Klinische Psychologie I - Herr Storck
PHB Modul 5
PHB Modul 5
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Cartes-fiches | 108 |
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Utilisateurs | 27 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 19.06.2019 / 29.09.2021 |
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Was ist eine psychische Störung (VL 1)?
= klinisch bedeutsames psychisches/ Verhaltenssyndrom bzw. Muster
= unabhängig vom ursprünglichen Auslöser
Wann (und wann nicht) ist eine psychische Störung behandlungsbedürftig (VL 1)?
Allgemeine Kriterien für Behandlungsbedürftigkeit (Benecke):
(1) Diagnose einer psychischen Störung
(2) Krankheitswertigkeit
(3) Vorhandensein wissenschaftlich belegter Behandlungsmethode
Behandlungsbedürftigkeit nur bei Krankheitswertigkeit:
- aktuell erhebliches Leiden (subjektiv/ von anderen) oder Versehrtheit
- deutliche Einschränkung der normalen Lebensführung
- signifikantes Risiko für Tod, Schmerz, Siechtum (Entkräftung)/ Freiheitsverlust
Was bedeutet Prävalenz (VL 1)?
= Häufigkeit erkrankter Personen in spezifischer Population
Was kennzeichnet den psychoanalytischen Begriff der Sexualität (VL 1)?
Psychosexualität =
1. Lustdimension
2. Fortpflanzung
3. zärtliche Berührung („Liebe“)
-> Erweiterter Begriff der Sexualität: Infantile Psycho-Sexualität
Psychosexualität ist laut Freud auch schon beim Kind vorhanden und bestimmt in Form der psychischen Energie, der Libido (Lust/ Unlust, Befriedigung, Schmerz, Aggression) von Anfang an das psychische Geschehen
-> Lust und Unlust als Strukturdimensionen frühester Erfahrungen
Was ist aus Sicht der Psychoanalyse ein psychischer Konflikt (Vl 1)?
Unbewusster internaler Konflikt zwischen (Trieb-) Wunsch & Verbot
... Folgen sind ängstigend, beschämend, verboten etc.
z.B. ödipal: Vernichten & Liebe beibehalten, den Vater aus dem Weg räumen und gleichzeitig seine Liebe gewinnen wollen
Was versteht man unter einem Syndrom (VL 1)?
Zusammenwirkung von Symptomen
Was versteht man unter Epidemiologie? Welche Arten von Epidemiologie werden unterschieden (VL 1)?
= Lehre von Verteilung, Ursachen & Folgen gesundheitsbezogener Aspekte
- deskriptiv: Häufigkeit von Krankheiten & Folgen in spezifischen Populationen
- analytisch: Entwicklung von Gesundheit, Krankheit, Morbidität, Mortalität
Punktprävalenz (VL 1)
Anteil an einer bestimmten Krankheit Erkrankter in einer Population zu einem bestimmten Zeitpunkt (Anzahl der Kranken / Anzahl Gesamtbevölkerung = Wahrscheinlichkeit krank zu sein)
Periodenprävalenz (VL 1)
Anteil der an einem bestimmten Stichtag und in einer definierten Zeit davor oder danach Erkrankten in einer Population (Anzahl Kranker während Periode / Anzahl Population gesamt pro Periode)
Inzidenz (VL 1)
Anteil der Personen einer bestimmten Population, die in einem bestimmten Zeitraum neu erkranken
Lebenszeitrisiko (VL 1)
Relatives Risiko: Häufigkeit, mit der ein Ereignis (z.B. Lungenkrebs) bei Angehörigen einer Population mit einem bestimmten Merkmal auftritt (z.B. Rauchen) dividiert durch die Ereignishäufigkeit bei Nicht- Merkmalsträgern der Population (z.B. Nichtraucher)
Attributables Risiko: Anteil der Erkrankungen, der (mit großer Wahrscheinlichkeit) auf einen Risikofaktor zurückgeführt werden kann → inwiefern kann die Anzahl der Erkrankungen durch Eliminierung des Risikofaktors verringert werden / berücksichtigt also die Seltenheit/Häufigkeit eines Ereignisses/einer Erkrankung
Was sind anerkannte Richtlinienverfahren in Deutschland (VL 1)?
Was verbindet tiefenpsychologisch fundierte und psychoanalytische Psychotherapie (VL 1)?
Psychoanalytische Theorie als gemeinsame Grundlage („analytisch begründete Verfahren“)
Trieb als psychosomatisches Grundkonzept. Warum (VL 1)?
Trieb = psychische Repräsentation eines somatischen Reizes
→ meint das Drängen von Erregung (Unbewusstes) in Repräsentation (Bewusstes) → Bildung des Psychischen
→ nicht als biologisches Konzept (wie Instinkt), aber auch nicht allein psychische Motivationsstruktur !
Triebaspekte:
1. Triebquelle (Welche Körperzone? Un-/Lust)
2. Triebdrang (Wie stark ist Reizung?)
3. Triebziel (Welche (Handlungs-) Vorstellung ist damit verbunden?
4. Triebobjekt (Welche Person?)
Warum spricht man von dualistischer Triebtheorie (VL 1)?
Meist dualistische Triebtheorie bei Freud:
-Sexualtrieb vs. Ichtrieb
-Eros vs. Todestrieb
Triebe in entgegengesetze Richtung als Grundlage der Konflikttheorie
Welche Phasen beinhaltet das psychoanalytische Entwicklungsmodell? Nach was sind die Phasen benannt (VL 1)?
Phasen benannt nach den im jeweiligen Lebensalter vorherrschenden Zonen:
1. orale Phase (bis 2. Lebensjahr)
Lustgewinn durch Saugen, Lutschen, Beißen
Themen: Urvertrauen vs. Urmisstrauen; Bindung/ emotionale Versorgung sind zentral
Interaktionen mit ersten Bezugspersonen: Stillvorgang & Lautproduktion
2. anale Phase (2. & 3. Lebensjahr):
Lustgewinn: z.B. durch Stuhlzurückhalten (anal-retentiv) oder Defäkieren (anal-aggressiv)
Themen: Kontrolle und Autonomiestrebungen, Entdeckung eigener Wille (Nein)
Interaktionen mit Bezugspersonen: Sauberkeitserziehung, Besitz, Erzeugnisse, Kontrolle
3.phallisch-ödipale Phase(5./ 6. Lebensjahr):
Penis und Klitoris im Mittelpunkt des kindlichen sexuellen Interesses, aber noch nicht im Sinne des Genitalprimats
Themen: Was kann ich (besser) und was sind die Grenzen meiner „Potenz“?
Interaktion Bezugspersonen: Geschlechts- & Generationsunterschied, eigenes Geschlecht, Rivalität
Ödipuskonflikt (VL 1)
= Konkurrenz mit einem Elternteil um Liebe des anderen
... beinhaltet bei Freud die Gesamtheit libidinöser und aggressiver Triebimpulse des Kindes seinen Eltern gegenüber
Lernaufgabe = Triangulierung
Was unterscheidet Latenzphase von genitaler Phase (VL 1)?
Latenzphase (6. LJ bis Pubertät): „Beruhigung“ früher sexueller und Trieb-Entwicklung durch Identifizierungen mit den Eltern und frühe soziale Entwicklungsaufgaben (gleichaltrige Beziehungen)
Genitale Phase (ab Pubertät): „Triebschub“: hormonelle und körperliche Entwicklung
- „Identitätsentwicklung“
→ Konfliktlösungen durch bisherige Identifizierungen funktionieren nicht mehr
- „reife Sexualität“, Geschlechtsverkehr
- Lernaufgabe = eigene Identität
Was sind Abwehrmechanismen und welche Funktion haben diese (VL 1)?
- „Verpöntes“ wird aus dem Bewusstsein ferngehalten
- Verdrängung, Ersatzbildung, Spaltung, Projektion, Rationalisierung, Affektisolierung, Wendung gegen das Selbst
- „Verpöntes“ drängt nach: dynamisch unbewusst
- Bewusstwerden in „entstellter“ Form: psychische Kompromissbildung
Was unterscheidet die Kompromissbildung in Traum, Witz oder Fehlleistung von derjenigen im psychopathologischen Symptom (VL 1)?
- Vorrangig Modell der Neurose (Hysterie, Zwangsneurose, Phobie, Angsthysterie)
- innerpsychischer(!) Konflikt aus Wunsch und Verbot
→ Abwehr des verpönten Wunsches (Verdrängung)
→ Schaffen einer bewusstseinsfähigen Ersatzbildung (als Kompromiss)
ABER:
funktionale Konfliktlösung kann in Traum, Witz o.ä. passieren
dysfunktionale Konfliktlösung wird zu Symptom (Einschränkung der Erlebnis- und/oder Handlungsmöglichkeiten, Leidensdruck)
Beispiel Waschzwang - Was wird wie abgewehrt und warum (VL 1)?
- „anale Fixierung“, Kontrollthemen
- magisches In-Schach-Halten eigener (aggressiver und/ oder analer) Wünsche, die schuldhaft erlebt werden (Verbot)
- unbewusster Wunsch „sich rein waschen“ (aber auch: schmutzig sein wollen)
- Leitende Abwehrmechanismen: Affektisolierung, Rationalisierung
- Konsequenzen: hoher Zeitaufwand & Wasserverbrauch, Schädigung der Haut
- wird als ich-dyston erlebt → Leidensdruck
- symptomatisch ist das Unvermögen, auf die Symptomhandlung zu verzichten
Mentalisierung (VL 1)
= Fähigkeit, sich mentale Zustände im eigenen Selbst und in anderen Menschen vorzustellen
(Gefühle und Wünsche und deren Zusammenhang mit Verhalten -> erst durch Verbindung mit mentalen Zuständen werden Handlungen bedeutungs- und absichtsvoll)
Welche Konflikte werden auf der OPD-Konflikt-Achse unterschieden (VL 2)?
1. Abhängigkeit vs. Individuation
2. Unterwerfung vs. Kontrolle
3. Versorgung vs. Autarkie
4. Selbstwertkonflikt
5. Schuldkonflikt
6. Ödipaler Konflikt
7. Identitätskonflikt
Was versteht die Psychoanalyse unter einer Objektbeziehung (VL 2)?
= Annahme, dass nicht nur Triebe allein die Motivation menschlichen Handelns sind, sondern auch die zwischenmenschlichen Beziehungen
→ frühe Triangulierung & dyadische Beziehungen tragen zur (lebenslangen) Entwicklung des Selbst bei
- Beziehungsrepräsentanzen = Grundbausteine des Psychischen
- Beziehungserfahrungen schlagen sich nieder in Beziehungsrepräsentanzen (Erfahrungen, Erwartungen, Fantasien, Ängste, Sehnsüchte...) und strukturieren neue Beziehungserfahrungen
- Herauslösen von Vorstellungen des Selbst und Objektes
→ idealerweise Integration von "gutem" und "bösen" Selbst und Objekt = "mein Vater kann mal schlechte Laune haben, aber ich habe ihn trotzdem lieb"
Was bedeutet „psychische Kompromissbildung“ (VL 2)?
(innerpsychischer!) Konflikt aus Wunsch und Verbot
→ Abwehr des verpönten Wunsches (Verdrängung)
→ Schaffen einer bewusstseinsfähigen Ersatzbildung (als Kompromiss)
Welches sind „typische“ Themen im Zusammenhang von Oralität/Analität (VL 1)?
Oralität: Urvertrauen vs. Urmisstrauen; Bindung/ emotionale Versorgung
Analität: Kontrolle und Autonomiestrebungen, Entdeckung eigener Wille (Nein), Sauberkeit und Ordnung
Worin unterscheidet sich ein Konflikt- von einem Strukturmodell psychischer Störungen (VL 2)?
Konfliktmodell: Symptome als Ausdruck unbewusster Konflikte (Wunsch-Verbot)
Strukturmodell: Symptome als Ausdruck von Einschränkungen im psychischen „Funktionsniveau“
Grundlagen Operationalsierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) (VL 2 + DP)
Diagnostische Einschätzung auf Grundlage des OPD-Interviews
- Annahme: unbewältigter, zeitlich überdauernder Konflikt -> mehr oder weniger stabile(s/r) Selbst- und Objektbilder, Beziehungsgestaltungen, Emotionen, Verhalten im sozialen Umfeld, in der Arbeitswelt, Umgang mit Besitz, Geld, mit Körper, Sexualität etc.
- Konflikte (Achse III) = intrapsychische entgegengerichtete Motive
→ Sichtbar wird nicht Konflikt als solcher, sondern die Manifestationen der Abwehr unintegrierter innerer Aspekte
- Rating: abwesend, wenig bedeutsam, bedeutsam, sehr bedeutsam, nicht beurteilbar
- Verarbeitungs- (Lösungs)modus: aktiv, passiv (inkl. Zwischen-oder Mischformen)
Wie lauten die drei "psychodynamischen" Achsen des OPD-Interviews (VL 2 + DP)?
Beziehung (Achse II)
Konflikt (Achse III)
Struktur (Achse IV)
Was sind die Voraussetzungen des OPD-Interviewers (DP)?
- psychodynamisches Grundverständnis (Empathiefähigkeit, Bereitschaft zur Rollenübernahme, Verbindungen zwischen Symptombildung im Hier-und-Jetzt zum Dort-und-Damals biografischer Aspekte)
- Kenntnis der Achsen I-IV der OPD
- Fähigkeit zu einer reliablen Einschätzung einer Diagnostik im Sinne von ICD-10 und DSM-5
Welche Elemente werden in der OPD-Durchführung unterschieden (DP)?
- Eröffnungsphase (Ausgangspunkt: aktuelles Belastungserleben)
- Phase der Ermittlung von Beziehungsepisoden
- Ermittlung des Selbsterlebens und der erlebten/ faktischen Lebensgestaltung
- Psychotherapiemotivation, Behandlungsvoraussetzungen, Einsichtsfähigkeit
- psychische und psychosomatische Störungen
Gesundheitskonzept der Psychoanalyse. (VL 2)
= Äquidistanz (gute Balance) zwischen Instanzen (Es, Ich, Über-Ich)
= integrierte psychische Struktur OPD (verschiedene Fähigkeiten einsetzen können)
= Liebes-, Arbeits- & Genussfähigkeit (laut Freud)
= die Freihheit, sich so oder anders zu verhalten (laut Freud)
≠ Konfliktfreiheit, vielmehr konstruktive Bewältigung von Konflikten & belastenden Lebensereignissen
Klassisches Neurosenkonzept (Symptombildung, VL 2)
Unlösbarer infantiler Konflikt führt zu:
1. Fixierung auf der aktuellen psychosexuellen Entwicklungsphase
2. spezifische auslösende Situation im späteren Lebensverlauf
3. Reaktualisierung des ungelösten Konfklites
4. Regression auf die damals aktuelle psychosexuelle Phase
5. Abwehr von zumindest einem Konfliktanteil
6. suboptimale Kompromissbildung in Form des neurotischen Symptoms
Regression (VL 2)
Vorgang, in dem ein Individuum oder eine Gruppe ein schon erreichtes psychisches Struktur- oder Funktionsniveau verlässt und zu einem lebensgeschichtlich früheren und/oder niedriger strukturierten Niveau des Denkens, Fühlens und Handelns zurückfällt
Fixierung und Regression (VL 2)
Unzureichende Bewältigung der Konflikte aus einer infantil-sexuellen Entwicklungsphase → Fixierung (und Überlagerung durch weitere Entwicklung, einschließlich mehr oder minder gelingender Kompromissbildungen)
Aktuelle Auslösesituation aktualisiert den (unbewussten) Konflikt: Versuchungs- oder Versagungssituation, Schwellensituationen
→ Regression auf die Stufe der infantilen Fixierung
Welche Annahme haben wir hinsichtlich der "Deutbarkeit" von Symptomen (VL 2)?
... dass ihnen unbewusste Konflikte zugrunde liegen
Was ist eine psychoanalytische Grundregel (VL 2)?
Freie Assoziation
- vs. vernunftgeleitete Steuerung
- Verzicht auf kritische Auswahl (auch wenn Analysand dies als unsinnig/ unrichtig/ unangenehm empfindet)
- um auf die Spur des Verdrängten zu stoßen bzw. Zugang zum Unbewussten zu erlangen
OPD - Konfliktachse (VL 2)
Abhängigkeit (passiv) vs. Individuation (aktiv)
- gelungene Entwicklung: enge Beziehungen & eigenständiges Individuum
- passiv: enge und dauerhafte Beziehungen; Verlustangst; Hilflosigkeit; Unterordnung Wünsche <- Sorge
- aktiv: überall unabhängig sein; Wunsch nach Nähe wird abgewehrt <- kein Schutzbedarf
OPD - Konfliktachse (VL 2)
Unterwerfung (passiv) vs. Kontrolle (aktiv)
- gelungene Entwicklung: Selbstwirksamkeitserleben; Kontrolle ausüben & abgeben
- passiv: Abwehr und Hilflosigkeit durch indirekte Kontrolle; passiv-aggressiv <- Ärger
- aktiv: Abwehr Hilflosigkeit durch aggressives Dominanzstreben