Klinische Toxikologie VetMed

Antidots und giftige Stoffe

Antidots und giftige Stoffe


Kartei Details

Karten 39
Sprache Deutsch
Kategorie Statik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 13.01.2018 / 22.01.2018
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Ethylenglykol

- in Frostschutzmitteln enthalten
- führt zu nephrotoxischen Metaboliten, im Harn werden Calciumoxalatkristalle ausgeschieden
- Ethylenglykol wird durch Alkoholdehydrogenase ADH in die nephrotoxischen Metaboliten umgewandelt, wenn man die ADH beschäftigt (z.B. durch Alkohol), dann findet die Umwandlung gar nicht statt
- Alkohol = Antidot für Ethylenglykolvergiftung

Molybdän als Antidot

Kupfer (verhindert Giftresorption)
 

Atropin, Atipamezol, Kalium als Antidot

blockiert den Giftrezeptor

Alkohol, 4-Methylpyrazol als Antidot

Ethylenglykol (hemmt die Metabolisierung zu toxischen Metaboliten)

N-Acetylcystein als Antidot

Paracetamol fördert die Entgiftung

Deferoxamin als Antidot

Eisen (inaktiviert den Giftstoff)

CaNa2EDTA, D-Penicillamin als Antidot

fördert die Ausscheidung des Giftstoffes

Pamidronsäure, Vit. K als Antidot

behebt den Schaden

Methylenblau als Antidot

Nitrat (Nitrat oxidiert das Fe in Hämoglobin, so dass Methämoglobin entsteht, Methylenblau i.v. lässt das Met-Hb zurückreduzieren)

Carbamate/Organophosphate

WIRKUNGSWEISE
- blockieren ACh-Esterase (Organophosphate irreversibel, Carbamate reversibel)
- dadurch erhöhte Aktivität des Parasympathikus


SYMPTOME
- übermässige Aktivierung des Parasympathikus
- SLUDGE (Salivation, Lacrimation, Urination, Diarrhea, Gastrointestinal upset, Emesis)
- Wirkung kann durch Parasympatholytika (z.B. Atropin) antagonisiert werden

Pyrethroide

- häufig angewendet in Landwirtschaft, Vetmed, Garten und Haushalt
- verwendet als Ektoparasitikum


WIRKUNGSWEISE
- verzögerte Schliessung der Na-Kanäle (Na-Kanäle irreversibel blockiert)
- dadurch Paralyse

PERMETHRIN
- Ektoparasitikum
- nur für Hunde zugelassen (Katze darf in den ersten 24h nach dem Auftragen keinen Kontakt zu Hunden haben)
- Nebenwirkungen: Tremor, Krämpfe, Salivation, Durchfall


PYRETHROIDVERGIFTUNGEN
- v.a. bei Katzen, da diese Pyrethroide langsamer abbauen als andere Spezies
- Therapie: Dekontamination (z.B. auch mit Shampoo!), Di-azepam gegen die Krämpfe, Lipidlösung CRI oder Bolus
- Fische sind ebenfalls sehr empfindlich, sollte deshalb nicht ins Abwasser gelangen

Avermectine

WIRKUNGSWEISE
- binden an GABA-Rezeptor (inhibitorischer Rezeptor)
- durch Avermectine wird GABA-Rezeptor verstärkt aktiviert und es kommt zu starker inhibitorischer Wirkung auf das Nervensystem -> Lähmung
- GABA-Rezeptor wird von sehr vielen Wirkstoffen bedient, dies aber an verschiedensten Binding Sites, dadurch keine Antagonisierung durch andere AM
- zusätzlich erhöhen Avermectine die Membrandurchlässigkeit von Nervenzellen für Chloridionen -> Nervenzellen werden hyperpolarisiert -> keine Erregungsleitung mehr -> Lähmung


AVERMECTINVERGIFTUNG
- Avermectine werden normalerweise durch MDR-1 aus dem Gehirn ausgeschleust, so dass keine hohen Konzentrati-onen im Gehirn erreicht werden (deshalb nicht toxisch für das behandelte Tier)
- Ausnahmen: wenn Avermectine zu hoch dosiert werden oder wenn ein MDR-1 Defekt besteht
- Symtpome Avermectinvergiftung: Ataxie, Tremor, Hypothermie, Koma, reduzierte Atmung, kein Pupillarreflex und auch andere Reflexe fehlend, Bradypnoe, Bradykardie


THERAPIE AVERMECTINVERGIFTUNG
- Symptomatisch: Infusion (z.B. Ringerlaktat), künstliche Ernährung, Beatmng, Wärme
- Lipidinfusion zur forcierten Ausscheidung (verkürzt die Behandlungsdauer und steigert den Behandlungserfolg)
- Verhinderung von Dekubitus und Corneaschäden

Neonicotinoide

BEISPIELE
- Imidaclopramid
- Clothianidin
- Thiamethoxam


WIRKUNGSWEISE
- binden an den nicotinischen Acetylcholinrezeptor von Insekten (-> keine Erregungsleitung mehr möglich), haben aber eine geringe Affinität für den Acetylcholinrezeptor der Säugetiere (daher niedrige Toxizität)


VORTEILE
- keine Kumulation im Gewebe
- geringe ZNS-Penetration
- kaum systemische Absorption nach dermaler Anwendung


UMWELTTOXIKOLOGIE
- Gefahr für die Bienengesundheit und Gesundheit anderer Nützlinge, evtl. mitverantwortlich für Bienensterben
- deshalb nur eingeschränkter Einsatz als Pflanzenschutzmittel

Metaldehyd

VORKOMMEN
- Schneckenkörner


TOXIZITÄT
- Metaldehyd ist ein Polymer von Acetaldehyd
- im Körper wird Metaldehyd abgebaut: Metaldehyd -> Acetaldehyd -> Essigsäure
- irritiert die Schleimhäute, deshalb Salivation, Erbrechen, Durchfall
- Wirkung auf ZNS durch Hemmung des GABA-Systems = zentrale Exzitationen
- ZNS-Symptome: Mydriasis, Hyperästhesie, Inkoordination, Ophistotonus, Festliegen, Ruderbewegungen, Atemnot, Cyanose, Tremor, Krämpfe, Hyperthermie (Shake and Bake Symptomatik, als Tremor und Hyperthermie)
- Azidose durch den Metaboliten Essigsäure (dadurch Tachypnoe und zentralnervöse Depression)
- Tod meist durch DIC oder Atemversagen


THERAPIE METALDEHYDVERGIFTUNG
- Dekontamination (z.B. mit Aktivkohle)
- Benzodiazepine oder Barbiturate
- Kühlung gegen die Hyperthermie
- Infusion mit Bicarbonat gegen die Azidose

Botulinumtoxin

VORKOMMEN
- Neurotoxin von Clostridium botulinum
- bildet ubiquitäre, resistente Sporen
- Toxin kann durch Hitze (5min bei 85°C) inaktiviert werden
- Clostridium botulinum vermehrt sich v.a. bei An-wesenheit von Eiweiss, Feuchtigkeit, pH > 5.0 und anaeroben Bedingungen -> ist z.B. bei Kontamina-tion des Futters mit Kadavern oder Weidedüngung mit Hühnermist der Fall
- C. botulinum existiert in einem natürlichen Zyklus 


WIRKUNGSWEISE
- Exozytose der Neurotransmittervesikel in der Prä-synapse der neuromuskulären Endplatte wird ver-hindert
- besteht aus einer leichten und einer schweren Kette
- schwere Kette: sorgt für Andocken an Präsynapse
- leichte Kette: ist eine Protease und zerstört die für die Exozytose notwendigen Proteine
- Botulinumtoxin ist ein Enzym, weshalb schon geringe Dosen reichen, um eine Synapse auszuschalten
- es kommt zu einer schlaffen Lähmung


THERAPIE BOTULISMUS
- Antitoxin (neutralisierende Antikörper) im frühen Stadium der Erkrankung
- Beatmung (auch Atemmuskulatur ist gelähmt!)
- Nachweis des Toxins erfolgt über Mäuseinokulationstest


PROPHYLAXE
- Botulismusvakzine (enthält Botulinumtoxin)

Coumarin (Rodentizid)

VORKOMMEN
- natürlicher Bestandteil verschiedener Futterpflanzen (z.B. weisser Steinklee, Süssklee)
- entsteht durch Glykosidspaltung beim Welken oder Trocknen
- durch Schimmelpilze in Dicoumarol umgewandelt
- synthetisches Analogon: Warfarin (als Blutverdünner eingesetzt)
- Coumarinderivate in Rattenködern eingesetzt (cave: keine Speziesspezifität, deshalb sind Ver-giftungen von Haustieren möglich) -> z.B. Diphacinon


WIRKUNGSWEISE
- Hemmung der hepatischen Vit-K Epoxidreduktase
- Vit-K Epoxidreduktase ist dafür zuständig, dass bei der Produktion von Gerinnungsfaktoren von Vit K zu Vit K-Epoxid verbrauchte Vit K wieder zu recyceln (Vit K-abhängig sind Faktoren II, VII, IX, X, die Faktoren werden als inaktive Vorstufen in der Leber gebildet und dann erst im ER in aktive Formen überführt)


SYMPTOME COUMARINDERIVATVERGIFTUNG
- Blutungen, oft zuerst an Stellen, an denen das Gewebe stark strapa-ziert wird wie z.B. den Gelenken
- Blutungen treten mit einigen Tagen Verzögerung ein, da zuerst die noch vorhandenen Gerinnungsfaktoren verbraucht werden
- Anämie
- verlängerter Quicktest
- Pleuraerguss möglich


THERAPIE COUMARINDERIVATVERGIFTUNG
- cave: Coumarinderivate interagieren mit Plas-maexpandern, NSAIDs, Sulfonamiden
- Vitamin K Substitution initial, danach über 3 Wochen i.m. /s.c. / p.o. 2x täglich geben
- Bluttransfusion
- Flüssigkeit i.v.

Alpha-Chloralose (Rodentizid)

- sehr potentes Schlafmittel, führt aber auch zur starken Senkung der Körpertemperatur (Nager erfrieren dann be-sonders im Winter), depressive Wirkung auf ZNS, Hyperästhesie
- Vergiftungssymptome: Hyperästhesie bei akustischer oder taktiler Erregung die zu Krämpfen oder Konvulsionen führt, wenn in Ruhe gelassen schlafend, strychninartige Krämpfe, Hypothermie
- Therapie: Diazepam, Ringerlaktat, Ruhe, Wärme
- Prognose: Heilung innert 24h

Cholecalciferol (Vit. D3) (Rodentizid)

- Vorkommen: in manchen Rodentiziden, Vit D-Humanpräparate, Goldhafer (bedeutend für Herbivoren)
- fördert die intestinale Resorption, renale Rückresorption und osteoklastische Freisetzung von Ca -> Hyperkalzämie
- Mineralisation von Organen wie Nieren, Leber, Gefässwände, GIT etc -> Organversagen
- durch Demineralisation der Knochen Frakturen
- es dauert meist 1.5-3 Tage bis zum Auftreten erster Symptome
- Therapie: Pamidronsäure (wirkt gegen Hyperkalzämie), Antiemetika, Infusionen, Diuretika, Glukokortikoide, Alumi-niumhydroxid, kalziumarmes Diätfutter

Scillirosid (Rodentizid)

- Extrakt aus der Meerzwiebel
- Herzglykosid (positiv inotrop, negativ chronotrop und negativ dromotrop = langsamere Erregungsleitung)
- Emetikum (durch starke Reizung der Schleimhäute)
- Therapie: Antiemetika, Kaliuminfusion unter EKG-Kontrolle, Atropin gegen die Bradykardie, Phenytoin gegen die Tachyarrhythmie

Colchicum Autumnale (Herbstzeitlose)

- Gift = Colchicin
- Spindelgift (blockiert Zellen in der Mitose), daher v.a. sich schnell teilende Gewebe betroffen (Darmepithel, Knochenmark)
- zusätzlich stark reizend (Stomatitis, Pharyngitis, Gastroenteritis etc)
- Symptome: schwerer blutiger DF, nicht therapierbar (hämorrghagi-sche Enteritis), Leukopenie und Thrombozytopenie durch Knochen-marksdepression

Furocoumarine

- z.B. im Riesenbärenklau
- sorgt unter UV-Einfluss zu einer Quervernetzung der Doppelhelix -> zytotoxische Wirkung
- führt zu Phototoxizität (v.a. unpigmentierte Stellen betroffen, ist im Prinzip ein Sonnen-brand)
- Therapie: Tiere im Dunkeln halten, bis die Toxine ausgeschieden sind

Buchweizen

- Buchweizen = Fagopyrum esculentum
- phototoxische Wirkung an unbehaarten Hautpartien v.a. bei Pferd und Schaf
- Läsionen sind oft nekrotisch und schlecht heilend
- Therapie: Tiere in den Schatten stellen, symptomatische Therapie der Hautveränderungen, Fut-terumstellung

Rhododendron

- Grayanotoxin
- Wirkungsweise: verzögerte Schliessung der spannungsabhängigen Na-Kanäle, dadurch ge-störte Erregungsleitung -> Paralyse
- Symptome: Hypersalivation. Regurgitation. Kolik, Krämpfe, Lähmung, Bradykardie, Atemläh-mung
- toxische Dosis Ziege: 1g/kg KGW frische Blätter (Ziege ist empfindlicher als andere Spezies

Thuja

- immergrüne Pflanze, deshalb sehr beliebt für Hecken
- Antagonist an GABA-Rezeptor
- Symptome: Gastroenteritis, Krämpfe, Leber- und Nierenschädigungen mit Oli-gurie
- führt zu plötzlichem Tod
- Therapie: Dekontamination und symptomatische Therapie

Eibe

- Eibe = Taxus baccata
- Kardiotoxizität durch Blockierung der Na/Ca-Kanäle (ähnliche Wirkung wie Antiarrhythmika)
- besonders giftig für Pferde

Cyanogene Pflanzen

- Kirschkerne, Aprikosensteine, Kirschlorbeer
- v.a. problematisch, wenn die Kerne beim Fressen zerbissen werden
- enthalten einen cyanogenen Stoff, der durch pflanzliche Enzyme oder mikrobielle Enzyme im Pansen zu Cyanid umgebaut wird
- Cyanid hat Affinität für Fe3+, dadurch wird die mitochondriale Atmungskette gehemmt (O2 kann in den Zellen nicht verwertet werden)
- typisches Zeichen: hellrotes venöses Blut, da immer noch mit Sauerstoff angereichert, da die Zellen den Sauerstoff nicht verwerten können

Pyrrolizidinalkaloide

- „Schweinsberger Krankheit“ = Seneciose (chronische Pyrrolizidinalkaloidvergiftung im Endsta-dium)
- enthalten z.B. in Jakobskreuzkraut (Senecio jacobea) oder Alpengreiskraut (Senecio alpinus)
- Hepatotoxizität: durch Biotransformation v.a. in der Leber werden toxische Pyrrolester gebil-det, die die DNA quervernetzen
- Symptome: Futterverweigerung, Gewichtsabnahme, Diarrhoe, Ikterus
- später Hepatoencephalopathie durch Leberversagen: Somnolenz, Vorwärtsdrängen, Kopfab-stützen
- erhöhte gamma-GT Aktivität (spezifischer Hinweis für Schädigung von Leber und Gallengän-gen)
- Histopatho Leber: Nekrose, Fibrose, Hyperplasie der Gallengänge, Megalozytose
- Therapie: Futterumstellung, eine Behandlung der Vergiftung an sich ist nicht möglich

Oxalsäure

- Vorkommen: Schweigrohr (Dieffenbachia)
- Pflanze kann bei Berührung Calciumoxalatkristalle herausschies-sen, die in der Maulschleimhaut stecken bleiben
- Ödeme, Entzündungen bis hin zu Ersticken durch die Schwel-lung
- v.a. Katzen und Hunde gefährdet, wenn sie an der Zimmer-pflanze knabbern
- Therapie: Entzündungshemmer

Rizin

- kommt vor im Ricinus communis (in den Nüssen)
- Rizin nicht in Ricinusöl enthalten, da nicht fettlöslich; aber im Schrot nach dem Pressen enthalten (wurde früher als Dünger eingesetzt, heute nicht mehr, da sich immer wieder Hunde durch Inhalation des Ricinusstaubes vergiftet haben)
- Toxin durch Hitze denaturiert
- Wirkmechanismus: hemmt an den Ribosomen die Elongation während der Pro-teinsynthese -> zytostatisch -> Zelle stirbt ab (1 Ricinmolekül reicht, um eine Zelle zu töten)
- Symptome: nicht therapierbare Enteritis und toxisches Lungenödem

Robinien

- Robinia pseudoacacia
- toxisches Protein: Hämagglutinin, Lektin (gehören zu den Toxalbumi-nen)
- Wirkweise: verklebt die Zielzellen
- ganze Pflanze giftig, v.a. aber Rinde und Früchte (150g Robinienrinde können für Pferde tödlich sein)
- Symptome tiefe Dosen: Kolik, Obstipation
- Symptome hohe Dosen: Exzitation, Hirnödem (keine Glukokortikoide geben), Laminitis

Weintrauben

- Vitis vinifera
- toxisches Prinzip unbekannt
- für manche Hunde hochgiftig, von anderen vertragen
- toxische Dosis Hund: 10-50g frische Weintrauben pro kg KGW, es sind aber auch Vergiftungen durch Traubentrester möglich (manchmal als Dünger verwendet)
- Symptome: Lethargie, Erbrechen, Abdominalschmerzen, akutes Nierenversagen (Oligurie/Anurie)
- Labor: Azotämie (erhöhter Harnstoff und Kreatinin), Hyperkalzmie, Hyperphosphatämie, Hyperkaliämie


Therapie:
- Dekontamination: Emesis, Aktivkohle, Magenspülung (nur wenn Vergiftung noch nicht lange her ist)
- symptomatische Therapie: Infusion, Diuretika (Nieren zum arbeiten bringen), Dopamin (fördert Nierenperfusion)
- peritoneale Lavage oder Dialyse (entfernen harnpflichtiger Substanzen)
- intensives Management

Kupfervergiftung

GRUNDSÄTZLICH
- Wiederkäuer sind prinzipiell weniger empfindlich auf Giftstoffe als Monogastrier
- Ausnahmen davon sind Nitratvergiftungen und Kupfervergiftungen beim Schaf


WIRKMECHANISMUS
- vermehrte Kupferaufnahme durch: ungenügende Antagonisierung der Kupferaufnahme durch Molybdän (zu wenig Molybdän in der Diät = gesteigerte Kupferaufnahme) oder durch zu viel Kupfer in der Diät (z.B. ungeeigneter Salz-leckstein)
- Kupfer wird aufgenommen und in den Hepatozyten gespeichert (bei viel Kupfer wird im Lysosom gespeichert)
- aus den Hepatozyten kann Kupfer über Galle oder Milch abgegeben werden, beim Schaf kann im Vergleich zu ande-ren Spezies nur wenig Kupfer über die Galle abgegeben werden
- bei Stress oder bei Überschreitung der Speicherkapazität Freisetzung des Kupfers aus den Hepatozyten ins Blut
- im Blut Hämolyse, Methämoglobinbildung, Gefässschädigung
- durch die Kupferionen werden ROS gebildet -> greifen Membranen an -> zytotoxisch
- dadurch kommt es zu akuter Vergiftungssymptomatik, obwohl die Kupfervergiftung chronisch ist
=> Eisen wirkt sehr ähnlich, es sind auch Eisenvergiftungen möglich


THERAPIE KUPFERVERGIFTUNG
- Molybdän, um die Aufnahme zu reduzieren
- Glaubersalz (beschleunigt die Darmpassage)
- Chelatbildner (z.B. D-Penicillamin), die das Kupfer mit hoher Affinitiät binden; ist aber in der Praxis zu teuer

Bleivergiftung

- Blei ist süsslich, wird deshalb von Tieren gerne spontan aufgenommen (cave: oft bei Vögeln)


WIRKMECHANISMUS
- Blei reagiert mit SH-Gruppen von Proteinen -> Denaturierung von Enzymen, Rezeptoren, Ionenkanälen
- dadurch gestörte Häm-Synthese, Membranfunktion, Stoffwechsel
- v.a. GIT, ZNS und Erythropoese betroffen
- zusätzlich direkte Ätzwirkung (GIT-Schäden)


SYMPTOME
- Kolik
- Krämpfe und Lähmungen
- Anämie, da Einbau von Fe ins Hb verhindert wird -> hypochrome normozytäre Anämie, vermehrt Retikulozyten, basophile Tüpfelung der Erys durch Proteindenaturierung


THERAPIE
- Bleiquelle entfernen
- Glaubersalz
- Infusion mit Flüssigkeit und Elektrolyten
- Diazepam oder Barbiturate gegen die Krämpfe
- Antidot: CaNaEDTA-Chelator -> bei organischen Bleiverbindungen erfolglos und nur bei guter Nierenfunktion und ausreichender Flüssigkeitszufuhr, da Blei-Chelatkomplex über den Harn ausgeschieden wird

Dinitrophenol

- wurde als Abmagerungsmittel genutzt, bevor Toxizität erkannt wurde, deshalb heute Vertrieb verboten


WIRKMECHANISMUS
- Entkopplung der oxidativen Phosphorylierung
- Protonengradient der Atmungskette wird abgebaut, die in den Protonen gespeicherte Energie geht als Wärme ver-loren und wird nicht zu ATP
- Zelle muss Stoffwechselumsatz steigern, um sich trotzdem mit genügend ATP versorgen zu können -> Metabolisie-rung von mehr Fetten und Kohlenhydraten
- etliche Nebenwirkungen wie Tachykardie, Tachypnoe, Hirnödeme, Koma, metabolische Azidose, Rhabdomyolyse etc


SYMPTOME
- Schwäche, Müdigkeit
- Hyperthermie
- Tachypnoe
- Durst
=> kann mit Infektionskrankheit verwechselt werden


THERAPIE
- symptomatisch

Paraquat

- sehr potentes Herbizid, in CH verboten
- wird von den Pflanzen aufgenommen, es werden Elektronen aus dem Photosynthesesystem auf das Paraquat über-tragen -> Radikal entsteht, Radikal gibt Elektron an Sauerstoff ab -> Hyperoxid entsteht
- Hyperoxid ist sehr reaktiv und zerstört ungesättigte FS in Zellmembranen und Chloroplasten
- Prozess stoppt erst, wenn Photosystem ganz zerstört ist
- Pflanze vertrocknet, da Zellmembran porös wird
- in Tieren: Radikale werden normalerweise wieder gebunden und so unschädlich gemacht, falls die Radikalmenge aber zu hoch ist, kommt es zu Gewebeschäden insb. in Geweben mit viel Sauerstoff wie der Lunge (irreversibles Em-physem)

Düngemittel mit Harnstoff

- Harnstoff wird im GIT zu Ammoniak umgewandelt -> ist also im Prinzip eine Ammoniakvergiftung
- hemmt Zitronensäurezyklus und fördert anaerobe Glykolyse -> Azidose
- durch Hemmung der Zellatmung Zellschäden, insb. im ZNS (irreversibel)
- Resorption von Ammoniak wird durch Essigsäure vermindert (mind 4 Liter 5%ige Essigsäure per NSS)

Fusarientoxine: Zearalenon (ZON)

- Bildung in mit Fusarien befallenen Futtermitteln
- Schwein ist die empfindlichste Spezies
- ZON hat Östrogenwirkung -> Symptome von Hyperöstrogenismus
- Symptome: Feminisierung männlicher Tiere, Vaginitis, Schwellung der Vulva bis Vulvaprolaps bei grösseren Tieren, vergrösserte Milchdrüsen und Zitzen, Rückgang der Milchleistung, herabgesetzte Fruchtbarkeit; die Lämmer betroffener Auen zeigen Symptome des Hyperöstrogenismus
- Symptome (insb. Vulvaschwellung ist oft gut erkennbar) auch bei Fer-keln von Sauen, die Zearalenon im Futter haben, da ZON mit Milch ausge-schieden wird (Bild: Ferkel rechts mit Vulvaschwellung)

Mutterkorn (Claviceps Purpurea)

- Toxine = Mutterkornalkaloide (Lysergsäurederivate)
- Beispiele Mutterkornalkaloide: Ergometrin (uteruskontrahierend), Ergotamin (Migränetherapie), Bromocriptin (Laktationshemmung), Cabergolin (gegen Morbus Parkinson), LSD
- Claviceps purpurea ist ein schmarotzender Pilz auf Getreiden oder Gräsern, kann schon früh die Ähren befallen, Sklerotiden (schwarze Auswüchse) = Dauerform des Pilzes
- früher recht verbreitet in Nahrungsmitteln (Gangräne wurden als Strafe Gottes angesehen), durch moderne Auslesetechniken aber kaum mehr Probleme
- Wirkmechanismus: partielle Agonisten an α-Adrenorezeptoren, deshalb starke Vasokonstriktion bei genügender Dosis
- Symptome: Gangräne der Gliedmassen (Ergotismus), Aborte durch Uteruskontraktion, ZNS-Wirkungen (Konvulsionen)

Aflatoxine

- durch Pilze der Gattung Aspergillus gebildet
- Aspergillus sind Lagerungspilze
- A. flavus kann in der Schweiz nicht wachsen, sondern nur in südlicheren Ländern -> durch Klimawandel könnte sich das ändern
- v.a. in Erdnüssen, Ackerbohnen, Baumwollsamen, Fischmehl, Hafer, Mais, Reis, Sojabohnen und Weizen
- Aflatoxine leuchten unter UV-Licht: Aflatoxin B = blau fluoreszierend, Aflatoxin G = grün fluoreszierend
- Aflatoxin B und G v.a. in importierten Lebensmitteln oder Tierfutter
- Aflatoxin M wird in der Milch ausgeschieden (modifizierte Aflatoxine)
- in der Leber entstehen durch Cytochrom P450 reaktive Metaboliten
- Aflatoxine verursachen DNA-Schäden -> kann zu Leberdegeneration, Ikterus, Leberzirrhose, Lebertumoren führen; zusätzlich teratogene und immunsupprimierende Wirkungen, Hemmung der Fermentationsaktivität im Pansen
- Therapie: eine akute Aflatoxinvergiftung kann nicht behandelt werden, bei chronischen Vergiftungen symptomatische Therapie