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Sozialpädagogik

Theorien und Geschichte der Sozialpädagogik

Theorien und Geschichte der Sozialpädagogik


Kartei Details

Karten 75
Lernende 15
Sprache Deutsch
Kategorie Pädagogik
Stufe Universität
Erstellt / Aktualisiert 16.06.2015 / 29.12.2023
Lizenzierung Namensnennung - keine Bearbeitung (CC BY-ND)    (Vorlesungsstoff )
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Karl Mager (1810-1858)

  •  1844 Begriff "Social-Pädagogik" =
    • Inbegriff neuer pädagogischer Aufgaben und Einrichtungen, als Antwort auf typische Probleme der modernen Gesellschaft
  • Beginn der Industrialisierung
  • 3 Generationen lebten in einem Haushalt = Großfamilien; Wandel von Großfamilie zur Kleinfamilie →  Wer schaut auf Kinder, wenn nicht mehr alle Generationen im Haus sind?
  • es entstanden Einrichtungen/ Institution(en  z.B. neben Fabriken, um den Kindern arbeitender Eltern eine Bleibe bieten zu können)
  • er geht auch von einer allgemeinen „Pädagogik“ aus
  • bezieht Sozialpädagogik auf die Praxis der Pädagogik in der konkreten Gesellschaft
  • soziale Missstände → Verwahrlosung → Arbeitslosigkeit → Armut →SP ist auch defizitorientierend

Adolf Diesterweg (1790-1866)

  • gibt 1851 den Begriff „Sozialpädagogik“ seine Prägung
  • einerseits: Erziehung des Individuums zu sozialer Mündigkeit und Emanzipation
  • anderseits: soziales Leben im Sinne einer höchstmöglichen, emanzipativen, kooperativen Teilnahme aller Zugehörigen gestalten
  • reaktive Sozialpädagogik = Sozialpädagogik als Reaktion auf die Entstehung sozialer Missstände, erzieherischer Notsituationen und gesellschaftspolitischer Spannung zu Beginn des Industriezeitalters → Überwindung durch spezifische pädagogische Maßnahmen und Institutionen der Gemeinschaftserziehung

Paul Natorp (1854-1924)

  • Sozialerziehung!
  • um Jahrhundertwende: Konzeption der Sozialpädagogik im Sinne von Sozialerziehung als Antwort auf die soziale Frage
  • Sozialpädagogik stellt im Gegensatz zur Individualpädagogik ein wesentliches Merkmal jeder Erziehung dar
  • für ihn ist „Erziehung und Bildung zur Gemeinschaft durch Gemeinschaft“ notwendig
  • wichtig ist ein soziales Wesen zu werden; wirkte um die Zeit zur Entstehung des Nationalsozialismus
  • er ist auch Mitgründer der sozialpädagogischen Theoriebildung

Herman Nohl und Getrud Bäumer

  • definieren in den zwanziger Jahren Sozialpädagogik als eigenen subsidiär zu verstehenden Erziehungsbereich neben Familie und Schule
  • ihre Überlegungen einer Theorie der Sozialpädagogik haben den Verlauf und die Entwicklung der SP nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die jüngste Zeit entscheidend geprägt

Herman Nohl

  • „Wer Schwierigkeiten macht, der hat welche…“
  • hat Sozialpädagogik nie definiert aber prägte sie nach und nach
  • erkennt die Notwendigkeit, das Individuum in seiner konkreten Notlage zu sehen, ohne dabei seine Bezogenheit zur Gemeinschaft zu übersehen
  • will man dem einzelnen helfen, bedarf es eine positiven Verhältnisses zu ihm → pädagogischer Bezug
  • mit seinen Überlegungen zur Individualität und zum pädagogischen Bezug leitet er die „kopernikanische Wende der pädagogischen Arbeit“ ein
  • Sozialpädagogik richtet ihre Aufmerksamkeit nicht mehr so sehr auf die Schwierigkeit, die der einzelne macht, sondern auf die Schwierigkeit, die er hat
  • Ziel der sozialpädagogischen Hilfe sei das Wohl und die Anerkennung des Lebensrechts jedes einzelnen, zu seinem Wohlsein zu kommen
  • bis zu Nohl ist Sozialpädagogik „konzentriert auf die Krankheit, sie sollte aber auf die Gesunderhaltung konzentriert sein“ stellt er fest und meint weiter, dass sich „das ganze Schwergewicht unserer Arbeit von der Heilung und Rettung irgendwie verwahrloster und kranker Jugend auf die Vorbeugung, von der Therapeutik auf die Prophylaxe verlagern“ müsse
  • er gibt der Sozialpädagogik einen wesentlichen Impuls für eine neue, positive Sichtweise; primär vorbeugend, prophylaktisch
  •  Therapie gilt für den Notfall
  • Sozialpädagogik aber ist aufbauend und nicht heilend
  • nachgehende Hilfe = Nachbetreuung ist unumgänglich und darf nicht plötzlich aus sein; Pädagogischer Bezug = um jemanden zu unterstützen, braucht er ein positives Umfeld: Nicht auf Symptome, sondern auf innere Not schauen

Gertrud Bäumer (1873-1854)

  • war Mitarbeiterin von Nohl
  • von ihr stammt bekannteste und gebräuchlichste Definition von SP
  • „Sozialpädagogik ist alles was Erziehung, aber nicht Schule und Familie ist“
  • richtet sich an Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, ihnen Hilfe zukommen zu lassen
  • ihr Ausgangspunkt ist zunächst eine Notsituation, jedoch entwickelt sie sich zu einer positiven Pädagogik, die vor allem vorbeugend, aber auch nachbereitend tätig ist
  • Sozialpädagogik steht als eigenständiger dritter Erziehungsbereich neben Familie und Schule
  • sie ist jedoch nicht nur außerhalb von Familie und Schule tätig, sondern wirkt in sie hinein und arbeitet mit ihnen zusammen
  • Familie, Schule und Sozialpädagogik verstehen sich als drei Erziehungs-, Bildungs- und Lernsituationen, die alle je nach ihrer spezifischen Zielvorstellung ihren eigenen Beitrag zur Persönlichkeitsentfaltung des Individuums in der Gesellschaft leisten
  • alle drei Institutionen stehen in Kooperation und Wechselbeziehung

Klaus Mollenhauer (1928-1998)

  • "Mit dem Ausdruck Sozialpädagogik als einem erziehungswissenschaftlichen Terminus hat es eigene Schwierigkeiten."
  • gehört zu den führenden Vertretern der neuen gesellschaftskritischen Sozialpädagogik
  • Sozialpädagogik als eine Funktion der Gesellschaft
  • "Sie ist Bestandteil jenes pädagogischen Systems, dass durch die industrielle Gesellschaft hervorgebracht wurde. Von ihrem Beginn an und in allen ihren Formen war sie eine Antwort auf Probleme dieser Gesellschaft, die der Sozialpädagoge zu Erziehungsfragen umformulierte.“ → dadurch positive Wende der Sozialpädagogik von der bloßer Nothilfe zu eigenwertiger und selbstverständlichen Erziehungsleistung
  • Ziel: Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen und Motiven des einzelnen Individuums und den mit der Struktur der modernen Gesellschaft gegebenen Anforderung finden
  • Schutz: die Prävention vor den Schädigungen/ Bedrohungen der Gesellschaft (z.B. auch die Bedrohung der neuen Medien wie Handy, wie gehe ich als Pädagogin damit um?) Schutz vor dem Zwang des Erwachsenendasein; Kinder haben andere Bedürfnisse als Erwachsene → Ellen Key; Kinder sind keine Erwachsen → Reformpädagogik; ab 1920 Forschung über das Jugendalter
  • Pflege: der Kultivierungs- und Sozialisationsprozess
  • Beratung

Hans Thiersch

  • Heimerziehung 1990
  • Konzept der Lebensweltorientierten Sozialpädagogik → Handlungsmaxime:
    • Strukturmaxime: optimale Handlungsmöglichkeit, Empathie, aber nicht mitschwingen:
      • Objektivität:
        • Raum: wie schaut Wohnung aus?
        • Zeit: wer kocht, wer geht einkaufen, Tagesablauf
        • Interaktionen: wie wird untereinander gesprochen
      • Basis für Beziehung knüpfen: Mithelfen
      • Konfrontation mit neuen Handlungsmöglichkeiten (kann konfliktreich werden)
    • Partizipation: Mitbestimmung, Freiwilligkeit, teilnehmend und nicht für oder über den
      anderen; es dürfen Dinge nur in Verhandlungen passieren
    • Integration/ Normalisierung: es geht nicht mehr um Randgruppen; alle Personen mit besonderen Bedürfnissen
    • Alltagsnähe: Zugänglichkeit der Leistungsangebote; viele Angebote sind den
      Betroffenen nicht bekannt; Kinder-/ Jugendhilfe muss auch im Alltag der Kinder/ Jugendlichen und ihrer Familien zugänglich sein → Barrieren abbauen, die diesen leichten Zugang zu Angeboten der Kinder-/ Jugendhilfe verhindern (organisatorische, zeitliche, institutionelle Barrieren wie z. B. unpassende/ unflexible Öffnungszeiten, umständliche Anmeldungsregeln, kalte und unpersönliche Räumlichkeiten,…)
      •  normative und nonnormative Alltagsnähe
      • Wo leben die Menschen und welche Aufgaben haben sie?
    • Dezentralisierung/ Regionalisierung: Angebote dort anbieten, wo sie auch gebraucht
      werden; Kinder nicht aus Lebensumfeld zu reißen → Angebote/ Hilfen in Umgebung; überregionale zentrale Großeinrichtungen mit einem weiträumigen Einzugsgebiet verhindern/ reduzieren zugunsten von kleineren Einrichtungen vor Ort
    • Prävention: knüpfte an Nohl an, Hilfe bereits vorausblickend anbieten → familienbegleitende Arbeit und Jugendarbeit; es soll gar nicht erst zu schlimmen Konflikten und Krisen im Leben von Kindern/ Jugendlichen kommen → Kinder- und Jugendhilfe, die lebenswertes Leben ermöglichen
  • Entspezialisierung
  • Entformalisierung
  • Individualisierung