Quantitative Wirtschaftsgeschichte

==> Zeitschrift "Annales", gegründet 1929, Marc Bloch und Lucien Febvre)

- Paradigmen:

   Entwicklungsprozesse anstatt Fakten

   Gruppen anstelle von Individuen

   Regionen anstelle von Nationalstaaten

   Mentalités anstelle von Anachronismen

- Zentrale Rolle der Statistik

- Interdisziplinarität: Geographie, Demographie, Klimatologie, Medizin, usw. 

- Modellbildung

- Wichtige Vertreter: Fernand Braudel, Emmanuel Le Roy Ladurie

- Anwendung von formalen ökonomischen Modellen

- Anwendung von modernen quantitativen Modellen

-  Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung

- Einkommen vs. Kapital (Bestands- vs. Stromgrössen)

- Einkommen = Ausgaben

- Volkswirtschaftliches Kreislaufsystem

- Multiplikator

- Wirtschaftswachstum

- Kapital und Arbeit

- Geldfunktionen

- Geldnachfrage

(Personen: Petty, Quesnay, Smith,...)

bekannt war:

- Methode der kleinsten Quadrate

- Statistsche Anweundungen in der Sozialwissenschaften

--> ist gleich null!

( y/P = y-p)

--> wächst ab 1800 steil an!

ab kurz nach 1800: starkes Wachstum in G, Fr & UK ; NLD nur sehr schwach

- ca. 1760 - 1830

- Kennzeichen:

Sektoraler Wandel, Häufung technischer Neuerungen, starkes Wirtschaftswachstum

a) Revolution:

- Industrielle Revolution hätte überall stattfinden können

- vier simultane Revolutionen ( Industrielle, Demographische, Agrar- und Transportrevolution)

b) "The word revolution implies a suddeness of change that is not characteristic of economic processes"

- notwendige Voraussetzungen nur in GB gegeben ("between 1780 & 1860 british national income per head doubled!")

- But the fact was contrary to every prediction of the economists; The did not notice that something entirely new was happening!

- economists premises were totally false at this time!

- Einschätzung hängt von Autorenauswahl ab; Name kann allerdings nach so langer Zeit nicht mehr geändert werden!

--> 

1.) Geographische Lage --> Transportkosten:

- Westeuropa: kein Ort ist weiter als 400km vom Meer entfernt; v.a. GB: nur max.100km vom Meer entfernt:-)

(aber: Ostasien, v.a. Japan!)

2.) Bodenschätze

- Kohle- und Eisenerzvorkommen

(aber: Kosten von alternativen Energiequellen nur ca. 2% vom BIP&

aber: Schweiz= Pionier industrieller Entwicklung trotz Rohstoffarmut)

3.) Klima:

- Westeuropa: gemässigtes Klima

(aber: Südostasien auch!)

4.) Protestantische Ethik:

- Max Weber: "Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus", 1905

(aber: Industrialisierung breitet sich auf dem Kontinent zunächst in Belgien, Nordfrankreich und dem Rheinland aus, welche mehrheitlich katholisch sind!)

5.) Institutionen (formell/ informell)

6.) Britische Unternehmenr sind "besser" als französische, die die Vorteile technischer Neuerungen nicht erkennen

7.) Unterschiede entstehen durch genetische Selektion (Clark, 2007)

8.) findet Woitek am plausibelsten: Industrielle Revolution ist nur in GB profitabel (Allen, 2009)

9.) zufall!?

......

Anstieg des Kohleverbrauchs und Entwicklung von kohlenutzenden Technologien wird ausgelöst durch Holzknappheit

(--> genannt: the Timber Crisis; in GB, Elizabeth and the Civil War...)

b) Kritik: Knappheit ist ein lokales und limitiertes Problem

Holz- & Kohlepreise in London!

- Vor 1550: kaum Unterschiede zw. Holz- und Kohlepreise

- ab 1550: steigt Preis für Holz auf fast das doppelte wie Kohle bis ins 18.JH

Grund:

Bevölkerungswachstum von London (1520: 55'000 Einwohner; 1600: 200'000 EW; 1700: 1Mio EW)

& High - Wage- Economy (Lebensstandard)

Verhältnis Lohn/ Energie ist in GB extrem hoch,

d.h. Wenn ich Arbeitskraft durch energienutzdene Technologien ersetzen kann, ist dies v.a. lohnenswert in GB! (Da Arbeitskraft dort sehr teuer ist)

- Vertreter der "jüngsten Historischen Schule"

- Mitbegründern Deutschen Gesellschaft für Soziologie

- ....

--> Veröffentlichungen, u.a:

- protestantische Ethik und gder Geist des Kapitalismus

- Wirtschaft und Gesellschaft,...

--> Will Zusammenhang / Einfluss von Religion auf Kapitalismus aufzeigen

Resultat:

hohe Korelation zw. Protestantismus und hohes Einkommen

- protestantischer Charakter / Frömmigkeit / innerliche Askese

(Kapitalakkumulation durch calvinistischen Verzicht auf Luxus, ...etc)

- Bildung: protestantische Regionen haben niedrigere Analphabethen, höhere Schuldichte, etc.

- Unterstützende Evidenz, aber andere sozio-kulturelle Charakteristika sind auch wichtig (Schweiz, 19.JH) These von Woitek &co. 

Institutionen = Schlüsselfaktor! (insbesondere in die Bedeutung der Definition und Verteidigung von Eigentums-/ Patentrechten)

- 1624: Einführung Patentrecht: Anreize für R&D (Research and Development)

- Bedeutung der institutionellen Änderungen, die der Glorious Revolution (1688) folgen --> Abschaffung willkürlicher Regierungen; solide Vereinigung der Königreiche, permanente Parlamentssitzungen, Kontrolle des Finanzwesen, WiPo, Exekutive & Judikative

! Aber: fehlende Evidenz für Strukturumbruch in Zinsreihen (müssten höher sein); wir würden erwarten, dass Zinssatz vor Glorious Revolution höher war als danach

Kultur, Konventionen, Traditionen, Gewohnheiten,...

- Vertrauen zu Fremden(für Handel), wird durch "gentlemanly capitalism" aufgebaut (gutes Auftreten, Benehmen, Adresse,..)

- wachsendes Respektieren der Eigentumsrechte --> dadurch entstehen mehr freiwillige Transaktionen, da Gut mir nachher wirklich gehört

(erkennbar an Rückgang von zivilrechtlichen Streitigkeiten und Gewaltverbrechen im 18.JH)

- Leistungen die der Staat erbringt (Umverteilung, Reduktion von Transaktionskosten, Bereitstellung öffentlicher Güter, rules of the game,...)

- Sozialkapital

-.....

- Eigentumsrechte müssen existieren

- Eigentumsrechte müssen verteidigt werden

==> neoklassische Theorie des Staates

--> Wieso sollten Individuen diesen Regeln gehorchen?

- " A individualistic calculus of costs and benefits would suggest that cheating, shirking, stealing, aussault and murder should be evident everywhere."

- " A Neoclassical Wolrd would be a jungle and no society would be viable." 

....es braucht noch mehr Informelle Institutionen...

- Soziale Organisationen (Vereine, etc.)

- Vertrauen, Normen, Netzwerke,..

Putnam: Vereinsmitgliedscahft, Lokale Zeitschriften, Wahlbeteiligung

- Soziale Netzwerke erzeugen gemeinsame Werte --> senken von Transaktionskosten

- soziale Netzwerke senken Informationskosten

- Soziale Netzwerke erlauben Gruppensanktionen gegen abweichendes Verhalten

- erleichtern gemeinsames politisches Handeln

" In keiner Staatsform ist dem Einzelnen mehr Freiheit zur Entwicklung gegeben als in der demokratischen. Diese Freiheit äussert sich in unserer Schweiz vornehmlich in den verschiedenen Vereinen, welche sich freiwillig verbunden haben für das Wohl des Vaterlandes, des Staates und der Gemeinde Opfer zu bringen!"

--> viele Leute sind in Vereinen, o.ä.

--> > 50%lesen Zeitung

--> überdurchschnittliche Wahlbeteiligung

....

- "rules of the games" : sorgt dafür, dass Spielregeln eingehalten werden

- Reduktion von Transationskosten, Bereitstellung von öff. Gütern

- Umverteilung

b) eher weniger; GB im 18. JH:

- Hohe Steuerlast, führt v.a. Krieg gegen andere Länder (bezahlt durch diese hohen Steuern)