Lernkärtchen 1A Reflexionsfragen
Kärtchen Reflexionsfragen Erziehung-Bildung-Sozialisation
Kärtchen Reflexionsfragen Erziehung-Bildung-Sozialisation
Kartei Details
Karten | 120 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Pädagogik |
Stufe | Grundschule |
Erstellt / Aktualisiert | 27.03.2013 / 14.04.2021 |
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Nennen Sie Eckdaten aus der Biographie von Wilhelm von Humboldt:
1767 als Adliger in Potsdam geboren
zentraler Vertreter des Neuhumanismus
1809-1810 Leiter der preussischen Kultusbehörde im Innenministerium (Organisation des Bildungswesens)
federführend bei der Neugründung der Universität Berlin 1810
fortauernde philosophische Reflexion über Humanität in ihren Voraussetzungen und Dimensionen
Beschäftigt sich als Privatgelehrter ab 1820 bis zu seinem Tod 1835 mit dem Studium der Sprachen
Welchen Gedanken der Bildung entwirft Wilhelm von Humboldt bereits 1792?
Bildung des Menschen in Gesellschaft und Staat als Bekenntnis zur Idee der Humanität
Ideal eines Zusammenlebens, bei dem sich jeder um seiner selbst Willen entwickelt
Staat verletzt diesen Grundsatz nicht, sondern schafft Bedingungen um dies zu verwirklichen
Was versteht Humboldt unter allgemeiner Bildung?
Bildung nicht mit Blick auf ein spezifisches Ziel (Tätigkeit) sondern eine allgemeine Menschenbildung mit dem Ziel des eigenen vollendeten Lebens.
Er spricht vom "wahren Zweck" der Bildung - Ziel: Herausbildung der Individualität und ihre Steigerung zu dem, was sie ist.
Was versteht Humboldt unter Kräften?
Kraft ist ein bestimmendes Element alles Lebendigen, ist Energie und verweist auf den Bildungstrieb.
Kräfte des Intellekts, der Einbildung der sinnlichen Wahrnehmung und des Empfindens.
Jede Kraft strebt nach ihrer Entfaltung und Ausprägung
Was bezeichnet Humboldt mit unbestimmte Bildung?
Die Kräfte nicht einseitig bilden, sondern in einem gesamten. Nicht jede Kraft für sich sondern alle gemeinsam.
Was meint Humboldt mit "individueller Vervollkommung"?
Das Bildung kein fertig vorgegebenes Ideal ist, nach dem sich der Mensch auszurichten hat.
Die im Menschen angelegten Möglichkeiten in je individueller Weise vervollkommen. Der Mensch entwickelt sich aus sich selbst, in seiner Eigentümlichkeit.
Welche Funktion und Aufgabe hat gemäss Humboldt die Sprache?
Sprache wird zur Grundlage und Beförderung der Wechselwirkung über sie ist der Mensch in der Lage, Welt denkend zu erfassen und aufzunehmen.
Was versteht Humboldt unter "Wechselrede"?
sprachliche Verbindung zu anderen Menschen
Wann hält Humboldt eine berufliche Bildung für sinnvoll?
Wenn sie auf einer Grundlage der allgemeinen Bildung entsteht.
Was verlangt Humboldt von Staat und Politik für die Bildung?
Sie sollen Schulen und Universitäten errichten, für deren Erhalt und Ausstattung sorgen, genügend Personal einzustellen und sich um die Organisation kümmern.
Staat und Gesellschaft soll auf der Grundlage einer allgemeinen Bildung gedeihen können.
Welches Bildungswesen entwickelt Humboldt?
dreistufiges, aufeinander aufbauendes Bildungswesen, bestehend aus Elementar- Schul- und universitärem Unterricht. Für ihn ist ausschliesslich die allgemeine Bildung Gegenstand des staatlichen Bildungswesens.
Erklären Sie die 1. Stufe des Humboldtschen Bildungswesens.
Elementarunterricht - Grundbildung
soll die wichtigsten und elementarsten Kenntnisse vermitteln - möglichst allgemein
Lesen, Schreiben und Rechnen
geographsicher, geschichtlicher und naturhistorischer Unterricht zur Übung elementarer Kenntnis aber auch für solche, die nach der Grundschule ins Berufsleben über gehen müssen.
Erklären Sie die 2. Stufe des Humboldtschen Bildungswesens.
Schulbildung
Schulen sind so anzuordnen, dass danach eine Bildung an Universitäten möglich ist.
Fächer
Sprachen (Griechisch, Latein, Deutsch), = linguistischer Lernbereich
philosophische Reflexion = philosophischer Lernbereich
Geschichte, Geograpphie und Naturkunde = historischer Lernbereich
Lernbereich der Mathematik
ästhetisch-künstlerischer Lernbereich
gymnastischer Lernbereich
Ziel des jeweiligen Unterrichts ist das selbständige Lernen
Erklären Sie die 3. Stufe des Humboldtschen Bildungswesens
Universitätsunterricht
Entbehrt den eigentlichen Lehrern, Universität soll ein Ort des gemeinsamen Forschens werden
Sammeln von Kenntnissen hinausragende Ziel, Einsicht erlangen, Nachdenklichkeit ermöglichen, Standpunkte austauschen sich über Probleme und Fragen zu verständigen. - gemeinsam forschende Tätigkeit
Was versteht Humboldt unter dem Begriff "Wechselwirkung", der eine zentrale Kategorie in seiner Bildungskonzeption darstellt?
Bildung im Sinne der Entwicklung aller Kräfte ist für Humboldt nicht im Bezug des Menschen auf sich selber möglich, sondern nur, indem der Mensch sich an einem Gegenstand abarbeitet, der außerhalb seiner selbst liegt. Humboldts Bezeichnung für diesen Gegenstand lautet „Welt“, und die Beziehung, in die der sich bildende Mensch zu dieser Welt treten soll, wird von ihm als „Wechselwirkung“ zwischen Ich und Welt beschrieben
Begriff stellt zentrale Kategorie in der Bildungskonzeption dar
Erziehung, Bildung, Sozialisation
als Grundbegriffe der Bildungswissenschaft
-Pädagogik, Erziehungswissenschaft und Bildungswissenschaft beschäftigen sich
mit der gesamten Lebenszeit des Menschen
-ist ein komplexes, vielschichtiges und
in sich ausdifferenziertes Feld
-ist unterteilt in mehrere Teildisziplinen,
die sich jeweils mit spezifischen Fragen beschäftigen, z.B.:
1.allgemeinePädagogik/Erziehungswissenschaften,
2.empirischeBildungsforschung,
3.Sozialpädagogik,
4.Sonderpädagogik,
5.Freizeitpädagogik,
6.Medienpädagogik,
7.Erwachsenenbildung/ Weiterbildung,
8.Schulpädagogik usw.
Geschichte der Pädagogik
-reicht zurück bis in die Antike;
war Gegenstand theoretisch-philosophischer Reflexionen
-1779 ,Zeitalter der Aufklärung:
Gründung der Disziplin Pädagogik als Universitätsfach in Halle
-Bedeutungssteigerung der Pädagogik
durch Entwicklung und Ausbau des Schulwesens
-Versuch, Pädagogik als eigenständige Wissenschaft zu begründen,
Erscheinen zentraler pädagogischer Werke,
z.B.
1806: HERBART "allgemeine Pädagogik"
-erste Systematisierung des Erziehungsgedankens;
1813/14 SCHLEIERMACHER "pädagogische Vorlesungen";
1888 DILTHEY "Möglichkeiten einer allgemeingültigen pädagogischen Wissenschaft"
-bis 1933 Lehrerbildung an Universitäten
-Machtergreifung Nationalsozialisten.
79 Professuren.
26 Professoren (jüdischen Hintergrunde) entlassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg :38 Professoren im Amt.
-seit 1960er Jahren Etablierung von Pädagogik als Einzeldisziplin mit gleichrangigem Hauptfach an deutschen Universitäten
-1984:
1000 Professorinnen und Professoren.
im Fach Pädagogik/ Erziehungswissenschaft.
-heute sechststärkstes Fach an deutschen Universitäten
2 wissenschaftstheoretische methodische Richtungen?
1. theoretisch- philosophisch
= kritisch- analytische,
hermeneutische Reflexionen
pädagogischer Gegenstandsbereiche;
Sinn und Bedeutung von Phänomenen
2. empirisch- erziehungswissenschaftlich
= Beobachtung pädagogischer Prozesse
mit empirischen Methoden,
kausal- analytische Erklärungen
pädagogischer Zusammenhänge
zentrale Merkmale einer Wissenschaft?
1. Suche nach der Wahrheit;
Deutungsweise von Mensch und Welt
durch allgemeingültige Aussagen und Theorien
2. Verwendung eigener, spezifischer Sprachformen
3. Sinn- und Ordnungsstiftung
durch Verstehen und Erklären
von Phänomenen und Zusammenhängen
4. Entwicklung von Paradigmen
(maßstabsetzende Muster),
die intersubjektiv begründet sein müssen
5. Prozesscharakter:
ist nicht endgültig,
sondern offen für neue Erkenntnisse oder Paradigmenwechsel;
US-amerikanischen Wissenschaftstheoretikers
Thomas S. Kuhn (1922 – 1996):
Erklärung für das Verständnis von Wissenschaften, Legitimation wissenschaftlichen Wissens
„The strukture of Scientific Revolutions (1962):
wissenschaftliche Fortschrittserzählungen im Sinne einer fortschreitenden Ergänzung von Wissen werden fragwürdig
6. Abhängigkeit von soziokulturellen Faktoren
(Geltungskriterien, Machtpraktiken)
7. methodische Arbeitsweise
( z. B. hermeneutisch- kritisch oder empirisch)
Merkmale von Theorien
1. sind schöpferische Leistungen
2. sind der Kern der Wissenschaft
3. stiften Sinn, deuten und erkennen Zusammenhänge
4. erlauben eine kritische, distanzierte und reflektierte Sicht
memo:
1: Schöpfkelle
2: Kern
3: Stifte
4: Fernrohr
Wissen?
- unterscheidet sich von "meinen" und "glauben"
- muss intersubjektiv begründet sein
- belegbare, begründete Sätze und Urteile;
objektive Gewissheit
bildungswissenschaftliche Wissensformen?
1. Alltagswissen
2. Professionswissen
3. wissenschaftliches Wissen
1. Alltagswissen?
- das, was jeder in irgendeiner Weise
über Erziehung und Bildung weiß
- ist nicht reflektiert,
sondern durch eigene Sozialisation (Familie, Freunde, Medien) begründet
-tradierte Erziehungspraktiken,
Lösungen in Alltagssituationen
2. Professionswissen?
- wird über professionelle Ausbildung
im pädagogischen Bereich erworben
-wird im Berufsalltag
durch Erfahrung und Reflexionsgespräche ausgebaut
3. wissenschaftliches Wissen?
- ist die Voraussetzung von Professionswissen
- wird durch die Beschäftigung mit der
Wissenschaft von Bildung erworben
- bietet durch kritisch- analytische Theorien
die Möglichkeit einer distanzierten und reflektierten Sicht auf die Praxis
Merkmale „Begriffe“
- binden unterschiedliche Phänomene
durch Abstraktion möglichst präzise zusammen
- sind deutlich unterscheidbar von anderen Begriffen
Merkmale „Grundbegriffe“
- sind zentrale ordnungs- und sinnstiftende Kategorien
der Theoriebildung
- bilden den Grund,
von dem ausgegangen wird
- schaffen durch ihre Unabschließbarkeit
offene Frage- und Problemstellungen
- bieten eine wissenschaftliche Verständigungsbasis,
die wissenschaftliche Reflexionen ermöglicht
Erziehung:
1. findet vor allem in der Familie und durch Institutionen statt
2. ist eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit
und gilt als unverzichtbar
3. hat seit jeher
eine große Bedeutung für den Menschen,
seine Kultur und die Gesellschaft
4. Maßstab: gelungene Integration in Gesellschaft und Kultur
5. enthält ein Paradoxon:
Grenzen aufzeigen,
Regeln einüben,
Unterordnung lehren und
disziplinieren bei
gleichzeitiger Förderung
der Autonomie, Mündigkeit und Individualität
(nach KANT: „Wie ist es möglich, die Freiheit bei dem Zwange zu kultivieren?“)
Entstehung des Begriffs Erziehung
1. ist aus der jüdisch- christlichen Tradition abgeleitet,
aus dem hebräischen „musar“
(Zucht, Disziplin,
uneingeschränkter Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes)
2. bei der Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische tritt an die Stelle des Wortes „musar“ das griechische „paideia“(freie Selbstentfaltung, Vervollkommnung)
3. beide Begriffe sind eigentlich unvereinbar,
dennoch sind beide im Erziehungsbegriff enthalten
4. „Erziehung als Vervollkommnung durch Zucht“
5. der Begriff ist metaphorisch:
führt die Semantik der Zucht von Beginn an mit sich
6. es gilt, den Anspruch eines reflektierten Umgangs mit dem Paradoxon zu wahren und
die Machtstrukturen der Erziehung offenzulegen
Anthropologische und metaphorische Entwürfe
1. jeder Mensch hat eigene Vorstellungen/ Bilder von Erziehung
2. diese sind aufgrund soziokultureller Erfahrungen unreflektiert geprägt und sehr vielfältig
3. diese „impliziten Anthropologeme (zumeist unreflektierte – herrschende Vorstellungen vom
Menschen)“ bestimmen das erzieherische Denken und Handeln
4. sie entstehen
im Kontext von anthropologischen Fiktionen
vom Menschen, von Gesellschaft, Welt und Kultur
5. sie sind an historische Vorstellungen und
alltägliche Erfahrungswelt gebunden
6. historisch gesehen bietet sich ein breites Spektrum mit teils entgegengesetzten Bildern
Beispiele:
ROUSSEAU ( Mensch – Natur = gut / Zivilisation = Verderben)
PESTALOZZI (Mensch – Natur = schlecht / Disziplin = gut)
HERDER (Mensch – Vernunft – Humanität = gut)
7. je nach herrschendem Menschenbild und „Zeitgeist“ ist mal mehr, mal weniger Erziehung bzw. Zucht gefordert
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