Immunsystem und Stress

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)


Kartei Details

Karten 11
Sprache Deutsch
Kategorie Psychologie
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 12.06.2018 / 14.11.2022
Weblink
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Was sind die Ausgangsüberlegungen dieser Studie?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

  • chron. Entzündungen & Infektionskrankheiten -> kogn. & affekt. Symptome wie Verwirrung, Müdigkeit, psychomot. Retardierung, Gedächtnis, Ängstlichkeit, Depression
  • Vermutung: dieses "Krankheitsverhalten" = hoch adaptive Antwort um Infektion zu bekämpfen und Überleben zu sichern 
  • Interleukin-1ß (IL-1ß), Interleukin-6 (IL-6) und Tumor necrosis-factor-α (TNF-α) spielen Schlüsselrolle bei früher Immunreaktion & Krankheitsverhalten 
  • Cytokin-Level erhöht bei Patienten mit Entzündungskrankheiten (Rheumatoide Arthritis, kardiovask. Erkrankungen, Krebs, Depression)

Inwiefern spielen IL-1ß, IL-6 und TNF-α eine Schlüsselrolle ?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

  • Vermittlung peripher Entzündungssignale ans Hirn
  • Aktivierung vagal afferenter Leitbahnen zum Nukleus und höherer viszerosensorischer Zentren
  • bei Erreichen des Hirns können Cytocin-Signale verstärkt werden über zentrales Cytocin-Netzwerk 

Was sind die theoretischen Grundlagen der Studie?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

Interaktion von psych. & immunologischen Stressoren

  • bei Tieren: periphere Injektion von IL-1ß oder LPS (regt Cytocin-Ausschüttung an) führt zu Krankheitsverhalten wie sozialer Rückzug, Immobilität oder Appetitlosigkeit
  • bei Menschen: Krankheitsverhalten wie depressive Stimmung, Müdigkeit und verlangsamte Psychomotorik zeigen sich bei Krebs- und Hepatitis-C-Patienten, die Immuntherapie mit IFN-α erhalten (führt zur Ausschüttung von IL-6)
  • Krankheitsverhalten auch durch psych. Stress auszulösen: akute Stressoren führen zu erhöhtem Level von Cytocinen und negativer Stimmung in ansonsten gesunden Menschen 
  • bei Tieren neue Umgebung + körp. Stress + leichte Stromstöße in Fuß: sowohl Cytocin-Level im Blut als auch zentrale Ausschüttung erhöht und Krankheitsverhalten 
  • psych. & heterogene Stressoren -> Entzündungsreaktionen & Verhaltensreaktionen auf Krankheitserreger hochregulieren
  • bisherige Studien unterstützen Annahme, dass psych. & immun. Stressoren auf ähnlichen biol. Wegen agieren, um  Krankheitsverhalten auszulösen: bisher beim Menschen jedoch nicht untersucht 

Wie lauten die zentralen Forschungsfragen?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

  • Wie wirkt akuter psych. Stress auf Immunantwort und subj. Stimmung nach einer Typhus-Impfung?
  • Hypothese: akuter psych. Stress erhöht die inflammatorische Zytokin-Antowrt auf Typhus-Impfung -> gesteigerte neg. Stimmun bei VP, die sowohl psych. als auch immun. Stress ausgesetzt sind 

Wie war das Untersuchungsdesign gestaltet? Welche Methoden wurden verwendet?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

  • rand. Doppelblindstudie mit Placebo-KG: um Effekte von akutem psych. Sress auf Immunsystem und subj. wahrg. Stimmung nach Typhus-Impfung bei 59 Männern zu bestimmen (15 Impfung + Stress, 15 Placebo + Stress, 14 Impfung + erholung, 15 Placebo + Erholung)
  • Maße von Gewicht, Größe, Taillenumfang, Körperfett, Baselinr-Blutprobe 
  • Typhus-Impfung: milder entzündungsanregender Stimulus, der zwar Zytokinlevel im Blut erhöht und neg. Stimmung bei Gesunden anregt, jedoch ohne Fieber oder Krankheitsgefühl -> entweder Impfung oder Placebo -> danach für alle 30 min. Erholung 
  • danach entweder weiter Pause oder zweimal 5 min. herausfordernde mentale Aufgabe 
  • Aufgabe 1: Stroop-Aufgabe 
  • Aufgabe 2: simulierte öffentliche Rede 
  • Messung der subj. Stressgefühle: likert Skala 1 bis 7, Baseline (am Ende der gemeinsamen Erholungsphase nach Impfung, nach jeder Aufgabe, 30/60/120 min nach Aufgabenende)
  • Messung der Aufgabenschwierigkeit, Kontrollierbarkeit, Engagement: likert-Skala 1 bis 7, nach jeder Aufgabe und 120 min nach Aufgabenende

Welche psychologischen Messungen wurden durchgeführt?

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Messung der Stimmung und wahrgenommenen Krankheitssymptome:

  • modifizierte Version des 36 Item "Profile of Mood States" (POMS)
  • 4 eigene Items um Symptome milder Infektion zu messen: Fieber, schmerzende Gelenke, Übelkeit, Kopfschmerzen
  • Baseline, direkt nach Aufgaben, 30/60/120 min nach Aufgabe

Körpertemperatur:

  • gleiche Zeitpunkte

Welche kardiovaskulären und neuroendokrinen Messungen werden durchgeführt?

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Blutdruck & Herzrate:

  • 5-minütige Aufnahmen: Baseline, während jeder Aufgabe, 25, 55, 115 min nach Aufgabenende 

HPA-Achsen-Aktivität:

  • gemessen über Cortisol-Level im Speichel, Katecholamin-Antwort indiziert über Messung von 3-methoxy-phenylgylcol (MHPG) im Speichel (wird als Indikator für noradrenerge Aktivität verwendet): Baseline direkt nach der 2. Aufgabe 15/30/60/120 min nach Aufgabenende 

Interleukin-6 Messung:

  • Baseline und 120 min nach Aufgabenende 

Welche statistischen Verfahren werden durchgeführt?

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Auswertung der Personencharakteristika:

  • Varianzanalyse für kont. Variablen
  • Chi-Quadrat-Test für kategoriale Variablen

Subjektive Stress- sowie Herz-Kreislauf-Reaktionen:

  • Varianzanalyse mit Messwiederholung (Gruppen als Between-subjekt-facotr und Test als within-subject-factor 

Greenhouse-Geisser-Korrektur der Freiheitsgrade durchgeführt aufgrund nicht vorhandener Sphärizität 

Wie setzt sich die untersuchte Stichprobe zusammen und warum wurde sie so ausgewählt?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

59 männliche Studierende 

18-30 Jahre

Auswahl nach strukturiertem Interview: gesund, keine phys. oder psych. Erkrankungen, keine Meds, Nicht-Raucher, keine Impfungen in den letzten 6 Monaten 

Was sind die zentralen Ergebnisse?

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

  • übereinstimmend mit Hypothese: Typhus-Impfung -> sign. erhöhtes Level an inflamm. Zytokin IL-6 & wird durch akuten psych. Stress zusätzlich angehoben 
  • unerwartet: Placebo/Stress-Gruppe keine Veränderung diesbezüglich zu beobachten 
    • vllt. weil nur weil nur Männer untersucht wurden, Frauen haben eine höhere IL-6-Reaktion auf Stress
  • stress-induzierende Aufgaben -> neg. Stimmung erhöht: dieser Effekt stärker bei Impfstoff/Stress-Gruppe 
  • ungewöhnlich: diese Stimmungsveränderungen nicht in der Impfstoff/Ruhe-Gruppe 
  • IL-6-Spiegel im Blut & neg. Stimmung waren beide am höchsten in Impfung/Stress-Gruppe -> legt nahe, dass psych. & Immunreaktion synergetisch durch Hochregulieren des Zytokins das Krankheitsverhalten erhöhen 
  • keinen sign. Zsmh. zwischen IL-6 & neg. Stimmung direkt nach Aufgaben 
    • IL-6 sinnvoller Index für Entzündung, reagiert jedoch aus einem Netzwerk versch. Zytokine heraus 
    • hauptsächlich durch IL-1ß herbeigeführt 
    • anzunehmen, dass IL-6 nicht direkt Simmung beeinflusst, aber Produktion anderer Zytokine anzeigt, die Stimmung modulieren (z.B. IL-1ß)
    • in dieser Studie wurden keine Daten zu IL-1ß erhoben (ist im gesunden Blut schwer zu messen) - daher keine weiteren Aussagen dazu
  • Impfung/Stress-Gruppe:
    • Zsmh. zwischen IL-6-Level und Steigerung der Müdigkeit bei der Nachuntersuchung 3h nach Injizierung: Hinweis, IL-6 größere Bedeutung auf spätere Stimmungsreaktion?
    • höheres IL-6-Level verbunden mit verlängerter Erhöhung des systolischen Blutdrucks bei Redeaufgaben, höhere MHPG-Werte nach Sress und verlängerter Erhöhung des syst. Blutdrucks nach Aufgaben
      • anzunehmen, dass hyperaktiver Sympathikus Entzündungs- und Stimmungsreaktion mediiert
  • keine Unterschiede zwischen Impfgruppe und Placebogruppe in den Auswirkungen auf Stress 

Was sind die wesentlichen Implikationen dieser Studie?

 

"Synergistic effects of psychological and immune stressors on inflammatory cytocine and sickness responses in humans" (Brydon, Walker, Wawrzyniak, Whitehead...., 2009)

  • könnten ß-AR (ß-adrenergic receptor)-Antagonisten diesen synergistisch ablaufenden Verstärkungsprozess verhindern?
    • darauf deuten Ergebnisse aus Tierstudien hin
  • nicht auf andere Populationen übertragbar
    • diese Studie nur gesunde, männliche Studenten
  • kein aussagekräftiges Zytokin-Profil
    • da nur Blutprobe nach den Aufgaben genommen 
    • nicht zu bestimmen wann der Peak
  • Zytokin- & Stimmungsreaktion waren relativ gering 
    • auf milde Stimulans zurückzuführen ?
  • Korrelation zwischen IL-6 und syst. Blutdruck kam durch extreme Teilnehmerausprägungen zustande
    • Zsmh. noch durch größere Stichproben bestätigen
  • keine Messungen peripherer Neurotransmitter-Level gemacht