HF 18 Block 09 Rheumatologie

Lernkartei zur Rheumatologie

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Langue Deutsch
Catégorie Soins
Niveau Collège
Crée / Actualisé 14.06.2020 / 02.09.2024
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Was ist die Definition für Krankheiten des rheumatischen Formenkreises ?

Schmerzhafte und funktionseinschränkende Erkrankungen des muskulo-skelettalen Systems (Stütz- und Bewegungsapparat), welche meist auf entzündliche oder degenerative Prozesse zurückzuführen sind. 

Wie wird Rheuma diagnostiziert?

Schmerzanamnese (Leitsymptom)  

  • Lokalisation (wo genau schmerz es?) (Leitsymptom)
  • Charakter (dumpf, brennend, stechend)
  • Tageszeit, Entwicklung, Dauer, Intensität
  • Provokation (z.B. Bewegung, Belastung....)
  • Linderung (z.B. Kälte, Wärme...) 

Begleitumstände

  • Infekte
  • Fieber
  • Zeckenstich
  • Trauma
  • Belastung
  • Beruf

Allgemeinsymptome

  • Müdigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Schwächegefühl
  • Temperaturerhöhung / Fieber

Hautveränderungen

  • Rötungen
  • Abblassung
  • Schuppung
  • Lokalisation

Sehstörungen, Augenerkrankungen

Familienanamnese (genetische Komponente) 

Worauf wird beim körperlichen Untersuch des Patienten mit Verdacht auf Rheuma geachtet?

Inspektion

  • Körperhaltung
  • Deformationen
  • Fehlstellungen
  • Schwellungen / Rötungen
  • Haut- / Schleimhautveränderungen
  • Muskelschwund (Atrophie)

Palpation

  • Schwellungen (weich, derb-elastisch, hart)
  • Gelenkserguss
  • Druckschmerz (Lokalisation)

Gelenkfunktion

  • Bewegungsausmass (aktiv, passiv)
  • Faustschluss
  • Nacken
  • Schürzengriff
  • Kraft 

Welche Bildgebenden Verfahren werden zur Diagnose von Rheuma eingesetzt?

Konventionelles Röntgen

  • Knochenbeteiligung
  • Gelenkspaltverschmälerung

Arthrosonografie (Ultraschall)

  • periartikuläre Weichteilschwellung
  • Gelenkerguss

Magnetresonanztomografie (MRI)

  • Weichteilentzündungen
  • Gelenkknorpel-Schäden
  • Knochenmarksödem

Positronen-Emissions-Tomografie (PET)

  • Darstellung von Entzündungsherden

Was wird im Labor bei der Diagnostik von Rheuma untersucht?

Entzündungsparameter (Blut)

  • CRP (C-reaktives Protein)
  • BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
  • Leukozyten (Differentialblutbild)
  • Autoantikörper (Rheumafaktor)
  • genetische Marker (erbliche Erkrankungen)

Gelenkspunktion (Synovia)

  • Leukozyten
  • Kristalle (Gicht)
  • Bakterien

Histologie (Biopsie)

  • Synovialis
  • Knorpel
  • Knochen
  • Organbeteiligung

Was ist der Unterschied zwischen Arthritis und Arthrose?

Arthrose: degenerativer Gelenkschaden (Abnutzung)

Arthritis: Gelenkentzündung (infektiös - autoimmun; primär - sekundär)

  • Monarthritis: 1 Gelenk
  • Oligarthritis: 2 – 4 Gelenke
  • Polyarthritis: > 4 Gelenke 

Was ist eine Synovalitis?

Entzündung der Innenschicht der Gelenkkapsel (Membrana synovialis, Synovialis) 

Was ist die Definition von rheumatoider Arthritis?

Chronisch-entzündliche Gelenkserkrankung mit fortschreitender Zerstörung der betroffenen Gelenke, ausgehend von einer Synovialitis. Fakultative Mitbeteiligung innerer Organe. Es kann ein Gelenk (Monoarthritis), wenige (Oligoarthritis) oder viele (Polyarthritis) betreffen und akut, chronisch-progrient oder in Schüben verlaufen.

Frauen sind weitaus häufiger von rheumatoider Arthritis betroffen als Männer (70-80% der Betroffenen sind Frauen)

Was ist die Ursache von rheumatoider Arthritis?

Die eigentliche Ursache resp. der Auslöser ist unklar. Gewisser HLA-Konstellationen sind typisch für bestimmte Rheumatische Erkrankungen.

Was sind die mutmasslichen Auslöser der rheumatoiden Arthtritis?

Mutmassliche Auslöser bei gen. Prädisposition

  • Infektionen (EBV, bakterielle Infekte?) 
  • Rauchen 

Wie Entsteht eine rheumatoide Arthritis? Was ist der Vorgang im Gelenk?

  1. Invasion autoreaktiver T- und B-Lymphozyten (spezifische zelluläre Abwehr) in die Synovialis (Synovialitis)
  2. Bildung von Autoantikörpern (sog. Rheumafaktoren, Anti-CCP-Ak (spezifische humorale Abwehr))
  3. Freisetzung von Immun-Zytokinen (insb. Tumor-Nekrose-Faktor = TNF-α)
  4. Aktivierung des Komplementsystems (unspezifische humorale Abwehr)
  5. Einwanderung von Granulozyten in die Synovialis und Synovia (unspezifische zelluläre Abwehr)
  6. Zerstörung des Knorpels durch freigesetzte Enzyme (Kollagenasen, Elastasen) aus Immunzellen
  7. Umwandlung der Synovialis in einen Pannus (weitere Zerstörung Knorpel + Knochen) 

Wie verläuft eine Rheumatoide Arthritis?

1. Unspezifische Allgemeinsymptome (Ausdruck einer Systemreaktion)

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Schwitzen (Nachtschweiss)
  • Subfebrile Temperaturerhöhung

2. Arthralgien mit anfangs typischer Morgensteifigkeit, v.a. Finger und Füsse

3. Später zunehmende Bewegungsschmerzen in Händen und Füssen

4. Druckschmerzen und (elastische) Schwellung Fingen- und Zehengelenke 

5. Zunehmende Zerstörung der kleinen Hand- und Fussgelenke, inkl. Knochen und Sehnenstrukturen typische Fehlstellungen:

  • Ulnardeviation
  • Schwanenhalsdeformität
  • Knopflochdeformität
  • Hammerzeh
  • Krallenzeh

6. Beteiligung des subkutanen Bindegewebes (Entzündung) und Ausbildung von Rheumaknoten in periartikulären Strukturen (Sehnen, Sehnenscheiden, subkutanes Bindegewebe)

7. Im Verlauf auch Befall von weiteren (grossen) Gelenken, v.a.:

  • Kniegelenk
  • Sprunggelenk
  • Hüftgelenk
  • Ellbogengelenk
  • Schultergelenk
  • Halswirbelsäule (v.a. zwischen Atlas und Dens axis) 
  • Praktisch nie: Facettengelenke der Wirbelsäule

8. Relativ selten Mitbeteiligung innerer Organe (sterile Entzündungen). Bei Befall innerer Organe: schlechte Prognose! Rheumaknoten können auch in den Organen auftreten (systemische Bindegewebserkrankung) => Funktionsstörungen! 

Was sind die Therapieziele bei rheumatoider Arthritis?

  • Es gibt keine keine Heilung (kausale Therapie)
  • Der Verlauf ist gerade in den ersten Jahren besonders aggressiv, daher so früh wie möglich symptomatische Therapie.
  • Stoppen des Entzündungsprozesses
  • Unterdrückung weiterer Entzündungsschübe
  • Vollständige Remission wird angestrebt (oder zumindest niedrige Krankheitsaktivität)
  • Vermeidung der Gelenkszerstörung durch den Einsatz von verschiedenen (immunsuppressiver) Medikamenten (DMARD‘s = disease modifying antirheumatic drugs) 

Welche Medikamente und Therapien werden bei rheumatoider Arthritis angewendet?

1. Initialtherapie

  • Methotrexat
  • Prednisolon

2. Bei starker Entzündungsaktivität: Kortison intraartikulär 

3. Klassische Immunsuppression (unspezifisch) 

4. Regelmässig Kontrolle der Leberwerte, Nierenwerte und Blutbild Blutdruck, Blutzucker 

5. Analgetika: NSAR

  • Diclofenac
  • Ibuprofen
  • Celecoxib etc. (kein Einfluss auf die Gelenksdestruktion) 

6. Bei schweren Verläufen, wenn Initialtherapie nicht anspricht und bei Befall innerer Organe (Therapieeskalation): Methotrexat & Biologica (resp. Biosimilare = Generika) oder JAK-I 

Was sind Biologica?

Gruppe neuartiger, biotechnologisch hergestellte Medikamente, welche direkt und gezielt in den Krankheitsprozess eingreifen (Hemmung der immunologischen Prozesse und Zellen) und somit die Entzündungsprozesse hemmen.  

Was sind JAK-Inhibitoren?

Sie blockieren intrazellulär die Wirkung von Zytokinen (z.B. Barinicinib).

Welche invasiven Therapiemethoden gibt es bei rheumatoider Arthritis?

  • Gelenkpunktion und Injektion von Kortison
  • Synoviektomie: Arthroskopische Entfernung der entzündeten Synovialis / Pannus
  • Radiosynoviorthese: Injektion von Radionukliden in die Synovia (Verödung)
  • Arthrodese: operative Gelenkversteifung
  • Kunstgelenke

Welche nichtmedikamentösen Therapiemethoden gibt es bei rheumatoider Arthritis?

  • Physikalische Therapie: Kryotherapie (Kälte lindert und hemmt Entzündung)
  • Physiotherapie: Bewegungstherapie, Orthesen
  • Ergotherapie: Hilfsmittel
  • Orthopädische und internistische Überwachung
  • Psychosoziale Begleitung (inkl. Angehörige!!) 

Was ist die Definition von Arthrose?

Gelenkverschleiss, welcher das altersübliche Mass übersteigt und mit einem fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels einhergeht. 

Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkserkrankung (Arthropathie)

Über 20 Jahre hat jeder ± Gelenkverschleiss, 80-jährige haben alle ± Arthrose.

Arthrose kann prinzipiell jedes Gelenk befallen, v.a. aber Hände, untere Extremitäten 

Welche Formen der Arthrose gibt es?

Primäre Arthrose

  • biologische Minderwertigkeit des Knorpelgewebes unbekannter Ursache
  • Alter (weniger Regenerationsfähigkeit)

sekundäre Arthrose

  • chronisch-mechanische Überbelastung: Mikrotraumata 
  • nach traumatischem Knorpelschaden
  • nach entzündliche Veränderungen (Arthritis)
  • metabolische Störung (Chondrokalzinose) 
  • Gelenksdysplasie: Anatomische Abweichung von der Idealform
  • Gelenkfehlstellungen: Fehlbelastung des Gelenkes 

In welche Stadien kann man die Arthrose einteilen?

Stadium 1

  • Aufrauhen und Ausdünnen des Gelenkknorpels (Beanspruchung)

Stadium 2

  • Hyaliner Knorpel wird durch minderwertigen Faserknorpel ersetzt (weniger belastbar)
  • Bildung von Geröllzysten (nekrotisches Knorpel und Knochengewebe)

Stadium 3

  • Ulcerationen des Knorpels und Knochens
  • Ersatz des Knorpels durch Narbengewebe

Stadium 4

  • Knochen trifft auf Knochen
  • Randwulstbildung am Knochen (Osteophyten) 

Welche Gelenke werden vor allem von der Arthrose befallen?

V.a. stark mechanische belastete Gelenke: untere Extremitäten > obere Extremitäten

  • Hüfte: Coxarthrose
  • Knie: Gonarthrose
  • Wirbel: Spondylarthrose 
  • Finger-Endgelenk: Heberden-Arthrose
  • Finger- Mittelgelenk: Bouchard-Arthrose
  • Daumengrundgelenk: Rhizarthrose 

Welche Symptome hat die Arthrose?

Frühstadium

  • Anlaufschmerz
  • Belastungsschmerz
  • Kein Ruheschmerz

Spätstadium

  • Belastungsschmerz
  • Dauerschmerz (v.a. nachts)

Zudem

  • Gelenkerguss (bei aktivierter Arthrose)
  • knöcherne Deformität (Osteophyten) und Fehlstellungen
  • Gelenkgeräusche -knirschen (Knochen auf Knochen) 

Wie würdest du den Teufelskreis der Abnutzung der Gelenke bei Arthrose beschreiben?

  1. Knorpelschaden
  2. Entzündung, Schmerzen
  3. Schonhaltung
  4. Bewegungsmangel
  5. Mangelhafe Knorpelernährung
  6. Knorpelverschleiss

Wie wird Arthrose diagnostiziert?

Anamnese

  • Beschwerden

Klinik

  • Gelenkkontur
  • Fehlstellungen
  • Schwellungen (hart!)

Bildgebung

  • Röntgen (Gelenkstellung, Gelenkspalt, Geröllzysten, Osteophyten)
  • MRI (Knorpelbeurteilung, Frühstadium)

Arthroskopie

  • Direkte Gelenk(knorpel)beurteilung

Welche allgemeinen Therapiemethoden werden bei Arthtrose angewendet (nicht medikamentös und ohne Operationen)?

  • ggf. Gewichtsabnahme (Übergewicht fördert Fortschreiten)
  • Bewegungs- und Physiotherapie
  • Ergotherapie 
  • Wärmeapplikation, Massage, Packungen
  • bei aktivierter Arthrose: Kälte
  • Sport (Schwimmen, Velofahren, Walking...)
  • Hilfsmittel im Alltag: Gehhilfen, Stöcke etc.
  • Orthotechnik: Finger- und Handschienen, spez. Schuhsohlen / Einlagen
  • Taping

Welche Medikamente werden bei Arthtrose eingesetzt?

  • Analgetika (Paracetamol)
  • NSAR (bei aktivierter Arthrose)
  • ggf. Kortison-Injektionen (bei aktivierter Arthrose)
  • Chondroitin (soll Knorpelqualität verbessern, umstritten)
  • Hyaluronsäure (Bestandteil des Knorpels / Synovia) Injektion ins Gelenk / Tablettenform (whs. keine Wirkung) 

Welche Operationen werden bei Arthrose angewendet?

  • Knorpeltransplantation (experimentell)
  • Korrekturoperationen (Fehlstellungskorrektur)
  • Gelenkersatz (Endoprothesen) 

Was ist die Definition von Gicht?

Harnsäure-Stoffwechselstörung mit Ablagerung von Harnsäurekristallen in Gelenken und in Weichteilen. Typische „Wohlstandserkrankung“, deren Grundlage eine Hyperurikämie ist. Sie  ist massiv schmerzhaft.

Was sind die Ursachen von Gicht?

  • hoher Fleischkonsum / Innereien
  • Tumorlyse-Syndrom (Chemo / Bestrahlung)
  • Niereninsuffizienz
  • Medikamente (z.B. Salizyl-Säure)
  • Ketoazidose bei Diabetes mellitus
  • Ketoazidose bei längerem Fasten
  • Laktazidose bei Alkoholvergiftung 

In welchem Lebensalter tritt Gicht auf? Wie lange dauert es, bis sie sich manifestiert?

Beginn bei Männern in der Pubertät (allmählich zunehmende Hyperurikämie), bei Frauen nach der Menopause. Dauer bis zur Manifestation der Gicht: 20 – 30 Jahre. 

Wo entstehen die Uratkristalle?

  • im Gelenkknorpel
  • in der Synovia
  • in Sehnenscheiden
  • in Schleimbeuteln
  • im Ohrknorpel
  • im Unterhautgewebe
  • in den Nierentubuli 

Wie verlaufen die Stadien der Gicht?

  • Stadium 1: Asymptomatische Hyperurikämie (20 – 30 Jahre)
  • Stadium 2: Akuter Gichtanfall  (V.a. Grosszehengrundgelenk = Podagra)
  • Stadium 3: Interkritische Gicht (symptomloses Intervall)
  • Stadium 4: Chronische Gicht (Tophusbildung + irreversible Gelenkveränderungen) 

Wie sieht ein akuter Gichtanfall im Stadium 2 aus?

  • plötzlich, oft nachts nach üppigem Mahl mit Alkoholkonsum
  • massivste Schmerzen
  • Schwellung, Rötung, Überwärmung. massiver Druckschmerz
  • oft + Fieber, Kopfschmerzen
  • spontanes Abklingen nach 3 – 5 Tagen 

Im Stadium 2 und 3 gibt es weitere  Gichtanfälle in unterschiedlichen Gelenken. Welche sind diese?

  • Fuss- und Zehengelenke
  • Hand- und Fingergelenke
  • Kniegelenke
  • Ellbogengelenke
  • Hüft- und Schultergelenke (sehr selten) 

Wie wird Gicht diagnostiziert?

  • Typische Anamnese (Schmerzbeginn, Schmerzcharakter, Lokalisation)
  • Typische Befunde (Podagra, Gichttophi)
  • Labor: Hyperurikämie (> 7 mg/dl) Entzündungsparameter Nierenwerte
  • Gelenkpunktion: Nachweis von Harnsäure-Kristallen
  • rasche - schlagartige Besserung der Beschwerden auf Colchizin-Gabe
  • Röntgen: Gichttophi / Usuren (Lochdefekte am gelenknahen Knochen)