Klinische Psychologie
M. Neukom
M. Neukom
Fichier Détails
Cartes-fiches | 59 |
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Langue | Deutsch |
Catégorie | Psychologie |
Niveau | Université |
Crée / Actualisé | 07.06.2013 / 22.01.2017 |
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Welche Wirksamkeitsnachweise in der Psychotherapieforrschung gibt es?
Das was im Mainstream gefordert wird, ist sehr schwierig umzusetzen in der Psychotherapie. Man will z.b immer eine Verbesserung der Symptome, dies ist hier nicht vorwiegend das Ziel.
Randomisierte kontrollierte Untersuchungspläne (RCT) zum Nachweis der Wirksamkeit psychoanalytischer Psychotherapie.
- Experimentelle Anordnung
- Vergleichsgruppen
- Manualisierung
- Randomisierung à Intervention wird isoliert
- Errechnung von Effektstärken
Welche Störungen hat Frau U (Fallbeispiel) gemäss ICD-Klassifikation?
- Diagnose nach ICD-10: Hauptdiagnose Panikstörung (F41.0)
Verdachtsdiagnose (wurde bestätigt): emotional instabile Persönlichkeitsstörung
vom Borderline-Typus (F60.31)
Frau U. : OPD-Diagnose: Achse II
OPD-Diagnose: Achse II (Beziehung)
- Die Patientin fühlt sich von anderen immer wieder im Stich gelassen, enttäuscht oder angegriffen
- Die Patientin erlebt sich als hilflos und manipulierend
- Andere Menschen werden gefordert bis beherrscht und auf die Probe gestellt
- Die Untersucherin bemerkt bei sich Mitgefühl als auch den Impuls zur Distanzierung
Frau U.: OPD-Diagnose: Achse III
OPD-Diagnose: Achse III (Konflikt)
- Autonomie versus Abhängigkeit
- Unterwerfung versus Kontrolle
- Versorgung versus Autarkie (Hauptkonflikt)
Frau U.: OPD-Diagnose-Achse IV
OPD-Diagnose: Achse IV (Struktur) 1
- mässige Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung
- geringe Fähigkeit zur Selbststeuerung
- geringe Fähigkeit zur Abwehr à in der OPD 2 wurde dieser Begriff entfernt
- mässige Fähigkeit zur Objektwahrnehmung und zur Bindung
- mässige Fähigkeit zur Kommunikation
→ strukturelles Integrationsniveau insgesamt: mässig bis gering
Unterschiede zwischen Psychoanalyse und psychoanalytischer Psychotherapie
„klassische Psychoanalyse“:
- Hohe Frequenz: 3-5 Stunden/Woche
- Couch: kein Sichtkontakt
- Lange Zeitdauer: 5-10 Jahre
- Analytische Arbeit ist erleichtert
„Psychoanalytische Psychotherapie“:
- Tiefe/mittlere Frequenz: 1-2 Stunden/Woche
- Patient und Analytiker sitzen: Sichtkontakt
- Mittlere Zeitdauer: 2-5 Jahre
- Analytische Arbeit ist schwieriger zu erbringen
→ gradueller Unterschied der Reichweite
Die Reichweite in das Unbewusste, was das Psychische ist, wird in der klassischen Psychoanalyse viel weiter ermöglicht.
Die anderen Richtungen sind Abweichungen, die dies nur beschränkt ermöglichen.
Psychoanalytisches Arbeiten in der Praxis ist...?
„Therapie“ (griech. „therapeuein“)
= pflegen, gut zu etwas schauen, zum Gedeihen bringen
= Kunst oder moralische Haltung: ein angemessener, wohl tuender, respektvoller Umgang
= Haltung der Bereitschaft: „offen dafür sein, dass jemand einen Weg für sich findet und geht, den ich nicht zu bewerten und zu beurteilen habe.“
≠ medizinische Zweckmässigkeit
Was ist "analysieren" ?
„Analysieren“:
= intuitives, erfahrungsgeleitetes Vorgehen
≠ intellektuelle Interpretationsarbeit
≠ Anwendung von Theorien
≠ lernbar im Rahmen einer Aneignung von Wissen
Diese Punkte gehören zwar dazu, aber häufig ist es nicht nur das. Weil die Erfahrung nicht vorhanden ist, dies ist nicht logisch usw. Es ist ein System das über Einfälle kommt.
Definition der Verhaltenstherapie
„Die VT beinhaltet primär die Anwendung von Prinzipien, die in der Forschung der Experimental- und Sozialpsychologie entwickelt wurden; sie soll menschliches Leiden und die
Einschränkung menschlicher Handlungsfähigkeit vermindern.
Die VT legt Wert auf eine systematische Evaluation der Effektivität der Anwendung solcher Prinzipien.
Das Wissenschaftliche steht hier sehr im Vordergrund.
Die VT beinhaltet Veränderungen der Umwelt und der sozialen Interaktion und weniger eine direkte Veränderung körperlicher Prozesse durch biologische Vorgänge.
Das Ziel ist hauptsächlich die Ausbildung und Förderung von Fähigkeiten. Die Techniken ermöglichen eine verbesserte Selbstkontrolle.“
(Franks & Wilson, 1978)
Das 7-Phasen-Modell des therapeutischen Prozesses
1. Eingangsphase = Schaffung günstiger Ausgangsbedingungen für den kurativen Kontakt
- Hier geht es um die Beziehung, das man zusammen arbeiten kann
2. Aufbau der Veränderungsmotivation und Wahl der Veränderungsbereiche
3. Verhaltensanalyse und funktionales Bedingungsmodell
- Schema gefüllt mit Inhalten
4. Vereinbarung therapeutischer Ziele
5. Planung, Auswahl und Durchführung bestimmter Methoden
- Hier setzt die Kompetenz des Verhaltenstherapeuten an. Dass diese gut ausgewählt wird anhand der Diagnostik und dies richtig eingesetzt wird.
6. Evaluation therapeutischer Fortschritte
7. Endphase = Erfolgsoptimierung und Abschluss der Therapie
Was hier nicht erwähnt ist, ist das Follow-up. Es ist sehr technisch und fokussiert auf Rationales.
Verfahren in der Verhaltenstherapie: Interventionstechniken
a) Techniken der Stimuluskontrolle (P&B, S. 504)
- Systematische Desensibilisierung
- Graduierte Löschung
- Exposition und Reaktionsverhinderung
- Angstbewältigungstraining
- Reiz-Überflutungs-Verfahren à Film
- Paradoxe Intervention
b) Techniken der Konsequenzkontrolle (P&B, S. 505)
- Reaktionskontingente Verstärkung
- Operante Löschung
- Kontingenzmanagement
- Münzökonomien
- Bestrafungsverfahren
- Time-out: Response-cost
c) Techniken des Modelllernens (P&B, S. 507)
- Modelllernen in vivo
- Verdecktes Modelllernen
- Darbietung symbolischer Modelle
d) Kognitive Verfahren (P&B, S. 508ff.):
- Techniken der Selbstkontrolle:
- Selbstbeobachtung
- Stimuluskontrolle
- Konsequenzkontrolle
- Kognitive Therapie von A.T. Beck
- Rational Emotive Therapie von A. Ellis
- Training und Problemlösen
- Selbstinstruktions- und Stressimpfungstraining
Grawe-Debatte
Begriffe: efficacy / effectiveness / efficiency
- Metaanalysen von Grawe (1992, 1994) - „Grawe-Debatte“
Er hat gesagt, dass die meisten Therapeuten gar nicht beweisen können, dass sie den Patienten helfen können. Seine Idee war alle guten Elemente zu nehmen und daraus eine neue Psychotherapie zu machen.
- efficacy à optimale Gegebenheiten, experimentelle Anordnung
- effectiveness à Wirksamkeit unter Versorgungsbedingung / im Anwendungsprozess
- efficiency à Aufwand des Verfahrens um einen Wirkung zu erzeugen.
Mit diesen drei Grössen wird die Wirksamkeit von Psychotherapie gemessen.
Ddo bird verdict
Anlehnung an Alice in Wonderland, Schiedsrichter. Trotz aller Unterschiede sind die Therapien gleich gut oder wirksam.
Kriterien des medizinischen Modells (Wampold, 2001)
à Was ist Psychotherapie? Wie wird diese definiert?
a) Die Patientin oder der Patient hat eine Krankheit, deren Symptome als Zeichen einer zugrunde liegenden Störung gelesen und in eine diagnostische Taxonomie gruppiert werden.
b) Die Krankheit wird durch eine psychologische Hypothese erklärt.
c) Der „Mechanismus“ der Veränderung und Heilung leitet sich aus der psychologischen Hypothese ab und wird einem speziellen psychotherapeutischen Ansatz mit eigenen therapeutischen
Techniken zugerechnet.
d) Es gibt einen spezifischen Faktor des therapeutischen Ansatzes, der für eine spezielle Störung als wirksam identifiziert und in einer manualisierten Form beschrieben werden kann.
Kriterien des Beziehungsmodells (Warnpold 2001)
a) Psychotherapie wird als emotional hoch besetzte Beziehungsform angesehen, die eine Hilfe suchende Person vertrauensvoll mit einem professionellen Therapeuten eingeht.
b) Der Patient glaubt – und diese Überzeugung bzw. Hoffnung wird nicht zerstört – dass der Therapeut tatsächlich hilfreich handelt.
c) Es gibt einen Plan oder ein Schema, vielleicht sogar einen Mythos, der eine plausible Erklärung für die Probleme liefert.
d) Die Probleme werden mit einer bestimmten Prozedur oder einer Art von Ritual bewältigt.
Grundbegriff: Klinische Psychologie
Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich mit:
- Psychischen Störungen und den
- Psychischen Aspekten somatischer Störungen / Krankheiten befasst
Es ist eine Teildisziplin, welche sich von der Medizin abgrenzen soll. Daher ist es wichtig zu wissen was das Psychische ist.
Das Wissen über somatische Zusammenhänge ist relevant und zu wissen wie dies zusammenhängt. Der Begriff ist nicht sehr alt, ist um 1900 geprägt, jedoch nur für Einzelfälle. Erst im letzten Jahrhundert hat sich dieser im dreisprachigen Raum eingeprägt.
Grundbegriff Krankheit vs. Störung
Krankheit ist ein Begriff der stigmatisierende ist und man geht davon aus, dass der Begriff der Störung weniger belastend ist. Krankheit wird verwendet wenn der somatische psychische Bereich inbegriffen ist. Der Begriff Störung wird verwendet wenn es ausschliesslich um den psychischen Bereich geht. Störung ist nicht wertfrei, etwas stört dort und es kommt oft der Gedanke, dass diese weggemacht werden muss. Es ist etwas das nicht zu mir gehört und etwas Fremdes ist da, was beseitigt werden muss. Andere Ansicht (Neukom): Das Leiden oder Konflikt muss integriert werden.
Krankheit, Kranksein, Krankenrolle
- Krankheit: objektiv, beobachtbare Merkmale (Beeinträchtigungen und nicht willentlich herbeigeführte Zustände)
Ein willentlich herbeigeführter Zustand kann keine Krankheit sein (Magersucht vs. Hungerstreich).
- Kranksein: subjektiv, Befindlichkeit, Zustand
Ist der subjektive Teil, der Zustand einer Person.
- Krankenrolle: sozialer Aspekt, zugewiesene Rolle, Erwartungen
Krankheitsdilemma und Gesundheitsparadox
Krankheitsdilemma: eine Person fühlt sich krank ist aber objektiv gesund
Gesundheitsparadox: Eine Krankheit liegt vor, obwohl sich die Person gesund fühlt à Psychosen, Wahn und Halluzinationen. Oft Ursachen für Zwangsbehandlungen in Psychiatrien.
Welches sind Nachbarsgebiete der Klinischen Psychologie?
Verhaltensmedizin / medizinische Psychologie / klinische Neuropsychologie / Gesundheitspsychologie / public health / Psychiatrie
Verhaltensmedizin
Interdisziplinäres Forschungs- und Praxisfeld, das sich an einem bio-psycho-sozialen Modell für Gesundheits- und Krankheitsprobleme orientiert.
Diese Erkenntnisse sollen ihre Anwendung in Prävention, Diagnostik, Intervention und Rehabilitation finden.
Der Anspruch besteht etwas im Bereich der Medizin beizusteuern. Es ist vor allem ein Forschungsprogramm und keine Therapieform, dies wäre die Verhaltenstherapie
Medizinische Psychologie
Ist eine Teildisziplin der Psychologie, welche sich mit dem Erkennen und der Beeinflussung von individuellem Erleben und Verhalten im Anforderungs- und Lebensprozess des Krankseins befasst.
Auch einen Form der Psychologie welche sich der Medizin anbietet, ist einen Dienstleistung an die Medizin
Klinische Neuropsychologie
Ist eine Teildisziplin der Psychologie.
Befasst sich mit den Auswirkungen von Erkrankungen und Verletzungen des Gehirns auf das Erleben und Verhalten in Forschung und Praxis.
Diagnostik und Intervention stehen im Vordergrund
Gesundheit ist ein Thema für sich und wie lässt sich diese aufrechterhalten und optimieren?
Gesundheitspsychologie
Befasst sich mit dem menschlichen Erleben und Verhalten angesichts gesundheitlicher Risiken und Beeinträchtigungen.
Optimierung von Gesundheit (im Sinne von Fitness oder Wellness) und Prävention.
public health
Interdisziplinäres Forschungs- und Praxisfeld zur Verbesserung der Gesundheit (Krankheitsverhütung (Prävention), Lebensverlängerung, Förderung des Wohlbefindens) mittels gemeindebezogener Massnahmen bzw. mittels Beeinflussung des Gesundheitssystems.
Es handelt sich um einen bevölkerungs- und systembezogenen Ansatz
Gesundheitspolitische Felder, welches die Gesundheit verbessern soll. Es geht um Bevölkerung usw.
Psychiatrie
Teildisziplin der Medizin, die sich mit psychischen Krankheiten befasst (teilweise mit biologischer Akzentuierung). Beide arbeiten in der Praxis in gleichen Feldern, aber haben einen anderen Hintergrund.
Dazu gehören u.a die Themen Ätiologie / Bedingungsanalyse, Klassifikation, Diagnostik, Epidemiologie, Intervention (Prävention, Psychotherapie, Rehabilitation, Gesundheitsvorsorge, Evalutation)
Was sind expemplarische Themenfelder der klinischen Psychologie ?
Äthiologie / Bedingungsanalyse / Klassifikation / Diagnostik / Epidemiologie / Intervention
Ätiologie / Bedingungsynalyse
Ätiologie = Lehre von den Krankheitsursachen
Ätiologie: Die Krankheitsursachen sind nicht immer sehr eindeutig. Diese können am Schluss Meinungen und Glaube sein, welche auf Meinungen und Erfahrungen beruhen.
Bedingungsanalyse (auch funktionale Analyse)
=zentraler Zugang der Verhaltenstherapie zur Analyse und Beschreibung der Beschweren / Probleme und ihrer Auslösebedingungen; Grundlage der Therapieplanung
Zugang welcher versucht die Bedingung zur Entstehung zu untersuchen. Sie ist sehr effizient und präzise, jedoch auf den Verhaltenstherapeutischen Zugang fokussiert.
Klassifikation (2 Arten)
Merkmalsklassifikation
= Zuordnung von Symptomen oder Merkmalen zur Syndromen (häufig gemeinsam auftretende Symptome)
Personenklassifkation
= Zuordnung von Personen zu Diagnosen
Diagnostik (3 Zwecke)
Dient drei Zwecken:
- Die Zuordnung einer Person oder Einheit zu einer Klasse des Klassifikationssystems
- Der Erkennung der Schwierigkeit und Probleme im Einzelfall
- Der Vorbereitung einer therapeutischen Entscheidung
Ist sehr wichtig für die Verständigung und Professionalität. Es öffnet den Blick auf Zusammenhänge welche man erschliessen muss und es öffnet den Zugang zur Intervention. Anhand der Prognose wird die Intervention vorhergesehen.
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