Einführung in die forensische Psychiatrie und Psychologie
Einführung in die forensische Psychiatrie und Psychologie
Einführung in die forensische Psychiatrie und Psychologie
Set of flashcards Details
Flashcards | 116 |
---|---|
Students | 11 |
Language | Deutsch |
Category | Psychology |
Level | University |
Created / Updated | 30.12.2017 / 26.09.2024 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20171230_einfuehrung_in_die_forensische_psychiatrie_und_psychologie
|
Embed |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/20171230_einfuehrung_in_die_forensische_psychiatrie_und_psychologie/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
PSYCHOPATHOLOGIE
Was ist ein psychopathologischer Befund?
Der pB soll eine intersubjektiv und interkulturell kommunikable Erfassung, Beschreibung und Benennung von psychisch abnormen Verhaltnsweisen ermöglichen.
PSYCHOPATHOLOGIE
Wie kommt man vom psycholpathologischem Befund zur Diagnose?
Der pB weist psychisch abnorme Erlebens- und Verhaltensweisen zu einem bestimmten Zeitpunkt aus (Querschnitt). Der pB stellt erst zusammen mit dem Verlauf der Symptomatik im Längsschnitt und der organischen Abklärung eine Diagnose dar.
PSYCHOPATHOLOGIE
Was ist das AMDP-System?
AMDP steht für die Arbeitsgemeinschaft für Methodik und Dokumentation in der Psychiatrie.
Es handelt sich um ein umfassendes Dokumentationssystem, in welchem der psychische befund Kernstück ist.
Es ermöglicht eine intersubjektiv und interkulturell kommunikable Erfassung, Beschreibung und Benennung von psychisch abnormen Erlebens- und Verhaltensweisen.
PSYCHOPATHOLOGIE
Wie ist das AMDP-System aufgebaut?
3 Anamnesen, psychischer und somatischer Befund:
Anamnese 1: u.a. soziodemografische Daten (Alter, Geschlecht, Einkommen...)
Anamnese 2: vermutete krankheitsfördernde Einflüsse, Veränderungen der Lebenssituation
Anamnese 3: u.a. bisheriger Krankheitsverlauf, Suizidalität, Vorbehandlungen
Psychischer Befund: 100 Symptome
Somatischer Befund: 40 Symptome
PSYCHOPATHOLOGIE
Welche Merkmalsgruppen gehören zum pychopathologischen Befund?
- Bewusstseinsstörungen
- Orientierungsstörungen
- Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen
- Formale Denstörungen
- Befürchtungen und Zwänge
- Wahn (inhaltliche Denkstörungen)
- Sinnestäuschungen
- Ich-Störungen
- Störungen der Affektivität
- Antriebs- und psychomotorische Störungen
- Circadiane Besonderheiten
- Andere Störungen
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition Bewusstsein
Bewusstsein:
- Wissen um sich selbst und seine Welt
- Fähigkeit, seine Umwelt und andere Personen wahrzunehmen und mit ihnen in Kontakt zu treten
- Bühne auf der die seelischen Phänomene ablaufen
Voraussetzungen:
- Wachheit (Vigilanz)
- Bewusstseinsklarheit (Luzidität)
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition von Bewusstseinsstörungen
Quantitative Störungen (beziehen sich auf den Wachheitsgrad):
wach, benommen, somnolent, soporös (schlafähnlicher Zustand, durch Schmerzreize weckbar), komatös
Qualitative Störungen (veränderte Bewusstseinsklarheit)
Bewusstseinseinengung, Bewusstseinstrübung, Bewusstseinserweiterung
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition Orientierung
Bescheidwissen über Zeit, Ort, Situation und Person
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition Orientierungsstörungen
Desorientierung kann einzelne oder alle Aspekte der Orientierung umfassen:
- Örtlich: Person weiss nicht, wo sie sich gerade befindet (wo bin ich?)
- Zeitlich: Aktuelles Datum, Wochentag kann nicht angegeben werden (Zeitlosigkeit)
- Situation: Gegenwärtige Situation und Bedeutung für eigene Person kann nicht erfasst werden (warum bin ich hier?)
- Person: Lebensgeschichtliche Situation der eigenen Person kann nicht angegeben werden (wer bin ich?)
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition Aufmerksamkeits- und Gedächtnisfähigkeit
Auffassung als Fähigkeit, Wahrnehmungen zu erfassen, miteinander zu verknüpfen und in eigenen Erfahrungsbereich einzubauen
Konzentration als Fähigkeit, die Aufmerksamkeit ausdauernd einer Tätigkeit oder einem Thema zuzuwenden
Merkfähigkeit als Fähigkeit, sich frische Eindrücke länger als 10 Minuten merken zu können
Gedächtnisfähigkeit als Fähigkeit, Eindrücke und Erfahrungen längerfristig zu speichern und abzurufen
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen:
Definition Auffassungsstörungen
Schwerbesinnlichkeit: falsche oder verlangsamte Auffassung
Prüfung: Sprichwörter erklären
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen:
Definition Konzentrationsstörungen
Verminderte Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit ausdauernd einer Tätigkeit oder einem Thema zuzuwenden
Prüfung: Folgerechenaufgaben (100-3, -3, -3 etc.)
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen:
Definition Merkfähigkeitsstörung
Unfähigkeit, sich frische Eindrücke länger als 10 Minuten zu merken
Prüfung: 3 Begriffe werden vom Exploranden wiederholt. Nach 10 Minuten erneutes Abfragen der 3 Begriffe
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen:
Definition Gedächtnisstörungen
Unfähigkeit, Eindrücke und Erfahrungen langfristig (länger als 10 Minuten) zu speichern und abzurufen
Amnesie: Totalausfall des Gedächtnisses, retrograd (Zeitspanne vor Ereignis) oder anterograd (Zeitspanne nach Ereignis)
Prüfung: lebensgeschichtliche Angaben machen
Konfabulation: Explorand füllt Erinnerungslücken mit Einfällen, die er für Erinnerungen hält
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition formale Denkstörungen
Veränderungen des Gedankenablaufs bezüglich Geschwindigkeit, Kohärenz und Stringenz welche sich meist in der Sprache zeigen
Merkmale:
- gehemmtes Denken, gebremstes Denken
- verlangsamtes Denken, zähflüssiger Gesprächsverlauf
- eingeengtes Denken, nur ein Thema ist wichtig
- Gedankendrängen, Gedanken jagen durch den Kopf
- Ideenflucht, Sprung von einem zum anderen Thema
- Inkohärenz, nicht nachvollziehbares Denken, zusammengewürfelte Sätze
- Neologismen, Wortneuschöpfungen
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition inhaltliche Denkstörungen (Wahn)
Erlebenswelt verändert sich, Realität wird unabhängig von Erfahrung hartnäckig falsch beurteilt
Unkorrigierbare Beurteilung der Realität, die der Erfahrung und Überzeugung anderer Menschen widerspricht
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Typisierungen von Wahn (inhaltlichen Denkstörungen)
- Wahngedanken (allgemein jedes Denken, das Wahnkriterien erfüllt)
- Wahneinfälle (sind plötzlich da)
- Wahnstimmung (wahnhafte Überzeugung entwickelt sich allmählich aus Wahnstimmung heraus, Atmosphäre des Erwartungsvollen, starke affektive Beteiligung)
- Wahnwahrnehmung (falsches Urteil über reale Wahrnehmung)
- Wahndynamik (stark, florierend oder gering, abklingend / Intensität der affektiven Anteilnahme von Wahn)
- Systematisierter Wahn (logisch aufgebautes Wahngebäude, alles ist scheinbar klar)
- Bizarrer Wahn (Vorstellung erscheint völlig absurd)
- Weitere Wahnmerkmale (Beziehungs-, Verfolgungs-, Eifersuchts-, Schuld-, Verarmungs-, Grössen-, hypochondrischer Wahn
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Typisierungen von Befürchtungen und Zwängen
- Misstrauen (Wahrnehmungen werden ängstlich-unsicher auf eigene Person bezogen, anderen Menschen wird feindselige Haltung unterstellt)
- Hypochondrie (Überbewertung körperlicher Phänomene, Glauben krank zu sein)
- Phobien (Angst vor Situationen/Objekten, führt zu Vermeidungsverhalten)
- Zwangsdenken (unsinnige, sich aufdrängende Gedanken welche sich nicht oder nur schwer unterbinden lassen)
- Zwangshandlungen (unsinnige Handlungen, müssen trotz innerem Widerstand immer wieder ausgeführt werden)
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition Sinnestäuschungen
- Illusionen (verfälschte wirkliche Wahrnehmung, Reizquelle vorhanden aber wird verkannt)
- Halluzinationen (Keine Reizquelle vorhanden, dennoch wird etwas wahrgenommen mit Gehör, Augen, Körper, Nase oder Geschmack)
- Pseudohalluzinationen (Trugcharakter der Wahrnehmung wird erkannt)
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition Ich-Störungen
Entfremdungs-Erlebnisse:
- Derealisation (des Gefühls des Erlebens von Personen und Umwelt)
- Personen, Gegenstände und Umgebung erscheinen unwirklich, fremdartig oder räumlich verändert
- Personen, Gegenstände und Umgebung erscheinen unwirklich, fremdartig oder räumlich verändert
- Depersonalisation (Einheitserleben im Augenblick, Identität im Zeitverlauf, Ich-Umwelt-Grenze)
- Ich-Haftigkeit aller Erlebnisse (Fremdbeeinflussungserlebnisse)
- Gedankenausbreitung (eigene Gedanken können anderen bekannt werden)
- Gedankenentzug (eigene Gedanken können von aussen weggenommen werden)
- Gedankeneingebung (eigene Gedanken werden von anderen eingegeben)
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Typisierungen von Störungen der Affektivität
- deprimiert
- hoffnungslos
- ratlos
- ängstlich
- klagsam
- Schuldgefühle
- Verarmungsgefühle
- Gefühllosigkeit, subjektiv erlebte Gefühlsleere
- Störung der Vitalgefühle, keine Kraft und Lebendigkeit
- Insuffizienzerleben
- Euphorie
- gesteigertes Selbstwertgefühl
- gereizt
- dysphorisch, mürrisch
- innerlich unruhig
- affektarm
- affektstarr
- ambivalente Gefühle
- Parathymie, Gefühlsausdruck und Gefühlsinhalt passen nicht zueinander
- Affektinkontinenz
- Affektlabilität, schneller Stimungswechsel
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Typisierungen von Störungen des Antriebs und der Psychomotorik
- antriebsarm, Mangel an Energie und Initiative
- antriebsgesteigert
- motorisch unruhig, Bewegungsunruhe
- mutistisch, Wortkarg bis Nichtsprechen
- logorrhoisch, Sprechen ist kaum zu bremsen
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Definition von circadianen Besonderheiten
24-Stunden-Abbildung von Schwankungen der Befindlichkeit und des Verhaltens des Patienten:
morgens schlechter, abends schlechter, abends besser
PSYCHOPATHOLOGIE
Merkmalsgruppen des psychopathologischen Befunds:
Andere Störungen
- sozialer Rückzug
- soziale Umtriebigkeit
- Aggressivität
- Suizidalität
- Selbstbeschädigung
- Mangel an Krankheitsgefühl
- Mangel an Krankheitseinsicht
PSYCHOPATHOLOGIE
Was ist der Unterschied zwischen einem psychopathologischem Symptom und einem Syndrom?
Psychopathologische Symptome sind kleinste, beschreibbare Untersuchungseinheiten.
Isolierte Symptome alleine lassen keine Diagnose betreffend einer psychiatrische Störung zu.
Eine Krankheit liegt erst vor, wenn Symptome genug häufig und über eine genügend lange Dauer auftreten, sowie der Betroffene oder seine soziale Umgebung belastet wird.
Symptome haben einen grösseren diagnostischen Wert, wenn sie in bestimmten Konstellationen auftreten = Syndrom
Ein Syndrom ist eine Kombination bestimmter Symptome.
Syndrome sind nicht spezifisch für eine bestimmte Störung, können Indikator für verschiedene Störungen sein.
PSYCHOPATHOLOGIE
Spezielle Syndrome
- depressive Syndrome
- paranoid-halluzinatorische Syndrome
- Zwangssyndrom
- organisches Psychosyndrom
- manisches Syndrom
- Angstsyndrom
- Entzugs-Syndrom
- suizidales syndrom
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Symptomatik der Schizophrenie
Positiv-Symptomatik (akut)
Wahn (Vergiftungs-/ Verfolgungswahn), Halluzinationen (Stimmenhören), formale Denkstörungen, Ich-Störungen (erleben sich selbst und Umwelt als unwirklich)
Negativ-Symptomatik (chronisch)
Affektverflachung (Emotionslosigkeit), Antriebsarmut (keine Lust auf Aktivitäten), sozialer Rückzug, Verarmung der Sprache/Denkens
Affektive Störungen
psychotische Angst, Depression, Manie, inadäquater Affekt
Kognitive Störungen (chronisch)
Probleme mit Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Planen von Handlungen bis hin zu Perseveration (stereotypem Wiederholen eines Wortes oder Gedankens)
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Epidemiologie
Seltene Krankheit
Männer und Frauen gleich betroffen, Frauen erkranken aber später und der Verlauf der Krankheit ist günstiger
Keine transkulturellen Unterschiede
Höhere Prävalenz in niedrigeren sozialen Schichten, wobei niedrige soziale Schicht nicht Ursache ist, sondern eher Folge der Schizophrenie
Stadt-Land-Gefälle (Städter häufiger betroffen)
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Verlauf der Störung
- 22 % haben nur 1 Episode und dadurch keine Einschränkung
- 35 % haben mehrere Episoden, dadurch aber keine Einschränkung
- 8 % haben mehrere Episoden, dadurch eine gleichbleibende Einschränkung
- 35 % haben mehrere Episoden, dadurch eine jeweils zunehmende Einschränkung
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Forensische Relevanz
Grosse forensische Relevanz! 44 % der verurteilten Massnahmepatienten (59 StGB) weisen eine Schizophrenie auf
Aggressionsdelikte sind häufig, 80 % der schizophrenen verurteilten Massnahmepatienten begingen ein Gewaltdelikt
Bagatelldelikte wie Schwarzfahren, Beileidigung oder Diebstahl sind häufig
Sexualdelikte sind eher selten, Forschung fehlt, nur 9.1 % der Schizophrenen verurteilten Massnahmepatienten begingen ein Sexualdelikt
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen
- Persönlichkeitsstörung Psychopathie
- Positivsymptome, insbesonder während der ersten Episode
- demografische Faktoren
- Substanzmissbrauch
- ToM-Defizite (Theory of Mind: Gefühle, Absichten, Bedürfnisse, Ideen, Erwartungen, Meinungen bei anderen zu vermuten, diese in der eigenen Person zu erkennen)
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen:
Positivsymptome (psychotische Smptomatik)
Positivsymptome erhöhen Gewaltrisiko, insbesondere während erster Episode:
Verfolgungswahn mit emotionalem Stress, Threat-Control-Override-Syndrom, Imperative Stimmen, Halluzinationen mit bedrohlichem Inhalt
20 % der Angriffe wiesen einen Zusammenhang zur Positivsymptomatik auf (Nolan, von anderen Autoren in Frage gestellt)
Negativsymptome reduzieren das Gewaltrisiko
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen:
Substanzmissbrauch
Substanzmissbrauch ist eine komorbide Störung bei 20 - 50 % der schizophrenen Patienten
Bei Komorbidität ist das Risiko für Gewaltdelikt 2-3-fach höher als bei "nur" Schizophrenie und 25-fach höher als bei Normalbevölkerung
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen:
Persönlichkeitsstörungen
Komorbide Störung bei 39.5 % der schizophrenen Patienten
Komorbidität mit antisozialer Persönlichkeitsstörung erhöht Gewaltrisiko
Bei Komorbidität mit Psychopathie ist Risiko 4-fach erhöht, Gewaltfrequenz ist erhöht, Gewalttaten sind schwerer
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen:
Demografische Faktoren
Männliches Geschlecht erhöht Risiko um mehr als das Doppelte
Alter, 84 % unter 40 Jahre
Geringer sozioökonimischer Status
Vorgeschichte für Gewaltstraftaten
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Faktoren, die das Gewaltrisiko erhöhen:
Behandlung des Patienten
Fehlende Behandlungsstrukturen erhöhen Gewaltrisiko
Fehlende Einsicht des Patienten erhöht Gewaltrisiko
Noncompliance mit der Medikation wird assoziiert mit erhöhtem Auftreten von Gewaltereignissen und erhöhter Deliktschwere
SCHIZOPHRENIE UND ANDERE PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN
Behandlung der Störung
- Psychopharmakotherapie (Antipsychotische / neuroleptische Therapie)
- Grenzen der Therapieform: Symptomatik persistent (Positivsymptomatik 20-25 %, Negativsymptomatik 40 %), soziale und kognitive Defizite können nicht behandelt werden
- hohe Rückfallrate bei Absetzen der Medikation
- Milieu- und psychotherapeutische Behandlung
- Strukturen in Umgebung/Beschäftigung schaffen
- Adäquate Selbstwirksamkeit aufbauen
- Stabilisierung des Selbstwerts
- Psychoedukation, Krankheitsbewältigung
- individuelle Risikofaktoren identifizieren
- Krisenplan erarbeiten
- Einbeziehen von Angehörigen
- Soteria-Konzept (alternative stationäre Behandlung)
- Soziales Fertigkeiten- und Problemlösetraining
- Kognitiv-behaviorale Therapie von Halluzination und Wahn
ORGANISCHE UND SUCHTMITTELBEDINGTE STÖRUNGEN
Drogen:
Einteilung von Substanzen nach ihrer primären Wirkung
Hypnotika, Sedativa (beruhigend, euphorisierend)
Opioide, Benzodiazepine, Cannabis
Analeptika (aufputschend)
Amphetamine, Kokain, Crack, Ecstasy
Halluzinogene
Cannabis, LSD, Psilocybinhaltige Pilze u.a.
ORGANISCHE UND SUCHTMITTELBEDINGTE STÖRUNGEN
Drogen:
Schädlicher Gebrauch versus Abhängigkeit nach ICD-10:
Ob Abhängigkeit vorliegt oder nicht, kann beantwortet werden. Die Kategorisierung sagt jedoch nichts über den Schweregrad aus. Um Abhängigkeit zu diagnostizieren, müssen >3 Kriterien erfüllt sein:
Abhängigkeitskriterien:
- starkes Verlangen
- verminderte Kontrolle
- körperliches Entzugssyndrom
- Toleranzentwicklung
- Einengung des Verhaltens auf den Substanzgebrauch bzw. Vernachlässigung anderer Vergnügungen
- anhaltender Konsum trotz schädlicher Folgen
ORGANISCHE UND SUCHTMITTELBEDINGTE STÖRUNGEN
Drogen:
Schädlicher Gebrauch versus Abhängigkeit nach ICD-10:
Kriterien für schädlichen Gebrauch:
- Schädigung der psychischen und physischen Gesundheit, einschliesslich negativen zwischenmenschlichen Konsequenzen (infolge gestörten Verhaltens oder eingeschränkter Urteilsfähigkeit)
- Wiederholter Gebrauch in den letzten 12 Monaten