0052 Urogenitales System

Nieren Physiologie und Pathophysiologie, Harnbildung, Blasentraining

Nieren Physiologie und Pathophysiologie, Harnbildung, Blasentraining


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Flashcards 33
Students 109
Language Deutsch
Category Medical
Level University
Created / Updated 17.01.2016 / 02.02.2025
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Was ist die funktionelle maximale Blasenkapazität? Definition? 

Füllungsvolumen, bei welchem starker Harndrang verspürt wird und die Miktion nicht weiter hinausgezögert werden kann

Wie sieht die Blasenkapazität im Geschlechtervergleich aus? 

  • Frauen: 500ml (+/- 100) 
  • Männer: 600ml (+/- 150) 

Restharn in der Blase nach Entleerung: 50ml (ab 100ml erhöhte Infektionsgefahr) 

Wie entwickelt sich das Volumen in der Blase bei normalem Trinkverhalten? (Von der Harnbereitung in der Niere zum impertativen Harndrang) 

  • Filtration in Nephron: ca 1500 l/d Blut (RBF: renaler Blutfluss)
  • Primärharn in Tubulus: ca 150 l/d (GFR: Glomeruläre Filtrationsrate) 
  • Sekundärharn (Endharn/Urin/Harn): ca 1,5 l/d 
     
  • Über Urether gelangen 1,5 ml/min in die Blase (50-100 ml/h) 
  • 1. Harndrang bei halbvoller Blase bei 175-200 ml
  • 2. Harndrang (imperativer) bei voller Blase: 350-500 ml

Was geschieht mit der Blasenkapazität bei einer hyperaktiven Blase? 

Sie wird deutlich reduziert! (bei ca. 200ml) 

Bei OAB kommt 1. Harndrang zu früh, wenn jetzt entleert wird, merkt die Blase "Ich muss nur einmal ans Hirn reklamieren und schon wird mir Folge geleistet", nächster 1. Harndrang dann vielleicht bei 180ml und so fort --> Teufelskreis!  

Deshalb sollte man wirklich erst bei 2. Harndrang aufs WC

Wie kommt der Harndrang zu stande? Und wie wird die anschliessende Entleerung eingeleitet? 

 

Dehnungsrezeptoren in Blasenwand messen den Füllungsgrad und leiten diese Information über die Afferenzen des N.pelvicus und spinaler Bahnen bis zum Hirnstamm (Pons) und an den Kortex weiter. 
Auch nach Erreichen der Blasenkapazität können Detrusorkontraktionen durch Grosshirnrinde + glatte&quergestreifter Sphinktermuskulatur eine Zeit lang unterdrückt werden. 

Erst in sozial angepassten Situation: efferente Impulse aus dem Hirnstamm -> starke Stimulation des sakralen Parasympathikus -> Kontraktion Blasenmuskel (M. detrusor vesicae) -> Entleerung 

Was sind typische Auslöser bei einer hyperaktiven Blase? 

  • Hören von laufendem Wasser 
  • Hantieren mit Wasser (Pflanzen giessen, Abwaschen, Duschen) 
  • Wechsel von Kälte in Wärme
  • Angst, Aufregung v.a. wenn kein WC in Nähe
  • "Schlüssel umdrehen in der Haustüre" (Heimkommen)
  • Lagewechsel (Aufstehen vom Liegen, vom Sitzen) 

Wie viel sollte die tägliche Ausscheidungsmenge betragen? Und was kann diese Vorgabe alles beeinflussen? 

Täglich mind. 1500ml 

Beeinflusst durch: 

  • Trinkmenge und ihre Verteilung über den Tag 
  • Art des Getränks und seine Wirkung auf die Harnproduktion
  • Klimatische Einflüsse 
  • Körperliche Arbeit und sportliche Aktivität -> Intensität des Schwitzens
  • Beruflicher Einsatz der Stimme (viel sprechen müssen) 

Nenne 3 Empfehlungen für ein gutes Trinkverhalten.

 

  • Täglich so viel trinken, bis die Harnmenge pro 24 h auf 2000 bis 3000ml steigt 
  • Harndrang so lange zurückhalten, bis die Harnmenge pro Blasenentleerung etwa 300ml beträgt 
  • Schon am Morgen genügend Trinkwasser oder Tee bereitstellen 
  • Aus grossen Gläsern trinken 
  • Harnstrahl nicht unterbrechen und auf vollständige Blasenentleerung achten 
  • Am Morgen eher viel und am Abend eher weniger trinken -> nächtlichen Harndrang verringern 

Was sind die Folgen einer Harnstrahlunterbrechung als regelmässiges "Training"? Wann kann eine einmahlige Ausnahme gemacht werden? 

Harnstopp = willentliche muskuläre Bremsaktivität während der Entleerungsphase 
--> Widerspruch zur Physiologie der Blasenentleerung 
      --> Harnstopp stellt unphysiologischen Eingriff in komplexes, v.a. autonom koordiniertes System dar: In Parasympathisch gesteuerte Entleerung "funkt" ein sympathisch gesteuerter Verschluss hinein

Folgen: - gesteigerter Dauertonus der Blasenwand- und Verschlussmuskulatur --> Drangsymptomatik verstärkt sich, Öffnen der Verschlussstrukturen erschwert --> Unnatürlicher Stopp kann zu einer Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination führen
          

Ausnahmen: 

  • Mittelstrahl zur Laboruntersuchung des Urins 
  • Gelegentlicher Einsatz als Test 


 

Gib 3 einfache und umsetzbare Tipps für eine physiologsiche Miktion. 

  • Genügend Zeit nehmen für Miktion 
  • Einnehmen einer bequemen Stellung (Hockstellungen können über synergistische Muskelaktivität den BB-Tonus erhöhen) 
  • Kein Pressen 
  • Warten bis Blase ganz geleert ist 
  • Kein Nachdrücken

Nenne 4 Aufschubstrategien bei vorzeitigem Harndrang. 

  • Entkoppelung von Wassergeräuschen und Harndrang (Händewaschen trainieren mit BB Anspannung "Ich kann Wassergeräusch überwinden: Üben direkt nach WC, dann 20' später, dann 30' später,..usw.) 
  • "Fingerdruck gegen Blasendruck": Ausnützung Bulbocavernosusreflex -> Fingerdruck auf Klitoris, Eichel oder Damm 
  • Rhythmische Aktivierungen der BB-Muskeln oder einmalig gehaltene kraftvolle Aktivierung -> Erhöhung urethralen Drucks, inhibieren den Detrusormuskel
  • Ballendruck gegen den Boden ("Tip Tip Tip"): Tonuserhöhung entlang der Beinachsen mit reaktiver Spannungsveränderungen im BB (Verbindung von Wade & Tibialis zu Sakralbereich -> BB) 
  • "Gespräch mit der Blase": inneres Gespräch beeinflusst psycho-vegetativ die Blasensteuerung
  • Nutzen mechanischer Entlastung durch Haltungsänderung und aufrichtende Stellungen: Mal Beine überschlagen, zurücklehnen,...

Was bildet alles die ableitenden Harnwege? Welchem Muskulaturtyp gehören sie an? 
 

Pelvis renalis, Ureter, Vesica urinaria (glatte Muskulatur) 

Urethra (glatte und quergestreifte Muskulatur (äusserer Schliessmuskel)) 

--> Der Harn fällt nicht mit Schwerkraft herab! Wird aktiv nach unten transportiert! 

Wo liegen anatomisch die Nieren? 

 

bds. der WS, dicht unter Diaphragma, retroperitoneal 

 

Welche Teile bilden das Nierenbecken und die Ureteren? 

Papilla renalis -> Calyx renalis minor/major -> Pelvis renalis -> Ureter -> Vesica -> Urethra 

Welche Funktionen haben die Nieren? 

  • Regulationen 
    • Säuren - Basen/ pH-Wert des Blutes 
    • Wasser - Salze/ Kolloidosmotischer Druck/Blutdruck
  • Entgiftung/ Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen ("Harnfixa"); in Niere wird alles wasserlösliche ausgeschieden, in Leber alles fettlösliche
  • Synthese von Renin und Erythropoeitin (EPO regt pluripotente Zellen in Knochenmark an, sich in Erythrozyten zu verwandeln, epos: Entstehung, Entwicklung) 
  • Fertigstellung von Calcitriol (Vit-D3-Hormon) 

Was sind Symptome bei Nierenfunktionsverlust? 

  • Wassereinlagerungen 
  • Hoher BD (Niere meint habe zu tiefen BD -> erhöht BD -> Nierenverlust macht AHT noch schlimmer) 
  • Veränderung Knochensubstanz 
  • Muskelschwäche (wegen Chronischer Vergiftung -> Phosphat-Störung, kann nicht mehr richtig arbeiten)
  • Anämie (EPO fehlt) 

Niere verliert Funktion schrittweise und langsam! Anfangsstadium häufig symptomfrei -> häufig zu späte Diagnosestellung 
Symptome erst ab 3/4 Verlust, weil andere Niere lange kompensieren kann

Was kann Urämie für Auswirkungen haben? Was ist Urämie überhaupt? 

Urämie: Kontamination (Vergiftung) des Blutes mit harnpflichtigen Substanzen (kann als Folge einer terminalen Niereninsuffizienz oder akutes Nierenversagen auftreten) 

Was ist die häufigste Ursache für Niereninsuffizienz oder -versagen? 

Diabetes! 

Was gibt es für unterschiedliche Nierenersatzverfahren? 

  • Hämodialyse -> aktives System (braucht Shunt) oder passives System 
    --> Langzeitdialyse
  • Peritonealdialyse 
  • Nierenspende (Lebendspende, Leichenniere) 

Was ist das Prinzip einer Hämodialyse? 

Ist ein Gegenstromverfahren -> Blut wird filtriert und gereinigt 

Wo liegt das Nierenmark und wo die Nierenrinde? 

Was liegt funktionell im Mark und was in der Rinde? 

Die Nierenrinde (Cortex renalis) ist die äussere Schicht, in ihr liegen die Nephrone (Bownman'schen Kapseln mit Glomerulum)

Das Nierenmark (Medulla renalis) ist in Form von pyramiden angeordnet, die Spitzen der Pyramiden (Papillae renalis) vereinigen sich zu den Nierenkelchen (Calices renales), von dort aus ins Nierenbecken (Pelvis renalis)
Im Mark liegen Teile des Tubulusapparates und die Sammelrohre

Was beinhaltet ein "Nephron"?

Nephron = kleinste funktionelle Einheit 

Nephron = Bowman'sche Kapsel (Nierenkörperchen) (mit Glomerulum) + Tubulus 

Wie viele Nephrone teilen sich zusammen ein Sammelrohr? 

3 Nephrone zu 1 Sammelrohr

Was versteht man in der Niere unter 1. und 2. Kapilargebiet? 

1. Kapillargebiet: Arteriell: In Nierenrinde und somit umfasst es die Bowman'sche Kapsel

2. Kapillargebiet: übergang von arteriellem zu venösem Blut; In Nierenmark und somit Tubulussystem

Grober Ablauf bei der Harnbereitung? Was bedeutet RBF und GFR? 

Filtration -> Primärharn -> Sekundärharn (Endharn/Harn/Urin)

RBF: Renaler Blutfluss (Filtration)

GFR: Glomeruläre Filtrationsrate (Primärharn) 

Stimmt diese Aussage: 
 

Der Stofftransport zwischen Tubulus und 2. Kapillargebiet ist rein aktiv. 

Falsch! Es laufen aktive und passive Stofftransporte ab.

Was passiert mit dem Calcium in der Niere? 

Es wird 100% aus Blut filtriert, auf dem Weg durch Glomerulum, Tubus und Henle-Schleife werden ca. 99,5% Rückresorbiert und schliesslich ca. 0,5% ausgeschieden 

Calcium höchst wertvoll, deshalb möglichst nicht ausgeschieden! 
(Niere aktiviert Calcitriol (Bei Anwesenheit Parathormon) -> Mineralisierung von Knochen! 

Wie stellt die Niere sicher, dass sie die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) von ca. 150l/d (Primärharn) aufrecht erhalten kann? 

Autoregulation des Blutdrucks in Niere! 
Mittlerer arterieller Blutdruck zwischen 80 und 180 mmHg

Über welchen Mechanismus reguliert die Nieren den ZENTRALEN Blutdruck? 

RAAS-Mechanismus (Renin-Angiotensin-Aldosteron)!

RR sinkt -> Renin Ausschüttung in Niere -> Angiotensinogen-Synthese in Leber (inaktives EW) -> Angiotensin I (aktiviertes EW) + Converting Enzym -> Angiotensin II (Aktives EW):  
a) In Nebennierenride: Aldosteron Ausschüttung  -> Salz- und Wasserausscheidung vermindert 
b) Salzappetit steigt, Durst steigt, GFR und RBF verringert 

---> RR steigt! -> Reninfreisetzung wieder gehemmt 
 

Wie gross muss der Blutdruck in den Glomeruli sein für die Filtration und Aufbereitung des Harns? 

50 mmHG

Welche 3 wichtigen endokrinen Funktionen hat die Niere? 

  • Produktion Hormon Renin (globale Blutdruckregulation)
  • Erythropoetin (Reifun Ec's) 
  • Aktivierung Vit. D3-Hormon (Calciumregulation)

Was ist der Zweck eines Dialyse Shunts für ein aktives Nierenersatzverfahren? 

Wo wird der gemacht?

Was bedeutet dies für unsere Therapie?

  • Shunt gewährleistet eine einfachere Punktion und einen höheren Blutfluss (Flow) für die Durchführung 
  • Operativ meist am Handgelenk -> an Unterarm oftmals einseitig stark hervortretende Venen -> Zeichen für Shunt! 
  • PT: Sobald Druck auf Shunt kommt -> Blutfluss (flow) verlangsamt -> Gerinnt, Shunt geht zu -> keine Dialyse mehr möglich --> Darf nicht passieren!! 

Welches Verfahren bei Niereninsuffizienz hat die beste Prognose? Dialyse (aktiv?, passiv?) oder Nierenspende? 

Nierenspende! Bei Lebendspende ein 10Jahresüberlebensrate von 80%! 
Dialyse bei 5 Jahresüberlebensrate 30% ...