Empirische Sozialforschung
Kapitel 1-4
Kapitel 1-4
Kartei Details
Karten | 38 |
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Sprache | Deutsch |
Kategorie | Allgemeinbildung |
Stufe | Universität |
Erstellt / Aktualisiert | 17.04.2021 / 22.05.2022 |
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Anforderungen an Hypothesen (zur Falsifikation)
• Widerspruchsfreiheit
• Hoher Informationsgehalt
• Klar und präzise
• Keine Schlupflöcher
• Empirisch testbar
Was ist die Analyseeinheit?
Merkmalsträger
Abgeleitet aus Hypothese, Basis für Messung
• Mikro: Individualebene (individuelle Merkmale)
• Meso: Mittlere Ebene (kollektive Merkmale), z.B. Haushalt, Familie, Arbeitsgruppe, Betrieb
• Makro: Übergeordnete Ebene (kollektive Merkmale) z.B. Land, Wirtschaftssystem, Wohlfahrtsstaatsregime
Was ist eine Variable?
Merkmal, Merkmalsdimension
Definition
Merkmal oder Eigenschaft von Personen, Gruppen, Organisationen oder anderen Merkmalsträgern (AD 116)
z.B. Geschlecht, Alter, Bildung, Einkommen, Miethöhe, Geschwisterzahl, Betriebsgrösse, Betriebsgewinn
Kennzeichen
Bezug auf Person, Gruppe, Organisation, usw. und variierend in mindestens zwei Ausprägungen,
Bezug zur Hypothese
Unabhängige Variable: logisch vorgeordnet, „Ursache“ Abhängige Variable: logisch nachgeordnet, „Wirkung“
Was sind Werte?
Merkmalsausprägungen, Variablenwerte, Kategorien
Definition
Ausprägungen von Merkmalen oder Eigenschaften von Personen, Gruppen, Organisationen, usw.
z.B. Weiblich, 30 Jahre, Akademikerin, 5.000 CHF/Monat, zwei Geschwister, fünf Mitarbeitende, 3 Mio CHF/Jahr
Kennzeichen
Kontinuierlich (stetig) vs. diskret (dichotom, polytom) (ausführlich in Sitzung „Messung, Skalen, Indizes“)
Anforderungen
Disjunkt und erschöpfend
(ausführlich in Sitzung „Fehlerquellen und Grundregeln“)
Welche Schritte gehören zur Problemformulierung?
• Forschungsidee (z.B. aktuelle Kontroversen, neue Theorie, ...)
• Forschungsstand (Was wissen wir bereits? Forschungslücken?)
• Forschungsproblem: Was genau möchte man wissen?
• Forschungsziel:
. Exploration
. Deskription
. Hypothesenprüfung
. Evaluation
Was kann bei der Problemformulierung schief gehen?
Unausgegorene Forschungsidee
Forschungsproblem bereits gut erforscht (Forschungsstand nicht erschlossen)
Kein klar umrissenes Forschungsproblem
Forschungsproblem erfordert anderes Forschungsziel
Was passiert bei der Untersuchungsplanung?
• Festlegung des Erhebungsinstruments (z.B. Fragebogen)
• Festlegung des Forschungsdesigns
Untersuchungsebene (Mikro-Meso-Makro)
Zeithorizont (Quer-/Längsschnitt, Trend, Panel, Kohortenstudie)
• Festlegung von Stichprobentyp und -grösse (z.B. Quote)
• Einstellung von Mitarbeitenden
• Erstellung des Erhebungsinstruments
• Design (Schwerpunkte)
• Operationalisierungen (von Theorie zu Empirie)
- Variablengenerierungen (Frageformulierungen)
- Wertegenerierungen (Skalen)
- Filterführung
• Pretest(s)
Was kann bei der Untersuchungsplanung schief gehen?
• Kein klares Forschungsdesign, Stichprobe, Erhebungsverfahren
• Fehler bei Forschungsdesign in Bezug auf Forschungsfrage
• Fehler bei Stichprobe und Erhebungsverfahren (z.B. Zufallsstichprobe über Gesamtbevölkerung -> Fallzahlprobleme bei alten Männern)
• Ungenaue oder falsche Vorstellungen über Zeit-, Geld- und Personalbedarf
• Antrag wird abgelehnt
• Qualifizierte Mitarbeitende nicht verfügbar; Fehler bei Einstellungen
• 1000 Operationalisierungsfehler (z.B. Fragen, Werte, Listen, Missings)
• Filterfehler
• Wichtige Fragen fallen Ressourcenlimit zum Opfer (Fragebogenumfang)
• Probleme bei Kooperation mit Erhebungsinstitutionen
Was passiert bei der Datenerhebung?
• Feldarbeit:
Befragung / Experiment / Inhaltsanalyse / Beobachtung
• Befragung (persönlich, telephonisch, schriftlich):
Schulung Interviewer*innen, Kontakt mit Befragungsinstitut
Was kann schief laufen bei der Datenerhebung?
• Fehler des Befragungsinstituts (z.B. Auswahl Mitarbeitende, Fallauswahl, Fälschungen)
• Interview-/Versuchsleitungseffekte
Was passiert bei der Datenauswertung?
A: Datenaufbereitung--> Datenerfassung I (Einlesen und Abspeichern der Rohdaten; Rechteckfile), Fehlerkontrolle, Fehlerbereinigung, Fehlerdokumentation
B: Analyse--> Umformung und Neubildung von Variablen und Werten, Statistische Analyse von Verteilungen und Zusammenhängen (univariat, bivariat, multivariat: Frequencies, Kreuztabellen, multivariate Statistik
Was kann schief gehen bei der A: Datenaufbereitung?
• Einlese- und Vercodungsfehler, Tippfehler
• Fehlerhafte Angaben werden nicht entdeckt
• Verschlimmbesserung (z.B. automat. ‚Fehler’behebung korrekter Werte)
Was kann schief gehen bei der B: Analyse?
• Forschungsfragen mit gewonnenen Daten nicht beantwortbar
• Programmierfehler (z.B. bei Personenauswahl und Operationalisierungen)
• Falsche/unangemessene statistische Verfahren
• Interpretationsfehler (z.B. Scheinkorrelation; Störche und Kindergeburt)
Was passiert bei der Berichterstattung?
• Abschlussbericht (z.B. getrennt nach Daten- und Analyseband)
• Vorträge (Kolloquien, Tagungen, Konferenzen im In-/Ausland)
• Bücher und Artikel
• Qualifizierungsarbeiten der Projektmitarbeitenden
• Interviews und Pressekonferenz
• Zeitungsartikel
• Datenweitergabe
Was kann bei der Berichterstattung schief gehen?
• Mitarbeitende springen ab vor Abschlussbericht
• Unangemessene Auswahl der Befunde
• Unangemessene Zielgruppe
• Fehlerhafte Darstellungen („So lügt man mit Statistik“)
• Diskrepanz zwischen Medien und Wissenschaft
• Keine oder sehr späte Datenweitergabe
Beispiele empirischer Sozialforschung
Soziologie: Einkommensungleichheit, soziale Mobilität, Geburt, Heirat, Scheidung
Politologie: Wahlforschung, Vertrauen in polit. System, analyse von Parteiprogrammen
Kommunikationswissenschaft: Mediennutzung, Medienresonanzanalyse
Ökonomie: Marktforschung
Recht: Anklagen, Verurteilungen
Geschichte: inhaltsanalyse historischer Texte
usw.
Definition empirischer Sozialforschung:
"ESF ist die system. Erfassung und Deutung sozialer Erscheinungen"
"ESF sucht nach Erkenntnissen durch system. Auswertung von Erfahrungen"
Ziele empirischer Sozialforschung:
- Exploration
- Deskription
- Hypothesenprüfung
- Evaluation
Werturteil:
Probleme bei Einfliessung der Wertvorstellungen?
1. Relevanzproblem bei Forschungsthema
2. Auftragsforschung
3. Datengewinnung (Versuchsleitungseffekt, Fälschung)
4. Datendarstellung
5. Interpretation und Bewertung der Befunde
Umgang mit den Problemen:
Sensibilität bei Planung, Durchführung und Interpretation empirischer Forschung
Forschungsethik
Persönlichkeitsschutz, Datenschutz
Kontrolle, u.a. durch Scientific Community
Dokumentation und Transparenz
Trennung „Bericht und Kommentar“
Methodenkompetenz
Kennzeichen einer Forschungsfrage:
- konkrete Problemstellungen, die sich unter Rückgriff auf Theorien bearbeiten lassen (hypothesengeleitet)
- Forschungsfragen ohne Theoriebezug z.b. explorative oder deskriptive Forschung
Entwicklung einer Forschungsfrage:
Von allgemeinem Forschungsinteresse zu präziser Forschungsfrage
--> Sichtung der Literatur
- Forschungsstand/-lücken
- Theorien, Ansätze, Modelle, Hypothesen
Bsp. aus Forschungspraxis:
"wer verdient mehr?"--> zu allgemein
"wieso erhalten Arbeitskräfte mit gleicher Qualifikation unterschiedliche Arbeitseinkommen?“ --> spezifischer
Theorie, Kennzeichen:
„Schillerndes Allerlei“:
Zukunftsszenarien, sozialphilosophische Entwürfe, mathematische Modelle, Aussagen über empirisch beobachtbare Zusammenhänge, ... (AD 141)
--> Ansatz (approach), Konzept, (Welt)Bild, Entwurf, Idee, ...
Theorie, Definition:
Menge miteinander verknüpfter Aussagen, von denen sich eine nicht leere Teilmenge auf empirisch prüfbare Zusammenhänge bezieht
Bestandteile:
- Grundannahmen: • zentrale Hypothesen über Zusammenhänge (empirisch meist nur schwer prüfbar)
• Definition der grundlegenden Begriffe
Aus Grundannahmen abgeleitete Hypothesen, sowie Regelen zur Messung der Variablen
Definition von Begriffen:
• Konventionen über die Verwendung eines Begriffs
Weder wahr noch falsch, kein empirischer Gehalt, sollten präzise und zweckmässig für Forschungsziel sein
Beispiel: Arbeitslosenquote
• Bei vergleichenden Studien oder Vergleich von Studien: Prüfung auf Übereinstimmung
Beispiel: Arbeitslosigkeit in verschiedenen Ländern
Nenne Beispiele für Theorien: (allgemeine und spezielle)
allgemeine:
- kritische Theorie
- modernisierungstheorie
- Systemtheorie
- Strukturfunktionalismus
- Theorie des kommunikativen Handelns
- Rational Choice theorie
spezielle:
- Humankapitaltheorie
- Job Competition theory
- Economic segmentation Theory
Was ist die Segmentationstheorie?
Der Gesamtarbeitsmarkt ist in verschiedene Teilarbeitsmärkte aufgeteilt, die ihre eigenen Regeln und Gesetzmässigkeiten ausgebildet haben.
Je nach Segmentzugehörigkeit existieren für ähnlich qualifizierte Arbeitskräfte stark unterschiedliche Arbeitsmarktbedingungen.
Modell; Kennzeichen
Ziel von Theorien: Erkenntnisgewinn durch Reduktion von Komplexität in der gesellschaftlichen Wirklichkeit („soziale Landkarte“)
Präzisierung der Zusammenhänge erforderlich: Komplexität von (wachsenden) Theoriegebäuden Modell als Zwischenschritt von Theorie zu Empirie
Verdeutlichung: Modelle mit den wesentlichen Aussagen und Beziehungen: Grafisch bzw. mathematisch
Realität und Theorie:
- Die Empirie untersucht, ob die Karikatur ein Abbild der Realität ist, in dem Fall
- wir haben hier die Idee, die Realität ist ein komplexes, vages Gebilde
- es wird gearbeitet am Haus, ein Theoriegebäude entsteht, sie macht ein Abbild
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