FS25
Kartei Details
Karten | 151 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 10.06.2025 / 12.06.2025 |
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Ethik in der mediativen Beratung bzw. in Konfliktberatung
- Besonders in Konfliktsituationen werden ethische Überlegungen in der Beratung zentral
- Wenn also Beratung in Konflikten (zum Beispiel Mediation) → dann eine Beratungsform wählen, die eine ethisch korrekte Entscheidung begünstigt – Ethik wird hier als eine Methode der Beratung verstanden
- Ethische Entscheidungsfindung notwendig in einer Situation, in der Werte und Normen in einen Konflikt treten – verschiedene Ebenen
- Konkurrierende Werte und Normen und unterschiedliche Werthaltungen
- Unterschiedliche Beurteilungen einer Situation bzw. unterschiedliche Wahrnehmungen einer Situation
- Aber: Nicht jede Auseinandersetzung um Werte und Normen ist ein Konflikt
Konflikt: Entstehung und Definition
Konflikte sind Interaktionen zwischen Personen/Gruppen/Organisationen
Sie entstehen, wenn
- es den Beteiligten nicht gelingt mit den Unterschieden „respektvoll und konstruktiv“ umzugehen
- es nicht zu einer gegenseitigen Verständigung kommt
Sie sind gegeben,
- wenn eine der Seiten das Geschehen so verarbeitet, dass sie annimmt, die Gegenpartei handle mit Absicht gegen ihre Bedürfnisse, Anliegen und Ziele
Kontextmerkmale von Konflikten: Werte, Normen, Aufgaben, Rollen, Beziehungen, Regeln und Ressourcen
Konfliktregulierung
Konflikte können auf unterschiedliche Arten reguliert bzw. gelöst werden:
- Mithilfe von Macht – Erzwingung einer Lösung (durch Drittpartei oder durch mächtigere Partei) – dazu braucht es Machtmittel (Gewalt, Geld, Beziehungen)
- Mithilfe des Rechts – es wird entschieden, wer im Recht ist – Schiedsverfahren – hier braucht es eine Schiedsinstanz und Rechtsmittel
- Durch gemeinsame Berücksichtigung von Interessen – Konfliktparteien eruieren unter Umständen mit Hilfe von Dritter gemeinsam ihre Interessen und Bedürfnisse und suchen Ausgleich – hier spielt Ethik eine Rolle
Mediation als Möglichkeit
Mediative Verfahren können bis Konfliktstufe 6 zur Anwendung kommen – danach nur mehr Machteingriffe möglich (nach Einteilung von Glasl)
Es gibt verschiedene Ansätze für solche Konfliktlösungsansätze:
- Allgemeine Ansätze der Mediation
- Harvardkonzept des sachbezogenen Verhandelns (Sache/Interessen und Menschen trennen)
- Konfliktbearbeitungsmodell nach Gordon (orientiert sich an klientenzentrierter Beratung)
Ethik kann als mediatives Verfahren angesehen werden (doch nur bis Stufe 3 oder 4 anwendbar, da Wille zur ethischen Lösung vorhanden sein muss)
Ethik und Konfliktlösung
Das ethische Verfahrensmodell löst einige Anforderungen, die in der Regel an eine Konfliktlösungsmodell gestellt werden, ein:
- Legitime Interessen und Bedürfnissen der Diskursteilnehmer*innen berücksichtigen bzw. deutlich machen
- Sprache, die partikulare und gemeinsame Bedürfnisse (ethisch) angemessen beschreibt
- Argumentation im Rahmen dessen, was Machbar und Erreichbaren ist
- Kritische Überprüfung der vorgebrachten Argumente
- Behauptetes und Voraussetzungen belegen
Techniken der ethischen Konfliktbewältigung:
- Rückführung auf objektive Dimensionen – Versachlichung des Konfliktes (Sache vor Person – vgl. auch Harvardkonzept)
- Phasen eins und zwei des ethischen Entscheidungsverfahrens: Gefühle der Beteiligten benennen und ernst nehmen
- Die Rückführung auf die Werteebene → besseres Verstehen der Interessen und Wertungen von Betroffenen
- Definition von gemeinsamen Zielen bzw. Lösungen – neue Gemeinsamkeiten finden, die der Konfliktbewältigung dienen
- Diskurs über Grundwerte → gemeinsame Einsicht in wichtige Grundregeln – damit können Verhärtungen aufgeweicht werden
Moderationstechniken im ethischen Verfahren zur Konfliktbewältigung:
- Klärung der verschiedenen Wahrnehmungen (alle zur Sache Stellung nehmen lassen)
- Perspektivenwechsel - Wahrnehmung der anderen Seite und Fragen nach Gründen dafür
- Gefühle ansprechen und das emphatische Verstehen der Gefühle fördern – auch Befürchtungen Platz lassen
- Bedürfnisse der Beteiligten ansprechen und offenlegen
- Klärung von Begriffen und damit verdeutlichen von Differenzen im Verständnis einer Sache
- Aufteilung von verwobenen Inhalten (Fraktionierung)
- Herausstellen, wo Konflikt angesiedelt ist, und welche werthafte Dimension er hat
- In Phase drei und vier des ethischen Entscheidungsverfahrens: neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen und Lösungen gemeinsam in einer Wertediskussion bewerten
- Grundsätzlich: Fragendes Vorgehen der Ethik geeignet für Konfliktlösung, da Fragen Denkprozesse einleiten und Reflexion der eigenen und fremden Position begünstigen
- Aber: Vorsicht bei Fragen, da Fragen auch heikel sein können – manipulative Aspekte, Verletzung von Integrität durch Befragt-werden …
Indizien für problematische Konflikte in Ethik
In den verschiedenen ethischen Argumentationstypen zeigen sich problematische Argumente, die für ethische Konfliktbearbeitung erschwerend sind:
- Argument das auf Menschen zielt (Ad-hominem-Argument) – Attribuierung des Anderen
- Vereinfachung und Übertreibung
- Tabuisierung
- Polemik (scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente)
–> Bei Beratung oder Moderation: versachlichen dieser Argumentationen
E-Beratung – Formen
- E-Mail-Beratung
- Telefon-Beratung
- Chat Beratung
- Beratung via Videokonferenz
- Begleitete und unbegleitete Selbsthilfeprogramme – synchron oder asynchron
- Mischformen (blended Counseling)
E-Beratung – ethische Überlegungen
Qualitätsstandards und Prinzipien:
- Transparenz: Anbieter, Angebot, Kosten, zeitliche Struktur
- Vertraulichkeit und Datenschutz: Verschlüsselung von Online-Angeboten, aber auch E-Mail-Verkehr, passwortgeschützter Zugang zu Angebot, Standort Server (Datensicherheit), Speicherung mit Passwort, sichere Hard- und Software
- Kompetenz für Online-Beratung – Kenntnisse der spezifischen Chancen- und Risiken von Formaten (vgl. «Qualitätsstandards Onlineinterventionen», FPS, S. 10f.)
E-Beratung – Spezifische Kompetenzen
Neben den psychologischen Kompetenzen wie Methodenkenntnisse, Indikationen, Triage, Symptomverläufe etc. kommen dazu:
- Kompetenzen in Beziehungsgestaltung in E-Formaten
- Technisches Basiswissen
- Kompetenzen in Datenschutz und Sicherheitskonzepte
- Konzeptkenntnisse medienbasierter Beratung: Modelle online Kommunikation in verschiedenen Formen, Spezifika verschiedener Kanäle und von Kanalreduktionen etc.
- Spezifische Schreib- und Lesekompetenz bei schreibgestützter Beratung
- …
Und schliesslich: Chatbots im psychologischen Kontext
Verschiedene Ansätze im Bereich der psychologischen Beratung automatisierte Systeme einzubauen:
- Coaching mit KI
- Therapie über Chat-Bots
- Gatekeeper
- Gesundheitsapps
- …
Chatbots: ethische Aspekte
- Neben den bereits erwähnten Aspekten weitere Überlegungen wichtig
- Transparenz ist dabei zentral: Transparent machen, dass es eine Maschine ist (Stimme, Aussehen etc.) und Erklärung, wie Antworten zustande kommen: angemessene Form des Vertrauens sichern
- Keine vollautomatischen Systeme, sondern Überprüfung durch Fachperson – Triage etc. - Gilt insbesondere bei Apps, die Gatekeeper-Funktion übernehmen
- Einfache Möglichkeit der Inanspruchnahme von realer Person im Verlauf des Prozesses: Übergänge zu anderer Therapieform etc. mitbedenken
- Risikoüberlegungen schon bei Entwicklung berücksichtigen – vgl. EU AI Act (oben)
- Zugang zu Applikationen sichern: Technische Fragen, Fragen der Gerechtigkeit und Gleichbehandlung (Diversity), Fragen nach Kompetenzen der User
- …
Und zum Schluss: warum also ist Ethik wichtig?
- Wir haben verschiedene Konzepte und Anwendungsfelder und -aspekte von Ethik in der Psychologie kennen gelernt
- Verschiedentlich sind wir auch auf Spannungsfelder von Werten/Ethik und Realität gestossen – z.B. bei der Frage nach humaner Arbeitswelt
Philosophische Ethik – eine Einbettung
- Ethik ist eine Disziplin der Philosophie
- Im Kompetenzprofil der FHNW treten wichtige Aspekte des philosophischen und ethischen Denkens bei den Futur Skills auf:
- Kritisches Denken
- Gesellschaftliche Verantwortung
- Ethik als eigener Punkt bei Sozialkompetenzen
Philosophie und Psychologie – eine lange Vorgeschichte
- Viele philosophische Fragen heute Gegenstand der Psychologie
- Beispiele: Psyche, Seele, Bewusstsein, Intelligenz, Subjektivität, Vernunft, Denken …
- «Die Psyche ist heute im Besitz der Psychologie. Vielen Fragen des Psychischen und der menschlichen Subjektivität lange in den Gegenstandsbereich der Philosophie, so hat psychologisches Wissen im Verlauf des 20. Jahrhunderts weitgehende Deutungshoheit über unser Selbstverhältnis erlangt» (Malich & Keller).
Was ist Philosophie bzw. was macht Philosophie?
Verschiedene Aspekte:
- Staunen und Fragen – Grundform: Was ist X?
- Verstehen und Interpretieren – Wie wird X verstanden? Welche Interpretation können wir für X finden?
- Reflektieren und kritisieren – Reflexion hier als Reflexion und Selbstreflexion
- Ordnung schaffen – Begriffe, Konzepte …: Urteilskraft
Absichten von philosophischen Überlegungen
Mögliche Ziele solcher Tätigkeit:
- Wissen, was etwas meint und überlegen, ob das Gemeinte gut begründet ist: Bedeutungs- und Begründungsfragen sind Geschäft der Philosophie
- Normative Aspekte befragen: Ethische Fragestellungen, rechtliche Fragestellungen etc.
- Kritik und Veränderung – kritische Theorie als sich einmischende Philosophie. Kritische Theorie reflektiert «Ideologie» hinter/unter Positionen kritisch
- Oder Reflexion, um besser verstehen zu können. Gerade hier sind dann die Fragen wieder das zentrale, Antworten aber wohl teilweise nicht
Die vier Fragen der Philosophie bei Immanuel Kant
- Was kann ich wissen?
- Was soll ich tun?
- Was darf ich hoffen?
- Was ist der Mensch?*
Die ersten drei Fragen verweisen auf verschiedene Bereiche der Philosophie, die auch in anderen Wissenschaften von Bedeutung sind.
Die vierte Frage geht zentral auf die Vorstellung und das Verständnis von uns selbst (individuell und in der Gesellschaft) – dieses Selbstverständnis ist relevant für professionelles Tun etwa in der angewandten Psychologie.
Was kann ich wissen?
- Klassische Frage der Erkenntnistheorie und der Wissenschaftstheorie
- Wie lässt sich erkennen, wie ist Wissen möglich etc. etc.?
- Was ist Sprache und welche Rolle spielt sie bei Erkenntnis, Wissen, Technik etc.?
- Hier aber grundsätzlich die Frage, wer den etwas über was weiss:
- Wissenschaftsperspektive oder Lebensperspektive – erklären oder verstehen
- Sie lernen im Studium stark von Wissenschaft her – objektive Wissensbestände aus verschiedenen Bereichen
- Die Fragen, die sich philosophisch stellen, sind radikaler und geht auf Struktur des Wissens etc. - Hinterfragen also der Konzepte und der Begriffe, die verwendet werden. Zum Bespiel Konzepte von Gesellschaft, von Organisation etc.
- Konstruktivistische Grundüberlegungen verweist auf kritische Theorie
Was soll ich tun?
- Diese Frage verweist auf Fragen der Ethik und der Moral
- Geht aber auch von einer spezifischen Form von Wesen aus: freies Wesen, das entscheiden kann – Mensch
- Daraus resultieren unterschiedlichste Fragen, die auch die KI betreffen:
- Was dürfen wir, was dürfen wir nicht? (teilweise rechtliche Fragen)
- Was sollen wir? (ethische Fragen)
- Wie wollen wir uns und Gesellschaft verstehen? Wie wollen wir leben? - Klassische Reflexionsfragen in Hinblick auf unser Handeln:
- Tun als Handeln, Sollen als Reflexion auf unsere Entscheide in Hinblick auf unser Handeln: Entscheid und Beurteilung (war es richtig, was ich getan habe?) - Philosophie als eine Form des Innehaltens und des kritischen Fragens – teilweise durchaus ärgerlich und behindernd
- Wichtig für Professionen, die auf Handeln und Lösen ausgerichtet sind – Reflexion als Grundlage für verantwortungsvolles Tun
- Wertediskussionen, um Regulierungen, ethische Implikationen und ethische Reflexionen
- Konkret: Berufsordnungen, gesetzliche Rahmungen etc. die psychologisches Arbeiten regulieren
Was darf ich hoffen?
- Klassische Frage nach Gott
- Philosophisch aber auch Frage nach Entwicklungsmöglichkeiten
- Die Frage nach dem Hoffen, hat vielfältige Dimensionen und ist zentral für unser Handeln und unser Selbstverständnis
- Auch in Psychologie grosse Tradition
- Manchmal realistisch, manchmal utopisch, vielfach dystropisch
- Dimensionen der Frage nach Hoffnung:
- Was darf ich hoffen, wenn ich ethisch richtig handle?
- Was darf ich hoffen, trotz meiner Endlichkeit und Sterblichkeit?
- Kann ich hoffen, dass die Welt sich zum besseren verändert? - Fragen nach dem Sinn der Existenz und des eigenen Tuns
- Grosse Themen: Ziel der menschlichen Entwicklungen (individuell und gesellschaftlich) …
"Dystopisch" (dystopic) ist ein Adjektiv, das sich auf eine fiktive Gesellschaft oder Situation bezieht, die von einer erschreckenden oder unerwünschten Gesellschaftsordnung geprägt ist
Was ist der Mensch?
- Frage nach dem Menschen verweist auf die philosophische Anthropologie, die klärt, was den Menschen ausmacht.
- Sicherlich das, was in den ersten drei Fragen anklingt: Mensch ist ein Wesen, dass neugierig ist, dass vernünftig argumentiert, das etwas hofft, sich moralisch verhält bzw. sich Gedanken darüber macht, dass das nötig ist etc.
- Aus diesen Wesensbestimmungen ergeben sich gewisse Tätigkeiten des Menschen, die auf spezifische Dimension des Menschseins verweisen
- Mensch, hat keine Natur, sondern macht sich zu dem, was er ist – funktionale Sicht auf Menschen
- Zu diesem «Sich zum Menschen machen» gehören Kultur und Kunst
- Vielfältige Dimensionen von Kultur: Religion, Sprache, Wissenschaft, Kunst, Technik, Geschichte …
- Künste: Architektur, Bildhauerei, Malerei, Musik, Tanz, Literatur und Film
- Mensch ist Homo faber aber auch Homo fabricatus (Latour)
Homo faber, den technisch-praktisch orientierten Menschen, der glaubt, das Leben allein mit Rationalität meistern zu können
"Homo fabricatus" (lateinisch für "der Mensch als Gestalter") bezeichnet im philosophischen Sinne den Menschen als aktiven, schaffenden Wesen, der seine Umwelt durch Werkzeuggebrauch und Technik verändert.
Philosophische Anthropologie (Lehre des Menschen)
Frage nach Mensch verweist auf philosophische Anthropologie, welche auch wichtige Überlegungen für Psychologie geliefert hat
Antwort definiert:
- Ort des Menschen in der Welt
- Abgrenzungen gegenüber Tier, Maschine etc.
- Spezifisches des Menschseins – Wesen – damit auch das, was geachtet bzw. geschützt werden muss – ethische Grundposition des guten Lebens des Menschen (Menschenrechte …)
- Normatives Selbstverständnis
- Vorstellungen des Zusammenlebens
- Etc.
Philosophie, kritisches Denken und Kritische Theorie
- Kritische Theorie ursprünglich Gesellschaftstheorie, die Herrschaftsbedingungen moderner Gesellschaft analysiert – kritische Philosophie
- Zentrale Einsicht: Alle Theorien, Begriffe etc. sind nicht rein objektiv zu verstehen, sondern haben einen (historischen, gesellschaftlichen etc.) Standpunkt, eine Ideologie etc.
- Dieser Standpunkt ist zentral für den Denkenden und Handelnden, den von hier her wird gedacht und gehandelt – Ideologie verstanden als Grundlage des Denkens
- Beispiel: Arbeitsgesellschaft, Theorien der Organisation, verhaltenspsychologische Grundlagen etc.
- Daher: kritisches Denken nötig – oder bei Malich & Keller (2020): «Psychological Humanities als reflexives Moment der Psychologie»
- In Hinblick auf die AOP kann also kritisch gefragt werden, welche Standpunkte, welche theoretischen Konzepte, methodischen Begriffe etc. verwendet werden und was das für Verständnis von Mensch und Welt bedeutet
Ethik und Moral
Moral = Gesamtheit von Regeln und Normen, Handlungsanweisungen für Urteile darüber:
- ob eine Handlung richtig oder falsch, gut oder schlecht ist
- ob eine Person eine Tugend oder einen guten Charakter hat oder nicht
Ethik = Reflexion über die Moral, in der moralische Normen und Prinzipien (Grundsätze) hinterfragt, kritisiert, begründet oder revidiert werden.
Kurz: Moral ist Praxis, Ethik die theoretische Reflexion dieser Praxis
Ethik klärt allgemeinverbindliche Prinzipien, die als Grundlage der Moral gelten:
- Achtung der Würde eines jeden Menschen (jede Person als Selbstzweck)
- Gegenseitigkeitsprinzip (beschreibt den Wunsch des Menschen, ein Gleichgewicht in der sozialen Interaktion herzustellen)
- Verallgemeinerungsprinzip (besagt, dass es um das Wohlergehen, aller von der Handlung Betroffenen geht)
- Folgenprinzip (besagt, dass die moralische Richtigkeit einer Handlung allein durch ihre Folgen oder Konsequenzen bestimmt wird)
- …
- Mit ethischer Reflexion lässt sich Moral bzw. lassen sich Normen auf ihre Legitimität überprüfen – Spannung von Legalität und Legitimität
- Dient der ethischen Legitimierung von Entscheiden
- Ethik gehört zu Bewertungswissen – im Gegensatz zu Beschreibungswissen (etwa Systemtheorie), Erklärungswissen (etwa Motivationstheorie) oder Interventionswissen (etwa Methoden der Verhaltenstheorie)
Die zentralen Fragen der Ethik:
- Wie beurteile ich einen Sachverhalt, eine Handlung, eine Entscheidung?
- Wie legitimiere ich diese Beurteilung?
Ethik also keine Handlungstheorie
Bewertungswissen bedarf der anderen Formen des Wissens, vor allem des Beschreibungs- und Erklärungswissens
Stichworte: Menschenbild, Gesellschaftskonzeption, Entwicklungspsychologische Erklärungen (zum Beispiel Kohlberg), Sozialisationstheorien, Bedürfnistheorien
–> Konkret: Psychologische Theorien auf der Ebene Individuum und Gesellschaft
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