Migration

Modul 8.1 – Migration (Vorbereitung mündliche Prüfung) ZHAW Soziale Arbeit

Modul 8.1 – Migration (Vorbereitung mündliche Prüfung) ZHAW Soziale Arbeit


Kartei Details

Karten 61
Lernende 11
Sprache Deutsch
Kategorie Soziales
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 14.01.2018 / 23.12.2020
Weblink
https://card2brain.ch/box/20180114_migration
Einbinden
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20180114_migration/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>

Nenne die Definition von Migration.

  • räumliche Bewegung von Menschen (nicht Pendeln, lokaler Umzug, Reise, Nomadismus)
  • Verlassen des bisherigen Wohnortes / Wohnsitzes
  • Aufsuchen eines neuen Wohnsitzes
  • Versetzung des neuen Lebensmittelpunktes

Mit was ist Migration verbunden?

  • Ortswechsel
  • Veränderungen des sozialen Beziehungsgeflechts
  • Grenzerfahrungen (geografisch, kulturell, ethnisch, psychisch)
  • Versetzung ist kein einmaliger Akt, sondern gibt unterschiedliche Stadien des Ankommens (z.B. Saisonnierstatus CH)

Nenne einige Punkte der Mehrdimensionalität von Migration.

  • Richtungsmodalität (Zu-/Einwanderung, Ab-/Auswanderung)
  • räumliche Dimension (nah/fern, Stadt/Land, Nord/Süd, kontinental/international)
  • Auslösefaktoren (politische, religiöse, ökonomische, ökologische, berufliche)
  • zeitliche Dimension (temporär, dauerhaft, saisonal, periodisch)
  • motivationale Dimension (freiwillig/unfreiwillig à schwierig zu bestimmen)
  • individuelle oder kollektive Grössenordnung (Einzelpersonen, Gruppen, grössere Verbände)
  • Organisiertheit (oder Nichtorganisiertheit)
  • biographische Lebensphase (Ausbildung, Beruf, Rentenalter)
  • rechtliche Dimension (legal/illegal – regulär/irregulär)

Was ist bei den Push-/Pull-Modelle die Annahme?

  • gewinnmaximierendes Individuum, entscheiden rational in ökonomischer Logik (Komplexität ausser Acht gelassen)

Was wird bei den Push-/Pull-Modellen nicht berücksichtigt?

  • komplexe Motivbündel
  • auch kollektive (Haushalts-) Entscheide
  • Bedeutung von Netzwerken
  • Bedeutung von Migrationsregimes
  • wegen des Lohns migrieren die meisten Menschen nicht, bleiben im Herkunftsland

Nenne Punkte zum Thema "Migration und sozialer Wandel".

--> konstitutiver Aspekt des sozialen Wandels

  • Bevölkerungswachstum
  • wirtschaftliche Entwicklung
  • Konflikt und Krieg
  • soziale (Um-)Schichtung global und national

Was sind aktuelle Trends im Thema "Migration und sozialer Wandel"?

  • zirkuläre Prozesse, Pendelmigration
  • Binnenmigration
  • Frauen

Wie wirken sich Netzwerke als beeinflussender Faktor aus?

  • Informationen zu Wanderrouten und Zielländern
  • Loyalität und Vertrauen über Generationen à Kettenmigration
  • tragfähiges Netzwerk im Aufnahmeland
  • Vermittlung von berufsspezifischen Fertigkeiten vor Ort
  • Transferzahlungen in Herkunftsländer
  • Chancen vs. Kontrolle (Ermöglichung und Beschränkung)

Nenne Ursachen für die Migration auf der Mikro-Ebene.

  • wirtschaftlich
  • soziale
  • politische
  • religiöse
  • persönliche Motive

Nenne Ursachen für eine Migration auf der Makro-Ebene.

  • Bevölkerungswachstum
  • Konflikte und Krieg
  • Umweltzerstörung, -katastrophen
  • kapitalistische Wirtschaft (Armut im Süden, Bedarf an flexibilisierter Arbeitskraft im Norden)

Nenne die wichtigsten Formen von Migration weltweit.

  • Familiennachzug
  • Arbeitsmigration
  • Fluchtmigration (ca. 9%)
  • illeguläre Migration (Schätzung 10-15%)

Nenne weitere Formen von Migration.

  • Arbeitswanderung
  • Bildungs- und Ausbildungswanderung
  • Dienstmädchen-/Hausarbeiterinnenwanderung
  • Gewaltmigration
  • Heirats- und Liebeswanderung
  • Lebensstil-Migration
  • Sklaven- und Menschenhandel

Wie wird "Flüchtling" laut der Genfer Flüchtlingskonvention definiert?

  • begründete Furcht vor Verfolgung wegen Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe, politische Überzeugung

Was ist die Genfer Flüchtlingskonvention?

  • mehr als 140 Vertragsstaaten, verbindliche Grundlagen für Anerkennung von Flüchtlingen im Rahmen nationaler Gesetzgebung
  • Die Konvention legt fest, wer ein Flüchtling ist und welche Rechte sie oder er von den Unterzeichnerstaaten erhalten sollte. Aber sie definiert auch die Pflichten, die ein Flüchtling dem Gastland gegenüber erfüllen muss und schliesst bestimmte Gruppen – wie z.B. Kriegsverbrecher – vom Flüchtlingsstatus aus.

Was ist mit dem Wort "Schutzlücken" gemeint?

  • immer weniger Flüchtlinge unter Schutz der GFK im Sinne individueller Verfolgung (allgemeine Notlage infolge Krieg, Gewalt, Umweltproblematik, Binnenvertriebene)

Was sind die Folgen bei restriktiven Migrationsregimes?

  • restriktive Migrationsregimes --> Druck auf Asylbereich --> Diskurs „echte“ und „unechte“ Flüchtlinge --> Illegalisierung

Nenne die drei grössten Herkunftsländer von Migration.

  • Syrien
  • Afghanistan
  • Somalia

Nenne die drei grössten Aufnahmeländer.

  • Türkei
  • Pakistan
  • Libanon

Was sind Folgen von illegalen Einwanderer für die Personen selbst?

  • illegaler Aufenthalt führt zu Ausweisung, Bestrafung
  • keine soziale Sicherheit, Ausbeutung, ständige Unsicherheit

Was fordern Hilfe- und Menschenrechtsorganisationen in Bezug auf die illegale Einwanderung?

  • Legalisierung Arbeitsverhältnisse und Aufenthaltsstatus
  • Wahrung der sozialen Rechte (z.B. Durchsetzung von Lohnansprüchen)
  • erleichterte Einreise

Was bedeutet die Globalisierung?

--> Markt global – Politik national

  • globaler Kapitalismus à freier Verkehr von Gütern, Wissen, Kapital
  • zunehmende ökonomische Verflechtung, Abhängigkeiten, globale Ungleichheit à zunehmende weltweite Migration
  • politischer Ebene Nationalstaat à Protektionismus, Versuch politischer Steuerung der Migration à Migrationsregime

Was bedeutet Migrationsregime?

Versuch, Migration zu steuern

  • Spannung zwischen Migration – Wohlfahrtsstaat, Arbeitsmarkt- und Integrationspolitik

 

In welchen Punkten ist die Schweiz liberal?

  • innerhalb Schengen-Raum (Arbeitsmigration)
  • z.T. Ausnahmen für UMA (unbegleitete minderjährige Ausländer)

In welchen Punkten ist die Politik der Schweiz restriktiv?

  • Auflagen / Regelungen an Flüchtlinge
  • Rayon-Politik (dürfen einen gewissen „Raum“ nicht verlassen)
  • Anerkennungspolitik
  • Drittstaatangehörige (ausserhalb Schengen-Raum)
    • wenn Arbeitgeber nachweisen können, dass sie keine qualifizierten Arbeitnehmer aus dem Schengen-Raum oder den Asylbewerbern finden, können Drittstaatangehörige eingestellt werden

Erkläre den Unterschied zwischen ius soli vs. ius sangini.

  • Bsp. ius soli vs. ius sangini
    • ius soli --> Bürgerrecht mit Geburt im Land, z.B. Kanada / USA
    • ius sangini --> man ist Bürger, wenn man über mehrere Generationen im Land lebt (mehrere Generationen), z.B. Schweiz

Benenne und Erkläre die Ausländerstati in der Schweiz.

  • B
    • EU/EFTA
    • Asyl
  • C --> Niederlassungsbewilligung, gleiche Rechte wie Schweizer, aber ohne Schweizer Pass
  • F
    • vorläufig aufgenommener Flüchtling (sind asylunwürdig, menschenrechtsverletzende Person, wird aber verfolgt, sie persönlich werden verfolgt)
    • vorläufig aufgenommener Ausländer (können nicht zurückgeschickt werden, z.B. wegen Krieg, religiöse Verfolgung)
  • L --> Kurzaufenthaltsbewilligung
  • G --> Grenzgänger
  • S --> schutzbedürftig
  • N --> für Asylsuchende

Erkläre das Zwei-Kreise-Modell.

  • liberales Zuwanderungsregime im Rahmen des FZA (Freizügigkeitsabkommen) mit EU
  • Zuwanderungsbeschränkung ausserhalb EU
  • Beitritt Schengen-Dublin (2002/2008)
  • Verbindung von Integrations- und Zuwanderungspolitik

Erkläre das Schengen-Dublin-Abkommen.

  • Anschluss CH seit 2008
  • Zuständigkeit für Asylverfahren wird einheitlich geregelt à Ziel: nur 1 Staat zuständig
  • nur Zuständigkeit wird vereinheitlicht, nicht das Verfahren
  • humanitäre Klausel à CH könnte sich freiwillig zuständig erklären; wird z.B. bei Minderjährigen angewendet
  • Minderjährige à CH erklärt sich in der Regel zuständig; Verpflichtung abzuklären, ob in anderen Ländern Verwandte leben
  • Schengen à Freizügigkeit innen, Grenzschutz nach aussen
  • Dublin à Flüchtlingshandhabung

Seit wann sind Frauenspezifische Fluchtgründe anerkannt? Erkläre.

  • seit 2006 anerkannt
  • Verfolgung von Privaten durch Private (Gefährdung Leib, Leben, Freiheit)
  • Möglichkeit für Frauen, Schutz zu erhalten, sofern der Heimatstaat dies nicht bieten kann
  • noch keine Praxis bei anderen geschlechtsspezifischen Gründen (Homo-, Transsexualität, etc.)
  • Problem --> komplette Darstellung der (privaten) Situation

Erzähle die Geschichte der CH-Migrationspolitik.

  • 13.-19. Jh. Söldner in fremden Diensten (ca. 1 Mio.)
  • ab 17. Jh. Siedlungsmigration vor allem in Europa
  • 18./19. Jh. viele Schweizer wandern nach Übersee
  • 19. Jh. Ausreise von armengenössigen Schweizern nach Brasilien, Russland
  • ab 20. Jh. wird CH zu Einwanderungsland, erleichterte Einbürgerungen
  • ab 1950 ökonomisch motivierte Anwerbungspolitik mit bilateralen Verträgen (Kontingente)
  • ab Ende 1970er Jahre --> polit. Diskussionen um Überfremdung und Steuerung der Migrationsflüsse

Was bedeutet der Beitritt Schengenraum im Jahr 2008?

  • --> Personenfreizügigkeit
    • in einem anderen Land wohnen und arbeiten dürfen
    • Abbau Personenkontrolle
    • Arbeitnehmerfreizügigkeit
    • Niederlassungsrecht, Aufenthaltsrecht
    • Anerkennung von Ausbildungsbescheinigung
    • (Unionsbürgerschaft à CH abgelehnt)
    • CH bilaterale Verträge mit EU (1957) à Freizügigkeitsabkommen

Nenne Punkte der aktuellen Migrationspolitik.

  • Beitritt Schengenraum 2008 
  • innenpolitischer Druck zur Einschränkung der Einwanderung
  • Interessen der Wirtschaft
  • internationaler Druck zum Vollzug von EU-Recht und UNO-Konventionen
  • 2014 Annahme der Initiative gegen Masseneinwanderung

Welche Auswirkungen haben "gute" und "schlechte" Migranten?

  • Entscheidung „erwünscht“/“sanktionierte" Einwandernde durch Ausländer- und Aufenthaltsrecht --> restriktive Einbürgerungspraxis auf Gemeindeebene
  • Hochqualifizierte sollen Fachkräftemangel ausgleichen
  • „Illegale“ --> werden auf Seiten der Arbeitsgebenden sowie Arbeitskräften geahndet

Welche Funktion hat die Familie?

  • Kontinuität, Brüche, Blockierungen, Wandel
  • Habitus
  • Erziehungsmodelle und Schicht à Zusammenhang
  • Brüche
    • modern vs. traditionell
    • sozial entwurzelt vs. sozial befreiend
  • Verlust- und Trennungserfahrungen, Veränderung sozialer Netze
  • rechtlich und ökonomisch prekäre Stellung (unsicherer Aufenthalt, Ängste, Risiken am Arbeitsplatz, schlechte Wohnverhältnisse, gesundheitliche Belastungen, Status- und Kontrollverlust)
  • familiäre Struktur- und Gleichgewichtsveränderungen (neue Rollen, Aufgaben, Autoritäten, ...)
  • komplexe und unterschiedliche Herausforderungen für Familienmitglieder (Alters-, Geschlechts- und Generationenspezifisch)
  • Umgang mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit
  • Eröffnung neuer Räume
  • Umgang mit neuen Belastungen --> „Motor“ des sozialen Wandels

Welche Merkmale haben die "zweite Generation"?

  • „Projekt der Mobilität“
  • ausgeprägte Aufstiegsorientierung
  • Durchhaltewille, hohe Anpassungsleistung
  • „Pioniere“ in der Familie
  • hohe Bedeutung von Peers in ähnlicher biografischer Konstellation
  • Heterogenität innerhalb der zweiten Generation

--> ingesamt beruflich erfolgreich (Prestige)

--> klare Mobilität

--> Bildung variiert nach Nationalität und Einbürgerung (Tendenz zur Polarisierung innerhalb der zweiten Generation)

Nenne Probleme von älteren Migranten in der Schweiz.

  • fehlende Informationsangebote --> erst, wenn Probleme schon da sind
  • irgendwie in beiden Ländern nicht zu Hause durch Anpassung in der Schweiz
  • mediterrane Abteilung in Altersheim --> Pfleger sowie Pflegende mit einem Migrationshintergrund (italienisch, spanisch sprechend)
  • kennen ihre Rechten, Pflichten oft nicht  --> spezielle Veranstaltungen für ältere Migranten und Migrantinnen

Erkläre Migration als Abfolge von Dilemmata.

Erkläre Weiterbildungsbarrieren.

  • Chancenungleichheit
  • einzelne Bereiche wenig Weiterbildung (Gastrobereich, Baugewerbe)
  • mangelnde Orientierung über Angebote
  • Dequalifizierung und wichtiger Einschnitt in die Entwicklung (Zäsur)

--> Weiterbildung als Anerkennung und Stärkung der Handlungsfähigkeit und Motor von Partizipation

Welcher Zusammenhang besteht zwischer sozialer Unterschichtung und Gesundheit?

  • ¼ von IV-Bezüger war im verarbeitenden Gewerbe tätig
  • erhöhte Vulnerabilität
  • schlechterer Gesundheitszustand (weniger Gesundheitsvorsorge, Gesundheitsbewusstsein; Bildungshintergrund) --> kann zu Invalidität führen
  • höheres Risiko auf Langzeitarbeitslosigkeit (weniger Möglichkeiten zur Umschulung, Berufswechsel)
  • mehr soziale Unterstützung durch Umfeld, weniger Vereinsamung

Nenne Gründe für eine höhere Kriminalitätsraten.

  • Kriminaltourismus, grenzüberschreitende Kriminalität (nicht in der Schweiz wohnhafte Ausländer; z.B. Banden, Laden-, Taschendiebstähle, etc.)
  • Delikte die per Definition nur von Ausländern verübt werden (Verstösse gegen ANAG; Gesetz über Aufenthalt und Niederlassung von Ausländer (heute AuG))
  • höhere Anzeigebereitschaft bei jugendlichen Ausländern als jugendlichen CH