M5 Wikis Moral Kooperation Wettbewerb
Themenliste
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Kartei Details
Karten | 45 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 08.07.2014 / 16.08.2016 |
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3406
Der Fall Phineas Gage
Am 13.09.1848 wurden Phineas Gage bei einem Sprengstoffunfall Teile des Stirnhirns zerstört. Seine sprachlichen und motorischen Fähigkeiten blieben zwar erhalten - sein Arzt, J. Harlow, beschrieb jedoch wesentliche Verhaltensänderungen und vermutete im Stirnhirn eine Art "moralisches Zentrum" (Harlow, 1848).
3406
Der Fall „Elliot“: Auswirkungen von „Gefühllosigkeit"
Elliot wurde durch einen Tumor im Stirnhirn ein Teil desselben zerstört, damit wurde er zu einem modernen Phineas Gage: während er in allen in Frage kommenden Leistungs-, Persönlichkeits- und dem Standard Issue Moral Judgement Test gut abschnitt, konnte er seinen Alltag nicht mehr meistern, da er seinem eigenen Schicksal gegenüber gleichgültig wurde und deshalb seine Arbeitsstelle verlor, seine Frau ihn verließ und seine Kinder sich von ihm distanzierten.
Seine Gefühle gewichteten für ihn nicht mehr die Bedeutung der Personen und Objekte in seiner Umgebung und so war er nicht mehr zur Planung fähig. Damasio spricht in diesem Zusammenhang von Gefühlen als somatischen Markern und nimmt an, dass diese von einem bestimmten Teil des Stirnhirns gesteuert werden.
=> S. 122 - 124
3406
IGT (Iowa Gambling Test)
Es gibt vier Kartenstapel. Zwei „gute“, die auf Dauer zu Gewinn führen, zwei „schlechte, die zu Verlust führen. Gesunde Spieler fangen aber weitaus früher an, diese Stapel zu meiden und bevorzugt von den beiden anderen zu ziehen.
Patienten mit Läsionen im orbitofrontalen Cortex (wie Elliot) ziehen selbst dann weiter von den schlechten Stapeln, wenn sie das Risiko erkennen. Bei den gesunden Spielern bildete sich bereits nach ca. zehn Versuchen ein antizipativer Anstieg der Hautleitfähigkeit beim Ziehen von einem schlechten Stapel heraus, bei den Läsionspatienten passierte dies nicht. Inwieweit die Erhöhung des Hautwiderstandes als physiologisches Anzeichen für die Bildung eines somatischen Markers gelten kann, ist allerdings umstritten.
3406
Sozial-intutives Modell nach Haidt (im Vergleich zum rationalistischen Modell)
Das rationalistische Modell nach Haidt (2001) geht davon aus, dass man eine moralische Situation analysiert und aus den Ergebnissen dieser Analyse dann ein Urteil bildet, Gefühle spielen hier eine eher nebensächliche Rolle.
Das sozial-intuitive Modell geht dagegen davon aus, dass wir uns fast immer nach unserer Intuition richten. Haidt geht davon aus, dass sich moralische Intuitionen auf Gefühle für Schaden, Reziprozität, Hierarchie, Bezugsgruppe und Reinheit beziehen lassen. Diese Gefühle wiederum hängen davon ab, ob in einer Gesellschaft eine bestimmte Ethik dominiert: moralische Intuitionen lassen sich also durch Gefühle und diesen Gefühlen zugrunde liegende Ethiken (Individuum, Familie, Gemeinschaft) näher bestimmen. Dies wird im Modell durch die Sichtweise zweier Personen angedeutet. Auch das rationalistische Modell fließt mit ein, spielt aber eine untergeordnete Rolle.
Nach Haidt entspricht das sozial intuitive Modell der Moral auch sogenannten Zwei-Prozess-Modellen, wie sie vor allem in der Sozialpsychologie (vgl. Kap. 7.4.1 - 7.4.2, Kurs 3407) zur Erklärung von Einstellungsänderungen entwickelt wurden. Stucki (2007) konnte in unterschiedlichen Experimenten und einer Fragebogenerhebung die empirische Plausibilität eines Zwei-Prozess-Modells der Moral und des Strafens belegen
3406
Entwicklung moralischer Intuitionen
Nach den Untersuchungen von Harris (1995) und Minoura (1992) entwickeln sich moralische Intuitionen vor allem im Jugendalter innerhalb der Peergruppe. Insbesondere das Alter zwischen 9 und 15 Jahren scheint für eine "Internalisierung" der Verhaltensweisen, Einstellungen und moralischen Intuitionen relevant zu sein. Giedd (2004) stellte fest, dass diese Phase auch mit einer Phase der Entwicklung des Gehirns übereinstimmt:
3406
Haben wir einen angeborenen „Moralsinn“?
Einen angeborenen Moralsinn im strengen Sinn gibt es nicht.
Wichtige Voraussetzungen für die Initiierung gemeinsamen Handelns sind uns vermutlich angeboren. Hierzu gehört die Fähigkeit, lebendige Wesen von materiellen Objekten zu unterscheiden, dem Blickwinkel anderer Personen zu folgen, Erwartungen über deren Verhalten zu entwickeln, mit anderen eine gemeinsame Absicht zu entwickeln und mit ihnen zu kooperieren.
Wenn wir diese Voraussetzungen meinen, dann könnten wir die Frage nach der Existenz eines angeborenen Moralsinn positiv beantworten. Dann meint Moralsinn allerdings nicht vorgefertigte Urteile, sondern eine angeborene Präferenz für gemeinschaftliches und kooperatives Verhalten. Da wir gleichzeitig auch die Präferenz für egoistisches, selbstdienliches Verhalten von unserer tierischen Ahnen mit in die Wiege gelegt bekommen, werden wir also weder »gut« noch »schlecht« geboren: wir sind für beide Seiten offen, wobei Kooperation nicht immer die "gute" und selbstdienliches Verhalten nicht die "schlechte" Seite sein muss.
3406
Untersuchung von Prehn et al (2008): wichtigste Ergebnisse
Prehn et. al. (2008) versuchte zum ersten Mal, interindividuelle Unterschiede in der moralischen Urteilskompetenz in einer fMRT-Studie zur erfassen.
Die generellen Ergebnisse entsprachen denen bisheriger Untersuchungen mit "gemittelten" Gruppen von Vpn: im Vergleich zu grammatikalischen Regelverletzungen zeigte sich bei Normverletzungen eine stärkere Aktivierung im linken ventromedialen präfrontalen Cortex, im linken orbitofrontalen Cortex, in den Spitzen der Temporallappen und im linken posterior superior temporalen Sulcus.
Eine deutliche Korrelation zum C-Score des MJT wurde ebenfalls sichtbar, insbesondere zum rechten dorsolateralen präfrontalen Cortex (r=-.45, p=0.03). Die Autoren deuten den negativen Zusammenhang dahingehend, dass er als Indiz für Kompensationsbemühungen bei geringerer moralischer Urteilskompetenz gelten kann.
3406
Kann man moralisches Urteilen und moralischen Handeln lehren?
Sowohl rationale als auch gefühlsmäßige moralische Urteile sind uns nicht irgendwie mit in die Wiege gelegt, sondern wir müssen sie erlernen.
Dies kann durch bewusstes Durchdenken geschehen, durch inzidentelles, beiläufiges oder gar »unbewusstes« Lernen, durch Konditionierung, Nachahmung bzw. Lernen am Modell.
Was gelernt wird, kann auch gelehrt werden. Allerdings muss hier zwischen Urteilen und Handeln unterschieden werden. So plausibel es ist, dass moralisches Verhalten lehrbar (zumindest im Sinne von "konditionierbar") ist, so wenig ist hiermit bewiesen, dass dies auch für die Entwicklung des moralischen Urteils im Sinne Kohlbergs gilt.
Wir können Menschen (in vielen Fällen) auf mehr oder weniger subtile Weise dazu bringen, sich unseren Wünschen gemäß zu verhalten. Derart konditioniertes Verhalten nennen wir jedoch gemeinhin nicht "moralisch", sondern allenfalls "sozial". Umfangreiche Schulversuche (z. B. Blatt (1969), Oser (1989), Lind (2000), Berkowitz (1986), Althof (1984)) mit verschiedensten Methoden zur Erlernung moralischen Urteilsvermögens haben unterschiedliche Resultate erzielt. Über die genaue Entwicklung moralischer Kompetenz und Performanz im Sinne Kohlbergs wissen wir also immer noch recht wenig.
3406
Was ist der sog. „Blatt-Effekt“?
Eine nach den theoretischen Annahmen Kohlbergs sehr naheliegende Methode zur Stimulierung der moralischen Urteilsentwicklung besteht in der sogenannten +1-Konvention:
Konfrontiert man Schüler mit moralischen Argumenten, die eine Stufe über ihrer eigenen liegen und inhaltlich ihrer Meinung widersprechen, scheint dies eine relativ günstige Voraussetzung für die Initiierung eines entwicklungsfördernden Konflikts zu sein, da das Argument dann von der Struktur her überzeugender als die eigenen Position wirkt, dieser inhaltlich jedoch entgegengesetzt ist.
Die erste Untersuchung mit dieser Methode wurde von M. Blatt, einem Doktoranden Kohlbergs, durchgeführt - daher der Name "Blatt-Effekt". Der "Blatt-Effekt" konnte in Folgestudien bestätigt werden, ist aber nicht unumstritten.
3406
Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Einerseits impliziert die Unterscheidung moralischer Stufen keine Bewertung ihrer "moralischen Qualität".
Es kann somit allenfalls von anders gesprochen werden, nicht von besser oder schlechter. Andererseits entwickeln Personen mit steigender Höhe auf den Kohlbergschen Stufen zunehmend differenziertere Vorstellungen über Fairness und Gerechtigkeit - auf der Grundlage eines besser ausbalancierten Gleichgewichts zwischen dem Selbst und den anderen, zwischen Individuum und Umwelt.
Das Selbst löst sich mit jeder neuen Entwicklungsstufe stärker aus seinem Eingebundensein in die Welt und entwickelt damit eine integriertere Form der Beziehung zur Welt. In diesem Sinne sind höhere Stufen also tatsächlich »besser« als niedrigere - das bedeutet jedoch nicht, dass auch die Personen, die auf höheren Stufen urteilen, "besser" sind.
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Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Einerseits impliziert die Unterscheidung moralischer Stufen keine Bewertung ihrer "moralischen Qualität". Es kann somit allenfalls von anders gesprochen werden, nicht von besser oder schlechter.
Andererseits entwickeln Personen mit steigender Höhe auf den Kohlbergschen Stufen zunehmend differenziertere Vorstellungen über Fairness und Gerechtigkeit - auf der Grundlage eines besser ausbalancierten Gleichgewichts zwischen dem Selbst und den anderen, zwischen Individuum und Umwelt. Das Selbst löst sich mit jeder neuen Entwicklungsstufe stärker aus seinem Eingebundensein in die Welt und entwickelt damit eine integriertere Form der Beziehung zur Welt. In diesem Sinne sind höhere Stufen also tatsächlich »besser« als niedrigere - das bedeutet jedoch nicht, dass auch die Personen, die auf höheren Stufen urteilen, "besser" sind.
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Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Einerseits impliziert die Unterscheidung moralischer Stufen keine Bewertung ihrer "moralischen Qualität". Es kann somit allenfalls von anders gesprochen werden, nicht von besser oder schlechter.
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Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Einerseits impliziert die Unterscheidung moralischer Stufen keine Bewertung ihrer "moralischen Qualität".
Es kann somit allenfalls von anders gesprochen werden, nicht von besser oder schlechter. Andererseits entwickeln Personen mit steigender Höhe auf den Kohlbergschen Stufen zunehmend differenziertere Vorstellungen über Fairness und Gerechtigkeit - auf der Grundlage eines besser ausbalancierten Gleichgewichts zwischen dem Selbst und den anderen, zwischen Individuum und Umwelt.
Das Selbst löst sich mit jeder neuen Entwicklungsstufe stärker aus seinem Eingebundensein in die Welt und entwickelt damit eine integriertere Form der Beziehung zur Welt. In diesem Sinne sind höhere Stufen also tatsächlich »besser« als niedrigere - das bedeutet jedoch nicht, dass auch die Personen, die auf höheren Stufen urteilen, "besser" sind.
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Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Einerseits impliziert die Unterscheidung moralischer Stufen keine Bewertung ihrer "moralischen Qualität". Es kann somit allenfalls von anders gesprochen werden, nicht von besser oder schlechter.
Andererseits entwickeln Personen mit steigender Höhe auf den Kohlbergschen Stufen zunehmend differenziertere Vorstellungen über Fairness und Gerechtigkeit - auf der Grundlage eines besser ausbalancierten Gleichgewichts zwischen dem Selbst und den anderen, zwischen Individuum und Umwelt. Das Selbst löst sich mit jeder neuen Entwicklungsstufe stärker aus seinem Eingebundensein in die Welt und entwickelt damit eine integriertere Form der Beziehung zur Welt. In diesem Sinne sind höhere Stufen also tatsächlich »besser« als niedrigere - das bedeutet jedoch nicht, dass auch die Personen, die auf höheren Stufen urteilen, "besser" sind.
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Sind höhere moralische Urteilsstufen besser als niedrigere?
Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Einerseits impliziert die Unterscheidung moralischer Stufen keine Bewertung ihrer "moralischen Qualität?". Es kann somit allenfalls von anders gesprochen werden, nicht von besser oder schlechter. Andererseits entwickeln Personen mit steigender Höhe auf den Kohlbergschen Stufen zunehmend differenziertere Vorstellungen über Fairness und Gerechtigkeit - auf der Grundlage eines besser ausbalancierten Gleichgewichts zwischen dem Selbst und den anderen, zwischen Individuum und Umwelt. Das Selbst löst sich mit jeder neuen Entwicklungsstufe stärker aus seinem Eingebundensein in die Welt und entwickelt damit eine integriertere Form der Beziehung zur Welt. In diesem Sinne sind höhere Stufen also tatsächlich »besser« als niedrigere - das bedeutet jedoch nicht, dass auch die Personen, die auf höheren Stufen urteilen, "besser" sind.
3406
Begriffsverständnis: Moral, Ethik
Normativer Moralbegriff: Vergleich mit Normen, Urteil über das sittliche Verhalten eines einzelnen oder einer Gruppe => Sollen => eher Perspektive der Praktischen Philosophie (Ethik).
Deskriptiver Moralbegriff: System von auf Tradition, Gesellschaftsform, Religion beruhenden sittlichen Grundsätzen und Normen, das zu einem bestimmten Zeitpunkt das zwischenmenschliche Verhalten reguliert => Sein => eher Perspektive der Moralpsychologie.
3406
Drei moralpsychologische Perspektiven: kognitiv, situativ, emotional
In der Psychologie gibt es vor allem drei Perspektiven, denen sich die unterschiedlichen Theorien und Modelle grob zuordnen lassen:
(1) Die kognitive Perspektive: Wie beeinflusst das Denken unsere Moral?
(2) Die situative Perspektive: Wie beeinflussen die Umstände unsere Moral?
(3) Die emotionale Perspektive: Wie beeinflussen Gefühle unsere Moral?
3406
Begriffsverständnis: Assimilation, Akkommodation, Äquilibration
- Unter Assimilation versteht Piaget die Integration neuer Informationen in bereits vorhandene Strukturen, also einen quantitativen Zuwachs an Informationen, keine qualitative, strukturelle Änderung.
- Letztere setzt eine Akkommodation voraus - eine Veränderung der kognitiven Struktur durch neue Informationen.
Beide Prozesse stellen Teilkomponenten der Anpassung (Adaption) des Individuums an die Umwelt dar, die nicht nur passiv geschieht, sondern vor allem auch aktiv gestaltend. Ziel ist hierbei die Herstellung immer adäquaterer Gleichgewichtszustände (Äquilibration) zwischen Individuum und Umwelt. Auch zwischen Assimilation und Akkommodation muss Ausgewogenheit bestehen, beide Prozesse sollten sich im Gleichgewicht befinden.
=> S. 32/33
3406
Piagets Stadien der kognitiven Entwicklung
Sensomotorisches Stadium:
- Keine Differenzierung zwischen Selbst und Umwelt
- Säugling "denkt" mittels seiner Empfindungen (seno-) und Bewegungen (-motorisch)
- Assimilation der Welt durch Saugen
Präoperationales Stadium:
- Egozentrismus
- Statisches, weniges prozesshaftes Denken
- Unzureichende Beachtung mehrerer Dimensionen
Konkret-operationales Stadium:
- Fähigkeit zu mehrdimensionalem und prozesshaften Denken
- Perspektivübernahmefähigkeit
- Denken ist jedoch noch auf konkrete Handlungen und Wahrnehmungen bezogen
Formal-operationales Stadium
- Abstraktes und systematisches Denken nach formallogischen Regeln
3406
Methodisches Vorgehen von Piaget: Beispiele (Umschüttexperiment, „Hans und Heinz Geschichte“, Beobachtungen beim Murmel-Spiel)
Piaget versuchte in seinem Vorgehen die Verständniswelt des Kindes zu wählen - möglichst Bereiche, in denen der Einflussbereich der Erwachsenen gering ist. Er verwendete dazu Geschichten, Spiele und erhob seine Daten mittels Interviews (klinische Befragung) sowie Verhaltensbeobachtung.
Ein Video dazu gibt es auf den Internetseiten zum Lohaus:
http://www.lehrbuch-psychologie.de/
oder auch bei Youtube, z. B.:
http://www.youtube.com/watch?v=TRF27F2bn-A
=> S. 40-41, Lohaus S. 22-28
3406
Regelbewusstsein und Regelpraxis bei Piaget (Murmelspiel)
Nach sorgfältiger Analyse des Murmelspiels von Kindern (Verhaltensbeobachtung und Interview) unterscheidet Piaget drei Stadien des Regelbewusstseins:
- Individuelle Riten (motorische Schemata)
- Heteronomie
- Autonomes Regelverständnis
sowie vier verschiedene Stadien der Anwendung von Regeln:
- Rein motorisches und individuelles Stadium
- Egozentrisches Stadium
- Beginnende Zusammenarbeit
- Kodifizierung von Regeln
(SB S. 41ff)
3406
Piaget: Heteronome und autonome Moral
Heteronome Moral: Beruht auf dem moralischen Zwang der Erwachsenen und bewirkt beim Kind moralischen Realismus, ca. bis zum 7./8. Lebensjahr
Autonome Moral: Gegenseitige Achtung, Zusammenarbeit und Kooperation der Kinder untereinander, ca. ab dem 11. Lebensjahr
Zwischenstadium: Verallgemeinerte Regeln, keine Autonomie, da Regeln von außen aufgezwungen gesehen werden
=> S. 45/46
3406
Kritik an Piaget (z. B. Unterschätzung früher kognitiver Leistungen)
- Hauptkritik ist, dass Piaget die kognitiven Fähigkeiten von Säuglingen und Kleinkindern vermutlich unterschätzt hat. Altersangeben eher zu hoch angesetzt sind.
- Neuere entwicklungspsychologische Arbeiten beziehen noch stärker als Piaget soziale Faktoren der Entwicklung ein, konzentrieren sich auf die Bedeutung der Umwelt und versuchen, die Psychologie der Lebensspanne mit bislang vernachlässigten Lebensabschnitten und kritischen Lebensereignissen zum Forschungsgegenstand zu machen.
- Weitere Kritik bezieht sich auf das methodische Vorgehen Piagets, das nicht den Standards empirisch-psychologischer Forschung entspricht.
- Piaget selbst sah die Mängel seiner frühen Bücher methodisch vor allem darin, dass er mit seiner "klinischen Methode" zu sehr von den sprachlichen Äußerungen der Kinder ausgegangen war und nicht, wie später, stärker vom konkreten Manipulieren und Experimentieren mit Gegenständen. Dies empfinden viele andere Forscher aber gerade als einen Vorzug: den starken sozialen und praktischen Bezug der frühen Arbeiten, auf den z. B. auch Kohlberg aufbaute.
3406
Was sind die Besonderheiten eines moralischen Dilemmas (im Sinne Kohlbergs)?
Ein Dilemma ist eine Zwangslage, in der man sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden muss. Beide Möglichkeiten beinhalten etwas negatives: ein Dilemma hat also die Form eines Aversions-Aversions-Konfliktes. Zudem können moralische Probleme subjektiv sehr unterschiedlich interpretiert werden.
=> S. 53
3406
Kohlbergs Klassifikation des moralischen Urteils in Ebenen (3) und Stufen (6)
a. Kurzcharakterisierung jeder Stufe
b. Beispiele für das Denken auf unterschiedlichen Stufen
Präkonventionelle Ebene
- Stufe 1:
- An Strafe und Gehorsam orientiert
- „Might makes right“, „Gut ist, was mir nützt“
- Stufe 2:
- An instrumentellen Zwecken und am Austausch orientiert
- „Wie du mir, so ich dir“
Konventionelle Ebene
- Stufe 3:
- An interpersonellen Erwartungen, Beziehungen und an Konformität? orientiert
- „Good-boy bzw. good-girl“-Orientierung
- subjekt-subjektbezogene Moral
- "...Pflicht ..., Verantwortung für die Familie zu tragen ..."
- Stufe 4:
- An der Erhaltung des sozialen Systems orientiert
- Gesetzesorientierung
- subjekt-systembezogene Moral
- „Es können keine Ausnahmen gegenüber dem Gesetz gemacht werden ...“
Postkonventionelle Ebene
- Stufe 5:
- Am Sozialvertrag orientiert (der Gesellschaft vorgeordnete Perspektive)
- „... logisch rangiert der Wert des menschlichen Lebens vor dem Eigentumsrecht ...“
- Stufe 6:
- An universellen ethischen Prinzipien orientiert
- "ideale Rollenübernahme" bzw. „Moral Musical Chair“
3406
Empirische Untersuchungen zur Theorie Kohlbergs
a. wichtigste Ergebnisse der Längsschnittstudie
b. empirisch belegte Kernannahmen
Längsschnittstudie von Kohlberg, über 30 Jahre, allerdings nur mit relativ wenigen, ausschließlich Männlichen VPs, Altersstufen 10 – 36 J, Anzahl der VPs in den jeweiligen Stufen nicht ausgewogen und rel. klein. Aber, die Ergebnisse der Längsschnittstudie stimmen mit der Annahme Kohlbergs überein,
- dass die moralischen Stufen der postulierten Reihenfolge folgen.
- Hohe Stufen korrespondieren dabei mit höherem Alter.
- Mit steigendem Lebensalter zeigt sich eine abnehmende Korrelation zur Stufenhöhe. Dies ist kommt daher, dass die moralische Entwicklung ihren individuellen „Endpunkt“ meist im frühen Erwachsenenalter findet.
Die Ergebnisse des Moralischen-Urteils-Test (MUT) von Lind weisen auf folgende empirisch belegte Kernannahmen:
- Personen ziehen moralische Argumente höherer Stufen denen niedriger Stufen vor.
- Moralische Argumente, die das Niveau weit übersteigen, können nicht mehr sicher differenziert werden.
- Es gibt keine Personen mit idiosynkratrischen Urteilspräferenzen. Niemand stellt die Kohlberg´sche Stufenfolge auf den Kopf, zieht also Argumente niedrigerer Stufen Argumenten höheren Stufen vor.
- Sowohl die moralische Differenzierungsfähigkeit als auch die moralische Urteilspräferenz folgen der von Kohlberg postulierten Stufensequenz
3406
Niveaus der sozialen Perspektivenübernahme (Selman), Kurzcharakterisierung jeder Stufe
Niveau 0 (4-6 Jahre): egozentrisch; undifferenziert → Unkenntnis, dass Gegenüber Situationen anders interpretiert; eigene Gefühle hat.
Niveau 1 (6-8 Jahre): subjektiv; differenziert → Erkenntnis, dass Gegenüber eine andere Person mit eigenen Gefühlen ist.
Niveau 2 (8-10 Jahre): selbstreflexiv; reziprok → Fähigkeit, sich selbst mit den Augen des Gegenübers zu betrachten.
Niveau 3 (10-12 Jahre): wechselseitig; Perspektive der 3. Person → Fähigkeit, die Wechselseitigkeit der Beziehung wahrzunehmen. Beziehung wird bewusst.
Niveau 4 (12+ Jahre): gesellschaftliche-; Tiefenperspektive → Erkenntnis der prägenden gesellschaftlichen Bedingungen für die Beziehung.
3406
Zusammenhang zwischen „logischem Denken“, „sozialer Perspektive“ und „moralischem Urteil“ („asymmetrische Voraussetzungsrelation“)
"Logisches Denken", "Soziale Perspektive" und "Moralisches Urteil" sind durch eine asymmetrische Voraussetzungsrelation miteinander verbunden - dies bedeutet, dass das eine für das andere eine notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzung ist: nach Kohlberg (1974) ist logisches Denken eine Voraussetzung für soziale Perspektivenübernahme und diese wiederum für moralisches Urteilsvermögen.
=> S. 80
3406
Kompetenz und Performanz in Bezug auf das moralische Urteilen
Unter Kompetenz versteht man in der Entwicklungspsychologie das höchstmögliche Entwicklungsniveau, das einem Individuum zur Verfügung steht, und mit Performanz das tatsächliche, in einer konkreten Situation, erreichte Niveau.
Kompetenz ist die Voraussetzung für Performanz. Jedoch ist Performanz nicht nur von der Kompetenz abhängig. Im Studienbrief wird Kompetenz mit Treppenbau und Performanz mit Treppenbenutzung verglichen: man kann nur Stufen benutzen, die vorher gebaut wurden. Die Benutzung einer Stufe ist also ein sicheres Indiz für deren Vorhandensein. Die Existenz einer Stufe ist jedoch keine hinreichende Bedingung dafür, dass sie in einer bestimmten Situation auch benutzt wird (asymmetrische Voraussetzungsrelation, siehe auch Frage 13).
=> S. 80 - 82
3406
Was ist eine „invariante Entwicklungssequenz“? Kann man in der moralischen Urteilsentwicklung eine Stufe überspringen? Kann man auf frühere Stufen zurückfallen?
Eine invariante Entwicklungssequenz liegt vor, wenn alle Stufen eines Entwicklungsprozesses in einer bestimmten Weise durchlaufen werden müssen, bis das Individuum auf der ihm am höchsten möglichen Stufe angelangt. Es können also keine Stufen übersprungen werden, jedoch kann die Sichtweise vorhergehender Stufen angenommen werden - eine absichtliche Reaktivierung ist dabei manchmal schwer von einer echten Regression zu unterscheiden.
=> S. 78 - 81
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