)
- Konjunktivitis

Verdauungstrakt
- Ösophagusvarizen und -karzinome
- Ösophagitis
- Gastritis
- Ulkus

Pankreas und Leber
- Pankreatitis
- Alkoholische Fettleber
- Fettleberhepatitis
- Leberzirrhose und -karzinom

Hormone
- Gynäkomastie
- Hypogonadismus
- Impotenz
- Amenorrhoe

Herz-Kreislauf
- Kardiomyopathie
- Herzrhythmusstörungen
- Hypertonie
- KHK
- pAVK

Haut
- Palmarerythem (Rötung der Handinnenfläche)
 Bei Leberzirrhose: Spide naevi, Caput medusae (sichtbare Ausdehnung der V. paraumbilicalis), Rhinophym (Knollnase)

Bewegungsapparat
- Osteoporose

Stoffwechsel
- Hypoglykämie
- Hypertriglyceridämie
- Vitamin-Mangel (B1, B12, Folsäure)

 

Was sind pychosoziale Folgen einer Alkoholabhängigkeit?

  • Gestörte Partnerbeziehung
  • Probleme bei der Arbeit
  • Gestörtes Verhältnis zu den Kindern
  • Gestörte Wohnverhältnisse
  • Konflikte mit dem Gesetz, Verkehrsdelikte

Was ist die Ursache und sie Symptome einer Wernicke Enzephalopathie?

Ursache
Thiamin-Mangel (Vitamin B1)

Symptome
Neurologische Ausfälle: Augenmuskellähmungen, Koordinationsstörungen, Bewusstseinseintrübung

Was ist die Ursache und die Symptome eines Korsakow-Syndroms?

Ursache
Langzeitfolge der Wenicke-Enzephalopathie

Symptome
- Störung des Kurzzeitgedächtnisses
- Eingeschränke Orientierung
- Euphorie
- Produktion falscher Aussagen (Konfabulation)

Was sind Symptome eines Alkoholrausches?

Psychisch
- Euphoriserung (Enthemmung und Rededrang)
- Erhöhte Risikobereitschaft
- Überschätzung der eignen Leistungsfähigkeit

Kognitiv
- Beeinträchtigung von Aufmerksamkeit und Auffassungsgabe
- Abnahme der Reaktionsfähigkeit

Motorisch
- Bewegungsdrang

Sehen
- Blendungsempfindlichkeit nimmt zu
- Auflösungsvermögen nimmt ab
- Gesichtfeldeinschränkungen bis zu Tunnelblick
- Beeinträchtigung der Einschätzung von Entfernung und Geschwindigkeit

Hören
- Verminderte Hörfähigkeit

Gleichgewicht
- Gleichgewichtsstörungen
- Fehleinschätzung der Fliehkräfte

Bei höhreren Blutalkoholkonzentration
- Sprachstörugnen (lallgende Sprache)
- Koordinationsstörungen
- Doppelbilder
- Bewusstseinseintrübung bis zur Narkose

Was sind die Therapieziele bei einer Alkoholabhängigkeit?

Flexible Therapieziele

  • Konsumreduktion
  • Punktabstinenz
  • Abstinenzphasen
  • Kontrollierter Konsum
  • Extrinsische Kontrolle
  • Managed Drinking

In welchen Phasen verläuft ein Alkoholentzug?

Kontakt- und Motivierungsphase
- Diagnostik
- Motivierung
- Therapieplanung

Entgiftungsphase
Behandlung der körperlichen Abhängigkeit

Entwöhungsterapie
Psychotherapeutischische Behandlung der psychischen Abhängigkeit

Nachsorgephase
Langfrisitige Stabilisierung

Was ist in der Kontakt- und Motivierungsphase wichtig?

Information über die Auswirkung des Alkoholkonsums und eine positive Perspektive für die Zukunft vermitteln

Wie sieht die medikamentöse Therapie während der Entgiftungsphase aus?

  • Benzodiazepine oder Clomethiazol zur Therapie des Alkoholentzugssyndroms
    → Wirken ähnlich wie Alkohol, aber ohne die toxische Wirkung
  • Antikovulsiva (Prophylaxe von Krampfanfällen)
  • Vitamin B1 (Bei Wernicke-Enzephalopathie)
  • Haldol (Bei Halluzinationen)
  • Normalisierung von Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt

Was ist das Ziel bei der Entwöhnungsphase und wo wird sie durchgeführt?

  • Ziel: Abstinenz bei behalten
  • Ambulant oder stationär

Wie kann die Entwöhnungsphase medikamentös unterstützt werden?

Craving-Reduktion durch:

  • Acamprosat (Campral)
  • Naltrexon (Nemexin)
  • Disulfiram (Antabus)

Was sind Unterstützungmöglichkeiten in der Nachsorgephase?

  • Suchtberatungsstellen
  • Selbsthilfegruppen
  • Aufbau einer beruflichen und sozialen Existenz

Was für Komplikationen können im Alkoholenzug auftreten?

  • Hypertensive Krisen
  • Epileptischer Anfall
  • Delirium tremens

Was sind Pflegemassnahmen währen eines Alkoholenzuges?

  • Engmaschiges Monitoring
  • Einschätzung der Befindlichkeit
  • Schnelle Intervention

Definition Alkoholentzugssyndrom

Häufigste neuropsychiatrische Störung bei Alkoholabhängigkeit, dessen Symptomatik fliessend in ein Alkoholdelir übergehen kann, wenn die Alkoholzufuhr unterbrochen wird.

Synonym: Prädelir

Definition Delirium tremens

Eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation des Alkoholentzugssyndroms, die sich nach besonders langem und schwerem Alkoholmissbrauch, zumeist 2-4 Tage nach dem letzten Konsum, einstellen kann.

Was sind Einflussfaktoren auf das Alkoholentzugssyndrom und auf die Entwicklung zum Delirium tremens?

  • Trinkmenge pro Anlass
  • Das Vorhandensein von alkoholbedingten Beschwerden
  • Das Ausmass der körperlichen Abhängigkeit
  • Trinkende weniger als 24 Stunden
  • Hypothese: Genetische Prädisposition

Welche Symptome treten beim Alkoholentzugssyndrom auf?

Vegetative Beschweren
- Nausea, Emesis
- Hypertonie, Tachykardie
- Fieber

Weitere Symptome
- Tremor
- Sensibilitätsstörungen
- Generalisierte Krampanfälle
- Ataxie
- Optische Halluzinationen
- Übermässiges Schwitzen
- Schlafstörungen
- Depressive Verstimmung
- Unruhe

Welche Symptome treten beim Delirium tremens auf?

  • Vegetative Entgleisungen (Hypertonie, Tachykardie)
  • Desorientierung
  • Motorische Unruhe (Nesteln, fahrige Bewegungen)
  • Optische Halluzinationen (vor allem kleine, bewegliche Objekte)
  • Wahnvorstellungen
  • Starker Tremor
  • Erhöhte Suggestivität
  • Krampfanfälle (15% der Patienten)

Welche Komplikationen können beim Delirium tremens auftreten?

  • Schwere Elektrolytentgleisungen
  • Rhabdomyolyse
  • Akutes Nierenversagen

Wie sieht der Verlauf eines Alkoholentzugs-Syndromes aus?

  • Beginnt 4-12 Stunden nach Trinkende
  • Erreicht ca. 24 bis 48h nach dem letzten Alkoholkonsum seinen Höhepunkt.
  • Klingt meistens innerhalb einer Woche ab

Wie sieht der Verlauf eines Delirium tremens aus?

  • Dauer 2-3 Tage
  • Kann auch länger persistieren

Was können Folgen eines Alkoholenzugs sein?

  • Schlafproblemen
  • Tachykardie, Unruhe, Schweißausbrüche
  • Ein Delirium Tremens kann unbehandelt bis zum Tod führen

Wie sieht die Prävention aus, damit sich kein Delirium tremens entwickelt?

  • Gründliche Anamnese
  • Vorheriger Verzicht auf Alkohol
  • Evtl. bereits vorhandene Erfahrungen mit Entzugserscheinungen

Wie sieht die Therapie bei einem Delirium tremens aus?

  • Regelmäßige Überwachung
  • Fixierung auf ein Minimum beschränken
  • Flüssigkeitszufuhr bis zu 4000ml/tägl. Unter ZVD- Kontrolle
  • Exakte Bilanzierung, ZVD
  • Zufuhr Magnesium und Spurenelemente
  • Ruhige Umgebung aufgrund von Unruhe und Desorientiertheit
  • Vitamin B1 Gabe iv, Gefahr einer Wernicke- Enzephalopathie, zusätzlich Vit. B6

Was sind die Pflegeinterventionen bei einem Alkoholenzugsyndrom oder beim Auftreten eines Delirium tremens?

  • Engmaschige Überwachung (Bewusstsein, Vitalzeichen)
  • Arzt informieren
  • Sturzgefahr einschätzen, Bsp. Klingelmatte, Sitzwache

Was sind grundlegenede Pflegemassnahmen im Umgang mit alkoholabhängigken Patienten?

  • Nicht urteilende Gesprächsführung
  • Zieloffenheit: Partnerschaftliches Erarbeiten von Zielen
  • Förderung der Autonomie und des Selbstwerterlebens
  • Ohne Vorurteile und Wertfrei und mit gleicher Fürsorge wie bei anderen Patienten
  • Aktives. Respektvolles Zuhören
  • Aufzeichnen widersprüchlicher Gefühle und Wünsche
  • Als erstes sehen Alkoholiker Medizinisches Personal als Gegner, dadurch ist der Beziehungsaufbau erschwert
  • Debatten über Alkohol im Allgemeinen und den Alkoholkonsum des Kranken sind sinnlos
  • Mögliche Rückfälle nicht überbewerten, damit Versagensgefühle nicht gesteigert werden
  • Empfehlen Selbsthilfegruppen, Suchtberatungsstellen, Copingstrategien, Notfallplan bei drohendem Rückfall

Welche Pflegemassnahmen sind ausserdem wichtig im Umgang mit alkoholabhängigen Patienten (auch im Entzug)?

Wahrnehmen und Beobachten
- Teilweise werden seltsame Wege gewählt, um die Sucht zu befriedigen (trinken des Händedesinfektionsmittel)
- Auch Besucher, Freunde oder Angehörige genaustens beobachten, das kein Alkohol in den Spital befördert wird

Ablenkung
- Durch Bewegung den Druck reduzieren (Spaziergang oder Treppensteigen)
- Pflegefachfrau begleiten
- Kreuzworträtseln, Stricken, Filme

Linderung durch Reize
- Süssigkeiten oder scharfe Nahrungsmittel
- Eiswürfel auf die Haut legen
- Warme/kalte Duschen
- Ätherische Öle (Melisse oder Lavendel)

Was ist im Umgang mit Angehörigen wichtig?

  • Kontakt zu Pflegenden und Angehörigen ist sehr wichtig
  • Angehörige auch stärken und motivieren
  • Zeigen wie sie Betroffenen unterstützen können
  • Angehörige nach aktuellem Befinden befragen
  • Zuversicht fördern

Was ist wichtig in der Gesprächsführung?

  • Zuhören, validieren, anerkennen
  • Bedürfnisse verstehen
  • Werte erkennen
  • Informationen
  • Ambivalenz zulassen und bearbeiten
  • Optionen entwickeln
  • Zuversicht fördern