Medikamente für die Notsanprüfung

Grundlegende Medikamentenkunde für die NotSanprüfung

Grundlegende Medikamentenkunde für die NotSanprüfung


Kartei Details

Karten 43
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Berufslehre
Erstellt / Aktualisiert 12.06.2021 / 12.06.2021
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narkotische Analgetika

Narkotische Analgetika verhindern die Schmerzweiterleitung

antipyretische Analgetika

Antipyretische Analgetika sind Wirkstoffe, die die Entstehung von Schmerzbotenstoffen vermindern.

Nicht-Opioide Analgetika

Die meisten Nicht-Opioide greifen im wesentlichen in die Entstehung von Schmerzbotenstoffen ein, der Wirkbeginn ist deswegen meist nicht schnell genug für den Rettungsdienst. 

Die meisten Nicht-Opioide werden im Rettungsdienst wegen ihrer Nebenwirkungen eingesetzt. 

Ausnahme ist Ketamin, welches zentral über Rezeptoren schnell seine Wirkung freigibt.

Acetylsalicylsäure

ASS gehört zu den ältesten Schmerzmitteln. 

Die Wirkung beruht auf einer Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase, es ist überall auf Zellmembranen zu finden. Dieses Enzym ist notwendig für die Prostaglandinsynthese, weche ein wichtiger Parameter für Entzündungsreaktionen sind. 

ASS vermindert also Entzündungen und dadurch auch das Entzündungszeichen: Schmerz.

 

Prostaglandine sind bei diversen weiteren Stoffwechselprozessen notwendig, somit wirkt ASS schmerzlindern (analgetisch), entzündungshemmend (antiinflammatorisch), fiebersenkend (antipyretisch) und gerinnungshemmend durch eine Thrombozytenaggregationshemmung.

Für den Rettungsdienst ist die Nebenwirkung der Thrombozytenaggregationshemmung wichtig.

Acetylsalicylsäure Indikation

  • Thrombozytenaggregationshemmung
    • z.B.:
      • ACS
  • Analgesie (nicht im RD)
  • Antipyrese (Fiebersenkend)

Acetylsalicylsäure Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit
  • gleichzeitige Therapie mit Marcumar o.ä.
  • akute Magen- oder Darmgeschwüre,
  • geplante Operationen in den nächsten 5 Tagen
  • erhöhte Blutungsneigung,
  • schweres Leberversagen
  • schweres Nierenversagen,
  • Schwangerschaft
  • Kinder unter 12Jahren

Acetylsalicylsäure Dosierung 

  • Thrombozytenaggregationshemmung allgemein: 500 mg i.v.
  • ACS: 300mg i.v.
  • Analgesie 5-10mg / kg KG

Acetylsalicylsäure Nebenwirkung

Häufig:

  • Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen)

gelegentlich:

  • Hautreaktionen

selten:

  • Magen-Darm-Geschwüre
  • Magen-Darm-Blutungen
  • Bronchospasmus
  • Quincke-Ödem (besonders bei Asthmatikern)
  • anaphylaktischer Schock

sehr selten:

  • Reye-Syndrom

Acetylsalicylsäure Wechselwirkungen

  • Verstärkung der Blutungsneigung mit anderen gerinnungshemmenden Stoffen z.B. Ticlopidin, Marcumar, Heparin
  • erhöhtes Risiko von Magenblutungen in Zusammenhang mit Alkohol
  • verstärkende Wirkung von Antidiabetika

Acetylsalicylsäure Wirkeintritt (i.V. und p.O.)

i.V.: 2-3 min

p.O.: 20-30 min

Acetylsalicylsäure Besonderheiten:

Intoxikation

Bei einer Intoxikation mit ASS ist das Hauptmerkmal die Symptomatik einer metabolischen Azidose, der Patient versucht die Azidose respiratorisch durch Kußmaul-Atmung und Hyperventilation zu kompensieren.

Zusätzlich neurologische Symptome:

  • Schwindel
  • Ohrensausen
  • Verwirrung

Die toxische Dosis liegt bei einem Erwachsenen bei etwa 8g/d

 

Intensivstation mit Dialyse/Hämofiltration

Ketamin

Ketamin bewirkt eine dissoziative Anästhesie, in dem es die Großhirnrinde vom Körper pharmakologisch abschirmt.

Patienten werden Schmerzfrei und Bewusstlos, Reflexe und Skelettmuskeltonus bleiben jedoch erhalten (bzw. werden gesteigert). Atmung und Kreislauf sind stabil bis erhöht. Pupillen sind meist geweitet.

Ketamin steigert den Sympathikotonus.

 

Ketamin Indikation

  • Starke Schmerzen
  • Narkose insbesondere bei Trauma und Status asthmaticus

Ketamin Kontraindikation

  • bekannte Unverträglichkeit
  • SHT mit Hypertension
  • KHK
  • ACS
  • Hyperthyreose
  • Eklampsie
  • Psychosen
  • bekanntes Krampfleiden
  • perforierende Augenverletzungen

Ketamin Dosierung

Analgesie und Narkose

Analgesie:

  • Ketamin: 0,25-0,75 mg/kgKG
  • Ketanest-S 0,125-0,25 mg/kgKG

Narkose:

  • Ketamin: 1-2 mg/kgKG
  • Ketanest-S 0,5-1 mg/kgKG

Kann auch i.m. oder intranasal angewendet werden.

Ketanest-S: i.m. 0,25-0,5 mg/kgKG bzw. 2,5-5 mg/kgKG 

Nasal: 0,4 mg/kgKG

Ketamin Nebenwirkungen

Sehr häufig:

  • Albträume
  • Erregungszustände (besonders beim Abklingen)

häufig:

  • RR-Anstieg
  • HF-Anstieg
  • Hypersalivation
  • Bronchodilatation
  • Anstieg des Hirndrucks (ICP)
  • Anstieg des Augeninnendruckes
  • Nystagmus (kurz nach Gabe für einige Sekunden)

gelegentlich:

  • Übelkeit
  • Erbrechen

selten:

  • Krampfanfälle
  • Atemdepression (meist bei zu schneller Gabe oder zu viel Benzodiazepin)
  • Unverträglichkeitsreaktionen

Ketamin Wechselwirkungen

  • Verstärkung der Wirkung von Sympathomimetika
  • Verstärkung der Wirkung anderer Sedativa

Ketamin Wirkeintritt

45 sek. i.v. 

3-5 min i.m.

Ketamin Besonderheiten

Ketamin sollte immer mit Benzodiazepinen kombiniert werden. 

Bei der Einleitung auf Ruhe achten, Laute Geräusche verstärken das Auftreten von Albträumen.

Heparin

Heparin ist ein körpereigener Stoff, der vornehmlich in der Lunge, Leber, Milz und von basophilen Granulozyten gebildet wird.

Es hemmt die Wirkung von Thrombin auf Fibrinogen und die Umwandlung von Prothrombin zu Thrombin. Weiterhin vermindert es die Aggregation von Thrombozyten. Dadurch verhindert Heparin die Thrombenbildung an meheren Stellen. 

Es wird Antithrombin III für eine effektive Wirkung benötigt.

Heparin 

Indikation

  • Akuter Herzinfarkt
  • ergänzende Therapie bei diversen Fibrinolytika

Heparin

Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit
  • HIT-Syndrom
  • akute Blutung

 

HIT-Syndrom: heparininduziert Thrombozytopenie
Es gibt zwei Formen: HIT-I und HIT-II

HIT-I: Verstärkte Thrombozytenaggregation mit Abfall der Thrombozytenzahl nach einigen Stunden bis Tagen nach Therapiebeginn; klinisch wenig Bedeutung

HIT-II: Durch Antikörperbildung gegen den Komplex von Heparin und Thrombozyt kommt es zu einer starken Reduzierung der Thrombozytenzahl mit Thrombenbildung (White-Clot-Syndrom). Klinisch kommt es zu Embolien (arteriell und venös), bei schweren Fällen auch mit Organversagen und Tod. 
Das Syndrom entsteht klassischerweise 5-10 Tage nach Therapiebeginn. Wird einem Patienten der bekanntermaßen ein HIT-II-Syndrom hat erneut Heparin verabreicht, kann es innerhalb weniger Stunden zu komplikationen kommen.

Heparin Dosierung

meistens 5000 IE i.v.

Heparin Nebenwirkungen

sehr häufig:

  • Hämatombildung an Einstichstelle (bei s.c.-Gabe) 
  • Entwicklung eines HIT-I

häufig:

  • Entwicklung eines HIT-II

gelegentlich:

  • Anstieg der Leberwerte

selten:

  • Haarausfall,
  • Hautnekrosen, 
  • Hautreaktionen
  • Bronchospasmus
  • Gliederschmerzen
  • Hyperkaliämie

Heparin Wechselwirkung

Verstärkung der Wirkung von anderen Gerinnungshemmern

Heparin Wirkeintritt

Sofort

Heparin Besonderheiten

Während bei einem Herzinfarkt auf die Gabe von Acetylsalicylsäure bei gleichzeitiger Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten verzichtet werden muss, sollte Heparin in dieser Situation gegeben werden.

Sollte der Verdacht auf ein HIT-Syndrom bestehen, kein Heparin verabreichen.

Urapidil

Urapidil ist ein \(\alpha_1\)-Antagonist in der Peripherie.Zusätzlich senkt es über die Aktivierung zentraler Serotoninrezeptoren (5HT1A) den Sympathikotonus.
So wirkt es blutdrucksenkend, ohne eine relevante Reflextachykardie zu verursachen.

Urapidil Indikation

Hypertonus

Urapidil Kontraindikationen

  • bekannte Unverträglichkeit
  • Aortenistmusstenose
  • arteriovernöser Shunt

Urapidil Dosierung

0,1-0,5 mg/kgKG langsam

Empfehlung: 5mg i.v. nach 5 min wieder, bis Maximaldosis

Urapidil Nebenwirkungen

sehr häufig:

  • Hypotonie

häufig

  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen

gelegentlich:

  • Herzklopfen
  • Herzfrequenzänderungen
  • Atemnot
  • Erbrechen
  • Müdigkeit
  • Schweißausbruch

selten:

  • Priapismus
  • allergische Hautreaktionen

sehr selten:

  • Unruhe
  • Thrombozytopenie

Urapidil Wechselwirkungen

Wirkverstärkung mit anderen Antihypertensiva

Urapidil Wirkeintritt

Wirkeintritt 1-3 min

Urapidil Besonderheiten

Für das initiale Absenken werden bei Erwachsenen idr. 10-30mg benötigt. Für die anschließende Erhaltung des Blutdrucks deutlich wenigere Mengen.

Ziel RR: Eine Senkung um maximal 25%, Apoplex sollte nur moderat gesenkt werden Zielwert hier: 180/100 mmHg

Midazolam

Midazolam gehört zu der Gruppe der Benzodiazepine und entfaltet seine Wirkung nach dem selben Prinzip wie Diazepam durch Bindung an den GABA-Rezeptor. In der Folge verbessert sich die Verbindung von  GABA und Rezeptor, wodurch die hemmenden Einflüsse von GABA steigen. 

Midazolam hat nur eine HWZ von zwei Stunden. Beim Abbau entstehen keine aktiven Metabolite wie beim Diazepam. 

Es lässt sich wesentlich besser steuern als andere Benzodiazepine.

Diazepam beugt zwar länger einem Krampfanfall vor, der Patient ist aber bei Midazolam hingegen schneller wieder orientiert und kann neurologisch untersucht werden.

Midazolam Indikation

  • Sedierung
  • Anxiolyse
  • Antikonvulsion
  • Narkose

Midazolam Kontraindikation

  • bekannte Unverträglichkeit
  • Myasthenia gravis
  • Vergiftung mit zentral dämpfenden Substanzen
  • schwere Leberfunktionsstörung
  • schwere Nierenfunktionsstörung

Midazolam Dosierung

0,05-0,1 mg/kgKG

Zur Analgesie: 1mg i.v. 

Krampfanfall: 5mg i.v.

Krampfanfall 10 mg nasal

 

Midazolam Nebenwirkungen

häufig:

  • Atemdepression

gelegentlich:

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • paradoxe Reaktion

selten:

  • Herz-Kreislauf-Stillstand