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Kartei Details
Karten | 305 |
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Lernende | 39 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 23.07.2019 / 28.01.2025 |
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Kommunikationstheorie
- Kommunikation = wechselseitiger Austausch
- Jedes beobachtbare menschliche Verhalten ist Kommunikation („man kann nicht nicht kommunizieren“; z.B. non-vebale Kommunikation durch Mimik, Gestik, Olfaktorik, Distanz, Prosodie, etc.)
- Formen von Kommunikation (Inhalts-vs. Beziehungsaspekt)
- Kreisförmigkeit von Interaktionen (double bind)
Vier-Seite-Modell (Schulz von Thun)
- Sachebene (=worüber ich informiere)
- Beziehungsebene (= wie wir zueinander stehen und was ich von dir halte)
- Selbstoffenbarung (= was ich über mich selbst mitteile)
- Appell (=wozu ich dich veranlassen möchte)
Double-bind Kommunikation
z.B. „Ich will, dass du das freiwillig tust.“ / „Sei jetzt spontan.“
--> double-bind Kommunikationen führen zu größter Verwirrung, Misstrauen, negativen Emotionen, vor allem, wenn man
- Vom Sender abhängig ist
- Der Situation nicht entfliehen kann
- Nicht zur Metakommunikation fähig ist
Double-bind Botschaften: Lösungen
1) Die Botschaft qualifizieren
- Durch den Kontext
- Durch die Art der Formulierung (z.B. Ich-Botschaften)
- Durch nonverbale Botschaften
- Durch Rückfragen
2) Metakommunikation
Kommunikation: Zusammenfassung
- Nachrichten enthalten verschiedene Botschaften
- Sender und Empfänger halten häufig unterschiedliche Botschaften für die wesentliche Nachricht
- Hieraus können Missverständnisse entstehen, die die Interaktion erschweren
- Metakommunikation oder Qualifizierung der Botschaft schaffen Abhilfe
Systemische Therapie: Diagnostik
- GARF: Global Assessment of Relationship Functioning Scale
- ICD-10 lässt eine genaue Kodierung noch nicht zu
- Grenze zwischen gesunder und kranker Familie (?)
- Standardisierte Verfahren zur Erfassung von Familiendaten
- Wenig Interesse an standardisierter Diagnostik
- Übergang zur Intervention fließend
Systemische Therapie: Ziele
- In Frage stellen von
- Symptomfördernden familiären Interaktionen
- Dysfunktionalen Lösungsversuchen
- Fördern von
- Entwicklung neuer, gesundheitsfördernder Interaktionen
- Anregen neuer Lösungsversuche
- Ziele eher pragmatisch niederschwellig
Systemische Therapie: Setting
- i.d.R. weniger als 25 Sitzungen
- Konkrete Ziele, auf Ende wird hingearbeitet
- Ende, sobald
- Symptome abgenommen haben
- Interaktionen verbessert
- Sicht und Erleben geändert - Kleine Veränderungen werden als hinreichend betrachtet
Systemische Therapie: Therapeutischer Prozess
- Erstgespräch
- Informationen über das Familiensystem
- Neue Informationen in das System
- Herstellung tragfähiger Beziehung
- Therapeutisches Vorgehen im Einzelsetting
- Spezielle Interventionstechniken: Triadische oder zirkuläre Frage; Hypothetische Fragen, Fragen zur „Verflüssigung von Eigenschaften“ (= alles systemische Fragen)
- Genogramm (Verhaltensmuster, beziehungsbestimmende psychologische Faktoren und sich innerhalb einer Familie wiederholende Verhaltensweisen werde visualisiert und anschließend analysiert)
- Familienskulptur (die realen Familienmitglieder stellen sich zueinander in Form einer menschlichen Skulptur auf, nehmen körperliche Haltungen zueinander ein, die die Beziehungen der Familienmitglieder kennzeichnend ausdrückt)
- Schlussintervention (Direkte Intervention, positive Konnotation, Reframing, Symptomverschiebung)
- Wichtig:
- Nur für Probleme relevante Personen miteinbeziehen
- Setting muss zum Problem passen, um Problem zu aktualisieren und zu bearbeiten
- Ablehnung von Kontakt respektieren vs. problematisieren
- Schwierigkeiten aktualisieren und bearbeiten
- Therapeutisch wirksame Faktoren: Ressourcenorientierung / Reframing (positive Umdeutung)
Zirkuläres Fragen
- anstatt: "Warum weinst du? Was ist da in dir los?"
- "Was denkst du, Helmut, was dein Weinen für Hannelore bedeutet?"
Genogramm - Probleme
- Unstrukturiertes Interview
- Keine standardisierte Vorgehensweise, v.a. in Bezug auf emotionale und beziehungsbezogene Prozesse
- Fehlende Reliabilität zwischen Interviewern und Individuen/Familien
--> „The Family Genogram Interview“ (Platt & Skowron, 2012)
- Standardisierte Fragen zu jeder Subskala
- Gute Interraterreliabilität
- Mäßige Konstruktvalidität
Familienskulptur
- Symbolische Darstellung von Familienbeziehungen in einer Skulptur
- 2 Varianten: lebende Skulptur mit echten Menschen oder Figure placement techniques (z.B. FAST = Familien-Systemtest)
Familienskulptur - Pro und Contra
Contra
- Schüchternheit
Pro
- zurückliegende Situationen intensiv erlebbar machen
- aus neuer Perspektive betrachten
- Darstellung der Komplexität von Familiensystemen ohne Rückgriff auf Sprache möglich
- bringt Klarheit durch Handlungssymbolik, daher multikulturell geeignet
- aktueller Stand der Familie (muss von Therapeut und Familie ausgehalten werden)
Systemische Therapie - Indikation und Kontraindikation
Indikation
- Bei der Manifestation der psychischen Störung spielt das soziale System des IP eine besondere Roll
Kontraindikation
- „das System“ erteilt keinen Behandlungsauftrag
Systemische Therapie: Evaluation
- 1985: insgesamt wenige Studien
- Die meisten zur systemorientierten Familientherapie
- V.a. zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen
- Studien wurden nur miteinbezogen, wenn auch Veränderungsmessungen für die beteiligten Erwachsenen vorlagen
- Für Verbesserung der Familienbeziehung scheint ausdrücklicher Bezug auf die Familiensituation wichtig
- Wirkt auch im Einzelsetting; d.h. die Anwesenheit der ganzen Familie scheint nicht notwendig zu sein
- Längerfristig scheint eine (zusätzliche) Einzelbehandlung des IP bessere Wirkung zu erzielen
Definition: Psychologische Intervention
Gruppe von Methoden, die Verhalten, Erleben, Empfinden und Kogni1onen bei Personen unterschiedlichsten Alters mit verschiedensten Problemen in Richtung eines konkreten Ziels beeinflussen.
Ziele psychologischer Interventionen
- Erhöhung funktionalen Verhaltens
- Verminderung dysfunktionalen Verhaltens
- Erhöhung der Lebensqualität
- Bewältigungsfertigkeiten
- Selbstkontrolle
- Vehaltenssteuerung
- Soziale Anpassung
Arten von Interventionen
- Prävention/Gesundheitsförderung
- Rehabilitation
- Evaluation
- Psychotherapie
Definition Psychotherapie
Oberbegriff für alle Formen psychologischer Verfahren, die ohne Einsatz medikamentöser Mittel auf die Behandlung psychischer und psychosomatischer Krankheiten, Leidenszustände oder Verhaltensstörungen zielen.
Phasen psychologischer Intervention
1. Erstkontakt
2. Analysephase
3. Zielformulierung
4. Therapeutisches Angebot
5. Einsatz bestimmter Verfahren
6. Stabilisierung
7. Ablösung
8. Beendigung
Psychodynamische Verhaltenserklärung
Intrapsychisches Kräftespiel ist Ursache von Verhalten
Verhaltenstheoretische Verhaltenserklärung
Verhalten ist abhängig von objektiv definierbaren Reizen
Gemeinsamkeiten psychodynamischer und verhaltenstheoretischer Verhaltenserklärung
- Umwelt besteht unabhängig von dem sie wahrnehmenden Individuum
- bewegen sich auf der gleichen Bewusstseinsstufe
- Umwelt und Individuum sind getrennte Identitäten
Quintessenz von Psychotherapie
Bewusste Reflexion der eigenen Lebensführung und Lebenssituation
Behandlug psychischer Störungen
- über 75% werden vom Hausarzt beraten
- Psychopharmaka: 10% der Patientinnen mit Angststörungen erhalten Antidepressiva/ 16-25% erhalten Sedativa
- weniger als 5% erhalten Psychotherapie
Notwendige Wende im Gesundheitssystem
- müsste sich am Gesundheits- nicht am Krankheitsbegriff orientieren
--> mehr Prävention und Ressourcenorientierung
Definition Gesundheit (WHO)
a state of complete physical, mental, and social well-being not merely the absence of disease, or infirmity
dodo bird verdict/Uniformitätmythos
Das Dodo-Vogel-Urteil ist ein umstrittenes Thema in der Psychotherapie. Es bezieht sich auf die Behauptung, dass alle Psychotherapien unabhängig von ihren spezifischen Bestandteilen gleichwertige Ergebnisse erzielen. Es ist nach dem Dodo-Charakter von Alice im Wunderland benannt.
Psychotherapie im Wandel (Grawe, K., Donati, R. & Bernauer, F. (1994))
- Erfassung aller je publizierten therapeutischen Wirksamkeitsstudien zwischen 1980 und 1984 (gut: Vollständigkeit!): 3500 Studien mit potenziell klinisch relevanten Aussagen über Wirkung und Anwendungsbereich
- Nach standardisierten Verfahren analysiert und ausgewertet (gut: Vergleichbarkeit!) --> Vergleichende Bewertung des Ergebnisstandes (von den Anfängen bis 1983/84) zu den verschiedenen Therapieverfahren möglich
Ziele der Untersuchung
- Transformation potenziellen Wissens in verfügbares Wissen
- Schlussfolgerungen über den Anwendungsbereich (differentielle Indikation)
- Erfassung aller relevanten Wirkaspekte (qualitative und quantitative Wirkung, Wirkungsweise, differentielle Indikation)
--> valide Einschätzung der klinischen Bedeutung möglich
- wenig psychoanalytische Therapie (12) , psychoanalytische Kurztherapie (27) und weniger Langzeit-Psychoanalyse (0), Gesprächstherapie (35)
Ergebnisse
- Psychotherapie insgesamt: d = 0.85
- Große Bereiche der Psychotherapie, die sich der wissenschaIlichen Erforschung ihrer Theorien, Methoden, Vorgehensweisen und Effizienz entzogen
- Unterschiede in den Effektstärken zwischen Therapien --> Widerlegung dodo bird verdict
- Heute: stark weiterentwickelt --> ausdifferenzierter und problembezogener
Gliederung des Ergebnisberichts (Grawestudie)
1. Definition der Therapiemethode
2. Grundlage von Ergebnisaussagen zu dieser Therapieform
3. Wirksamkeit und Wirkungsspektrum
3.1. Prä-Post-Vergleich
3.2. Kontrollgruppenvergleiche
4. Therapievergleich
4.1. Vergleiche mit anderen Therapierichtungen
4.2. Vergleiche innerhalb derselben Orientierung
5. Differentielle Therapieeffekte und Indikationshinweise
6. Hinweise auf die Wirkungsweise (Wirkmechanismen)
7. Zusammenfassung und Kommentar
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