Forensik
Fragen zu forensischer Psychologie und Psychiatrie
Fragen zu forensischer Psychologie und Psychiatrie
Kartei Details
Karten | 25 |
---|---|
Lernende | 14 |
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Kriminologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 27.02.2010 / 30.03.2022 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/forensik
|
Einbinden |
<iframe src="https://card2brain.ch/box/forensik/embed" width="780" height="150" scrolling="no" frameborder="0"></iframe>
|
Lernkarteien erstellen oder kopieren
Mit einem Upgrade kannst du unlimitiert Lernkarteien erstellen oder kopieren und viele Zusatzfunktionen mehr nutzen.
Melde dich an, um alle Karten zu sehen.
Diagnostik sozialer exekutiver Dysfunktionen
Ziel: Erfassung von Defiziten im Erkennen von Gefühlsausdrücken im Einschätzen sozialer Situationen, im Erkennen der chronologischen Abfolge sozialer Situationen und dem sozial angemessenen Handeln
Gutachtenerstellung
1. Aktenauszug
a. Aktuelles Verfahren
b. Vorstrafen
c. Krankenunterlagen
d. Vorgutachten
2. Vorgeschichte
a. Angaben des Beschuldigten (Familienanamnese, Biografie, Eigenanamnese, Angaben zur Tat)
b. Angaben von Bezugspersonen
3. Untersuchungsbefunde
a. Psychischer Befund
b. Körperlicher Befund
c. Labor
d.EEG
e. CCT, evtl. andere bildgebende Verfahren
f. Testpsychologie
4. Zusammenfassung: Das Wesentliche in Kürze
5. Beurteilung:
a. Störung ja/nein, wenn ja
b. Zuordnung zu den jur. Kriterien des Schweregrades
c. Auswirkungen auf Einsichts- und Steuerungsfähigkeit; Prognose; Indikation
Einsichtsfähigkeit
Einsichtsfähigkeit liegt vor, wenn die kognitiven Fähigkeiten ausreichen, eine Einsicht in das Unrecht des Handelns zu ermöglichen. (Wissen, dass man etwas Verbotenes tut)
Die Einsichtsfähigkeit ist aufgehoben bei:
• Schwerwiegende intellektuelle Einbussen
• (psychotischen) Realitätsverkennungen (z.B bei wahnhaftem Verfolgungswahn)
Steuerungsfähigkeit
• Fähigkeit gemäss dieser Einsicht zu handeln
• Beeinträchtigungen der inneren Freiheitsgrade und Handlungsspielräume
• Es kommt darauf an festzustellen, ob die Handlungsspielräume einer Persönlichkeit durch eine krankehtisartige Störung, die den psychischen Merkmalen einer Schuldfähigkeitsbestimmung zuzuordnen ist, verändert bzw. gestört waren.
Aufhebung/verminderung durch Einbussen der voluntativen Fähigkeiten, die zu einem Handlungsentwurf beitragen.
Disinhibitorische Syndrome nach Hirnschädigung
• Affektive Störungen und manische Symptomatik
• Affektive Instabilität
• Pathologisches Lachen oder Weinen
• Angst und Panik
• Aggression
• Distanzlosigkeit
• Andere Arten sozial auffälligen Verhaltens
Neuropsychologie in den Forensischen Wissenschaften
= interdisziplinäre Erfahrungswissenschaft: untersucht neuropsychologische Bedingungen, Prozesse und Funktionen, die dem abweichenden/delinquenten Verhalten vorausgehen, dieses begleiten oder als Folge zu erwarten sind.
Ziel: Neue Theorien und Erklärungsansätze erstellen, die eine über die bisherigen Ansätze hinausgehende Bedeutung besitzen (inkrementelle Validität = Zusatznutzen erzielen).
Traditionelle neuropsychologische Hypothesen
Amygdalae nur vemrindert aktivierbar
=> Defizite beim Erlernen von Furchtreaktionen
Verhaltenshemmsystem (BIS) nur gering aktiv:
=> Passives Vermeidungsverhalten wird schlechter gelernt
=> Das Verhaltensannäherungssystem wird enthemmt
Das Verhaltensannäherungssystems (BAS) zeigt überschies-sende Aktivität:
=> Übermässige Verstärkersuche
=> Impulsivität, Irritierbarkeit, Enthemmung
Empirische Befunde bei Rechtsbrechern
Störungen
• Der antizipatorischen Angst (vegetative Reaktivität Haut-widerstand auf aversive Reize, angesichts möglicher Bestrafung)
• Des aversiven Lernens (verminderter Input Amygdala => frontalen Hirnsysteme)
• Reduzierte Sensitivität für Kontigenzveränderungen
• Des passiven Vermeidungslernens (Defizit Amygdala <=>frontale Hirnsysteme)
• Der Schmerzempfindung
• Des kortikalen Erregungsniveaus
• Erhöhte Belohnungssensitivität, Stimulierung durch äussere Reize (Sensation seeking/Risikobereitschaft, Impulsivität)
Disinhibitorische Syndrome nach Hirnschädigung
• Affektive Störungen und manische Symptomatik
• Affektive Instabilität
• Pathologisches Lachen oder Weinen
• Angst und Panik
• Aggression
• Distanzlosigkeit
• Andere Arten sozial auffälligen Verhaltens
Neuropsychologie in den Forensischen Wissenschaften
= interdisziplinäre Erfahrungswissenschaft: untersucht neuropsychologische Bedingungen, Prozesse und Funktionen, die dem abweichenden/delinquenten Verhalten vorausgehen, dieses begleiten oder als Folge zu erwarten sind.
Ziel: Neue Theorien und Erklärungsansätze erstellen, die eine über die bisherigen Ansätze hinausgehende Bedeutung besitzen (inkrementelle Validität = Zusatznutzen erzielen).
Das Dysexekutive Syndrom
• Unfähigkeit in neuen, unerwarteten Situationen adäquat zu reagieren.
• Inflexibles, stereotypes und situationsinadäquates Verhalten
• Perseverationen
• Dissoziation von Wissen über erforderliches Verhalten und der Fähigkeit dieses tatsächlich umzusetzen (knowing-doing-dissociation)
• Unorganisiertes und wenig zielgerichtetes Verhalten
• Anosognosie (=wenig oder keine Einsicht in Störung) trotz offensichtlicher Schwierigkeiten im Alltag.
• Breites und heterogenes kognitives Störungsmuster
Depression
Konkret umschreibbares Krankheitsbild, das an verschiedenen seelischen und körperlichen Krankheitszeichen zu erkennen ist:
• Sie beeinträchtigt das soz. Leben und die soz. Beziehungen
• Sie ruft ein Leidens- oder Krankheitsgefühl hervor
• Dieses Gefühl dauert mindestens zwei Wochen lang unverändert und unbeeinflussbar an.
• Traurige Verstimmung, Rat- und Hoffnungslosigkeit
• Gefühlserstarrung, Gefühle innerer Leere
• Interessen-, Lust- und Entschlusslosigkeit
• Angst, innere Unruhe
• Denkhemmung (Denken blockiert, zähflüssig, gebremst), pessimistisches Denken, Grübelneigung
• Schlafstörungen
• Versagensgefühle, Selbstvorwürfe, Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühle
Depression
• Selbstisolierung, Kontaktarmut, sexuelles Desinteresse
• Vernachlässigung sonst selbstverständlicher Normen hinsichtlich Kleidung und Hygiene
• Allgemeine körperliche Abgeschlagenheit, Mattigkeit
• Appetitstörungen, Gewichtsverlust
• Kopfschmerzen oder unterschiedliche Schmerzzustände in nahezu allen Körperregionen
• Missempfindungen und Funktionsstörungen im Bereich von Herz, Kreislauf, Atmung, Magen oder Darm
• Druckgefühl im Hals- oder Brustbereich
• Libidoverlust, Impotenz, Frigidität, Ausbleiben Monatsblutung
Depression
Lebenszeitprävalenz:
• Leichte: 5.6 %
• Mittelschwere: 7.3 %
• Schwere: 4.2 %
• Gesamt: 17.2 %
Punktprävalenz: 10.3 %
Ätiologie:
• Psychosoziale Belastung
• Genetische Prädisposition
• Persönlichkeitsfaktoren
• Physikalische Einwirkungen
• Traumatische Erfahrungen
=> Störung der Neurotransmitter
Fehler im Umgang mit depressiven/suizidalen Krisen
• Nicht-Anerkennung der Krankheit des Patienten
• Therapeutische Überaktivität als Abwehr von Betroffenheit
• Klassifikation von Suizidalen als Versager oder Erpresser
• Geheime Suizidpakte schliessen
• Vermeidung von direktem Nachfragen
• Nichtbeachten von Zeichen
• Mangelnde Exploration der Umstände, die zu Suizidalität geführt haben
• Bagatellisierung von Not und Krise
• Mitmachen von Bagatellisierungstendenzen des Patienten
Depression-Forensische Relevanz
• Delinquenz ist selten
• Delinquenz resultiert aus
o Autoaggressiven Tendenzen
=> Erweiterter Suizid
o Einbezug von Angehörigen
=> Altruistische Motive
o Planung und Vorbereitung der Tat sprechen nicht gegen krankheitsbedingte Tatmotivation
o Tötungshandlungen kosten viel Kraft
o Energie reicht oft nicht mehr aus, um den Suizid durchzuführen
• Diebstahlshandlungen
o Erregung von Aufmerksamkeit für das eigene
Manie
• Stimmung ist gehoben
o Stimmung schwankt zwischen sorgloser Heiterkeit und unkontrollierbarer Erregung
• Gesteigerte Aktivität oder motorische Ruhelosigkeit
• Rededrang
• Ideenflucht, subj. Gefühl von Gedankenrasen
• Verlust normaler sozialer Hemmungen
• Vermindertes Schlafbedürfnis
• Überhöhte Selbsteinschätzung (oder Grössenwahn => Manie mit psychotischen Symptomen)
• Ablenkbarkeit, Wechsel von Aktivitäten oder Plänen
• Tollkühnes oder rücksichtsloses Verhalten
• Gesteigerte Libido oder sexuelle Taktlosigkeit
Schizophrene Störungen ICD-10: Symptomatik, Dauer, diagnostischer Algorithmus, Ausschlusskriterien, Subtypen, Verlauf
Symptomatik: 8 Symptomgruppen (u.a. Wahn, Ich-/Denkstörungen, Halluzinationen)
Dauer: mind. 1 Monat
Diagnostischer Algorithmus: bestimmte Anzahl an Symptomen
Ausschlusskriterien: u.a. organische Gehirnerkrankung
Subtypen: 7 Subtypen
Verlauf: 5 spezifische Verlaufstypen (u.a. kontinuierlich, episodisch mit/ohne Residuum)
Unterformen, Verlaufsformen
Paranoide Schizophrenie (wahnvorstellungen, akustische Halluzinationen) => alle Verlaufsformen
Hebephrene Schizophrenie (Affekt- und Antriebsstörungen, formale Denkstörungen) => Verlaufsprognose ungünstig
Katatone Schizophrenie (psychomotorische Störungen) => Verlaufsprognose eher ungünstig
Schizophrene Störungen: Epidemiologie
Prävalenzraten: 1.4 - 3.9/1000
Morbiditätsrisiko: > 1%
ersterkrankungsalter: M: 15-25 Jahre; W: 25-35.
Differentialdiagnose Schizophrenie
Psychische Störungen:
-andere Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis
-Depressive Episode
-Zwangsstörung
-Autismus
-Persönlichkeitsstörung
-Simulation
Somatische Erkrankungen
-Epilepsie, Tumor, SHT, ZNS-Infektionen, Endokrinopathien, Metabolische Störungen, Autoimmunerkrankungen, Vitaminmangel, Intoxikationen
Substanzinduzierte Psychosen
-Psychostimulanzien
-Halluzinogene
-Alkohol
Schizophrenie: Begutachtung im Strafrecht
Akuter Schub mit florider psychotischer Symptomatik (Wahn, Hallus, Ich-Störungen)
- Schuldunfähig!
- Handeln nicht mehr von allgemeinverbindlichen Rechtsgedanken geleitet
- es kann nicht sinnvoll zwischen Einsichts- und Steuerungsfähigkeit.
-Katatone erregungszustände, Zustände dysphorischer Vverstimmung oder impulsiver Spannung bei hebephrener oder ausgeprägter Residualsymptomatik
-meist Schuldunfähig
- Kranke mit leichten Restzuständen:
- Steuerungsfähigkeit
Anhaltende wahnhafte Störung
>Synonyme:Paranoia, sensitiver Beziehungswahn
>Symptomatik:
>Wahn steht im Vordergrund
>Halluzinationen oder Verstimmungen können vorübergehend auftreten
>Formale Denk-und Antriebsstörungen oder psychomotorische Auffälligkeiten und Ambivalenz fehlen
>Leben wird von einem dauerhaften, systematisierten Wahn beeinflusst
>Meist auf ein Thema beschränkt, z.B.
—Verfolgungswahn
—Liebeswahn (Erotomanie, Clerambault-Syndrom)
—Eifersuchtswahn (Othello-Syndrom)
—Querulantenwahn
—(Induzierter Wahn = Folie à deux)
>Diagnoseoft schwierig, weil Realitätstestung häufig nicht möglich ist, häufig auch Relativierung von Seiten des Betroffenen
>Behandlung:schwierig, kaum spez. Ansprechen auf Psychopharmaka
Psychologische Therapieansätze: Zielbereiche
>Symptomatik: Akut-und Residualsymptomatik
>Non-Compliance, fehlende unzureichende Krankheitseinsicht
>Rückfallverhinderung
>primäre und/oder sekundäre Defizite:
—basale Störungen der Informationsverarbeitung
—soziale Defizite i.w.S.
—Schwierigkeiten Lebensführung
—Selbstwertprobleme
Behandlung der SchizophreniePsychologische Behandlung
>Psycho-und Soziotherapie
—Tragfähige Arzt-Patient-Beziehung
—Psychotherapeutische Basisbehandlung
–Aufbau von situationsadäquater Selbstwirksamkeitserwartung Hoffnung auf Bewältigbarkeit anstehender Schwierigkeiten
–Stabilisierung des Selbstwerts
–Psychoedukation
–Identifizierung individueller Risikofaktoren für den Verlauf
–Erarbeitung eines Krisenplans
—Einbeziehen von Angehörigen
>Soziales Fertigkeiten-und Problemlösetraining
>Kognitiv-behaviorale Therapie von Halluzination und Wahn
-
- 1 / 25
-