Husten

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Langue Deutsch
Catégorie Médecine
Niveau Université
Crée / Actualisé 02.12.2019 / 12.12.2019
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Was ist Husten und welche Stimuli gibt es?

Husten = wichtiger Schutzreflex der Atemwege, Symptom nahezu aller bronchopulmonalen und eniger extrapulmonalen Erkrankungen

Stimuli: physikalisch oder chemisch;

bsp. thermische Reize (Kälte), mechanische Reize (Partikel), pharmakologisch (Capsaicin, Zitronensäure, Destwasser), Entzündungsmediatoren (Bradykinin), toxische Gase

Husten: Allgemeines

Prävalenz

Einteilung

Frauen > Männer und Kinder > Erwachsene (-> Kinder sind "virenschleudern" beim Husten

ab 8 Wochen gilt Husten als chronisch! Bis 3 Wochen sicher akut, 3-8 Wochen ist nicht einheitlig eingeteilt.

 

=> Dauer eines akuten Husten durchschnittilch 18 Tage, d.h. 2-3 Wochen! Länger als erwartet!

Akuter Husten ist..

 

  • meistens viral bedingt. (Häufigste Ursache: Rhinoviren in 30-50%) "Erkältungshusten"
  • meistens gutartig und selbstlimitierend, bei gesunder Person ohne Comorbiditäten kann Spontanheilung abgewartet werden.
  • das häufigste Symptom, das bei Asthma und COPD mit akuter Exazerbation und Hospitalisation assoziiert ist
  • Dauer normalerweise bis zu 3 Wochen!
  • Sichere Differenzierung bakteriell-vireell ist NICHT möglich!
  • Antibiotika NUR in Ausnahmefällen (Comorbiditäten / hohes Alter)

Andere, häufige Ursachen für akuten Husten:

Respirationstrakt: Erkältungskrankheiten, Akute Bronchitis, Asthma, Allergie, COPD, Pneumonie, Influenza, Pertussis, Upper Airway Cough Syndrom [früher postnasales drip syndrom]

Gastrointestinaltrakt: Reflux -> hier benötigt der Patient kein Hustenmittel, sodnern einen PPI

Herz-Kreislauf: Herzinsuffizienz mit Stauung in die Lunge (Linksherzinsuffizienz)

Exogene Ursachen: Medikamenten-UAW (ACE-Hemmer), Inhalierte Noxen

 

Beratungsgespräch: Husten, nach was wird gefragt? Wie läuft das ganze Gespräch ab?

1. Anamnese machen, Fragen nach ...*

2. Red Flags abklären, EINZELN ansprechen und abhäkeln

3. Weitere Medikamente?

*LINDAAFF: Lokalisation, Intensität, Natur der Beschwerden, Dauer, Andere Symptome, Andere Krankheiten und Therapien, Verschlimmernde Faktoren, Verbessernde Faktoren

Art (trocken/produktiv) und Dauer des Hustens, Fieber, Auswurf (Hämoptoe? -> blutiger Auswurf), Atembeschwerden, Raucheranamnese, Vorausgegangene Atemwegsinfekte, Allergien, Asthma, COPD, Heiserkeit, Schnuüfen, Schmerzen, Exposition gegenüber Noxen, Medikamenteneinnahme, Atemwegserkrankungen in der Familie, Begleiterkrankungen

Husten auslösende Medikamente:

  • ACE-Hemmer (Klasseneffekt!) -pril
  • Amiodaron
  • b-Blocker
  • ICS aus Verneblern
  • andere inhalative Medikamente
  • Sirolimus, Methotrexat
  • Paroxetin

Behandlung des Hustens

 

wird in produktiv und nicht-produktiv eingeteilt, je nachdem erfolgt eine andere Behandlung!

Nicht medikamentöre Massnahmen: Rauchstopp, genügende Trinkmenge

Medikamentöse Massnahmen: schwache Evidenzlage!!, Placeboeffekt spielt eine Rolle, Patientenberichte zufolge haben diverse OTC-Präparate einen Nutzen

  • Trockener, nicht produktiver Husten (Antitussiva, Sedierende Antihistaminika, Demulzens, Codein und -derivate, Dextromethorphan, Noscapin, Butamirat, Sympathomimetika, Antiasthmatika, Pflanzliche)
  • Produktiver Husten (Expektorantien [Sekretolytika, Mukolytika wie Acetylcystein], Hydrierende Wirkstoffe)

Trockener, nicht-produktiver Husten / Reizhusten : Medikamentöse Massnahmen

- Antitussiva (Codein, Dextromethorphan, Pholcodin etc.) Liste C -> Liste B

- Sedierende Antihistaminika (Diphenhydramin etc.) nicht empfohlen von den Guidelines, evtl bei dem Postnasal-drip Syndrom oder auf die Nacht zum Schlafen

- Demulzens (Zucker in Sirup, Bonbons, Honig... [Einhüllung der Hustenrezeptoren im Pharynx])

Trockener/Reizhusten: Codein und -derivate

  • Morphinderivat: hustenstillend und analgetisch; erhöht die Reizschwelle [zentrale Wirkung]
  • über 2D6 metabolisiert [SSRI, TzAD, NL, b-Blocker]
  • CAVE: Polymorphismen, Stillzeit, Abhängigkeitspotential!
  • Wirkdauer 4-6h, Codein-phosphat: 15-30mg 3-4x täglich
  • Antidot: Naloxon
  • UAW: Obstipation, Sedation, Pruritus

Präparat der 300er Liste: Resyl Plus Tropfen (Codein + Guaifenesin [Expektorans], ab 18j., Dosisintervall mind. 4h)

Trockener/Reizhusten: Dextromethorphan

Strukturell ein Morphinderivat, aber ohne klassisch analgetische Eigenschaften und mit geringer sedierender Aktivität.

Wirkmechanismus: zentrale Wirkung auf die Medulla -> Dämpfung des Hustenreflex durch Erhöhung der Reizschwelle. Antagonistische Wirkung auf Glutamatrezeptoren.

Metabolismus: 2D6 -> Polymorphismen! Interaktionen! (MAO-Hemmer, SSRI, 2D6-Hemmer [Amiodaron, Antidepressiva]

Wirkt oral i.d.R. innert 30' und bis zu 6h!

Präparat der 300er Liste: Bexin [antitussivum] (Achtung Bexin Hustenlöser [sekretolytikum] enthält kein Dextromethorphan!)

anderes häufiges: NeoCitran Hustenstiller -> Butamirat (antitussivum: kein Cocktail wie anderes!!)

(Andere Antitussiva: H1-Antihistaminika, a-Adrenergika, Antiasthmatika)

Produktiver Husten: Pharmakotherapie

=> bisher fehlende Evidenz, aber viele Patienten haben eine günstige subjektive Wirksamkeit!

  • Expektorantien = Sekretolytika (mehr Sekretvolumen), Mukolytika (tiefer Viskosität)
  • Hydrierende Wirkstoffe: Inhalativa

Präparate der 300er Liste: Fluimucil (Acetylcystein) [Vorsicht: es gibt viele verschiedene Fluimucil! Fluimucil Erkältungshusten, Fluimucil Grippe Day Night]

Expektorantien: Acetylcystein

Wirkungen und Indikation

Schleimlösend: löst die Disulfidbrücken in den Glykoproteinen des Schleims auf -> Verminderte Viskosität

Antioxidativ: fungiert als Radikalfänger, Cystein ist ein Bestandteil des Antioxidans Glutathion (daher als Antidot einsetzbar bei Paracetamolvergiftungen)

=> Hauptindikation sind Atemwegserkrankungen mit zäher Schleimbildung (Husten, Tracheitis, COPD, Asthma, Mukoviszidose, Laryngitis, Sinusitis)

=> Nebenindikation ist die Paracetamol-Vergiftung (Fluimucil 20%)

Husten: Behandlung -> Expektorantien

Acetylcystein Interaktionen

  • Wirksamkeit einiger Antibiotika (Ampicillin, Tetrazykline, Makrolide, Cephalosporine, Aminoglykoside, Amphotericin B) bei direktem Kontakt mit Acetylcystein (reaktive SH-Gruppe) möglicherweise etwas reduziert -> Bei gleichzeitiger Therapie mit den Antibiotika: zeitlicher Abstand von 2h einhalten
  • Verstärkte Wirkung von Glyceroltrinitrat
  • bildet Komplexe mit Metallionen
  • gleichzeitige Verabreichung von Antitussiva (daher sind die Resyl-plus Tropfen umstritten!)

Metabolismus: in der Leber fast komplett zu Cystein metabolisiert -> in der Leber entsteht Cystein -> Glutathionsynthese (daher Verwendung als Antidot)

==> Nur Antidotwirkung des Acetylcysteins mit Sicherheit belegt! Mukolytikum??

Andere Mukolytika / Sekretolytika (Expektorantien)

- Ambroxol

- Bromhexin

Ambroxol ist der Metabolit von Bromhexin.

Nutzen-Schaden-Bilanzen werden nochmals überprüft (Allergische Reaktionen)

Husten: Antibiotika anwenden?

Nur bei Personen mit vielen Komorbiditäten oder älteren Leuten! Ansonsten bei einem viralen Infekt dauert die Genesung ungefähr gleich lang ohne oder mit Antibiotikum.

Hustenmittel bei Kindern

Akuter Husten meist viral bedingt!

Codein ist bei Kindern <12 Jahren kontraindiziert. Bei Verdacht auf eine beeinträchtigte Atemfunktion ist es kontraindiziert.

Andere Mittel als Codein sind zu wenig untersucht, schädliche Wirkungen möglich!

=> warme Milch mit Honig als Hausmittel kann probiert werden. Säuglinge jünger als 1 Jahr dürfen wegen des Risikos von Botulismus keinen Honig erhalten!

Husten: wann zum Arzt?

bei kompliziertem Husten:

  • chronischem Husten >8 Wochen
  • bei Alarmsymptomen (red flags)
  • persistierende oder zunehmende Symptome

Chronischer Husten

Mögliche Ursachen

Therapie

  • Erkrankungen der Atemwege (COPD [Raucher -> chronische Raucherbronchitis], Asthma (10-43%), Hustensyndrom, Lungenkarzinom, Lungenfibrose, ...)
  • Extrapulmonale Ursachen (GORD* 5-40%: kardial bedingt)
  • Andere: Medibedingt, Chronisch idiopathisch** (10-40%)

*Gastro-oesophagale-reflux-disease, hier PPI in doppelter Standarddosis über mind. 3 Monate

**idiopathisch = Grund unbekannt, oftmals Hypersensitivität (CHS-> Cough Hypersensitivity Syndrome)

=> Therapie: tricyclisches Antidepressivum (Amitriptylin), GABA-Analogon (Gabapentin)