Schädel-Hirn-Trauma
Physiologie und Pathologie
Physiologie und Pathologie
Kartei Details
Karten | 87 |
---|---|
Sprache | Deutsch |
Kategorie | Medizin |
Stufe | Andere |
Erstellt / Aktualisiert | 13.05.2025 / 14.05.2025 |
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Beatmung
∙ paCO2 4.5-5.0 kPa, paO2 > 13.0-15 kPa
∙ PEEP 6-8 mbar, bis 15mbar wenn nötig, Pplateau < 30 mbar
∙ Lungenprotektive, volumenkontrollierte Beatmung (IPPVautoflow) bis
ICP stabil
∙ Intermittierendes Blähen (min. 1x/Schicht), „inspiration hold“ während
8-10 Sekunden
(unter ICP-Kontrolle zur Vermeidung von Atelektasen).
∙ 4-6h Inhalation (CAVE: AMV konstant?, ev erhöhen bei Inhalation)
Ipramol ® kann vorübergehend ICP-Anstieg und BD-Abfall
verursachen (β-2 Stimulation)
∙ Versuch mit halber oder einem Viertel der Dosis, oder nur mit
Atrovent®
∙ Hyperventilation (< 2 Min) zum Durchbrechen von ICP-Spitzen
Spontanatmung/Extubation erst wenn ICP normal für mind. 24h
Circulation
∙ Normovolämie, Hb > 100g/l
∙ Serum-Albumin ± 35 g/l, Substitution mit Human-Albumin 20%
Normalisierung kolloidosmotischer Druck
∙ Gerinnung:
Albumin stört die traditionelle Gerinnungsanalytik Q/INR falsch tief
ROTEM bei Eintritt und täglich in den ersten 4 Tagen
F XIII > 0.7, ansonsten Fibrogammin-Gabe zur Korrektur!
∙ Grundinfusion Ringerfundin: 25ml/kg/d, keine Kristalloide als Volumenersatz
∙ NaCl 5% 2ml/kg solange S-Na < 155mmol/l (max. 4stdl., hebt Serum-Na 2-3mmol)
CAVE: Anstieg max. 12mmol/24h, Pontine Myelinolyse Gefahr sehr klein im SHT
∙ Mannitol 20% 5-10ml/kgKG max 500ml/Tag bei akutem ICP-Anstieg
∙ ADH Analoge (Minirin®) 0.5mcg Bolus, bei bewiesenem Diabetes insipidus
∙ Ilomedin® (0,5 – 0,7 ng/kg/Min iv) als Option zur Verbesserung der Mikrozirkulation
(ptiO2<20mmHg) CAVE: CPP 60-70mmHg
Airway
∙ Wenn Umtubation nötig/möglich, Wechsel auf 8.5 SealGuard- Tubus wenn möglich
CAVE: instabiler ICP, schwieriger Luftweg, Regurgitation, HWS
∙ HWS-Freigabe dch. Neurochirurgie, wenn keine ossären Läsionen im CT
Halskragen stört venösen Abfluss, Wechsel auf Sandsäcke wenn HWS nicht freigegeben
∙ Lagerung Oberkörper hoch 0(-20°), 30° wenn CPP/ICP 24h stabil
Optimaler CPP
∙ Im CPP Management, Arterientransducer auf Ohrhöhe
∙ CPP 60-70 mmHg (40-50 mmHg für Kinder, altersabhängig)
bei intakter Autoregulation senken höhere CPP-Werte den ICP
∙ Zu hoher CPP
verstärkt Hirnödem, v.a. bei fehlender Autoregulation
Beta-Blockade: ACE-Hemmer oder AT II Antagonist p.o.
∙ Zu tiefe CPP Werte können wie folgt korrigiert werden:
keine Oberkörpererhöhung
Korrektur einer Hypovolämie (Hb, Albumin)
Reduktion der Antihypertensiva
Reduktion der Sedation
Oberkörpererhöhung nur, wenn der CPP > 70 mmHg) trotz
antihypertensiver Therapie
Sedation und Stressreduktion
∙ Ziel BIS 35-40
∙ Thiopental: 2-3 mg/kg Bolus und 0,5 – 3 mg/kg/h i.v. bis max. 72h
Thiopental in niedriger Dosierung hat keine bekannten
Nebenwirkungen (z.B. Pneumonien)
∙ Ggf. Kombination mit Midazolam, Fentanyl
∙ BIS-Ziel 35 – 40, falls ICP erhöht Kontroll-cCT, keine tiefere
Sedation anstreben!
∙ im Ausnahmefall max. Burst-Suppression 5-8 Burst/min (Verlust
Autoregulation)
∙ Wenn ICP 24h stabil unter Normocapnie, Normothermie,
Normotonie: Aufwachversuch
Temperatur
∙ Normothermie ist optimal, Hyperthermie verschlechtert Outcome
∙ Kein aktives Erwärmen
∙ Fieberkontrolle mit Paracetamol/Novalgin®
∙ Einmalig Steroide i.v. (5-10 mg/kg KG Solu-Medrol®) bei persistierendem
Fieber (> 38°C)
∙ Falls weiterhin persistierendes Fieber: Einlage CoolGard mit Zieltemperatur
37,0°C
∙ Rescue-Therapie bei Hirndruck Temp < 35 ° (-33°) C für Zeit des Hirnödems
(bis 7d)
∙ 1. passive Kühlung, 2. CoolPads, 3. CoolGard
∙ Temperatur auf Transport/im OP halten (CoolGard in OP)
∙ Erwärmen max. 0.1°C/2h, dann bei 37°C halten
∙ CoolGard max. für 4 Tage zugelassen, wenn möglich 10kU/d Heparin am
prox. Schenkel laufen lassen, ggf. Duplex bei längerer Liegedauer mit Frage
nach Thrombus
Thrombose-Prophylaxe
∙ mechanisch: TED, SCD, Cava-Schirm bei Becken-Fx
∙ medikamentös: Clexane 40mg sc ab 2. Tag post Trauma
möglich, wenn intrakranielle Läsionen stabil, CAVE:
mögliche Interventionen in nächsten 24h?
∙ Heparin 10kU/d am prox. Schenkel CoolGard
Ernährung
∙ Gemäss Standart Ernährung
∙ Vorzugsweise enterale Ernährung, TPN wenn
BZ/cGLUC tief
∙ Blutzucker 5 – 10 mmol/l, allenfalls
Insulinperfusor (CAVE: cGLUC > 0.8mmol/l)
∙ Vermeide auf alle Fälle eine Hypoglykämie
Aufwachversuch
∙ Frühestens nach 24-48h, wenn ICP 24h stabil
unter Normocapnie, Normothermie, Normotonie
∙ Sedativa Stoppen, Fentanyl-Boli, Propofol-Boli
∙ Bei Unruhe-, Stresszeichen Beginn Dexmedetomidin
Langzeitschäden abhängig
∙ Schweregrad
∙ Erholungsgrad
∙ Betroffene Funktionen
∙ Bedeutung der Dysfunktion für Patient
∙ Rehabilitations-Potential
∙ Erhaltene Funktion
Betroffene Funktionen
∙ Kognition
∙ Sensorium/Wahrnehmung
∙ Epilepsie
∙ Andere körperliche Veränderungen
∙ Sozial-emotional
Kognitive Funktionen
∙ Aufmerksamkeit
∙ Konzentration
∙ Gedächtnis
∙ Denkgeschwindigkeit
∙ Verwirrung
∙ Ablenkbarkeit
∙ Impulsivität
∙ Sprachverständnis
Andere körperliche Veränderungen
∙ Paresen/Spastizität
∙ Chronischer Schmerz
∙ Kontinenz
∙ Schlafstörungen
∙ Appetitstörungen
∙ Temperaturregulation
∙ Zyklus-Beschwerden
∙ Verlust der Ausstrahlung
Sensorium/Wahrnehmung
∙ Sehen
∙ Hören
∙ Riechen
∙ Geschmack
∙ Schwindel
∙ Gleichgewicht
∙ Berührung
Sozial-Emotional
∙ Verhaltensstörungen
∙ Emotionale Labilität
∙ Motivationsverlust
∙ Erregbarkeit
∙ Aggression
∙ Depression
∙ Enthemmung
∙ Aufmerksamkeitsverlust
Aufbau Gehirn
Hirnstamm
∙ Medulla, Pons
∙ Thalamus
∙ Limbisches System
∙ Amygdala, Hippocampus
∙ Cerebellum
∙ Corpus Callosum
∙ Cortex
Formatio reticularis
- Schlaf-Wach-Rhythmus
- Erwachen
- Aufmerksamkeit
Limbisches System
∙ Hippocampus
∙ Gedächtnis-Verarbeitung
∙ Amygdala
∙ Fight or flight
∙ Hypothalamus
∙ Hunger, Durst, Temperatur,
Hormone
Sprache
Broca Region
∙ Motorische Sprachregion
∙ Störung der Sprache
Wernicke Region
∙ Sensorische Sprachregion
∙ Störung des Verstehens
Perfusion, CPP, CBF
- CPP = MAP – ICP – (ZVD)
- CBF
- Cerebrovaskulärer Widerstand
- Autoregulation
- CO2, CPP, pH, pO2, Metabolische Kopplung
Autoregulation
∙ Fähigkeit des Gehirns, eine konstante Blutversorgung
aufrechtzuerhalten
∙ unabhängig vom MAP, dem Herzzeitvolumen und dem CPP
∙ MAP 50-150 mmHg (Autoregulationsbereich)
∙ Verteilung des cerebralen Gesamtblutflusses an regionale
Stoffwechselbedürfnisse
Autoregulation, metabolische Kopplung
Autoregugulation bezeichnet die Fähigkeit eines Organs, seine Durchblutung unabhängig vom systemische Blutdruck konstant zu halten.
Im Gehirn sorgt Autoregulation dafür, dass Nervenzellen bei normaler Aktivität immer genug O2 und Nährstoffe erhalten - auch wenn den Blutdruck sich verändert.
Metabolische Kopplung beschreibt die enge Verbindung zwischen dem Stoffwechselbedarf eine Gewebes und der lokale Durchblutung. Wenn Zellen aktiven werden und mehr Energie verbrauchen, steigt ihr Stoffwechsel- und dadurch wird automatisch die Durchblutung erhöht, um mehr O2 unf Nährstoffe zu liefern.
Neuronale Aktivität :
- metabolische Kopplung : Glucose Metabolismus
- metabolische Kopplung: Glucose Metabolismus
- vaskuläre Kopplung
ICP
∙ Normaler ICP ≤ 10 mmHg
∙ Monro-Kellie-Doktrin
∙ Vintrakraniell = VGehirn + VBlut + VLiquor + VRaumforderung = konstant
∙ Kompensationsmechanismen schnell erschöpft
∙ Falls intrakranielles Volumen um 4-5% zunimmt, Exponentieller
Anstieg ICP
∙ Vasogenes (Mikrovaskuläre Schädigung, BHS) vs zytotoxisches
Hirnödem (Zusammenbruch der Ionenpumpe, Ca++-Einstrom)
∙ wenn ICP = MAP
Ischämische Infarkte, druckbedingte Nekrosen in den gyri
parahippocampales, transtentorieller und transforaminaler
Herniation bis Sistieren der Hirndurchblutung
Monro-Kellie Doktrin
Der Schädel ist ein starrer Raum - sein Gesamtvolumen ist fix.
Hauptkomponenten:
- Gehirngewebe / Brain parenchyma Volume = 1400 (80%)
- Blut / Blood volume =150 ml (10%)
- Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flussigkeit) / CSF volume = 150ml (10%)
Was passiert bei Volumenzunahme?
- Erst wird Liquor verschoben (zB in den Rückenmarkskanal)
- Dann wird venöse Blut verdrängt
- Wenn das nicht reicht, steigt der Druck im Schädelinneren stark an.
- Ab einem bestimmten Punkt drocht eine Hirndruckkrise (zB Hirnherniation)
Types of brain Herniation
- Cingulate
- Central
- Uncal
- Cerebellotonsillar
- Upward
- Transcalvarial
Pathophysiologie
∙ Mit wenigen Ausnahmen werden SHT durch eine < 0,2 sec
dauernde mechanische Krafteinwirkung verursacht
∙ Diese ist entweder direkt oder indirekt
∙ Primäre vs. sekundäre Schäden
Direkte Kraft SHT
- RQW, lokale Verformungen, Prellungen mit Zerreissung des Hirngewebes und/oder der Blutgefässe, raumfordernde Hämatome
- Primäre Bewusstlosigkeit
- Verlagerung/Herniation und schliesslich Einklemmung. Diese gehen der sekundären Bewusstlosigkeit voraus.
Indirekte Kraft SHT
- Akzelerations-/Dezelerationstrauma
- Translations- und/oder Rotationstrauma des Hirns gegenüber Dura bzw. Kalotte
- Translationsbewegungen: herdförmige, meist an Unterfläche des Frontal- und Temporalhirns gelegene Kontusionen
- Treten zusätzlich Gefässrupturen auf, bluten diese Kontusionen ein
- Rotationstrauma: diffuse Verletzungen, abnehmend stark zum Zentrum hin, können mit SDH einhergehen
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