ErzW. Grundbegriffe
Erziehungswissenschaft Grundbegriffe: Sozialpädagogik, Erziehung, Sozialisation, Lernen, Bildung Berner Fachhochschule ¦ BsC Soziale Arbeit FS 18
Erziehungswissenschaft Grundbegriffe: Sozialpädagogik, Erziehung, Sozialisation, Lernen, Bildung Berner Fachhochschule ¦ BsC Soziale Arbeit FS 18
Fichier Détails
Cartes-fiches | 33 |
---|---|
Utilisateurs | 16 |
Langue | Deutsch |
Catégorie | Pédagogie |
Niveau | Autres |
Crée / Actualisé | 17.04.2018 / 29.04.2025 |
Lien de web |
https://card2brain.ch/box/20180417_grundbegriffe_sozialpaedagogik_erziehung_sozialisation_lernen_bildung
|
Intégrer |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20180417_grundbegriffe_sozialpaedagogik_erziehung_sozialisation_lernen_bildung/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Sozialpädagogik (2)
- Sozialpädagogik befasst sich mit der erzieherischen und bildungsorientierten Bearbeitung sozialer Problemlagen.
- Im Mittelpunkt steht die Frage nach biografischer Entwicklung und Lebensbewältigung im Rahmen einer individualisierten und differenzierten Gesellschaft.
Unterschied Sozialpädagogik - Sozialarbeit (2)
- Der Unterschied zwischen Sozialarbeit bzw. Sozialer Arbeit und Sozialpädagogik besteht darin, dass sich in der Sozialarbeit eher verwaltungstechnische Sozialarbeit halte finden. Sozialpädagogik beschäftigt sich verstärkt mit dem ausserschulischen Bildungsbereich und der Erziehungswissenschaft.
- Die Unterschiede bestehen letztlich in der Geschichte. Die Sozialarbeit entwickelte sich aus der Armenfürsorge. Die Sozialpädagogik hingegen entwickelte sich aus der Tradition der Jugendfürsorge. Sozialwesen ist die Verquickung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik.
Theorieansätze Sozialpädagogik
Die Theorieentwicklung in der Sozialpädagogik war lange stark von der Erziehungswissenschaft und deren Theoriediskursen geprägt.
Forschungsfelder der Sozialpädagogik
Systematisierung nach Thole (4)
- Praxisforschung
- Professionsforschung
- Disziplinforschung
- Aufgaben der Sozialpädagogik als Disziplin
Forschungsfelder der Sozialpädagogik
Systematisierung nach Mollenhauser (4)
- Verhältnis der Generationen
- Normalitätsbalance
- Armut
- Interkulturalität
Das sozialpädagogische Problem
Sozialpädagogik hat einen ganz spezifischen Blick auf das Subjekt-Gesellschaft-Verhältnis. Er fokussiert bestimmte Dinge im Modernisierungsprozess, die man als sozialpädagogisches Problem wahrnehmen kann.
3er Schritt zur Verdichtung zum sozialpädagogischen Problem
1. Gesellschaftliche Diagnose;
2. Pädagogische Problembeschreibung;
3. Lösungsperspektive
3 Typen des sozialpädagogischen Problems
- Makro (Gruppen partizipieren nicht mehr)
- Mikro (familienzentriert)
- Kind/Jugend (jüngere Generation auf sich alleine gestellt, Verwahrlosung)
Der sozialpädagogische Ort
Sozialpädagogik versucht Orte zu schaffen, in denen Kinder/Jugendliche die Aneignung von Fähigkeiten und Entwicklung wieder schaffen
Kennzeichen für sozialpädagogische Orte (8)
- Sicherheit
- Inszenierung (Erfahrungen ermöglichen)
- Gewohntes und Neues
- «Fehlerfreundlich/ -ermöglichend»
- Rahmung und Interaktion (müssen auf soziale Position des Subjekts eingehen)
- Lebensgeschichte und Perspektive
- geschlossen und offen
- privat-öffentlich
Die sozialpädagogische Einrichtung
Untergliederung nach verschiedenen Tätigkeiten, z.B. Kinderkrippen, Horte, Heime, Jugendzentrum etc.
Sozialpädagogik - Kurz gesagt
Sozialpädagogik hat es mit spezifischen Problemlagen zu tun (individuelle sowie soziale), die sich aus Modernisierungsprozessen ergeben und zu Aneignungsproblemen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen führen können.
Sozialpädagogik hat spezifische Vorstellung von Orten, an denen diese Aneignung gelingen könnte.
Sozialpädagogik hat eine Reihe von Einrichtungen geschaffen, die diese Orte ausdifferenzieren.
Erziehung Erklärung (2)
- Der Begriff Erziehung wird oftmals im Zusammenhang mit Kindern verwendet. Erziehung ist etwas, dass nicht voraussehbar ist, d.h., man weiss nicht, ob die Erziehung funktioniert.
- Das Ziel der Erziehung ist es, Werte und Normen zu vermitteln.
Erziehung Definition
Handlungen, durch welche Menschen versuchen, die Persönlichkeit eines anderen Menschen irgendwie zu fördern
Formen der Erziehung (2)
Zielgerichtete Einwirkung -> Ungeformtes Material wird in Form gebracht -> gezielte Methoden anwenden, kein Zufall, geplante Erziehung
Entwicklung der Natur -> Die Idee, etwas wachsen und gedeihen zu lassen -> Die wichtigsten Sachen sind schon in uns drin. Es wird nicht mit Interventionen eingegriffen. Das Umfeld wird so gestaltet, dass keine Negativeinflüsse einwirken können.
Warum erziehen? (3)
- Mündige Person -> Die Mündigen helfen den Unmündigen mündig zu werden -> Vorher unmündig; nicht unproblematisch wegen den Rechten des Kindes. Menschsein = Mündig
- Machtausgleich -> Bei der Geburt haben Eltern die volle Macht über das Kind, im Laufe der Jahre soll diese Macht immer ausgeglichener und gleichmässiger verteilt werden -> Machtgefälle Erziehung sollte dieses Gefälle ausgleichen; problematisch, da Kind degradiert wird
- Generationenvergleich -> Die ältere Generation soll Wissen und Erfahrung an die jüngere Generation weitergeben, damit diese nicht alles neu lernen/machen müssen -> Kultur wird weitergegeben. Aus Weitergegebenen neues kreieren. Problem; Staatsschulden als Last; Lasten werden Weitergegeben Armut, Bildungsarmut
Grundstruktur der Erziehung (5)
- Wer soll erziehen? Eltern, Familie, pädagogische Fachleute, sozialpädagogisches Personal
- Wer soll erzogen werden? Kinder und Jugendliche
- Wie soll Erzogen werden? Erziehungsmittel und Erziehungsmassnahmen -> Erziehungsstil, Bestrafungsart, Ziele der Erziehung
- Welche Absichten und Ziele werden durch die Erziehung verfolgt? ->Ziel: Mündige Bürger, Funktionsfähigkeit in der Gesellschaft und Persönlichkeitsentwicklung
- Wozu soll erzogen werden?> Grundstruktur der Erziehung soll den Kindern und Jugendlichen zur Mündigkeit verhelfen
Erziehungsstile (5)
- Autoritärer Erziehungsstil -> Aggressiv oder überangepasst. Selbständigkeit des Kindes nicht gegeben, da es durch Autorität eigene Bedürfnisse nicht erkennt.
- Vernachlässigender Erziehungsstil -> Bedürfnisse des Kindes werden ignoriert. Auch hier ist die Selbständigkeit des Kindes nicht gesichert. Kind kann aggressiv werden.
- Permissiver Erziehungsstil -> Keine Regeln = Laissez-fair -> Ausgelegt an Bedürfnisse des Kindes. Nicht gesicherte Selbständigkeit, weil Kinder weniger anpassungsfähig
- Überbehütender Erziehungsstil -> Die Autorität der Erwachsenen sehr hoch. Bedürfnisse des Kindes werden stark berücksichtigt, jedoch hoher Leistungsdruck auf Kind da hohe Anforderungen
- Autoritativ-partizipativer Erziehungsstil -> individuell und anpassungsfähig
Sozialisation (2)
- Sozialisation gilt als ein der Erziehung übergeordneter Begriff. Erziehung wird als Sozialmachung, Sozialisation als Sozialwerdung verstanden.
- Die Begriffe Sozialisation und Erziehung werden als Moment der Enkulturation verstanden. Als Enkulturation wird das Erlernen der Kultur bezeichnet. Das Konzept der Enkulturation schliesst neben Sozialisation und Erziehung auch Personalisation/Individuation ein.
Struktur von Sozialisationsbedingungen (4)
- Gesamtgesellschaft -> Wirtschaftssystem; ökonomische, soziale, politische und kulturelle Kultur
- Institutionen -> Schule, Unis, Vereine, Musikschulen, Betriebe, Massenmedien, Militär, Kirchen
- Interaktion und Tätigkeiten -> Familie, schulischer Unterricht, Kommunikation zwischen Gleichaltrigen, Freunden, Verwandten
- Subjekt -> Erfahrungsmuster, Einstellungen, Wissen, emotionale Struktur, kognitive Fähigkeiten
Sozialisationsphasen und Sozialisationsinstanzen (3)
- Primäre Sozialisation = Familie
- Sekundäre Sozialisation = Schulen, Spielgruppe
- Tertiäre Sozialisation = Betrieb, Ausbildung, Uni
Drei Ebenen der Sozialisationsinstanzen
- Mikroebene ->Familie, soziale Gruppe -> Vermittlung sozialer, familiärer, kultureller und religiöser Grundhaltung
- Mesoebene -> Erziehungs-, Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen -> Bewusst gesteuerte Lernprozesse
- Makroebene -> Ökonomische und kulturelle Verhältnisse à Vermittlung von Wertestrukturen
Lernen (4)
- Lernen ist die relative dauerhafte Änderung von Verhalten aufgrund von Erfahrungen, das heisst von Interaktionen eines Organismus mit seiner Umwelt.
- Erlernt werden nicht nur instrumentelle Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern auch Einstellungen und normative Überzeugungen.
- Lernen ist nicht nur mit dem erfolgreichen Besuch von Institutionen, wie Schule oder Hochschule, verknüpft. Lernen erfolgt auch abseits dieser Institutionen und vollzieht sich über das gesamte Leben hinweg.
- Lernen findet daher nicht nur in der Kindheit und Jugend statt, sondern auch im Erwachsenenalter und im Alter.
Theorie des Lernens (3)
- Behaviorismus -> Verhalten lässt sich durch äussere Hinweisreize und Verstärkungen steuern. Auf einen bestimmten Reiz (Stimuli) folgt eine bestimmte Verhaltensreaktion (Response) -> Klassisches Konditionieren, Operantes Lernen, Lernen am Modell
- Kognitivismus -> Der Lernende wird als ein Individuum begriffen, welches äussere Reize aktiv und selbständig verarbeitet und deshalb nicht durch äussere Stimuli steuerbar ist. Lernen beruht auf kognitiven Strukturen und wird als Informationsverarbeitung verstanden.
- Konstruktivismus -> Der Lernende konstruiert auf Basis seiner subjektiven Erfahrungsstrukturen die Wirklichkeit individuell. Der Lernende nimmt das Wissen nicht unbeteiligt auf. Der Lernende bringt wirksam als überlegende Person das Wissen hervor. Lernen vollzieht sich in Prozessen der Selbststeuerung.
Nachteile des Konstruktivismus (4)
- Viel Zeit benötigt;
- Viele Fähigkeiten werden benötigt;
- Wahrheit kann nicht garantiert werden;
- Sorgt für Chancenungleichheit
Bildung
Bildung meint die Aneignung von Kenntnissen und Fertigkeiten in Selbstverfügung und aktiver Gestaltung mit dem Ziel der reflexiven Ausformung eines kultivierten Lebensstils.
Problemgeschichtlicher Zugang zu Bildung (3)
Frühaufklärerische Gedanken -> Amos Comenius à Aufklärerisch, durch Bildung entsteht gesellschaftliche Veränderung, Bildung ist mehr als Schule, Einheitsschule
Unabhängige Bildung -> Wilhelm von Humboldt à Subjektive und bewirkende Kraft, Bildung beeinflusst Menschen, Universell
Kritische Überlegungen -> Theodor Adorno à Kritische Reflexion, Differenzierte Reflexion, Halbbildung, weil die kritische Reflexion fehlt
Bestimmungsdimensionen von Bildung (5)
Sachliche Dimension -> Inhalt vs. Bildendem Gehalt -> Der sich bildende Mensch benötigt Stoffe / Inhalte zum sich damit auseinandersetzen
Temporäre Dimension -> Zeit -> Unterscheidung zwischen Verlauf der Ereignisse und ihrer Bedeutung
Soziale Dimension -> Interaktion -> Differenz, dass nicht Lernen automatisch mit Verbindlichkeit zu verstehen ist
Wissenschaftliche Dimension -> Praktische und Theoretische Bildung -> Unterscheidung zwischen praktischer und theoretischer Bildung. Wie wird Bildung möglich?
Autobiografische Dimension -> individuelle Lebensbiografie -> Unterscheidung zwischen kultureller Bildung und dem eigenen konkreten Verstehen des Lebens
Motive von Bildung (4)
- Klassische Auseinandersetzung mit dem Bildungsbegriff
- Mündigkeit und Selbstzweckcharakter ->Vernunft, Intension von Selbstbestimmung, Autonomie
- Universale Humanität -> Bildung ist etwas Universales und alle Menschen sind dazu fähig, im Kontext zum Mensch, vielfältige Bildung
- Individualität
Funktion der Bildung
Bildung sollte Freiheit ermöglichen, die es erlaubt ein selbstbestimmtes und bewusstes Leben zu führen.
Bildung - Wissensgesellschaft
Besondere Bedeutung kommt dem Verhältnis von Verfügungs- und Orientierungswissen zu. Mittelstrass verweist 2002 darauf, dass moderne Gesellschaften vor allem im Hervorbringen von Verfügungswissen (Faktwissen) stark sind. In modernen Gesellschaften benötigen wir aber, so Mittelstrass 2002, insbesondere auch Orientierungswissen (Reflexives Wissen). Bildung vollzieht sich in gesellschaftlichen Kontexten. Bildung kann Veränderung, aber auch Stabilisierung bewirken. Ohne die Reflexion von gesellschaftlichen Kontexten kann Bildung dazu beitragen lediglich Macht und Herrschaftsstrukturen zu bestätigen. Im Zentrum von Bildung stehen heute vor allem Brauchbarkeitskonzepte und eine ökonomische Ausrichtung. Die Einmaligkeit und Besonderheit jedes einzelnen Menschen tritt bei einer Orientierung an Vergleichbarkeit, Standardisierung und Kontrollen in den Hintergrund. Individualität hat keinen Platz mehr. Frost betont 2008, dass wenn Selbstbestimmung, Humanität und Individualität keine Bedeutung mehr im theoretischen Bildungsdiskurs und der Bildungspraxis haben, dann ist nicht mehr von Bildung, sondern von Unbildung zu sprechen. Bildungstheorie und pädagogisches Handeln müssen zur Reflexion der Bildungspraxis beitragen. Theorie der Bildung darf nicht nur den Ist-Zustand beschreiben, sondern muss Beiträge dazu leisten, wie Bildungspraxis anders gestaltet werden kann und muss. Die Theorie der Bildung darf nicht nur den Ist-Zustand beschreiben, sondern muss Beiträge dazu leisten, wie Bildungspraxis anders gestaltet werden kann und muss.
Wenn Selbstbestimmung, Humanität, Individualität keine Bedeutung mehr im theoretischen Bildungsdiskurs und der Bildungspraxis haben, kann man nicht mehr von Bildung, sondern von Unbildung sprechen.