B4 Menschen im fortgeschrittenen Alter pflegen PFH20

Physiologie des Alterns, Sturzprophylaxe, Herzinsuffizienz

Physiologie des Alterns, Sturzprophylaxe, Herzinsuffizienz


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Langue Deutsch
Catégorie Médecine
Niveau Université
Crée / Actualisé 18.02.2021 / 05.06.2025
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Warum altert der Mensch? (Physiologische Erklärung)

>Unterschiedliche Theorien erklären die pyhsiologischen Vorgänge beim Altern (nicht abschliessend):

  • Freien Radikale: Entstehen durch fehlerhafte Zellatmung, UV- und Röntgenstrahlung, Tabakkonsum, etc. Werden neutralisiert durch körpereigene Schutzenzyme (Katalse) und Antioxidantien (z.B. Vit C oder Betacarotin). Zunehmende Ansammlung von freien Radikalen mit zunehmendem Alter > schädliche Veränderung von Proteinen (>Enzymfunktion), Lipiden (>Membranfluidität) und DNA (>Zellteilung). 
  • Genetischen Instabilität: "DNA-Korrektur-Enzyme" verlieren ihre Funktion zunehmend > Häufung von fehlerhafter DNA und mRNA insb. in mitochondrialer DNA (mtDNA).
  • Telomerverkürzung: Telomerasen verlieren ihre Funktion und die Telomere werden immer kürzer. Irgendwann gehen dann codierte Bereiche verloren und die Zelle verliert ihre Funktion.

Auswirkung auf den Körper: Stoffwechsel- und Zellteilungsprozesse zunehmend gestört. Organfunktionen nehmen ab und Organregenerationsfähigkeit ist stark vermindert.

Was sind typische physiologische Veränderungen im Alter?

Abnahme der Sinnesfunktionen:

Auge:
Verzögerte Scharfstellung, verminderte Kontrast- und Farbwahrnehmung, Gesichtsfeldeinengung, stark Verzögerte Adaptation des Lichteinfalls (bis zu 30 min >>> STURZGEFAHR!!!). Häufige Erkrankungen: Altersweitsichtigkeit (=Presbyopie, Elastizitätsverlust der Linse), Grauer Star (Katarakt, Trübung der Linse durch UV-Strahlung oder Diabetes), Grüner Star (Glaukom, Schädigung des Sehnervs durch erhöhten Auginnendruck od. schlechte Durchblutung).

Ohr:
Degeneration der Haarzellen im Innenohr. > Schwerhörigkeit. (Tip: Anstatt laut, langsam und deutlich sprechen).

Blut:
Haematopoese im Knochenmark eingeschränkt >>> verschlechterte Funktion des Immunsystems (weniger Leukozyten)

Gehirn:
Bildung von senilen Plaques und Taufibrillen (abgestorbene Nervenzellen) >>>Alzheimerdemenz
Demyelinisierung der Axone > Abnahme der Nervenleitgeschwindigkeit
Weniger Synaptische Verbindungen, weniger Neurotransmitter
WICHTIG: Neue Neuronale Verknüpfungen können immer noch gebildet werden!

Was sind typische kognitive Veränderungen im Alter?

Abnahme der Gedächtnisleistung:

  • Längere Refraktärzeit im Ultrakurzzeitgedächtnis >>> Mustererkennung dauert länger >>> den Reiz/die Information etwas länger anbieten, damit er/sie aufgenommen werden kann
  • Geringere Speicherkapazität im Kurzzeitgedächtnis >>> kleine Einheiten von Informationen/Lerninhalt anbieten
  • Veränderte Proteinsynthese >>> Überführung von Information aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis ist erschwert

> Fluide Intelligenz verringert (Problemlöseverhalten, schnelle Auffassungsgabe, Flexibilität des Denkens etc.)

> Kristalline Intelligenz unverändert (Allgemeinwissen, Geschichtswissen, Erfahrungswissen, Sprachen, ...)

Wie lautet die Definition der Krankheit Herzinsuffizienz?

Die Herzleistung ist erniedrigt, mit der Folge, dass der Organismus nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.

Keine primäre Erkrankung, sondern immer die Folge einer anderen Krankheit.

Linksherzinsuffizienz + Rechtsherzinsuffizienz = Globalinsuffizienz

Was sind die Ursachen der Herzinsuffizienz?

Koronare Herzerkrankungen
Arterielle Hypertonie (zusammen ca. 80%)

Kardiomyopathien
Myokarditis
Myokardinfarkt
Perikarderkrankungen
Herzrhythmusstörungen
Toxische Herzmuskelstörungen

Links-spezifisch:
Erkrankungen/angeborener Fehler der Aorten- oder Mitralklappe

Rechts-spezifisch:
Folge der Linksherzinsuffizienz
Lungenembolie
Chron. Lungenerkrankungen
Erkrankungen/angeborener Fehler der Pulmonal- oder Trikuspidalklappe
Vorhof- oder Kammerseptum-Defekt

Was sind die Risikofaktoren für eine Herzinsuffizienz?

Bluthochdruck
Diabetes mellitus (>Gefässablagerungen)
Koronare Herzkrankheiten (KHK)
Adipositas
Rauchen, übermässiger Alkoholkonsum
Disposition für Kardiomyopathien
Gewisse Krebstherapeutika

Beschreibe die Pathophysiologie der Herzinsuffizienz.

(Stichworte: Blutstau, Nykturie, Kompensiert/Dekompensiert, akut/chronisch)

Das Blut wird im Körperkreislauf (Rechtsherzi.) gestaut bzw. im Lungenkreislauf (Linksherzi.).

Durch den erhöhten hydrostatischen Druck kommt es zu Ödemen (v.a. in den Beinen oder in der Lunge).
Durch die verminderte Zirkulation kommt es zu einer Minderversorgung der Organe mit Sauerstoff.

Nykturie: Bessere Durchblutung der Nieren (vertikale Lage und Ruhephase) > erhöhter Filtrationsdruck.

Kompensation: Der Körper kann physiologische Anpassungen vornehmen, damit die Blutzirkulation verbessert wird:  Sympathikusaktivierung + RAA-System. Achtung auf Dauer negative Auswirkungen, da die Nachlast steigt > Herzhypertrophie und Kontraktionskraftverlust > Grösseres Risiko einer dekompensierten Herzinsuffizienz (= Sauerstoffbedarf ist grösser als die aktuelle Versorgungsleistung)

Akute Herzinsuffizienz: abruptes Erscheinen von ausgeprägten Symptomen bspw. durch Herzinfarkt

Chronische Herzinsuffizienz: langsame zunahme der Symptome

Definiere die beiden Begriffe Vorlast und Nachlast im Zusammenhang mit der Herzinsuffizienz.

Vorlast: Enddiastolischer Druck in den Ventrikeln. > Steigt parallel zum Druck im venösen System

Nachlast: Diastolischer Druck in der Aorta > Steigt parallel zum Druck im arteriellen System

Beschreibe die Symptome einer Herzinsuffizienz.

Linksspezifisch:

Zyanose an Lippen und Fingern
Atemhilfsmuskulatur benutzt
Schwäche/Ermüdbarkeit
Ruhe- oder Belastungsapnoe
Rasselgeräusche aus der Lunge > interstitielles oder alveoläres Lungenödem

Rechtsspezifisch:

Halsvenen gestaut
Trägheit
Aszites (Bauchwassersucht)
Beinödeme
Leberschwellung

Allgemein:

Verminderte Leistungsfähigkeit
Häufiges Wasserlassen, Nykturie
Tachykardie
Herzrhythmusstörungen
Herzhypertrophie
Pleura- oder Perykarderguss

Beschreibe die Therapie einer Herzinsuffizienz.

1) Behandlung von Risikofaktoren (Diabetes-Einstellung, Verzicht auf Alkohol/Tabak)

2) Lebensstiländerung (Training, Ernährung, …)

3) Ursachenbeseitigung / invasive Therapie

Bypass- oder Herzklappenfehler-Op
Pleurapunktion
Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Implantierbarer Kardioverter-Defibrilator (ICD)
In Kombo (CRT-ICD-System)
Herztransplantation

4) Medikamentöse Therapie

ACE-Hemmer > Verhindern Vasokonstriktion, senken arteriellen Blutdruck, senken Nachlast
Nitrate > Venen-Dilatation, senken Vorlast
Betablocker > Sympathikus gehemmt, Bessere Durchblutung der Koronararterien während der verlängerten Diastole
Diuretika > ausschwemmen der Ödeme
Sinusknotenhemmer > erhöhte Herzfrequenz normalisieren
Digitalisglykoside (selten) > bei Tachyarrhythmie (z.B. Tachyk. + Vorhofflimmern)

Auf welche Arten kann eine Herzinsuffizienz diagnostiziert werden?

Anamnese

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NY-HA Einteilung: 
1) Keine körperlichen Symptome in Ruhe oder bei alltäglicher Belastung,
2) Leichte Einschränkungen bei mittelstarken Anstrengungen (Atemnot bei Treppensteigen)
3) Einschränkungen bei leichter Belastung
4) Starke Einschränkungen, Orthopnoe)

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EKG
Echokardiografie (Ultraschall, bildgebend > Grösse & Funktion der Ventrikel, Klappenfunktion)
Blutbild (Kreatinin, Elektrolyte, Ferritin, BNP (?), etc.)
Thorax-Röntgen

Je nach Ursache:
Belastungstests
MRI (>z.B. bei Kardiomyopathie)
Koronarangiografie (Röntgen mit Kontrastmittel)

Wie ist die Pflege eines Patienten mit Herzinsuffizienz zu gestalten?

Pflege bei Dyspnoe

Pflege bei Zyanose 

Unterstützung bei Sekretabsonderung

Patientenbeobachtung: Vitalzeichen, Flüssigkeitsbilanz (oft beschränkt!, Eiswürfel um Durst zu lindern), Gewicht (>Wassereinlagerungen!), Haut

Herzbettlagerung (Oberkörper hoch, Beine tief > senkt Vorlast)

 

Ernährung: Häufigere, kleine, proteinreiche, leichtverdauliche und fettarme Mahlzeiten,

Obstipationsprophylaxe

Behandlung von UAW:

Diuretika > Entwässerung, Kaliumverlust (>Herzrhythmusstörungen), Blutdruckabfall, erhöhte Thromboseneigung

ACE-Hemmer und Nitrate > Hypotonie, trockener Husten

Betablocker > Bradykardie, Hypotonie, Asthma, Diabetessymptome verstärkt

Nitrate > Pflaster oder sublinguale Sprays > nur in Notsituationen, nicht überdosieren > Gefahr von Hirnschlag (?)

Digoxyn: sehr schmale therapeutische Breite > nierengängig, Anreicherung bspw. bei verminderter Flüssigkeitsaufnahme > halluzinogen bei Überdosierung

Psychische Unterstützung, Beratungsgespräche

 

Was kann zur Prävention von Herzinsuffizienz getan werden?

Aufgabe des Rauchens

Behandlung von Ursachen

Vermeidung von Risikofaktoren (z.B. Reduktion Übergewicht/Untergewicht, mässiger Alkoholkonsum, salzarme Kost und gleichmässige, limitierte Wasserzufuhr über den Tag > 

Ausdauertraining, Bewegung

"Herztagebuch" führen

Gewicht täglich messen > eigenständige Anpassung von Trinkmenge und Medi-Dosierung nach Schulung

Kälte meiden (> Vasokonstriktion: Erhöhte Nachlast)

Was ist die Ursache einer koronaren Herzkrankheit?

Wie kann die Ursache behoben werden?

Arteriosklerotische Plaques führen zu einer Verengung der Herzkranzgefässe (=Stenosen).

Hauptstammstenose > Verstopfung des li. Oder re. Coronargefässes (Achtung: keine Kollateralverbindungen) > Gebiet hinter der Stenose stirbt ab und es entwickelt sich Narbengewebe.

Behandlung von Koronarstenosen:

Aufdrücken mit Ballonkatheter oder dauerhaft mittels Stent.

Was ist der Unterschied zwischen Osmolartität und Osmolalität?

OsmolaRität = Anzahl gelöster osmotisch aktiver Moleküle / Liter > (m)osmol/L

OsmolaLität = Anzahl gelöster osmotisch aktiver Moleküle / KG > (m)osmol/KG

Rechenbeispiel: 

Eine 1 molare Glucose-Lösung hat eine Osmolarität von 1 osmol/L

Eine 1 molare NaCl-Lösung hat eine Osmolariät von 2 osmol/L (die Ionen dissoziieren!)

Was ist der Unterschied zwischen zwei isotonischen resp. zwei isosomolaren Lösungen?

Isotonische Lösungen haben den selben osmotischen Druck.

Isoosmolare Lösungen haben die gleiche Anzahl osmotisch aktiver Teilchen (Moleküle)

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Nur für Chemie-Nerds ;-): Toniziät = Osmolarität * Reflexionskoeffizient σ 

σ = 1: Teilchen ist nicht membrangängig, σ = 0: Teilchen ist gleich membrangängig wie Wasser

Was ist der Unterschied zwischen einer kolloidalen und einer kristalloiden Infusion?

Nenne einige Beispiele.

Kolloidale Infusion: Enthält Makromoleküle, welche den Intravasalraum nicht verlassen können > Volumenersatz

Beispiele: Voluven (Hydroxyethylstärke), Gelafundin (Gelatine)

Kristalloide Infusion: Enthält Elektrolyte, Glucose o.Ä., keine Makromoleküle > 80% des Volumens gelangt ins Gewebe

Beispiel: NaCl 0.9%, Glucose 5%, Ringer-Lactate (alle drei isoton)

Nenne Einflussfaktoren, die zu einem Sturz führen können.

Intrinsisch:

  • Alter ü70
  • Bewegungsapparat eingeschränkt (Multiple Sklerose, Parkinson, Amputationen, Arthrose, …)
  • Reaktionsfähigkeit vermindert
  • Sinnestrübungen (insb. Sehen, Vestibulärsinn und Propriozeption)
  • Angst, Depression
  • Kognitive Einschränkungen (bei Demenz zus. Bewegungsdrang)
  • Halluzinationen
  • Herzinsuffizienz
  • Hypotonie, Schwindel
  • Inkontinenz, Nykturie
  • Multimorbidität

Extrinsisch:

  • Medikamente (UAW, Polypharmazie (>4), Psychotrophe Medikamente, Antihypertensiva)
  • Umgebung (ungewohnt, Stolperfallen, schlechte Beleuchtung, hohe Betten, Treppen)
  • Freiheitsbeschränkende Massnahmen
  • Therapie (z.B. Infusionsständer)

Situativ:

  • Aufstehen, sich drehen
  • Mobilisation, Transfer
  • (Nächtlicher) Toilettengang
  • Dusche, Baden
  • Haushalten

Nenne Präventionsmassnahmen gegen einen Sturz.

  • Anamnese > Sturzassessment > Pflegediagnose Sturzgefahr
  • Krafttraining, Gleichgewichtsübungen, Aktivierungsübungen
  • Vitamin D und Kalzium Supplemente
  • Überprüfung der Medikation
  • Kontinenztraining
  • Inneneinrichtung optimieren
    • Stühle platzieren > Ausruhmöglichkeit
    • Handläufe frei lassen
    • Beleuchtung, Nachtlicht
    • Betten tief stellen, Bodenmatratze > Vierfüsserstand > Aufstehen (Kinästhetik)
    • Toilettenstützrahmen
    • Antirutschteppich in Dusche/Bad
    • Bettenposition > 2-3 m gerade Strecke nach Aufstehen (Anlaufen)
  • Geschulte Anwendung von Hilfsgeräten
  • Brille & Hörgerät überprüfen
  • Gutes Schuhwerk, Antirutschsocken
  • Fusspflege
  • Notrufsystem
  • Protektoren
  • Realitäts-Orientierungs-Training (ROT) >Piktogramme, Bilder, Farbmarkierungen, etc.

Nenne Beispiele für gängige Sturzassessment-Tools.

Einfache Assessments

  • Get up and go > max. 10 sec für aufstehen, 3 m laufen umkehren und absitzen
  • Walk and talk > kann Pat. Simultan laufen und sprechen?

Multifaktorielle Assessments:

  • Morse Sturzrisiko-Skala
  • Stratify fall risk assessment (Testet: Moby (Barthel Subskala), Kognition/Agitation, Toilettendrang, Sehbehinderung, kürzlicher Sturz?, Medi)

Welche Massnahmen müssen nach jedem Sturz getroffen werden?

  • Untersuchung auf Hämatome, Frakturen, Platzwunden, etc.
  • Vitalzeichen prüfen
  • Sturzprotokoll (SPLATT > Symptoms, Previous Falls, Location, Activity, Time, Trauma)
  • Info an Arzt > ggf. Untersuchung auf Schädelhirntrauma

a) Beschreibe das Post Fall Syndrom

b) Welche Massnahmen helfen dagegen?

a) Sturz > Verletzung > Angst > weniger Bewegung > weniger Muskelkraft/weniger Koordination > Verkrampfen beim Gehen > fehlende Elastizität > höhere Sturzgefahr > erneuter Sturz

b) Angstlindernde Massnahmen:

  • Musik, Malen, Snoezelen,
  • einfache Bewegungsmuster (z.B. Transfer von Bett auf Nachtstuhl) einüben zu zweit
  • Geräte zur Verfügung stellen
  • Beratung > interdisziplinärer Ansatz (Physiotherapie, Pflege, Ärzte, ggf. Seelsorger, etc.)