Essstörungen

Seminar Universität Bern HS20

Seminar Universität Bern HS20


Kartei Details

Karten 39
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 12.12.2020 / 14.12.2020
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Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen

Kinder: 15% übergewichtig (5% adipös)
Oberstufe: 26% übergewichtig

Heutige Klassifikationssysteme sind...

  • kriteriumsorientiert
  • operationalisier
  • deskriptiv
  • atheoretisch

Eigenschaften DSM

  • Differenzierte Beschreibung psychischer Störungen, genaue Operationalisierung
  • Keine Nummerierung, aber jede Diagnose ICD-Code zuweisbar
  • Wissenschaftsnähe: In Forschung fast verpflichtend, enthält auch Forschungsdiagnosen

Eigenschaften ICD

  • Interpretationsspielraum, Vorteil für internationalen Einsatz
  • Für jede Störung einen Code (dient als Abrechnungsinstrument für Ärzte)

Fressattacken werden häufig ausgelöst durch

Diätbedingten Hunger, Zwischenmenschliche Belastung, durch Figur oder Nahrung ausgelöste Gef¨ühle, Dysphorie

Selbstbeurteilungsfragebögen

  • Fragebogen zur Figurzufriedenheit
  • Dutch eating behaviour Questionnaire
  • Fragebogen zum Essverhalten
  • Eating Disorder Inventory

strukturierte Interviews

  • Eating Disorder Examination
  • strukturierte Interview für AN und BN

Mortalitätsrate pro Jahr AN

0,56%

Risikofaktoren für die Entwicklung einer AN

Alter, Geschlecht, Frühgeburt, negatives Körperbild

Ungünstige Prädiktoren AN

längere Krankheitsdauer vor Behandlungsbeginn, geringeres Aufnahmegewicht, geringeres Entlassungsgewicht, Alkoholabhängigkeit
+ Komorbitäten, mehrer Suizidversuche, extreme Störung des Körperbildes

Günstige Prädiktoren AN

Transparenz während der Therapie, gute therapeutische Beziehung, Qualität der sozialen Kontakte, früher Beginn der Störung, kurzfristige Dauer der Symptome vor erstmaliger Therapie

Störungsspezifische Risikofaktoren BN

  • eigenes Übergewicht
  • Übergewicht der Eltern
  • kritische Bemerkungen der Familie über das Gewicht

Variabel: Gewichtssorgen, Diätverhalten, negatives Körperbild

Störungsunspezifische Risikofaktoren BN

  • früher Beginn der Pubertät
  • weibliche Geschlecht
  • frühe psychiatrische Komorbitäten
  • sexueller Missbrauch
  • niedriges Selbstwertgefühl

Variabel: Flucht- und vermeidende Bewältigungsverhalten, wahrgenommene geringe soziale Unterstützung, hohe Neurotizitismuswerte

Binge Eating Verhaltensweisen

  • Schnelleres essen als normal
  • essen bis zum unangenehmen Völlegefühl
  • essen grosser Mengen, ohne hungrig zu sein
  • Alleine essen aufgrund von Scham
  • Gefühle von Ekel, Trauer oder Schuld nach dem Essen

zwei Gruppen von BES Patienten 

  1. Diet First Gruppe: vor der ersten Attacke eine Diät, im durchschnitt mit 26 Jahren
  2. Binge First Gruppe: Essattacke vor einer Diät, ab 12 Jahren

Instrumente zur Erfassung von BES

  • strukturiertes Interview EDE (BES)
  • Selbstbeobachtung der Nahrungsaufnahme

Therapie BES

Psychotherapie und strukturierte Selbsthilfe haben den grössten Effekt. Die Cognitive behavioural psychotherapy (CBT) fällt besonders positiv auf.
Pharmakotherapie: Antikonvulsium "Topiramate" kann helfen, jedoch nicht als alleinige Therapie

Schäden im Lateralen Hypothalamus

kein Hungergefühl

Schäden im Ventromedialen Hypothalamus

kein Sättigungsgefühl

4 Unterkategorien prädisponierender Faktoren (multifaktorielles Modell)

  1. Biologische Faktoren
  2. Soziostrukturelle Faktoren
  3. Familiäre Faktoren
  4. Individuelle Faktoren

-> zeitlich stabile Faktoren

Carbonhydrate-craving-Theorie

Serotonin-Mangel als Auslöser für Essanfälle

Individuelle Faktoren die eine Essstörung begünstigen

  • Impulsivität (State Merkmal)
  • Perfektionismus (selbst oder sozial orientiert)
  • kognitive Defizite
  • niedriger Selbstwert

Aufrechterhaltende Faktoren

  • gezügeltes Essverhalten
  • stress und coping
  • dysfunktionale kognitive Prozesse

-> wirken verstärkend auf prädisponierende Faktoren (Teufelskreis)

kognitiv-verhaltenstherapeutisches Modell

Orientiert sich an den aufrechterhaltenden Faktoren. Im Zentrum steht ein längerdauerndes Diätverhalten. Durch Nahrungsmittelrestriktionene und Gewichtsverlust können negative Gefühle kompensiert werden.

Angststörungen

Zwangsstörung und soziale Phobie gehen einer Essstörung oft voraus. PTBS und Panikstörung entwicklen sich hingegen eher im Verlauf der Essstörung

Cluster A

  • sonderbar, exzentrisch
  • paranoide und schizoide PS

Cluster B

  • dramatisch, emotional, launisch
  • Borderline und narzisstische PS

Cluster C

  • ängstlich, furchtsam
  • ängstlich-vermeidende und zwanghafte PS

Pharmakotherapie bei AN

wenig Wirksam, besonders durch vermehrte somatische Nebenwirkungen aufgrund des Untergewichts (und Purging). Linderung von Zwanghaftem Denken und Hyperaktivität durch das Neuroleptika Olanzapin

Kognitive Verhaltenstherapie

versucht dysfunktionale Kognitionen (Katastrophisierung, emotionales Denken, positive Entwertung) zu verändern.

dysfunktionale Denkmuster verändern

Kognitionen müssen mit Gefühlen, körperliche Empfindungen und Verhalten verknüpft werden

ABC-Format

A = Interne und Externe Ereignisse
B = Überzeugungen (Gedanken)
C = Konsequenzen

übergeordnete Behandlungsziele KVT

  • kurzfristige Veränderung des Ernährungsverhalten
  • langfristige Behandlung der zugrunde liegenden Problembereiche (Modifikation dysf. Kognitionen, Konflikt- und Problemlösungskompetenzen, Verbesserung des negativen Körperbildes und Stabilisierung)

Strategien zur Erfassung und Steigerung der Therapiemotivation 

individuelle Befürchtungen, prämorbides Gewicht, körperliche und psychische Folgeerscheinungen festhalten, Psychoedukation, Bedeutsamkeit von Figur und Gewicht

Essregeln

Verteilung des Essens auf Hauptmahlzeiten und Snacks, Zeitnehmen beim Essen, fester Essplatz, Tisch decken und hinsetzen, nur Essen ohne andere Aktivitäten, planen was gegessen wird, Aktivität nach dem Essen, keine Vorratseinkäufe

Kriterien für stationäre Behandlung

Verlust von mehr als 30% des Ausgangsgewicht, BMI kleiner als 14, ausgeprägte somatische Folgeerscheinungen und schwerwiegende Begleiterscheinungen

Vereinbarung für einen Versuch einer ambulantn Therapie

Mitbehandlung durch einen Facharzt, Aufgabe dees restriktiven Essens, BMI 20 als Zielgewicht, kontinuierliche Gewichtszunahme von mind. 500g/Woche und Abbruch der Therapie bei weiterer Gewichtsabnahme

Andere Therapieformen

  • interpersonelle Psychotherapie → Modifikation von Beziehungsmustern
  • dialektisch-behavioraler Ansatz → Skilltraining zur Spannungs und Emotionsregulation
  • systemische Ansätze → System (Familie etc.) muss verändert werden
  • psychodynamische Verfahren z.B. Cognitive Analytic Therapy → Selbstwirksamkeit verbessern
  • Familientherapie (für jüngere AN)
  • Selbsthilfeprogramme (BN)
  • Pharmakotherapie

4 Komponente des Körperbildes

  1. Kognitiv → dysf. körperbezogenen Grundannahmen
  2. Affektiv → Gefühle die sich auf den Körper beziehen
  3. Perzeptiv → Überschätzung der eigenen Körperdimension
  4. Behavioral → Vermeidungsverhalten und Kontrollstrategien