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Endokrinologie und Stoffwechsel

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Kartei Details

Karten 40
Sprache Deutsch
Kategorie Medizin
Stufe Andere
Erstellt / Aktualisiert 15.06.2016 / 26.03.2020
Lizenzierung Keine Angabe
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Hyperkalzämie

Ät.: Fast immer durch gesteigerten Knochenabbau

  • Malignom
  • Primärer Hyperparathyreoidismus
  • Tertiärer Hyperparathyreoidismus
  • Vit-D- Intoxikation
  • Hyperthyreose

Merke: Zur ätiologischen Differenzierung hilft PTH (Sekretion bei Absinken des Serum-Ca und bewirkt Knochenabbau, mehr renale Ca-Rückresorption, weniger renale P-Rückresorption, mehr 1alpha-Hydrolxylase-Aktivität):

  • Hyperkalzämie + hohes PTH = Hyperparathyreoidismus (primär > tertiär), Lithium-Therapie
  • Hyperkalzämie + tiefes PTH = Malignom (direkt oder via PTHrP), Vit-D-Intoxikation, Hyperthyreose, Immobilisation

Klin.: Sehr variabel, oft asymptomatisch!

  • Renal: Häufig Polyurie, Polidipsie (ADH-refraktär), Nephrolithiasis
  • Verringerte muskuläre Errebarkeit (Obstipation, Muskelschwäche, Herzryhythmusstörungen)
  • Gastrointestinal: Appetitlos, Übelkeit+Erbrechen, Obstipation, selten Ulcus ventriculi/duodeni
  • Evtl. psychische Symptome (Depression) und Bewusstseinsveränderungen

Kp: Hyperkalzämische Krise (ADH-resistente schwere Exsikkose, Fieber, Psychose Bewusstseinseintrübung und Nierenversagen), Herzrhythmusstörung (short QT, AVB°1), Asystolie, Pankreatitis

Diagnostik:

  • Labor (Gesamt-Ca, Albuminkorrigiert-Ca, Gesamtprotein und Albumin, Ph, PTH, Kalzitriol, Elektrolyte)
  • EKG
  • Rx-Thorax

Therapie:

  • Behandlung der Grunderkrankung (pHPT/tHPT = operativ, Malignom = entspr. Staging)
  • Flüssigkeitszufuhr
  • Osteoklastenhemmung: Bisphosphonate (v.a. bei Malignom), evtl. Kalzitonin
  • Forcierte Diurese mit Schleifendiuretika (Hypokaliämie-Gefahr)

Primärer Hyperparathyreoidismus pHPT

Ät.: 85% Solitäres Adenom der NSD, 15% Nebenschilddrüsenhyperplasie

Klin: Hyperkalzämie bei inadäquat erhöhtem PTH

  • >50% asymptomatisch!
  • Renal: Häufig Polyurie, Polidipsie (ADH-refraktär), Nephrolithiasis
  • Ossär: Knochenschmerzen, Osteopenie (Frakturrisiko)
  • Gastrointestinal: Appetitlos, Übelkeit+Erbrechen), Obstipation, selten Ulcus ventriculi/duodeni
  • Evtl. psychische Symptome (Depression) und Bewusstseinsveränderungen

Merke: Stein (Nephrolithiasis wegen Hyperkalzurie) + Bein (Knochenschmerzen, Fraktur wegen Osteoporose) + Magenpein (Ulcus weil Gastrinsekretion gesteigert)! Heute selten als Trias!

Kp: Hyperkalzämische Krise (ADH-resistente schwere Exsikkose, Fieber, Psychose Bewusstseinseintrübung und Nierenversagen), Herzrhythmusstörung (short QT, AVB°1), Asystolie

Diagnostik: Wegweisend ist Kombination aus Hyperkalzämie bei inadäquat hohem PTH (ausserdem Hypophosphatämie und erhöhte alkalische Phosphatase):

  • Labor: Nierenretention (Niereninsuffizienz)
  • Urin: Hyperkalzurie und Hyperphosphaturie
  • Sono- bzw. CT-Abdomen (Stein?)

Therapie:

  • Symptomatische pHPT --> Chirurgische Entfernung
  • Asymptomatischer pHPT --> Konservativ bzw. chirurgische Entfernung bei Indikation
    • Osteoporoseprophylaxe
    • Genügend Flüssigkeitszufuhr
    • Moderate Vit-D- und Ca-Zufuhr
    • Verlaufskontrolle alle 3-6Mt

Merke: Chirurgie bei asymtomatischem pHPT wenn junger Patient, starke Hyperkalzämie, Niereninsuffizienz oder Skelettbeteiligung (Osteoporose bzw. Fraktur)

Wichtig: Bei solitärem Adenom wird betroffene Drüse entfernt, bei Hyperplasie werden 3,5 NSD entfernt und 0,5 wieder Reimplantiert!

Tertiärer Hyperparathyreoidismus tHPT

Ät.: Durch langjährigen sHPT bei Niereninsuffizienz (progrediente Hyperplasie mit Umwandlung in autonome, noduläre Hyperplasie

Klin: Hyperkalzämie bei inadäquat erhöhtem PTH

  • >50% asymptomatisch!
  • Renal: Häufig Polyurie, Polidipsie (ADH-refraktär), Nephrolithiasis
  • Ossär: Knochenschmerzen, Osteopenie (Frakturrisiko)
  • Gastrointestinal: Appetitlos, Übelkeit+Erbrechen), Obstipation, selten Ulcus ventriculi/duodeni
  • Evtl. psychische Symptome (Depression) und Bewusstseinsveränderungen

Merke: Stein (Nephrolithiasis) + Bein (Knochenschmerzen, Fraktur) + Magenpein (Ulcus)! Heute selten als Trias!

Kp: Hyperkalzämische Krise (ADH-resistente schwere Exsikkose, Fieber, Psychose Bewusstseinseintrübung und Nierenversagen), Herzrhythmusstörung (short QT, AVB°1), Asystolie

Diagnostik: Wegweisend ist Kombination aus Hyperkalzämie bei inadäquat hohem PTH (ausserdem Hypophosphatämie und erhöhte alkalische Phosphatase):

  • Labor: Nierenretention (Niereninsuffizienz)
  • Urin: Hypophosphaturie (im Ggs. zu pHPT), Hyper- oder Hypokalzurie
  • Sono- bzw. CT-Abdomen (Stein?)

Therapie:

  • Symptomatische pHPT --> Chirurgische Entfernung
  • Asymptomatischer pHPT --> Konservativ bzw. chirurgische Entfernung bei Indikation
    • Osteoporoseprophylaxe
    • Genügend Flüssigkeitszufuhr
    • Moderate Vit-D- und Ca-Zufuhr
    • Verlaufskontrolle alle 3-6Mt

Merke: Chirurgie bei asymtomatischem pHPT wenn junger Patient, starke Hyperkalzämie, Niereninsuffizienz oder Skelettbeteiligung (Osteoporose bzw. Fraktur)

Wichtig: Bei solitärem Adenom wird betroffene Drüse entfernt, bei Hyperplasie werden 3,5 NSD entfernt und 0,5 wieder Reimplantiert!

Diabetes insipidus

Def.: ADH-Mangel (zentral/hypophysär) bzw. ADH-Resistenz (peripher/renal) der zu hypertoner Dehydratation führt

Ät.: Häufigste Ursachen

  • Zentral: SHT, Post-Neurochirurgie, prim. Tumore (Meningeom, Gliom, Kaniopharyngeom etc.), Metastasen
  • Renal (selten): Medikamente (chron. Li-Einnahme, Ofloxacin, Cidofovir etc.), Elektrolytstörungen (Hyperkalzämie, Hypokaliämie), Nierenerkrankungen (Pyelonephritis,akute Tubulusnekrose)

Klin.: Polyurie und Nykturie, Durst und Polydipsie

Merke: Zentraler DI beginnt meist akut! Ohne Nykturie ist ein DI sehr unwahrscheindlich!

Lab.: Urinosmolarität < Plasmaosmolarität

  • Urin: Osmolarität tief, spez. Gewicht tief
  • Blut: Osmolarität hoch, Hypernatriämie, hypertone Dehydratation

Wichtig: Bei Zentralem DI ist Serum ADH tief, bei renalem DI ist Serum ADH normal/erhöht! ADH wird nicht routinemässig bestimmt!

Dg.: Diagnose anhand Durstversuch, Unterscheidung zentral/renal mittels ADH-Versuch

  1. Durstversuch = Trotz Flüssigkeitskarenz kein Anstieg der Urinosmolarität bei DI
  2. ADH-Versuch = Bei zentralem DI (und psychogene Polydipsie) Anstieg der Urinosmolarität, bei renaler DI kein Ansprechen auf ADH-Gabe

Therapie zentraler DI: Kausaltherapie wenn möglich und

  • Volumensubstitution: Glukose 5% IV
  • Hormonsubstitution: Desmopressin INTRANASAL/PO/IV

Wichtig: Risiko für Hyponatriämie unter Desmopressin, weil keine physiol. ADH-Supression bei übermässiger Zufuhr von freiem Wasser (d.h. keine natürliche Rückkoppelung)!

Therapie renaler DI: Kausaltherapie wenn möglich (Lithium? Nierenerkrankung?)

  • Salzarme Kost
  • Dyselektrolytämie korrigieren (Hyperkalzämie, Hypokaliämie)
  • Diuretika: Thiazid oder Spironolacton
  • NSAR (Indomethacin)
  • Demopressin probatorisch

Merke: Immer Medikamentenanamnese (Lithium)!

Syndrom der inaproppriaten ADH-Sekretion SIADH

Def.: ADH-Überschuss der zu hyponatriämischer Hyperhydratation führt

Ät.: Maligne Tumore (ektope ADH-Produktion), ZNS-Erkrankungen (SAB, SHT, Meningitis), Medikamente (Phenothiazin, Vincristin, Cyclophosphamid, Antidepressiva)

Merke: Häufigste Ursache des SIADH ist ein kleinzelliges Bronchuskarzinom!

Wichtig: Zu unterscheiden gilt es das SIADH von einer "appropriaten ADH-Ausschüttung" bei erhöhter Sympathikusaktivität (Hypovolämie, Stress, Angst etc.)

Klin: Unspezifisch/asymptomatisch wenn langsam entstanden, ZNS-Symptome bei akutem Aufgreten (Kopf-Sz, Krampfanfall, Erbrechen, Apathie-Koma)

Lab.: Typischerweise (euvoläme) Hyponatriämie + tiefe Serumosmolalität + hohe Urinosmolalität

Dg.: SIADH = Ausschlussdiagnose

  • Tiefe Serumosmolalität und Hyponatriämie
  • Hohe Urinosmolalität und hohe Na-Ausscheidung
  • Klinische Euvolämie, d.h. keine Hinweise auf extrazellulären Volumenverlust oder -überschuss (keine Orthostase, Tachykardie, niedriger Hautturgor und keine Ödeme oder Aszites = kein Hinweis auf Herz-, Leberinsuffizienz oder nephrotisches Syndrom)
  • Ausschluss von SD-, NNR-Störung oder Diuretikaeinnahme

Merke: Wenn Diagnose SIADH feststeht, dann Tumorsuche mit CT/MRT!

Therapie: Kausaltherapie wenn möglich (Tumor? Medikament?) +

  • Flüssigkeitsrestriktion
  • Vasopressin-Rezeptor-Antagonisten (Vaptane)
  • Hypertone NaCl-Lösung bei ZNS-Symptomen

Achtung: Keine zu rasche Korrektur der Hyponatriämie, wegen Gefahr der zentralen pontintn Myelinolyse!

GH-Mangel (Kleinwuchs)

Ät.: Vielfältig und auf versch. Ebenen

  • Hypothalamischer Kleinwuchs = Neoplasie, Trauma, Infektion
  • Hypophysärer Kleinwuchs = Neoplasie, Trauma, Infarkt, Infektion
  • IGF-Mangel = Hypothyreose, Ak, Unterernährung, Leberpathologie
  • Störung im Endorgan = Glukokortikoidtherapie

Wichtig: Nebst oben genannten erworbenen Störungen gibt es angeborene Störungen (meist Mutationen oder Fehlanlagen)

Klin.: 

  • Kinder: Wachstumsrückstand ab 2. LJ, Gesichtsveränderungen, Hypoglykämien, rumpfbetonte Adipositas
  • Adult: Verminderte Insulinsensitivität, mehr Atherogenese, weniger Muskelmasse und mehr Körperfett

Dg.: Perzentilenmessung (Körpergrösse <3. Perzentile) + GH-Stimulationstest

  • Körpergrösse, Wachstumsgeschwindigkeit, Knochenalter
  • IGF-1-Konzentrationen
  • GHRH-/Arginin-Test

Wichtig: Bei erworbenem GH-Mangel muss eine Neoplasie ausgeschlossen werden!

Merke: GH-Basalwert wegen fluktuierender Sekretion nicht aussagekräftig!

Therapie: Kausaltherapie wenn möglich (Tumor?) +

  • Kinder: Substitution von rekombinantem GH (solange Epiphysenfugen offen)
  • Adult: In ausgewählten Fällen rGH-Substitution

Fact: Bei angeborener GH-Resistenz (bsp. Laron-Zwerge) wird rekombinantes IGF-1 substituiert!

GH-Überschuss (Gigantismus/Akromegalie)

Ät.: Am häufigsten durch Hypophysenadenom, seltener Hypothalamustumor, ektope GHRH- oder GH-Produktion

Klin.:

  • Kinder = Gigantismus (offene Wachstumsfugen) = Körpergrösse > 97. Perzentile
  • Adult = Akromegalie (geschlossene Wachstumsfugen)
    • Bewegungsapparat = Grosse Hände und Füsse (CTS, Arthralgien, Arthrose)
    • Gesicht- und Kiefer = Vergröberung Gesicht, Wachstum Ober- und Unterkiefer, Nase, Zunge
    • Organomegalie (Herz, Leber, SD)
    • Haut = Hypertrichose, Akne, vergrösserte Poren (Schwitzen)
    • Endokrin = Insulinresistenz - DM, Oligo-/Amenorrhoe, Hypogonadismus, Libidoverlust, Gynäkomastie
    • Systemisch = Gewichtzunahme, endokrines Psychosyndrom

Wichtig: Nebst hormonellen Auswirkungen kann immer auch lokale Manifestation auftreten: Kopf-Sz, Visusstörung (Kompression Chiasma), HN-Ausfall (Kompression) etc.

Dg.: GH und IGF-1 erhöht + keine GH-Suppression durch oGTT

  • Ggf. Perzentilen
  • Hormondiagnostik = IGF-1, GH-Suppression durch oGTT, andere Hormonachsen (Prolaktin?)
  • Tumorlokalisation = kraniales MRT

Merke: Basale GH-Konzentrationen sind kaum aussagekräftig (episodische Sekretion aber ohne zirkadiane Rhythmik)

Therapie bei Hypophysenadenom:

  • Transsphenoidale Exstirpation von Hypophysenadenomen (oder palliative Bestrahlung)
  • Adjuvante Hormonsuppression: Somatostatinanaloga (Octreotid) oder GH-Rezeptor-Antagonist (Pevisomant)

Hyperprolaktinämie

Ät.: Am häufigsten durch Hypophysenadenom (Prolaktinom oder Adenom, das GH- UND Prolaktin sezerniert) oder durch Medikamente (Dopaminrezeptor-Antagonisten = Metoclopramid, Neuroleptika = Haloperidol, Antidepressiva), seltener Hypophysenstiel- oder Hypothalamusläsionen, Hypothyreose (TRH stimuliert Prolaktin-Sekretion)

Merke: Hyperprolaktinämie in der Schwangerschaft!

Klin.:

  • Galaktorrhö (Frau >> Mann)
  • Sekundärer(hypogonadotroper) Hypogonadismus (Prolaktin hemmt pulsatile LH/FSH-Freisetzung)
    • Mann (wenig Testosteron): Verminderte Libido, Impotenz, Infertilität (selten Gynäkomastie)
    • Frau (wenig Östrogen): Anovulation, Oligo- oder Amenorrhö, Infertilität, Osteoporose
  • Endokrines Psychosyndrom (Depression)

Wichtig: Bei Hypophysenadenom immer lokale Manifestation möglich: Kopf-Sz, GF-Einschränkung, HN-Ausfall etc.

Dg.: Basales Prolaktin > 200ng/ml

  1. Ausschluss Schwangerschaft und medikamentöser Ursachen
  2. Basale Prolaktinkonzentration
  3. Basale Hormonkonzentrationen der übrigen hypophysären Achsen
  4. Lokalisationsdiagnostik (kraniale MRT)

Therapie:

  1. Dopamin-Rezeptor-Agonisten (Bromocriptin, Cabergolin) mit Verlaufskontrolle (MRT)
  2. Transsphenoidale Tumorexstirpation
  3. Hormon-Substitution bzgl. Hypogonadismus

Merke: Initial hormonelle Therapie mit Dopamin-Rezeptor-Agonisten (auch bei Gesichtsfeldausfällen), da in 95% Normalisierung der Prolaktinspiegel und Verkleinerung des Adenoms! Operatives Vorgehen ist indiziert bei akuter, lokalen Komplikaiton (Einblutung) oder bei frustaner medikamentöser Therapie!