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Flashcards 305
Students 39
Language Deutsch
Category Psychology
Level University
Created / Updated 23.07.2019 / 28.01.2025
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Definition: Psychologische Intervention

Gruppe von Methoden, die Verhalten, Erleben, Empfinden und Kogni1onen bei Personen unterschiedlichsten Alters mit verschiedensten Problemen in Richtung eines konkreten Ziels beeinflussen.

Ziele psychologischer Interventionen

- Erhöhung funktionalen Verhaltens

- Verminderung dysfunktionalen Verhaltens 

- Erhöhung der Lebensqualität 

- Bewältigungsfertigkeiten 

- Selbstkontrolle

- Vehaltenssteuerung

- Soziale Anpassung

 

Arten von Interventionen

- Prävention/Gesundheitsförderung

- Rehabilitation

- Evaluation 

- Psychotherapie

Definition Psychotherapie 

 

Oberbegriff für alle Formen psychologischer Verfahren, die ohne Einsatz medikamentöser Mittel auf die Behandlung psychischer und psychosomatischer Krankheiten, Leidenszustände oder Verhaltensstörungen zielen.

Phasen psychologischer Intervention

1. Erstkontakt

2. Analysephase

3. Zielformulierung

4. Therapeutisches Angebot

5. Einsatz bestimmter Verfahren

6. Stabilisierung

7. Ablösung 

8. Beendigung

Psychodynamische Verhaltenserklärung

Intrapsychisches Kräftespiel ist Ursache von Verhalten 

Verhaltenstheoretische Verhaltenserklärung

Verhalten ist abhängig von objektiv definierbaren Reizen

Gemeinsamkeiten psychodynamischer und verhaltenstheoretischer Verhaltenserklärung

- Umwelt besteht unabhängig von dem sie wahrnehmenden Individuum 

- bewegen sich auf der gleichen Bewusstseinsstufe 

- Umwelt und Individuum sind getrennte Identitäten

Quintessenz von Psychotherapie

Bewusste Reflexion der eigenen Lebensführung und Lebenssituation

Behandlug psychischer Störungen

- über 75% werden vom Hausarzt beraten 

- Psychopharmaka: 10% der Patientinnen mit Angststörungen erhalten Antidepressiva/ 16-25% erhalten Sedativa

- weniger als 5% erhalten Psychotherapie

Notwendige Wende im Gesundheitssystem

- müsste sich am Gesundheits- nicht am Krankheitsbegriff orientieren 

--> mehr Prävention und Ressourcenorientierung

Definition Gesundheit (WHO) 

a state of complete physical, mental, and social well-being not merely the absence of disease, or infirmity

dodo bird verdict/Uniformitätmythos

Das Dodo-Vogel-Urteil ist ein umstrittenes Thema in der Psychotherapie. Es bezieht sich auf die Behauptung, dass alle Psychotherapien unabhängig von ihren spezifischen Bestandteilen gleichwertige Ergebnisse erzielen. Es ist nach dem Dodo-Charakter von Alice im Wunderland benannt.

Psychotherapie im Wandel (Grawe, K., Donati, R. & Bernauer, F. (1994))

- Erfassung aller je publizierten therapeutischen Wirksamkeitsstudien zwischen 1980 und 1984 (gut: Vollständigkeit!): 3500 Studien mit potenziell klinisch relevanten Aussagen über Wirkung und Anwendungsbereich

- Nach standardisierten Verfahren analysiert und ausgewertet (gut: Vergleichbarkeit!) --> Vergleichende Bewertung des Ergebnisstandes (von den Anfängen bis 1983/84) zu den verschiedenen Therapieverfahren möglich

Ziele der Untersuchung

- Transformation potenziellen Wissens in verfügbares Wissen 

- Schlussfolgerungen über den Anwendungsbereich (differentielle Indikation) 

- Erfassung aller relevanten Wirkaspekte (qualitative und quantitative Wirkung, Wirkungsweise, differentielle Indikation)

--> valide Einschätzung der klinischen Bedeutung möglich

- wenig psychoanalytische Therapie (12) , psychoanalytische Kurztherapie (27) und weniger Langzeit-Psychoanalyse (0), Gesprächstherapie (35)

Ergebnisse

- Psychotherapie insgesamt: d = 0.85

- Große Bereiche der Psychotherapie, die sich der wissenschaIlichen Erforschung ihrer Theorien, Methoden, Vorgehensweisen und Effizienz entzogen

- Unterschiede in den Effektstärken zwischen Therapien --> Widerlegung dodo bird verdict

- Heute: stark weiterentwickelt --> ausdifferenzierter und problembezogener

Gliederung des Ergebnisberichts (Grawestudie)

1. Definition der Therapiemethode

2. Grundlage von Ergebnisaussagen zu dieser Therapieform 

3. Wirksamkeit und Wirkungsspektrum

3.1. Prä-Post-Vergleich

3.2. Kontrollgruppenvergleiche

4. Therapievergleich

4.1. Vergleiche mit anderen Therapierichtungen

4.2. Vergleiche innerhalb derselben Orientierung

5. Differentielle Therapieeffekte und Indikationshinweise

6. Hinweise auf die Wirkungsweise (Wirkmechanismen)

7. Zusammenfassung und Kommentar

Gesamtlebenszeitprävalenz psychischer Störungen

Insgesamt: 45,4%

Männer: 43,4%

Frauen: 47,4%

Prävalenz substanzbezogener Störungen

Insgesamt: 25,8%

Männer: 32,3%

Frauen: 19,4% 

 

Prävalenz psychischer Störungen ohne Sucht 

Männer: 20,6%

Frauen: 40%

Nutzen von Psychotherapie

- weniger unmittelbare und langfristige Arztbesuche

- weniger Arbeitsausfälle und Frühberentungen 

- weniger Medikamentenkonsum (auch bei zusätzlicher medikamentöser Behandlung)

- höhere Lebensqualität

Verhältnisse Ärzte/Psychologen/Psychotherapeuten

- 5420 Ärztliche Psychotherapeuten

- 17308 Psychologische Psychotherapeuten

Bedürfnisse der Patienten

- möglichst wirksame Hilfe für das, was sie bedrängt

- Behandlung soll möglichst kurzfristig erfolgen und langfristig helfen 

Optimale Versorgung

- Ausbildung für alle gleich

- nach hohem Qualitätsstandard

- Orientierung am Wissenstand der Psychologie und Ergebnisstand der Therapieforschung

- Abschied von Therapieschulen 

- optimale störungsspezifische Intervention und Therapie

Definition Wissenschaftstheorie

Disziplin, die sich mit dem Begriff und der Einteilung von Wissenschaften, ihren Erkenntnisprinzipien und Methoden beschäftigt (…).

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind ... als andere Erkenntnisformen

- präziser formuliert

- systematischer formuliert

- objektiver abgesichert

Nutzen von wissenschaftlichen Erkenntnissen

- die Entwicklung erklärender/integrierender Theorien wird ermöglicht

- die Durchführung strenger Prüfexperimente wird ermöglicht 

- das unüberschaubare Sammeln empirischer Daten wird verhindert

Was konstituiert eine gute Theorie?

- Vollständigkeit

- Sparsamkeit

- Produktivität 

- Anwendbarkeit im Feld 

- Validität

- Effektivität

- Widerspruchsfreiheit

- Prüfbarkeit

- empirische Verankerung

- Objektivität 

- Explizitheit

Theorie vs. Konstruktion

Theorie 

- umfasst mehrere Gesetze

- Gesetz: Aussage über Ursache-Wirkungszusammenhand

- empirisch gut belegt 

Konstruktion

- nicht verbindlich

- einzelne Person/keine Gruppe

- setzt sich durch (oder nicht)

Theorie wichtig für ...

- einheitliche Beschreibung verschiedener Ereignisse und Beziehungen

- zur Vorhersage von Ereignissen

- zur Anleitung zum erfolgsversprechenden praktischen Handeln 

Zwei Herangehensweisen zum Ableiten von Theorien 

- empiristische Positionen

- rationalistische (theoriegeleitete) Positionen

Empiristische Positionen 

 

- Sammlung möglichst viel (vermeintlich) sicheren Wissens, abstrakte Theorien spielen geringere Rolle (z.B. Behavioristen, psysiologische Psychologie)

- induktiv

rationalistische (theoriegeleitete) Positionen 

- geleitet von abstrakten Modellvorstellungen, theoretischen Annahmen, hypothetischen Konstrukten (z.B. Kognitions-, Persönlichkeitspsychologie)

- deduktiv

Nutzen wissenschaftstheoretischer Fundierung psychotherapeutischen Handelns

- Erklärbarkeit psychischer Störungen

- Begründbarkeit therapeutischer Entscheidungen

- Planbarkeit therapeutischer Entscheidungen

Sozialer Konstruktivismus

- Richtung der Wissenschaftstheorie: möchte den Prozess erklären, wie Menschen die Welt und sich selbst beschreiben / erklären

- Stellt objektiveBasis konventionellen Wissens in Frage

- Stattdessen: Mensch erkennt Umwelt durch das Schaffen individueller Bilder und Modelle (i.e. psychologische Theorien)

- Erkenntnisse werden in vorhandene Strukturen eingepasst

- Wissenschaftler spielen herstellende Rolle während des Forschungsprozesse

Rahmen psychologischer Therapie 

- soziale Konstruktionen

-  Übereinkünfte

- Definitionsmacht

Verhandlungsmodell nach Westmeyer (Begründbarkeit therapeutischer Entscheidungen)

- Rationalitätsbeurteiler

- Rationalitätsprüfer

- Sachverständige (Methodiker, empirischer Forscher, Wissenschaftstheoretiker, ...) 

- Praktiker (Entscheider) 

--> Praktiker steht Realitätsprüfer in Diskussion gegenüber

--> Rationalitätsprüfer entscheidet 

--> heuristisches Modell

--> Theorie muss fundiert sein

--> Erfolg nicht garantiert

Therapeutische Handlungsregeln und dazu passende Fragen

1. Ausgangsfrage: Welche Störung? 

2. Diagnostische Information: Welcher Patient? 

3. Therapeutische Maßnahme: Welche Sequenz von Behandlungsmaßnahmen? 

4. Passung Patient - Therapeut: Welcher Therapeut? 

5. Therapeutische Maßnahmen: Welche Art und Weise der Anwendung? 

6. Behandlungsabfolge: Welche Zielsetzungen?

Defintion Diagnose

empirisch nachprüfbare Aussage über die Problemstruktur eines Hifesuchenden/Patienten

Prozess interventionsbezogener Diagnostik 

1. Sammlung von Informationen (interventionsorientierte Diagnostik) 

2. Entscheidung über Interventionen (interventionsorientierte Diagnostik)

3. Intervention

4. Veränderung (Prozess-, Verlaufsdiagnostik) 

5. Zielzustand (evaluative Diagnostik) 

Zentrales Prinzip der interventionsbezogenen Diagnostik 

- Multimodalität der Datenebenen

- multimethodale Datenquellen

Der diagnostische Prozess

1. Anmeldung Patient

2. Abklärung/Erstgespräch

3. Beschreibung der Symptome (klassifikatorische Diagnostik)

4. Eigenschaftsdiagnostik 

5. Analyse von Lebensbedingungen

--> makroebene psychologischer Diagnostik 

6. Funktionale Problemanalyse

7. Indikationsentscheidung, Therapieplanung

8. Psychotherapie, Behandlungsdurchführung

9. Kontrollmessung, Prozess-, Verlaufsdiagnostik 

10. Erfolgsbeurteilung, Effektivität (evaluative Diagnostik)

--> Mikroebene psychologischer Diagnostik