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Kartei Details
Karten | 40 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Psychologie |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 21.01.2025 / 04.02.2025 |
Weblink |
https://card2brain.ch/box/20250121_sozialpsychologie_2_soziale_gerechtigkeit
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Welche Faktoren beeinflussen die öffentliche Einstellung gegenüber Affirmative Action?
- Gruppenzugehörigkeit
- Profiteure vs. Nicht-Profiteure:
- Mitglieder, die profitieren (z. B. Frauen, ethnische Minderheiten), tendenziell eine positivere Einstellung
- Angehörige privilegierter Gruppen (z. B. Männer, Weiße) oft Widerstand
- Intersektionalität: Zugehörigkeit zu mehreren benachteiligten Gruppen -> oft stärkere Unterstützung, da von verschiedenen Formen der Diskriminierung betroffen
- Profiteure vs. Nicht-Profiteure:
- Überzeugungen über Diskriminierung und Gerechtigkeit
- Glaube, dass Diskriminierung ein ernstes und strukturelles Problem -> mehr Unterstützung
- Meritokratie (Überzeugung, dass Erfolg allein durch individuelle Leistung bestimmt) oder System-Rechtfertigungsglauben (die Annahme, dass das bestehende System fair ist) -> meist Ablehnung
- Sexismus und Rassismus
- Starke Korrelation von modernen Formen von Sexismus und Rassismus (Frauen werden nicht benachteilig…) mit negativer Einstellung gegenüber Affirmative Action
- Offener Sexismus oder Rassismus ist weniger ausschlaggebend als subtile oder „moderne“ Formen
- Gruppenschuld und Empathie
- Gruppenbasierte Schuld: Weiße Teilnehmer, die White Guilt empfinden -> eher Unterstützung; motiviert wahrgenommene Ungerechtigkeiten auszugleichen
- Sympathie: Empathie mit benachteiligten Gruppen kann fördern
- Wahrnehmung von Fairness
- eher abgelehnt, wenn sie als unfair wahrgenommen -> besonders dann, wenn Glaube, dass ausschließlich Gruppenzugehörigkeit und individuelle Leistung ignoriert
- Framing der Maßnahmen
- Positive Frames (z. B. „Förderung von Diversität“) reduziert Widerstand
- Negative Frames (z. B. „Bevorzugung bestimmter Gruppen“) verstärken Ablehnung
- Sichtbarkeit von Diskriminierung
- strukturellen Hindernisse und Notwendigkeit von Affirmative Action sichtbar gemacht
- wenn man kurzfristiges negatives Ergebnis nicht mit langfristig positivem Ergebnis vereinigen kann (need for cognitive closure, dialektisches Denken)
Was versteht man unter retributiver (vergeltender) Gerechtigkeit und wie unterscheidet sie sich von kompensatorischer Gerechtigkeit?
- Retributive Gerechtigkeit:
- Bestrafung von Individuen oder Gruppen, die gegen Regeln, Gesetze oder Normen verstoßen haben, um Gerechtigkeit wiederherzustellen
- Reaktion auf ein Unrecht, das nicht einfach durch Wiedergutmachung der verursachten Schäden behoben werden kann
- Kompensatorische Gerechtigkeit:
- zielt darauf ab, den entstandenen Schaden wiedergutzumachen (z.B. Rückgabe von gestohlenen Gütern)
- keine wirkliche Strafe für das begangene Unrecht, sondern um eine Art der Wiedergutmachung
- Hauptunterschiede:
- Ziel der Reaktion:
- Retributive Gerechtigkeit: Fokus auf die Bestrafung des Täters als Reaktion auf die Regelverletzung.
- Kompensatorische Gerechtigkeit: Fokus auf die Wiedergutmachung des Schadens für das Opfer.
- Funktion:
- Retributive Gerechtigkeit: Symbolische Wiederherstellung der moralischen Ordnung + Abschreckung
- Kompensatorische Gerechtigkeit: materielle oder symbolische Wiedergutmachung des erlittenen Schadens
- Ausführung:
- Retributive Gerechtigkeit: Strafen, die den Täter für die begangene Tat zur Rechenschaft ziehen
- Kompensatorische Gerechtigkeit: Maßnahmen, die den entstandenen Schaden direkt ausgleichen sollen
- Ziel der Reaktion:
Welche evolutionsbiologischen Wurzeln könnten retributives Verhalten erklären?
- Evolutionsbiologische Studien
- retributive Reaktionen nicht ausschließlich menschlich -> auch in der Tierwelt; Bsp.: aggressive Reaktionen auf Regelverstöße, wie das Einhalten von Rangordnungen oder Territorium
- Verhaltensweisen könnten evolutionär vorteilhaft gewesen sein -> stärken Normen und Kooperation innerhalb von Gruppen
- Konzept der „starken Reziprozität“: Individuen, die Normverletzer bestrafen, tragen sogar auf eigene Kosten dazu bei, die sozialen Normen zu erhalten
Welche Rolle spielen moralischer Ärger und emotionale Reaktionen bei der retributiven Bestrafung?
- moralischer Ärger und Emotionen wie Wut sind zentraler Antrieb von retributiver Bestrafung -> aktivieren Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Normdurchsetzung
- oft als intuitive und automatische Reaktion auf wahrgenommenes Unrecht erlebt
- können die Motivation steigern, eine Strafe zu verhängen, selbst wenn dies keinen praktischen Nutzen hat
- Negative Emotionen wie Ärger -> Menschen fordern strengere Strafen
- Angst vor Statusverlust: Moralischer Ärger -> kann verstärkt werden durch Gefühl, dass der Status oder Kontrolle durch die Tat bedroht
- Bestrafung mindert Bedrohung -> korrigiert symbolische Machtverhältnisse
Inwiefern beeinflusst die Erwartung emotionaler Belohnung das Bedürfnis nach retributiver Bestrafung, und welche Erkenntnisse liefert die Forschung dazu?
- Bedürfnis nach retributiver Bestrafung oft mit Erwartung einer emotionalen Belohnung verbunden
- Bestrafung als emotionale Befriedigung:
- Studien zeigen, dass Menschen oft erwarten, durch die Bestrafung emotional erleichtert zu werden
- Erleichterung tritt nicht immer ein -> kann negative Gefühle verstärken, wenn der Täter keine Einsicht zeigt
- retributive Strafen nicht allein durch den Wunsch nach emotionaler Befriedigung motiviert
Welche symbolischen bzw. kommunikativen Rollen können Strafen erfüllen?
- symbolische Bedeutung
- signalisieren Gesellschaft und Täter, dass bestimmte Handlungen inakzeptabel sind
- bestätigen moralische Werte
- stärken Vertrauen in soziale Normen
- können Täter die Unrechtmäßigkeit seines Handelns verdeutlichen und ihn zur Verhaltensänderung motivieren
- Wiederherstellung des sozialen Gleichgewichts
- gestörte Macht- und Statusverhältnisse werden wiederhergestellt
- Regelbruch -> symbolische Herabsetzung der Rechte und des Status des Opfers -> Bestrafung gleicht Gefühl der Ungerechtigkeit aus
- Signalwirkung an die Gemeinschaft
- sichtbare Sanktionierung stärkt den Zusammenhalt der Gruppe, da sie die Gültigkeit der gemeinsamen Werte und Regeln bestätigt
- Lern- und Erziehungsfunktion
- kommunikative Rolle gegenüber den Tätern: kann dazu beitragen, das zukünftige Verhalten der Täter zu beeinflussen, indem sie die Konsequenzen + moralische Verstöße ihres Handelns erkennen
Was ist die Grundannahme der System Justification Theory (SJT)?
Die SJT postuliert, dass Menschen motiviert sind, das bestehende soziale, wirtschaftliche und politische System zu rechtfertigen, zu verteidigen und zu unterstützen, unabhängig davon, ob sie von diesem System profitieren oder benachteiligt werden. Diese Motivation kann bewusst oder unbewusst sein und dient der Aufrechterhaltung des Status quo.
Welche drei Bedürfnisse erfüllt die System Justification Theory?
- grundlegende epistemische Bedürfnisse nach Konsistenz, Gewissheit und Sinn (Unsicherheitsminimierung)
- existenzielle Bedürfnisse: Gefahrenkontrolle; zur Bewältigung von Bedrohung und Leid (distress)
- beziehungsbezogene (relational) Bedürfnisse, - soziale Koordination, um soziale Beziehungen zu koordinieren und eine gemeinsame Realität mit anderen zu erreichen
- gemeinsam: Kontrolle
Wie beeinflussen Bedrohungen das Systemrechtfertigungsverhalten?
- Motivation zur Systemrechtfertigung wird erhöht, wenn:
- der Status quo als unvermeidlich oder unausweichlich wahrgenommen wird
- der Status quo kritisiert, herausgefordert oder bedroht wird
- sich das Individuum vom System oder seinen Repräsentanten abhängig oder kontrolliert fühlt
- sozialer Wandel wird abgelehnt, wenn es als Bedrohung für Status quo angesehen wird
- anderere Einflüsse
- uncertainty avoidance
- intolerance of ambiguity
- personal needs for order, structure and closure
- perceptions of a dangerous world and death anxiety
- openness to new experience
Wie verhalten sich Eigen- sowie Gruppenmotive im Verhältnis zu den Motiven der SJT abhängig vom eigenen Gruppenstatus?
- privilegierter Gruppen (durch den Status quo begünstigt): Systemrechtfertigung im Einklang mit den Motiven der Ich- und Gruppenrechtfertigung (ego and group justification) -> positiv mit Selbstwertgefühl, der Bevorzugung in der Eigengruppe und dem langfristigen psychischen Wohlbefinden verbunden
- benachteiligter Gruppen (durch den Status quo benachteiligt): System-rechtfertigung im Konflikt mit Ego- und Gruppenrechtfertigungsmotiven -> negativ mit dem Selbstwertgefühl, der Bevorzugung in der Eigengruppe und dem langfristigen psychischen Wohlbefinden verbunden
Wie unterscheiden sich die wahrgenommenen von den tatsächlichen Niveaus der Ungleichheit in westlichen Gesellschaften?
- Aktuelle Evidenz zeigt, dass Menschen auf der ganzen Welt eine inkorrekte Wahrnehmung der wirklichen Niveaus von Ungleichheit haben
- Frankreich: überschätzt, USA unterschätzt, Norwegen: ziemlich akkurat
- Nicht nur Falschwahrnehmung der Ungleichheit sondern auch der Veränderung solcher über Zeit
Welche Faktoren beeinflussen die Wahrnehmung von Ungleichheit?
- Umfeld: eher Frage „wie ist die Ungleichheit in meinem Umfeld“ wird beantwortet (gesellschaftliche Stellung in lokaler Gemeinschaft sagt Wahrnehmung von Ungleichheit auf Länderebene voraus)
- Medienberichterstattung: immer intensivere Berichterstattung über Ungleichheit beeinflusst mit zunehmender Zeit die Wahrnehmung erhöhter sozialer Ungerechtigkeit; konkrete einmalige Berichterstattungen über Ungleichheit hat in den meisten Medien nur kurzfristige vorübergehende Auswirkungen auf Sorgen bzgl. wirtschaftliche Belange
- Akzeptanz von Hierarchien: man nimmt weniger wahrscheinlich Ungleichheit zwischen Gruppen wahr
- Überzeugungen bzgl. der Rolle der persönlichen Entscheidung bei Ergebnissen: Verdienst oder Glück; Glauben in Wahl und Verdienst haben erhebliche Auswirkungen auf die Billigung und Aufrechterhaltung von Ungleichheit
Wie beeinflussen Wahrnehmungen von Ungleichheit die politischen Präferenzen und das Verhalten der Menschen?
- Wahrgenommene Ungleichheit hat Zusammenhang mit Unterstützung für Umverteilung
- Korrektur falscher Wahrnehmung verändert Überzeugungen und Präferenzen für Umverteilung (eigennützige Art und Weise)
1.Reicher als man dachte: weniger Umverteilung + konservativ
2.Ärmer als man dachte: mehr Umverteilung und liberaler
- Die Konfrontation mit Ungleichheit kann emotional erregend sein
- Sichtbare Ungleichheit motiviert Menschen nicht immer zu Handlungen, um diese zu verringern -> Anwesenheit einer armen Person verringert Präferenz für Umverteilung
Wie definiert der Text Social Dominance Orientation (SDO), und welche Merkmale zeichnen Personen mit hohen und niedrigen Werten aus?
- Social Dominance Orientation (SDO): individuelle Neigung, soziale Hierarchien zu befürworten oder abzulehnen; misst, inwieweit Menschen Ungleichheit zwischen sozialen Gruppen akzeptieren oder bekämpfen möchten
- Hohe SDO-Werte:
- Befürworten Hierarchien und soziale Ungleichheit.
- Unterstützen ideologische Überzeugungen und Praktiken, die Gruppenungleichheiten verstärken (z. B. Stereotypisierung und Diskriminierung).
- Zeigen weniger Empathie gegenüber benachteiligten Gruppen und erkennen Diskriminierung seltener an.
- (Anti-Egalitarismus: Präferenz, dass soziale Gruppen hierarchisch organisiert sind, wobei manche Gruppen mehr Macht, höheren Status und mehr Ressourcen besitzen als andere)
- Niedrige SDO-Werte:
- Fördern die Reduzierung von Ungleichheiten zwischen sozialen Gruppen.
- Unterstützen Ideologien, die Hierarchien schwächen und soziale Gleichheit fördern.
- Reagieren sensibler auf Ungerechtigkeiten gegenüber benachteiligten Gruppen.
- (Egalitarismus= ideologische Bestrebung nach sozialer Gerechtigkeit, (Chancen)Gleichheit und Gleichberechtigung)
Zwischen welchen zwei Motivationen bezüglich Hierarchien unterscheidet die SDO-Theorie? Beschreibe sie.
- Hierarchie-erhöhende Motivation:
- Ziel ist es, bestehende soziale Hierarchien zu stärken und Ungleichheiten zwischen Gruppen aufrechtzuerhalten.
- Menschen mit hohen SDO-Werten unterstützen oft Systeme, die Dominanz privilegierter Gruppen sichern.
- Hierarchie-senkende Motivation:
- Ziel ist es, soziale Gleichheit zu fördern und die Machtunterschiede zwischen Gruppen zu verringern.
- Menschen mit niedrigen SDO-Werten engagieren sich für soziale Gerechtigkeit und die Stärkung marginalisierter Gruppen
Welche vier Arten Ungerechtigkeiten beschreibt Deutsch in Bezug auf die Gerechtigkeitswahrnehmung von Verteilungsentscheidungen?
- Ungerechtigkeit der Werte: Die zugrunde liegenden Werte einer Verteilung werden als unfair empfunden, beispielsweise wenn Belohnungen nach Anstrengung statt nach Bedürfnis verteilt werden.
- Ungerechtigkeit der Regeln: Die Regeln zur Umsetzung von Werten können als unfair wahrgenommen werden, z. B. wenn die Anstrengung eines Schülers an der Länge einer Arbeit statt an der zugrunde liegenden Recherche gemessen wird.
- Ungerechtigkeit der Umsetzung: Auch wenn Werte und Regeln akzeptiert werden, kann ihre konkrete Umsetzung Ungerechtigkeit hervorrufen, etwa wenn ein Lehrer bevorzugt Schüler besser bewertet, die elterliche Unterstützung hatten.
- Ungerechtigkeit der Entscheidungsverfahren: Entscheidungen über Werte, Regeln oder deren Umsetzung können als ungerecht wahrgenommen werden, wenn sie ohne legitime Beteiligung getroffen werden.
Nenne und erkläre die 3 Prinzipien der Gerechtigkeit, die nach Deutsch zur Verteilung von Ressourcen verwendet werden können.
- Equity (Gerechtigkeit durch Leistung): Ressourcen werden proportional zu den Beiträgen oder Fähigkeiten einer Person verteilt, um maximale Effizienz zu fördern.
- Equality (Gleichheit): Ressourcen werden gleichmäßig verteilt, um soziale Harmonie und gegenseitigen Respekt zu fördern.
- Need (Bedürfnis): Ressourcen werden basierend auf den individuellen Bedürfnissen verteilt, um persönliches Wohlergehen und Entwicklung zu unterstützen.
Erläutere anhand von Beispielen, unter welchen Bedingungen das jeweilige Prinzip (equity/equality/need) dominiert.
- Equity dominiert in wirtschaftlich orientierten Kooperationen, bei denen Effizienz und Produktivität im Vordergrund stehen. Beispiel: In einem Unternehmen erhalten Mitarbeiter Gehälter basierend auf ihrer Leistung und ihrem Beitrag zur Organisation.
- Equality dominiert in sozial orientierten Beziehungen, bei denen der Erhalt angenehmer sozialer Beziehungen das Ziel ist. Beispiel: Eine Gruppe von Freunden teilt die Restaurantrechnung gleichmäßig, um Konflikte zu vermeiden.
- Need dominiert in fürsorgeorientierten Beziehungen, bei denen persönliches Wohlergehen und Entwicklung wichtig sind. Beispiel: Innerhalb einer Familie werden mehr Ressourcen für ein krankes Kind bereitgestellt als für ein gesundes.
Was ist der Unterschied zwischen direkter und indirekter Reziprozität?
- Direkte Reziprozität basiert auf einem Austausch zwischen denselben Personen: „Du hilfst mir, und ich helfe dir.“
- Indirekte Reziprozität funktioniert durch eine größere soziale Dynamik: „Du hilfst mir, und jemand anderes hilft dir.“ Hier spielt die Reputation eine zentrale Rolle, da andere auf Basis der beobachteten Handlungen entscheiden, ob sie helfen oder nicht.
Erkläre was man unter „upstream“ und „downstream“ Reziprozität versteht anhand eines Beispiels.
- Upstream-Reziprozität: Hier reagiert eine Person, die Hilfe erhalten hat, indem sie einem anderen hilft. Beispiel: Person A hilft Person B, und B fühlt sich motiviert, Person C zu helfen.
- Downstream-Reziprozität: Eine Person erhält Hilfe basierend auf ihrer Reputation. Beispiel: Person A hilft Person B. Aufgrund von As Reputationsgewinn hilft später Person C Person A.
Welche experimentellen Ansätze werden verwendet, um indirekte Reziprozität zu untersuchen?
- Spieltheoretische Experimente: Spieler agieren anonym und können entscheiden, ob sie einer anderen Person Ressourcen geben. Ihre Entscheidungen basieren oft auf der Reputation des Empfängers. Bestrafung ist auch möglich. Bsp.: Public Goods Dilemma, prisoners Dilemma, Ultimatum/Dictator Game.
- Image-Scoring-Modelle: Teilnehmer erhalten Informationen über das Verhalten anderer in vorherigen Interaktionen, um die Entscheidungsgrundlage zu schaffen.
- Variationen in den Parametern: Faktoren wie Kosten-Nutzen-Verhältnis, Verfügbarkeit von Informationen oder Gruppengröße werden angepasst, um unterschiedliche Dynamiken der Reziprozität zu analysieren.
Welche vier zentralen Behauptungen stellt die Moral Foundations Theory (MFT) auf?
- Nativismus: Die moralische Psyche ist nicht ein unbeschriebenes Blatt, sondern wird durch evolutionäre Prozesse vorstrukturiert, als „erster Entwurf“ der moralischen Psyche.
- Kulturelles Lernen: Dieser Entwurf wird durch kulturelle und soziale Erfahrungen weiterentwickelt und angepasst.
- Intuitionismus: Moralische Urteile basieren primär auf intuitiven, schnellen, automatischen Prozessen, nicht auf bewussten Überlegungen.
- Pluralismus: Es gibt mehrere psychologische Grundlagen der Moral, die durch unterschiedliche soziale Herausforderungen im Laufe der Evolution entstanden sind.
Erkläre die fünf ursprünglichen Moral Foundations.
- Care/Harm (Fürsorge/Schaden): Entwickelt aus der Notwendigkeit, Kinder zu schützen, und zeigt sich in Empathie und Mitgefühl.
- Fairness/Cheating (Fairness/Betrug): Basierend auf gegenseitigem Altruismus und der Überwachung von Gerechtigkeit und Gleichheit in sozialen Interaktionen.
- Loyalty/Betrayal (Loyalität/Verrat): Unterstützt Gruppenbildung und Zusammenhalt, indem es Loyalität fördert und Verräter bestraft.
- Authority/Subversion (Autorität/Untergrabung): Entwickelt aus Hierarchien in sozialen Gruppen und fördert Respekt vor legitimen Autoritäten.
- Purity/Degradation (Reinheit/Degradation): Schutz vor Kontamination durch Pathogene, generalisiert auf moralische und soziale Reinheit.
Was ist die Rolle von „Intuitionen“ in der MFT, und wie hängen sie mit moralischen Urteilen zusammen?
Moralische Intuitionen sind schnelle, automatische und intuitive Reaktionen (System 1), die den Großteil der moralischen Urteile bestimmen. Bewusste, rationale Überlegungen (System 2) folgen oft erst im Nachhinein, um diese intuitiven Urteile zu rechtfertigen oder zu kommunizieren. Intuitionen sind somit zentral für die Entstehung und Erklärung moralischer Urteile.
Welche Kritik übt Gray an der Moral Foundations Theory (MFT) und wie wird diese Kritik im Text beantwortet?
- Kritik: Gray schlägt vor, dass alle moralischen Urteile letztlich auf die Wahrnehmung von „Harm“ (Schaden) zurückzuführen sind (Dyadic Morality Theory). Er argumentiert, dass andere moralische Dimensionen lediglich Variationen von Schaden sind.
- Antwort der MFT: Die MFT anerkennt, dass „Harm“ zentral ist, lehnt jedoch die Reduktion aller Moral auf Schaden ab. Studien zeigen, dass unterschiedliche moralische Dimensionen (z. B. Reinheit) eigenständige kognitive und emotionale Prozesse haben, die sich nicht allein durch „Harm“ erklären lassen. Die MFT bleibt bei ihrem pluralistischen Ansatz, der die Vielfalt moralischer Urteile besser erklärt.
Wie definieren die Autorinnen "Zuschreibung zu Diskriminierung"? Welche zwei wesentlichen Komponenten müssen erfüllt sein, um von Diskriminierung zu sprechen?
- Soziale Identität oder Gruppenmitgliedschaft als Ursache: Behandlung beruht auf der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe
- Ungerechtigkeit: Behandlung wird als unverdient und ungerecht beurteilt
- beide Komponenten müssen erfüllt sein, damit ein Ereignis als Diskriminierung wahrgenommen wird; negative Behandlung allein reicht nicht aus, wenn sie nicht mit einer sozialen Kategorie verknüpft und als ungerecht betrachtet wird
Nennt und erklärt unterscheidbare Faktoren, die die Zuschreibung zu Diskriminierung beeinflussen können.
- Merkmale des Eregnisses:
- Prototypisch
- absichtlich und schädlich
- Negative Ereignisse werden eher als diskriminierend wahrgenommen
- Situative Faktoren:
- Salienz von Gruppenmitgliedschaft oder Ungerechtigkeit: Wenn Gruppenmerkmale oder Hinweise auf Vorurteile hervorgehoben werden, steigt die Wahrnehmung von Diskriminierung.
- Soziale Vergleiche: Diskriminierung wird deutlicher wahrgenommen, wenn Vergleichsinformationen verfügbar sind, die die Ungleichheit aufzeigen.
- Individuelle Faktoren:
- Affect: Menschen in negativer Stimmung sehen eher Diskriminierung als solche in positiver Stimmung.
- Stigma-Bewusstsein: Personen mit höherer Sensibilität für Stereotype oder Ablehnung erkennen Diskriminierung häufiger.
- Gruppenidentifikation: Eine stärkere Identifikation mit der eigenen Gruppe führt zu einer erhöhten Wahrnehmung von Diskriminierung.
- Glaube an Statusrechtfertigung: Personen, die an die Legitimität sozialer Hierarchien glauben, neigen dazu, Diskriminierung weniger wahrzunehmen.
Beschreibe die Motivationen, die hinter der Minimierung und hinter der Vigilanz gegenüber Diskriminierung stecken könnten.
- Minimierung
- Menschen wollen sich selbst nicht als Opfer und andere als die „Bösen“ labeln
- Bedenken hinsichtlich der Selbstdarstellung -> Menschen, die Diskriminierung ankreiden werden oft als Unruhestifter oder Jammerlappen gesehen; man will keinen negativen Eindruck machen
- Situationen, die Selbstdarstellungsbedenken salient machen, bringen Personen dazu Diskriminierung als Grund ihrer Ergebnisse zu minimieren
- Wille etwas Diskriminierung zuzuschreiben, variiert je nach „sozialen Kosten“
- Angst vor sozialer Bestrafung
- Bedürfnis dazuzugehören -> Gegenteil bei Wahrnehmung von Gruppendiskriminierung; evtl. trägt es da zu Zusammengehörigkeitsgefühl bei
- Selbstwert (Angst vor Kontrollverlust) – Motiv bei dominanten Gruppen -> Bedürfnis sich selbst als vorurteilsfrei zu sehen
- System Justification
- Vigilanz (= man überattribuiert Situationen auf Diskriminierung/Vorurteil; hypersensitiv für cues; Mitglieder von chronisch unterdrückten gruppen tendieren eher dazu zu sagen, dass Opfer von Diskriminierung)
- Selbsterhaltung – Vigilanz ist sehr adaptiv in einem feindseligen oder lebensbedrohlichen sozialen Umfeld (false alarm weniger gefährlich als miss) -> vor Schaden beschützen
- Selbstwertschutz – negative Ergebnisse eher auf Vorurteile andere attribuieren als auf internale Faktoren kann Selbstwert vor negativen Ereignissen und Nachteil schützen
- Schutz des Status
- Diskriminierungsbewusstsein: als
Was versteht man unter dem Prototyp der Diskriminierung und wie wirkt er auf die Wahrnehmung von Diskriminierung?
- Prototyp der Diskriminierung beschreibt typische Erwartungen, wie Diskriminierung aussieht
- Intergruppencharakter: Diskriminierung wird typischerweise als Handlung zwischen Mitgliedern verschiedener Gruppen angesehen.
- Status-Asymmetrie: Diskriminierung wird häufiger wahrgenommen, wenn der Täter einer höheren Statusgruppe angehört als das Opfer.
- Unkontrollierbarkeit: Diskriminierung wird stärker wahrgenommen, wenn das betroffene Merkmal als außerhalb der Kontrolle der Person gesehen wird (z. B. Geschlecht).
- Wirkung auf die Wahrnehmung:
- Diskriminierung, die nicht dem Prototyp entspricht (z. B. innerhalb derselben Gruppe oder unbeabsichtigt), wird weniger wahrscheinlich als solche erkannt.
- Nicht-prototypische Diskriminierung erfordert oft mehr Beweise, um als solche wahrgenommen zu werden, selbst wenn objektiv Ungerechtigkeit vorliegt.
Welche vier grundlegenden Eigenschaften charakterisieren Schuld als moralisches Urteil?
- Kognitiv und sozial: Schuld umfasst sowohl eine private, kognitive Bewertung (das innere Urteil) als auch eine soziale Dimension, bei der das Urteil nach außen ausgedrückt wird. (beeinflussen sich gegenseitig)
- Regulation des sozialen Verhaltens: Schuld dient dazu, das Verhalten der Individuen in einer Gemeinschaft in Einklang mit gemeinsamen Normen zu bringen und somit soziale Beziehungen zu erhalten
- Abhängigkeit von sozialer Kognition: Die Beurteilung von Schuld erfordert komplexe soziale kognitive Prozesse, insbesondere das Verstehen von Absichten und mentalen Zuständen einer anderen Person
- Notwendigkeit einer Rechtfertigung: Schuldurteile verlangen Begründungen, um legitim und akzeptabel zu sein; unterscheidet Schuld von rein emotionalen oder impulsiven Reaktionen.
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